pressestimmen zum peer-album "lieder, um sie auf das ende eines mixtapes zu machen" (libudarecords 2005)


"Wer kennt das nicht? Man nimmt ein Mixtape auf, legt sich die Lieder zurecht, und dann erreicht man das Ende der Seite, und es kommt nur diese peinliche Stille, die man doch auch in Gesprächen zu vermeiden sucht. Und man kann nichts tun, kein Lied, das zeitlich passen würde, um diese Minute(n), diese Sekunden zu überbrücken. Aber wie der Titel dieses Werkes schon verspricht: Hier kriegt man die Lieder, um genau diese Leere zu füllen. Man kommt nicht umhin, das fabelhafte Artwork zu erwähnen, das aus einem sehr charmanten, aus einem kleinen Versandpäckchen geschusterten Digipack besteht. Hinzu kommen ein Textblatt auf milchig durchsichtigem Papier und eine Playlist, die nochmals nach den Zeiten geordnet ist, was ganz dem Zweck der CD entspricht. So blickt man einmal auf seinen Kassettenrecorder, merkt, dass man nur noch 30 Sekunden frei hat, schaut auf die Liste und bekommt das herrliche "Julia Roberts" oder "Zu Viele Gedanken" vorgeschlagen. Von sieben Sekunden bis zu 4 Minuten 22 wird man hier mit Liedern mit Gesang und Piano oder Gitarre bedient. Mal Slogans, mal Wortspiel, mal Gefühl und auch Witz. Alll das wurde von Peer Göbel geschrieben, der einigen vielleicht als Kopf der Berliner Mobilé bekannt sein dürfte. So eine Platte, die trotz des durchdachten Konzepts auch einfach als Album funktioniert, muss man einfach mit einem Textzitat beschließen: "Vielleicht habe ich dich / ein wenig zu lange angesehen / und du / ein wenig zu lange geschwiegen." Keine Stille mehr." (Intro Mai 2005, Daniel Decker)


"Haben Sie schon einmal einen genialeren Titel für ein Album gehört. Ich kaum, sieht man vielleicht von "Auf dem Weg ins Kaufhaus erledigte ich noch einen Hauskauf" ab. Der Name ist natürlich Programm, alleine 15 der 27 Lieder sind unter einer Minute lang. Dabei handelt es sich nicht um unstrukturierten Kassettenfüll-Lärm (UKFL; vgl. Die Lebende Dosis 1996), sondern durchweg um durchaus formidable und sofort eingängige Gitarrenballaden mit anspruchsvollen feinen Texten wie "gimme your ablehnung / show me your kalte schulter / sei unerreichbar " oder "ich habe in letzter zeit zu viele filme / mit julia roberts gesehen / es waren zwei". Besonders gelungen: "Zärtlichkeit muss organisiert werden" - mit lässigem Pfeifen. Besonders attraktiv für dieses Magazin ist natürlich "Dosis". Absolut moderne Licedermacherlieder macht er, der PEER. Die CD glänzt mit perfektem Artwork. Pappkarton mit bedruckten Folien, alle Texte sind abgedruckt, Kassetten und Player als Piktogramme. Die CD selbst ist mit einem schlichten Stern bestückt. Ein hocherfreuliches Konzeptalbum!
Werbeslogean: "Genug gute Lieder, um jedes schlechte Mixtape komplett zu überspielen!" (Das Dosierte Leben / Reh-Zensionen 39)


"Schon eine ganze Weile zu haben (aber nicht oft genug zu empfehlen) ist dieses Album, auf dem die großen Sachen in 27 kleinen Songs zwischen 7 Sekunden und gut 4 Minuten verpackt werden. Und weil Peer klar ist, wie wichtig der letzte Song auf einem Mixtape (oder einer Mix-CD, meinetwegen) ist, singt er zu Gitarre oder Klavier immer wieder Sätze, die man Menschen, die man mag, mit auf den Weg geben möchte. Um ihnen was Wichtiges zu sagen, sie nachdenklich lachen zu lassen oder ihnen so die Idee unterzugubeln, dass es ein Homerecording-Revival und ein Ende der emotionalen Verkümmerung geben muss." (Spex 07/2005, Jan Niklas Jansen)


"Peer Göbel singt sonst bei mobilé und das macht er auch sehr gut. Doch er braucht noch mehr! "Die Zeit ist wieder reif für Konzeptalben" hört mensch ihn schreien und waffnet sich gleich, Zeter und Mordio zu schreien, denn das mit den Konzeptalbum, das ist sowieso schon lang wieder zurück und hat unsere armen Ohren mit Bands wie Mars Volta oder diesem blöden Rx Bandits Nebenprojekt beleidigt. Aber Prog is hier nix, schon viel mehr Punk, aber eher in nem übertragenen Sinn. Es geht hier um Mixtapes, sagt ja schon der Titel. 26 Miniaturen und ein Vier-Minuten-Lied hat er mit einer Gitarre und einem Klavier hier zusammengekarrt und gleich einen Zeitleistenindex dazugepackt, wo genau verzeichnet ist, wie lang welches Lied dauert (geordnet nach Dauer). Holla, eilt der hier der Dienstleistungsgesellschaft voraus? Und macht das hier sogar Sinn? Erstere Frage will eh keiner beantwortet und Zweitere is auch egal, deshalb sei sich eher die Musik zugewandt. Zum Durchhören ist das Album nicht in erster Linie konzipiert, funktioniert aber trotzdem sehr gut. Dass ein paar der Miniaturen ein wenig gleich klingen, is nich so schlimm, wir sind ja im Homerecordingumfeld (auch wenn's in nem Studio aufgenommen wurde... Naja, da hätte Homerecording doch vieeel besser gepasst, Herr Göbel) und textlich gibt's Rundumbedienung von fünftausend Winkeln raus wird die Liebe betrachtet, außerdem gibt's feine Alltagsskizzen und zwo dro schlechte Witze. Und ich schätze die Siebensekundenlieder sollen Napalm Death Zitate sein.
Fazit: Feines Stück Musik mit echt feinster Verpackung (Kartonhülle beklebt mit so durchsichtigem Papier, wenn auch noch handgemacht, dann sowieso das Beste), vielleicht für den alltäglichen Gebrauch nicht allzu geeignet, aber mit dem zusätzlichen Dienstleistungseffekt ist das alles absolut empfehlenswert. Und, hey: Das Teil kostet nur fünf Euro. Also worauf wartet ihr Flaschen? Kauft sofort! Elendige Dreckspenner."
8/10 Punkten. (purerock.de, Richard Dü)


?Peer ist einer der umtriebigsten Jungs, die ich in Berlin kenne. Wenn er nicht in seinem Buchladen sitzt, Pfeife raucht und jungen Kulturwissenschaftlern die Möglichkeiten der neuen Medien erklärt, dann ist er selber Teil einer großen und aktiven Szene. Er ist Mitherausgeber des Fanzines Soma, das in der Stadt, wegen der feinen Konzerte und Lesungen in Mitte, sehr geschätzt wird. Dann ist er auch Sänger bei Mobilé und Mitglied des so genannten Showkollektivs Kritkon, die die Idee der Comiclesung nach Berlin getragen haben. Sehr erfolgreich vertonen sie zum Beispiel die Panels von Lewis Trondheims "Herrn Hases haarsträubende Abenteuer". Und dann, ganz nebenbei wahrscheinlich, macht er auch noch alleine Musik.
Die Idee seines ersten Soloalbums durfte schon einmal jeder erfahren, der irgendwann die vielen Soma-Lesungen im Zosch in der Tucholskystraße besucht hat. Sie ist einfach wie genial. Man kennt das: Die erste Seite des Mixtapes ist fast fertig, jeder Song auf den nächsten abgestimmt. Alles soll perfekt sein, doch dann fehlen ne Minute dreißig, bis die Seite voll ist. Und man zermartert sich das Gehirn, ob die oder der Geliebte das jetzt nicht falsch versteht, von wegen zu nachdenklich und oder noch viel schlimmer.
Peer hat sich genau für diese Lücken kleine Liedchen ausgedacht. Mal mit Klavier, mal mit Gitarre, manchmal auch mit mehr Unterstützung. Er singt in sieben Sekunden, bis hin zu drei Minuten, Lückenfüller, die ihrer Aufgabe nur auf die Kapazität bezogen nachkommen müssen, denn inhaltlich wollen sie mehr sein. Die Kirsche auf dem Schlag Sahne etwa, also das letzte Stück Musik, was ins Ohr drängt, bevor die Kassette am Ende angelangt ist.
Peer schafft mit seinen 27 Liedern ebenso viele Emotionen und Momente in der Zeit. Manch einer gewöhnungsbedürftig, aber immer mit Aussage, auch wenn die gerne hinter kleinen belanglosen und dazu noch elliptischen Beobachtungen versteckt sind.
Fazit: Ein Werkzeug, das in keinem Mixtapekoffer fehlen sollte. Und dazu mit fünf Euro echt spottbillig.? (jackpot baby!, nico roicke)