Lehre

Protokoll zum Ökophysiologischen Praktikum im WS 2001/2002

Lehrveranstalter : Prof. Dr. Schmitt

Beschallung von Pisum sativum, Helianthus annuus und Zea mays mit einem 5000 Hz Ton

April 2002

Erarbeitet von :

Ruth Müller

Maike Dieckmann

Janina Lehrke



1)Zusammenfassung

In dieser Untersuchung wurden Pflanzen (eine Monokotyle und zwei Dikotyle) hinsichtlich ihrer Sensibilität auf einen bestimmten Ton (5000Hz) überprüft. Ihre Reaktion wurde anhand der relativen und absoluten Zuwachsrate sowie der maximalen Quantenausbeute diskutiert.

Es konnte unter Beschallung eine erhöhte Zuwachsrate und eine niedrigere (im Gegensatz zur Kontrolle) Quantenausbeute festgestellt werden. Dies kann als Stressreaktion auf den Ton bewertet werden.

Die Untersuchung kann nur als Vorversuch gelten. Die hier angenommene Sensibilität sollte deshalb in weiteren Versuchen noch eingehender überprüft werden, wobei über einen längeren Zeitraum mit variierenden Standardbedingungen und erhöhter Stichprobenzahl gearbeitet werden sollte.

2. Einleitung

Viele Menschen fragen sich immer wieder, ob Pflanzen sowie Tiere auf auditive Reize reagieren. Eine viel beschworene Annahme ist z.B., dass gutes Zureden stärkeres und gesünderes Wachstum bei Pflanzen fördert. Hier entgegnen Kritiker, das die Aufmerksamkeit, die einer Pflanze durch das Zureden zuteil wird, zwar dazu führt, das z.B. Trockenheit, Läuse oder ähnliche negative Einflüsse auf eine Pflanze schneller erkannt werden, doch es keinen direkten Zusammenhang eines besseren Wachstums mit gesprochenen Worten, also auditiven Reizen, oder den dahinter liegenden „guten Intentionen“ gibt. Ein weiterer Einwand beruht auf der Annahme, dass beim Sprechen die CO2- Konzentration der Umgebung der Pflanze erhöht und somit eine höhere Syntheserate forciert wird.

Auch gibt es Vermutungen, das Musik bzw. Töne einen Einfluss auf Pflanzen haben sollen. Da es den Pflanzen nach dem heutigen Wissensstand an Organen für die Aufnahme von auditiven Reizen fehlt, ist es eine schwierige und mit reichlich viel Skepsis betrachtete Angelegenheit diesen Einfluss auf Pflanzen zu untersuchen.

Da das Wachstum von Pflanzen hauptsächlich auf die Photosynthese zurückzuführen ist, sollte auch hier eine Veränderung sichtbar sein, wenn Musik, Töne oder Worte einen Einfluß auf Pflanzen haben. Es wurden in der Vergangenheit einige Versuche unternommen die Reaktionen dieser auditiven Einwirkungen auf Pflanzen zu untersuchen. Eine Arbeit (www.quarks.de/pflanzen/03.html) behandelte z.B. die sofortigen Auswirkungen von verschiedenen Musikstilen auf die Photosyntheserate bei Pflanzen, die abwechselnd beschallt und unbeschallt gemessen wurden. Es sollten hier momentane Veränderungen erfasst werden. Dabei konnten keine Veränderungen, bzw. Unterschiede nachgewiesen werden.

In dem vorliegenden Versuch, soll ein Vergleich zwischen beschallten und unbeschallten Pflanzen gezogen werden, so dass ein Einfluss über einen längeren Zeitraum (1 Woche) erfasst werden kann. Auf der Annahme basierend (mdr- Sendung: „Hier ab vier“ www.mdr.de), dass für Pflanzen ein Ton mit der Frequenz von 5000 Hz stimulierend wirken soll (Lautäußerungen von Vögeln und Riesengrillen), wird dieser Ton für das Experiment ausgewählt und die Pflanzen damit beschallt. Um einen Vergleich ziehen zu können werden auch unbeschallte Pflanzen (Kontrolle), die unter den gleichen Bedingungen, aber ohne Beschallung wachsen, untersucht. Bei den Messungen werden Wachstum und Photosynteserate  der beschallten mit denen der unbeschallten Pflanzen verglichen.      

3. Material und Methoden

Als Untersuchungsobjekte wurden Keimlinge von 2 Dicotyledonen ( Erbse Pisum sativum und Sonnenblume Helianthus annuus ) und einer Monocotyledonen (Mais Zea mays) verwendet. Hierbei wurden etwa gleich große Pflanzen aus den angezogenen Keimlingen ausgewählt, so daß je Versuchsaufbau drei Erbsen, vier Sonnenblumen und fünf Maispflanzen zur Verfügung standen. Zur Datenauswertung wurden jeweils die Mittelwerte zum Vergleich herangezogen.

Da die Pflanzen auf ihr Wuchsverhalten mit Beschallung und zur Kontrolle ohne Beschallung untersucht wurden, war eine räumliche Trennung nötig. Das Institut für Pflanzenphysiologie der FU Berlin stellte dafür zwei Räume in ihrem Gewächshaus zur Verfügung. Hierbei wurde auf gleiche Wachstumsbedingungen geachtet. Die Lichtintensitäten, die Exposition der Pflanzen und die Bewässerung waren an beiden Orten gleich. Jedoch war die Luftfeuchtigkeit in dem Raum ohne Beschallung höher, weil sich dort noch andere Pflanzen befanden, die täglich bewässert wurden. Die beschallten Pflanzen befanden sich allein in dem Raum.

Die Lichtintensität beim Versuchsaufbau (t = 0) betrug 1200 LUX, die Temperatur war konstant 19 °C und die Luftfeuchte lag bei 31,8% RH im beschallten und bei 41,2% RH im unbeschallten Raum.

Zur Beschallung diente eine Stereoanlage der Fa. Sony, welche die dafür vorgesehenen Pflanzen 8 Stunden pro Tag mit einer Lautstärke von 74 dB beschallte, und zwar von 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr. Als akkustisches Signal wurde ein durchgehender Ton von 5000 Hz auf einer MC verwendet. Die beiden Lautsprecher wurden schräg gegenüber, aber etwas versetzt aufgestellt in einem Abstand von etwa 30 cm von dem Pflanzenkasten (siehe Abb. 1).  

Die Kontrollpflanzen waren Hintergrundgeräuschen von 66 dB ausgesetzt.

Insgesamt wurden die Pflanzen über einen Zeitraum von 9 Tagen beobachtet und vermessen.

Als Daten wurden die maximale Quantenausbeute Fv/Fm und die Pflanzenlänge in cm aufgenommen. Hierbei wurde die Pflanzenlänge bei Pisum sativum von dem längsten Fiederblatt (Rankenspitze) bis zum Stengelanfang, bei Helianthum annuus und Zea mays vom längsten Laubblatt, sofern noch nicht vorhanden, vom längsten Keimblatt bis zum Stengelanfang mit einem Lineal bestimmt. Die Daten über die photosynthetische Energieumwandlung wurden mit einem TEACHING-PAM Chlorophyll Flourometer gemessen und mit einem angeschlossenen Notebook in dem Programm DA-TEACH im Basic Mode aufgenommen. Die zu vermessenden Laubblätter wurden, sofern vorhanden, ansonsten die Keimblätter 10 Minuten vorverdunkelt mithilfe von Silberfolie.

Abb. 1: Versuchsaufbau für die beschallten Pflanzen
4. Ergebnisse

Um die größeren Messwerte hervorzuheben, wurden diese in allen folgenden Tabellen grün markiert. 

4. 1 Zuwachs

4. 1. 1 Absoluter Zuwachs


 
Größe in cm (Mittelwerte)


 
Tage
Kontrolle- Pisum s.
Kontrolle- Zea m.
Kontrolle- Helianthus a.
24.1.
5,1
5,08
7,0
25.1.
4,67
5,86
7,68
28.1.
9,3
8,7
10,33
29.1.
10,73
10,22
11,73
30.1.
11,63
11,38
12,03
31.1.
11,83
12,66
12,63
1.2.
11,93
13,48
13,125

Tab. 1: Größe der untersuchten Pflanzen in cm bei Standardbedingungen1 ohne Beschallung  

            (Kontrolle) innerhalb einer Woche 


 
Größe in cm (Mittelwerte)


 
Tage
 Pisum s.- beschallt 
Zea m.- beschallt
 Helianthus a.-     beschallt
24.1.
4,87
5,3
6,73
25.1.
4,77
6,1
7,4
28.1.
9,6
9,24
10,03
29.1.
10,87
10,16
10,93
30.1.
11,96
11,46
11,38
31.1.
13,7
12,78
12,0
1.2.
15,3
13,58
14,55

Tab. 2: Größe der untersuchten Pflanzen in cm nach Beschallung mit einem 5000 Hz- Ton

            (8h /Tag) innerhalb 9 Tagen

 

Abb. 1

Abb. 2

Abb. 3

Von den drei untersuchten Pflanzenarten waren die beschallten Erbsen und Sonnenblumen (Sb) größer als die entsprechenden Kontrollpflanzen.

Die Erbsen zeigten in sechs von sieben Messungen eine höhere Gesamtgröße (siehe Tab. 1 und 2), die Sonnenblumen allerdings nur in einem von sieben Messungen. Der beschallte Mais war von Anfang an größer als die Kontrolle (Abb. 3), wodurch die absolute Größe nicht vergleichbar war.

Dabei waren die Größenunterschiede bei der Erbse vom zweiten bis zum fünften Versuchstag gering (Differenz D =  0,22 cm), ab dem sechsten Tag wurde der Unterschied deutlicher (Abb. 2). Nach sechs Tagen betrug der absolute Zuwachs der beschallten Pflanzen 2 cm mehr im Vergleich zu den Kontrollpflanzen, an der letzten, also siebten Messung 3,4 cm (Abb. 2).

Die Sonnenblumen (Sb) blieben dagegen bei Beschallung von der ersten bis zur sechsten Datenaufnahme kleiner als die entsprechenden Kontrollpflanzen. Von der ersten bis zur dritten Messung waren die Größenunterschiede zwischen Beschallten und Unbeschallten nur gering, (Dx = 0,28 cm). Von der vierten bis zur sechsten Messung betrug die Differenz dagegen D = 0,69 cm.

Auffällig sind die Werte der letzten Messung, da hier eine Umkehr der Größenverhältnisse vorliegt, d.h. die beschallten Sb erreichten eine größere Gesamthöhe im Vergleich zur Kontrolle. (D =  1,43 cm; Abb. 3).

Der Mais zeigten keine signifikanten Größenunterschiede zwischen beschallten und unbeschallten Pflanzen (Abb. 4).

4. 1. 2 Relativer Zuwachs


 
Zuwachs in % zum 24.1.02


 
Tage
Kontrolle
Beschallt (5000 Hz)
D
D
1- 2 (24.1.- 25.1.)
-
-
1- 4 (24.1.- 28.1.)
45,2
49,3
1- 5 (24.1.- 29.1.)
52,5
3,7
55,2
4,1
1- 6 (24.1.- 30.1.)
56,2
59,3
1- 7 (24.1.- 31.1.)
56,9
0,4
64,5
3,7
1- 8 (24.1.- 1.2.)
57,3
68,2

Tab. 3: Zuwachs von Pisum s. in % zum 24.1.02 der unter Standardbedingungen aufgewachsenen Kontrollpflanzen und der Beschallten im Verlauf einer Woche


 
Zuwachs in % zum 24.1.02


 
Tage
Kontrolle
Beschallt (5000 Hz)
D
D
1- 2
13,3
28,3
13,1
29,5
1- 4
41,6
42,6
1- 5
50,3
5,1
47,8
6,0
1- 6
55,4
53,8
1- 7
59,9
2,4
58,5
2,5
1- 8
62,3
61,0

Tab. 4: Zuwachs von Zea m. in % zum 24.1.02 der unter Standardbedingungen aufgewachsenen Kontrollpflanzen und der Beschallten im Verlauf einer Woche


 
Zuwachs in % zum 24.1.02


 
Tage
Kontrolle
Beschallt (5000 Hz)
D
D
1- 2
8,8
23,4
9,1
23,8
1- 4
32,2
32,9
1- 5
40,3
1,5
38,4
2,4
1- 6
41,8
40,8
1- 7
44,6
2,0
43,9
9,9
1- 8 (24.1.- 1.2)
46,6
53,8

Tab. 5: Zuwachs von Helianthus a. in % zum 24.1.02 der unter Standardbedingungen aufgewachsenen Kontrollpflanzen und der Beschallten im Verlauf einer Woche



Abb. 5

Abb : 6

Abb. 7:

 

Abb. 8:

Abb. 9:

Im Vergleich vom ersten zum letzten Messtag zeigten die Kontrollpflanzen der Art Zea mays die höchste relative Zuwachsrate (62,3%), die Erbse 57,3% und die Sb 46,6% (Abb. 5, 6, Tab. 3, 4, 5).

Bei den Beschallten dagegen wies die Erbse am letzten Tag den größten Wert (68,2%) auf, gefolgt von Mais (61,0%) und Sb (53,8%).

Die Sb hatten über den gesamten Untersuchungszeitraum die niedrigsten relativen Zuwachsraten.

Desweiteren wiesen ab der vierten Messung nur die Erbsen bei Beschallung durchgehend einen größeren relativen Zuwachs im Vergleich zu den Maispflanzen und Sb auf. Die beiden letztgenannten Arten hatten aber nicht durchgehend niedrigere Werte, als Ausnahme zeigten die beschallten Maispflanzen an einem Tag 1 % mehr Zuwachs als die Kontrollen, die beschallten Sb an drei verschiedenen Tagen höhere Werte als die entsprechenden Kontrollen (D= 0,3%, D=0,7% und D=7,2%) (Tab. 3- 5 und Abb.5, 6).

Den höchsten relativen Zuwachs hatte hierbei die Sb am letzten Tag. Dieser reicht aber nicht an den Zuwachs der beschallten Erbse (10,9%) im Vergleich zur Kontrolle am gleichen Messtag heran.

Grundsätzlich hatten die Beschallten immer einen höheren relativen Zuwachs (D) von einem auf den darauf folgenden Meßtag (Tab. 3, 4, 5, Abb. 7, 8, 9).

Weiterhin waren bei den Anfangsmessungen die prozentualen Unterschiede der Zuwachsraten, bei Kontrollen sowie Beschallten, höher als bei den darauf folgenden Messungen (Mais:  D = maximal 29,5%, ab 5. Tag höchstens 6% ; Sb: D= maximal 23,8 %, danach höchstens 9,9% ; für die Erbse liegen diesbezüglich keine Werte vor).

Abb. 5 und 6 machen deutlich, dass sich die beschallten (D = ca. 7%) sowie auch die unbeschallten (D = ca. 4%) Erbsenpflanzen und Maispflanzen sich in ihren relativen Zuwachsraten ähneln. Nur die Sb weisen einen deutlichen Unterschied von D = ca. 10 % zu den anderen beiden Arten auf.

4. 2 Maximale Quantenausbeuten


 
Fv/Fm
Kontrolle
Beschallt
24.1.02
0,809
0,796
25.1.02
0,786
0,776
28.1.02
0,780
0,788
29.1.02
0,767
0,698
30.1.02
0,756
0,770
31.1.02
0,794
0,763
1.2.02
0,770
0,771

Tab. 6: Maximale Quantenausbeute von Pisum sativum  unter Standardbedingungen und  

 nach Beschallung mit einem 5000 Hz- Ton (jeweils gemessen nach 10 Min.

 Vorverdunkelung) innerhalb einer Woche

Abb. 9:


 
Fv/Fm
Kontrolle
Beschallt
24.1.02
0,706
0,639
25.1.02
0,682
0,618
28.1.02
0,740
0,712
29.1.02
0,692
0,564
30.1.02
0,528
0,603
31.1.02
0,699
0,659
1.2.02
0,660
0,568

Tab. 7: Maximale Quantenausbeute von Zea maysunter „Standardbedingungen“ und  

 nach Beschallung mit einem 5000 Hz- Ton (jeweils gemessen nach 10 Min.

 Vorverdunkelung) innerhalb einer Woche

Abb. 10:


 
Fv/Fm
Kontrolle
Beschallt
24.1.02
0,805
0,802
25.1.02
0,825
0,775
28.1.02
0,815
0,815
29.1.02
0,782
0,625
30.1.02
0,748
0,676
31.1.02
0,788
0,755
1.2.02
0,795
0,675

Tab. 8: Maximale Quantenausbeute von Helianthus annuus unter „Standardbedingungen“

 und nach Beschallung mit einem 5000 Hz- Ton (jeweils gemessen nach 10 Min.

 Vorverdunkelung) innerhalb einer Woche

Abb. 11:

Abb. 12:

Abb. 13:

Unter den Kontrollen weisen Erbse und Sb sehr ähnliche Werte in Bezug auf die max. Quantenausbeute auf (Abb. 10) (maximale Werte: Sb 0,825, Erbse 0,809). Der Mais dagegen unterscheidet sich durch eine konstant niedrigere maximale Quantenausbeute (max. Fv/Fm = 0,740). Zusätzlich weist der Mais im Gegensatz zu den anderen Arten eine höhere Schwankungsbreite auf.

Dagegen zeigen unter den beschallten Pflanzen Erbse und Sb nur noch die ersten 2 Tage ähnliche Werte, ab dem dritten Tag gehen diese jedoch deutlich auseinander (Abb. 11). Die Erbse erreicht dabei höhere max. Quantenausbeuten im Gegensatz zu den Sb- und den Maispflanzen (Abb. 11). Auch bei den Beschallten besitzt der Mais die geringste Quantenausbeute (maximale Werte: Sb = 0,815, Erbse = 0,796, Mais =  0,712).

Über den Untersuchungszeitraum ist generell ein regelmäßiges Auf- und Absteigen der Werte bei allen Arten festzustellen.

Darüber hinaus war bei  allen Arten die max. Quantenausbeuten mit Beschallung niedriger als ohne Beschallung (Abb.12, 13, 14). Dies traf bei Sb und Mais nur an einem Tag nicht zu (Sb: 3. Tag; Mais: 5. Tag).

Nur bei der Erbse war dieser „Trend“ nicht so eindeutig, an drei verschiedenen Tagen erreichten die Beschallten höhere Quantenausbeuten (Abb. 12).

5. Diskussion 

5. 1. 1 Absoluter Zuwachs

Nur bei den Erbsen kann man einen Zusammenhang zwischen Ton (5000 Hz) und Wachstum schließen, da hier die Kontrollpflanzen zu Versuchsbeginn (t = 0) im Schnitt größer waren als die für die Beschallung ausgewählten (D = 0,23 cm). Ab den folgenden Tagen jedoch „überholten“ die Beschallten die Kontrollen. Am letzten Tag der Messungen waren die Beschallten 15,3 cm,  die Kontrollen nur 11,9 cm groß.

Neben den beschallten Erbsen wiesen auch die beschallten Maispflanzen einen höheren absoluten Zuwachs auf als die entsprechenden Kontrollpflanzen. Die beschallten Maispflanzen waren  aber von Versuchsbeginn an größer als die entsprechenden Kontrollpflanzen (0,22 cm). Somit kann die Beschallung hier nicht in Zusammenhang mit der Größe gebracht werden.

Der größere Zuwachs der beschallten Sb, der erst am letzten Versuchstag erreicht wurde, könnte als Schwankung angesehen werden. Dies ist aber aufgrund des bis dahin gleichmäßigen Kurvenverlaufs eher unwahrscheinlich, kann aber auch als Folge der Beschallung angesehen werden. Dies würde bedeuten, dass die Erbse schon ab dem zweiten Tag auf den Ton „reagiert“, die Sb erst nach dem sechsten Tag. Hier wäre eine weitere Untersuchung über einen längeren Zeitraum zur Klärung erforderlich.

5. 1. 2 Relativer Zuwachs

Am Anfang der Messungen (1.- 4. Messung) waren die relativen Wachstumsraten bei Kontrollen sowie Beschallten von Mais und Sb höher als bei den darauffolgenden. Dies zeigt, dass diese untersuchten Pflanzen bis zum vierten Tag starke Wachstumsschübe hatten, danach scheinen sie weniger stark zu wachsen. Diese verstärkten Wachstumsschübe sind mit dem Aufbrauchen der Nährstoffreserven aus den Kotyledonen zu erklären.

Bei den Erbsen können keine Aussagen über den Zuwachs von den Anfangsmessungen gemacht werden, da unter beiden Versuchsbedingungen am zweiten Tag weniger cm gemessen worden als am Tag zuvor, was auf einen Messfehler zurückzuführen ist.

Zusammenfassend kann gesagt werden, daß die beschallten Dikotyledonen (Erbse, Sonnenblume) und die unbeschallten Monokotyledonen (Mais) insgesamt den größten relativen Zuwachs erreicht haben.

5.2 Maximal Quantenausbeute

Alle drei Arten zeigten unter Kontrollbedingungen grundsätzlich eine höhere max. Quantenausbeute. Allerdings zeigte die Monokotyledone (Mais) bei Beschallung sowie Kontrolle eine niedrigere max. Quantenausbeute als die Dikotyledonen.

Im allgemeinen bedeutet eine hohe Quantenausbeute eine höhere Syntheserate, so daß die Beschallung für alle Versuchspflanzen einen Stressor darstellen könnte.

5.3 Zusammenfassende Diskussion

Die Quantenausbeute steht im Gegensatz zu den absoluten und relativen Zuwachsraten. Daraus kann geschlossen werden, das eine höhere Zuwachsrate eventuell auch durch Stress hervorgerufen werden kann, was sich in einem erhöhten Internodienwachstum widerspiegeln würde. Da dies nicht explizit untersucht wurde, lässt sich im nachhinein nicht mehr der Zusammenhang zwischen Zuwachsrate und Stress herstellen.

Dass Beschallung für die Pflanzen Stress bedeutet, kann als eine evolutiv erworbene Sensibilität gegenüber Frassfeinden, Ausbreiter und Bestäuber bewertet werden. Dies beinhaltet eine gegensätzliche Tendenz, da das Wachstum  einerseits als eine positive Reaktion auf Ausbreiter und Bestäuber, wie auch als eine negative Reaktion auf Frassfeinde gedeutet werden kann. Hiermit lässt sich auch die erhöhte Wachstumsrate in Einklang bringen, da in beiden Fällen eine erhöhte Wachstumsrate eine frühere Reproduktionsreife mit sich bringt und somit jeweils zum Vorteil gereicht.

Pflanzenanatomisch ist bisher noch kein Nachweis erbracht, inwiefern Pflanzen auf akkustische Reize reagieren. Die hier angenommene Sensibilität sollte in erweiterten Versuchen noch eingehender überprüft werden, wobei über einen längeren Zeitraum mit variierenden Standardbedingungen und erhöhter Stichprobenzahl gearbeitet werden sollte. Weitere Parameter wie Trockengewicht und Wassergehalt sollten in weitere Untersuchungen mit aufgenommen werden, um den relativen Karbongehalt bestimmen zu können.

Diese hier vorgestellte Untersuchung kann nur einen Vorversuch darstellen.



6. Anhang

Abb. 14: Standort der beschallten Versuchspflanzen im Gewächshaus des Instituts für 

               Pflanzenphysiologie der FU Berlin mit Stereoanlage und zwei Boxen

Abb. 15: Standort der Kontrollpflanzen im Gewächshaus des Instituts für Pflanzenphysiologie der FU Berlin


Abb. 16: Kontrollpflanzen nach neuntägiger Untersuchung

Abb. 17: Beschallte Pflanzen nach neuntägiger Untersuchung


Urlisten der Messwerte Fv/Fm, Fm, Fo, Y, qn, qp:

Pisum s. (Mittelwerte aus 3 Pflanzen)

24.1.02
 
 
Kontrolle
Beschallt
Fv/Fm
0,809
0,796
Fm
863
786
F0
163,6
161
Y
0,802
0,775
Qp
0,994
0,979
Qn
0,022
0,044

25.1.02
 
Kontrolle
Beschallt
Fv/Fm
0,786
0,776
Fm
830
880
F0
175,3
195
Y
0,782
0,787
Qp
0,989
0,997
Qn
0,005
0,006

28.1.02
 
Kontrolle
Beschallt
Fv/Fm
0,780
0,788
Fm
910
817
F0
200
174
Y
0,782
0,782
Qp
0,997
0,982
Qn
0,016
0,002

29.1.02
 
Kontrolle
Beschallt
Fv/Fm
0,767
0,698
Fm
960,3
687
F0
224
202
Y
0,778
0,75
Qp
0,995
0,985
Qn
0,013
0,040

30.1.02
 
Kontrolle
Beschallt
Fv/Fm
0,756
0,770
Fm
1012,3
828
F0
246,3
189,6
Y
0,798
0,796
Qp
1,000
0,990
Qn
0,014
0,040

31.1.02
 
Kontrolle
Beschallt
Fv/Fm
0,794
0,763
Fm
1114,3
897
F0
229
212
Y
0,798
0,777
qp
1,000
0,992
qn
0,030
0,004

1.2.02
 
Kontrolle
Beschallt
Fv/Fm
0,770
0,771
Fm
937
884
F0
215
202,6
Y
0,801
0,778
qp
1,000
0,992
qn
0,018
0,003

Zea m. (Mittelwerte aus 5 Pflanzen)

24.1.02
 
Kontrolle
Beschallt
Fv/Fm
0,706
0,639
Fm
751
633,6
F0
222,6
228,6
Y
0,698
0,698
qp
0,992
0,996
qn
0,030
0,016

25.1.02
 
Kontrolle
Beschallt
Fv/Fm
0,682
0,618
Fm
589,8
609,6
F0
186,8
232,8
Y
0,698
0,675
qp
0,987
1,000
qn
0,020
0,028

28.1.02
 
Kontrolle
Beschallt
Fv/Fm
0,740
0,712
Fm
679,6
675,8
F0
217,2
194,6
Y
0,729
0,744
qp
0,988
1,000
qn
0,007
0,013

29.1.02
 
Kontrolle
Beschallt
Fv/Fm
0,692
0,564
Fm
701,2
479,4
F0
219,8
203,6
Y
0,706
0,661
qp
1,000
0,986
qn
0,023
0,002

30.1.02
 
Kontrolle
Beschallt
Fv/Fm
0,528
0,603
Fm
756,6
560,2
F0
358,6
224
Y
0,670
0,750
qp
1,000
1,000
qn
0,006
0,002

31.1.02
 
Kontrolle
Beschallt
Fv/Fm
0,699
0,659
Fm
749,6
638,4
F0
225,2
219,8
Y
0,697
0,734
qp
0,994
0,993
qn
0,027
0,002

1.2.02
 
Kontrolle
Beschallt
Fv/Fm
0,660
0,568
Fm
641
549
F0
217,6
237,6
Y
0,695
0,724
qp
1,000
1,000
qn
0,002
0,002

Helianthus a. (Mittelwerte aus 4 Pflanzen)

24.1.02
 
Kontrolle
Beschallt
Fv/Fm
0,805
0,802
Fm
886,5
718,8
F0
174
141,5
Y
0,816
0,803
qp
0,999
0,991
qn
0,046
0,079

25.1.02
 
Kontrolle
Beschallt
Fv/Fm
0,825
0,775
Fm
704,5
779
F0
123,3
174,8
Y
0,812
0,778
qp
0,984
0,980
qn
0,033
0,003

28.1.02
 
Kontrolle
Beschallt
Fv/Fm
0,815
0,815
Fm
674
639,5
F0
127,3
117,8
Y
0,789
0,784
qp
0,961
0,963
qn
0,022
0,016

29.1.02
 
Kontrolle
Beschallt
Fv/Fm
0,782
0,625
Fm
672,0
380,5
F0
147,5
147,25
Y
0,77
0,682
qp
0,979
0,981
qn
0,026
0,002

30.1.02
 
Kontrolle
Beschallt
Fv/Fm
0,748
0,676
Fm
683,3
625,75
F0
172,5
202,25
Y
0,779
0,789
qp
1,000
1,000
qn
0,020
0,002

31.1.02
 
Kontrolle
Beschallt
Fv/Fm
0,788
0,755
Fm
702,75
647,0
F0
150,75
160,75
Y
0,785
0,778
qp
0,987
0,989
qn
0,030
0,002

1.2.02
 
Kontrolle
Beschallt
Fv/Fm
0,795
0,675
Fm
661,5
589,3
F0
136,3
193,3
Y
0,787
0,749
qp
0,987
1,000
qn
0,003
0,002

Lehre