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Dorfkirche Waßmannsdorf
(Landkreis Dahme-Spreewald)

Die Kirche von Waßmannsdorf ist eine gotische Rechteckkirche mit später angebautem, eingezogenem Westturm. Sie unterscheidet sich durch ihren gotischen Blendgiebel von allen anderen mittelalterlichen Kirchen des Teltow. Er stammt aber vermutlich nicht aus der ersten Bauzeit, sondern von einer späteren Umbauphase. Zur Innenausstattung gehört ein schöner Barockaltar aus der Zeit um 1700 und eine barocke hölzerne Taufe.

Lage: Waßmannsdorf liegt westlich des Flughafens Schönefeld, etwas nördlich der B 96a. Die Kirche liegt im ehemaligen Friedhof.

Ortsgeschichte: Waßmannsdorf ist ein ehemaliges Straßendorf. Der Ort wird bereits 1350 erstmals schriftlich als "Wasmestorp" erwähnt. Schlimpert (1972) leitet den Namen vom altsächsischen Personennamen Wasmot, Koseform Wasmann ab. 1375 hatte das Dorf 48 Hufen, davon gehörten dem Pfarrer 4 Hufen. Heyne Selchow hatte einen Ritterhof mit 11 Hufen und mußte dafür dem Markgrafen Vasallendienste leisten. Jede Bauernhufe mußte als Pacht 10 Scheffel Roggen, 2 Scheffel Gerste und 6 Scheffel Hafer geben. Dazu kamen als Zins 2 Schillinge und als Bede 3 Schillinge, 1/2 Scheffel Roggen, 1/2 Scheffel Gerste und 1/2 Scheffel Hafer. Es gab 5 Kossäten im Ort, von denen einer 3 Schillinge und 6 Hühner, der zweite 2 1/2 Schillinge und 5 Hühner, der dritte bis fünfte je 1 Schilling und 1 Huhn bezahlen mußte. Der Krug gab 10 Schillinge und ein Huhn; diese Abgaben bezog der Dorfschulze. Die Windmühle mußte 1/2 Schilling und einen Schilling Pfennige abliefern. Bede und Wagendienste mußten zur Burg Wusterhausen geleistet werden. Alle anderen Abgaben und Rechte hatte Heyne Selchow als Lehen. 1450 war das Dorf Lehen der Muslow (oder Musolf), es hatte 50 Hufen, von denen aber 3 wüst waren. Die ritterlichen Freihufen waren wieder Pachthufen geworden, und daher gaben wieder 43 Hufen ihre Abgaben. Seit 1460 waren die v. Schlabrendorf aus Beuthen Besitzer des Dorfes. Seit dem 16. Jahrhundert war der Ort im Teilbesitz der Eckard und der v. Britzke. Letzterer Teil wurde 1706 an die v. Wilmersdorf verkauft. Ende des 18. Jahrhunderts wurde auch dieser Teil von den v. Schlabrendorf erworben. Ab 1826 folgten mehrere rasch wechselnde Besitzer.
In einer Urkunde vom 3. Juni 1350 wird eine Abgabe erwähnt, die von zwei Höfen zu "Wasmastorp" an einen Altar der Berliner Marienkirche zu leisten war. Diese Abgabe wird am 11. September 1380 vom Markgrafen Ludwig von jeder Lehnsverbindlichkeit befreit; dabei wurde erwähnt, daß sie u. a. vom Hof des Michaelis "gegenüber der Kirche" zu leisten war, so daß hier zugleich die erste Erwähnung des Kirchenbaus vorliegt. 

Baustruktur: Der Bau ist eine Rechteckkirche (19,70 x 10,20 m) mit 1926 angebautem Turm (6 x 3,90 m), dessen Ostwand auf der Westwand des Schiffs aufsitzt.

Mauerwerksausführung: Die Kirche ist überwiegend ein Feldsteinbau. Lediglich für die Gewände der Fenster und der Blenden und Zinnen des Ostgiebels wurden Ziegel verwendet. Die Feldsteinquader sind gut behauen, aber nicht ganz so sorgfältig wie bei älteren Kirchen. Sie sind etwa gleich groß, wobei die unteren zwei Lagen durch etwas größere Proportionen geringfügig vom Rest des aufgehenden Mauerwerks abweichen. Auffallend sind jedoch viele Auskeilungen. Die durchschnittliche Schichthöhe ist mit 18-20 cm recht klein. Die Ecksteine sind gut behauen und verzahnt. Die letzten 50 cm des Mauerwerks unter dem Trauf sowie der Ostgiebel sind mit ungleich großen, unbehauenen Steinen und aufgelöster Lagigkeit gemauert, die Südost- und Nordostecken dieses Abschnitts sind mit Ziegeln ausgeführt. Das unregelmäßige Feldsteinmauerwerk des Giebels nimmt nur eine kleine Fläche ein. Ostwand und Ziergiebel sind nicht in ungestörtem Kontakt. Eine Lage Feldsteinquader, die an der oberen Südostecke auf der Traufhöhe des Schiffs beginnt, läßt sich nicht durchgehend über die Ostseite hinweg verfolgen. Der Giebel ist mit 57° recht steil, auf dem Giebel befinden sich fünf Zinnen aus neuen Backsteinen. Die Basen der Zinnen sind allerdings noch aus großformatigen Ziegeln gemauert. Da der Turm etwas eingezogen ist, bleiben auf der Westseite kleine Teile der Westwand und des Giebels frei. Dieser ist aus unregelmäßigem Feldsteinmauerwerk hochgezogen, das auch Ziegelbruch enthält. Die Zinnen sind völlig aus neuen Ziegeln gemauert. 
Der untere Teil des Turms ist aus Feldsteinen mit einem mosaikartigen Gefüge gebaut. In diesem Teil wurden z.T. auch Feldsteine wiederverwendet, die beim Abbruch des Westgiebels angefallen waren. Der obere Teil des Turms ist verputzt.
Die nördliche Vorhalle über der ehemaligen Priesterpforte ist aus Feldsteinen gemauert, die ebenfalls ein mosaikartiges Gefüge haben. Die Kanten sind mit Backsteinen ausgeführt. Innen ist die Vorhalle verputzt. Dadurch wird das vermutliche Feldsteingewände der rundbogigen Priesterpforte verdeckt.

Mörtel und Putze: Die Kirche hat lediglich einen Fugenputz, der Turmaufbau ist komplett verputzt.

Portale und Fenster: Die Ostseite hat ein korbbogiges, mit Ziegeln gemauertes Fenster und zwei zugesetzte spitzbogige Fenster (Umriß: ca. 75 cm breit und 2,20 m hoch). Die Bogensteine dieser Fenster sind kaum behauen. Der Giebel weist drei spitzbogige Blenden auf, wobei die mittlere Blende die höchste ist und von knapp über der Traufhöhe des Schiffs bis in die Giebelspitze reicht. Die Gewände der Blenden sind mit großformatigen Ziegeln gemauert, die dunkel gebrannt sind und Preßfalten aufweisen. Das Ziegelformat konnte bisher noch nicht erfaßt werden. Im untersten Teil der mittleren Blende befindet sich ein Hochrechteck-Fensterchen.

Die Südseite besitzt drei korbbogige Fenster. Am westlichen Fenster sieht man am linken Rand noch Reste eines zugemauerten originalen Fensters. Die Breite ist nicht feststellbar, da es vom jüngeren Fenster abgeschnitten wird. Der Bogenbereich ist nicht erhalten. Innen sind die großen korbbogigen Fenster bis knapp über den Fußboden als Blenden oder Nischen heruntergezogen. In der Südseite des Turmunterbaus aus Feldstein befindet sich ein relativ kleines rundbogiges Fenster.

An der Nordwand über dem Priesterportal wurde eine Vorhalle angebracht. In der Nordseite der Vorhalle ist ein flach-segmentbogiges Portal, dessen Gewände and Bogen aus Backsteinen gemauert sind. Der Durchgang zum Kircheninneren, das ursprüngliche Priesterportal, ist rundbogig mit einem verputzten Gewände. In der Nordwand sitzen drei korbbogige Fenster; zwei Fenster sind westlich der Vorhalle, ein Fenster östlich davon. Westlich der Vorhalle ist ein großer Reparaturbereich im Mauerwerk erkennbar. Es kann wohl sicher angenommen werden, dass hier ein Gemeindeportal beseitigt worden ist. In der Nordwand des Turmunterbaus befindet sich ein rundbogiges Fenster, das dem in der gegenüberliegenden Südseite gleicht.

Der Durchgang in der Westwand des Schiffs zur Turmhalle ist spitzbogig, die Gewände sind verputzt. Es handelt sich um das ursprüngliche Westportal des Schiffs. Das heutige Westportal im Unterbau des Turms ist rundbogig und hat ein Feldsteingewände (von 1926).

Turm: Der Turm ist ein querrechteckiger, über der Traufhöhe des Schiffs verputzter Westturm aus Ziegelmauerwerk mit einem Unterbau aus mosaikartig versetzten Feldsteinen. Der Turmaufsatz hat je zwei Schallöffnungen auf allen Seiten. In den tieferen Stockwerken, über dem Feldsteinteil und unter den Schallöffnungen befinden sich auf Nord- und Südseite je zwei kleine Fensterchen übereinander.

Dächer: Der Turm hat ein quergestelltes Satteldach, ebenso die nördliche Vorhalle. Das Schiff besitzt ein Satteldach. Es ist mit neuen Biberschwanzziegeln gedeckt.

Decke: Die Kirche besitzt eine verbretterte Flachdecke.

Innenausstattung: Die Kirche wird derzeit (Juni 2003) renoviert. Das Gestühl ist in den hinteren Teil der Kirche geräumt. Im westlichen Teil des Innenraums ist eine Empore untergebracht. Darunter befand sich die Winterkirche, die durch eine Glaswand vom übrigen Kirchenraum abgetrennt war. Die Verglasung wurde entfernt. Der Kanzelaltar wird vom "Dehio" um 1700 datiert. Er besitzt gedrehte Säulen, die mit Weintrauben und Weinlaub umwunden sind. Die durchbrochenen Akanthuswangen sind mit geschnitzten Engelköpfen besetzt. Der gesprengte Giebel ist nur unvollständig erhalten. Unter dem polygonalen großen Kanzelkorb mit Schalldeckel befindet sich eine Darstellung des heiligen Abendmahls. Die achtseitige Holztaufe stammt ebenfalls aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts. Sie wurde in den 1970er Jahren renoviert.

Rekonstruktion und vermutliche Baugeschichte:
Baustruktur und Mauerwerksausführung der unteren Mauerteile sowie die Fensterproportionen deuten auf einen Baubeginn um 1300 hin.
Der Ursprungsbau war eine einfache Rechteckkirche mit drei gedrückt-spitzbogigen, schmalen Fenstern auf der Ostseite, wahrscheinlich drei spitzbogigen, schmalen Fenstern auf der Südseite und zwei derartigen Fenstern auf der Nordseite. Die spitzbogigen Gemeindeportale saßen in der West- und Nordseite, das rundbogige Priesterportal auf der Nordseite. Das Westportak ist heute der Durchgang vom Kircheninneren zur Turmhalle.

Die Kirche besaß zumindest eine Zeit lang, vielleicht aber schon ursprünglich einen Giebelturm mit rechteckig über die Giebelhöhe hochgezogener Westwand.

Der Kontakt der Ostwand zum Ziergiebel ist unregelmäßig. Daraus ist wohl zu schließen, dass der Ziergiebel nicht zum ursprünglichen Bau gehörte. Die Elemente des Ziergiebels - drei spitzbogige, relativ schmale und hohe Blenden - finden sich in ähnlicher Form auch am Siechenhaus im Kloster Zinna (um 1360 entstanden). Sie sind mit großformatigen Ziegeln mit Preßfalten gemauert. Vermutlich dürfte damit der Ziergiebel der Waßmannsdorfer Dorfkirche in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts entstanden sein. Das unregelmäßige Mauerwerk zwischen den Blenden war vermutlich verputzt.

"Barock": Vergrößerung der Fenster, die Abschlüsse werden korbbogig. Auf der Ostseite werden zwei der ursprünglichen Fenster zugesetzt, das mittlere Fenster wird korbbogig vergrößert.

Zeitlich unbestimmt: Erhöhung der seitlichen Mauerkronen; das Dach bekommt dadurch im unteren Teil einen Knick.

Nachgewiesene Umbauten und Instandsetzungen:

1926: Abriß des alten Giebelturms mit hochgezogener massiver Westwand, Aufbau eines Westturms vor der alten Westwand, Aufmauerung des Westgiebels. Neumauerung der Zinnen des Westgiebels, Erneuerung der Zinnen des Ostgiebels. Errichtung des Vorhallenanbaus über dem ursprünglichen Priesterportal.

1970er Jahre: Renovierung, Einbau einer Gasheizung. Dafür wurden die Bereiche unter den Fenstern blendenartig ausgebrochen. Erneuerung des Gestühls.

Seit Herbst 2002 bis Juni 2003: Sanierung des Dachs und der Decke, die Verglasung der Winterkirche unter der Westempore wird entfernt.

Bemerkungen: Kubach & Seeger (1941) datieren die Kirche in das 14./15. Jahrhundert, im Werk "Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR" wird die Kirche dagegen in die 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts gestellt. Pomplun (1960) sagt sogar "Mitte des 13. Jahrhunderts". Der alte "Dehio" bezeichnet die Kirche noch als spätromanisch (= 1. Hälfte 13. Jahrhundert). Im Dehio/Brandenburg wird dagegen die Altersangabe auf "um M. 13. Jh." präzisiert.
Nach der Baustruktur und den noch sichtbaren Stilelementen (Fenster der Ostseite) stammt die Kirche sicher nicht aus der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts. Nach der z.T. recht sorgfältigen Mauerwerksausführung wäre eine Datierung in die 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts wie in den "Bau- und Kunstdenkmalen in der DDR" angegeben noch möglich. Am wahrscheinlichsten erscheint uns ein Baubeginn um 1300. 1380 wird die Kirche erstmals urkundlich erwähnt.
Nach Mehlhardt (1979) wurde der östliche Ziergiebel erst im 16./17. Jahrhundert errichtet. Bach (2001) verlegt die Entstehung dieses Giebels in das 15./16. Jahrhundert. Vergleichbare Ziergiebel anderer Kirchen wurden aber deutlich früher gebaut. Auch die Verwendung von handgepreßten, großformatigen Ziegeln (Preßfalten!) bei den Blenden des Waßmannsdorfer Ziergiebels spricht für seine mittelalterliche Entstehung. Im 16. Jahrhundert wurden bereits regelmäßig gestrichene Ziegel verwendet, die ein kleineres Format hatten.

Literatur: Fidicin (1857), Die Territorien der Mark Brandenburg Band I, S.140/1, Spatz (1912), Unser Teltow, Band 3, S.328-30, Kiekebusch, A (1932, 1933), Ein kleines märkisches Dorf. Weltgeschehen und Heimatgeschichte im Spiegel der Chronik von Waßmannsdorf. Die Mark, 28: 171-173, 181-184, Die Mark, 29: 9-10. 17-18, 29-30, 43-44, Schultze (1940): Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375, S.90, Kubach & Seeger (1941): Die Kunstdenkmäler der Provinz Mark Brandenburg. Band IV(1). Die Kunstdenkmäler des Kreises Teltow, S.206/7, Pomplun (1960): Der mittelalterliche Dorfkirchenbau auf dem Teltow, S.32, Schlimpert (1972): Brandenburgisches Namenbuch. Teil 3 Die Ortsnamen des Teltow, S.198, Enders & Beck (1976): Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil IV Teltow, S.336/7, Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR (1978), S.165, Mehlhardt (1977): Märkische Dorfkirchen Teil 74 Waßmannsdorf, Potsdamer Kirche, 25, (v.24.6.1979) (ohne Seitenzählung), Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Bezirke Berlin/DDR und Potsdam (Dehio/Potsdam) (1983), S.447, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Brandenburg (Dehio/Brandenburg) (2000), S.1089, Bach, Harri (2001), Die Dorfkirche in Waßmannsdorf, man muss sie kennen, um sie zu lieben. Heimatkalender Königs Wusterhausen und Dahmeland, 7: 116-119.



Außenansicht

Ansicht der Kirche von Nordosten


Ostseite mit den zugesetzten ursprünglichen Fenstern


Innenansicht

Kanzelaltar


Abendmahlsbild



 
 

Westempore



 
 

Taufe



Grundriß


Grundriß (oben) und Ansicht der Ostseite mit drei ursprünglichen Fenstern im Chor und drei Blenden im Giebel (nach Kubach & Seeger, 1941)


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©Theo Engeser und Konstanze Stehr, Jühnsdorf, 1999-2005