Multi Media und Tele Learning
Das Buch zur CD - herausgegeben von Ralf Schwarzer
Frankfurt: Campus, 1998.

Inhaltsverzeichnis mit Zusammenfassungen

 

 

Ralf Schwarzer
Einleitung: Telelernen mit Multimedia in der Informationsgesellschaft

Der Einzug neuer Medien eröffnet ungeahnte Möglichkeiten, um Arbeit und Bildung effektiver zu organisieren. Man kann wesentliche Teile des Lernens aus den bisherigen Lernkontexten herausnehmen und im Hinblick auf Zeit und Ort flexibel gestalten. Dadurch kann man das Lernen so einrichten, daß die richtigen Inhalte zur richtigen Zeit auf Abruf bereitstehen. Der folgende Beitrag beleuchtet diese Möglichkeiten sowie die vielfältigen Konsequenzen, die sich daraus ergeben. So läßt sich zum Beispiel arbeitsplatznahes Lernen effektiv realisieren. Zugleich eröffnen sich in didaktischer Hinsicht wegweisende Perspektiven, wenn man bedenkt, daß Lernen aktiv und interaktiv erfolgt und in diesem Prozeß insbesondere der kompetenten Selbststeuerung des Lerners eine wichtige Rolle zukommt. Medienkompetenz wird zu einem Lehrziel und zu einer Lernvoraussetzung.

 

I. Der Ausbilder kommt durchs Telefon: Effektiveres Lernen am Arbeitsplatz


Christoph Hornung

Frank Schrödter

Taofen Wang

Elmar Borgmeier
 

Lehren und Lernen im Intranet

Die effiziente Weiterbildung der Mitarbeiter ist für viele Unternehmen zu einem Schlüsselfaktor geworden. Entsprechend hoch ist das Interesse an computerunterstützter Weiterbildung. Trotzdem hat sich Schulungssoftware in der Praxis bisher nicht im erwarteten Maße durchgesetzt. Es besteht daher die Erwartung, daß sich dies mit der Verbreitung von Inter- und Intranet-basierten Schulungskursen ändern wird. Durch Online-Zugriff und die einfache Bedienbarkeit von WWW-Browsern kann Lernen am eigenen Arbeitsplatz in sehr benutzerfreundlicher Weise realisiert werden. Dabei kommt es darauf an, durch entsprechende Gestaltung des Schulungssystems die vorhandenen Möglichkeiten des WWW um trainingsspezifische Funktionalitäten zu erweitern, um so auch aus didaktischer Sicht befriedigende Lösungen bieten zu können. In diesem Kapitel wird eine vierstufige Architektur für Intranet-basierte Schulungssysteme vorgeschlagen und die diesem Konzept entsprechende Realisierung des Fraunhofer-Institutes für Graphische Datenverarbeitung (Fh-IGD) und seiner Projektpartner dargestellt. Abschließend wird der Einsatz des Systems in einem Industrie- und einem europäischen Forschungsprojekt gezeigt.

 


Jörg Neubauer

Telelearning heute: Weltweite Distribution interaktiver Lerninhalte via Internet am Beispiel der Cabs. Technologie

In diesem Beitrag wird über ein innovatives Modell interaktiven Lernens berichtet. Das Softwareprodukt Cabs. (computer aided business simulation) ist die erste modulare Basistechnologie/Hybridanwendung, mit der interaktive Lerninhalte selbständig erstellt und weltweit über Internet, Intranet und jeden Online-Dienst zu minimalen Kosten distribuiert bzw. genutzt werden können. Anhand von multimedial gestalteten, betrieblichen Fallstudien und Tutorien können die Lernenden offline selbständig, orts- und zeitunabhängig arbeiten. Der Anwender trifft Entscheidungen in einem virtuellen Unternehmen und kann im learning-by-doing-Verfahren unmittelbar erleben, welche betriebswirtschaftlichen Auswirkungen sich daraus ergeben. Dieses Feedback, ein umfassendes Hilfeinstrumentarium sowie eine umfangreiche Auswahl an Fallstudien und Tutorien erlaubt, aus Fehlern zu lernen, Handlungsstrategien zu optimieren sowie Details oder komplexe Themen der Betriebwirtschaft schnell zu verstehen. Bei Bedarf steht eine umfangreiche Online-Plattform mit weiteren Lernmodulen, Fallstudien, Tutorien, Tools, Diskussionsforen etc. zur Verfügung. Das Programm kann konventionell oder auch im Selbst- und Fernlernverfahren eingesetzt werden. Die Technologie und hierbei insbesondere die Online-Anbindung eröffnet neuartige Anwendungen und ermöglicht Effizienzsteigerung und Kostenreduktion in der betrieblichen wie der schulischen Aus- und Weiterbildung.

 


Sabine Stehle

Geschäftsprozeßorientierte Ausbildung im virtuellen Unternehmen

Der Wandel der Industriegesellschaft zur Informationsgesellschaft ist auch eine Herausforderung für die berufliche Aus- und Weiterbildung.1 Er erfordert veränderte Qualifikationen der jetzigen und zukünftigen Arbeitnehmer und damit sowohl neue Inhalte als auch neue Organisationsformen der beruflichen Aus- und Weiterbildung. Der Beitrag zeigt, wie in der beruflichen Erstausbildung neue Inhalte, hier am Beispiel der rechnerintegrierten Fertigung, mittels einer neuen Methode, dem didaktisch gestalteten Geschäftsprozeß, umgesetzt werden können. Die Umsetzung wurde im Rahmen des Modellversuchs »Rechnerintegrierte Fertigung«2 erprobt und die erzielten Ergebnisse werden aufgezeigt. Die Ergebnisse des Modellversuchs wurden außerdem als multimediales Informationssystem auf CD-ROM dokumentiert. Dieses soll kurz vorgestellt werden. Im zweiten Schritt wird ein Konzept entwickelt, wie die Inhalte und Methoden mittels einer Vernetzung der Beteiligten der beruflichen Aus- und Weiterbildung, also Lehrer, Schüler und Institutionen, auf einen breiteren Anwenderkreis transferiert werden könnten.

 


Claudia Alsdorf Edouard Bannwart

Das virtuelle Unternehmen. Parallelisierung der Arbeit
über Virtual Reality im Netz

Virtuelle Organisationsformen ermöglichen auf der Grundlage neuer Informations- und Kommunikationstechnologien das Kommunizieren und Zusammenarbeiten über räumliche und zeitliche Grenzen hinweg. In diesem Zusammenhang gewinnt gegenwärtig die Virtual Reality-Technologie eine immer größere Bedeutung. Über die dreidimensionale, räumliche Repräsentation von Informationen und Daten, die Möglichkeit des Erlebens der eigenen Interaktion im virtuellen Raum bis hin zur Integration von Telekommunikationsdiensten bietet Virtual Reality als (Tele)Kommunikationsmedium zukünftigen virtuellen Unternehmen Hilfestellung bei der Realisierung einer flexiblen Organisationsstruktur. Der Text gibt eine Übersicht über die Möglichkeiten dieser Technologie und beschreibt erste bereits realisierte Anwendungsszenarien.

 


Hans-Rainer Nau Gerhard Wallner

Controlling und Beratung multimedial: Wie Unternehmen durch
ISDN-Telekommunikation lernen können

Dieser Beitrag beschreibt die praktischen Erfahrungen mit einem neuen Ansatz des Tele-Learning und Tele-Tutoring in der beruflichen Weiterbildung und Unternehmensberatung. Kleine und mittlere Unternehmen, die nicht über eigene Bildungseinrichtungen verfügen, profitieren von einer technisch-didaktischen Lösung, bei der bedarfsorientierte Lehr- und Beratungsprozesse verwirklicht werden. Im Zentrum der hier behandelten Projekte steht ein modernes Videokonferenzsystem, das es erlaubt, mit Betrieben an anderen Orten über die Telefonleitung in Verbindung zu treten und dort aktuelle Lernvorgänge tutoriell zu unterstützen. Die Methode des Application Sharing ermöglicht es den Interaktionspartnern sogar, gemeinsam an denselben Daten zu arbeiten. Die Evaluationsergebnisse dieser Pilotprojekte werden im folgenden diskutiert.

 

II. Revolution im Bildungswesen:
L
ife Long Learning vor dem Bildschirm


Ludwig J.Issing

Online studieren ? – Konzepte und Realisierungen auf dem Weg zu einer virtuellen Universität

Immer rascher wächst im Internet das Online-Studienangebot; von deutschen Universitäten gibt es zahlreiche solcher Angeboten, angefangen von Hochschulinformationen, ergänzenden Studientexten, Diskussionsforen bis zu umfangreichen und multimedial aufbereiteten Kursen. Eine Betrachtung von Beispielen zeigt, daß Online-Angebote vorwiegend drei Hauptfunktionen dienen: dem raschen, weltweiten Zugriff auf Informationen, der Möglichkeit zu Telekommunikation und Telekooperation sowie der Bereitstellung didaktisch aufbereiteter interaktiver Lernsoftware. Aufgrund bisheriger Erfahrungen wird erwartet, daß – von einigen Ausnahmen abgesehen (z. B. die FernUniversität als virtuelle Universität) – Online-Studienangebote nicht zum vollständigen Ersatz des Direktstudiums führen werden, sondern zu dessen Ergänzung , und daß infolge der Transparenz im Netz der internationale Wettbewerb unter den Hochschulen zu einer Umgestaltung und Qualitätsverbesserung der Studienangebote insgesamt führen wird.

 


Stefanie Fischer

Telelearning im WWW am Beispiel von Berlitz Online – der virtuellen Sprachenschule im Internet

Die Informationsgesellschaft bringt eine neue Qualität in die menschlichen Kommunikations- und Lernprozesse. Arbeiten und Lernen findet in immer globaleren Zusammenhängen statt. Der Globalisierungsprozeß gewinnt auch im Trainingssektor immer mehr an Bedeutung und macht das Erlernen von Sprachen noch wichtiger als bisher. Die Integration neuer Technologien in die Aus- und Weiterbildung schafft neue Lernumgebungen, z. B. neue Fernunterrichtsszenarien, die das Lernen effizienter und flexibler machen. Berlitz Online hat diese neuen Herausforderungen für die Aus- und Weiterbildung bereits vor Jahren erkannt und zunächst im Rahmen von Pilotprojekten der Europäischen Kommission ein völlig neues Konzept für die Aus- und Weiterbildung im Fernunterrichtsbereich entwickelt, das anschließend auch dem Trainingsmarkt zur Verfügung gestellt wurde. Das virtuelle Sprachencenter von Berlitz Online stellt die gelungene Synthese der Vorteile des Präsenzunterrichts, d. h. hohe Interaktivität, mit den Vorteilen des traditionellen Fernunterrichts, d. h. hohe zeitliche und räumliche Flexibilität, dar. In diesem virtuellen Sprachencenter sind die Teilnehmer von Ihrem Arbeitsplatz oder von zu Hause aus über ihren vernetzten PC oder über PC und Modem mit ihrem persönlichen Tutor verbunden, um einen Online-Sprachkurs zu absolvieren. Im Mittelpunkt der Sprachkurse von Berlitz Online steht aber nicht die Kommunikation Mensch-PC, sondern eine qualitative Erweiterung dieser Zweierbeziehung zu der Dreierbeziehung: Mensch-PC-Mensch, d. h. zum Prinzip der »Personalen Kommunikation«.

 


Werner Stumm

Karl Frey

Silvia Ackermann

Michael Hartmann
 


EducETH: Unterrichtsmaterial via World Wide Web

Die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) in Zürich hat ein Informationssystem EducETH aufgebaut, das über Internet öffentlich zugänglich ist (http://educeth.ethz.ch). Es richtet sich an Lehrpersonen (Lehrer und Professoren) auf dem Niveau der Sekundarstufe II und dem unteren Tertiärbereich wie Fachhochschulen oder Technikerschulen. Das Informationssystem umfasst in erster Linie Lehr-Lern-Systeme für den praktischen Einsatz, die einer ausgearbeiteten Methode folgen. Die Lehr-Lern-Systeme können nach dem Hypertextprinzip auf dem Server gesichtet und bei Bedarf kostenlos direkt vom Server bezogen werden. Ein in EducETH integriertes Datenbanksystem ermöglicht die Verwaltung umfangreicher Aufgabensammlungen (itembanking). Der Artikel berichtet über die Struktur, das Angebot, die erforderlichen Informatiklösungen und erste Erfahrungen.

 


Jens Koblin

MURIEL. Ein multimediales Lehrsystem für Informationsspezialisten

Multimedia Education System for Librarians. Introducing Remote Interactive Processing of Electronic Documents

MURIEL ist ein Forschungsprojekt der Kommission der Europäischen Union im Rahmen des Telematics-LIBRARIES Programms. Dieses Programm fördert die Entwicklung eines Europäischen Marktes in telematischen Produkten und Diensten speziell für Bibliotheken und deren wissenschaftliches Umfeld. Das MURIEL-Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, ein LAN- und ISDN-basiertes, interaktives Multimedia-Ausbildungssystem für Informationsspezialisten, also Bibliothekare und Informationswissenschaftler, zu entwickeln, zu demonstrieren und auszuwerten. Im Rahmen von MURIEL wird eine exemplarische Multimedia-Datenbank erzeugt, welche sich in ihrem Inhalt an Lehrende, Forscher und Studenten der Bibliothekswissenschaften sowie an Bibliothekare wendet. Als erste Kursmaterialien werden die Themen »Information Ethics« sowie »Libraries and the Internet« behandelt. Das dem Projekt zugrundeliegende System erlaubt es jedoch, die Multimedia-Datenbank beliebig mit weiteren Inhalten zu speisen.

 


Peter Diepold

Der Deutsche Bildungs-Server (DBS)

Der Deutsche Bildungs-Server (DBS) ist ein dreijähriges Modellprojekt, das als zentraler Wegweiser für Bildungsinformationen auf nationaler Ebene und als Bindeglied zwischen praktischer Pädagogik und Erziehungswissenschaft im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft, Forschung und Technologie (BMBF) von der Abteilung Pädagogik und Informatik (Professor Diepold) an der Humboldt-Universität zu Berlin entwickelt wird. Nutzer des DBS sind Erziehungswissenschaftler und Studenten, Lehrer, Mitarbeiter der Bildungsverwaltung und Journalisten. Kern des Deutschen Bildungs-Servers sind Informationen (eine Meta-Datenbank) über bildungsrelevante Inhalte: Bildungsinstitutionen (Handbuch Erziehungswissenschaft Online), Internet-Projekte, multimediale Unterrichtsmaterialien, Bildungsinitiativen und Modellversuche, Daten aus dem Bildungsbereich, Hinweise auf weitere Bildungsserver, auf Diskussionsforen zu Bildungsthemen, technische Hilfen für die Online-Nutzung von Bildungsressourcen u. a. Das Referat stellt anhand mehrer Beispiele die Funktionen des DBS in Abgrenzung und in Kooperation mit anderen Bildungsservern vor, beschreibt die Ziele und die ersten Ergebnisse nach einem Jahr, stellt die Struktur der dahinterstehenden relationalen Datenbank vor und skizziert die Bemühungen, die Struktur von Bildungsinformationen in das internationale Schema des »Dublin Core« zu integrieren.

 

III. Unterrichtswissenschaft für innovatives Lernen: Autonomie und Motivation


Alexander Geyken

Heinz Mandl

Wilfried Reiter
 


Selbstgesteuertes Lernen mit Tele-Tutoring

Betriebliche Weiterbildung sieht sich heute Anforderungen ausgesetzt, die sie mit den traditionellen Weiterbildungsformen allein nicht mehr erfüllen kann. Neue Weiterbildungsformen, die traditionelle Maßnahmen ersetzen oder ergänzen, gewinnen deshalb zunehmend an Bedeutung (Reinmann-Rothmeier & Mandl, 1997a). Dabei setzen die Unternehmen stark auf die Initiative der Mitarbeiter. Diese müssen zunehmend in der Lage sein, sich aktiv neue Inhalte selbst anzueignen. Mit anderen Worten: Mitarbeiter müssen zunehmend selbstgesteuert lernen. Formen betrieblicher Weiterbildung, die selbstgesteuertes Lernen in den Vordergrund rücken, sind dabei von besonderem Interesse. Selbstgesteuertes Lernen ist dadurch gekennzeichnet, daß der Lernende in einer bestimmten Zeit allein lernt und sich dabei Inhalte mit verschiedenen Selbstlernmaterialien wie Büchern, Computerlernprogrammen oder Videofilmen effektiv aneignet (Friedrich & Mandl, 1997).

 

Gerdamarie Schmitz

Lernen mit Multimedia: Was kann die Medienpsychologie beitragen?

In diesem Beitrag werden Überlegungen darüber angestellt, wie Lehren und Lernen mit Multimedia didaktisch reflektiert und psychologisch optimiert werden können. Um eine gemeinsame Verständigungsbasis zu schaffen, werden zunächst die Begriffe geklärt: Was ist ein Medium? Was sind Multimedia und Hypermedia? Dazu wird auf ältere und moderne Instruktionstheorien zurückgegriffen. Grundsatzfragen, die schon seit einem halben Jahrhundert diskutiert werden, tauchen in der aktuellen Diskussion immer wieder auf, meist ohne daß die historischen Perspektiven bekannt sind. Deswegen werden im folgenden einige Konzepte aus Behaviorismus, Kognitivismus und Konstruktivismus in Erinnerung gebracht und zu aktuellen Schlagworten in Beziehung gesetzt. Ohne explizite Bezugnahme auf die Erkenntnisse der Unterrichtswissenschaft und der Medienpsychologie besteht nämlich die Gefahr, immer wieder »von vorn anzufangen«. Dies zu verhindern, ist ein Anliegen dieses Kapitels. Zahlreiche praktische Beispiele sollen helfen, den Blick zu schärfen für eine anspruchsvolle Entwicklung von multimedialen Programmen und für die kompetente Beurteilung solcher Produkte.


Buchlayout, Satz und DTP von
Mary Wegner & Ulrich Wegner




Designed by Ralf Schwarzer. Last Update: 2 Feb 1998