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Inhaltsverzeichnis: Optimale Liquidität

 


 

 

Kapitel aus: Suhr / Godschalk: Optimale Liquidität, Fritz Knapp Verlag, Frankfurt am Main, 1986, ISBN 3-7819-0349-4

 

 

 

§ 6 Lenkungseffekte des Liquiditätsnutzens und der Liquiditätskosten

 

I. Ansatzpunkt "Inkongruenz"

 

Sind Nutzen und Kosten einer Liquiditätsart kongruent, saldieren sich Zustrom und Abstrom. Per Saldo findet kein Strom statt. Das Lenkungsproblem ist also ein Problem derjenigen Fälle, in denen Nutzen und Kosten der Liquidität nicht kongruent sind. Mit dieser Einsicht vor Augen sind jetzt die verschiedenen Konfigurationen der Liquidität zu analysieren.

 

1. Lenkungseffekte der Vorteile von Eigenliquidität

 

Es ist nützlich und wohltuend, eigenes Geld in der Tasche zu haben. Dieses Geld vermittelt seinem Besitzer die monetären Jokervorteile des Geldes, ohne daß er dafür mit etwas anderem zu zahlen hat als mit entgangenem, vergleichbarem Nutzen ("Opportunitätskosten"). Reale Kosten fallen praktisch nicht an: Er verbucht keinen realen Abstrom in seiner Gewinn- und Verlustrechnung.

Ein Nutzen, der nichts kostet als einen möglichen anderen, annähernd gleich großen Nutzen, ist verlockend und anziehend. So wirkt auch der Nutzen von Eigenliquidität auf Kassehalter verlockend, und anziehend. Der Antriebs- und Lenkungseffekt des Liquiditätsnutzens von Eigenliquidität wirkt also dahin, daß Kassehalter eine gewisse "Neigung" entwickeln, ihre Liquidität zu behalten.

Soweit die "Neigung zur Liquidität" reicht, wirken die Antriebs- und Lenkungseffekte also dahin, daß diese Liquidität gerade nicht "in die Zirkulation", sondern "in die Kassen" gelenkt wird.

Andere Wirtschaftssubjekte, die auf Liquidität angewiesen sind, müssen die "Neigung zur Liquidität", die den Kassehalter zur Kassehaltung motiviert, mit ihrerseits verlockenden und anziehenden Angeboten überwinden. Der Kassehalter neigt erst dann dazu, seine Liquidität aufzugeben, wenn das angebotene Gut zusätzlich zu seinem Tauschwert einen Nutzen bietet, der größer ist als der Liquiditätsnutzen.

Die Antriebs- und Lenkungseffekte von Eigenliquidität laufen also zunächst einmal auf sanfte Arretierung der Liquidität in der Kasse hinaus. Liquidität aber, die ihre Inhaber dahingehend "antreibt", ihr Geld zu behalten, und die das Geld daher dahin "lenkt", in der Kasse zu bleiben: eine solche Liquidität verleitet tendenziell dazu, keine eigenen Transaktionen abzuwickeln. Sie verleitet also dazu, daß ein Kassehalter sie dem Zweck, zu dem sie der Volkswirtschaft zur Verfügung gestellt wird, entfremdet. Die Liquidität wird nicht in die Transaktionen hinein‑, sondern sie wird von den Transaktionen abgelenkt und abgezogen.

Sobald ein Kassehalter seine Bedürfnisse soweit befriedigt hat, daß das Vergnügen an der Liquidität den Nutzen der noch in Betracht kommenden Bedürfnisbefriedigungen übersteigt, wird er durch die Eigenschaften der heutigen Liquidität gewissermaßen dazu verführt, Geld nicht auszugeben, sondern in der Kasse zu behalten, und zwar um so eher, als man Geld als Anlagemittel nutzen kann (Liquiditätswert), ohne es auszugeben (Tauschwert).

Das heutige Geld verleitet die Kassehalter dazu, ihre Transaktionskasse in eine Anlegerkasse umzuwidmen, dabei auch die Funktion des Geldes zu verändern und sich als eine eigennützig agierende Quasi-Notenbank zu verhalten. Der Anleger läßt das Geld, das als Transaktionsmedium in seiner Transaktionskasse eintrifft, als Transaktionsmittel zunächst verschwinden, bevor er es als Quasi-Notenbank wieder emittiert, wenn es ihm opportun erscheint.

Der Geldvernichtungs-Effekt, der mit Eigenliquidität einherzugehen droht, ist jedoch in der Regel so gering, daß er als solcher praktisch vernachlässigt werden kann. Das liegt daran, daß der Kassehalter mit Eigenliquidität zwar nicht durch echte Kosten, wohl aber durch Opportunitätskosten fast ebenso dringend dazu getrieben wird, seine Kassehaltung zu optimieren wie durch echte Kosten (unten 3.). Entscheidend aber ist nicht nur, daß er sein Geld nicht zu lange in der Kasse behält, sondern auch, wozu er durch die Eigenschaften der Liquidität motiviert wird: eher zum "Ausgeben" oder eher zum "Anlegen".

 

2. Lenkung durch die Kosten von Fremdliquidität

 

a) Wie die Vorteile der Eigenliquidität, so haben auch die Kosten der Fremdliquidität ihre Antriebs- und Lenkungseffekte. Der Inhaber von Fremdliquidität genießt zwar den Nutzen einer vollen Kasse, aber er hat auch entsprechende Kosten. Er wird also durch seine mit Fremdliquidität volle Kasse dazu angetrieben, in der Kasse nur die betriebswirtschaftlich erforderliche Liquidität vorzuhalten, im übrigen aber seine Liquidität möglichst dazu zu verwenden, eine Transaktion abzuwickeln, die ihn in den Besitz eines Gutes bringt, dessen Nutzen größer ist als die anläßlich der Liquidisierung generierten Bestandhaltekosten. Zwar muß er diese Bestandhaltekosten im geltendem System weitertragen, bis der Kredit getilgt ist, der seiner Fremdliquidität zugrundeliegt; aber er kann sich für die auf Kredit besorgte Liquidität ein Gut beschaffen, dessen Nutzen ihm diese bei ihm hängenbleibenden Kosten wert ist.

Die Kosten von Fremdliquidität haben also Antriebs- und Lenkungseffekte derart, daß die Liquidität alsbald für Transaktionszwecke verwendet wird. Fremdliquidität wird nicht von den Transaktionen ab-, sondern sie wird in die Transaktionen hineingelenkt. Also ergibt sich bei der Fremdliquidität eine funktionstaugliche Nutzen-Kosten-Struktur von Liquiditätsvorteilen und Liquiditätskosten.

 

b) Die Kosten von Fremdliquidität haben jedoch außer den erwähnten funktionsgerechten Effekten auch einen anderen funktionswidrigen Abschreckungseffekt auf Kassehalter: Man darf nämlich, unter dem Aspekt der Transaktionskosten und Transaktionseffekte, nicht nur auf die Fremdliquidität schauen, die jemand schon in der Kasse hat. Man muß vielmehr zeitlich zurückgehen bis zu dem Punkt, in dem der Kassehalter abwägt, ob er sich für die geplante Transaktion die erforderliche Liquidität in Form von Fremdliquidität beschaffen soll und kann. In diesem Augenblick muß der Kassehalter die vollen Liquidisierungskosten in seine Kalkulation mit einbeziehen und stellt fest, daß er für die gesamte Dauer des Kredites mit hohen Kosten belastet sein wird. Er deutet diese hohen Kosten zwar als Kapitalkosten, tatsächlich handelt es sich jedoch um Liquidisierungskosten, von denen ein erheblicher Abschreckungseffekt ausgehen kann. Weil nämlich die Kosten der Fremdliquidität beim Liquiditätsnehmer als vermeintliche Kapital- oder Konsumkosten hängenbleiben, erschweren sie schon in der Planungs- und Entscheidungsphase den Zugang zur Liquidität und blockieren dadurch womöglich die an sich gewollte Transaktion.

 

c) Die Kosten der Fremdliquidität haben mithin zwiespältige Antriebs-, Lenkungs- und Abschreckungseffekte: So lange die Entscheidung noch offen ist, ob für eine Transaktion Fremdliquidität aufgenommen werden soll, wirken die gedanklich antizipierten Liquidisierungskosten abschreckend und hemmend. Ist aber die Entscheidung für die Inanspruchnahme eines Kredites einmal gefallen, und zahlt der Kassehalter für das Geld in der Kasse Zinsen (oder für die "Bereitstellung" entsprechende Bereitstellungskosten), dann motivieren die Bestandhaltekosten dieses Liquiditätszustandes ihn, alsbald Transaktionen abzuwickeln, die ihn in den Besitz von Gütern setzen, die für ihn nützlicher sind als die verhältnismäßig kostspielige Vorhaltung von Liquidität. Die funktionsgerechten Effekte werden also erst wirksam, wenn die Entscheidung für den Kredit gefallen ist.

Nur diejenigen Wirtschaftssubjekte also, die sich durch die hohen "Kapitalkosten" nicht davon abschrecken lassen, sich durch Liquidisierung transaktionsbereit zu machen, werden vom Augenblick ihrer Fremdliquidität an liquiditätstheoretisch funktionsgerecht motiviert und ihre Liquidität wird liquiditätstheoretisch funktionsgerecht gelenkt.

Vorrangig und entscheidend ist aber der Abschreckungseffekt der Liquidisierungskosten, und zwar nicht, weil für die Liquidität der Preis gezahlt werden soll, der ihrem Nutzen entspricht, sondern weil dieser Preis auch dann noch weiter gezahlt werden muß, wenn man die Vorteile der Liquidität nicht mehr genießen kann. Also haben nur solche Wirtschaftsgüter eine Chance, mit Hilfe von herkömmlicher Fremdliquidität in Transaktionsbewegungen versetzt zu werden, deren Nutzen im Konsum so unentbehrlich ist, daß die Kosten in Kauf genommen werden, oder deren Nutzen bei Investitionsgütern die Kosten von Fremdliquidität übersteigt. Güter aber, die keine Chance haben, vermittels von Transaktionen abgesetzt zu werden, werden gar nicht erst produziert.

Letztlich handelt es sich also bei den Abschreckungseffekten, die von den hängenbleibenden Liquidisierungskosten ausgehen, um hemmende Einflüsse auf Transaktionen. Liquidität wird, wie schon bei der Eigenliquidität, davon abgehalten, in Transaktionen hineinzudrängen. Die Kapitalkosten wirken als Transaktionsbremse.

Man kann den Befund auch wie folgt ausdrücken: Die Liquiditätskosten von Fremdliquidität, die an sich funktionsgerecht im Antriebs- und Lenkungszusammenhang der Volkswirtschaft wirken, verwandeln sich in funktionswidrige Transaktionsbarrieren genau dadurch, daß sie trotz Weitergabe der geliehenen Liquidität beim Kreditnehmer hängenbleiben (Nutzen-Kosten-Splitting, oben § 4 II 3 b). Ihre funktionswidrigen Effekte entfalten sich im Wege einer Vorwirkung schon, bevor überhaupt kreditweise Liquidität in Anspruch genommen wird.

 

d) Wird die Kreditkostenschwelle überwunden, weil sich der Kassehalter von der geplanten Transaktion einen Nutzen verspricht, der die Liquidisierungs- bzw. Kapitalkosten lohnt, dann muß der Kreditnehmer Zinsen zahlen. Diese Zinsen fließen von dem Konsumenten oder Investor, der seine Transaktion mit Fremdliquidität durchgeführt hat, zu dem Kreditgeber hin. Auch dieser Abstrom beim Kreditnehmer und Zustrom beim Kreditgeber wird erzeugt und gelenkt durch die Nutzen-Kosten-Struktur der monetären Liquidität. Durch den Zinsstrom wird Liquidität aus einer Kasse abgezogen, die schon vorher so beansprucht war, daß ihr Inhaber auf Fremdliquidität angewiesen war. Der gleiche Zinsstrom aber fließt in eine Kasse, die schon vorher so voll war, daß ihr Inhaber sein Geld anlegen konnte. Mithin prämiert der Zinsstrom die Entscheidung des Anlegers, sein Geld nicht für Transaktions-, sondern für Anlegezwecke zu verwenden. Die Prämie besteht darin, daß er noch mehr Liquidität bekommt, bei der er wieder über die Entscheidungsmacht verfügt, sie gerade nicht für Transaktionszwecke zu verwenden, sondern wieder anzulegen: eine Prämie für funktionswidrigen Liquiditätsgebrauch.

Es bedarf keiner genaueren volkswirtschaftlichen Kenntnisse, um zu erkennen, daß es auf blanken volkswirtschaftlichen Unsinn hinausläuft, Wirtschaftssubjekte dafür zu belohnen, daß sie das allgemeine Transaktionsmittel gerade nicht für Transaktionszwecke verwenden, sondern anlegen, und sie so zu belohnen, daß sie das gleiche Fehlverhalten unter Einsatz noch größerer volkswirtschaftlicher Liquiditätsressourcen verstärkt fortsetzen können.

Nicht weniger verhängnisvoll ist es, daß der in die Anlegerkasse fehlgeleitete Liquiditätsstrom ausgerechnet aus der Kasse abfliegt, deren Inhaber volkswirtschaftlichen Transaktionsbedarf hatte, eine Transaktion durchführte und jetzt gewissermaßen während der gesamten Laufzeit des Kredites dafür büßen muß, daß er, um transaktionsbereit zu werden, sich Kredit beschafft hat. Und wiederum sind es die "hängengebliebenen Liquidisierungskosten" oder die "hängengebliebenen Transaktionskosten", die den liquiditätstheoretischen und lenkungstheoretischen Stein des Anstoßes abgeben.

 

 

3. Lenkung durch die Opportunitätskosten der Eigenliquidität

 

Wer Liquidität in der Kasse bereithält, dem entgeht der Nutzen, den er daraus ziehen könnte, daß er sein Geld anderweit verwendet, insbesondere daraus, es zu verleihen. Dieser entgangene Nutzen (z.B. entgangene Habenzinsen) wirkt ähnlich wie die echten Kosten der Fremdliquidität (tatsächliche Sollzinsen). Von den Größenordnungen her sind die Kosten vergleichbar. Sie haben daher auf die betroffenen Kassehalter gleichartige Antriebseffekte in dem Sinne, daß es ökonomisch unsinnig ist, mehr Kasse zu halten als nötig. Ganz ähnlich also wie die echten Kosten der Fremdliquidität bewirken die Opportunitätskosten der Eigenliquidität, daß Kassehalter trotz des Nutzens von Liquidität ihr Geld nicht in der Kasse behalten wollen, sondern bereit sind, es auszugeben oder, wenn ihre Bedürfnisse hinreichend gedeckt sind, es anderen Wirtschaftssubjekten anzubieten, die noch Transaktionsbedarf, daher also auch noch Liquiditätsbedarf haben.

Bei der Eigenliquidität wirken mithin die Opportunitätskosten als funktionales Äquivalent zu den echten Kosten der Fremdliquidität. Die Opportunitätskosten haben zur Folge, daß die Liquidität regelmäßig nicht in der "Liquiditätsfalle" gefangen bleibt, sondern den realwirtschaftlich tätigen Wirtschaftssubjekten gegen entsprechendes Entgelt zur Verfügung gestellt wird. Diesem Umstand ist es zu danken, daß die volkswirtschaftliche Zirkulation nicht mangels Liquidität zum Erliegen kommt, sondern in Gang bleibt, und zwar überall dort und so lange, wie die Wirtschaftssubjekte willens und fähig sind, die Kosten noch aufzubringen und abzuführen, die bei ihnen anläßlich der Liquidisierung anfallen und in Gestalt von Kapitalkosten bei ihnen hängenbleiben.

Da die Konsumenten und Produzenten in der Masse ihren Lebensbedarf durch Produktion und Konsum befriedigen, geht es bei ihnen dem Typus nach um existentiellere Bedürfnisse. Für sie hat die Liquidität existentielle Bedeutung insofern, als sie, um ihren notwendigen oder auch nur gehobenen Bedarf zu decken, auf die Abwicklung von Transaktionen, also auch auf die Inanspruchnahme von Liquidität angewiesen sind. Die typischen Inhaber von "Anlegerkassen" jedoch haben in dem Augenblick, in dem sie auf Vermarktung der ihnen zur Verfügung stehenden Liquidität ausgehen, keinen realen gegenwärtigem Transaktionsbedarf. Für sie hat die Liquidität keinerlei existentielle Funktion mehr, sondern nur noch periphere Bedeutung. Nur entbehrliche Liquidität eignet sich zur Vermarktung; nicht solche, die der Betroffene braucht, weil er sein Leben fristen und daher Transaktionen abwickeln muß, und auch nicht solche, die der Inhaber einer Transaktionskasse braucht, um die von ihm geplanten Investitionen tatsächlich abzuwickeln.

Dank der Nutzen-Kosten-Struktur von Liquidität werden also Liquiditätsströme aus den Kassen mit existentiellem Transaktionsbedarf hineingelenkt in die Kassen, bei denen der Transaktionsbedarf verschwindet und durch eine Art "Kapitalertragsbedarf" ersetzt wird. Das läuft auf Folgendes hinaus: Die Konsumenten und Produzenten, die ihre noch existentielleren Bedürfnisse befriedigen wollen, sind darauf angewiesen, von den Anlegern Liquidität zu erhalten, bevor sie direkt für andere und indirekt für sich selbst etwas produzieren können. Bevor also der typische "Produzent-und-Konsument" im Zirkulationssystem der Volkswirtschaft unmittelbar mit anderen ins Geschäft kommen und auf diesem Umwege mittelbar existentielle Leistungen an sich selbst erbringen kann, muß er sich verpflichten, für die Inanspruchnahme des Zirkulationsmittels Zinsen an den Anleger zu zahlen.

Auf eine kurze Formel gebracht: Bevor die einen ihre existentielleren Bedürfnisse durch indirekte Leistungen an sich selbst befriedigen können, müssen sie dem peripheren "Bedürfnis" des Anlegers nach Kapitalerträgen Rechnung tragen und sich zu Zinszahlungen verpflichten.

Sobald die Wirtschaftssubjekte als potentielle "Produzenten-und-Konsumenten" in jeweils einer Person es sich nicht mehr leisten können, dafür, daß sie sich für ihre Geschäfte liquidisieren, langfristige "Kapitalkosten" zu zahlen, können sie nicht mehr direkt miteinander und indirekt mit sich selbst ins Geschäft kommen. Sie finden keine bezahlte Arbeit, können also auch die Dinge, die sie füreinander produzieren und einander abnehmen wollen, nicht produzieren und erst recht nicht konsumieren. Der Abschreckungseffekt der "hängenbleibenden Liquidisierungskosten" hat seine Wirkung getan. Und alles das, weil das Liquiditäts- und Kreditsystem die für Transaktionszwecke erforderliche Liquidität falsch in die Kassen hineinlenkt, die keinen Transaktionsbedarf mehr haben.

 

4. Lenkung der Erträge vermarkteter Eigenliquidität

 

Liquidität gehört in die Transaktionen hinein. Aber sie fließt, dank der Nutzen-Kosten-Struktur von Liquidität, in allen Fällen der Vermarktung von Eigenliquidität und den damit verbundenen Zinszahlungen in einer Art von volkswirtschaftlichem Gegenstrom aus dem Bereich der realwirtschaftlichen Transaktionen hinweg hinein in die "Anlegerkasse", von der sich oben gezeigt hatte, daß sie eine Quasi-Emissionskasse ist. Wie bei der Modellnotenbank erhält der Anleger dank der Struktur des Systems die von ihm quasi-emittierte Liquidität gewissermaßen postwendend zurück und kann das volkswirtschaftlich dysfunktionale Spiel, das er spielt, mit noch mehr Mitteln fortsetzen.

In dem Zinsstrom, der aus dem realwirtschaftlichen Bereich ab- und in den Anleger-Bereich hineinströmt, fließt allerdings nicht nur monetäre Liquidität zu den Anlegern hin, sondern Gelder schlechthin, also sowohl monetäre Anwartschaften auf Teile des Sozialprodukts als auch die Liquidität dieser monetär verbrieften Anwartschaften aufs Sozialprodukt. In dem dysfunktionalen Gegenstrom der Liquidität strömt mithin nicht nur Liquidität, sondern auch Kaufkraft in die Kassen der Anleger, und zwar, ohne daß der Anleger für diese ihm zuwachsenden Anwartschaften aufs Sozialprodukt eine entsprechende volkswirtschaftliche Leistung erbringt. Die Liquidität nämlich, die er vermarktet, kostet ihn praktisch keinen Aufwand. Sie wird bei ihm gewissermaßen durch die Saldenmechanik des Liquiditäts- und Kreditsystems generiert, nicht durch eigene Leistung.

So wie bei der Modellnotenbank die Verschuldung der übrigen Wirtschaft gegenüber ihrer Modellnotenbank automatisch exponentiell zunimmt, ohne daß die Modellnotenbank für die Zunahme des Geldvermögens irgendwelche eigenen Leistungen erbringt, so ist es auch beim Anleger. Rein rechnerisch zeigt sich die Tatsache, daß dem wachsenden Geldvermögen des Anlegers keine realwirtschaftlichen volkswirtschaftlichen Leistungen gegenüberstehen, daran, daß ja bekanntlich die Summe aller Geldvermögen in einer (geschlossenen) Volkswirtschaft gleich Null ist. In dem Maße, wie in einer Volkswirtschaft die Verschuldung zwischen Anlegern einerseits und realwirtschaftlich tätigen Wirtschaftssubjekten andererseits wächst, wächst nicht der Reichtum der Volkswirtschaft, sondern nur ihre innere Verschuldung, also auch die ungleiche Verteilung von Berechtigungen und Verpflichtungen, letztlich also sozialer Zündstoff.

Es wird nicht verkannt, daß ein gewisser Grad von Verschuldung einer Volkswirtschaft in sich sinnvoll, funktionstauglich und eine Folge zweckmäßiger Differenzierungen ist. Dort aber, wo diese Verschuldung nicht mehr auf dem Austausch realer Leistungen bei asynchronem Leistungsbedarf beruht, sondern auf der Vermarktung von Liquiditätsvorteilen, die den Anlegern mit ihren Quasi-Emissionskassen in den Schoß fallen, setzt die Pathologie der Geldvermögensbildung ein, die nicht mehr einer marktbedingten und marktkonformen Differenzierung entspricht, sondern ganz im Gegenteil bewirkt, daß es für die "Produzenten-und-Konsumenten" immer teurer wird, das angeblich kostensparende Transaktionsmittel "Geld" noch zu verwenden.

 

 

II. Kompetenzen aus Liquidität einerseits und Transaktionsbedarf andererseits

 

1. Bevormundung der Transaktionskasse durch die Anlegerkasse

 

Weil sich Liquidität in Form von Zinsen auf dem Gegenstrom aus dem realwirtschaftlichen in den monetären Bereich bewegt, strömt mehr und mehr Liquidität durch Anlegerkassen, statt daß sie auf direktem Wege immer wieder nur durch Transaktionskassen fließt. Wann immer Geldbeträge aber den Umweg über Anlegerkassen, also auch einen Umweg über den monetären Bereich nehmen, erwachsen den Inhabern von Anlegerkassen Kompetenzen, nämlich diejenigen Kompetenzen, die mit der Innehabung von Liquidität (oder genauer: mit der Macht zur Quasi-Emission von Geld) verbunden sind.

Die Kompetenzen aus der Liquidität wachsen also Anlegern zu, während sie bei Inhabern von Transaktionskassen abgezogen werden. So entsteht eine makroökonomische "Inkongruenz" oder Diskrepanz: Die Wirtschaftssubjekte mit realem Transaktionsbedarf haben immer weniger Verfügung über Liquidität, während die Inhaber von Anlegerkassen über die Kompetenzen aus Liquidität verfügen, die den realwirtschaftlich tätigen "Produzenten-und-Konsumenten" fehlt.

Immer häufiger und immer nachhaltiger entscheiden diejenigen, die selbst gar keine Transaktionen mehr durchführen wollen, darüber, für welche Zwecke das Transaktionsmittel "Liquidität" eingesetzt werden soll: eine Art Entmündigung der Inhaber von Transaktionskassen und eine entsprechende Vormundschaft der Inhaber von Anlegerkassen über die Inhaber von Transaktionskassen.

Die liquiden Anwartschaften auf das Bruttosozialprodukt werden nicht mehr direkt den Konsumenten in die Hand gespielt, die durch ihre Konsumentscheidungen Einfluß auf den Wirtschaftsprozeß nehmen. Die liquiden Anwartschaften aufs Sozialprodukt werden auch nicht mehr direkt den Produzenten in die Hand gespielt, die, in Reaktion auf Konsumentenwünsche, auf deren Bedarf eingehen. Die liquiden Anwartschaften aufs Sozialprodukt fließen vielmehr mehr und mehr zuerst einmal in Anlegerkassen, deren Inhaber sie nur für solche Produktions- und Konsumvorgänge freigeben, die sich so gut rentieren, daß der Zins oder mehr erwirtschaftet werden kann (siehe Beispiel "Solarenergie", unten § 7 II 1).

Das Lenkungs- und Allokationssystem, das mit dem überlieferten System von Liquidität und Kredit verbunden ist, sorgt also dafür, daß auf dem Markt diejenigen Güter keine marktwirtschaftliche Chance haben, die sich weniger rentieren, als das Geld sich verzinst. Das führt zu einer unerbittlichen, fast brutalen Auslese, bei der alle diejenigen Produzenten-und-Konsumenten keine Transaktionschancen mehr erhalten, die für andere und für sich Güter erzeugen wollen, die zwar jeweils ihnen und den anderen selbst mehr nutzen würden, aber den Geldgebern weniger Erträge bringen. Genau hier liegt einer der Gründe, warum zwar nicht die Marktwirtschaft, wohl aber das überlieferte System von Liquidität und Kredit unser ökonomisches System dazu bringt, viele für die Produzenten-und-Konsumenten an sich nützliche Dinge nicht zu erzeugen, weil der Einstiegspreis ins kapitalistische Transaktionssystem zu hoch liegt.

 

 

2. Modellfall „Selbstentfremdung"

 

In dem Umfang, wie sich die Produzenten-und-Konsumenten des realwirtschaftlichen Bereiches gegenüber den Anlegern des monetären Bereiches verschulden, wächst, wie gesagt, nicht der Reichtum dieser Volkswirtschaft, sondern die innere Verschuldung, die Teilung der Wirtschaftssubjekte in Berechtigte und Verpflichtete.

Diese innere Spannung tritt einerseits auf als "sozialer Graben". Sie kann aber auch in einer absurden Gestalt in Erscheinung treten. Um diesen Fall zu beschreiben, muß man zu einer theoretisch sehr zugespitzten Modellkonfiguration übergehen: Angenommen eine Volkswirtschaft, in der alle Wirtschaftssubjekte ungefähr im Gleichschritt ihre realen Bedürfnisse mehr und mehr befriedigt haben, so daß sie alle ebenso gleichmäßig ihre Tansaktionskassen teilweise in Anlegerkassen umwandeln. In dem Umfange, wie diese Wirtschaftssubjekte dann als Anleger einander Kredite zur Verfügung stellen, um ihren noch verbleibenden Transaktionsbedarf zu befriedigen, verschulden sie sich letztlich immer wieder nur gegenüber sich selbst, und sie generieren sich selbst dadurch durchschnittliche Kosten und Erträge, die sie selbst an sich selbst bezahlen müssen.

Dieses absurde Theater ist einerseits mit den zusätzlichen Kosten der monetären Transaktionen verbunden, die die Wirtschaftssubjekte mit sich selbst abwickeln, um ihren eigenen Transaktionsbedarf auszubeuten und voneinander Einkommen aus Geldanlagen zu erzielen. Andererseits läuft es auf folgende verhängnisvolle Lage hinaus: Soweit die Wirtschaftssubjekte dieser Modellwirtschaft noch realwirtschaftlich produzieren und konsumieren wollen, sind sie mehr und mehr darauf angewiesen, daß sie sich selbst per Kredit das Transaktionsmedium "Geld" zur Verfügung stellen, ohne das sie nicht miteinander als Produzenten-und-Konsumenten ins Geschäft kommen und Transaktionen abwickeln können. Dabei schreiben sie einander in ihrer Funktion als Anleger vor, wie rentabel sie in ihrer Funktion als Produzenten-und-Konsumenten arbeiten müssen, um ihre Bedürfnisse decken zu können. So erlauben sie sich selbst am Ende nur die Produktion solcher Produkte, die nicht nur ihren Bedürfnissen entsprechen, sondern zusätzlich dem hohen Rentabilitätsanspruch genügen, den sie mit Hilfe des Zinses gegen sich selbst durchsetzen. Sie begreifen nicht, daß sie ihre realen Bedürfnisse schon so weit befriedigt haben, daß sie eigentlich weniger produzieren könnten, und daß sie sich zu hoch rentabler Leistung und Anstrengung nur deshalb noch antreiben, weil sie, über ihre realen Bedürfnisse hinaus, ihr suchtähnliches Verlangen nach mehr und mehr Einkommen gegen sich selbst befriedigen.

Wenn ich in meiner Rolle als Anleger mein Geld bei mir anlege, soweit ich als Produzent-und-Konsument noch für meine Bedürfnisse arbeiten muß, werde ich mein eigener Kapitalgeber. Ich verschulde mich gegenüber mir selbst auf die Zukunft. Und der Reichtum, den ich dabei als Anleger in Gestalt von Geldvermögen bilde, ist so groß wie die Schuld, die ich als Fremdkapitalnehmer bei mir selbst als meinem Kapitalgeber habe. Dabei diktiere ich selbst als Anleger mir als dem Produzenten-und-Konsumenten, daß ich als noch realwirtschaftlich tätiges Wirtschaftssubjekt nur solche Produktionen in Angriff nehmen darf, deren Erträge in Geld mit dem Geldzins konkurrieren können. Ich verbiete mir also selbst, meine Bedürfnisse solchen Gütern zuzuwenden, bei deren Produktion nur ein geringerer Profit als der einer Geldanlage erwirtschaftet wird. So bestimmen nicht meine menschlichen Bedürfnisse, was produziert wird, sondern mein kapitalistisches Verlangen danach, aus Geldanlagen Einkommen zu erzielen. Bevor ich als Produzent-und-Konsument meine immer noch vorhandenen existentielleren Bedürfnisse durch indirekte Leistungen an mich selbst befriedigen kann, muß ich dafür sorgen, daß mein peripheres, suchtähnliches Verlangen nach Kapitaleinkünften gestillt wird. Ich als Süchtiger nach Kapitalerträgen beute mich als das bedürftige und schaffende menschliche Wesen aus. Dabei gebe ich als Anleger meine "Ersparnisse" möglichst noch in die Hand von professionellen Finanzintermediären, die mit Hilfe von modernsten betriebswirtschaftlichen Instrumenten ermitteln, entscheiden und mir diktieren, welche nicht hinreichend profitable Bedürfnisbefriedigung ich nicht betreiben darf.

Dieses absurde Theater wird in dem Maße perverse Wirklichkeit, wie sich das Geldvermögen nicht in den Händen weniger konzentriert und als Ungerechtigkeit zu Buche schlägt, sondern jedermann zum Anleger wird. Transaktionskasse und Anlegerkasse gehören dann derselben Person. Eine Diskrepanz zwischen den Kompetenzen aus der Liquidität einerseits und dem Transaktionsbedarf andererseits besteht dann scheinbar gar nicht. Die Diskrepanzen sind gleichwohl vorhanden, nur eben sind sie versteckt in den fast undurchschaubaren dysfunktionalen Zusammenhängen des Systems, die dafür sorgen, daß diesen Wirtschaftssubjekten ihre eigene ökonomische Schizophrenie ebensowenig bewußt wird, wie sie den fachökonomischen Beobachtern auffällt, die beim Hinweis auf die Ungerechtigkeit von leistungslosem Einkommen und auf die "sozialen Spannungen" beschwichtigend versichern, es seien ja die vielen, auch kleinen Haushalte selbst, die als letzte Hand das gesparte Geldvermögen besäßen.

 

 

III. Der monetäre Wasserkopf

 

Die Lenkungs- und Allokationseffekte des monetären Systems haben zur Folge, daß der monetäre Bereich automatisch aufgepumpt wird. Während die Liquidität im realwirtschaftlichen Bereich knapper wird, fließt mehr davon durch den monetären Bereich.

Je mehr Liquidität den Umweg über den monetären Bereich einschlägt, bevor sie wieder im realwirtschaftlichen Bereich bei der Abwicklung von Transaktionen behilflich sein kann, desto mehr monetäre Transaktionen spielen sich nicht mehr zwischen den Wirtschaftssubjekten ab, die im realwirtschaftlichen Bereich tätig sind, sondern zwischen dem realwirtschaftlichen Bereich und dem monetären Bereich, ohne daß der monetären Transaktion noch direkt eine realwirtschaftliche entspricht. Das aber heißt auch, daß allmählich immer mehr Liquidität schon allein dafür verbraucht wird, daß solche "rein monetären" Transaktionen (Auszahlung von Krediten, Rückzahlung von Krediten, Zinszahlungen, Umschuldungen usw.) abgewickelt werden. Der Teil des in einer Volkswirtschaft wirksamen Geldes, der mit solchen "rein monetären" Transaktionen beschäftigt ist, nimmt zu (Beispiel "internationale Verschuldung", unten § 10 III). Dieser Teil der Geldmenge steht also, solange er mit "rein monetären" Transaktionen beschäftigt ist, für die Vermittlung realwirtschaftlicher Austauschvorgänge nicht zur Verfügung. Schon deshalb muß die in der Volkswirtschaft wirksame Liquiditätsmenge vergrößert werden, wenn nicht über Liquiditätsmängel Deflation induziert werden soll.

Dank der Strukturen des heutigen monetären Systems ist die Volkswirtschaft also darauf programmiert, einen "monetären Wasserkopf" zu entwickeln, durch den immer mehr Liquidität hindurchströmt und in dem immer mehr monetäre Anwartschaften aufs Sozialprodukt von der Liquidität abgespalten und zurückbehalten werden, während die Liquidität auf dem Kreditwege wieder der Volkswirtschaft zur Verfügung gestellt (quasi-emittiert) wird. Insbesondere werden durch die Zinsforderungen letztlich nicht realwirtschaftlich valutierte Anwartschaften aufs Sozialprodukt generiert. Außerdem findet eine Art von Leerlauf von monetären Transaktionen statt: nämlich ein "Leerlauf" von Transaktionen insofern, als ihnen keine direkten realwirtschaftlichen Geschäfte entsprechen.

Diese systemischen Überlegungen zum "monetären Wasserkopf" bleiben auch dann richtig, wenn man den oben erörterten Modellfall "Selbstentfremdung" annimmt, in dem die Geldvermögen in der Volkswirtschaft (und die ihnen entsprechenden Schulden) vollkommen gleich verteilt sind: Dann verteilt sich auch der monetäre Wasserkopf gleichmäßig auf die Wirtschaftssubjekte in ihrer jeweiligen Rolle als Inhaber von Anlegerkassen. Sie alle haben dann ihr je eigenes monetäres Wasserköpfchen. An den dysfunktionalen Implikationen ändert das wenig. Nur tritt an die Stelle der Ungerechtigkeit die Absurdität der suchtmäßigen Selbstausbeutung vermittels des kapitalistischen Transaktionssystems.

 

 

IV. Das Recyclingproblem

 

In dem Ausmaße, wie sich Liquidität im monetären Wasserkopf der Volkswirtschaft ansammelt, taucht das Problem auf, diese Liquidität in den realwirtschaftlichen Bereich zurückzuleiten. Dieses Recycling-Problem wird typischerweise durch Kredite gelöst. Diese Kredite aber verursachen bei den Verpflichteten die Zinsen, die den monetären Wasserkopf aufblasen, sind also selbst die Ursache dafür, daß das Recycling-Problem einen immer größeren Umfang annimmt.

Die Kosten jenes Verfahrens also, mit dem die Liquidität aus den monetären Wasserkopf in den realwirtschaftlichen Bereich zurückgeleitet wird, vergrößern das Problem, bei dessen Lösung sie anfallen. Dem Recycling der monetären Liquidität ist mithin eine gegenläufige Recycling-Schleife aufgesetzt, die "positiv rückgekoppelt" ist, nämlich jenen Zustand verschlimmert, bei dessen Milderung die Rückkopplungseffekte auftreten.

Es kommt noch etwas hinzu: Das Recycling der monetären Liquidität, das jeweils eine vorübergehende Entlastung des monetären Wasserkopfes bringt, langfristig jedoch den Kopf nur noch stärker aufbläht, bewirkt zwar ein vorübergehendes Recycling der Liquidität, sorgt jedoch dafür, daß die Anwartschaften aufs Sozialprodukt, die mit den Zinsforderungen generiert und mit den Zinszahlungen auf den monetären Bereich übertragen werden, eben dort hängenbleiben. Das Recycling ergreift nur die Liquidität, nicht aber den Kaufkraftnennwert, der in Gestalt der jeweiligen Rückzahlungsansprüche aus den Kreditgeschäften bei den monetären Subjekten im monetären Bereich verbleibt. Das führt zu einer extremen Asymmetrie in der Generierung und Verteilung der Anwartschaften aufs Sozialprodukt. So münden letztlich die Lenkungs- und Allokationseffekte in Verteilungseffekten, die marktwirtschaftlichen Gesetzen Hohn sprechen, ganz abgesehen davon, daß sie Gerechtigkeitsgesichtspunkten genau entgegenlaufen.

Der "monetäre Wasserkopf" ist nach allem doppelt gefüllt und wird doppelt aufgepumpt: Er ist erstens ein Wasserkopf der Liquidität, nämlich insofern, wie immer mehr Liquidität durch ihn hindurch- und in ihm herumströmt. Er wird schwindelig von den spekulativen Liquiditätsmassen, die in ihm hin- und herschwappen. Er ist zweitens ein Wasserkopf der Geldvermögen, die sich in ihm ansammeln und die dafür sorgen, daß die schwindelerzeugenden Liquiditätsströme zunehmen. Der monetäre Wasserkopf ist also ein Wasserkopf sowohl in Bezug auf Geldvermögensbestände (stock) als auch in Bezug auf Liquiditätsströme (flow).

Das Geld in den Anlegerkassen sucht günstige Anlagemöglichkeiten. Da sich aber immer mehr monetäre Anwartschaften, die realwirtschaftlich gar nicht wirklich valutiert sind, in den Anlegerkassen des monetären Wasserkopfes ansammeln, steht immer mehr Geld für spekulative Anlegerzwecke zur Verfügung: also auch mehr, als für volkswirtschaftlich sinnvolle Risikogeschäfte erforderlich ist. Das hat zur Folge, daß das pathologische Spekulationspotential in dem Maße zunimmt, wie der monetäre Wasserkopf der Volks- und Weltwirtschaft anschwillt. Also ist zuverlässig zu erwarten, daß alle Märkte, auf denen solche Anlegerliquidität eine Rolle spielt, zunehmend anfälliger werden für spekulativ generierte Exzesse in den Preisschwankungen, und auch, daß die übrige, reale Wirtschaft zunehmend unter dem spekulativen Hin- und Herschwappen der Liquiditätsmassen im monetären Wasserkopf zu leiden hat.