aus Sporttaucher - Das offizielle Organ des Verbandes Deutscher Sporttaucher e.V.
Heft 3 . März 1997

I.Y.O.R - Das Jahr der Riffe

Prof. Dr. Hans Hass eröffnet auf der "boot" das"international year of the reef"


Die Riffe sind bedroht. Mindestens 10 % des weltweiten Bestandes sind ernsthaft geschädigt. Es ist an der Zeit dieses kundzutun und Wege zum Schutze der Riffe zu finden. Mit einem Appell gegen das hemmungslose Wachstum startet der Tauchpionier Prof. Dr. Hans Hass das internationale Aktionsjahr. Weltweit soll dieses genutzt werden, um über die kritische Situation zu informieren, die Kenntnisse zu erweitern und Lösungen zum Erhalt der "Regenwälder des Meeres" zu finden. Und ... alle dürfen mitmachen.

Startschuß auf der "boot"


22.1.97 - die offizielle Eröffnung am Tauchturm der Halle 3. Das Podium ist mit Prominenz besetzt. Neben Hans Hass mit Frau Lotte teilen sich VDST Präsident Dr. Friedrich Naglschmid, Dr. Franz Brümmer vom Förderkreis Sporttauchen und namhafte Wissenschaftler die Plätze. Zahlreiche Zuschauer und Medienvertreter lauschen den Worten derFAchleute. Selten sind sich Wissenschaftler so einig. Die Ergebnisse eines 6-jährigen Programms der Deutschen Forschungsgesellschaft decken sich mit den Aussagen internationaler Riffpezialisten: weltweit ist eine Verschlechterung der Riffe zu beobachten. Die Ursachen dafür sind u.a. zerstörerische Firschereimethoden, Bautätigkeiten und Verschmutzung der Küstengewässer, aber auch der zunehmende Tourismus und der Handel mit Riffischen und -souvenirs.


Initiative der Wissenschaft


Diesmal sind es nicht Umweltverbände, die sich dieses Brennpunktes annehmen, sondern die Wissenschaftler selbst. Sie wurden aktiv, um die von ihnen festgestellten Schäden im "Porzellanladen der Natur" bekanntzumachen. So geht das IYOR auf die Privatinitiative des amerikanischen Wissenschaftlers Prof. Ginsburg zurück. Seinem Anstoß folgte auch die deutschen Wissenschaft, deren Riff-Kapazitäten nun der Öffentlichkeit am Tauchturm zum Gespräch bereitstehen. "Riffe sind Zeugen der Vergangenheit. Gab es auch dort schon Krisen?" Mit dieser Frage leitet Dr. Naglschmid die Diskussion ein. Die Antwort vom Paläontologen Prof. Dr. Leinfelder: "Sicher, es gab Hochs und Tiefs in der Entwicklung der Riffe. Doch wir befinden uns gerade wieder in einer Periode, in der die Grundlagen für das Korallenwachstum - klares und nährstoffarmes Wasser - stark beeinträchtigt werden." Hierzu ergänzt Prof. Steiniger vom Senckenberg-Museum, daß die Riffe, neben ihrer Schutzfunktion und als Lebensraum unendlich vieler Arten, auch für die Wirtschaft von außerordentlicher Bedeutung sind, insbesondere für die Entwicklung neuer Medikamente. Daraufhin stellt Prof. Schuhmacher sein Projekt SCORE vor: künstliche Riffe als alternative Erlebnisräume für Taucher. Gleichzeitig sind diese Konstruktionen zur beschleunigten "Heilung" zerstörter Riffbereiche einsetzbar. Worauf die Diskussion zum Einfluß der Taucher auf die Riffe führt. Hier herrscht Übereinstimmung, daß bis zu 100.000 Taucher jährlich an einem Platz das Maß übersteigt. "Das kann nicht folgenlos bleiben", schimpft die Meeresbiologin und Tauchlehrerin Moshira Hassan. "Wenn die Taucher an die Natur herangeführt werden, ist aber die Bereitschaft für ein umweltgerechtes Verhalten bei allen zu finden." In diese Kerbe schlägt auch Hans Hass, der für ein kompetentes Management der Riffe und Tauchbeschränkungen plädiert: "Auch Theater haben nur ein beschränktes Sitzplatzangebot!" Seine Frau Lotte hat ein einfaches, aber wirkungsvolles Mittel gegen Schäden durch das Tauchen: Zurück zum Schnorcheln! Verbindet dies doch Sportlichkeit mit der berührungslosen Erkundung der Unterwasserwunderwelt.


Ein Jahr voller Aktionen


Informationen und Vorschläge, die stark an die Schar der Taucher gerichtet sind. Setellen sie doch "die" Lobby für die Riffe dar. Darauf setzt auch der Förderkreis Sporttauchen. Dr. Franz Brümmer, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit, rechnet auf die Mitwirkung vieler. So kann er schon jetzt auf diverse Termine für Ausstellungen und Vorträge hinweisen. Ein zentrales Projekt wird im Sommer der "Reef Check 1997" sein. Hierbei sollen Wissenschaftler zusammen mit Sporttauchern den Gesundheitszustand der Riffe weltweit erfassen. Das Internationale Jahr der Riffe" - ein Jahr zum Mitmachen für alle!

Autor: Klaus-Thorsten Tegge


Infos und Kontakte
Förderkreis Sporttauchen e.V.: Dr. Franz Brümmer, Rotebühlstr. 87a, 70178 Stuttgart, Tel. 0700-61 83 78 / Fax -61 23 23, e-mail: bruemmer@po.uni-stuttgart.de
Koordinationsgruppe IYOR Deutschland: Prof. Dr. Reinhold Leinfelder, Inst. für Geologie und Paläontologie, Universität Stuttgart, Herdweg 51, Tel. 0711-121 1339 / Fax -121 1341, e-mail: r.leinfelder@lrz.uni-muenchen.de
Aktuell im WorldWideWeb: http://www.geologie.uni-stuttgart.de/iyor
sporttaucher: IYOR-"Redaktion": Klaus-Thorsten Tegge, Lippmannstraße 58, 22769 Hamburg, Tel. & Fax: 040/439 49 14, e-mail: KTegge@aol.com


Sporttaucher 3/97


Noch ein paar Impressionen von der boot (ebenfalls aus Sporttaucher 3/97:
Geschenkübergabe Riffuhr - Von links:Dr.Gettmann (Direktor Löbbecke Museum), Claus Wilkens (Förderkreis Sporttauchen), Prof. Dr. Hans Hass (78. Geburtstag)
von links nach rechts: Dr. Franz Naglschmid (Präsident Verband Deutscher Sporttaucher), R. Adib (Messechef), Hans Hass, Lotte Hass
Und noch eine Diskussionsrunde zum Riffschutz:

Von links: Warini Munshi (Hepca, Ägypten), Moshira Hassan (Biologin, IYOR-Koordinierungsgruppe), Claus Wilkens (Förderkreis Sporttauchen e.V.), Gert Wörheide (Geologe, IYOR-Koordinierungsgruppe)




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Umsetzung ins html-Format durch Reinhold Leinfelder, 6.3.1997
letzte Änderungen am 16.3.97 durch R.L.


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