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Nothilfe-Programm!
«Langsamer Geldumlauf ist die Hauptursache der bestehenden
Wirtschaftslähmung. Das Geld als Tauschmittel entgleitet
immer mehr den Händen der schaffenden Menschen. Es versickert
in den Zinskanälen und sammelt sich in den Händen weniger
Menschen, die das Geld nicht mehr dem Warenmarkt zuführen,
sondern als Spekulationsmittel zurückhalten. Da das Geld
ein unentbehrliches Rad in der Produktionsmaschine ist, bedeutet
die Ansammlung von großen Summen in wenigen Händen
eine ungeheure Gefahr für den ungestörten Produktionsbetrieb.
Jede Geldstauung bewirkt Warenstauung und Arbeitslosigkeit. Unsicherheit
in den Wirtschaftsverhältnissen macht den Geldbesitzer ängstlich,
er gibt das Geld nicht mehr oder sehr ungern aus der Hand, er
mißtraut jeder Geldanlage. Der Geldumlauf wird so verlangsamt,
der Gesamtumsatz an Ware und Leistungen schrumpft ein und der
Lebensraum der Menschen im Wirtschaftsgetriebe schwindet. Bleibt
es in der bestehenden Form, so lähmt es die Ernährung
des Volkes, Friede und Wohlstand werden zerstört. Ganze Völker
und Staaten werden dadurch vom Untergang bedroht. Da von hier
aus die Welt nicht befreit werden kann, wollen wir wenigstens
ein Zeichen geben.
Das träge und langsam umlaufende Geld der Nationalbank muß
im Bereich der Gemeinde Wörgl durch ein Umlaufsmittel ersetzt
werden, welches seiner Bestimmung als Tauschmittel besser nachkommen
wird als das übliche Geld. Es sollen «Arbeitsbestätigungen»
in drei Nennwerten zu 1, 5 und 10 Schilling ausgegeben und in
Umlauf gesetzt werden. Die Gemeinde wird das tun, und die Privaten
sollen gewonnen werden, die Arbeitsbestätigungen zum vollen
Nennwert zu kaufen und in Zukunft möglichst alle Zahlungen
in der Gemeinde damit zu leisten. Um das wirtschaftliche Leben
in der Gemeinde wieder aufwärts zu bringen, sollen auch nach
einem noch zu bestimmenden und aufzustellenden Plane öffentliche
Arbeiten damit durchgeführt und bezahlt werden.
Auszug aus: Fritz Schwarz: Das Experiment von Wörgl; 1951
Dieser Text wurde ins Netz gebracht von:
W. Roehrig.
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