Homepage: www.geldreform.de Gäste- / Notizbuch: www.geldreform.de

Inhalt

Eine entscheidende Sitzung des Wohlfahrtsausschusses in Wörgl

Nach einer langen Vorbereitung sozusagen jedes der einzelnen Mitglieder dieses Ausschusses lud Bürgermeister Unterguggenberger zur entscheidenden Sitzung ein. Es war der 5. Juli 1932. Anwesend waren laut einem Sitzungsbericht:

Bürgermeister Michael Unterguggenberger, Revident der österreichischen Bundesbahnen i. P.; Vizebürgermeister Josef Gollner, Kaufmann; Vizebürgermeister Josef Ralser, Bundesbahnbeamter; die Gemeinderäte Jakob Astner d. J., Landwirt; Johann Astl, Landtagsabgeordneter, Elektromonteur; Franz Danek, Kaufmann; Alois Endl, Kellermeister; Anton Graus, Landwirt; Anton Kogler, Bundesbahnbeamter; Oswald Koller, Elektriker; Peter Lanziner, Bundesbahnbeamter i. P.; Sebastian Mitterer, Bäckermeister; Rosalia Nestler, Bundesbahnbeamtengattin; Georg Opperer, Adjunkt i. R.; Johann Payr, Landwirt; Franz Pick, Bundesbahnbeamter; Martin Pichler, Landtagsabgeordneter, Schneidermeister; Thekla Sittenthaler, Bundesbahnbeamtengattin; Dr. Georg Stawa, Oberfinanzrat i. R.; Max Steinbacher, Privat; Johann Straßer, Landwirt; Christian Wascher, Tischlermeister; Fanny Weinmayr, Bundesbahnbeamtengattin.

Der Bürgermeister gab eingangs in einer kurzen Zusammenfassung die augenblickliche Lage der Gemeinde bekannt:

Gegen 400 Arbeitslose sind in der engeren Gemeinde, davon mehr als 200 Ausgesteuerte; 1500 Arbeitslose leben im Gesamtbezirke. Eine Schuld an die Sparkasse der Stadt Innsbruck im Betrag von 1 300 000 Schilling kann nicht mehr verzinst werden - ein Rückstand von 50 000 Schilling Zinsen besteht noch von 1931 her. Das einzige Guthaben der Gemeinde sind die Steuerausstände; sie betragen für das Jahr 1931 rund 118 000 Schilling. Jetzt, 1932, ist es fast unmöglich, von diesem Gelde etwas hereinzubekommen. Infolge dieser Rückstände ist die Gemeinde auch gegenüber der Landesregierung und dem Bund in Verzug. Die beiden Körperschaften verrechnen für die auf die Gemeinde entfallenden Landes und Bundessteuern Anteile. Sie zahlen daher nichts an die Gemeinde aus, wenn die Gemeinde keine Steuereinnahmen hat, sodaß der Gemeinde auch diese Einnahmequelle gesperrt ist. Die Gemeindesteuern brachten im ersten Halbjahr ganze 3000 Schilling ein. Die Lage der Gemeinde wird immer schlimmer, da niemand die Steuern bezahlen kann. Der Arbeiter muß die letzten Spargroschen angreifen. Die Ortssparkasse leidet an Geldknappheit. Bei den Versteigerungen fehlen die Käufer, weil jedermann mit weiter sinkenden Preisen rechnet. Alle Zahlungen stocken. Die Zahl der Arbeitslosen steigt unter diesen Umständen von Tag zu Tag. -

So der Situationsbericht - trostlos!

Der Bürgermeister unterbreitete darauf dem Wohlfahrtsausschuß der Marktgemeinde Wörgl folgende Darstellung seiner Vorschläge, deren Einzelheiten ihnen allen nicht neu waren, hatte er sie doch in seinen ungezählten Unterredungen mit ihnen durchbesprochen; so verliest er nun sein:


Auszug aus: Fritz Schwarz: Das Experiment von Wörgl; 1951
Dieser Text wurde ins Netz gebracht von: W. Roehrig. Weiterverbreitung ausdrücklich erwünscht.
Zum Gästebuch
Zur Ursprungsseite