Seminarplan

Grundlagen

1. Sitzung: Überblick über die Inhalte des Seminars, Einführung in das Thema, Organisatorisches.

Definition und Bestimmung von körperlicher Bewegung; Prävalenzen und Gesundheitsmotiv Als Einstimmung auf das Thema Körperliche Bewegung als Mittel zur Gesundheitsförderung beschäftigen wir uns mit den Fragen, was unter körperlicher Aktivität verstanden wird, wie verbreitet Sporttätigkeit ist, was zu Gesundheitssport zählen kann und wie (unterschiedlich) wichtig Gesundheit beim Sporttreiben sein mag. Ergebnisse verschiedener Autoren weichen oftmals stark voneinander ab. Dies ist auf unterschiedliche Begriffsbildungen, Erhebungsmethoden und Interpretationen zurückzuführen. Um allgemeine Aussagen über Sport bzw. körperliche Bewegung und Gesundheit zu treffen oder Zusammenhänge zu verstehen, sollte dies berücksichtigt werden.
Literatur zum Nachlesen: Schwarzer (1996); Bös & Brehm (1998) [HA].
2. Sitzung: Auswirkungen von körperlicher Bewegung auf die physische u. psychische Gesundheit
In dieser Sitzung wird erörtert, worauf (welche Komponenten der Gesundheit) körperliche Aktivität Einfluß nehmen und wie dies erklärt werden kann. Zusätzlich beeinflussende Variablen (wie z.B. soziale Unterstützung) finden Berücksichtigung. Faktoren werden diskutiert, die bedingen, wann bei wem welche Sport zur Gesundheitsförderung beiträgt. Hierzu bitte den folgenden Text lesen:
Literatur für alle Fuchs, R. & Leppin, A. (1992). Sportliche Aktivität, sozialer Rückhalt und Lebensstreß als Determinanten der psychischen Gesundheit. Sportpsychologie, 13-19. Zusätzliche Literatur Schwarzer (1996); Bös & Brehm (1998); Schlicht (1994) [HA] Vuori, I. (1998). Does physical activity enhance health? Patient education and counceling, 95-103
3. Sitzung: Gesundheitsförderung und Dropoutproblematik
In dieser Sitzung werden anhand der beispielhaften Studie von Brehm & Eberhardt (1995) die Schwierigkeiten von dauerhafter Gesundheitsförderung und hohen Fluktuationsraten im Sportbereich erarbeitet. Die Begriffe Dropout, Bindung und Compliance werden geklärt. Die Studie von Brehm & Eberhardt (1995) wird kritisch beleuchtet und hinsichtlich möglicher Implikationen diskutiert. Deshalb bitte den folgenden Text lesen:
Literatur für alle Brehm, W. & Eberhardt, J. (1995). Drop-out und Bindung im Fitneß-Studio. Sportwissenschaft, 174-187.
Zusätzliche Literatur
Fuchs (1997) [HA]; Schlicht (1998) in Bös & Brehm [HA]; Rampf (1999) [HA] sowie Pahmeier, I. (1994). Drop-out und Bindung im Breiten- und Gesundheitssport. Sportwissenschaft 24, 117-150.

Determinanten, Theorien und Modelle der Sportteilnahme und des Dropouts

4. Sitzung: Erklärung von Sportteilnahme und Inaktivität sowie das Prozeßmodell gesundheitlichen Handelns

In dieser Sitzung stehen Motive und Motivationen zur Aufnahme von Sporttätigkeit sowie Gründe für Inaktivität im Mittelpunkt unseres Interesses. Die Kenntnis der Motive erleichtert das Verständnis für bestimmten Verhaltensweisen, z.B. Aufnehmen oder Abbrechen von körperlicher Betätigung. Sind auslösende Bedingungen und Schwierigkeiten bekannt, kann effektiver darauf reagiert und optimaler zu Gesundheitsverhalten motiviert werden. Dazu bitte den folgenden Text lesen:
Literatur für alle Wilhelm, A. (1999). Einstellung und Motivation zur Sportteilnahme. Sportwissenschaft, 427-439.
Um Überblick über die verschiedenen Determinanten zu bekommen, wird das Prozeßmodell gesundheitlichen Handelns von Schwarzer besprochen.
Zusätzliche Literatur: Schwarzer (1996) S. 81-94; Fuchs (1997) S. 155-157.
5. Sitzung: Anfangen mit, Dabeibleiben bei und Abbrechen von körperlicher Bewegung - Das Transtheoretische Modell
Bei der Betrachtung von sportlicher Aktivität kann zwischen verschiedenen Stadien der Sporttätigkeit unterschieden werden. Je nach Stadium, in dem sich das Individuum befindet, sind die Maßnahmen zur Gesundheitsförderung unterschiedlich effektiv. Bei der längerfristigen Bindung an gesundheitsförderliche sportliche Aktivität sollten die Stadien und ihre entsprechenden Förderungs- und Unterstützungsmöglichkeiten berücksichtigt werden.Das Transtheoretische Modell von Prochatzka & DiClimente beschreibt verschiedene Stadien - z.B. der sportlichen Aktivität. Ausgehend vom Artikel von Ingledew, Markland & Medley (1998) besprechen wir das Modell und die verschiedenen Motivationen sowie Motivierungsstrategien. Deshalb bitte folgenden Artikel lesen:
Literatur für alle: Ingledew, D. K., Markland, D. & Medley, A. R. (1998). Exercise Motives and Stages of Change. Journal of Health Psychology, 477-489.
Zusätzliche Literatur: Fuchs (1997) S. 158-173; Biddle (1995) [HA].

6. Sitzung: Besuch einer Praxiseinrichtung (das Thema dieser Sitzung wird im Anschluß an die nächste Sitzung am 19.6. behandelt, s.u.)

7. Sitzung: Kompetenz-/ Selbstwirksamkeitserwartungen

Neben den Konsequenzerwartungen spielen die Kompetenzerwartungen eine wichtige Rolle für die Aufnahme und das Aufrechterhalten von Verhalten allgemein und Sporttätigkeit im Speziellen. Die Kompetenzerwartung -synonym auch Selbstwirksamkeitserwartung genannt- bezeichnet die Überzeugung einer Person, in der Lage zu sein, ein bestimmtes Verhalten mit Hilfe eigener Ressourcen organisieren und zeigen zu können und zwar auch in Situationen, in denen neue, unvorhersehbare, schwierige oder streßreiche Hindernisse vorhanden sind. Diese im Gesundheitsbereich zentrale Variable soll anhand von Befunden von Wilcox, S. & Storandt, M. (1996) sowie Pahmeier & König (1997) genauer betrachtet werden. Deshalb bitte die beiden Studien lesen:
Literatur für alle: Wilcox, S. & Storandt, M. (1996). Relations Among Age, Exercise, and Psychological Variables in a Community Sample of Women. Health Psychology, 110-113. Pahmeier, I. & König, A. (1997). Zur Bedeutung der wahrgenommenen Selbstwirksamkeit für die Teilnahme an Gesundheitssportprogrammen. Psychologie und Sport, 135-150.
Fuchs und Schwarzer haben ein Instrument zur Messung von sportbezogener Selbstwirksamkeitserwartung entwickelt und evaluiert. Diese Skala wird anhand des Artikels Fuchs & Schwarzer (1994) vorgestellt.
Zusätzliche Literatur:
Fuchs, R. & Schwarzer, R. (1994). Selbstwirksamkeit zur sportlichen Aktivität: Reliabilität und Validität eines neuen Meßinstruments. Zeitschrift für Differentielle und Diagnostische Psychologie, 15, 141-154. Fuchs (1997) S. 191-208; Schwarzer (1996).
8. Sitzung: Konsequenzerwartungen und Zielorientierungen
Im Prozeßmodell gesundheitlichen Handelns von Schwarzer haben wir Konsequenzerwartungen kennengelernt. In dieser Sitzung wollen wir uns genauer mit diesem Einflußfaktor befassen. Hierzu den folgenden Text bitte lesen:
Literatur für alle Fuchs, R. (1994). Konsequenzerwartungen als Determinanten des Sport- und Bewegungsverhaltens. Zeitschrift für Gesundheitspsychologie, 269-291.
Ferner werden die -im Sport häufig behandelten und für die dauerhafte Sporttätigkeit einflußreichen- Zielorientierungen behandelt. Es ist bspw. festgestellt worden, daß Personen mit einer hohen Wettkampforientierung stärker dazu tendieren, eine angefangene Aktivität aufzugeben als Personen mit einer Aufgabenorientierung. Bei der Förderung der Gesundheit durch dauerhafte körperliche Bewegung sollte dies berücksichtigt werden, um vorzeitigem Aufhören entgegenwirken zu können.
Zusätzliche Literatur: Fuchs (1997) S. 33-38 & 209-231.
9. Sitzung: Optimismus und Vulnerabilität
Hohe Selbstwirksamkeitserwartung kann auch als funktionaler Optimismus bezeichnet werden, da es sich um die Wahrnehmung eigener Ressourcen im Umgang mit einer Herausforderung handelt. Dagegen wird eine heruntergespielte Gefährdung als defensiver Optimismus gesehen. In vielen Bereichen der Gesundheitspsychologie, in denen die subjektiven Einschätzungen von Gefährdungen untersucht wurden, ließ sich diese Verzerrung feststellen. In dieser Veranstaltung soll auf die Risiken von körperlicher Bewegung selbst bzw. bei Bewegungsangeboten eingegangen werden. Anhand der Studie von Dahlbert & Kulla (1998) wird -u.a.- der defensive Optimismus ("optimistischer Fehlschluß") und die wahrgenommene Verwundbarkeit (Vulnerabilität) aufgearbeitet.
Literatur für alle Dahlbert, C. & Kulla, C. (1998). Optimismus und Gesundheitsförderung: Über die Bedeutung kognitiver Faktoren für die Wirksamkeit von Rückenschulen. Zeitschrift für Gesundheitspsychologie, 190-201.
Zusätzliche Literatur:
Fuchs (1997); Fuchs & Kleine (1995) in Schlicht & Schwenkmezger [HA].
10. Sitzung: Situative Barrieren und Ressourcen (1) - Der Übungsleiter als zentraler Faktor
In dieser und der folgenden Sitzung befassen wir uns mit Situativen Barrieren und Ressourcen, die wir als einflußreiche Komponente in Schwarzer's Prozeßmodell kennengelernt haben. Neben Einflüssen des sozialen Umfelds des Einzelnen, sind v.a. Mitmenschen im Sportkurs für das dauerhafte Dabeibleiben maßgeblich. Anhand der Studie von Bain, Wilson & Chaikind (1989) gehen wir auf die Wahrnehmung von sozialen Prozessen und die zentrale Rolle des Übungsleiters ein. Weitere Überlegungen dazu sind bei Thiel & Rossmann (1986); Treutlein, Hanke & Janalik (1992) sowie Nupponen & Laukkanen (1998) zu finden. (Allgemeines zu sozialen Ressourcen und Barrieren kann in dem Buch von Fuchs (1997) nachgelesen werden.)
Literatur für alle Bain, L. L., Wilson, T. & Chaikind, E. (1989). Participant Perceptions of Exercise Programs for Overweight Women. Research Quartly for Exercise and Sport, 134-143.
Zusätzliche Literatur:
Fuchs (1997); Treutlein, Hanke & Janalik (1992) [HA];Nupponen, R. & Laukkanen, R. (1998). How to develop a group curriculum: developing an exercise programme for overweight adults. Patient education and counceling, 77-85.Thiel, G. & Rossmann, E.-D. (1986). Wie Übungsleiter in Sportvereinen die Motivation zum Sporttreiben fördern können. Psychologie in Erziehung und Unterricht, 33, 305-330.  
11. Sitzung: Situative Barrieren und Ressourcen (2) - Teilnehmer-Übungsleiter-Interaktion
In diese zweiten Sitzung zum Thema Situative Barrieren und Ressourcen steht die Interaktion zwischen Teilnehmern und Übungsleitern bzw. Trainern und Athleten im Mittelpunkt. Die Studie von Würth, Schaborowski & Alfermann (1999) über Trainingsklima und Führungsverhalten stammt aus dem Leistungssport und soll dazu anregen, über soziale Prozesse im Gesundheitssport nachzudenken. Zusätzlich zu der Literatur der vorherigen Sitzung bieten bspw. Alfermann (1993) sowie Singer & Weßling-Lünnemann (1993) Informationen zu diesem noch relativ wenig beachteten Feld.
Literatur für alle Würth, S., Schaborowski, C. & Alfermann, D. (1999). Trainingsklima und Führungsverhalten aus der Sicht jugendlicher Athleten und deren Trainer. Psychologie und Sport, 146-157.
Zusätzliche Literatur:
Alfermann, D. (1993). Soziale Prozesse im Sport. In H. Gabler (Hrsg.), Einführung in die Sportpsychologie (S. 65-106). Schorndorf: Verlag Karl Hofmann.Singer, R. & Weßling-Lünnemann, G. (1993). Psychologische Aspekte des Schulsports. In H. Gabler (Hrsg.), Einführung in die Sportpsychologie (S. 110-147). Schorndorf: Verlag Karl Hofmann.
12. Sitzung: Gesundheitsförderung durch Sportangebote in Betrieben
Literatur für alle Keller, S., Bauer, B., Herda, C., Marx, O., Küster, T. & Basler H.-D. (1996). Auswirkungen einer Rückenschule auf Befinden, Verhalten, Einstellungen und Muskelaktivität - Ergebnisse einer kontrollierten Studie. Zeitschrift für Gesundheitspsychologie, 179-196. Zusätzliche Literatur: Krause (1998) in Bös & Brehm, S.374-384.
13. Sitzung: Gesundheitsförderung durch Sportangebote in Vereinen und Verbänden
Literatur für alle Lames, M. & Kolb, M. (1999). Gesundheitsförderung in Sportvereinen. Konzeptuelle Grundlagen und Erfahrungen mit dem Projekt "Gesund & Bewegt". Zeitschrift für Gesundheitswissenschaften, 1, 30-52.
Zusätzliche Literatur: Opper (1998) in Bös & Brehm, S.341-351.
14. Sitzung: Gesundheitsförderung durch Bewegungsangebote in der medizinischen Rehabilitation
Literatur für alle Hackfort & Schlattmann (1995). Ein Bewegungsangebot für Typ-II-Diabetiker - Akzeptanz und Auswirkungen unter differentiellen Aspekten. Zeitschrift für Gesundheitspsychologie, 135-150.
Zusätzliche Literatur:
Schüle, Hölter & Deimel (1998) in Bös & Brehm, S.385-402.  
15. Sitzung: Zusammenfassung und Rückblick; Abschlußbesprechung
Abschließend wollen wir die besprochenen Determinanten und Strategien zur Gesundheitsförderung durch körperliche Bewegung zusammenfassen. Der gegenwärtige Forschungsbedarf im Bereich der Gesundheitsförderung durch körperliche Bewegung wird reflektiert. In diesem Zusammenhang können Ideen für mögliche eigene Maßnahmen abgeleitet bzw. die entwickelten Projekte vorgestellt und diskutiert werden.