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Dorfkirche Stahnsdorf
(Landkreis Potsdam-Mittelmark)

Ältere Beschreibungen:

Spatz (1912): Die aus Granitfindlingen errichtete Kirche, inmitten der weiten Dorfaue, hat sich mit ihrem mächtigen, keinen Eingang aufweisenden Wehrturm im West viel von ihrem mittelalterlichen Gepräge erhalten: die schönen Portale an der Nord- und Südwand, die durch einen Rundbogen abgeschlossenen Fenster, das Flache Dach und der eingezogene, im Osten halbrund geschlossene Chor sind recht bezeichnend. Ein wohl erhaltener, figurenreicher Holzaltar, wohl von der Wende des 15. Jahrhunderts, bildet eine Hauptzierde des Gotteshauses, das 1696 durch Ernst Ludewich von Hake, da es sehr zerfallen gewesen, "gantz neu reparirt" worden war, wie eine Sandsteintafel außen am nördlichen Vorbau meldet, und überhaupt auch wegen des mit Wappen mancher einst im Teltow angesessener Familien wie z.B. der Schlieben und Krummensee bemalten Patronatsgestühl an die Tage adliger Gutsherrschaft erinnert. Von den stimmungsvollen, mit einer urwüchsigen Findlingsmauer umgebenen Kirchhof aus kann man in der Wetterfahne des verbretterten Turmes die Jahreszahl 1772 erkennen.



Pomplun (1962): Stahnsdorf (Kr. Potsdam) Der turmlose Feldsteinquaderbau hat Chorquadrat und Halbkreisapsis. Im ursprünglichen Bestande noch recht gut erhalten, ist er mit zu den ältesten Kirchen unseres Gebiets zu rechnen; seine Entstehungszeit liegt in den ersten drei Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts. Die Westwand hat weder Portal noch Lichtöffnungen. Von den beiden Rundbogenpforten des Schiffs ist nur die nördliche noch in Gebrauch. Die daneben am Chor befindliche führt zum Sakristeianbau von 1696. Die frühmittelalterlichen Rundbogenfenster sitzen noch am alten Platz, sind aber zum Teil unwesentlich überformt, die Apsisfenster dagegen unter Wahrung romanischer Abschlüsse ungeschickt verbreitert. Nach dem zweiten Weltkriege wurden alle drei wieder geöffnet, gleichzeitig aber durch breite Putzfaschen verdorben. Auch die Leibungen wurden verputzt. Der westliche Dachturm hat in seiner Windfahne die Jahreszahl 1779. Im Innenraum ist der runde Chorbogen erhalten.



"Dehio": Stahnsdorf Bez. Potsdam, Ldkr. Potsdam. - Inv. Prov. Brandenburg, Teltow Dorf-K. Flachgedeckter, sorgfältig gefugter Feldsteinbau, 1sch. mit eingezogenem Chor und Apsis, 1.H. 13.Jh., 1696 rest. und 1779 durch verbretterten w Dachturm ergänzt. Sakristei an der Chornordseite 19. Jh. Den rom. Kernbau bezeugen hochsitzende Rundbogenfenster, z.T. in bar. Putzrahmen, S- und NPortal im Schiff, die rundbogige Priesterpforte in der Chornordwand sowie innen der rundbogige Triumphbogen. An der Chorsüdwand innen Spuren got. Wandmalerei. - Schnitzaltar um 1430, im Mittelschrein die Madonna mit Katharina und hl. Bischof, in den Flügeln Barbara und Dorothea; das bekrönende Kruzifiz erst sp. 15.Jh. Etwa gleichzeitig 2 Schnitzfigürchen, Anna selbdritt und Schmerzensmann. Kanzel Holz, M. 18.Jh., mit reich ornamentiertem Schalldeckel. Kastengestühl mit Wappenmalerei, 17. Jh. Insch.-Grabstein und Epitaph für O. v. Hake + 1590, die steinerne Vitentafel gerahmt von figürlichem und ornamentalem Schnitzwerk. Taufschale, Messing, 16./17.Jh., mit Stifterinschr. und Relief Kundschafter mit der Traube. - Der Kirchhof mit alter Feldsteineinfriedung.


"Bau- und Kunstdenkmale in der DDR": Stahnsdorf Dorfkirche Feldsteinbau des 13. Jh. mit eingezogenem Chor und Apsis, der verbretterte Dachturm 1779. Wiederherstellung 1696 (Inschrifttafel an der Sakristei). - Altarretabel mit Schnitzfiguren 1. Drittel 15. Jh., der Schrein von 1907; bekrönender Kruzifix 2. H. 15. Jh. Kanzel M. 18. Jh. Gestühl im Chor mit gemalten Wappen 17. Jh. 2 spätgotische Schnitzfiguren, Christus und Anna Selbdritt. Kelch, Silber vergoldet, 2. H. 17. Jh. Taufschüssel, Messing, 16. Jh. Taufkanne, Zinn, 18. Jh. Leuchterpaar, Messing, 16. Jh. Glocke spätmittelalterlich. Epitaph O. v. Hake + 1590, Inschrifttafel mit reicher Ornamentrahmung.



"Kunstführer durch die DDR": Stahnsdorf (spätromanisch 1. H. 13. Jh.; spätgotischer Flügelaltar 1. H. 15. Jh.).



Gericke, Schleif & Wendland (1974): Stahnsdorf (Kr. Potsdam-Land) Die in der Mitte des Dorfes auf dem Anger liegende sauber gebaute und gutproportionierte Saalkirche mit eingezogenem Rechteckchor und halbrunder Apsis stammt noch aus der 1. Hälfte des 13. Jh. Über dem Westgiebel sitzt ein kleiner, nachträglich zugefügter, verbretterter Dachreiter mit stumpfem Pyramidendach für die Kirchenglocke. An den Langseiten des Schiffes blieben die hoch sitzenden ursprünglichen Rundbogenfenster erhalten, auch die Portale bewahrten ihre originale Gestalt. In der im 19. Jh. angebauten Sakristei gibt eine Inschrifttafel ausführlich Auskunft über eine umfassende Instandsetzung im Jahre 1696. Die durch einen Rundbogen getrennten Bauteile sind mit einer Flachdecke überspannt, südlich am Triumphbogen und an der Schiffsüdwand wurden drei alte Weihekreuze, Rot auf Weiß in Scheibenform, aus vorreformatorischer Zeit gefunden. Der schlichte Flügelaltar, wohl aus der 2. Hälfte des 15. Jh., zeigt im Schrein Maria mit dem Kind zwischen der hl. Katharina und einem Bischof. Über der zinnenartigen Bekrönung erhebt sich der Kruzifixus, das Kreuz läuft in quadratischen Endungen aus. - Auf Sockeln an den Chorwänden stehen zwei weitere Plastiken: der auferstandene Christus und die hl. Anna selbdritt, beide entstanden um 1500.



Historisches Ortslexikon für Brandenburg (1976): FeldsteinK aus 13. Jh mit eingezogenem Chor und Apsis; hölzerner Turm von 1779.



Mehlhardt (1977): Stahnsdorf
Mit der stattlichen Zahl von 6300 Einwohnern ist Stahnsdorf (Kirchenkreis Teltow) größer als so manches Städtchen. Der bäuerliche Siedlungskern, die alte Dorfaue, ist etwas an den Rand des Gemeinwesens geraten: Ein großer Industriebetrieb und die weitläufigen Siedlungen aus den zwanziger und dreißiger Jahren bestimmen heute das Ortsbild. Aber auch auf einen "stillen" dörflichen Rekord kann Stahnsdorf verweisen: Es hat nicht weniger als vier Friedhöfe. Über den größten wollen wir in der nächsten Nummer berichten.
Heute bleiben wir auf dem Dorfanger, wo, von alten, hohen Bäumen umgeben, die Dorfkirche steht Das schmiedeeiserne Tor in der alten Feldsteinmauer des Kirchhofes wirkt beinahe neu. Wir öffnen es und sehen kurz über die Gräber der alten Stahnsdoffer Bauerngeschlechter und Pfarrersfamilien, die hier noch bestattet worden sind, ehe der neue Gemeindefriedhof eingerichtet wurde.
Nun aber wird unser Blick vom Kirchengebäude gefesselt. Ein alter Feldsteinbau - vielleicht sogar aus den ersten drei Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts - breit und trutzig. Jahrhunderte hat er überdauert und immer wieder ist an ihm gebaut worden, verändert, vergrößert, vieles zum Besten, manches auch zum Nachteil des Baues. Die Außenwände sind aus sorgfältig bearbeiteten Feldsteinen errichtet. Die bei einer vor einigen Jahrzehnten erfolgten Renovierung mit breit verputzten Faschen versehenen Fenster stören allerdings diesen Eindruck.
Der Bau ist schön gegliedert: An das große Kirchenschiff fügt sich das quadratische Chorhaus und an dieses die kleine, halbrunde Apsis mit ihren drei Fenstern, von denen zwei lange Zeit zugesetzt waren. An die Nordwand des Chores ist 1696 eine Sakristei angebaut worden.
Der auf der Westwand errichtete Turmaufsatz aus Holz stammt erst aus dem Jahre 1779 auch die Windfahne trägt diese Jahreszahl.
Daß die Fenster noch - wie ursprünglich - sehr hoch eingelassen sind, bemerkt man erst, wenn man das Kircheninnere betritt. Hoch oben in den Wänden befinden sich auf beiden Längsseiten romanische Rundbogenfenster. Die alte Funktion der romanischen Kirche, der Gemeinde auch in Belagerungszeiten Zuflucht zu bieten, sieht man hier verwirklicht. Der Kirchsaal ist breit und hoch, dagegen auffallend schmal der Chor, der sich lang hinstreckt bis zur Apsis. Auf einem neueren Unterbau steht ein schlichter Altarschrein, dessen breiter Rahmen jetzt giftgrün gestrichen ist; im Mittelfeld des Altars sehen wir Maria mit der Hl. Katharina und einen Bischof. In den Seitenflügeln stehen Barbara und Dorothea. Die Plastiken (15. Jh.) sind etwa 65 cm hoch und stehen auf kantigen Sockeln. Der Altar wird gekrönt von der Darstellung des Gekreuzigten. Leider sind alle Bildwerke bei einer Renovierung zu Anfang dieses Jahrhunderts laienhaft bemalt worden, so daß eine Restaurierung von kundiger Rand nötig wäre.
Von den Emporen ist nur die Orgelempore erhalten. Die Orgel wurde 1952 von Sauer (Frankfurt) gebaut. Unter der Empore befindet sich noch das alte Holzgestühl, alles jetzt grün getönt. Der übrige Kirchenraum ist mit braunen Stühlen versehen. So zweckmäßig hier verfahren wurde - durch die verschiedene Farbgebung ist eine unnötige optische Teilung des Kirchenraumes entstanden.
An der Nordwand des Chores befindet sich eine Gedenktafel für Otto von Hake (+ 1590), dessen leider stark beschädigte Grabplatte vor dem Altar liegt. Er ist der letzte Patronatsherr, der hier in der Kirche bestattet wurde. Diese Tatsache veranlaßt uns, einen Blick in die Ortsgeschichte zu werfen.
Seit 1264 - der Magister Petrus de Stanesdorp wird urkundlich erwähnt - waren sowohl Wendisch-Stahnsdorf wie auch das später gegründete Deutsch-Stahnsdorf im Besitz des Bischofs von Brandenburg. Seit dem 15. Jahrhundert hatten die von Hake beide Orte als Lehen. Stahnsdorf  war  Mutterkirche, zugleich für Kleinmachnow, Sputendorf und später auch Ruhlsdorf. Das 1777 begonnene Kirchenbuch für die Parochie Stahnsdorf enthält auf Seite 470 folgende Eintragung (siehe Abb.): "Am 21. November 1811 erschoß in der Machnowschen Heide nahe an der Berliner Chaussee, Bernd Heinrich Wilhelm von Kleist die Ehefrau des General-Rendanten der Chur Märkischen Land-Feuer-Societät und Landschaftsbuchhaltung Friedrich Ludwig Vogel, Adolfine Sophie Henriette geb. Keber, alt 31 Jahr, und dann sich selbst in seinem 34. Jahre. Beide sind auf der Stelle, wo der Mord und Selbstmord geschah, in zwei Särge gelegt und in ein Grab gelegt worden. O tempora! O mores!!" Die Eintragung erfolgte hier, da das Gebiet am Kleinen Wannsee damals noch zum Gutsbezirk Kleinmachnow gehörte. - Heute betreut - nach Zeiten längerer Vakanzen - als 20. evangelischer Geistlicher Pfarrer Sonntag die Pfarrstelle. Er ist ein Mann, der gern im Plural spricht (und handelt), der nicht "ich", sondern "wir" sagt und die Gemeinde meint, der seine Frau und die Katechetin, Frau Eschner, gleich einbezieht und nicht zuletzt den Gemeindekirchenrat ("samt und sonders sind sie prächtig"). Aus der jeweiligen Situation sucht er Auftrag und Weg, beschreitet mutig Pfade der Kooperation ("über den Teltowkanal hinweg"), hat Programme für die Jugend, für die Konfirmanden, versucht auch, die mittlere Generation mit Ehepaarkreisen, Mütterkreisen u. a. einzubeziehen und am kirchlichen Leben teilnehmen zu lassen, veranstaltet im Siedlungsgebiet Senioren-Nachmittage und hat einen Posaunenchor, einen Singekreis (Frau Schwarz) und hält Gottesdienste nicht nur in der Dorfkirche, sondern in der warmen Jahreszeit alle drei Wochen auch unter freiem Himmel als "Gottesdienst am Drosselsteg" im von der Kirche abgelegenen Gemeindegebiet; dabei hat er genauso viel Teilnehmer wie Zaungäste.
"Zur Gemeindekirchenratswahl haben wir bisher 14 Vorschläge aus der Gemeinde", erzählt Pfarrer Sonntag gerade, als sich die Tür öffnet und ein Handwerker hereinsieht: "So, Chef, wir sind fertig. Dann bis morgen früh um 1/2 8 Uhr." Mein Gesprächspartrier findet nichts dabei. Gelebter Glaube und tätige Gemeindearbeit sind in Stahnsdorf eben eine Einheit.
Dieter Mehlhardt



"DuMont": Die Dorfkirche von Stahnsdorf ist ein romanischer Feldsteinbau des 13. Jh. mit Halbkreisapsis. Auf dem Altar steht ein Schrein mit spätgotischen Schnitzfiguren. Die Kanzel ist ein reich ornamentiertes Werk des 18. Jh., das Kastengestühl im Chor trägt Wappenmalerei des 17. Jh.



Dehio/Brandenburg: Stahnsdorf Lkr. Potsdam-Mittelmark. Karte 6
Ev. Dorfkirche. Sorgfältig gefügter Feldsteinquaderbau mit eingezogenem Chor und Apsis, 1. H. 13.Jh., 1696 erneuert durch Ernst Ludwig v. Hake (Inschrifttafel mit Roll- und Blattwerk an der im 19. angebauten Sakristei) und 1779 durch verbretterten westl. Dachturm ergänzt. Rest. 1980-83. Dabei die hochsitzenden Rundbogenfenster z. T. wieder hergestellt. Feldsteinportale auf Süd- und Nordseite des Schiffs und die Priesterpforte in der Chornordwand. Innen rundbogiger Triumphbogen. An den Wänden zahlreiche Weihekreuze und stilisierte Lilien; die Ausmalung 1980-83 in Anlehnung an Befunde. Schnitzaltar um 1430, Fassung 16./17.Jh., der Schrein 1907 verändert. Im Mittelschrein Madonna mit hl. Bischof und hl. Katharina, in den Flügeln hll. Dorothea und Barbara. Kanzel, Holz, M. 18.Jh., mit reich ornamentiertem Schalldeckel. Kruzifix spätes 15.Jh.; etwa gleichzeitig zwei Schnitzfigürchen, Anna selbdritt und Schmerzensmann (deponiert). Patronatsgestühl der v. Hake mit Wappenmalerei, 17. Jh., die mit großen Wappentieren u.ä. bemalte Rückwand unter der Empore. Qualitätvolles Epitaph für Otto v. Hake (t 159o), die steinerne Vitentafel gerahmt von figürlichern Lind ornamentalem Schnitzwerk. Taufschale, Messing, 16./17. Jh., mit Stifterinschrift und Relief der Kundschafter mit der Traube. - Der Kirchhof umgeben von Feldsteinmauer.


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©Theo Engeser und Konstanze Stehr, Jühnsdorf, 1999-2003