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Inhaltsverzeichnis: Optimale Liquidität

 


 

 

Kapitel aus: Suhr / Godschalk: Optimale Liquidität, Fritz Knapp Verlag, Frankfurt am Main, 1986, ISBN 3-7819-0349-4

 

 

§ 10 Das Problem der internationalen Liquidität

 

Auch hinsichtlich der internationalen Liquidität kann und muß man unterscheiden zwischen der banktechnischen Geldschöpfung (oben § 8 II 1) durch die Zentral- und Geschäftsbanken, die internationale Liquidität schaffen, einerseits und der Erzeugung der ökonomischen Geldqualität (oben § 8 II 2 und 3) durch die internationalen Handelspartner andererseits. Dabei lassen sich die theoretisch erwarteten positiven externen Effekte (oben § 8 III 2) sowohl bei den Emissionskassen als auch bei den Anlegerkassen beobachten, und es zeigen sich die Symptome einer suboptimalen Versorgung mit internationaler Liquidität.

Zu ganz ähnlichen Einsichten führt es, wenn man sich die wohlfahrtstheoretischen Kriterien einer optimalen Güterversorgung (2. Gossensches Gesetz) vergegenwärtigt und auf die internationale Verschuldung samt ihren Zinsströmen schaut: Mit den Zinsen fließt Liquidität, die etwa in den Entwicklungsländern und für diese Länder zur Abwicklung buchstäblich lebensnotwendiger Transaktionen erforderlich ist, in Anlegerkassen hinein, deren Inhaber typischerweise praktisch keinen gegenwärtigen Transaktionsbedarf mehr haben. Definiert man den Liquiditätsnutzen funktionsgerecht als "Nutzen für Transaktionen", ist evident, daß das Gut "Liquidität" aus Anlaß der kreditweisen Inanspruchnahme von Liquidität genau dort abgezogen wird, wo es existentiellen Nutzen stiftet, und in Kassen strömt, wo es kaum noch Transaktionsnutzen vermittelt. Der Anleger verbucht allerdings einen anderen Nutzen: Aber dieser Nutzen ist kein "Nutzen für Transaktionen", sondern ein funktionswidriger "Nutzen aus dem Verzicht auf eigene Transaktionen". Wohlfahrtsökonomisch betrachtet handelt es sich um positive externe Effekte, also um Symptome einer Störung. So ist in die Weltwirtschaft eine Strömungsmechanik eingebaut, dank derer sie dazu tendiert, sich dem wohlfahrtsökonomischen Optimum nicht anzunähern, sondern sich von ihm automatisch zu enttarnen.

Angesichts dieser eben angedeuteten wohlfahrtstheoretischen Beobachtungen darf man Überlegungen zur "optimalen Liquidität" nicht schließen, ohne einen Blick auf Probleme der internationalen Liquidität zu werfen und zu fragen, welche Lösungsvorschläge diskutiert oder ins Werk gesetzt worden sind.

 

 

I. Liquiditätsbedarf

 

Auch im zwischenstaatlichen Austausch von Gütern und Dienstleistungen hat oder wenigstens hatte die Einführung von Zahlungsmitteln den direkten oder indirekten Tauschhandel verdrängt. Aber bis heute ist das Problem der internationalen Liquiditätsversorgung ungelöst. Der Kern des Problems dreht sich um die Fragen:

- Wer produziert die internationale Liquidität? Eine Weltzentralbank, eine oder mehrere nationale Zentralbanken oder internationale Geschäftsbanken?

- Wie soll internationale Liquidität geschaffen werden?

- Wieviel internationale Liquidität soll bereitgestellt werden?

Die Bereitstellung internationaler Liquidität als internationales Zahlungsmittel zur Abwicklung grenzüberschreitender Warentransaktionen sollte sich nach der Entwicklung des realen Welthandelsvolumens richten, wobei in der Währungstheorie mehrere Kriterien für die optimale Währungsreservenmenge entwickelt worden sind (41).

Ähnlich wie auf mikroökonomischer Ebene führt die fehlende Synchronisierung zwischen Einnahmen und Ausgaben des Inlandes gegenüber dem Ausland zu einer Nachfrage nach internationaler Liquidität. Private Wirtschaftssubjekte, die im Außenhandel tätig sind, und die Zentralbanken halten internationale Liquidität in ihren Kassen. Bei den Währungsreserven der Zentralbanken ist - je nach Wechselkurssystem - das Vorsichtsmotiv ausschlaggebend, da diese Reserven zur Wechselkursbeeinflussung auf den Devisenmärkten eingesetzt werden, und zwar als indirekte Folge der Zahlungsbilanzungleichgewichte (42).

Für die Zentralbank eines Landes entsteht ein Liquiditätsproblem, wenn sie Zahlungsverpflichtungen in einem Geld hat, das sie selbst nicht schaffen kann. Für die meisten Länder gilt, daß deren eigene Landeswährung nur in begrenztem Ausmaß vom Ausland zur Zahlung der Importe akzeptiert wird. Zur Finanzierung eines Zahlungsbilanzdefizites entsteht ein Bedarf an international akzeptierten Aktiva.

In unserem heutigen Weltwährungssystem bilden vorwiegend US-Dollar, aber auch Gold, Sonderziehungsrechte und die Währungen einiger bedeutender Industrieländer (wie z.B. Yen, DM, Englisches Pfund) die international akzeptierte Liquidität und sind somit Bestandteil der Währungsreserven der Zentralbanken. Man spricht deshalb auch von einem Multireservensystem.

 

 

II. Liquiditätsversorgung

 

Die Versorgung mit internationaler Liquidität ist also hauptsächlich abhängig von dem Dollar-Angebot auf den Devisenmärkten. Die USA tragen damit eine hohe Verantwortung als Weltbankier. Im Gegensatz zu den Entwicklungsländern oder Ostblockländern, deren Währung international nicht akzeptiert wird, können sich die USA ein chronisches Zahlungsbilanzdefizit leisten, ohne in Liquiditätsschwierigkeiten zu geraten. Sie können Waren und Dienstleistungen aus dem Ausland beziehen und dafür mit Geld bezahlen, das sie selbst beliebig und fast umsonst zu schöpfen vermögen. Andere Länder müssen die vorher verdienten Währungsreserven hergeben oder durch Exporte einen Teil des real erwirtschafteten Bruttosozialprodukts dem Ausland überlassen.

Im Vergleich zur Naturaltauschwirtschaft genießt also das Land, dessen Währung als internationale Liquidität akzeptiert wird, den Emissionsgewinn ("Seigniorage").

Dieser Liquiditätsvorteil ist abhängig von der Akzeptanz des Dollars als internationalem Zahlungsmittel und kann im Gegensatz zum inländischen Zahlungsmittel nicht mit einem Annahmezwang abgesichert werden. Die Ausnutzung dieses Liquiditätsvorteils durch einen mittels Geldschöpfung finanzierten Vietnam-Krieg und durch Wohlfahrtsausgaben ("Great Society") am Ende der 60er Jahre führte im Jahre 1971 zur Aufgabe der Goldbindung des Dollars und leitete die Ära der flexiblen Wechselkurse ein. Die starken Dollarkursschwankungen zeigen die Instabilität einer derartigen teils auf nationale Interessen ausgerichtete Versorgung mit internationaler Liquidität. Diese Versorgung ist nicht nur abhängig vom Federal Reserve System und vom amerikanischen Bankensystem, sondern in zunehmendem Maße von dem Angebot außerhalb der USA auf den sog. Eurodollarmärkten oder Xeno-Märkten.

 

 

 

III. Recycling durch internationale Verschuldung

 

Ob die explosive Entwicklung des Euromarktvolumens zurückzuführen ist auf einen lehrbuchidealtypischen multiplen Geldschöpfungs- und Kreditgewährungsprozeß (Geldschöpfung "im Gleichschritt" bei fehlenden Mindestreserven und fehlender Bargeldabhebung), ist umstritten und soll in diesem Rahmen nicht analysiert werden. Jedenfalls sprudelt diese unkontrollierte und unregulierte Liquiditätsquelle nicht entsprechend dem Liquiditätsbedarf zur Finanzierung des realen Welthandelsvolumens, sondern, laut Hankel, eher entsprechend den Finanzierungsbedürfnissen der Schuldnerländer (44).

In dem heutigen Weltwährungssystem fehlt ein Anpassungsmechanismus zum Liquiditätsausgleich zwischen Ländern mit Zahlungsbilanzdefiziten und denen mit Überschüssen. Ohne Rückfluß der internationalen Liquidität in die Defizitländer entsteht hier ein Liquiditätsmangel, der durch Kreditaufnahme auf den internationalen Finanzmärkten temporär beseitigt werden kann. Bei ausbleibendem Wachstum und ausbleibendem Anstieg der Exporte aus den Defizitländern in die Überschußländer verschärft sich durch die Zinszahlungen der Liquiditätsmangel. Für diesen Schuldendienst und die Tilgung der Altschulden sind die Defizitländer auf neue Kredite angewiesen. Die Bereitstellung dieser internationalen Liquidität zur Befriedigung des eskalierenden Konsolidierungsbedarfs vor allem durch die Xeno-Märkte führt zu "einer vom Real-Prozeß der Weltwirtschaft 'gelösten' Kreditschöpfung" (45). Die auf den internationalen Finanzmärkten gehandelte Liquidität übersteigt um ein Vielfaches die zur Finanzierung des Welthandels erforderliche Liquidität.

Zinszahlungen und Tilgungsraten der verschuldeten Defizitländer beanspruchen einen wachsenden Anteil der internationalen Liquiditätsströme. Im Jahre 1984 führten diese Schuldendienste bereits zur Umkehr der Finanzströme zwischen Entwicklungsländern und Industrieländern. Die Verschuldungskrise ist somit letztendlich eine Folge des ungelösten Liquiditätsproblems (47).

Die privaten und nationalen öffentlichen Anbieter internationaler Liquidität sind im heutigen Weltwährungssystem nicht zur bedarfsgerechten internationalen Liquiditätsverteilung gezwungen. Die internationalen Finanzmärkte zögern mit neuen Kreditvergaben und die amerikanische Zentralbank hat mit der Verfolgung nationalstaatlicher Interessen die Liquiditätskrise eher verschärft (Inflationsbekämpfung durch Hochzinspolitik). Der Internationale Währungsfonds kann in seiner heutigen Struktur nur in begrenztem Maße internationale Liquidität bereitstellen. Durch die Kreditvergabe zur Beseitigung der Zahlungsbilanzdefizite kann der IWF dem Defizitland Anpassungsmaßnahmen auferlegen (die sog. "Austerity-Policy"). Verlust der nationalen Souveränität, soziale und politische Spannungen sind die Folgen dieser IWF-Auflagen.

Die Überschußländer dagegen unterliegen in dem heutigen Währungssystem keinem Zwang oder Anreiz zum Abbau der überschüssigen, "gehorteten" Liquidität. Statt - wie beim gleichgewichtigen Tauschprinzip - die überschüssigen Exporterlöse wieder für zusätzliche Importe auszugeben, werden die Währungsreserven größtenteils auf den Euromärkten oder in den USA angelegt und bilden damit eine wesentliche Determinante für die Zentralbankgewinne, die z.B. zur Zeit für die Deutsche Bundesbank in Milliardenhöhe anfallen. Hier zeigt sich die Verwandlung von "Transaktionskasse" in "Anlegerkasse" (oben § 4 III) jetzt in internationalen Größenordnungen.

Das Recycling (oben § 6 IV) der internationalen Liquidität über die internationalen Finanzmärkte bürdet den Defizitländern hohe Kosten für die Inanspruchnahme der Liquidität auf. Ohne Wirtschaftswachstum in diesen Ländern und ohne Änderung der Terms of Trade-Relation verschärft dieses Recyclingsystem das internationale Liquiditätsproblem. Ein System flexibler Wechselkurse kann zwar theoretisch über den Wechselkursmechanismus Abhilfe schaffen, hat aber in der wirtschaftlichen Praxis nach dem Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems im Jahre 1973 das Liquiditätsproblem nicht beseitigen können.

Der asymmetrische Anpassungszwang ist ein Konstruktionsfehler des internationalen Zahlungssystems. Ein systembedingtes Liquiditätsrecycling durch zusätzliche Importe der Überschußländer ist nicht gegeben. Ohne zusätzliche Exporteinnahmen sind die Defizitländer aber auf Kredit zur Überbrückung des Liquiditätsengpasses angewiesen. Die Zinszahlungen als Prämie für die überlassene Liquidität verschärfen das Liquiditätsproblem. Trotz ausreichender Bonität tritt für das Defizitland bei ausbleibendem oder geringem Wirtschaftswachstum und zunehmendem Protektionismus in den Überschußländern die Liquiditätskrise ein. Es ist daher verständlich, daß der in Peru neu gewählte Präsident Garcia im Sommer 1985 die Gläubigerbanken mit der Forderung aufschreckte, den Schuldendienst seines Landes grundsätzlich von den Exporterlösen abhängig zu machen.

Wohlgemerkt: Es geht darum, daß verdiente Anwartschaften auf das Weltsozialprodukt honoriert werden und daß jeder über seine Erlöse auch soll verfügen können, wie er es für wirtschaftlich richtig hält: heute, morgen oder übermorgen. Nur soll er, wenn er sein Geld, das er aus internationalen Geschäften einnimmt, nicht schon heute ausgeben will, sondern erst morgen oder übermorgen, nur die darin enthaltene Tauschkraft, nicht auch die Liquidität dieses Geldes so lange behalten oder durch ihre Vermarktung nutzen dürfen. Wiederum gilt es, die im Geld verkörperten Tauschanwartschaften (Nennwert) von ihrer Liquidität (Liquiditätswert) zu trennen. Wer zur Zeit aus dem internationalen Realgeschäft aussteigen will, weil er keinen internationalen Transaktionsbedarf hat, muß dazu motiviert werden, zwar nicht die erwirtschafteten Tauschanwartschaften, wohl aber deren monetäre Liquidität wieder für Zwecke internationaler Transaktionen zur Verfügung zu stellen, ohne daß er daraus einen Nettozustrom an Erträgen erhält, für die er nichts in die Weltwirtschaft einbringt. Die Generierung immer neuer, nicht valutierter Anwartschaften aufs Weltsozialprodukt allein durch Schuldenbildung aus Zinsverpflichtungen muß vermieden werden.

 

 

 

IV. Konstruktionsfehler des internationalen Liquiditätssystems

 

Das heutige Weltliquiditätssystem weist im Hinblick auf eine optimale Liquiditätsversorgung also folgende Schwachstellen auf:

 

1. die einseitige Anpassungslast für die Defizitländer;

2. die internationale Liquiditätsmenge richtet sich nicht automatisch oder durch bewußte Steuerung nach der Entwicklung des damit zu finanzierenden Wetthandelsvolumens;

3. die Rückschleusung der internationalen Liquidität von den Überschußländern in die Defizitländer durch Kreditaufnahme erhöht die Transaktionskosten des internationalen Austausches von Gütern und Dienstleistungen und verursacht tendenziell ansteigende Finanztransfers unabhängig von den Handelsströmen, zu deren Finanzierung die Liquidität fehlt: "Nicht der mögliche Real-Transfer 'befiehlt' dem für seine Abwicklung notwendigen Finanz-Transfer, sondern: der aufgelaufene Finanztransfer blockiert den angestrebten Real-Transfer

4. die Vorherrschaft einiger weniger nationaler Währungen als internationale Zahlungsmittel, deren Bereitstellung sich nicht nach der internationalen Liquiditätsnachfrage richtet und den Emittenten eine überbevorteilte Stellung im Welthandel einräumt.

 

Seit dem endgültigen Zusammenbruch der Goldwährung und der Neuordnung des Weltwährungssystems nach dem 2. Weltkrieg (Bretton-Woods-System), wo sich der Dollar als Leitwährung durchsetzte, gibt es eine Reihe von Reformvorschlägen zur Beseitigung dieser Konstruktionsfehler, variierend von einer Rückkehr zur reinen Goldwährung bis zur Konstituierung einer Weltzentralbank und eines supranationalen Weltgeldes. Einer der damals abgelehnten Vorschläge zur Neuordnung des Nachkriegssystems war die von J.M.Keynes entwickelte Lösung des Liquiditätsproblems (der sog. Keynes-Plan). Viele spätere Reformansätze gehen auf diesen originellen Plan zurück; er soll deshalb als supranationale und weltstaatliche Lösung des internationalen Liquiditätsproblems anschließend diskutiert werden.

Mit der Schaffung des künstlichen internationalen Buchgeldes in Form von Sonderziehungsrechten (SDR) im Jahre 1969 wurde eine langfristige Reform ähnlich dem Keynes-Plan eingeleitet mit dem Ziel, diese Kunstwährung als Hauptreservemedium zu etablieren. In einem SDR-Standard als Weltwährungssystem wäre der Internationale Währungsfond als eine Art Weltzentralbank mit der optimalen Bereitstellung und Steuerung der Weltliquidität "SDR" beauftragt.

Ein weiterer Vorstoß zum SDR-Standard war am Ende der 70er Jahre mit dem sog. Substitutionskonto geplant. Die internationalen Währungsreserven in Dollar sollten allmählich substituiert werden durch SDR-Einlagen beim IWF. Damit sollte der Dollar als Hauptreservemedium entthront und die Entwicklung eines unkontrollierten Multireservenwährungssystems verhindert werden. Gleichzeitig hätte durch das Substitutionskonto der damals schon entstandene monetäre Wasserkopf an internationaler Dollar-Liquidität abgebaut werden können. (49) Aus politischen Gründen wurde die Idee des Substitutionskontos auf der Hamburger IWF-Tagung im Jahre 1980 vorerst auf Eis gelegt.

Seitdem werden in der währungspolitischen Diskussion Reformansätze des Weltwährungssystems kaum vorgebracht, und eine Neuauflage der Bretton-Woods-Konferenz nach 40 Jahren wurde von vielen Währungspolitikern als wenig sinnvoll abgelehnt. Die weiterhin existierenden Schwachstellen verleihen dem System eine gefährliche Krisenanfälligkeit, die durch eine weltweite Schuldenkrise zu einem Kollaps der Weltwirtschaft führen kann.

 

 

 

V. Selbsthilfe der Wirtschaftssubjekts durch Barter - Geschäfte

 

Das Phänomen der Tauschgeschäfte ist nicht nur als Selbsthilfe-Aktion innerhalb eines Währungsgebietes beobachtbar. Im internationalen Handel ist diese Absatzmethode in den letzten Jahren sprunghaft angestiegen. Die Schätzungen variieren von 10 % bis zu 30 % des Welthandelsvolumens. Diese im Osthandel traditionell üblichen Geschäfte haben sich auf den Nord-Süd-Handel mit den Schwellen- und Entwicklungsländern ausgedehnt.

 

Es treten zur Zeit mehrere Arten auf (50):

- Barter-Geschäfte: reine Tauschwirtschaft auf bilateraler Ebene ohne zusätzliche monetäre Transfers;

- Kompensationsgeschäfte (Counterpurchase): Der Exporteur verpflichtet sich zur Abnahme von Gütern im gleichen oder niedrigeren Wert. Die Differenz wird mit üblichen internationalen Zahlungsmitteln ausgeglichen und der Exporteur tritt meist als Zwischenhändler für die Kompensationswaren auf;

- Dreiecks-Kompensationsgeschäfte (Switch): indirekter Tausch zwischen drei Ländern. Eine Industrienation liefert z.B. eine technische Anlage an ein Ostblockland. Dieses liefert einem Entwicklungsland Industriegüter und letztgenanntes schließt den Kreis durch Rohstofflieferungen an die Industrienation. Wertmäßige Differenzen können monetär ausgeglichen werden oder statt einer Warenlieferung kann eine Devisentransaktion stattfinden;

- Rückkaufgeschäfte (Buy-Back-Agreement): der Exporteur liefert Ausrüstung und Technologie und verpflichtet sich zur Abnahme der auf diesen Anlagen produzierten Güter. Der Rückkaufwert kann den Exportwert übersteigen;

- Parallelhandel: der Exporteur verpflichtet sich zur Abnahme von Gütern, die (im Gegensatz zum Rückkaufgeschäft) nicht in einer produktionstechnischen Relation mit den gelieferten Gütern stehen. Der Exporteur tritt auch hier als Zwischenhändler auf. Für beide Warentransaktionen bestehen einzelne Verträge, und der Gegenwert wird mit Devisen bezahlt.

Es scheint paradox, daß die Menschheit auf der Schwelle zum 21. Jahrhundert einen "Rückschritt" zum primitiven Tauschhandel macht. Doch die Erklärung ist einfach: Die Vorteile sind höher als die im Vergleich zu dem monetär finanzierten Welthandel anfallenden Transaktions- und Informationskosten. Die Beeinträchtigung des Wetthandels durch mangelnde Liquiditätsversorgung kann durch Tauschgeschäfte wieder zum Teil ausgeglichen werden. Als Gründe für den starken Anstieg werden im einzelnen genannt (51):

- Zahlungsbilanzprobleme der Defizitländer;

- steigender Schuldendienst und leere Devisenkassen, insbesondere der Entwicklungsländer;

- Instrument zum Lagerabbau der Überschußproduktion;

- Erschließung neuer Märkte und Absatzwege;

- Importregulierung, Selbstbeschränkungsabkommen und sonstige protektionistische Maßnahmen, vor allem im EG-Bereich.

Auf der einen Seite eignen sich diese Barter-Geschäfte als Marketinginstrument, als "Wundermedizin" zur Ankurbelung des Welthandels. Andererseits ermöglicht Barter eine gewisse Unabhängigkeit von der sonst üblichen internationalen Liquidität als Zahlungsmedium und damit, eine Senkung der Liquiditätsnachfrage. Auf den Zusammenhang zwischen diesen beiden Effekten wurde bereits bei der Analyse der nationalen Barter-Geschäfte eingegangen.

Es ist nicht verwunderlich, daß der IWF die Barter-Geschäfte als wettbewerbsbeschränkende Praktiken einschätzt und seine Mitglieder auffordert, ein Zahlungsbilanzgleichgewicht "durch geeignete Finanz-, Geld- und Wechselkurspolitiken herbeizuführen" (52). Gerade diese bisherigen monetären Instrumente haben aber im Hinblick auf das internationale Liquiditätsproblem keine Lösung hervorgebracht, sondern eher beigetragen zu den Notsituationen, in denen sich die Betroffenen nun selbst helfen. Die Einschätzung der Barter-Geschäfte als privatwirtschaftliche Notlösung als Folge der Strukturfehler im internationalen Währungssystem stellt mithin die Funktion und Politik des IWF in Frage. Zwar kann der Vorwurf der Wettbewerbseinschränkung durch bestimmte Barter-Praktiken und des handelshemmenden Bilateralismus momentan mit gewissem Recht erhoben werden; aber man muß erkennen, daß er sich gegen Erscheinungen richtet, die ihre tiefere Ursache im Weltliquiditätssystem als solchem haben.

Die Charakterisierung von Barter als "Degeneration des Welthandels" (53) verkennt vor allem die zukunftsweisende Grundstruktur des im Barter-Geschäft verkörperten Prinzips der Gegenseitigkeit: Zwar verzeichnen die zur Zeit noch vielfachen bilateralen Tauschgeschäfte im Vergleich zu dem mit internationalen Zahlungsmitteln finanzierten Welthandel Informationskosten (gegenseitige Bedürfnisharmonisierung) und Transaktionskosten. Die elektronischen Informationssysteme senken aber den hohen Aufwand zur Informationsgewinnung und ermöglichen auf diese Weise eine Multilateralisierung des Tauschgeschäftes. Es gibt bereits eine Reihe von Unternehmen, die sich auf die Vermittlung der Internationalen Mehrecktauschgeschäfte spezialisieren, wie z.B. die "Counterpurchase Credit Exchange" in London, eine Art Tauschbörse für den internationalen Tauschhandel, wo die meisten Teilnehmer über Datenfernübertragungseinrichtungen direkt angeschlossen sind.

Auch zeichnet sich ein internationaler Kooperationsprozeß zwischen den einzelnen nationalen Barter-Clubs ab. Das Problem der Kompatibilität zwischen den einzelnen Verrechnungseinheiten könnte durch die Verwendung einer internationalen künstlichen Recheneinheit, wie z.B. der bereits vorhandenen und in privaten Transaktionen schon weit verbreiteten europäischen Recheneinheit ECU, gelöst werden.

Die fortschreitende Automatisierung rückt solche internationalen Barter-Systeme in den Bereich des Machbaren. Die Idee ist allerdings nicht neu. Den Vorschlag eines Barter-Clubs auf internationaler Ebene zwischen den einzelnen Nationen machte bereits Keynes im Jahre 1943, und zwar in dem schon erwähnten Konzept, das als "Keynes-Plan" in die Währungsgeschichte eingegangen ist.

 

 

 

VI. Der "Keynes-Plan" Vorschlag für einen supranationalen Barter-Club

 

Der Zusammenbruch des Goldwährungssystems und die Weltwirtschaftskrise in den 30er Jahren bildeten den Anlaß für eine Reihe von Plänen zur Neugestaltung der Weltwährungsordnung und zur dauerhaften Lösung des internationalen Liquiditätsproblems. Als realistische Vorschläge zur Neugestaltung des Nachkriegswährungssystems standen während der sogenannten Bretton-Woods-Konferenz im Jahre 1944 der amerikanische White-Plan und der englische Vorschlag einer "Clearing Union" von Keynes zur Diskussion. Nach dem 2. Weltkrieg wurden im sog. Bretton-Woods-System vorwiegend die amerikanischen Vorschläge von White berücksichtigt: ein System fester Wechselkurse mit indirekter Goldbindung und mit dem amerikanischen Dollar im Mittelpunkt. Mit seinem Plan zur Errichtung einer Art Weltzentralbank als Verrechnungszentrale (Clearing-Union) zwischen den einzelnen Nationen mit einer fiktiven Recheneinheit "Bancor" war Keynes nicht nur seiner Zeit voraus, sondern dieser Vorschlag verstieß auch gegen die ökonomischen und politischen Interessen der USA, der wirtschaftlichen Siegermacht des 2. Weltkrieges.

Der damals abgelehnte Vorschlag hat aber nichts an Aktualität eingebüßt. Viele der aktuellen Ansätze zur Reform des Weltwährungssystems gehen auf den Keynes-Plan zurück. Auch wegen der überraschenden Ähnlichkeit mit der Struktur und Funktionsweise des Barter-Clubs sollte auf diesen Vorschlag näher eingegangen werden.

Der ideenhistorische Hintergrund des von Keynes vorgeschlagenen Systems ist nicht eindeutig. Der Plan geht u.a. zurück auf theoretische Überlegungen von Wicksell zu einer "Idealbank" mit ausschließlich bargeldlosem Zahlungsverkehr ohne Abhebungen, bei der sämtliche Wirtschaftssubjekte ein Konto unterhalten (55). Für eine solche Bank existiert kein Liquiditätsproblem, da sie immer zahlungsfähig ist. Eine solche Zentralbank, übertragen auf Weltebene mit einer nicht konvertiblen Weltwährungseinheit, könnte dementsprechend auf Reserven verzichten. Den Vorschlag einer Weltzentralbank hatte Keynes bereits im Jahre 1930 in seinem Buch "Vom Gelde" gemacht. (56)

Zweitens erinnert die International Clearing Union mit der Verrechnungseinheit Bancor an die historischen Girobanken in Amsterdam und Hamburg im 17. und 18. Jahrhundert, wo eine reine Verrechnungseinheit und ein Clearingsystem die Vorläufer der einheitlichen Währungseinheit und einer Zentralbank auf nationaler Ebene waren. Dementsprechend könnte die International Clearing Union mit der Recheneinheit Bancor als Grundlage für eine Weltzentralbank bzw. für ein supranationales Weltgeld dienen.

Drittens berücksichtigte Keynes die Evolution in den nationalen Geldsystemen, die durch die Entmaterialisierung des Geldes, den Übergang von Waren- zu Kreditgeld und durch das Vordringen des bargeldlosen Zahlungsverkehrs gekennzeichnet war. Auch auf internationaler Ebene sollte die Rolle des Goldes als internationales Zahlungsmittel durch ein bargeldloses Kreditgeld substituiert werden, um damit deflationäre Prozesse durch Geldhortung zu verhindern: "The substitution of a credit mechanism in place of hoarding would have repeated in the international field the same miracle, already performed in the domestic field, of turning a stone into bread" (57).

Die unmittelbaren Anstöße zu den Überlegungen von Keynes waren die deutschen Vorstellungen für eine währungspolitische Neuordnung nach dem Krieg. Im Jahre 1940 sollte Keynes berufsmäßig Stellung nehmen zu den Vorschlägen von Walther Funk, Reichswirtschaftsminister und Präsident der Deutschen Reichsbank. Funk plante ein europäisches multilaterales Clearingsystem losgelöst vom Gold mit festen Wechelkursen und die Reichsmark als Mittelpunkt ("das europäische Zentral Clearing") (58). Mit den Ländern außerhalb Europas sollten Tauschgeschäfte das Liquiditätsproblem umgehen.

Statt einer Verteidigung des alten Goldstandards übernahm Keynes einige grundlegende Gedanken von Funk, womit er sich natürlich heftiger Kritik in seinem Heimatland aussetzte (59). Nach Keynes sollte die zukünftige internationale Liquidität sich nach dem internationalen Austausch von Gütern und Dienstleistungen richten und in einem Verrechnungssystem zur Erleichterung dieser Tauschgeschäfte dienen: "It did not mean direct barter, but one trading transaction must necessarily find its counterpart in another trading transaction sooner or later" (60). Wie in einem reinen Tauschsystem sollten im internationalen Währungssystem Mechanismen eingebaut werden, die eine Liquiditätsspeicherung der Überschußländer und damit langfristige Zahlungsbilanzungleichgewichte verhinderten. Diese theoretischen und zum Teil historischen Anregungen führten letztendlich im Jahre 1943 zu folgenden Grundbestandteilen des "Keynes-Plans" (61):

- Zur Verrechnung der internationalen Transaktionen zwischen den Mitgliedsländern der Clearing Union wird für jedes Land ein Girokonto bei einer Zentralstelle geführt. Die Recheneinheit, deren Wert an Gold gekoppelt ist, heißt "Bancor".

- Es gibt einen geschlossenen Bancor-Kreislauf. Bancor-Guthaben können zwar durch Goldeinzahlungen gebildet werden; eine "Barabhebung" der Guthaben in Gold aber ist nicht möglich. Diese "one-way convertibility" ist nach Keynes ein essentieller Bestandteil: "No member state would be entitled to demand gold from the Clearing Union against its balance of bancor; for bancor is available only for transfer to another clearing account" (62). Insgesamt ergeben sich also automatisch Guthaben und Überziehungskredite in gleicher Höhe.

- Die Länder mit Zahlungsbilanzdefiziten dürfen bis zu einer bestimmten Quote ihr Bancor-Konto überziehen, allerdings nur zur kurzfristigen Defizitfinanzierung. Die Clearing Union dient nicht zur langfristigen Entwicklungsfinanzierung. Dazu sollte neben der Clearing Union eine zusätzliche Institution (vgl. die spätere Weltbank) geschaffen werden.

- Es sind symmetrische Anpassungsregelungen vorgesehen, d.h. nicht nur die Defizitländer, sondern auch die Überschußländer stehen unter Anpassungszwang. Zur Verhinderung der Bancor-Guthabenbildung sollen die Überschußländer bei einer bestimmten Quote expansive Maßnahmen ergreifen (inländische Kreditschöpfung, Aufwertung, Importförderung usw.).

- Für die Überziehungskredite wird ein Zins von 1 % erhoben bis zur Inanspruchnahme eines Viertels der Quote. Weitere Überziehungskredite werden mit einer progressiven Zinsstaffelung belastet. Bemerkenswert ist aber der negative Zins auf Bancor-Guthaben in gleicher Höhe (1 %) und Staffelung. Das Ansammeln von Bancor-Liquidität sollte damit verhindert werden. Notfalls war sogar eine Streichung der Guthaben geplant. "Liquiditätsüberschüsse der Gläubigerländer sollten nicht inaktiv werden, sondern im System der Clearing Union möglichst rasch Ausgleichstendenzen in den Schuldnerstaaten unterstützen". (63)

Die wesentlichen Elemente gegenüber dem damaligen White-Plan und dem heutigen Währungssystem sind also die gesteuerten Ausgleichsmechanismen für internationale Liquidität (64) durch die konsequente Anwendung des multilateralen Clearingprinzips, die supranationale Recheneinheit, der negative Zins auf Guthaben, die untersagte "Barabhebung" und die Anpassungslast für die Gläubigerländer. Der White-Plan sah dagegen eine weitere Vorherrschaft des amerikanischen Dollars, eine Konvertibilität der Guthaben in Gold und eine Verzinsung der Überschüsse vor. Er entsprach damit weitgehend den Interessen der Gläubigerländer. Der amerikanische Widerstand richtete sich vor allem gegen die Anpassungslast für die Gläubigerländer (die USA war seit dem Jahre 1917 und vor allem nach dem 2. Weltkrieg in der Position eines Weltgläubigerlandes), gegen die weitgehende Loslösung der Goldwährung, gegen die Verdrängung des Dollars als Weltzahlungsmittel und gegen den für das US-Banksystem ungewohnten Überziehungskredit. (66)

Keynes argumentierte, daß die Gläubigerländer zwar durch die Clearing Union eine Einschränkung ihrer Exporte und Förderung der Importe hinnehmen müßten, aber insgesamt von dem System profitieren würden, denn ohne diese Umlaufsicherung der internationalen Liquidität würde der Welthandel und würden ihre eigenen Exporte niedriger ausfallen. "It would not involve, as would the importation of gold, the withdrawal of this purchasing power from circulation or the exercise of a deflationary and contractionist pressure on the whole world, including in the end the creditor country itself" (67).

Genau das gleiche Argument gilt für den nationalen Barter-Club - die unbeabsichtigte Kopie des Keynes-Plans auf mikroökonomischer Ebene - wo die gleichen Mechanismen einen zusätzlichen, sonst nicht zustandskommenden Umsatz bewirken. Bemerkenswert ist die Tatsache, daß Keynes mit seinem Clearing Union-Vorschlag am Ende seines Lebens die Theorie von einer Liquidität, die mit Durchhaltekosten belastet wird, praxisorientiert umgesetzt hat: in seiner "General Theory" (1936) hatte er den von Gesell konzipierten Vorschlag zu einem mit Durchhaltekosten belasteten Bargeld als gesund, aber in der Praxis nicht durchführbar bezeichnet. Aber "es ist in der Tat möglich, daß Mittel gefunden werden könnten, um ihn in bescheidenem Rahmen in der Wirklichkeit anzuwenden“ (68).

In den 30er Jahren gab es eine Reihe von Projekten in Deutschland, in denen man erfolgreich - wie beim Keynes-Plan - bei dem sich dafür anbietenden Giralgeld angesetzt hat: Dort gab es die sog. Ausgleichskassen, Arbeitsgemeinschaften oder auch Verrechnungsgesellschaften genannt; Tauschringe auf Basis des bargeldlosen Zahlungsverkehrs, die man als Vorläufer der aktuellen Barter-Clubs bezeichnen kann. Da Keynes sich intensiv mit Gesell und seinen Nachfolgern auseinandergesetzt hat, wäre es möglich, daß er diese Projekte gekannt und daß sein Clearing Union-Vorschlag letztlich dort seinen geistigen Ursprung hat.

Mit seinem wohlfahrtspolitischen Instinkt hat Keynes die Internalisierung der externen Effekte der Liquiditätsproduktion - nämlich mit Kosten für die Inanspruchnahme von Liquidität - wohl richtiger gesehen als seine wohlfahrtstheoretischen Nachfolger und als die Monetaristen, die durch Prämierung von Kassehaltung eher eine Verstärkung der externen Effekte hervorrufen werden.

Die heutige weltweite Schuldenkrise, die leicht zu einem Finanzkollaps eskalieren kann, macht die gegenseitige Abhängigkeit der Gläubiger und Schuldner deutlich. Eine strukturelle Lösung ist nicht in Sicht und die Gläubiger setzen auf Zeitgewinn durch Umschuldungsabkommen, Moratorien und neue Kredite. Die supranationale, weltstaatliche Lösung des internationalen Liquiditätsproblems nach Keynes würde die Existenz einer Weltzentralbank und damit, historisch gesehen, auch einer Art Weltregierung voraussetzen. Auch Keynes sah die Clearing Union als Bestandteil einer supranationalen Einrichtung. "The Union might become the pivot of the future economic government of the world" (69). Diese Vorstellung entsprach der "staatlichen Theorie des Geldes" (G.F.Knapp) (70), wonach die Geldemission und die Sicherung seines Innen- und Außenwertes Staatssache ist. Diese am Anfang dieses Jahrhunderts vorherrschende Theorie hat sich bis heute in den Köpfen der Geld- und Währungstheoretiker, aber auch in der Praxis fest verankert. Demnach könnte sich ein derartiges Clearingsystem auf Weltebene nur durch die Gründung einer Weltzentralbank oder durch eine ähnliche Reform des IWF erreicht werden. Der IWF verhält sich zwar jetzt schon in der Durchsetzung seiner wirtschaftspolitischen Auflagen für die Defizitländer als eine Weltbehörde. Wie aber damals in Bretton-Woods würde eine derartige Weltwährungsreform wegen des Verlustes der währungspolitischen Souveränität und wegen der unterschiedlichen kurzfristigen Interessen der Mitgliedsländer auf Widerstand stoßen.

Aufgrund der "weltstaatlichen Theorie des Geldes" wäre also eine derartige Lösung des Liquiditätsproblems utopisch. Die vorher (und in § 12) diskutierten privatwirtschaftlichen Lösungen zeigen aber, daß auf eine weltstaatliche Liquiditätsversorgung verzichtet werden kann. Wie auf nationaler Ebene können multilaterale Verrechnungsnetze eine Lösung auch auf internationaler Ebene herbeiführen.