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ZUR GELDWIRTSCHAFT DER RÖMER

Von den Griechen hatten die Römer das Me-
tallgeld kennengelernt. Ursprünglich war das
Rind ihr gangbarstes Tauschmittel. Als sie dann
um 600 v. Chr. die ersten Bronzemünzen präg-
ten, mußten die Münzen noch das Bildnis des
Rindes tragen, um den Geld-Zweck des gepräg-
ten Metalles deutlich zu machen. Sogar der Na-
me des Vieh-Geldes ging auf das neue Tausch-
mittel über und blieb an ihm haften: Pecus =
pecunia.

Rom war ein gelehriger Schüler in Geldwirt-
schaft, Arbeitsteilung und Handel; Rom lernte
von den Griechen, von den Phöniziern und von
Karthago. Aber das Gemisch der Völkerschaften,
das sich an den gewinnbringenden Küstenstri-
chen der italienischen Halbinsel seßhaft zu ma-
chen trachtete, war unruhig und unberechenbar.
So wurden die Römer ein Kriegsvolk. Sie unter-
warfen die besiegten Stämme, die etruskischen
Stadtstaaten und schließlich auch die griechischen
Küstenstädte Süditaliens. Aber selbst zu der
Zeit, da die römische Herrschaft über Unterita-
lien gesichert war und der Entscheidungskampf
mit Karthago begann, war Rom noch das in
seiner Zivilisation erst in den Anfängen stecken-
de Bauernvolk mit Kupferwährung und natural-
wirtschaftlicher Versorgung des Staates. Noch
war nicht zu erkennen, daß hier einmal eine
weltbeherrschende neue Kultur entstehen würde.

Wenn die Entwicklung Roms in der Folgezeit
einen fast treibhausartigen Fortschritt nahm, so
lag das wesentlich daran, daß der Krieg rascher
als der friedliche Handel die Zaubermacht des
Geldes ins Land brachte. Schon nach der Er-
oberung von Tarent konnte Rom im Jahre 269
v. Chr. aus erbeuteten Kriegsschätzen Silber-
münzen prägen; und 62 Jahre später folgten
schon die ersten römischen Goldmünzen. In den
Jahren 202 bis 190 v. Chr. brachten die Frie-
densverträge mit Karthago, Syrien und Make-
donien allein 150 Millionen Goldmark Kriegs-
Tribute nach Rom. Da das Geld im Altertum
eine viel höhere Kaufkraft hatte, entspricht diese
Summe etwa dem Realwert von jenen 4 Milli-
arden Goldmark, die Frankreich nach dem sieb-
ziger Krieg an Deutschland zu zahlen hatte!-
Dieser für das damalige Rom gewaltige Zustrom
von Edelmetall erlaubte eine rasche Entfaltung
der Geldwirtschaft.

Bei den Römern war bis zur Prägung von
Silbergeld der As - aus einer Gewichtseinheit
hervorgegangen - die hauptsächlichste Münze.
Mit der Einführung des Silbergeldes fiel dann
aber das Übergewicht dem Denarius zu. Der
römische Denarius war noch eine verhältnismä-
ßig gewichtige Silbermünze; aus einem Pfund
Feinsilber wurden 84 Denare geprägt; das rö-
mische Pfund ist mit 370 g anzusetzen. Der De-
nar hatte in seiner Unterteilung 4 Sestertii zu je
4 As. Die Unterteilung des As ergab 12 Unciae
= Unzen. Wie bei den Griechen sehen wir auch
hier bei den Römern, daß die Zahl 12 mit ihrer
Unterteilung in Halbe und Viertel wie auch mit
ihrem Mehrfachen = 84 Denare aus 370 g Silber
eine bedeutende Rolle spielte. (*)

Die wichtigste Kleinmünze war aber doch der
Sestertius; mit dieser Münze wurde auf den
Märkten und in den Haushaltungen der Römer
am meisten gerechnet, während die größeren
Kaufleute mit dem Denar und mit dem Talent
rechneten. Später, als Rom bereits Goldmünzen
prägen konnte, war der Aureus im Werte von
25 Denarii oder 100 Sesterzien ein Vierzigstel
Pfund Gold. Diese Goldmünze, die im Laufe
der Zeit minderwertiger ausgeprägt worden
war, wurde dann von Konstantin im Jahre 313
n. Chr. durch den Solidus ersetzt.

Da die römischen Kaiser, deren Bildnisse auf
den Münzen waren, zu Zeiten Christi und auch
später noch im Sinne des heidnisch-römischen
Weltbildes als Götter galten, war die römische
Münze für die dem Römerreich unterworfenen
jüdischen Provinzen nicht zuletzt auch ein reli-
giöses Ärgernis. Von den Essenern, die nach dem
heutigen Stand der Religionsforschung eine der
klösterlich streng lebenden Qumran-Gemeinde
nahestehende Ordensgemeinschaft waren, berich-
tet Bischof Hippolyt von Portus, daß sie kein
Geld bei sich tragen durften. Da nun mancherlei
Gründe die Annahme rechtfertigen, daß Jesus
von Nazareth vor seinem messianischen Wirken
bereits durch die Gemeinschaft der Essener hin-
durchgegangen ist, bzw. in ihr sich vorbereitet
hat und ihr angehörte, wird uns die biblische
Szene vom Zinsgroschen in einem neuen Licht
lebendig und klar:

Die Pharisäer hatten beschlossen, dem unbe-
quemen Nazarener einen Fallstrick zu legen; da-
zu sandten sie ihre Kreaturen samt einigen Leu-
ten des römischen Statthalters Herodes zu ihm
und ließen ihn fragen: "Meister, wir wissen, daß
du ohne Falsch bist und den Weg Gottes mit
Wahrhaftigkeit lehrst und nach niemanden
fragst, denn du siehst nicht auf das Gesicht der
Menschen. Sage uns nun, was dich dünkt: Ist es
erlaubt, dem Kaiser den Census zu zahlen oder
nicht?" Doch Jesus merkte ihre Bosheit und
sprach: "Was versucht ihr mich, ihr Heuchler?-
Zeigt mir die Steuermünze." Und sie brachten
ihm einen Denar. Und er sagte zu ihnen: "Wes-
sen ist das Bild und die Aufschrift?" Sie sagten:
"Des Kaisers." Da sprach er zu ihnen: "So gebt
dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was
Gottes ist." (Matth. 22. 15-22)

Die Lebenszeit Christi fiel in die Regierungs-
Epoche des Augustus und seines Nachfolgers
Tiberius. Der berichtete Vorgang gilt, wie ihn
die Bibel schildert, in der Religionsgeschichte als
historisch verbürgt. Er zeigt uns, daß es ganz
offensichtlich eine Streitfrage zwischen den
strenggläubigen Juden einerseits und den der
realen Macht gefügig gewordenen Opportuni-
sten andererseits geworden war, ob sich der Um-
gang mit dem römischen Geld noch mit dem
Glauben der Väter und mit dem Gesetz Gottes
vertrage. Jesus von Nazareth aber hat - in Über-
einstimmung mit der Ordensregel der Essener -
kein Geld mit dem Bildnis des römischen Götzen
bei sich getragen; er ließ es sich erst vorlegen,
als ihm die verfängliche Frage gestellt wurde
(s. auch Rob. Eisler: Das Geld, S.152 ff).

Von Caligula, der wenige Jahre nach dem
Kreuzestod Christi römischer Kaiser wurde und
im Jahre 41 auf Grund seiner Grausamkeiten
und seines Cäsarenwahns dem Mord verfiel, be-
richtet die Geschichte, daß er ein Standbild sei-
ner Person von der römischen Truppe zur An-
betung durch die unterworfenen Völker habe
nach Palästina tragen lassen. Die jüdische Be-
völkerung übte indessen passive Resistenz; zu
Tausenden sperrten die Juden den Weg und
verweigerten dem Kaiser die göttliche Ehrung.
Es ist naheliegend, daß auch die Münzen Caligu-
las den Juden ein Ärgernis gewesen sein dürften.
- Doch das hatte keinen Einfluß auf die große
wirtschaftliche Bedeutung des römischen Geld-
wesens.

Der römische Gold-Solidus und der Denarius
als Silbermünze haben sich bis in die Zeit der
Völkerwanderung hinein gehalten, und der
Dienst, den das geordnete Geldwesen der Ent-
faltung von Wirtschaft und Kultur zu leisten
vermochte, kann auch in der Geschichte Roms
nicht hoch genug veranschlagt werden.

Kundige Hände für mannigfache Gewerbe
der arbeitsteiligen Wirtschaft fanden sich auf
den Sklavenmärkten, die ihren Auftrieb auch
aus dem Niedergang Griechenlands bekamen.
Jetzt, wo Geld und arbeitsgeübte Hände vor-
handen waren, ließ die organisatorische Bega-
bung der Römer Städte und Prachtbauten ent-
stehen; Straßen und Brücken, wie sie erst das
19. Jahrhundert wieder erreichte, Paläste, Thea-
ter und Bäder wurden gebaut, Wasserleitungen,
die jahrhundertelang bewundert wurden und
noch als Ruinen von ihrer einstigen Großartig-
keit zeugen.

Da die Römer - im Gegensatz zu der früheren
Kriegsführung der Griechen - die unterworfenen
Völker mit einer gewissen klugen Mäßigung be-
handelten, vermochten sie es auch, das Eroberte
zu halten. Rom war einstmals nur halb so groß
wie Attika und umfaßte etwa 1000 qkm Land;
zu Beginn des christlichen Zeitalters aber
herrschte Rom über 54 Millionen und war mit
3,3 Millionen qkm Land 6 mal so groß wie das
Deutsche Reich vor dem ersten Weltkrieg!

Der Hauptstadt dieses gewaltigen Reiches
standen alle Güter einer weltweiten Arbeitstei-
lung zu Diensten. Da gab es den Bernstein des
Nordens, indische Perlen und Edelsteine, arabi-
schen Purpur und Wohlgerüche, spanische Wolle,
ägyptisches Linnen, griechische Weine, afrikani-
sches Öl, chinesische Seide, britannische Austern,
Pelzwerk vom Don usw. Und wenn es auch
richtig ist, daß Rom nicht ohne Kriege groß ge-
worden ist, so hat doch andererseits die Kaiser-
zeit dem römischen Weltreich die längste Frie-
denszeit gebracht, die die Welt je gesehen hat.
In seinem Werk "Kulturen, Völker und Staaten
vom Urbeginn bis heute" weist Hugo Rachel
auf diese beachtenswerte Tatsache hin und
schreibt:

"Von 31 v. Chr. bis 235 n. Chr. sind die um
das Mittelmeer gelagerten Länder von Kriegen
und Unruhen kaum berührt worden; Kämpfe
spielten sich nur an den Grenzen ab, allein die
Thronfolgekrise von 68/69 und die Aufstände
in Gallien und Judäa, 69/71, unterbrachen diese
glücklichste Zeit der Menschheit. Im Gegensatz
zur Verwilderung der späteren republikanischen
Zeit bestand trotz aller Mängel ein gerechtes,
humanes, auf das Wohl des gesamten Reiches
bedachtes Regiment. Die materielle Kultur blühte
außerordentlich und wuchs an Umfang; ein reger
und gesicherter Verkehr, ein allgemeiner geisti-
ger und kommerzieller Austausch umspannte die
ganze römische Welt; Münze, Maß und Gewicht,
Zeitrechnung (durch Cäsar neu geordnet) und
Recht waren einheitlich geregelt."

Es ist einleuchtend, daß sich in dieserZeit alles
entfalten konnte, was aus Arbeitsteilung, Lei-
stungs-Austausch und Weltverkehr damals schon
möglich war. Aber nichts von all dem, was heute
noch von der Größe Roms zeugt, konnte ohne
die wunderwirkende Kraft des Geldes entstehen.

Dennoch wäre es eine Täuschung, wenn wir
glauben wollten, daß Rom seine Geldwirtschaft
bewußt und mit Klugheit zum Wahl des Staa-
tes betrieben und allezeit richtig gehandelt hätte.
Aber in Erinnerung an unsere eigenen Erfah-
rungen aus der modernen Zeit wundern wir uns
nicht darüber, daß schon Rom in der Notlage
seiner Kriege zu der damals möglichen Form von
Inflationspolitik - nämlich zu Münzverschlech-
terungen - seine Zuflucht nahm. Bereits während
der punischen Kriege wurde das Gewicht des rö-
mischen Silberdenars herabgesetzt, um mehr De-
nare prägen zu können. Die Söldnertruppen er-
forderten Geld für die Löhnung; und die Römer
schritten zu Notprägungen von Goldmünzen aus
dem Tempelschatz des Jupiter. Den Schatz er-
setzten sie durch vergoldetes Blei, denn in die-
sem Punkt waren sie der Ansicht - die ja wohl
auch in späterer Zeit und unter anderen Religio-
nen nicht ganz untergegangen sein soll - bei reli-
giösen Dingen genüge die Wahrung des Scheins.

Um 91 v. Chr. setzte der Volkstribun Livius
Drusus einen Senatsbeschluß durch, demzufolge
jeweils eine von 8 Münzen minderwertig "gefüt-
tert" sein sollte, innen Kupfer, außen Silber. In
jener Zeit war der Geldwert so unsicher, daß -
wie Cicero schrieb - niemand wissen konnte, was
er besaß. Einige Jahre später wollte Marius Gra-
tidian wieder gesunde Verhältnisse schaffen und
den Versuch der Zahlung mit schlechter Münze
unter Strafe stellen. Dafür wurde er erst ver-
herrlicht - und dann auf den Befehl von Sulla
hingerichtet. Die Münzverschlechterung wurde
weiter betrieben.

Freilich gab es dann auch wieder Zeiten, in
denen die Eroberungen neue Edelmetallbestände
ins Land brachten und eine Besserung des Münz-
wesens ermöglichten. So brachte die Eroberung
der reichen syrischen Handelsstadt Palmyra, zwi-
schen Damaskus und dem mittleren Euphrat ge-
legen, den Römern gewaltige Schätze ein. Heute
noc zeugen riesige Ruinen, Baalstempel, Säulen-
straßen, Theater von der einstigen Größe dieser
von den Eroberern zerstörten Stadt; Palmyra
war ja der Mittelpunkt eines Handelsstaates, der
sich in seiner Blütezeit bis weit nach Ägypten
und Kleinasien hinein erstreckte.

Soweit die eroberten Provinzen, die ihre Edel-
metallbestände an das übermütige Rom abgelie-
fert hatten, in der Not des Landes selber zu
Münzverschlechterungen ihre Zuflucht nahmen,
stellten sich auch im Altertum schon Zustände ein,
die uns ziemlich vertraut anmuten. Ägypten war
zur Zeit des Soldatenkaisers Diokletian (284 bis
305) römische Provinz. Diokletian hatte sich eine
großartige Neuordnung des gewaltigen Reiches
zum Ziel gesetzt. Vieles hat sein unbeugsamer
Wille auch tatsächlich erreicht. Nur das Geld
wollte sich nicht fügen; - doch darüber dürften
wir nur lächeln, wenn unsere Zeit nicht genau so
töricht gehandelt hätte wie dieser römische Kai-
ser, der die durch Geldvermehrung und schlechte
Kupfermünze zustandegekommene Zerrüttung
des Geldwesens mit Höchstpreis-Verordnungen
und Todesstrafe kurieren wollte. Während aber
in Rom die Metze Gerste immerhin nur 100 De-
nare kostete und ein Pfund Fleisch 8-10 Denare,
war die Entwertung des Geldes in den Provin-
zen bald beträchtlich weiter fortgeschritten. Prof.
Eisler stellte aus ägyptischen Papyrusfunden eine
aufschlußreiche Übersicht zusammen:

"Im Jahre 255 n. Chr. kostete in Ägypten eine
Metze Weizen von 29,18 Liter 16 Drachmen,
314 n. Chr. kostete sie 10 000 Drachmen. Ein
Haus, das im Jahre 267 n. Chr. 2000 Drachmen
kostete, konnte 40 Jahre später darauf eine
Grundpfandschuld von 3 840 000 Drachmen auf-
nehmen. 3 Kilo Fleisch kosteten damals 8000
Drachmen, ein Rehschlegel 50 000, 4 Hühner
30 000, 0,5 Liter Wein 12 000 bis 26 000 Drach-
men. Entsprechend vollzog sich ein Steigen der
Löhne und Gehälter. Im Jahre 304 n. Chr. er-
hielten Erdarbeiter und Ziegelverlader 400 bis
500 Drachmen täglich. Schreiber erhielten bei
freier Kost 3000 Drachmen monatlich, ein Reit-
knecht 3500, ein Mauleselknecht 6000, ein Leh-
rer 6000 Drachmen." (s. R. Eisler: Das Geld, S.
173.)

Wer den Grund seiner Wohlfahrt in den Ta-
gen des Glückes nicht erkennt, der lernt ihn er-
kennen, wenn er verloren ist. Wie einstmals in
Athen Verschwendung, Luxus und Müßiggang
den Verfall einleiteten, so auch in Rom. Auch
hier entwickelte sich die Jagd nach dem Reich-
tum in gleicher Art. Der Boden wurde veräußer-
lich und beleihbar; die Gier nach dem Gelde und
die Unerfahrenheit im Umgang mit diesem Ding
führten zur Verschuldung, maßlose Zinsen zu
raschem Verfall des Bauernstandes, zu Schuld-
knechtschaft, Landflucht und Überfüllung der
Stadt.

Da die handwerklich-gewerbliche Betätigung
von Sklaven und von Freigewordenen ausgeübt
wurde, verschmähte der Römer die eigentliche
Arbeit. Seine Zivilisation beruhte zwar auf dem
Prinzip der Arbeitsteilung, aber er selbst hat sich
an dieses Prinzip nicht gehalten. So drängte sich
in der Stadt ein Gewimmel von unbeschäftigten,
mittellosen römischen Bürgern, denen genau so
wie in Griechenland erst Brot - und dann Brot
und Spiele - geboten werden mußten.

Dieses ständige Verzehren ohne Leistung, das
maßlose Pracht- und Luxus-Bedürfnis der ver-
mögenden Schichten bewirkte auch hier einen
fortgesetzten Abfluß von Gold und Silber nach
den fernen Ländern, von denen die begehrten
Erzeugnisse auf Schiffen und Handelsstraßen
herkamen. Mußte nicht der unerhörte Aufwand
der römischen Zirkusspiele auch eine ökonomische
Kehrseite haben? Sulla ließ 100 Löwen in die
Arena rasen; Pompejus steigerte das Schauspiel
auf 500 Löwen und zahllose andere Tiere aus
allen erreichbaren Zonen. Cäsar ließ 65 v. Chr.
über 600 Gladiatoren in silberner Rüstung zum
Schaukampf antreten und im folgenden Jahr -
zur Vorbereitung seines letzten Schrittes zur ab-
soluten Macht - das römische Volk an 22 000
Tischen prächtig bewirten und mit Geld und Ge-
treide beschenken.

Die Logik der Geldrechnung ist unerbittlich,
ob man sie begriffen hat oder nicht. Rom war
wohl imstande, die Edelmetallbestände seiner
Provinzen zu mobilisieren - in den Silberberg-
werken Spaniens waren zeitweise bis 40 000
Menschen beschäftigt und in ähnlichem Umfang
wurde in Siebenbürgen Gold geschürft. - Aber
der Abfluß war dennoch größer.

Als schließlich mit dem Schwinden des Geldes
auch noch die Erschöpfung der spanischen Silber-
minen eintrat, war der Niedergang Roms so gut
wie besiegelt. Jetzt halfen auch drakonische Maß-
nahmen gegen die Ausfuhr von Edelmetallen
nichts mehr; und selbst die Münzverschlechterung
- bis zu 95 v. H. Beimischung von Kupfer!-
konnte den erforderlichen Geldumlauf nicht ein-
mal mengenmäßig halten. Der Glanz des Rö-
merreiches war auf der Basis einer weit ausge-
dehnten Geldwirtschaft und Arbeitsteilung er-
standen und nun mit dem Verfall dieser Funda-
mente wieder erloschen. -


(*) Was die Kaufkraft des römischen Geldes anbelangt, so er-
hielt man um die Zeit Christi Geburt in einer Herberge für
1 Denar Verpflegung und Nachtlager für 16 Tage; und um 20
n. Chr. kostete der Eintritt in eines der prächtigen römischen
Bäder für Frauen 1 As, für Männer sogar nur 3 Unciae (= 3
Unzen, 0.25 As); s. Menzner-Florken, "Kaufkraft und Zeitgesche-
hen", Verlag Arbogast, Otterbach 1958.
Dieser Text wurde ins Netz gebracht von: W. Roehrig. Weiterverbreitung ausdrücklich erwünscht.
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