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2 Fritz Dettmer, Regelung der künftigen Wirtschaft, in:
Die Internationale - Z. f. d. re-
volutionäre Arbeiterbewegung (DI) 10/Aug. 1931; H. Drews,
Idee und Organisation im
Lichte konstruktiver Planung des Sozialismus, in: ID 12 u. 13/1931;
Santillan Peiró, Ökono-
mie und Revolution, Verlag Monte Verita, Wien 1986
3 In Benjamin R. Tucker, Was ist Sozialismus?, Berlin 1912, S. 5
4 Silvio Gesell, Der abgebaute Staat - Leben und Treiben in einem
gesetz- und sittenlo-
sen hochstrebenden Kulturvolk, A. Burmeister Verlag, Berlin-Friedenau
1927, S. 4
5 Who is the Somebody?, erschienen in Liberty vom 6. 8. 1881;
zit. u. von Ricarda Buch
übersetzt aus: Benjamin R. Tucker, Instead of A Book, S.
178
6 S. a. D. Dillard; Proudhon, Gesell and Keynes - An Investigation
of some "Anti-Marxian
Sozialist" Antecedents of Keynes' General Theorie of Employment
Interest and Money,1940;
ders., Keynes and Proudhon, in: Journal of Economic History, Vol.
II, 1942, p. 63
7 In Deutschland versuchte der ehemalige Berliner Redakteur der
FAUD-Zeitschrift
Syndikalist, Sekretär der Internationalen Arbeiterassoziation
in Barcelona während des spa-
nischen Bürgerkrieges und Freund Rudolf Rockers, Helmut Rüdiger,
unmittelbar nach dem
Zweiten Weltkrieg diese klassische anarchistischen Tradition durch
Anpassung an die neuen
Gegebenheiten fortzuführen. Seine (allgemein gefaßten)
wirtschaftspolitischen Ziele: "Bre-
chung des Bodenmonopols - Überführung der Schlüsselindustrie
in offene Genossen-
schaften - Abschaffung der Macht des Finanzkapitals - Allgemeine
Zugänglichkeit des
Kredits". Er wollte eine Mischung von kollektiver und privater
Wirtschaft auf der (Grund-
lage von Markt und Wettbewerb. Außerdem forderte er den
Wettbewerb der Ideen, eine Al-
lianz demokratischer, liberaler und anarchistischer Kräfte
und eine gesamteuropäische Fö-
deration gegen das Hegemonialstreben der Sowjetunion und der Vereinigten
Staaten. Den
Klassenkampf hielt er für eine unleugbare Tatsache, Marxens
Schema hier Bourgeosie, dort
Proletariat, jedoch für zu simpel (aus: Günter Bartsch,
Anarchismus in Deutschland, Bd. I,
1945 -1965, Fackelträger-Verlag, Hannover 1972, S. 68ff.).
8 Pierre Joseph Proudhon, Organisation des Kredits und der Cirkulation
und Lösung der
sozialen Frage, in: Ausgewählte Schriften, Hg.: Arnold Ruge
u. Alfred Darimon, Faksimile
der Ausgabe Leipzig 1851, Scienta Verlag, Aalen 1973, S. 68
9 Organisation der Kredits, S. 100
10 Proudhon, Was ist das Eigentum?, Verlag von B. Zack, Berlin 1896, S. 67ff.
11 Zit. bei Gesell, Die Natürliche Wirtschaftsordnung durch
Freiland und Freigeld
(NWO), R. Zitzmann Verlag, Lauf 1949, S. 235
12 Proudhon, Organisation des Kredits; ders., Die Tauschbank,
Verlag Monte Verita,
Wien 1985; William B. Green, Mutual Banking, Bosten/New York 1870.
- In einer Wer-
bung für Proudhons Schrift Die Volksbank in Befreiung heißt
es: "Die Diskussion um die
Ökobank ist in aller Munde, jedoch ist die Ökobank nichts
anderes als ein Miniaturverschnitt
aller herkömlichen Banken, von den Strukturen und Zielen
dem Schicksal einer Raiffeisen-
bzw. Gewerkschaftsbank zugedacht. (...) Wer von Ökobank redet,
aber die 'Volksbank'
nicht kennt, lebt noch im ökonomischen Mittelalter."
So urteilte bereits Proudhon über ent-
sprechende Arbeiterbanken: "Die Arbeiter mögen sich
darüber klar sein. Ihre Bank, die
in Kontokorrent mit der Bank von Frankreich stehen und ihre Kapitalien
teuer bezahlen, so
daß es ihnen um so weniger möglich ist, sie billig
auszuleihen, sind nicht in der Lage, gegen
den Kapitalismus Krieg zu führen" (Kapital und Zins
- Die Polemik zwischen Bastiat und
Proudhon, Hg.: Arthur Mülberger, G. Fischer Verlag, Jena
1896, S. 41 ).
13 Siegfried Fröhlich, Geschäftsidee, in: Capital 10/1983, S. 29
14 Hugo Godschalk, Die geldlose Wirtschaft - vom Tempeltausch
bis zum BarterClub,
Basis Verlag, Berlin 1986, S. 43; ders., Pilotprojekte zur neutralen
Liquidität - WIR-Wirt-
schaftsring-Genossenschaft, in: zeitschrift für sozialökonomie/mtg
(z. f. soz.ök.) 68/März
1986, S. 19ff.; Handel wie in alten Zeiten, in: Impulse 7/1984,
S. 92ff.; J. Mayer-List, Neue
deutsche Welle, in: Die Zeit 37/ 9. 9. 1983, S. 22.
15 NWO, S. 281 u. 37; im übrigen würdigt Gesell die
Geldanalyse Proudhons meist zu-
stimmend in der NWO, S. 33 - 38, 227, 237, 281- 287 u. 314 und
widmete Proudhon die er-
sten Auflagen seines Hauptwerkes.
16 NWO, S. 186 - 188 - Oft wird der Einwand erhoben, es gäbe,
neben dem Geld
und Gold, noch andere Güter, die keine Durchhaltekosten verursachen
würden, z. B. Juwe-
len, und sogar Güter, deren Werte im Laufe der Zeit zunähmen,
deren Durchhaltekosten
also negativ seien, z. B. Boden und Wein. Für den Boden trifft
das uneingeschränkt zu, ein
wichtiger Grund, ihn zu sozialisieren (s. Kap. 8 u. 9). Güter
wie Juwelen, Edelmetalle usw.,
die nicht als Geld fungieren, werfen jedoch keine Probleme für
die Zirkulation auf und kön-
nen keinen Zins erpressen (vergl. die Zinsformeln von Geld und
Juwelen in Kap. 6). Die
Ware Wein bestätigt die Richtigkeit der Gesellschen Warenanalyse;
das könnte der Leser
selbst herausfinden, was ihm ein tiefgehendes Verständnis
dieses Zusammenhangs vermit-
teln würde: Vom Naturprodukt Boden und einigen wenigen anderen
Gütern abgesehen, ge-
hen in alle Produkte, die zu ihrer Herstellung, Lagerung und Verteilung
unum-
gänglichen Durchhaltekosten in ihren Arbeitswert und damit
auch in ihren Preis ein. Diese
Durchhaltekosten trägt also ihr Käufer. Nur die darüber
hinausgehenden Durchhaltekosten,
wenn die Produkte also länger als zu ihrer Herstellung und
zu ihrem Vertrieb notwendige
Zeit zurückgehalten werden, kann ihr Produzent und Verkäufer
(von außerordentlichen
Marktsituationen abgesehen) nicht auf ihren Preis draufschlagen:
diese trägt allein der Her-
steller und Händler. Wenn nun die Qualität eines Gutes
durch Lagerung steigt (ein negativer
Wertschwund eintritt), dann steigt auch sein Gebrauchswert, seine
Nachfrage und im Zu-
sammenhang mit den notwenigen Lagerungskosten auch sein Preis.
Da dieses bei Wein oft
der Fall ist, werden viele Winzer und Weinhändler diese Produktionsweise
der Lagerhaltung
zur Herstellung von Qualitätsweinen anwenden. Dann aber sind
die hieraus resultierenden
Lagerungskosten Produktionskosten! Ihre Höhe entspricht der
Produktionskostendifferenz
zwischen einem jungen, jedoch weniger gut schmeckendem Wein und
seiner abgelagerten,
besseren Variante. Auch diese Kostendifferenz zahlt der anspruchsvolle
Weinkenner und
-konsument im entsprechend höheren Preis. - Was aber geschieht
nun, wenn ein Wein
über jenen Zeitpunkt hinaus gelagert wird, in dem seine Qualität
nicht mehr zunimmt und
er schließlich sogar zu Essig wird, ein Produkt, das überall
billig zu haben ist? Jetzt entstehen
die Durchhaltekosten, die wiederum allein der Produzent und Händler
des Weines trägt und
diese nachhaltig zwingt, ihn auf dem Markt anzubieten! Das sind
jene Durchhaltekosten,
auf die es Gesell ankommt. Zu diesen Durchhaltekosten gehören
in unserem Wein-Beispiel
1. jene Lagerungskosten, die vom Konsumenten nicht mehr bezahlt
werden, weil auch bei
diesem Produkt durch längere Lagerzeit kein Qualitätszuwachs
mehr zu verzeichnen ist,
und 2. der Preisverfall dieser Ware, bedingst durch ihren natürlichen
Qualitäts-"Schwund".
Das, was Gesell unter "Warenschwund" versteht, setzt
also dann ein, wenn ein Produkt län-
ger im Produktions- und Verteilungsprozß verbleibt, als
nach dem Stand der Entwicklung ei-
ner Volkswirtschaft für die Erzeugung einer bestimmten Qualität
und für ihren Vertrieb im
allgemeinen und im Durchschnitt notwendig ist. Das gilt für
unbeschränkt produzierbaren
alten wie jungen Wein, für Kartoffeln wie Kühlschränke.
Das gilt nicht mehr in gleicher
Weise für seltene und daher schwer beschaffbare und daher
auch oft monopolisierte Uralt-
Weine (Briefmarken, Münzen etc.), die einen hohen Gebrauchswert
für Sammler haben
und die dafür - unabhängig von ihren Produktions- und
Vertriebskosten - auch hohe
Liebhaberpreise bezahlen. Und das gilt erst recht nicht für
den unvermehrbaren Boden (s.
Kap. 8) und für das gegenwärtige Geld bei Festwährung
und Deflation (s. Kap. 5). Hundert-
jährige Weine und seltene Briefmarken sind jedoch konjunkturell
und sozialpolitisch irrele-
vant, nicht aber knapper und unvermehrbarer Boden und knappes
und nicht beliebig ver-
mehrbares Geld.
17 NWO, S. 313ff. u. 399
18 NWO, S. 308ff.
19 In seiner Auseinandersetzung mit Bastiat über den Zins
schildert Proudhon folgende
Parabel: Ein Kapitalist ist ins Wasser gefallen und droht zu ertrinken.
Ein potentieller Le-
bensretter am Ufer will ihm aber nicht um sonst einen Rettungsring
zuwerfen. Der Ertrin-
kende will jedoch aus Gründen der Leistungsgerechtigkeit
nur die Arbeitsleistung für das
Zuwerfen des Ringes entgelten (Tauschwert = Arbeitswert = Tauschgerechtigkeit).
Die Per-
son am Ufer kann jedoch die Zwangslage und gleichzeitig den Reichtum
des Ertrinkenden
ausnutzen, weil er allein am Ufer steht, also eine Monopolstellung
im Tauschverhältnis ein-
nimmt. Er fordert vom Kapitalisten daher jenen Tauschwert (= Preis),
den der Ertrinkende
auf Grund seiner finanziellen und physischen Lage zahlen kann
und muß: einen Wucher-
preis, der weit über den Wert der geleisteten Arbeit hinausgeht
und in seiner Höhe nur vom
Lebenswillen und der Zahlungsfähigkeit des Ertrinkenden begrenzt
wird (Kapital und Zins,
S.123 -128).
20 Siehe Proudhons Briefwechsel mit Bastiat in Kapital und Zins
u. Marx' Definition
des Mehrwerts in Das Kapital, Bd. III. Dietz Verlag, Berlin-Ost
1968, S. 840f.
20a Helmut Creutz, Bauen, Wohnen, Mieten - Welche Rolle spielt
das Geld?, 1987,
Gauke Verlag, Lütjenburg
21 In den Aufsätzen Wohnungswirtschaftliche Selbstverwaltung
und Selbstfinanzierung
- eine ideengeschichtliche Montage (Leviathan - Z. f. Soz. wiss.1/1982,
S. 41- 67) u. An-
merkungen zum Verhältnis von Trägerformen und Finanzierungsalternativen
(Arch plus,
Febr.1982; faksimiliert in agit 883 90/1983) hat Klaus Novy gezeigt,
wie z. B. der Wohnungs-
markt durch ein nicht-kapitalistisches Finanzierungssystem aus
der Zinsknechtschaft her-
ausgenommen werden kann.
21a Am 16.12. 1987 berichtete die Tagesschau, daß das Wohngeld
die Steuerzahler mit
4 Mrd. DM im Jahr belastet.
22 Helmut Creutz. Die fatale Rolle des Zinses im gegenwärtigen
Wirtschaftssystem, in:
z. f. soz.ök. 61/Mai 1984, S. 9 u.12
23 Auf Grund des bargeldlosen Zahlungsverkehrs können die
Privatbanken Buchgeld
(Konten-Geld) schöpfen, indem sie auf der Basis von Kundeneinlagen
mehr neues Buch-
geld verleihen, als sie von ihren Kunden an Bar- und Buchgeld
erhalten. Das ist möglich,
weil die Kunden sich nur einen Bruchteil ihrer Kredite in Bargeld
auszahlen lassen, weil sie
nur einen Bruchteil ihres Zahlungsverkehrs in Bargeld abwickeln
und weil durch diesen bar-
geldlosen Zahlungsverkehr andere Banken Buchgeld-Guthaben erhalten,
die sie wiederum
als Grundlage für Kreditvergaben in Buchgeld verwenden können.
Begrenzt wird dieser
Geldschöpfungsmultiplikator durch notwendige und gesetzlich
vorgeschriebene Sicher-
heitsrücklagen (s. H. C. Recktenwald, Wörterbuch der
Wirtschaft, Körner Verlag, Stutt-
gart 1981; S.192f.). Anders als Proudhon und die meisten heutigen
Ökonomen, bestreitet
Creutz allerdings die Möglichkeit der Geldschöpfung
durch Privatbanken (Creutz,· Buch-
geldschöpfung und Bankenwirklichkeit, in: Fragen der Freiheit
178/Jan.1986).
24 Die folgenden Zahlen sind aus: Creutz, Die Zinsbelastung in
der Bundesrepublik
Deutschland - Zinsen und ihre Behandlung in der volkswirtschaftlichen
Gesamtrechnung,
in: z. f. soz.ök. 64/April 1985, S. 25 - 31
25 Ralf Flücks, Zwischen Sachzwängen und Utopie - Haushaltspolitik
am Beispiel Bre-
men, in: Kommune 6/1984, S.12, Sp. 3
26 Felix G. Binn, Verfassungsanspruch und Verfassungswirklichkeit,
in: z. f. soz.ök.,
Sonderdruck: Sozialökonomische Beiträge, S. 8f.
27 Die fatale Rolle des Zinses... , S. 23, Sp. 2
28 Manfred Holthus, Die Auslandsverschuldung der Entwicklungsländer
- Fakten,
Probleme, Lösungen, HWWA-Institut für Wirtschaftsforschung,
Hamburg 1987, in: Ent-
wicklungspolitik - Materialien Nr. 76, Bundesministerium für
wirtschaftliche Zusammen-
arbeit, Bonn, S.10 (Tabelle); s. a. Alexander Schubert, Die internationale
Verschuldung, ed.
suhrkamp, NF 347/1985, S. 116 u. 134
28a "Zwischen 1970 und 1986 haben die Brasilianer über
153 Milliarden Dollar für ihren
Schuldendienst aufbringen müssen. Nur knapp 64 Milliarden
davon dienten der Rückzah-
lung des geborgten Kapitals. Über 89 Milliarden Dollar gingen
für Zinsen drauf. - Die
Schulden sind in dieser Zeit auf 108 Milliarden Dollar geklettert,
die Zinslast wuchs auf 9
Milliarden jährlich." (Walter Knips, Aus der Zinsknechtschaft,
Wirtschaftskommentar im
Spiegel 9/1987, S.150). Knips meint nun, die Banken "sollten
nun endlich Einsicht zeigen".
Bezeichnend seine Begründung: "Die Kuh, die sie (die
Finanzkapitalisten; K. S.) so kräftig
gemolken haben, braucht ein wenig Ruhe." Was da so nett gesagt
wird, kann wohl nichts an-
deres heißen, als daß die Menschen in Brasilien -
um solche handelt es sich bei dieser
"Kuh" - nur deshalb etwas "Ruhe" haben sollen,
damit sie bald bei frischen Kräften weiter-
hin "gemolken" werden kann. Gegen die "Zinsknechtschaft"
selbst haben die liberalen
Opportunisten der Ökonomenzunft mit Wissenschaftlichkeitsanspruch
noch nie etwas ein-
zuwenden gehabt...
29 Die Zinsbelastung... , S. 30, Sp.1
30 Die fatale Rolle des Zinses..., S.17, Sp.1
31 Der Spiegel 48/1984, S. 84 (s. a.: Der Spiegel 49/1986, S.
77 -100, zur Konzentra-
tion) - Das Startkapital hat sich Horten bei der "Arisierung"
jüdischer Vermögen in der
NS-Zeit unter den Nagel gerissen.
32 Folglich ist es Unsinn, wenn behauptet wird, daß die
1987 von der Mehrheit der
"Volksvertreter" in Bonn beschlossene Steuererleichterung
für die Reichen und Superrei-
chen zu höheren Investitionen und damit zur Reduzierung der
Arbeitsslosigkeit führen
würde. Bei steigenden Einkommen sinkt die Konsumquote und
steigt die Sparquote, wie
Keynes lehrt und das Beispiel Horten zeigt; ein immer größer
werdender Anteil am Einkom-
men wird nicht für den die Wirtschaft belebenden Konsum ausgegeben.
Da außerdem die
dem Staat nun fehlenden Finanzmittel bei den unteren Einkommensschichten
und durch
Ausgabenkürzungen bei den Gemeinden wieder reingeholt werden
müssen, werden jetzt
gerade jene Einkommen und Einnahmen reduziert, die fast vollkommen
für den Konsum
und vollkommen für Nachfrage ausgegeben werden. Die Folge:
die volkswirtschaftliche Ge-
samtersparnis steigt, und weil der "Bedarf ohne Geld"
(Dieter Suhr) dasteht, sinkt die Ge-
samtnachfrage nach Gütern und Dienstleistungen und die Arbeitslosigkeit
nimmt zu. Bei
der Steuererleichterung für die Reichen geht es nicht um
Vollbeschäftigung, sondern um
Klasseninteressen. Was notwendig ist, um die Wirtschaft zu beleben,
ist gerade eine hohe Be-
steuerung der Reichen, und zwar nicht nur ihrer Einkommen, sondern
auch ihres Grundei-
gentums und vor allem ihrer Geldvermögen. Bei einer Besteurung
ihrer Liquidität wird
"Geld ohne Bedarf" (Suhr) reduziert, dieser Steueranteil
tritt dann als öffentliche Nach-
frage auf, und außerdem treibt die Geldsteuer die Ersparnisse
der Reichen teils in den Kon-
sum, teils als zinsfreie Kredite auf den Investitionsgütermarkt.
Das alles steigert die Nach-
frage nach Gütern und Arbeitskräften, die Arbeitslosigkeit
sinkt. - In dem (von Creutz
empfohlenen und in einem Papier kritisch kommentierten) Buch Die
große Rezession von
1990 (Heyne-Verlag, 1988) vertritt der US-Ökonom Prof. Ravi
Batra ebenfalls die Auffas-
sung, daß die riesigen Einkommen und Vermögen einiger
weniger Kapitalisten die "Kata-
strophen" der "Depressionen" bewirken.
32a Der Spiegel 12/1988, S.194, Sp. 3
33 Creutz, Wachstum bis zur Selbstzerstörung?, in: Creutz/Suhr/Onken,
Wachstum bis
zur Krise? - Drei Aufsätze, Reihe: Ökonomie Alternativ,
Basis Verlag, Berlin 1986, S. 7f.;
s. a. Werner Braunbek, Die unheimliche Wachstumsformel, Paul List
Verlag, München 1973
33a Eine ähnliche Einschätzung hat der ehemalige Bundesvorstandssprecher
der Grü-
nen in Bonn, Dieter Burgmann: "Jeder Kapitalanleger erwartet
für seinen Kapitaleinsatz
Gewinn bzw. Zinsen, die meist weit über das hinausgehen,
was er selbst zum Leben braucht
und die deshalb wieder investiert werden und wieder Gewinne bringen
müssen, so daß das
Kapital nach dem Zinseszins-System ständig wachsen muß.
- Dieser Kapitalsteigerung
(soll sie nicht zur reinen Inflation werden) muß eine entsprechende
Steigerung der Waren-
produktion gegenüberstehen, was wiederum nur bei wachsendem
Markt oder durch Ver-
drängung Schwächerer möglich ist. - So entsteht
die Kapital-Akkumulation, die zur Mo-
nopolbildung führt. Spätestens dann kann Wachstum nur
noch durch Ausdehnung des Mark-
tes gewährleistet werden. Im Zins-System liegt also ein unabdingbarer
Zwang zum Wach-
stum." (Zit. aus: Anders leben - anders wirtschaften, Dez.
1987, S. 13)
34 So in dem von den Grünen aus dem Bundestag veranstalteten
Seminar "Geldord-
nung und Wirtschaftsprozesse" am 28 u. 29.1.1984 in Hannover
und in: Dieter Suhr, Auf Ar-
beitslosigkeit programmierte Wirtschaft - Diagnose und rechtstechnische
Behandlung des
Mehrwertsyndroms, in: Creutz/Onken/Suhr, Wachstum bis zur Krise?,
S. 59 (Nachtrag)
35 Von dem Marxisten Andre Gorz, dem Öko"libertären"
Thomas Schmid, dem Libera-
len Ralf Dahrendorf, dem Christdemokraten Wolfgang Engels, dem
Konservativen Milton
Friedman u. v. a.
36 Auch Gorz sieht in der Automatisierung und Roboterisierung
der Produktion die
Chance für radikale gesellschaftliche Veränderungen.
Allerdings leitet er diese Einschät-
zung aus der marxistischen Wirtschaftstheorie ab. Er meint, die
"mikroelektronische Revo-
lution" würde "das Ende der Arbeitsgesellschaft"
bedeuten, weil sie zu so geringen Kosten
der Produktion führt, daß das Wertgesetz verschwinden
und damit der Markt überflüssig
werden würde; "die Masse des Mehrwerts sowie seine Rate
(ließe) sich nicht mehr rekapita-
lisieren: die Möglichkeit, ihn rentabel neuzuinvestieren,
verschwindet" (A. Gorz, Wege ins
Paradies, Rotbuch Verlag, Berlin 1983, S. 52). Nun hat sich jedoch
gezeigt, daß das Finanz-
kapital immer wieder Wege gefunden hat, akkumuliertes Geld anzulegen
und dafür Voraus-
setzungen zu schaffen, z. B. mit dem von Reagen projektierten,
Hunderte von Milliarden
Dollar verschlingenden SDI-Programm. Außerdem ist die Vorstellung,
Roboterprodukte
könnten fast kosten- und damit preislos produziert und ihre
Produkte per "Plan" verteilt
werden, marxistische Ideologie, die kommunistischem Wunschdenken
entspringt. Auch Ro-
boterprodukte verursachen Kosten und haben somit einen "Wert":
die Roboter selbst verur-
sachen Kosten bei ihrer Herstellung, die Herstellung ihre Produkte
wiederum erfordert Ma-
terial, Energie, Verwaltungs- und Vertriebskosten usw., und da
Gorz den Zins nicht abschaf-
fen will, werden Roboter-Investitionen mit hohen Kreditkosten
belastet sein. Desweiteren
ist auch die These, wir könnten irgend wann einmal von jeglicher
Arbeit befreit sein, höchst
fragwürdig. Tendentiell wird die Arbeit seit den ersten Tagen
der Vertreibung aus dem (ar-
beitslosen) Paradies "abgeschafft", und trotzdem ist
sie seit dem Drei- bis Vier-Stunden Tag
der Sammler und Jäger um das Doppelte angestiegen, ausgerechnet
zu Anfang des Indu-
striezeitalters sogar auf das drei- bis vierfache. Warum? Weil
erstens mit der Produktivitäts-
steigerung der menschlichen Arbeitskraft pro Zeiteinheit durch
die Technik in gleichem
Maße auch die Bedürfnisse der Menschen und ihr Verbrauch
angestiegen sind: gestern fuh-
ren sie allenfalls ein eigenes Fahrrad und verlebten ihre Freizeit
in der Kneipe nebenan,
heute rasen sie in einem eigenem Auto in den Süden oder buchen
eine Reise zu den Bermu-
das, morgen fliegen sie vielleicht in einem eigen Flugzeug und
machen Ferien auf dem Mars.
Der zweite Grund: weil heute das Vielfache an Menschen als zu
prähistorischen Zeiten auf
dem gleichen beschränkten Raum der Erde versorgt werden muß,
wird ein Teil der Produk-
tivitätssteigerung durch teure Intensivwirtschaft aufgehoben:
statt sammeln mit den nack-
ten Händen, Ackerbau mit der Hacke, dann mit dem Pflug; statt
in der alten Schmiede, am
Hochofen stehen (wo die Krise die Arbeit "abschafft"!);
statt auf dem eigenen Buckel und
mit den eigenen Füßen, mit dem Esel, dem Karren, der
Postkutsche, der Eisenbahn, dem
Auto, dem Jet Güter transportieren; statt den eigenen Kopf
anzustrengen, mit dem Compu-
ter rechnen usf. Die Roboter nun endlich das Licht am Ende des
schweißgeträngten Tunnels
der Arbeit? Man denke nur einmal an die außerordentlich
hohen Kosten einer Weltraumbe-
siedlung, wie sie zur Milderung einer Übervölkerung
der Erde bereits von einigen Forschern
geplant wird (R. Breuer, Kontakte mit den Sternen - Leben auf
anderen Planeten?, Ull-
stein, Frankfurt 1981, S. 328ff.), um zu begreifen, daß
des Menschen Arbeit kein
Ende nimmt. Und schließlich sagt Gorz selbst, daß
es neben der roboterisierten Industrie
noch den großen Bereich der Dienstleistungen und des Kleingewerbes
geben wird, der
durch Roboterisierung und Großindustrie nicht zu ersetzen
ist. Wird auch hier das Wertge-
setz aufgehoben und der Markt überflüssig werden? Und
was ist mit der Dritten Welt? Wird
es auch in diesen angeblich unterentwickelten Ländern in
Kürze kein Wertgesetz und keine
Arbeit mehr geben? Selbstverständlich kann und muß
die Arbeitszeit verkürzt werden. Er-
heblich reduziert werden kann sie jedoch nur, wenn der Konsum
und die Weltbevölkerung
nicht wesentlich zunehmen. Doch damit können wir gegenwärtig
nicht rechnen. Die Weltbe-
völkerung auf den gegenwärtigen Stand zu begrenzen,
bedeutet außerdem, potentielles Le-
ben an der Realisierung seiner Existenz zu hindern - ein lebensfeindliches
Konzept.
37 John Maynard Keynes, Allgemeine Theorie der Beschäftigung,
des Zinses und des
Geldes (Allg. Theorie), Dunker & Humbolt, Berlin 1955, S.
191-195; Gesell: "Also, je
mehr Ware erzeugt wird, desto mehr wachsen die Anlagen zur Erzeugung
von mehr Ware,
vermehren sich die Sachgüter (das sogenannte Realkapaital).
- Aber von diesen Anla-
gen, vom Realkapital, erwartet man Zins, und Zins fällt in
dem Maße, wie das Realkapital
im Verhältnis zur Bevölkerung wächst. Viele Wohnungen
(und wenig Mieter; K. S.) - nied-
riger Hauszins. Viele Fabriken und wenig Arbeiter - niedriger
Fabrikzins. - Fällt also
der Zins des Realkapitalien infolge der neuen Anlagen unter das
herkömmliche Maß, so wird
kein Geld mehr für solche Anlagen hergegeben. Kein Zins,
kein Geld! - (... ) - Und
weil das Geld sich zurückzieht, weil die Nachfrage fehlt,
gehen die Preise herunter und der
Krach (die Krise) ist da. - Gesetzmäßig muß also
der Krach ausbrechen, wenn als Folge
vermehrter Realkapitalien der Fabrik- und Hauszins (die Rendite;
K. S.) heruntergeht.
(NWO, S.198f.) - Diese Theorie bestätigt, daß Arbeitslosigkeit
nichts mit "Ausländer-
schwemme" zu tun hat - im Gegenteil: ein großes Angebot
an bedürftigen Arbeitern ist
gleichbedeutend mit einem großen Potential an Nachfrage
nach Produkten, die durch eben
diese Arbeiter - direkt oder indirekt - selbst erarbeitet werden
müssen.
38 Kap. III, S. 370
38a S. entsprechendes Proudhon-Zit. in NWO, S. 33, u. Gesell, aa0., S. 352
39 Der Zins des Geldes und der vermehrbaren Produktionsmittel
und Waren (die Ren-
dite) sind die Kriterien, durch die der Kapitalismus als solcher
zu definieren ist. Obwohl es
Kapitalismus seit Einführung des zinserpressenden Geldes
gibt, haben die technische Ent-
wicklung und die gigantische Vermehrung der Produktionsmittel
in der jüngeren Geschichte
erst dem Geld- und Kapitalzins die gewaltigen Akkumulationsmöglichkeiten
eröffnet, die
zu einer Gesellschaft geführt haben, die wir die kapitalistische
nennen. Die private Aneig-
nung des Zinses aus dem unvermehrbaren Produktionsmittel Boden
(die Rente) ist ein Re-
likt aus der feudalistischen Agrargesellschaft und kein eigentliches
Kriterium des Kapita-
lismus. Für Marx steht jedoch nicht der Zins, sondern die
Ware im Mittelpunkt seiner Kapi-
talismusanalyse. Hans-Jürgen Krahl bringt Marxens Kapitalismusverständnis
auf den
Punkt, wenn er schreibt: "(...) die Ware bildet die Zellform
der bürgerlichen Gesellschaft,
und der Zins, die fetischistische Gestalt des Kapitals, führt
eine prähistorische Existenz"
(Konstitution und Klassenkampf, Verlag Neue Kritik, Frankfurt
1977, S. 85). In Folge dieser
Betrachtungsweise läßt sich in Marxens 2.500 Seiten
langer Fleißarbeit Das Kapital auch
keine klare und für eine sozialistische Praxis nützliche
Definition des Kapitalismus finden.
So verwundert es nicht, daß das Mitglied einer dreiköpfigen
Kapital-Arbeitsgruppe am
Ende eines elfjährigen Studiums der drei berühmtesten
der blauen Bände gesteht: "Wenn es
uns wirklich auf den Nägeln gebrannt hätte, den Kapitalismus
zu verstehen, dann hätten wir
schon lange aufgehört, das Kapital zu lesen" (taz vom
24.12.1986, S. 5). Offenbar kann die-
ses gigantische Werk Linken nur zur intellektuellen Onanie dienen.
Eine Konkurserklärung
der marxistischen Kapitalanalyse (s. a. Simone Weil, Über
die Widersprüche des Marxismus
in Unterdrückung und Freiheit - Politische Schriften, Tausendundeins,
1987, S. 265ff.).
40 Einen Zusammenhang von hoher Verzinsung von Wertpapieren ("Rendite")
und
niedriger Beschäftigung hat Adolf Weber bereits für
den Zeitraum von 1899 bis 1913 ausge-
macht. In diesem Zeitabschnitt ging der Zinsanstieg der Arbeitslosigkeit
immer voraus (s.
Grafik), was empirisch belegt, daß steigender Zinsfuß
Arbeitslosigkeit bewirken kann. Da
es sich in Webers Beispiel um festverzinsliche Wertpapiere und
nicht um Aktien mit schwan-
kenden Dividenden handelt, haben wir es hier primär mit dem
Geldzins und nicht mit der
eigentlichen Rendite des Produktivkapitals zu tun.
40a Joseph Hüwe, Zwingt die traditionelle Geldordnung zur
Rüstungsexpansion?, Ber-
lin 1987 (eine kleine Broschüre)
41 Nach einem Rechenexempel von L. Stadelmann, Nicht ausweglos!,
Verlag Neues Le-
ben, Bad Goisern 1987, S. 41.
41a Die Anthroposophen haben diesen Zusammenhang begriffen und
erwarten Zins-
verzicht von den Einlegern bei ihrer Bank (Rundbrief 39/1987,
Org. d. Netzwerk Selbsthilfe
e. V, S. 20, Sp.1). Dem Vorschlag ihres Meisters Rudolf Steiner
ein Geld zu fordern, das
sich "abnutzt", um so auf die Geldbesitzer einen Angebotsdruck
auszuüben, folgen sie je-
doch nicht.
41b Freiherr Karl von Vogelsang, zit. bei Adolf Damaschke, Geschichte
der National-
ökonomie, Bd. I, S. 144
42 Equality, S. 37; zit. bei: J. Martin, Männer gegen den
Staat - Die Vertreter des Indivi-
dualanarchismus in Amerika 1827 - 1908, Bd. I, Verlag der Mackay-Gesellschaft,
Hamburg/
Freiburg i. Br.1980, S. 213
43 Diese Entwicklung eines die gesamte Volks- und Weltwirtschaft
beherrschenden Fi-
nanzkapitals hat der Marxist Rudolf Hilferding in den 10er Jahren
in Das Finanzkapaital be-
schrieben. Dieses Werk ist von manchen Interpreten als der "vierte
Band" des Kapitals be-
zeichnet worden. Entsprechend der marxistischen Theorie erwartet
Hilferding die Überwin-
dung der Bankenherrschaft von einer naturwüchsigen kapitalistischen
Wirtschaftsentwick-
lung über die Konzentration des Kapitals bis hin zur zentralgelenkten
und geldlosen "Plan-
wirtschaft". Die marxistisch orientierten Ökosozialisten
Thomas Ebermann und Rainer
Trampert behandeln die Bankenmacht im Zusammenhang mit der Verschuldung
und Zins-
ausbeutung in der Dritten Welt in Die Zukunft der Grünen
- Ein realistisches Konzept für
eine radikale Partei, Konkret Literatur Verlag, Hamburg 1985,
S. 84 -115. Ein realistisches
Konzept zur Brechung der finanzkapitalistischen Macht haben sie
allerdings nicht entwik-
kelt.
44 Fritz Schwarz, Morgan, der ungekrönte König der
Welt, Verlag des Pestalozzi-Fellen-
berg-Hauses, Bern 1927, S. 47ff.; Kurzfassung in: ders., Segen
und Fluch des Geldes in der
Geschichte der Völker Bd. I, Genossenschaft Verlag für
freiwirtschaftliche Schriften, Bern
1945, S. 225ff.
45 So in einem Vortrag in dem erwähnten Seminar der Wirtschafts-AG
der Grünen in
Hannover 1984.
46 Die folgenden Zahlen und Zitate sind dem deutschen Titel Die
Mächtigen und die Su-
permächtigen, rororo, Reinbek 1978, entnommen.
47 Die Mächtigen... , S. 35
48 Die Mächtigen..., S. 214
49 Der Spiegel 42/1985, S.178
50 Selbstverständlich lassen sich nicht alle Wissenschaftler
korrumpieren. Das zeigt ein
Beispiel, über das mir der Freiwirt Heinz-Peter Neumann aus
Berlin berichtete. Zur Zeit
der Weimarer Republik wurde der Ökonom Dr. Franz Hochstätter
von einem Wirtschafts-
verband beauftragt, ein negatives Gutachten über Gesells
Freiwirtschaftslehre zu erstellen.
Beim Studium dieser Lehre kam er jedoch zu dem Schluß, daß
sie richtig ist, trat von seinem
Auftrag zurück, wurde Anhänger dieser Lehre und schrieb
das interessante Buch Geld und
Kredit als Störer der monetäre Tauschwirtschaft, erschienen
zunächts (1933) merkwürdiger-
weise im Militär-Verlag in Berlin, dann (1936) im R. Zitzmann
Verlag in Lauf.
51 Über die Macht des westdeutschen Finanzkapitals berichtet
der Spiegel 7/1985 in der
Titelgeschichte Weltmacht Deutsche Bank.
52 Daß das in der BRD nicht viel anders aussieht, zeigt
z. B. der Flick-Skandal (Der
Spiegel 4/1983, 44/1984 u. 50/1985)
53 Die Verschwörungstheorie vertreten z. B. Gary Allen,
Die Insider - Wohltäter oder
Diktatoren?, VAP, Wiesbaden 1980, und Eustace Mullins, Die Bankenverschwörung,
Verlag
für ganzheitliche Forschung, Wobbenbüll 1980. Allen
will die Bankenmacht durch die "An-
archie" überwinden, die er ganz rechts außen im
politischen Spektrum ansiedelt (s. Grafik
aaO. , S. 38). Das Interesse der Linken an der IWF und Weltbank
begnügt sich mit einer Kri-
tik an den Handlangerdiensten dieser Institutionen für das
Finanzkapital, analysiert aber
nicht das Finanzkapital selbst, schon gar nicht seine Basis: das
zinserpressende Geld. Völlig
realistisch begreift Kurt Zausel (in einem Kommentar in der tageszeitung
vom 27. 8. 1988)
immerhin Politik als "Geisel der Ökonomie" und
Zinserhöhungen als Katastrophe für die
verschuldeten Länder der Dritten Welt und des "realen
Sozialismus".
53a Raoul Wallenberg stammt aus der reichsten, einer finanzkapitalistischen,
Familie
Schwedens; er rettete während des Krieges zehntausende ungarische
Juden vor der Verga-
sung durch die NS-Rassisten. Beim Einmarsch der Sowjetarmee in
Ungarn wurde er von
Stalins Schergen in die GULags verschleppt und ist dort verschollen.
- Der Millionär Jan
Philipp Reemtsma unterhält ein linkes Forschungsinstitut
in Hamburg und setzte sich 1987
für die Hausbesetzer in der Hafenstraße ein. - Es geht
auch gar nicht darum, ob schlaue
Leute die ihnen durch die ökonomischen Verhältnisse
gegebenen Chancen nutzen, sondern
darum, ob wir dumm genug sind, ihnen diese einzuräumen, z.
B. indem wir das zinserpres-
sende Geld akzeptieren oder das Privateigentum am Naturprodukt
Boden anerkennen.
54 S. z. B. Ebermann/Trampert, Die Zukunft der Grünen, S.
84ff., u. den interessanten
Aufsatz von Karl Georg Zinn, Pecunia quo Vadis? in: Sozialismus,
2/1987, abgedruckt in: z.
f. soz.ök. 76/März 1988, S. 19ff., der sich mit der
Zinseszinsakkumulation im Zusammen-
hang mit der Dritten Welt beschäftigt. - Diagnosen - Das
Zeitkritische Magazin, das (in
Heft 1 u. 2/1984) auch über die Freiwirtschaftslehre berichtet,
neigt zur Irrationalität.
55 Allg. Theorie, S. 271ff.
56 Das Recht des Einzelnen auf den vollen Arbeitsertrag hält
Gesell allerdings für ein
"Hirngespinst"; es bezieht sich auf das Recht aller
Produzenten als Klasse, auf ihren "ge-
meinsamen" vollen Arbeitsertrag (NWO, S. 40f.).
57 Allg. Theorie, S. 316 f.
58 Es ist höchst bemerkenswert, wie der Rechtsextremist
Heinz Quester 1930 seine Kri-
tik an dem "Sozialismus der Nationalsozialisten" begründete:
Eine Abschaffung bzw. Ab-
schöpfung des Geld-, Kapital- und Bodenzinses werde "das
Eigentum in einem Maße aus-
höhlen (..), wie es ähnlich bei der Bodenreformbewegung
(Damaschkes; K. S.) der Fall ist.
Es bleibt die Schale des Eigentums, während man den Kern
(Grundrente, Leihzins, Pacht-
zins usw ) wegnimmt" (Standarte 1/Mai 1930, S. 492). Quester,
intelligenter Vertreter des Ka-
pitals, hat vorzüglich erkannt, was den meisten Sozialisten
und Kommunisten schwerfällt,
nämlich, was passiert, wenn Kredit- und Produktionsmittel
keinen Zins mehr abwerfen: sie
sind dann kein Kapital mehr! Doch vor den Methoden, die Gottfried
Feder zur "Brechung
der Zinsknechtschaft" anwenden wollte, wie z. B. die "Volkserziehung",
brauchten sich
Quester und seine kapitalistischen Freunde nicht zu fürchten
(s. Uhlemayrs Kritik des NS-
Wirtschaftsprogramms; Anm. 179), ganz abgesehen davon, daß
Feders geliebter Führer
Adolf Hitler sowieso nie die Absicht hatte, die Zinsknechtschaft
zu brechen, und seinen An-
hängern verbot er die Beschäftigung mit der Freiwirtschaftslehre.
(Werner Zimmermann:
"Kapital ist zinstragendes Eigentum, (...) nicht einfach
eine Sache, sondern (..) bedingt
durch einen Zustand, den Mangel" an "Geld", "Häusern,
Fabriken" usw.; Sozialismus in
Freiheit, R. Zitzmann Verlag, Lauf 1946, S.16.)
59 Nocolas A.L. J.Johannsen, DieSteuer der Zukunft und ihre Einwirkung
auf geschäft-
liche Depressionen und volkswirtschaftliche Verhältnisse,
Puttkammer & Mühlbrecht, Berlin
1913. - Das Prinzip der Noteneinziehung vertrat auch Arthur Ph.
D. Dahlberg, When Capi-
tal goes an strike, New York 1938.
60 Irving Fisher, Mastering the Crisis - With Additional Chapters
on Stamp Scrip, Ge-
org Allen & Unwin LTD, London 1934; Gustav Landauer, Aufruf
zum Sozialismus, Marcon-
Block-Verlag, Köln 1923, S.121; Erich Mühsam, Ein Wegbahner,
in: Fanal 7/Apr. 1930; Ru-
dolf Steiner, Die Kernpunkte der sozialen Frage in den Lebensnotwendigkeiten
der Gegen-
wart und Zukunft, Verlag der Rudolf Steiner-Nachlaßverwaltung,
Dornach/Schweiz 1961, S.
130 -133; ders., Nationalökonomischer Kurs - Vierzehn Vorträge
(von 1922), ebd.1965, S.
165f., 174 u. 202, faksimiliert in: agit 883 90/1983, S.14. S.
a. Santiago Fernandes, Die Dialek-
tik des Gleichgewichts bei BOISGUILLEBERT, bestätigt durch
Karl Marx und die von
ihm abgeleiteten ökonomischen Gesetze, in: z. f. soz.ök.
64/April 1985, S. 16ff.
61 Nach einer Mitteilung von Werner Onken und Hans Weitkamp wurde
dieses Kno-
chengeld-Konzept von Archille Dauphin-Meunier in "Danque
a travers les ages" dargestellt.
Dieses Buch hatte jedoch nur eine Auflage von 275 Exemplaren und
ist kaum noch aufzutrei-
ben.
61a Christel Neusüß u. Marlene Kück, Die Geldgeburten
sind prekär geworden, in: taz,
10. 2.1984
62 NWO, S. 235 - 256
63 Allg. Theorie, s. 196
64 Werner Onken, Ein vergessenes Kapitel der Wirtschaftsgeschichte
- Die Selbsthilfe-
aktionen mit Freigeld, in: Creutz/Onken/Suhr, Wachstum bis zur
Krise?, Basis Verlag, Berlin
1986, S. 63ff (Nachdruck aus: z. f. soz.ök. 57-58/Mai 1983).
S. a. Fritz Schwarz, Das Experi-
ment von Wörgl, Genossenschaft Verlag, Bern 1951; Alex von
Muralt, Der Wörgler Versuch
mit Schwundgeld, in: Ständisches Leben 6/1933, 306ff., s.
Text 6; Artikelserie über Wörgl
mit einem Interview mit einem Assistenten von Irving Fischer über
Schwundgeld-Experi-
mente in USA in der Berner Zeitschrift Geld und Arbeit - Illustriertes
Monats-Magazin 1/
Jan. bis 6/Juni 1933; Claude Bourdet, Das "Wunder von Wörgl",
in: agit 883 90/1983, S. 5f.,
eine Übersetzung aus der Pariser Illustrierten L'Illustration
vom 9. Sept. 1933; Alfred Hor-
nung, Das Ergebnis des Wörgler Schwundgeldversuchs, in: Tiroler
Studien 2/1934 (eine kriti-
sche, 70 Seiten lange Analyse mit reichem Zahlenmaterial); F Schwarz,
Das Wära-Wunder
von Schwanenkirchen, in: ders., Vorwärts zur festen Kaufkraft
des Geldes und zur zinsfreien
Wirtschaft!, Genossenschaft Verlag, Bern 1931, S. 57 - 64; Rolf
Spier, un solustion - ein
ausweg, Eigenverlag,1961 (über Experimente in Frankreich
u. Brasilien).
65 Karl Walker, Die Umlaufsicherung des Geldes, Vita-Verlag,
Heidelberg-Ziegelhausen
1952
66 Der englische Kaufmann und Schatzkanzler Sir Thomas Gresham
(1519 -1579) hat
festgestellt, daß "schlechtes" Geld "gutes"
aus der Zirkulation verdrängt. "Gutes" Geld ist
jenes, das eine feste oder gar steigende Kaufkraft besitzt. Dieses
Geld verschwindet aus der
Zirkulation und wird als Spar- und Spekulationsmittel gehortet,
während jenes Tauschmittel
umläuft, dessen Kaufkraft sinkt, also "schlechtes"
Geld ist. Dieser Vorgang konnte bei Dop-
pelwährungen beobachten werden, also dort, wo Edelmetallgeld
existiert und wo sich der
metallische Eigenwert z. B. der Silbermünzen gegenüber
den Goldmünzen verändert.
Steigt z. B. der Preis für Silber oder fällt der Goldpreis,
dann werden die Wirtschaftssubjekte
geneigt sein, nur mit Goldmünzen zu zahlen und Silbermünzen
zurückzuhalten, solange
diese Veränderung der Preisrelation anhält. Denn der
Preisanstieg für Silber bedeutet, daß
die Besitzer von Silbermünzen mit diesen in der Zukunft mehr
kaufen können als mit Gold-
münzen. Entsprechendes gilt, wenn sich die Legierung der
Edelmetallmünzen verändert.
Daß das "schlechte" Geld angenommen wird, liegt
daran, daß die Produzenten und Händler
produzieren und verkaufen, um zu leben, und weil ihre Produkte
und Waren ebenso
"schlecht" oder "schlechter" sind als dieses
Geld: sie unterliegen ebenfalls einem Wert-
schwund.
67 Dieter Suhr, Geld ohne Mehrwert - Entlastung der Marktwirtschaft
von monetären
Transaktionskosten, Fritz Knapp Verlag, Frankfurt 1983, S. 41f.
u. 77f.
68 Hans Weitkamp, Das Hochmittelalter - ein Geschenk des Geldwesens,
HMZ-Ver-
lag, Hilterfingen 1983/85, S. 73
69 Richard Geattens, Inflation - Das Drama der Geldentwertung
vom Altertum bis zur
Gegenwart, Richard Pflaum Verlag, München 1955, S. 40. Für
Rocker reicht diese Periode
vom 9. bis zum 15. Jahrhundert; er berichtet über sie in:
Die Entscheidung des Abendlandes,
Bd. I, Verlag Friedrich Oetinger, Hamburg 1949, S. 109ff.
70 Adolf Damaschke, Geschichte der Nationalökonomie - eine
erste Einführung, Bd.
I, G. Fischer-Verlag, Jena 1922, S. 85 - 109
71 Fritz Schwarz, Die Brakteaten, das Freigeld des Mittelalters,
in: ders., Vorwärts zur fe-
sten Kaufkraft... , S. 46 - 56, faksimiliert in: agit 883 90/1983,
S. 10f.; Karl Walker, Das Geld
in der Geschichte, Zitzmann Verlag, 1959. S. a. P. Nagel, Schwundgeld
im Mittelalter, in: Die
Freiwirtschaft 9/1926, u. Schwarz, Segen und Fluch des Geldes·in
der Geschichte der Völker,
2. Bd.
71a Horst Karasek, Die Kommune der Wiedertäufer (1534),
Wagenbach Taschenbücher
16, Berlin 1983, S. 101-105
72 Die Quantitätsformel macht noch etwas anderes deutlich.
Sie beweist, daß die Ideo-
logie von der Lohn-Preis-Spirale - soll heißen: Lohnerhöhungen
haben Preissteigerungen
zur Folge - leeres Geschwätz ist, das lediglich die Funktion
hat, Stimmung gegen Lohnfor-
derungen zu machen und die Arbeiter in ihren Lohnkämpfen
zu entmutigen. Solange die
Lohnabhängigen ihre Einkommen nicht durch das Drucken von
Falschgeld aufbessern, be-
deuten Lohnerhöhungen nichts anderes, als daß das gesamte
Einkommen von Arbeitern
und Unternehmern umverteilt wird zu Gunsten der Lohnempfänger
und zum Nachteil der
Gewinnmacher. Erst wenn durch Geldschöpfung der Notenbank
und/oder der Geschäfts-
banken oder durch den Zufluß von ausländischem Geld
der Geldumlauf ausgeweitet wird,
steigen die Preise - und verwässern die Kaufkraft der Lohnsteigerungen.
Die Wirklichkeit
hat immer wieder gezeigt, daß in der Regel zuerst das allgemeine
Preisniveau steigt und daß
dann Lohnerhöhungen folgen: sie hinkten der realen Kaufkraftminderung
der Löhne durch
die schleichende Inflation hinterher. Wir hatten es also mit Preis-Lohn-Spiralen
zu tun!
73 Über Mord, Selbsttötung und bewaffneten Widerstand
US-amerikanischer Farmer be-
richtet Der Spiegel 4/1986, S. 116f., denn: "Mit über
200 Milliarden Dollar stehen die 2,4 Mil-
lionen US-Farmer bei ihren Banken in der Kreide (...). Wenigstens
350.000 Farmer, vermu-
tet das US-Landwirtschaftsministerium, befinden sich in akuten
Finanzschwierigkeiten,
mindestens 5.000 seien 'praktisch insolvent' " (aaO.). "Die
Gesamtschulden aller US-Bür-
ger betragen bereits heute mehr als sieben Billionen Dollar -
fast das doppelte dessen, was
das Land in einem Jahr als Sozialprodukt erwirtschaftet"
(Der Spiegel 42/1986, S. 196).
74 Prof. Ortlieb in einer Vorlesung an der Akademie für
Wirtschaft und Politik in Ham-
burg Anfang der 60er Jahre.
75 "Liquiditätsfalle (liquidity trap) entsteht im Keynes-Modell,
in welchem die Nach-
frage nach Geld nicht nur vom Einkommen (Umsatzmotiv), sondern
auch vom Zins (Speku-
lationsmotiv) abhängig ist, dann, wenn eine erhöhte
Geldmenge vollständig in inaktive Spe-
kulationskassen (Gesell: "Horte"; K. S.) fließt,
weil man bei sehr niedrigem Zins für die Zu-
kunft mit steigenden Zinssätzen rechnet und daher nicht bereit
ist, Liquidität gegen Wertpa-
piere einzutauschen. (...)" (Horst C. Recktenwald Wörterbuch
der Wirtschaft, Alfred Krö-
ner Verlag, Stuttgart 1981, S. 353).
76 Friedrich A. von Hayek, Entnationalisierung des Geldes - Eine
Analyse der Theorie
und Praxis konkurrierender Umlaufmittel, Verlag J. C. Mohr, Tübingen
1977
77 Clifford Hugh Douglas, Sozial Credit, London 1924 (s. dazu
Willem P. Roelofs, A Cri-
tical and Economical Study in "Sozial Credit", 'S-Gravenhage
1951); Douglas, Economic
Democracy with The Delusion of Super-Production (mit vollst. Liste
seiner Schriften), Eng-
land 1974; Heinrich Rittershausen, Der Neubau des deutschen Kreditsystems,
Berlin 1932;
Henry Meulen, Free Banking - An Outline of a Policy of Individualism,
London 1934
78 Urjo Ray, Geldanarchie, Effiziens-Verlag, Leipzig 1931, S.14
-19, Kap.: Monopol-
geld oder Freies Geld?
79 Der abgebaute Staat, S. 5, 58 u. 60
80 Allg. Theorie, S. 298 - 302. Lawrence R. Klein bringt eine
allgemeine Kritik an Ge-
sell an, die auf Keynes Theorie hinweist: "Was Gesell zu
sagen hatte, war durchaus gut und
enthält viel Wahres, aber er ging nicht weit genug. Er hätte
die Wirkung des Freigeldes auf
Konsum, Sparen, Investition und Einkommen analysieren sollen.
Er war mehr in Gedanken
an Preise und Zinsen als an Beschäftigung und Einkommen vertieft.
Es stimmt wahrschein-
lich, daß Freigeld sich vorteilhaft sowohl auf den Konsum
als auch auf die Investitionen aus-
wirken wird und auf diesem Weg ein höheres Einkommen erzeugt
(s. dazu N. Johannsen,
Die Steuer der Zukunft, S. 227 - 231; K. S.). Aber Gesell überging
dieses Problem zum gro-
ßen Teil" (Zit. aus der z. f. soz.ök. 72/1987,
S. 2).
81 NWO, s. 365 - 359
82 Folgende Grafik zeigt die einzelnen Anteile auf, aus denen
sich der Preis für Liquidi-
tät - der "Kredit-" oder "Bruttozins"
(Bankenzins) - zusammensetzt:
XXXXXXXXXXXXXXXXXX
Die "Kreditverwaltungskosten" der Kreditinstitute (Banken,
Sparkassen etc.) werden
durch die relativ unveränderlichen Kosten bestimmt, die das
Kreditgeschäft verursacht.
Dazu gehören in der Zinswirtschaft auch die Zinsen des Eigenkapitals
der Bank, die jedoch
nur einen geringen Anteil am Kreditpreis ausmachen. Die "Risikoprämie"
kompensiert Ver-
luste, die z. B. durch Zahlungsunfähigkeit der Kreditnehmer
eintreten; deren Höhe ist vor
allem vom störungsfreien Funktionieren der Volkswirtschaft
abhängig. Der inflationistische
Kaufkraftschwund des Geldes kann sich der Kreditgeber in der Regel
vom Schuldner bezah-
len lassen, da die durch die Inflation angeheizte Kunjunktur zu
entsprechendem Anstieg der
Kreditnachfrage und damit zu steigenden Zinsen führt. Heute
trägt auch die Staatsnach-
frage nach Krediten (Staatsverschuldung) erheblich zu Zinssteigerungen
bei. Gesell nennt
diesen konjunkturell bedingten Zinsanteil die "Hausseprämie"
(NWO, S. 353ff.). In Aus-
nahmefällen können die inflationistischen Durchhaltekosten
aber auch bewirken, daß die
Inflationsrate den "Nominalzins" übersteigt, so
daß die Kreditgeber auch dann draufzahlen,
wenn sie gegen Zins verleihen. Diesen realen Negativ-Zins hat
es kurzfristig in den 70er Jah-
ren zweimal beim Yen und zweimal beim US-Dollar gegeben (s. Spiegel-Grafik,
Anm. 231).
Den als Leitzins für Kreditzinsen gedachte "Diskontzins"
erhebt die staatliche Zentralno-
tenbank für Geldmittel, die die Geschäftsbanken bei
ihr anfordern, um sie an ihre Kunden
weiterzuverleihen. Der Diskontsatz betrug Anfang 1982 7,5 % und
wurde bis Ende 1987 stu-
fenweise auf 2,5 % gesenkt. Der "Urzins" ist der eigentliche
Zins: das arbeitsfreie Einkom-
men aus dem "Bonus" (Keynes), den Geld auf dem Markt
besitzt. Würde der Diskontsatz
wesentlich unterhalb der drei- bis vierprozentigen Urzinsrate
liegen und hätten alle Kredit-
nehmer unbeschränkten Zugang zu diesem billigen Notenbankkredit,
dann würde er die Ur-
zinsrate entssprechend der Rate des Diskontzinses hinabdrücken.
Das gleiche gilt, wenn Ge-
schäftsbanken, genossenschaftliche Kreditinitiativen, Ökobank
oder private Anleger aus-
reichend zinsbillige oder zinsfreie Kredite zur Verfügung
stellen könnten und wollten. Das
ist in der Regel jedoch nicht der Fall, weil die Sparer und insbesondere
die Finanzkapitisten
ihre Liquidität nicht ohne eine "Liquiditäts(verzichts)prämie"
zur Verfügung stellen. Eine
zum Zwecke der Zinssenkung über die volkswirtschaftliche
Sparsumme hinausgehende
Kreditschöpfung führt jedoch zur Inflation und bewirkt
(s. oben) die zinstreibende Hausse-
prämie. Ansonsten ist die untere Grenze der Urzinsrate von
2,5 bis 3% auch die untere
Grenze, für die angesammelte Gelder zu Kreditzwecken locker
gemacht werden, also die un-
tere Grenze der Liquiditätsprämie - wenn diese Liquidität
nicht mit einer negativen Liqui-
ditätsprämie: mit Durchhaltekosten im Sinne Gesells
und Johannsens, belastet wird. Vor-
übergehend können zwar auch diese Kosten die Hausseprämie
und damit den Kreditzins
hochtreiben, doch nach erreichtem Gleichgewicht von Angebot an
Investitonsmit-
teln und Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen, bei erreichter
"Vollinvestition"
(Keynes), verschwindet auch die Hausseprämie aus dem Bruttozins.
Ein Knappheitszins
entsteht auch durch Bankenmonopole, doch das ist ein besonderes
Thema und bleibt hier
unberücksichtigt. Ein "Deflationsgewinn" ist selbstverständlich
nur bei Deflation möglich,
was Inflation und damit einen "Inflationsausgleich"
ausschließt. Während die Inflation un-
ter bestimmten Umständen (keine Kompensation der Inftationsrate
durch die Hausseprä-
mie) den Kreditnehmer auf Kosten des Kreditgebers bereichert:
weil der Schuldner Zinsen
und Schuldentilgung mit entwertetem Geld bezahlt, macht bei Deflation
der Geldgeber auf
Kosten des Geldnehmers einen arbeits- und leistungslosen Gewinn
entsprechend der Defla-
tionsrate: einmal wegen des realen Kaufkraftgewinns des nominell
stabilen Zinssatzes ("De-
flationsgewinn" = "Brutto-" minus "Nominalzins"),
zum anderen bei Rückzahlung der no-
minell gleichen, aber in der Kaufkraft gestiegenen Kreditsumme.
Die Belastungen bzw Ge-
winne aus der Instabilität einer Währung plus ein Teil
des Diskontsatzes plus ein Teil der Ri-
sikopränie sind der "systemdedingte Zinsanteil"
des heutigen Geld- und Währungssystems;
die Kreditverwaltungskosten und ein Teil der Risikoprämie
sind in keinem Geld- und Wäh-
rungssystem zu vermeiden. Sie lassen sich allerdings durch entsprechend
hohe Durchhalte-
kosten für Liquidität u. U. auf den Geldgeber abwälzen.
Laut Bundesbank betrug der Real-
zins (Creutz: "Grundzins") in der BRD 1986 etwa 6%,
der durchschnittliche Realzins von
1968 bis 1986 3,8%, der niedrigste Satz betrug 2,6 % und zwar
1971 und '73.
83 So zit. Suhr Gesell in seinem Aufsatz Silvio Gesell als Liquiditäts-
und Transaktions-
kostentheoretiker, in: z. f. soz.ök. 74/Sept.1987, S. 26,
Sp.1 (NWO, S. 317).
84 AaO., S. 25f. (NWO, S. 321)
85 Fisher, Stamp scrip, in: Mastering the crisis, S. 147 -168
86 Ernst Winkler, Theorie der natürlichen Wirtschaftsordnung
- Die drei Gesetze des
wirtschaftlichen Gleichgewichts und die natürliche Wirtschaftsentwicklung,
Vita·Verlag, Hei-
delberg-Ziegelhausen 1952, S. 139f.
87 Allg. Theorie, S. 302 u. 195
88 Allg. Theorie S. 188f.
88a Auf Grund der Transaktionskostenersparnis, die der volkswirtschaftliche
Einsatz
des Geldes bewirkt, können wir auch das Geld als produktiv
betrachten. Dann erscheint die
Ersparnis als positiver Wert bei q. Wir betrachten dann das Geld
ebenso wie Realkapital ein-
schl. Boden und menschliche Arbeitskraft als Produktionsfaktor.
Daraus müssen wir jedoch
nicht die Schlußfolgerung ziehen, den Eigentümern von
Kapital, Boden und Geld stünden
die Produktivität dieser Güter, die als Zins erscheint,
moralisch zu. Hier wird - ganz will-
kürlich! - davon ausgegangen und dafür gekämpft,
daß auch diese Produktivität allein dem
menschlichen Produktionsfaktor, also dem Lohnarbeiter, dem Unternehmer
und jedem an-
deren Arbeiter, zusteht und zufließt. Darauf stellen wir
unsere Wirtschaftspolitik ab.
88b Dieter Suhr Durch Selbsthilfe zu Wirtschaftsbelebung und
Arbeitsplätzen, in: ders.,
Befreiung der Marktwirtschaft vom Kapitalismus, Basis Verlag,
Berlin 1986, S. 61- 76
89 Keynes, Proposals for an International Clearing Union, in
The Collectes Writings of
John Maynard Keynes, Vol. XXV (1940 - '44), Macimillian, Cambridge,
S.168 -195; über-
setzt ins Deutsche von H. Harborth und Kommentiert von D. Archibugi
u. J. A. Kregel in:
Letre International 2/1988. S. a. den übersetzten Auszug
Die Lösung der internationalen
Währungsprobleme auf der Basis des KEYNES-Plans aus Ouro,
a Reliquia Borbara von dem
Währungsexperten der Brasilianischen Notenbank, Santo Fernandes,
in: Z. f. Soz.ök.
40 -41/1979, S. 24ff., u. Wilhelm Hankel, John Maynard Keynes,
Pieper, München/Zürich
1986, S. 70.
89a Auszug aus der Rücktrittserklärung des IWF- u.
WB-Funktionärs Davison L. Bud-
hoo in der taz vom 20., 21., 22. u. 23. 9.1988, S. 8 bzw. 6. -
S. a. R. Tetzlaff, Die Weltbank,
München 1980; P Sandner u. M. Sommer, IWF - Weltbank, Stuttgart
1988; E. Altvater u.
a., Die Armut der Nationen, Berlin 1987
90 Kap. III, S. 351
90a Kap. III, S. 412
90b NWO, S. 314, Fußn. 2
90c Kap. III, S. 370
91 Der Freiwirt Karl Walker ist der Ansicht, daß einerseits
die Dollarkäufe der Zentral-
bank zur Inflation in der BRD und andererseits die staatlichen
Steuersubventionen für un-
ternehmerische Investitionen zu hohen Zinsen, zu radikaler Einkommensumverteilung
zu
Gunsten der Reichen, damit zu mangelnder Konsumgüternachfrage
durch die Kaufkraft-
schwäche der Bedürftigen und folglich zu kunjunktureller
Stagnation geführt haben (s. Wal-
kers 1972 vor dem Parteitag der Liberalsozialistischen Partei
Schweiz gehaltenen und immer
noch aktuellen Vortrag Zur Krisenlage unserer Wirtschaftsordnung,
Hg.: Sozialwissen-
schaftliche Gesellschaft 1950 e. V, Sekretariat: Gelsenkirchen-Horst,
Postfach 3).
92 Dieter Suhr, Geld ohne Mehrwert (s. Anm. 67), Auf Arbeitslosigkeit
prorammierte
Wirtschaft (s. Anm. 169), Plädoyer für eine neue Geldordnung
- Eine keynesianische Alter-
native zum Keynesianismus (s. Anm. 222), Befreiung der Marktwirtschaft
vom Kapitalismus,
Basis Verlag, Berlin 1986; ders. u. Hugo Godschalk, Optimale Liquidität
- eine liquiditäts-
theoretische Analyse und ein kredittheoretisches Wettbewerbskonzept,
Fritz Knapp Verlag,
Frankfurt 1986. (Schriften von Suhr werden bereits in Jugoslawien
und Polen veröffent-
licht!)
93 z. f. soz.ök. 61/Mai 1984, S. 44ff.
93a Eine glasklare, in einzelne Begriffe und Theoreme aufgegliederte,
auch für Laien
verständliche Analyse der Gesellschen Freiwirtschaftslehre
lieferte Anfang der 50er Jahre
Ernst Winkler mit seinem Werk Theorie der natürlichen Wirtschaftsordnung
(s. Anm. 86).
94 NWO, S. 49
95 Das hat Marx sehr penibel in Kap. III, S. 659ff., dargestellt.
Eine leicht verständliche
und flott geschriebene Boden- und Renten-Analyse bringt Adam Smith
in dem Kapitel Die
Grundrente in Eine Untersuchung über Natur und Wesen des
Volkswohlstandes
96 Der Spiegel 45/1986, S. 127; Der Tagesspiegel (Tsp), 13. 7.1985
97 Wachstum bis zur Selbstzerstörung, S. 13
98 Auch Proudhon vergleicht die Absurdität des Privateigentums
an Grund und Boden
mit dem Gedanken einer Privatisierung der Luft (und des Wassers;
Was ist das Eigentum?,
Berlin 1896, S. 68). In der agit 883 90/1983 erschien dazu eine
Satire unter dem Titel Privati-
siert die Luft! Die Comic-Figur Dagobert Duck, so wurde mir erzählt,
habe allerdings einen
Weg gefunden, anderen die Nutzung der Atemluft in Rechnung zu
stellen: er verpaßt den an-
deren Figuren Gasmasken mit einem Gaszähler, der die eingeatmete
Luft registriert.
99 Hans Weitkamp, Wider die Geschichtslosigkeit der Ökonomie
- Eine Erinnerung an
Alexander Rüstow, in: z. f. soz.ök. 65/Juni 1985, S.
9ff.
100 40 - 80% nach einem Bericht des Senders Freies Berlin II vom 26.1.1987
101 Informationsquellen zu den drei vorhergehenden Abschnitten:
Boris Goldberg, La-
teinamerika und die kubanische Revolution, S. 475ff.; Marcel Niedergang,
20 mal Lateina-
amerika -'Von Mexiko bis Feuerland, Pieper, München 1966,
S. 365f.; Der Spiegel vom 4.8.
1954; Süddeutsche Zeitung vom 28. 5. 1965. - In diesem Zusammenhang
ist auch die Präsi-
dentschaft der Großgrundbesitzerin Corazon Aquino auf den
Philipinen zu sehen. Zur Ver-
quickung von Erdöl und Politik s. Der Spiegel 48/1987, S.
156ff.
102 Tsp., 24. 3. 1987, S. 9,. Sp. 4
103 taz, 22. 3. 1988, S. 7
104 Norbert Greinacher, Theologe, in: Der Spiegel 52/1985, S. 54
105 NWO, S. 77
106 Der Spiegel 34/1986, S. 183
106a In der Frankfurter Innenstadt sind die Bodenrenten so stark
gestiegen, daß die Ca-
féhaus-Besitzer dichtmachen müssen; das Grundlach
muß für seine Hinterhoflage in der
Zeil 8.100 DM Kaltmiete im Monat bezahlen. Um das "urbane
Leben in der Innenstadt" zu
erhalten, werden von den Politikern u. a. "Hilfen bei hohen
Mieten", also Rentensubventio-
nen, gefordert (Frankfurter Rundschau (FR), 5. 6.1987, S.18).
107 Die folgenden Zahlen sind dem Aufsatz von Creutz, Leistungslose
Einkünfte aus
Bodenbesitz und ihre Verwendung als Lohn für Erziehungsarbeit,
in: z. f. soz.ök. 69/Juni
1986, S. 30ff., entnommen.
107a "(.. ) vor allem die Betreuung der Kinder wird im Steuerrecht
grob vernachlässigt"
beklagt der ehem. Bundesverfassungsgerichtspräsident Wolfgang
Ziedler in einem Ge-
spräch im Spiegel (50/1984, S. 58); der Staat habe jedoch
"in den letzten Jahrzehnten einige
hundert Milliarden dadurch verschenkt, daß er darauf verzichtet
hat, die ungeheuren Ver-
mögen, die im Grundeigentum stecken, in keiner auch nur annähernd
angemessenen Weise
zu besteuern. (...) In den letzten Jahrzehnten sind in den deutschen
Ballungsgebieten (...)
große neue Verkehrsverbindungen im öffentlichen Nahverkehr
geschaffen worden, mit der
Folge, daß die Grundstücke, die günstig lagen,
enorm im Wert gestiegen sind. Kein Mensch
ist je ernsthaft darum bemüht gewesen, diese gewaltigen Wertzuwächse
steuerlich anzuzap-
fen."
108 S. z. B. Micha Ulsen u. Susanne Claasen, Das Abschreibungs-Dschungelbuch,
Lit-
Poll, Berlin 1982
109 Der Spiegel 52/1985, S. 72; Sp. 3
109a Da Boden nicht produziert werden kann, hat er keinen (Arbeits-)"Wert",
wohl
aber einen Preis! Letzteres bestreitet Marx: Er "hat keinen
Wert, weil er keine in ihn verge-
genständlichte Arbeit darstellt und daher auch keinen Preis
(...)" (Kap. III, S. 660). Wie wir
aus Erfahrungen wissen, hat der Boden sehr wohl einen Preis; die
Werttheorie läßt sich of-
fensichtlich nicht auf jedes Wirtschaftsgut anwenden, z. B. nicht
auf den Boden, aber auch
nicht auf das Geld (s. Anm. 189) und die menschliche Arbeitskraft
(s. Kap. 11). Der Boden
verliert erst dann seinen Preis, wenn Rente und Wertzuwachs restlos
abgeschöpft werden.
Denn der Tauschwert oder Preis des Naturprodukts Boden wird allein
von seiner Rente und
seinem Wertzuwachs bestimmt, der des "künstlichen"
Produkts vor allem von seinem Ar-
beitswert und seinen Zinsbelastungen, der des Geldes von seiner
Kaufkraft und der der
menschl. Arbeitskraft von seiner Leistung minus Zinsen.
110 Adolf Damaschke, Die Bodenreform - Grundsätzliches und
Geschichtliches zur
Erkenntnis und Überwindung der sozialen Not, Verlag von Gustav
Fischer, Jena 1923 (20.
Auflage!), S. 92ff. - Der gelernte Schriftsetzer Henry George,
dessen Werk Fortschritt
urd Armut ,;in Millionenauflage verkauft wurden" hat 1886
nur knapp die Wahl zum Ober-
bürgermeister von New York verfehlt (Paul A. Samuelson, Volkswirtschaftslehre,
Bd. II,
1972, S. 245f.; ausführlich über George bei Damaschke,
aaO., S. 304 - 333). - Gesell
kritisiert die Bodenreformer, weil sie glauben, mit der Lösung
der Bodenfrage auch das
Geldzins- und Krisenproblem lösen zu können (NWO, S.
122f.). Er empfiehlt die Lektüre
seines Mitarbeiters Ernst Frankturth, Das arbeitslose Einkommen,
Verlag Junginger, Arosa.
111 Proudhon, Was ist das Eigentum?, Berlin 1896, S. 67ff.; Marx
in Das kommunistische
Manifest; Yoshito Otani, Ausweg 3 - Die Bodenfrage und ihre Lösung,
Arrow Verlag, Neu
Ulm 1981, S. 30; Otto u. Gregor Strasser in Punkt IV A 1 ihres
Programmentwurfs Der natio-
nale Soziaismus von 1925 ("Bamberger Programm"): "Grund
und Boden sind Eigentum der
Nation! (Baulichskeiten gehören zum Inventar. Inventar bleibt
Privateigentum.)", in Otto
Strasser, Mein Kampf - Eine politische Autobiografie (mit einem
Vorwort von Gerhard
Zwerenz und einem Interview von Planète mit O. Strasser
über neofaschistische Tendenzen
in der BRD, verkörpert in der Kanzlerschaft Kiesingers (aus:
Beate Klarsfeld, Die Wahrheit
über Kurt Georg Kiesinger), Streit-Zeit-Bücher, Hg.:
Horst Bingel, Heinrich Heine Verlag,
Frankfurt 1969, S. 213; zu Pagels: taz,16. 4. 1987, S. 28 - Manche
Anarchisten, wie z. B.
Blankerts (s. dazu K. H. Z. Solneman, Endlich!, in: Zur Sache
5/1983, S. 29ff. , lehnen eine
Vergesellschaftung des Bodens ab, weil sie zu Recht eine mächtige
Zentralverwaltung be-
fürchten. Ein dogmatischer Antizentralismus darf uns jedoch
nicht dazu verführen, die Aus-
beutung der Produzenten durch die Bodenrentner - ein gravierendes
soziales Problem der
Dritten Welt - zu ignorieren. Die Bodenfläche könnte
(wie im Mittelalter) in das Eigentum
und die Verwaltung der Gemeinden oder regionaler Müttervereinigungen
übergehen, so
daß lediglich die Bodenschätze und monopolistischen
Naturkräfte und die Bodenrente
zwecks gleichmäßiger Verteilung an alle Bürger
oder - besser - an alle Kinder und ihre
Mütter zentral verwaltet werden müßten. Diese
Zentralverwaltung muß dann verfassungs-
mäßig abgesicherten Kontrollmöglichkeiten unterworfen
werden.
112 Otani, Ausweg 4 - Ursprung und Lösung des Geldproblems, Arrow Verlag
113 Ausweg 3, S. 30
114 NWO, S. 110; Der abgebaute Staat, S. 75ff. (s. Text 7)
114a Das Betreuungsgeld kann selbstverständlich auch gestaffelt
nach dem Alter des
Kindes und/oder nach der Anzahl der zu betreuenden Kinder gezahlt
werden: für das erste
mehr, für die folgenden weniger. Der konstruktiven Phantasie
sind da keine Grenzen ge-
setzt.
115 Umbau der Industriegesellschaft - Programm zur Überwindung
der Erwerbslosig-
keit, Armut und Umweltzerstörung (Entwurf), Bundesvorstand
der Grünen, Bonn, Febr.
1986, S. 88f. - Ein wesentlich imteressanteres Verfahren zur Befreiung
der Mütter von
materieller Abhängigkeit - wenn auch ebenfals nicht aus der
Bodenrente finanziert - hat
Hannelore Schröder entwickelt. Sie will eine "Kindheitsversicherung"
einführen, die (ähn-
lich der Altersversorgung) aus allgemeinen Beiträgen finanziert
wird. Aus diesen Beiträgen
sollen die Kindesbetreuer eine Leistung erhalten, die dem Durchschnittseinkommen
aller
Bürger entspricht (Zur Empirie und Theorie ökonomischer
Verelendung der Mütter, Teil II,
in: z. f. soz.ök. 71/Dez.1986, S. 12 -19
116 Klaus Wolschner, Hat der Feminismus die Männer verändert?, in taz, 12. 12. 1986
116a Der Spiegel 11/1988, S. 105
117 Retorten-Kommunismus - VR China will mit Hilfe von Samenbanken
"wissen-
schaftlichen" Nachwuchs züchten, in: taz, 11. 3. 1986,
S. 6 - Gesell hat seine ausdrücklich
staatsfreien und naturverbundenen Eugenik- und "Wahlzucht"-Vorstellungen
in der NWO,
S. 16f. u. 110 u. im Abgebauten Staat, S. 11ff. (s. Text 7) propagiert,
wegen ihres
darwinistischen Hintergrundes, wegen des späteren verbrecherischen
Mißbrauchs durch die
nazistisch-rassistische Menschenzucht-Ideologen und aus durchaus
berechtigten aktuellen
Befürchtungen (s. Interview mit dem US-amerikanischen Gentechnik-Kritiker
Jeremy Rif-
kin im Spiegel 26/1987, S. 168ff.) sind sie heute in linken Kreisen
jedoch äußerst verpönt.
Evolutionistische Theorien sind jedoch nicht von Haus aus nazistisch
und rassistisch. Dar-
wins Evolutionstheorie und sogar die Eugenik sind ursprünglich
von vielen Liberalen, Sozia-
listen, Kommunisten und Anarchisten begrüßt und gegen
den Widerstand konservativer
Kreise verteidigt worden (s. Engels in Dialektik der Natur, MEW
20, Marx bei Alfred
Schmidt, Der Begriff der Natur in der Lehre von Marx, EVA, Frankfurt
1974, u. Bruno Wille,
Darwinismus und soziale Frage, Abdruck aus dem Freidenker in:
Der Sozialist - Organ für
Anarchismus-Sozialismus 1/7. Jan. u. 3/21 Jan.1899. ) Am Grabe
von Marx sagt Engels: "Wie
Darwin das Gesetz der Entwicklung der organischen Natur, so entdeckte
Marx das Entwick-
lungsgesetz der menschlichen Geschichte." Laut Otto Martin
Hoffmann war Karl Kautsky
der bedeutenste Vertreter des Darwinismus. Bereits 1847 gründete
der chistliche Kommu-
nist John Humphrey Noyes im Staate New York die jahrzehnte existierende,
ökonomisch
und eugenisch erfolgreich Kommune Oneida. Er war "für
ein vernünftiges und geregeltes
Fortpflanzungssystem" jenseits der Familie und auf freiwilliger
Basis, um "die menschliche
Rasse (..) vor dem (erbbiologischen) Untergang (zu) retten".
In einer Untersuchung z.Z.
um 1895 bestätigt Anita MacGee die Erfolge ihres Zuchtwahl-Experiments:
die Jungen
waren meist groß und breitschultrig und hatten einen schönen
Körper, die Mädchen sahen
besonders gut aus und "einige der Mädchen waren sehr
gebildet" (Shalom Wurm, Das Le-
ben in den historischen Kommunen, Bund-Verlag, Köln 1977,
S. 155f. u. 158f. ) Anders als bei
Gesell, der seine "Hochzucht"-Vorstellungen oft rüde
und provozierend zum Besten gab,
wird die Eugenik von der schwedischen Frauenrechtlerin Ellen Key
einfühlsam und gut be-
gründet in ihrem Aufsatz Das Recht des Kindes, eigene Eltern
zu wählen (in: E. Kay, Das
Jahrhundert des Kindes - Studien, S. Fischer Verlag, Berlin 1926,
36. Auflage!) propagiert.
Diese Frau, deren Schrift Die Frauenbewegung von dem jüdischen
Libertären Martin Buber
in Die Gesellschaft herausgegeben wurde, grenzt sich von einer
lust- und lebensfeindlichen,
aus christlich-masochistischer Moral gespeisten Ideologie, wie
sie z. B. von Theresia Dege-
ner auf der Antigena im September '86 in Berlin vertreten wurde
(taz, 23. 9. 1986, S. 5), im
Sinne einer dem "Glück" aller Menschen dieser Erde
verpflichteten Eugenik ab. In Die
Frauenbewegung (S. 46f) fordert Ellen Key außerdem Lohn
für die Betreuung der Kinder,
zu finanzieren allerdings aus der Staatskasse. Zu kritisieren
ist, daß Kay die damals verbrei-
tete Vorstellung, die Betreuung der Kinder sei eine selbstverständliche,
naturgegebene Auf-
gabe der Frauen, auch dann, wenn sie am politichen und Berufsleben
teilnehmen, nicht kri-
tisch reflektiert hat. - Wir sollten - ob es uns gefällt
oder nicht - zur Kenntnis neh-
men, daß es der naturwüchsige Evolutionsprozeß
von Mutation und Selektion war, der den
Menschen geschaffen hat und daß dieser Prozeß nicht
abgeschlossen, sondern nur unterbro-
chen ist. Durch den Schutzraum der Kultur ist der Ausleseprozeß
ausgeschaltet, die weiter-
wirkenden Mutationen führen jedoch zu überwiegend negativen
Veränderung der menschli-
chen Natur: zu Domestikationserscheinungen. (Proudhon: das Elend
des Proletariats "habe
sonnenklar bewiesen, daß dieses Elend die Abnahme der öffentlichen
Moralität und die Ver-
schlechterung der Rasse zur Folge hat", Kapital und Zins,
S. 5). Der Gedanke, das Erbgut
gesund zu erhalten und eventuell den Selektionsprozeß durch
bewußtes menschlichen Han-
deln fortzuführen, ist also nicht notwendigerweise menschenfeindlich,
wie es nach den Er-
fahrungen mit dem Nationalsozialismus zunächst erscheinen
mag, ist im Grunde genommen
eher eine höchst humane Kulturaufgabe. Denn wir kommen kaum
um die Erkenntnis von
Konrad Lorenz herum: "Das langgesuchte Zwischenglied zwischen
dem Tier und dem wahr-
haft humanen Menschen - sind wir!" (Das sogenannte Böse
- Zur Naturgeschichte der Ag-
gression, Dr. G. Borotha-Schoeller Verlag, Wien 1963, S. 323).
Die Verwirklichung dieses
Ziels auf eugenischem Wege könnte also gleichbedeutend sein
mit einem neuen qualitativen
Sprung in der Evolution: eine Art führt den zufälligen
und fremdbestimmten naturgeschicht-
lichen Prozeß seiner eigenen biologischen Entwicklung kulturgeschichtlich,
also bewußt
selbstbestimmt und -gesteuert, fort. Angesichts der Tatsache,
daß das Sozialverhalten der
menschliche Gattung genetisch in Jahrmillionen auf die Kleingruppe
geprägt worden ist und
diese Erbschaft, wie die letzten wenigen tausend Jahre Sklaverei,
Krieg, Folter und Massa-
ker zeigen, in den Großgesellschaften nicht in humanem Sinne
funktioniert (Lorenz: "Der
Mensch ist gar nicht so böse von Jugend auf, er ist nur nicht
ganz gut genug für die Anforde-
rungen des modernen Gesellschaftsleben."; aaO., S. 349) und
wir auch nicht allein auf dau-
erhafte humane Sozialisationsprozesse vertrauen können, ist
es weniger eine Frage, ob viel-
leicht eines Tages "Hochzucht" betrieben wird, sondern
wer sie betreibt und nach welchen
Gesichtspunkten sie (dann) betrieben werden sollte. Eine Wahlzucht
mit dem Ziel, die natür-
lichen, auf die Kleingruppe geprägten Gefühle und Instinkte
wie Mitempfinden und die Nei-
gung zu sponstaner Hilfsbereitschaft (die z. B. bei Delphinen
offenbar stärker ausgeprägt
ist) und das Bedürfnis nach solidarischer Zusammenarbeit
so zu stärken, daß die zwischen-
menschlichen Beziehungen verbessert werden, daß diese sozialen
Anlagen über die Klein-
gruppe hinausreichen und daß sie gegenüber der unbeständigen
Kulturgeschichte gestärkt
und stabilisiert werden, kann wohl kaum als verdammenswert bezeichnet
werden. Für ver-
werflich halte ich jedoch Absicht, wie z. B. die der chinesischen
Kommunisten, intelligente
Menschen züchten zu wollen, um dem Staat wissenschaftlichen
Nachwuchs zu verschaffen.
Falls wir uns für Eugenik entscheiden sollten, darf ihr Ziel
jedoch nur sein, das
Glück aller Individuen zu fördern; doch was das ist,
können nicht Machteliten, wie z. B. pro-
fitorientierte Konzernherren oder die chinesische Parteiführung,
die den Machtkampf des
Massenmörders Pol Pott mit Waffen unterstützt, entscheiden,
sondern nur jedes einzelne In-
dividuum selbst; allein seine persönliche Entscheidung muß
den Fortpflanzungs- und Ent-
wicklungsprozeß bestimmen. (Welches Unheil eine staatlich
betriebene Eugenik auch in ei-
ner (sozial-)demokratischen Gesellschaft anrichten kann, zeigen
einige Beispiele aus Schwe-
den; s. Der Spiegel 3/1987, S. 126ff.) Gesells Anliegen war es,
das Bewußtsein über die Ver-
antwortung zu schärfen, die die Menschen dieser Generation
gegenüber den folgenden ha-
ben - auch in Bezug auf die Erhaltung und Förderung menschlichen
Erbgutes, das höchste
Gut, das die Menschheit besitzt. Das ist eine ökologische
Angelegenheit ersten Ranges!
Gesell hat seine Eugenik-Gedanken ausführlich differenziert in:
Die Auslese durch das Christentum, den Krieg und den physiokratischen
Frieden, in: Der Physiokrat 6 u. 10/1913, oder
S. Gesell, Gesammelte Werke Bd. 16 (1995), S. 199ff u. 216ff
117a Der abgebaute Staat, S. 15. Eine klare Absage an eine staatlich
verordnete Eugenik
finden wir in den Polemiken der Physiokratin Hanna Blumenthal:
Soll Ludendorf sterilisiert
werden? (in: Die Freiwirtschaft 6/1925, S. 132 -136) u. Gesells:
Im Rachen des Staates (in:
Die Freiwirtschaft 15/1925, S. 297 - 301). In dem Aufsatz Vom
Sinn und Ziel der Freiwirt-
schaft. (in: Die Freie Frau, Beilage zu: Der Freiwirt, 1/1933,
S. 1f.) erwartet Gesell von die-
ser, daß sie die Frauen materiell in die Lage versetzt,
daß sie ihren eigenen Neigungen und
"Trieben" ungehindert nachgeben können und auf
diese Weise - gegen und jenseits von
Staat, Kirche, Gesetzen, Moral und "fixen Ideen" (Stirner)
- naturwüchsig und selbstbe-
stimmt Eugenik betreiben. In der NWO, S. 16, schreibt er: "Wir
stehen vor der Frage, wem
die Fortzucht des Menschensgeschlechts anvertraut werden soll;
ob die mit unerbittlicher
Folgerichtigkeit arbeitende Natur die Auslese vollziehen soll,
oder ob die irrende Vernunft
des Menschen, und dazu noch des heutigen, heruntergekommenen Menschen,
der Natur
diese Aufgabe abnehmen soll. Das ist es, worüber wir zu entscheiden
haben."
118 Daniel Ferraro, Anarchismus in der griechischen Philosophie
in: Nur die Phantasielo-
sen fürchten die Realität, Karin Kramer Verlag, Berlin
1983, S. 35ff.; Walter Theimer, Ge-
schichte der politischen Ideen Franke Verlag, Bern/München
1959, S. S. 40 - 44. (Gesell
hatte neben vier ehelichen sechs uneheliche Kinder.)
119 Autoren-Kollektiv Kommune 2 - versuch der Revolutionierung
des bürgerlichen
Individuums, Edition Ceuta-Press, Luxemburg 1975; s. a. Erfahrungsberichte
ehem. Kin-
derladen- und WG-Kinder in: taz, 4.1.1988, S. 18, Tsp.10.1.1988,
S. VIII, u. Der Spiegel
5/1988, S. 206ff. (Abdr. aus Otto R. Gaier, Manchmal mein' ich,
ich hätt' auf der Welt nix ver-
loren, Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 1988).
120 "Jährlich werden in der Bundesrepublik etwa 280.000
Mädchen und rund 20.000
Jungen von den Vätern oder männlichen Verwandten sexuell
mißbraucht. (...) 'Tatort ist
meist die Familie' " (Tsp., 29. 5. 1986), eine, wie Kooper
sagt, "Schweineproduktionsfarm"
(Der Tod der Familie; s. a. Zahlenangaben von Silvia Nietschke,
Wildwasser, in: taz, 3. 3.
1988, S. 24). - "Mindestens 100 Kinder sind 1984 in der Bundesrepublik
zu Tode geprü-
gelt worden. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr etwa 30.000
Kindesmißhandlungen re-
gistriert" (Tsp., 19. 3. 1985). Ein deutscher Arzt schätzt
die von ihren Eltern getöteten Kin-
der auf 600 im Jahr, täglich also fast zwei Kinder (Rainer
Wolff, Gewalt gegen Kinder - Kin-
desmißhandlung und ihre Ursachen, Hg.: Arbeitsgruppe Kinderschutz,
rororo, 1975, S.
13). - Innerhalb eines Jahres (1985) ließen allein in Westberlin
ein Ehepaar und eine
Mutter zwei kleine Kinder verhungern; sie kamen mit einer Haftstrafe
von jeweils acht, acht
und neun Jahren davon (Tsp., 27. 8. u. 26. 9. 1985 u. 21.1., 30.1.,
4. 2. u. 3. 5. 1986). Der
andere Vater wurde offenbar gar nicht belangt. Ein Jahr später
(1986) folterte ein 25jähriger
Mann den vierjährigen Sohn seiner Geschlechtspartnerin zu
Tode: "Ich hatte richtig Lust,
dieses Kind zu quälen. Ich freute mich auf den Mord. Michael
sollte langsam sterben, und
er sollte wissen, daß er umgebracht wird." Der sadistische
Mörder erhielt lediglich 15 Jahre
Knast, die Mutter neun Monate auf Bewährung (Der Stern 9/1987,
s. 202ff.)! Ich erinnere
mich an einen Zeitungsartikel aus den 70er Jahren, in dem berichtet
wurde, daß ein Vater
seinen 16jährigen Sohn im Schlaf tötete, weil dieser
lange Haare trug. Der Vater wurde von
zwei US-amerikanischen Schwurgerichten freigesprochen! - In Italien
ist die "Sklaven-
haltung" von schätzungsweise 3- bis 10.000 Kindern aufgedeckt
worden (taz, 28.10.1986,
S. 7; Philippinen s. Tsp. ,1. 1. 1988, S. 24). Für Organverpflanzungen
werden Kinder der 3.
Welt ausgeschlachtet und getötet (taz,16. 2. u. Tsp. , 9.
8. 1988, S. 7 bzw. 16)! Im Fall des ver-
hungerten Parick versagte die Westberliner Aufsichtsbehörde
(Tsp,
21. u. 22. 1. 1986). Gegen Mitarbeiter des Kinderschutzbundes
in Wiesbaden hingegen
wurde "Umgangsverbot" mit ihren Schützlingen verhängt
(taz, 27. 2. 1986, S.11). Interes-
sant ist auch der Bericht des ehem. WG-Kindes Florian über
sein Verhältnis zu seiner arri-
vierte Mutter im Spiegel 5/1988, S. 206ff. Die taz veröffentlichte
erst unter Druck die interes-
sante Selbstdarstellung der Nürnberger Indianerkommune Gegen
die neuen Kampagnen zur
Förderung der Kindesmißhandlung, der Gewalt, der Rechtlosigkeit
und der Sexualitäts-Ta-
bus!! - Über Pädofilie, Wunsch und Wirklichkeit (taz,
26. 2. 1986, S. 9; damaliges Spenden-
konto der Kommune: Postgiroamt Nürnberg 203372-854 BLZ 760
100 85).
121 Alice Schlegel, Male Dominance and Female Autonomy, 1972,
S. 22 u. 192; Irene
Schumacher, Gesellschaftsstruktur und Rolle der Frau - Das Beispiel
der Irokesen, Dunker
& Humbolt, Berlin 1972, S. 44 - 46 u. 53f. - In Galicien (Nordwest-Spanien)
sind die (öko-
nomisch bedingten) matristischen Verhältnisse mit denen bei
den Irokesen erstaunlich iden-
tisch (GEO - Das Bild der Erde 11/1987, S. 100ff.)!
122 Bemerkenswert ist, daß die irokesischen Mütter
der heiratswilligen Kinder - ge-
wollt oder ungewollt - so was wie Wahlzucht betreiben, indem sie
Einfluß nehmen auf die
Gattenwahl, orientiert an bestimmten Kriterien. Schumacher: "Die
Mütter und Matronen
arrangieren die Ehe. Sie wählen für Söhne und Töchter
Ehepartner, deren Fähigkeiten und
Begabungen sie schätzen oder die sie in Temperament und Charakter
für passend halten"
(Gesellschaftsstruktur..., S. 125). Bei Gesell betreiben die mutterschaftswilligen
Frauen
selbst die Wahl der Vaterschaft ihrer Kinder (NWO, S. 110; Abgeb.
Staat, s. Text 7).
123 Gesellschaftsstruktur..., S. 73f.; siehe auch Wolfgang Schmidbauer,
Jäger und
Sammler, Selecta-Verlag, Planegg/München 1972, S. 19ff. u.
32ff.
124 Gesellschaftsstruktur..., S. 47
125 Gesellschaftsstruktur... , S. 47; Ruth Benedict, Urformen
der Kultur, rororo 7, S. 48 -
103; Uwe Wesel, Der Mythos vom Matriarchat - Über Bachofens
Mutterrecht und die Stel-
lung von Frauen in frühen Gesellschaften, Suhrkamp, Frankfurt
1980, S. 107ff u. 101ff.
126 In Anatomie der menschlichen Destruktivität, Deutsche
Verlags-Anstalt, Stuttgart
1974, S. 150f., stellt Erich Fromm die Charakteristika der "lebensbejahenden
Gesellschaf-
ten" denen der "nicht-destruktiven" und "destruktiven"
Gesellschaften gegenüber; in Trieb-
struktur und Gesellschaft - Ein philosophischer Beitrag zu Sigmund
Freud, Suhrkamp,
Frankfurt 1955, entwickelt Herbert Marcuse die Utopie einer "libisinösen"
(erotischen) Kul-
tur.
127 Hans Weitkamp, Der Weg der Emanzipation der Frau, in: z.
f. soz. ök. 36 - 37/1978,
4 S. Die Kategorie Soziatrix führte Dr. Weitkamp in einem
Gespräch ein. - Doris F Jonas
führt die dominante Stellung der Frauen in den Frühkulturen
auf ihre biologische Funktion
als Mütter zurück (Aufstieg und Niedergang weiblicher
Macht - Biologische Faktoren, in:
Fester/Jonas/Jonas/König, Weib und Macht - Fünf Millionen
Jahre Urgeschichte der Frau,
Fischer-Tb., Frankfurt 1983, S. 1983, S.159 - 202). Irenäus
Eibl-Eibesfeld hat den Zusam-
menhang von Brutpflegetrieben und -instinkten, Eros und Gruppenbildung
in Liebe und
Haß - Zur Naturgeschichte elemantarer Verhaltensweisen (Pieper
Verlag, München 1976)
beschrieben.
128 Liebe und Haß, S. 147ff.
129 Earl W. Count, Das Biogramm - Anthropologische Studien, Fischer
Verlag, Stutt-
gart 1970, S. 22f. u. 105f., einschl. Anm. 81!
130 Peter Kropotkin hat in Gegenseitige Hilfe in der Tier- und
Menschenwelt (von Lan-
dauer besorgte Ausgabe von 1908, wiederaufgelegt als Faksimile
im Karin Kramer Verlag,
Berlin 1975) das vorweggenommen, was später Konrad Lorenz
gemacht hat: die sozialen
Antriebe des Menschen mit Hilfe der Tierverhaltensforschung aus
seiner biologischen Ab-
stammungsgeschichte als naturgegeben abgeleitet. Das ist ebenfalls
ein physiokratisches
Verfahren und eine physiokratisch begründete Kritik am individualistischen
Ellenbogenlibe-
ralismus: das menschliche Individuum ist kein von anderen Individuen
isoliertes, sonder ein
von Natur aus soziales und daher nicht nur konkurrierendes, sondern
ebenso auch ein soli-
darisches und kooperatives Wesen.
131 Siehe dazu Sandor Ferenczi, Zur Nosologie der männlichen
Homosexualität (Ho-
moerotik), in: ders., Bausteine der Psychoanalyse, Bd. I: Theorie,
Ullstein Materialien,
Nachdruck von 1927, insbes. S. 167ff.
132 Ludwig Feuerbach, Der Eudämonismus, S. W. X, S. 288 bzw. A. M. II, S. 283
133 Max Stirner, Der Einzige und sein Eigentum, Zenith-Verlag, Leipzig 1928, S. 246f.
134 Fromm, Die Kunst des Liebens, Ullstein Buch, Frankfurt/Berlin/Wien 1974, S. 46
134a Schiller, "den Herder 'den geistvollsten aller Kantianer'
nannte, lehnt sich gegen
die Entwertung aller natürlichen Neigungen durch die Morallehre
Kants auf und verspottet
diese in der herrichen Xenie: 'Gerne dien' ich dem Freund, doch
leider tu ich's aus Neigung,
darum wurmt es mich oft, daß ich nicht tugendhaft bin!'
(Das sogenannte Böse, S. 353).
135 Bei sexuellem Mißbrauch der Töchter durch ihre
Väter und Stiefväter würden die
Mütter häufig zu den Vätern halten, "eine
schlimme Erfahrung für das Kind", wie die Berli-
ner FDP-Senatorin Cornelia Schmalz-Jakobsen sagt (Tsp., 29. 5.
1986). Und immer wieder
passiert es, daß Mütter ihre Kinder von Sexualpartnern
prügeln lassen, um diese Sadisten
nicht zu verlieren. In Berlin hat eine Mutter ihre vierjährige
Tochter Nadine von ihrem
Freier nach "altdeutscher Methode" mißhandeln
und schließlich zu Tode foltern lassen (Tsp.
3. 6. 1986). "Zur Frage (des Richters), warum sie der Quälerei
zugeguckt und nichts unter-
nommen habe, sagte sie: Liebe zum Freund und Angst vorm Alleinsein
hatte sie davon abge-
halten" (taz, s.19); der Täter kan mit sieben Jahren
davon (Tsp.,13. 6. 1986)! Diese Art per-
vertierter "Liebe" und "Freundschaft" seelisch
verkrüppelter (und vielleicht auch genetisch
defekter?) Mütter ist in unserer Gesellschaft nur die Spitze
des berüchtigten Eisberges. Die
Mütter sind nicht alle wie Marianne Bachmeier, die den Mörder
ihrer kleinen Tochter im Ge-
richtsaal erschoß. Auch Marianne hatte darunter zu leiden,
daß ihre Mutter zum sadisti-
schen Stiefvater hielt. (S. a. Der Stern 9/1985, S.107ff., u.
taz, 26. 2. 1986, S. 9).
136 Margaret Mead, Die Bergarapesh, in Jugend und Sexualität
in primitiven Gesell-
schaften, Bd. III, dtv München 1974, S. 131f.; zit. bei Marcuse,
Triebstruktur..., S. 213. -
Maeds Untersuchungen, speziell ihre erste, die über Samoa,
sind vor Jahren durch Derk
Freeman (Liebe ohne Aggression - Margaret Meads Legende von der
Friedfertigkeit der Na-
turvölker, Kindler Verlag, München 1983) ins Zwielicht
geraten (s. dazu auch die Entgeg-
nung von einem Einwohner von Samoa, dem Film- und Fernsehautoren
John Kneubuhl, in:
Der Spiegel 47/1985, S. 216f.). Ihre späteren Beobachtungen
und ihre Schilderung des Le-
bens der Arapesh müssen deswegen nicht notwendigerweise falsch
sein (die den Arapesh be-
nachbarten Mundudgumor hat sie durchaus nicht als aggressionsfrei
und friedliebend ge-
schildert, was auch nicht ihr Anliegen war). Außerdem steht
das Bergarapesh-Beispiel stell-
vertretend für viele ähnliche Beobachtungen anderer
Ethnologen. Und wenn Freeman, im
Gegensatz zu Mead, die Samoaner als streitsüchtig und grausam
darstellt und gleichzeitig
schildert, daß sie bei ihren Kindern als Erziehungsmittel
die Prügelstrafe anwenden, dann
bestätigt er eher das, was er an Meat kritisiert: ihre einseitige
These vom Kulturdeterminis-
mus sozialen Verhaltens: daß z. B. die Sitte, Kinder zu
prügeln, diese konditioniert, später
selbst zu prügeln (s. dazu Alice Miller, Am Anfang war Erziehung,
Suhrkamp-Tb., 1983).
Zur matristisch-lebensbejahenden Haltung der Bergarapesh wäre
allerdings anzumerken,
daß ihre Kultur nicht von den Frauen dominiert wird, daß
sie jedoch von einer stark entwik-
kelten "Mütterlichkeit" auch der Männer geprägt
ist.
137 Andreas Paulsen, Allgemeine Volkswirtschaftsslehre III, Produktionsfaktoren,
Sammlung Göschen Bd. 1171, Berlin 1959, S. 155
138 Hans J. Escherle u. Klaus Kaplaner, Wirtschaft zum Nachschlagen,
Compact Verlag,
München 1982, S. 348f.
139 Allg. Volkswirtschaftslehre, S. 157
140 Konrad Mellerowicz, Allgemeine Betriebswirtschaftslehre,
Bd. IV Göschen 1186/
1186a, 1959, S. 192
141 Kap. III, S. 309
142 Kap. III, S. 51
143 Kap: I, S. 326
144 Kap. III, S. 393
145 Kap. III, S. 395
146 Kap. III, S. 383
147 Kap. I, S.179
148 Kap. III, S. 383
149 Kap. III, S. 613
150 Allg. Volkswirtschaftslehre III, S. 160; Recktenwald, Wörterbuch..., S. 208f.
151 Kap. III, S. 840
151a Nach Proudhon teilt sich die "Nation (...) bezüglich
ihrer Interessen in drei Haupt-
kategorien": In die "Bourgeoisis. Unter dieser Klasse
begreift sich alles, was vom Kapital-
einkommen, von der Grundrente, vom Privilegium des Amtes, von
hohen Pfründen und
Sinekuren mehr als von dem tatsächlichen Ertrag der Arbeit
lebt. (...) - Die Mittel-
klasse. Sie besteht aus Unternehmern, Meistern, Kleinhändlern,
Fabrikanten, Landwirten,
Gelehrten, Künstlern u. s. w.; diese leben, wie das Proletariat
und zum Unterschied vom
Bourgeois weit mehr vom persönlichen Erwerb, als vom Ertrag
der Kapitalien, Pfründe und
Güter (...). - Endlich die Arbeiterklasse oder das Proletariat.
Diese Klasse lebt mehr von
ihrer Arbeit und ihren Dienstleistungen, als von Kapitalien, besitzt
keine industrielle Initia-
tive und verdient in jeder Beziehung die Bezeichnung Lohnarbeiter.
(...) (Kapital und Zins,
S. 4f.) - Allerdings besteht für Proudhon auch zwischen dem
"Eigentümer, Kapitalisten
und Unternehmer auf der einen, und (den) bezahlte(n) Arbeiter(n)
auf der anderen Seite"
ein "flagranter Antagonismus", und zwar, weil sie alle
Arbeiter dingen, um mit dem in Kapi-
tal angelegten Geld Waren zu produzieren, die beim Verkauf einen
"Ertrag oder Gewinn
(Agio, Zins u. s. w.)" erzielen, "weil nach der Hypothese
und Theorie des Zinses Lände-
reien, Häuser und Kapitalien sich nicht umsonst aussleihen,
die Garantie und das Ansehen
des Unternehmers sich nicht umsonst hergibt" (aaO., S. 182).
Wie bei Marx, erscheint hier
der Unternehmer als Handlanger des "Eigentümers - Kapitalisten".
Proudhon ist jedoch
(wie Gesell und Keynes) der Auffassung, daß der Kapitalzins
aus den Warenpreisen "ver-
schwindet", wenn der Zins aus dem Geld verschwindet: "Wenn
den Unternehmern das
Geldkapital zur Hälfte des jetzigen Zinses Angeboten würde,
so müßte auch bald der Zins-
ertrag aller übrigen Kapitalien um die Hälfte heruntergehen..."
(zit. in der NWO, S. 33).
Daraus ist die Schlußfolgerung zu ziehen, daß nicht
der Unternehmer als solcher und nicht
die Marktwirtschaft, sondern der Geldzins abzuschaffen ist, um
die Ausbeutung der Lohnar-
beit durch den Kapitalzins (Marx: "Profit") zu überwinden.
Zur Umverteilung des Unter-
nehmergewinns aus "Garantie und Ansehen des Unternehmers"
empfiehlt sich, den Arbei-
tern die Chance zu geben, selbst Unternehmer zu werden und/oder
Genossenschaften zu
gründen. Der Boden muß sozialisiert werden.
151b Mit welchen Tricks die Arbeiter und Kleinbürger an
die Fahnenstange des Kapita-
lismus gefesselt werden, hat Gesell in seiner Polemik Die parlamentarische
Majorität der So-
zialisten = ein Traum in: Die Freiwirtschaft 13/1924, S. 349ff.,
geschildert.
152 Kap. III, S. 392f.
153 Kap. III,·S. 396
154 Marx, Lohn, Preis, Profit, in: Marx - Engels II, Studienausgabe
Politische Ökono-
mie, Fischer Bücherei, Frankfurt 1966, S. 167 - 221
155 Bei Gesell wird der Lohn nicht bestimmt von physischen und
historischen Elemen-
ten, sondern primär von ökonomischen: Die untere Lohngrenze
pendelt sich in jener Höhe
ein, wo es den am niedrigsten bezahlten Lohnarbeitern, den Landarbeitern,
lohnend er-
scheint, statt für den von ihren Grundherren angebotenen
Lohn plus den zivilisatorischen
Vorteilen ihrer Heimat "Freiland", Land ohne Preis und
Rente und ohne diese kulturellen
Vorteile, z. B. in Übersee - vorausgesetzt, sie werden nicht
(wie in der DDR) gewaltsam an
einer Auswanderung gehindert - in Besitz zu nehmen, urbar zu machen,
zu bebauen und
vom Verkaufserlös ihrer Produkte und beim dortigen kulturellen
Angebot mindestens
ebenso recht und schlecht leben zu können, wie als Lohnarbeiter
bei ihren Grundherren in
der Heimat. Alle anderen Löhne, wie z. B. die in der Industrie,
liegen über diesem Mindest-
lohn. Das Lohnniveau der Lohnarbeiter wird also nicht bestimmt
von ihrem Existenzmini-
mum (was langfristig den Mindestlohn ergibt) plus ihrem "traditionellen
Lebensstandard"
(der den Lohnzuschlag bewirkt), sondern von der Möglichkeit,
auf frei zur Verfügung ste-
henden Boden ausweichen zu können (was den Mindestlohn bewirkt)
oder industrielle und
andere günstigere Angebote wahrnehmen zu können (was
den Lohnzuschlag bewirkt)
(NWO, S. 66 - 71).
156 Zweifelsohne gibt es Zwischenformen von Lohnarbeit und Sklaverei,
in diesen Fäl-
len können wir durchaus von Lohnsklaverei sprechen. Sie finden
wir in Länder, in denen ge-
gen Lohnarbeiter physische Gewalt ausgeübt wird, um die Löhne
zu drücken. Das gilt für
staatsterroristische Länder wie z. B. Chile, Südafrikanische
Republik, Rumänien (s. Anm.
227) und Nord- und Südkorea. Bezüglich Südkorea
sind die erfolgreichen Anschläge der
Amazonen und Schwestern der Roten Zora gegen die in Südkorea
tätige Bekleidungssfirma
Adler, um die Situation der dortigen Lohnarbeiterinnen zu verbessern
(s. taz vom 12. 9.
1987, S.1), also adäquate Mittel gegen die dortigen sklavenhalterähnlichen
Gewaltverhält-
nisse.
157 Weitkamp, Entlohnung der Mütterleistung - eine bleibende
Utopie oder eine mögli-
che Realität?, in: z. f. soz.ök. 67/Dez. 1985, S. 34f.
158 Josef Kulischer, Allgemeine Wirtschaftsgeschichte des Mittelalters
und der Neuzeit,
Bd. I: Das Mittelalter, R. Oldenbourg, München 1958, S. 135
u. 143
159 Kap III, S. 822
160 Creutz, Die Zinserträge in der Bundesrepublik, in: z. f. soz. ök. 70/Sept. 1986, S. 25f.
160a . Eine Tatsache, die Adam Smith bereits vor mehr als 200
Jahren erkannt hatte: sinkt
der Geldzinsfuß und der "Kapitalprofit", dann
steigen die Löhne der Arbeiter. Allerdings
war er der Auffassung, daß Geld- und Kapitalzinsfuß
gemeinsam und in gleicher Weise stei-
gen oder fallen würden - der entscheidende Irrtum der Klassiker,
wie Proudhon, Gesell
und Keynes erkannt haben und was Marx übersehen hat (s. Adam
Smith, Eine Untersu-
chung über Natur und Wesen des Volkswohlstandes Kap. 9: Die
Kapitalprofite)!
161 Diogenes (Otto Martin Hofmann), Marx - Gesell, in: Der Ring
- Monatshefte für
Jugendbewegung und Politik 1 u. 2/1925 u. 4/1926; ders., Randbemerkungen
zu den Glossen
des Gen. Korsch, aaO., 6/1926. Karl Korsch, Der geschichtliche
Charakter der marxistischen
Wissenschaft, aaO., 3/1925; ders., Die gesellschaftliche Wirklichkeit
des Werts, aaO., 5/1926.
(Diogenes/Hoffmann setzt seine Serie mit dem Titel Marx - Lenin
- Gesell in den Heften 8
u. 10/1926 fort.)
161a S. dazu Dieter Suhr über die unterschiedliche Begründung
der Ursache des Profits
bei Marx und Proudhon in Befreiung der Marktwirtschaft vom Kapitalismus,
S. 14ff.
162 Kap. III, S. 452
163 In ihrem Artikel über Nixdorf, Der knorrige Patriarch
der Elektronik, in: Die Zeit
vom 10. 8. 1984, ordnet Nina Grunenberg die Freiwirtschaft "ideologisch
zwischen der sozia-
len Markwirtschaft und dem liberalen Sozialismus" ein und
erwähnt, daß Nixdorf (offenbar
in Anlehnung an Gesells Mutterrenten-Idee) den ehelichen Müttern
seines Unternehmens
für jedes eheliche Neugeborene eine einmaige Beihilfe zahlt
- den unehelichen das Dop-
pelte! In einem Brief an Tristian Abromeit bestätigt Nixdorf,
"wie sehr mich Silvio Gesell in
meinen jungen Jahren beeindruckt hat". Später befürwortete
Nixdorf die "soziale Markt-
wirtschaft" des erfolgreichen, ordoliberalen Wirtschaftsministers
Ludwig Ehrhard (CDU).
Nach erneutem Studium freiwirtschaftlicher Schriften schrieb Nixdorf
an Abromeit: "Die
Ratlosigkeit der Politiker von heute macht die Arbeiten von Silvio
Gesell immer moderner."
(Aus einem Leserbrief an die z. f. soz.ök. 69/Juni 1986,
S. 38f.)
164 Joachim Bischoff (Hg.), Die Klassenstruktur der Bundessrepublik
Deutschland -
Ein Handbuch zum sozialen System der BRD, VSA-Verlag, Hamburg
1980, S. 87
165 Hans Sveistrup, Stirners drei Egoismen - Wider Karl Marx,
Otmar Spann und die
Fysiokraten, Verlag der Mackay-Gesellschaft, Hambugt 1983
166 S. Hans-Martin Tillacks Berichte über Kollektive in
Berlin in der taz vom 14., 18. u.
19. 2. 1986, jeweils S. 18.
167 Schmierer, Radikal und Rational - Seiteneinstieg in die grüne
Strategiedebatte, in:
Kommune 6/Juni 1984
168 Friedrich Engels, Herrn Eugen Dührings Umwälzung
der Wissenschaft ("Anti-Düh-
ring"), MEW 20 S. 282 - 285
169 Suhr, Auf Arbeitslosigkeit programmierte Wirtschaft, in:
Creutz/Onken/Suhr, Wach-
stum bis zur Krise?, Basis Verlag, Berlin 1986, S. 45 - 47
170 "Anti-Dühring", S. 284. Dann würde nach
Engels Meinung die Gesellschaft diese
Marken abschaffen und damit "in eine vollkommnere Entwicklungsstufe"
eintreten: in den
geldlosen Zustand. Wie der aussehen könnte, beschreibt Engels
jedoch nicht (s. dazu God-
schalk, Die geldlose Wirtschaft).
171 Kap III, S. 412
172 Darüber berichtet Jürgen Kremp kommentarlos in
seinem Artikel Chinas Wirtschaft
meldet Erfolge in der taz vom 29. 3. 1986, S. 8. - Auch im sozialistischen
Angola werden
die Geldbesitzer mit einer Liquiditätsverzichtsprämie
geködert, ihre Geldhorte auf Spar-
und Bankkonten anzulegen; diese Prämie besteht aus Motorräder
aus der DDR (westdeut-
scher TV Film, im 1. Programm der DDR am 16. 12. 1987 ausgestrahlt).
Die schiitischen
"Zinsgegner" im Iran vergeben Preise für die Eröffnung
eines Sparkontos; 1. Preis: eine ko-
stenlose Pilgerreise nach Mekka - auch eine Liquiditätsverzichtsprämie
(Der Spiegel 52/
1987, S. 98)!
172a 883 oder agit 883 war eine antiautoritär-pluralistische
und militante, in Westberlin
erscheinende sog. Untergrundzeitung, die aus der Studentenrevolte
der 60er Jahre hervor-
gegangen war. Sie existierte von 1969 bis '71 und erschien mit
witzigen Kleinanzeigen (s.
Contraste 45/1988), provozierenden Sprüchen ("Macht
kaputt was Euch kaputt macht") und
vielen Karrikaturen, Kneipenanzeigen und Artikeln im Schreibmaschinenflattersatz,
an-
fänglich wöchentlich, später monatlich, in einer
Auflage von etwa 3.000 bis 6.000 Exempla-
ren. In Westdeutschland erschienen Ableger, in Berlin (nicht mehr
ganz autentisch, aber in
antiautoritärer Tradition) noch einmal 1981 eine Kronstadt-
und 1984 eine Gesell-Nummer.
Peter Paul Zahl und Bommi Baumann berichten als ehem. Mitarbeiter
in Die Glücklichen
und Wie alles Anfing und Tilman Müller in Einst kommt der
Tag der Rache in: Trans Atlantik
2/1985 über dieses vier bis 24-Seiten-Blatt im BZ-Format.
173 Stern 32/1984, im Buschhaus-Art.
174 Eva von Hase-Mihalik, Bauern verschaffen sich in Nicaragua
Gehör - Stockende
Agrarreform kommt wieder in Schwung - Gratwanderung der Sandinisten
zwischen Groß-
grundbesitzern rund Campesinos (FR, 8.10.1986)
174a Der Spiegel 19/1988. S. 50, Sp. 3: s. a. taz 16. 2. 1988,
S. 1 u. 7, über die "Währungs-
reform" in Nicaragua, die lediglich darin bestand, ein paar
Nullen vor dem Komma zu strei-
chen, ohne - wie sich bald herausstellen sollte - die Inflation
zu stoppen.
174b Ralf Leonhard, taz 4. 5. 1988, S. 7; s. a. seinen Kommentar, aaO., S. 4.
175 ln einem Interview über die Verschuldungskrise sagt
Fidel Castro, der IWF "ver-
diene es, gerettet zu werden", aber nicht, weil er außerordentlich
zinsbillige Kredite vergibt,
sondern weil er ein "Entscheidungsszentrum von Regierungen"
- der Staatsorgane! - ist.
Von Keynes' IWF-Konzept ist nirgens die Rede (Leviathan 4/1985,
S. 547).
176 Arthur Rosenberg, Geschichte der Weimarer Republik, Europäische
Verlagsanstalt,
Frankfurt 1961, S. 199
177 S. die Aufsätze von Gottfried Feder in Kampf gegen die
Hochfinanz, Verlag Franz
Eher Nachfolger, München 1933 u. Anm. 58.
178 Feder, Das Radikalmittel, in: Kampf... , S. 38
179 Benedict Uhlemayr, Das Wirtschaftsprogramm der Nationalsozialistischen
deutschen
Arbeiterpartei, u. a. in: Die Freiwirtschaft 6 u. 7/Juni u. Juli
1923. - Nach einer Auskunft
von Werner Onken war der Katholik Uhlemayr wegen seiner Schriften
bei den Nazis zum Är-
gernis geworden. Als er sich nach Hitlers Machtübernahme
weigerte, als Schulleiter seine
Schule mit der Hakenkreuzfahne zu beflaggen, wurde er in Haft
genommen und von Julius
Streicher und seiner SA-Horde zum Krüppel geschlagen. An
den Folgen dieser Mißhand-
lung sei er 1942 gestorben. - S. a. Feders Kritik an Gesell in
Der Deutsche Staat auf natio-
naler und sozialer Grundlage, 1923, S. 171-173
180 Rosenberg, Geschichte..., S. 203f. - "Wenn der Nationalsozialismus
ein Auf-
stand war, so einer der Jugend gegen die Alten, der verdrossenen,
autoritätssüchtigen Bür-
ger gegen Arroganz und Unfähigkeit der herkömmlichen
Parteien, ein diffuser Aufbruch de-
rer, die durch Revolutionsangst und Massenverelendung verunsichert
waren" (Heinz
Höhne, Warten auf Hitler, in: Der Spiegel 3/1983, S. 134,
Sp. 3; auch als Buch erschienen).
Was die Revolutionsangst anbelangt, waren die Nazis neben den
Kommunisten aber auch
die einzigen, die - anders als die Sozialdemokraten - weiterhin
die (nationale und so-
ziale) "Revolution" versprachen). (S. a. Hans-Jürgen
Degen, Nationalismus, Antifaschis-
mus, in: Schwarzer Faden (SF) 15/3/1984, S. 44 - 49.)
181 Höhne schreibt: Strasser "hatte das Wirtschaftsprogramm
entworfen, das mit seinen
Forderungen nach staatlicher Arbeitsbeschaffung und produktiver
Kreditschöpfung (!) of-
fenbarte, daß die NSDAP die einzige Partei war, die einen
Weg zur Krisenbewältigung
wußte" (Der Spiegel 4/1983, S. 144). - Mit seinen Mefo-Wechseln
hat Djalmar Schacht,
der der Weimarer Republik bereits bei der Inflationsbewältigung
zu Diensten war, das Hit-
ler-Regime wesentlich bei der Überwindung der Arbeitlosigkeit
geholfen, weswegen er von
den Sozis als Steigbügelhalter Hitlers bezeichnet wurde.
In der Berliner Stimme vom 6. 8.
1977 berichtet O. M. Hoffmann allerdings, daß Hilferding
bereits 1929 eine Anleihe als "pro-
duktive Erwerbslosenfürsorge" auflegen wollte, die jedoch
vom Finanzkapital und Schacht
abgelehnt wurde.
182 Gerhard Ziemer, Inflation und Deflation zerstören die
Demokratie - Lehren aus
dem Schicksal der Weimarer Republik, Seewald-Verlag, Stuttgart
1971
183 Zit. bei Schwarz, Das Experiment von Wörgl, S.14
184 In Einführung in die Theorie der Wirtschaft, zit. bei
Max Leuchtenberg, Pseudonym
für Johannes (Hans) Schumann, Woran Weimar scheiterte - Schicksal
oder Schuld?, Hg.:
Freisoziale Union (FSU), Hamburg, S. 12
185 Das freie Wort 24/1930; zit. aus Woran Weimar scheiterte, S. 12
186 General Schleicher versuchte noch im Januar 1933 (nicht ganz
ohne Erfolg) ein
Bündnis (eine "dritte Front", eine soziale "Querfront")
von Konservativen über Sozialde-
mokraten, Gewerkschaftlern, dem Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold
(dem militanten und
bewaffneten Gegenstück der Sozialdemokraten und vieler Liberaler
zur SA der Nazis und
zum Rotfrontkämpferbund der Kommunisten) bis hin zu den linken
Nazis um die Gebrüder
Strasser zusammenzubringen, um den "Faschisten" Hitler
(Otto Strasser) und seine rechts-
extremen, plutokratischen Hintermänner um Papen und Hugenberg
(dem damaligen
"Springer") an der Machtergreifung zu hindern. Dieses
Bündnis wurde von der SPD-Füh-
rung torpediert (Höhne, Der Spiegel 5/1983, S. 133f.). Otto
Strasser bekämpfte Hitler be-
reits seit Mitte der 20er Jahre, trat 1930 unter der Parole "Die
Sozialisten verlassen die
NSDAP" demonstrativ aus der NS-Partei aus und gründete
die Schwarze Front und die
Anti-Hitler-Kampfblätter Die deutsche Revolution und Hüttenbriefe.
- In diesem Zu-
sammenhang ist erwähnenswert, daß Ende 1930 in Berlin
zwei außerordentlich gut besuchte
Diskussionsveranstaltungen mit Rudolf Rocker, Erich Mühsam
und Otto Strasser stattfan-
den, auf denen sich die libertären, internationalistischen
und staatsfeindlichen und die natio-
nalen und staatsfreundlichen Sozialisten - trotz sachlicher Auseinandersetzung
und ge-
meinsamer, gegen die kapitalistische Weimarer Republik, den bolschewistischen
Kommu-
nismus und den Faschismus gerichteter Interessen - nicht einigen
konnten. Die anarchisti-
sche Zeitschrift Fanal berichtere in Nr. 3/Dez.1930 ("Ein
wertvoller Versuch") und 4/Jan.
1931 ("Freunde oder Gegner?") über diese "auf
ungewöhnlich hohem Niveau" verlaufenen
Veranstaltungen. - Auch der "Nationalbolschewist", Kampfgefährte
Mühsams in der
Münchener Räterepublik und NS-Verfolgte Ernst Niekisch
(s. Text 1, Anm. 13), "versuchte
eine Annäherung an Otto Strasser", berichtet Wulf C.
Schwarzwäller in Hitlers Geld - Bi-
lanz einer persönlichen Bereicherung, Verlag Arthur Moevig,
Rastatt 1986, S. 258. -
Otto Strasser, dessen Bruder beim sog. Röhm-Putsch auf Hitlers
Befehl ermordet worden
ist, schrieb (nach Auskunft von Hans-Peter Neumann aus Berlin)
noch nach dem Zweiten
Weltkrieg Artikel in der freiwirtschaftlichen Wochenzeitung Der
freie Mensch.
187 Zit. aus Woran Weimar scheiterte, S. 12
188 Rudi Ratlos, Wie mächtig sind die Öko-Bankiers?
(Manuskript), Frankfurt, Juni
1984
189 Kap. I, S. S. 136 -138. Wie der Boden (s. Anm. 109a), hat
auch das Papiergeld kei-
nen (nennenswerten) Arbeitswert, wohl aber einen Preis. Lediglich
beim Edelmetallgeld
kann u. U. der Preis der Gold-, Silber- oder Kupfermünze
und der auf Edelmetall lautenden
Banknote von den Herstellungskosten des Edelmetalls bestimmt sein.
Der Preis dieses Gel-
des kann zwar nicht unter seinem Edelmetallwert, wohl aber über
diesem liegen. Beweis
dafür ist der in seiner Kaufkraft weit über den Herstellungskosten
liegende Wert des Papier-
geldes. Nicht sein Arbeitswert, sondern seine Kaufkraft, sein
Tauschwert, ist der Preis
des Geldes. Z. B.: 1 DM hat den Preis von 8 Zigaretten - gleichgültig,
ob diese DM aus Me-
tall, Muschelkalk, Knochen oder Papier besteht. Der Preis einer
DM ändert sich nicht durch
veränderte Herstellungskosten für diese DM (der Aufdruck
von "1.000 DM" ist nicht teurer
als der von "1 DM"), sondern (wie es die Quantitätsformel
des Geldes zeigt) durch die Ver-
änderung der nominell ausgewiesenen und umlaufenden (Nachfrage
haltenden) Summe
von DM gegenüber der angebotenen Warenmenge - für den
illusionistischen Werttheoreti-
ker Marx, der nichts von Geld und Währung verstand, eine
"abgeschmackte Hypothese".
189a Der Spiegel 11/1988, S. 195
190 Gewerkschaftszeitung Metall vom 21. 2. 1953; zit. aus Woran
Weimar scheiterte, S. 3.
S. a. die sehr informative Analyse von Michael Greissinger, Die
deutsche Wirtschaftspolitik
in der Weltwirtschaftskrise, in: z. f. soz.ök. 76/März
1988, S. 7 -18.
191 Angst vor dem großen Crach, in: Der Spiegel 42/1986, S. 193ff.
192 S. dazu Rudolf Schwendter, Theorie der Subkultur, Kiepenheuer
& Witsch, Köln
1973, u. Michael Vester, Solidarisierung als historischer Lernprozeß
- Zukunftsperspekti-
ven systemverändernder Praxis im neueren Kapitalismus, in
Diethart Kerbs, Die hedonisti-
sche Linke - Beiträge zur Subkultur-Debatte, S. 143 -198
193 taz, 29. 11. 1986, S. 17, Sp. 6
194 "Bei den Gemeindewahlen in Nordrhein-Westfalen im Oktober
1948 erhielt die
RSF (diese damalige, freiwirtschaftlich orientierte Partei; K.
S.) in 23 Gemeinden, in denen
sie Kandidaten aufstellte, 69 613 Stimmen = 7,22 % der abgegebenen
Stimmen mit 38 Kan-
didaten in 12 Gemeinden (...). Von 0,8 % der Stimmen in Düsseldorf
schwankte der Stim-
menanteil bis 29,98 % in Wermelskirchen. (...) - Ihre Stimmenstärke
in Niedersachsen
war meßbar in den Gemeindeparlamenten Kreis Osterode mit
13 Sitzen (in Sebexen als ein-
zige Gegenpartei gegen SPD 920 Stimmen und 6 Vertreter gegen 870
Stimmen und 5 Vertre-
ter SPD, also RSF absolute Mehrheit." (RSF - Radikalsoziale
Freiheitspartei, Denkschrift
des Vorstandes der SPD, S. 3)
195 Geld und Arbeit 5/Mai 1933, Bern, S. 133 -135; Nachdruck
in F. Schwarz, Das Expe-
riment von Wörgl, S. 54 - 61
196 R. Spier, un solution - ein ausweg, S. 24 - 27
197 Fritz Kool u. Erwin Oberländer (Hg.), Arbeiterdemokratie
oder Parteidiktatur, Bd.
II: Kronstadt, dtv 1972; Johannes Agnoli, Cajo Brendel, Ida Mett,
Die revolutionären Aktio-
nen der russsischen Arbeiter und Bauern - Die Kommune von Kronstadt,
Karin Kramer
Verlag, Berlin 1974; Der Aufstand der Kronstädter Matrosen
- Eine Dokumentation, Bro-
schüre mit einem Vorwort von Fritz Teufel, an-archia verlag,
Wetzlar; Alexander Berkman,
Der Aufstand von Kronstadt, in: agit 883 89/1981; P. Arschinoff,
Geschichte der Machno-Be-
wegung (1918 -1921), Karin Kramer Verlag, Berlin 1969/74
198 S. a. Gerhard Schmolze (Hg.), Revolution und Räterepublik
in München 1918/19 in
Augenzeugenberichten, dtv, München 1969: Hansjörk Viesel
(Hg.), Literaten an der Wand -
Die Münchener Räterepublik und die Schriftsteller, Büchergilde
Gutenberg, Frankfurt 1980
(mit einem Interview mit Gesell, S. 69 - 74).
198a Die Freiwirtschaft 11/1924, S. 23
199 Gesell, Erwiderung! - Die anarchistische Zeitung: "Der
freie Arbeiter", in: Der
Physiokrat 12/Apr. 1913
200 Gesell, Die Bewaffnung des Proletariats, Kampfverlag, Essen
(1923), S. 16 (abge-
setzt wie im Original)
201 George Garvy, Keynesianer vor Keynes, in Der Keynesianismus,
Bd. II, Hg.: Bom-
bach, Ramser, Timmermann u. Wittmann, Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg/New
York
1976, S. 22; Ziemer, Inflation und Deflation..., S. 150, Fußn.;
Keynes, Allg. Theorie, S. 300;
Josef A. Schumpeter, 1936, zit. bei Garvy, Keynesianer..., S.
22, Fußn.; Berwald Hahn, In
Memoriam - Silvio Gesell, in: Z. f. d. gesamte Kreditwesen 6/1980,
S. 211f. (er empfiehlt
dort Otto Veit, Grundriß der Währungspolitik); Alexandre
Kafka, John Maynard Keynes, in:
Finanzierung & Entwicklung, Dez. 1983, S. 37f.
202 Arthur Mülberger (Hg.), Kapital und Zins, Jena 1896
203 Mülberger, Volkswirtschaftliches, in: Versöhnung
19/Jan. 1898, S. 250ff. (s. Text 5);
Gesell, Die Anpassung des Geldes und seiner Verwaltung an die
Bedürfnisse des modernen
Verkehrs, Verlag Herpig & Stoeveken, Boenos Aires 1897, 208
S. (die 5. Schrift Gesells)
204 Gustav Landauer, Aufruf zum Sozialismus, Marcan-Block-Verlag,
Köln 1923, S.
121ff. ; Auszug: Text 4
205 Erich Mühsam, Ein Wegbahner, Nachruf in Fanal 7/Apr.
1930; Nachdruck: Text 8.
- Zur "Abschaffung" des Geldes s. Godschalk, Die geldlose
Wirtschaft, Basis Verlag, Ber-
lin
206 Die Internationale 15 u. folgende, 1931 - Bartsch erwähnt
eine Kritik von Hup-
pertz an den "Radikalsozialen" der RSF in der Befreiung
10/1948 in: ders., Anarchismus in
Deutschland, Bd. I, S. 139.
207 Paul Mattick, Marx und Keynes - Die Grenzen des "gemischten
Wirtschaftssy-
stems", Raubdruck, S. 13f.
208 Der Linksmarxist und Rätekommunist Otto Rühle hat
in seiner Schrift Brauner und
roter Faschismus die Gemeinsamkeiten von Faschismus und Stalinismus
gegenübergestellt
(in: ders., Schriften - Perspektiven einer Revolution in hochentwickelten
Ländern, Texte des
Sozialismus und Anarchismus, Rowohlt Tb., Reinbek 1971, S. 7 -
71)
209 Ernst Bloch, Freiheit und Ordnung - Abriss der Sozial-Utopie,
Aufbau-Verlag,
Berlin 1947, S. 181
210 Silvio Gesell - der Marx der Anarchisten - ein Faschist!,
im SF 13/1/1984, S. 29 -
35; s. a. die Leserbriefe, die Anmerkungen der SF-Redaktion u.
die Entgegnungen v.
Bernd Siegel u. Günter Bartsch im SF 14/2/1984, S. 58 - 61,
u. von Werner Onken im SF 15/3/
1984, S. 50 - 52, zum Blume-Art. Weitere Gesell-Kritik in: Direkte
Aktion - Organ der
Freien Arbeiter-Union 41/1983, S. 18; eine positive Gesell-Darstellung
in: Alpenanzeiger
131 - 133/1984.
211 Silvio Gesell - der Marx der Anarchisten?, in: agit 883 90/1983,
24. S. - Auf
Grund dieser Gesell-Nummer haben drei Genossen in Genf eine Gesell-Zeitung
(mit einem
Text zu C. H. Dougles) in französischer Sprache und eine
Straßen-Aktion gemacht, über die
die dortigen Tageszeitungen Le courriere (S.15), Le Martin (S.
8) u. Tribune de Geneve (S.
29), alle vom 1. 5. 1984, berichteten (Kontaktadresse: Nicolas
Wirz, 3, rue Vermont, 1202
Genève, Schweiz; Tel.: 0041-22-330877).
212 Peter Elger, Die Wirtschafts- und Gesellschaftsauffassung
Silvio Gesells bis Ende der
Weimarer Republik (Dipl.-Arb.), Fachbereich Gesellschaftswissenschaften
der Philipps-
Universität Marburg, 1978, rund 270 S.
213 NWO, S. 83
214 Gesell, Der Physiokrat als linker Flügelmann der Parteien,
in: Der Physiokrat l/Mai
1913
215 Hans Sveistrup, Stirners drei Egoismen - Wider Karl Marx,
Othmar Spann und die
Physiokraten, Verlag der Mackay-Gesellschaft, Freiburg/Hamburg
1983, S. 21ff. u. 35ff.
216 Wilhelm Reich, Massenpsychologie des Faschismus, Raubdruck;
Sigmund Freud,
Massenpsychologie und Ich-Analyse, Fischer-Tb. 1972, Gustav LeBon,
Psychologie der Mas-
sen (ein Werk, das Hitler fleißig gelesen haben soll); Herrmann
Broch, Massenwahntheorie,
Werksausgabe Bd. 12, Suhrkamp 1979; ders., Menschenrecht und Demokratie,
Kröner-Ver-
lag, Stuttgart 1982. (Giacomo Leopardi: "Die Masse, welch
anmutiges, modernes Wort.")
217 Theophil Christen, Aus den Münchener Revolutionstagen,
Verlag des Schweizer
Freiland-Freigeld-Bundes, Bern 1919, S. 14ff.
218 Gesell, Nervus rerum, Fortsetzung zur Reformation im Münzwesen,
Selbstverlag,
1891, S. 72
218a Rudolf Jung, Der nationale Sozialismus, 3. Auflage, Deutscher
Volksverlag, Mün-
chen 1922, S. 118 - In der Ablehnung Gesells sind sich Kommunisten,
Sozialdemokraten
und viele andere "Linke" mit den Nazis einig...
219 Edmund Silberner, Sozialisten zur Judenfrage - Ein Beitrag
zur Geschichte des So-
zialismus vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis 1914, Colloquium
Verlag, Berlin 1962 -
Der "Antisemitismus" der damaligen Sozialisten war allerdings
nicht rassistisch motiviert;
schließlich war z. B. Marx selbst Semit.
220 Elger zitiert (S. 10) den berühmten Physiker Albert
Einstein, der in einer (vielleicht
englischsprachigen?) Ausgabe von Mein Weltbild geschrieben haben
soll: "Ich freute mich
an dem glänzenden Stil von Silvio Gesell." Nach Keynes
Ansicht "ist Gesells Hauptwerk in
kühler, wissenschaflicher Sprache geschrieben, obschon es
durchweg von einer leidenschaft-
licheren, einer erregenderen Hingabe für gesellschaftliche
Gerechtigkeit durchströmt ist,
als manche für einen Gelehrten schicklich finden" (Allg.
Theorie, S. 300). Der Erlanger
Ökonom Prof. Oswald Hahn bewertet Gesells Stil in der Z.
f. d. gesamte Kreditwesen 6/
1980, S. 212, ähnlich: "Silvio Gesell hat es verstanden,
klar und verständlich zu schreiben -
eine Gabe, die sowohl den reinen Theoretikern und Reformern wie
auch manchen Prakti-
kern unserer heutigen Zeit weitgehend abgeht." (Vergl. die
rund 390 Seiten starke NWO mit
Marxens auf über 2.500 Seiten ausgewalztes Hauptwerk Das
Kapital!)
221 In den 70er Jahren galten die freundlichen, lebensbejahenden
und aufgeschlosse-
nen Verhaltensweisen der matristischen Naturvölker in der
Neuen Linken als vorbildlich. In
einer Tabelle stellt der Soziologe Gordon Rattray Taylor bezeichnenderweise
die Eigen-
schaften "progressive Haltung" und "kein Mißtrauen
gegen die Forschung" als Charakteri-
stika matristischer Kulturen den Eigenschaften "konservative
Haltung" und "Mißtrauen ge-
gen alle Forschung" der Charakteristika patristischer Kulturen
gegenüber (zit. bei Joseph
Gabel, Ideologie und Schizophrenie - Formen der Entfremdung, Fischer-Verlag,
Frank-
furt 1967, S. 56, u. Robert A. Wilson, Der neue Prometheus - Die
Evolution der Intelligenz,
S. 59). - Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß
es viele Kritiker auf nichts an-
deres absehen, als neues und befremdliches runterzumachen, um
die eitlen und nekrophilen
Bedürfnisse ihrers patriarchalischen Egos zu befriedigen,
und nicht, um der Wahrheit auf
die Spur zu kommen und sie für menschenwürdiges Leben
nutzbar zu machen (s. dazu Erich
Fromms Analyse der Charakterstrukturen von Heinrich Himmler und
Adolf Hitler in Anato-
mie der menschlichen Destruktivität, S. 271- 291 u. 335 -
393).
222 Hansjörk Herr, Zentralbank und Spielräume alternativer
Geldpolitik, in Perspekti-
ven ökologischer Wirtschaftspolitik - Ansätze zur Kultivierung
von ökonomischem Neu-
land, Hg.: Projektgruppe Grüner Morgentau, Campus Verlag,
Frankfurt/New York 1986, S.
462 - 483. Im selben Band: Dieter Suhr, Plädoyer für
eine neue Geldordnung - Eine keyne-
sianische Alternative zum Keynesianismus, S. 431 - 461.
223 Geld ohne Mehrwert, S. 132f.
224 Auf Arbeitslosigkeit..., S. 50 - Das weiß auch der
Spiegel (51/1987, S. 22):
"Geld, das selbst bei aufwendigstem Lebensstil nicht aufzubrauchen
ist, sucht nach rentier-
lichen Anlagen." Die Folgen beschreibt der ehemalige Bundesvorstandssprecher
der Grü-
nen, Dieter Burgmann: "Zwang zum Wachstum" (vollst.
Zit.: Anm. 33a).
225 Allokation bedeutet optimale Verteilung von Waren, Produktionsfaktoren
und Ein-
kommen in der Volkswirtschaft.
226 Befreiung der Markwirtschaft..., S. 43
227 Der Aufstand von Kronstadt, in: Der Spiegel 49/1987, S. 151ff.;
taz, 23.11.1987, S.
1, 6 u. 4; taz, 28.11.1987, S. 7; Rumänien macht Westen für
seine Misere (Verschuldung; K.
S.) verantwortlich, in: Tsp., 8.12.1987, S. 3
228 Auf Arbeitslosigkeit..., S. 45ff.
229 Plädoyer... , S. 457; s. auch Geld ohne Mehrwert, S. 35 - 37
230 Auf Arbeitslosigkeit..., S. 55
231 Der folgenden Spiegel-Grafik entnehmen wir, daß die
realen Zinsen (Bruttozins mi-
nus Inflationsrate) in der BRD immer positiv waren, in den USA
von 1973 bis '75 und 1978
bis '80 unter 0%, kurzfristig auf etwa -2%, und in Japan von 1973
bis '78 unter 0%, tiefste
Spitze: rund -12%, sackten:
XXX
231a Prokla - Z. f. politische Ökonomie und sozialistische
Politik 63/Juni 1986, Rot-
buch Verlag Berlin, S. 108 -131
231b Herr, Einige kritische Thesen zu Silvio Gesells Freiwirtschaftslehre
aus Keynesscher
Sicht, in: z. f. soz.ök. 73/1987, S. 10ff.
232 Eberhard Kröller, Der zweite Wert des Geldes, in: Evolution
(Organ der Liberalso-
zialistischen Partei Schweiz) 1/1988, S. 10f.
232a NWO, S. 315f.
232b H. C. Reckenwald, Wörterbuch..., S. 508
232c Diese Forderung nach einem "positiven Zins" erhebt
Herr auch in seinem Prokla-
Aufsatz, S. 125. Der (offenbar marxistisch beeinflußte)
"keynesianische" Zinsfreund Herr
hat weder Keynes' noch Gesells einleuchtende Geld- und Zinstheorie
verstanden, doch das
hindert ihn keineswegs, Gesell von ganz oben herab ganz unten
ans Bein zu pinkeln. Und
das hindert auch den Netzwerker Kurt Hübner nicht, in einer
Polemik gegen die Schriften
von Creutz, Godschalk, Onken und Suhr in der Berliner Stadtillustrierten
zitty (24/1986, S.
62f.) Herrs Glanzstück wissenschaftlicher Analyse und Kritik
wärmstens zu empfehlen und
Gesells Schwundgeld - in Ermangelung sachlich begründeter
Einwände - lächerlich zu
machen. Als unterhaltsame Lektüre zum Erkenntniswert moderner
- auch "linker"-
Wissenschaft und zur "Ignoranz" und "Selbstgefälligkeit"
ihrer Vertreter empfehle ich Paul
Feyerabend, Unterwegs zu einer dadaistischen Erkenntnistheorie,
in: Unter dem Pflaster
liegt der Strand, Bd. IV, K. Kramer Verlag, Berlin 1977, S. 9
- 88, ebenso den Essay Wissen-
schaft und Sicherheit von Ulrich Beck im Spiegel 9/1988, S. 200f.,
u. speziell zur Psychologie
kommunistischen Denkens den marxistischen Psychoanalytiker Joseph
Gabel, Formen der
Entfremdung - Aufsätze zum falschen Bewußtsein, Fischer
Verlag, Frankfurt 1964, S. 53 -
87; zur intellektuellen Leistungsfähigkeit des "Primaten"
Homo sapiens sapiens Robert
Ananton Wilsons (trotz allem optimistisches) Buch Der neue Prometheus
- die Evolution
unserer Intelligenz.
233 taz vom 28.10.1987
233a Laut taz von Ende 1987
234 In Die Entscheidung des Abendlandes warnt der Anarchist Rudolf
Rocker davor,
den ursprünglichen "Liberalismus mit den wirtschaftlichen
Anschauungen des sogenannten
Manchestertums in einen Topf zu werfen": die klassischen
Liberalen seien ideologisch mit
den Anarchisten verwandt und z. T. Vorläufer der Anarchisten;
er grenzt sie nach Links von
den Demokraten ab (Bd. I, S. 185 - 239). - Adam Smith erwartete
vom "Menchesterli-
beralismus", daß durch den freien Wettbewerb die "Kapitalprofite"
und der Geldzins zu
Gunsten der Arbeiterlöhne weitgehend verschwinden würden
(s. Anm. 160a), was bekannt-
lich (aus den von Gesell genannten Gründen; NWO, S. 14ff.)
nicht eingetroffen ist. Bezüg-
lich der Bodenrente befürwortet Smith in Natur und Ursachen
des Reichtums (s. Da-
maschke, Die Bodenreform, 1923, S. 95) eine Bodensteuer, um die
Rente abzuschöpfen.
235 Werner Raith, Das verlassene Imperium - Über den Ausstieg
des römischen Volkes
aus der Geschichte, Wagenbach Tb., Berlin 1982, s. 77 u. 103
236 In ihrem Beitrag Garantiertes Mindesteinkommen - Für
einen libertären Umgang
mit der Krise in Th. Schmid (Hg.), Befreiung von falscher Arbeit,
S. 22
237 Karlsruher Stadtzeitung 32/März 1984, S. 32
238 S. bei Gerhardt u. Weber in Befreiung von falscher Arbeit,
S. 39.
238a. Douglas wollte seine "Sozialdividende" für
jedermann aus den Renditen aus dem
von vorhergehenden Generationen geschaffenen und allen als gemeinsames
Erbe zustehen-
den Kapital und aus der Bodenrente finanzieren. Eine Abschöpfung
der Zinsen und Renten
funktioniert allerdings nur, wenn sie direkt vom Geldbesitz und
Grundeigentum erhoben
werden und nicht - wie bei der Quellensteuer - vom realisierten
Zins- und Renten-Ein-
kommen. Denn dann werden "hortbares" Geld und "hortbarer"
Boden aus dem Verkehr ge-
zogen und Zinsen und Renten nach oben getrieben. Nur die Rendite
des vermehrbaren und
Durchhaltekosten verursachenden Realkapitals läßt sich
durch eine Einkommenssteuer ab-
schöpfen. In diesem Falle würde es den Unternehmern
aber erschwert oder gar unmöglich
gemacht werden, zinsfordernde Geldkredite für Investitionen
aufzunehmen.
239 Wege ins Paradies, S. 66ff.
240 Raoul Vaneigem, Das Buch der Lüste, Edition Nautilus,
Verlag L. Schulenburg,
Hamburg 1984
241 Im Pflasterstrand 211/1. - 14. 6. 1985, S. 34, Sp. 2. Gorz
behauptet dort, daß der
Markt, ebenso wie der Staat, "Negation gesellschaftlicher
Selbstorganisierung und Selbstbe-
stimmung" ist. 1. sollte es uns nicht um die "Selbstorganisierung"
der Gesellschaft, sondern
um die Selbstorganisierung autonomer Individuen gehen, und 2.
ist zu fragen, was denn die
"Gesellschaft" so sehr vom Staat unterscheidet. Wird
nicht die "Gesellschaft" ebenso über
die Köpfe - auch assoziierter - Individuen hinweg entscheiden,
per Mehrheitsbeschlüsse
und gesellschaftliche, den Menschen entfremdete Institutionen?
- Nirgens sagt Gorz,
warum ein funktionierender Markt oder eine funktionierende Marktwirtschaft
die individu-
ellen Bedürfnisse nicht zufrieden stellen würde. Er
geht von einer nicht funktionierenden
Marktwirtschaft aus, die wegen Subventionen, Staatsinterventionen
und (was er zu sagen
vergißt) wegen privater Monopole, Zinswirtschaft etc. tatsächlich
keine wirkliche Markt-
wirtschaft ist. Statt nun die Forderung aufzustellen, marktwirtschafttiche
Verhältnisse herzu-
stellen, fordert er den "Plan" - eine merkwürdige
Logik. Auf welcher Grundlage, nach
welchen Maßstäben oder was auch immer soll eigentlich
gesamtgesellschaftlich (im mikro-
ökonomischen Bereich tut das bekanntlich der Einzel- und
Kollektivunternehmer) geplant
werden? Diese Antwort bleibt uns Gorz schuldig. Offenbar, weil
er sich trotz aller anarchisti-
scher Tendenzen nicht von marxistisch-kommunistischer Wirtschaftsideologie
befreien
kann.
242 Kap. III, S. 828
243 Der Spiegel 6/1987, s. 15
244 Carsten Bresch, Zwischenstufe Leben - Evolution ohne Ziel?,
Fischer-Tb., Frank-
furt 1979; Hermann Haken, Erfolgsgeheimnisse der Natur, Synergetik:
Die Lehre vom Zu-
sammenwirken, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1981. S. a.
Manfred Eigen, Stufen des
Lebens, Piper Verlag, 1988
245 Diese Position vertritt u. a. der Verhaltensforscher Konrad
Lorenz. Er befürchtet je-
doch, daß in der gegenwärtigen Konkurrenzgesellschaft
"keine selektiven Vorteile" mehr
am Werk seien, "die heute etwa einen Menschen aus der Stärke
seines Verantwortlichkeits-
Gefühls oder aus der besonderen Güte seiner natürlichen
Neigungen erwachsen könnten.
Es steht vielmehr ernsthaft zu befürchten, daß die
heutige, kommerzielle Gesellschaftsord-
nung unter dem wahrhaft teuflischen Einfluß des zwischenmenschlichen
Wettbewerbes
Zuchtwahl in genau umgekehrter Richtung treibt", so daß
die natürlichen sozialen Anlagen
also abgezüchtet werden (Das sogenannte Böse, S. 351).
246 S. Gorbatschow zur Umgestaltung der Wirtschaft in: Der Spiegel
46/1987, S. 208f.;
das Interview mit dem Moskauer Ökonomen Leonid Abalkin in:
Der Spiegel 28/1987, S.
98ff. u. die Artikel Chinas Wirtschaft meldet Erfolge, in: taz,
29. 3. 1986, s. 8, Hundert Blu-
men blühen in der Reformdebatte, in: FR, 23. 6. 1986, S.
13, Helmut Opletal, Chinas Wirt-
schaft soll Reformwege gehen - Neue Marktmechanismen bauen auf
den ungarischen Erfa-
hrungen auf, in: FR, 24.10.1984, S. 9, Kapitalismus in China,
Titelgeschichte in: Der Spie-
gel 42/1984, S. 142 -155. - Allerdings gibt es außer Gorz
noch andere Marxisten, die
sich immer noch nicht von der marktfeindlichen Ideologie des objektiv
kapitalfreundlichen
Marxismus emanzipieren können. So sagt z. B. Ebermann in
einem Interview im Stern (49/
1986, s. 82): "Ich bin davon überzeugt, daß zur
Marktwirtschaft Arbeitslosigkeit, Ungleich-
heit, Elend, Armut gehören. Diese Wirtschaftsordnung kann
weder soziale Gerechtigkeit
noch ökologische Vernunft garantieren. Deswegen will ich
sie ändern." - Nicht abschaf-
fen? Und wie ändern, bitte? Mit jenen "plan"wirtschaftlichen
Methoden, die in den u. a.
durch diese Methoden ruinierten Volkswirtschaften gerade aufgegeben
werden? Volkswirt-
schaften, die nicht nur unter der Zinsknechtschaft leiden (gegen
die Ebermann als guter
Marxist offenbar nichts einzuwenden hat, da er sie nirgens kritisiert),
sondern außerdem
noch unter der "Planung" bornierter Ideologen und fauler
und unfähiger Bürokraten!
247 Günter Saathoff behauptet: "Nicht die Analyse des
Kapitalismus und seiner Dyna-
mik war es, was traditionelle Marxisten und Libertärsozialisten
trennte, sondern die Strate-
gie zur Überwindung derselben" (graßwurzelrevolution
- Für eine gewaltfreie, herrschafts-
lose Gesellschaft, Sonderheft Alternative Ökonomie 90-91
(ohne Angabe des Erscheinungs-
jahres), S. 10. Das trifft jedoch nur für bestimmte anarchistische
Flügel zu. Der wichtigste
anarchistische Wirtschaftstheoretiker, Proudhon, lag gerade wegen
seines völlig anderen An-
satzes seiner Kapitalismusanalyse im Clinch mit Marx, wie ich
in der vorliegenden Arbeit
aufzuzeigen versuche.
248 Selbstorganisation in der Natur bei Bresch: in der Materie,
S. 78; in der Biologie, S.
140ff.; bei Haken: beim Laser, S. 66ff.; durch Außensteuerung
des Chaos, S. 66ff. Im "'an-
archistischen' Verhalten von Teilchen auf subatomarer Ebene"
sieht die Feministin Marie-
louise Janssen-Jurreit "ein Vorbild für eine machtfreie
Gesellschaftsorganisation", schreibt
Marilyn French im Spiegel 3/1986, S. 150, bei der Rezension ihres
Buches Jenseits der Macht
- Frauen, Männer und Moral, Rowohlt Verlag, Reinbek 1986.
249 Carl Sagan, Unser Kosmos - Eine Reise durch das Weltall,
Dromedar Knaur Ver-
lag, München 1982, S. 43
249a S. a. Elimar Rosenbohm, Kybernetisch-anarchische Ordnung,
in: z. f. soz.ök./mtg
15/1968, S. 21ff.
250 NWO, S. 20
250a Das fördert sicherlich die Entfremdungserscheinungen
im ökonomischen Bereich.
Andererseits läßt sich durch Rationalisierung der Ökonomie
die Arbeitszeit erheblich redu-
zieren. In der "disponiblen" Zeit, wie Marx die "Freizeit"
nennt, können sich dann alle An-
triebe und Anlagen (sozialer, sportlicher, künstlerischer,
intellektueller Art) der Individuen
zweckfrei, d.h. losgelöst von ihren ursprünglichen Zwecke
der Selbst-, Gruppen- und Arter-
haltung, spielerisch und lustvoll in frei gewählten und bewußt
nach Individuellen Bedürfnis-
sen und Interessen zusamengesetzten und nicht von äußeren
Notwendigkeiten und Zufällig-
keiten bestimmten Gruppen entfalten. Manche Not wendende Arbeit
wird dann sicherlich
auch als Hobby, also als nicht entfremdete Arbeit, getan werden.
Aber das ist nur möglich
unter der Voraussetzung, daß die frustrierende, aber gesellschaftlich
notwendige Arbeit
durch den Einsatz menschliche Arbeitskraft sparender, also hochentwickelter
technischer
Arbeitsmitteln auf einen möglichst geringen Zeitsraum individuellen
Lebens beschränkt
wird - und daß diese Arbeitsersparnis den Produzenten und
nicht der "Roboterrendite" (s.
Kap. 2) zugute kommt.
251 "Solche auf dem Eigennutz errichtete Wirtschaftsordnung
stellt sich dabei in keiner
Weise den höheren, arterhaltenden Trieben in den Weg. Im
Gegenteil, sie liefert dem Men-
schen nicht nur die Gelegenheit zu uneigennützigen Taten,
sondern auch die Mittel dazu. Sie
stärkt diese Triebe durch die Möglichkeit, sie zu üben.
Hingegen in einer Wirtschaft, wo je-
der seinen in Not geratenen Freund an die Versicherungsgesellschaft
verweist, wo man die
kranken Familienangehörigen ins Siechenhaus schiebt, wo der
Staat jede persönliche Hilfe-
leistung überflüsssig macht, da müssen, scheint
mir, zarte und wertvolle Triebe verkommen"
(NWO, S.13; s. a. Sveistrup, Stirners drei Egoismen, S. 77f.).
Der Gesell- und Stirner-Inter-
pret Sveistrup hebt diese Position Gesells, der sich oft auf Stirner
beruft, ausdrücklich her-
vor, zeigt aber auch den Unterschied zwischen Stirners und Gesells
Begriff Egoismus auf,
der bei Gesell eher in der Nähe "einer volkstümlichen
biologischen Weltanschauung" und
Kropotkins läge: "Ganz richtig bemerkt (der Freiwirt;
K. S.) Rolf Engert, daß Gesell ganzes
Wesen und Denken getragen sei von einem großen, starken
Naturgefühl, während Stirner
durchaus anders als Gesell irgendwie weniger naturhaft, geistiger
gewesen sei" (aaO., S. 79
u. 80). Mit seinem naturalistischen Anarchismus (= Physiokratie
plus Akratie) hat Gesell
(wie ich bereits in Kap. 9 angedeutet habe) die klassischen Anarchisten,
die Kyniker des al-
ten Griechenlands, in modernem Gewande wieder aufleben lassen.
Was Gesells Anarcho-
physiokratie jedoch von den asketischen Kynikern (Zynikern) unterscheidet,
ist seine hedo-
nistische Position. Auf soziales Verhalten bezogen heißt
das, daß dieses durch den sozialen
Anteil des naturgegebenen Freudschen "Es" nach dem Lustprinzip
aktiviert wird und nicht
unter dem Druck einer gesellschaftlich vermittelte Zwangsmoral,
dem Freudsche "Über-
Ich", zu fustrierenden Pflichtübungen wird. Die aus
dem Es-Anteil kommenden Antriebe
und Bedürfnisse können das Individuum dazu motivieren,
mit Hilfe seines Verstandes, des
Freudschen "Ich", kultur-unabhängige, also eigenständige,
selbstbestimmte und per Ver-
nunft reflektierte Werte, nämlich Ethik, zu entwickeln, was
dann zu bewußtem sozialen Han-
deln führen könnte. Dem obigen Gesell-Zitat entsprechend,
sind in Not Geratene jedoch
auf jeden Fall von den sozialen Neigungen und dem guten Willen
der Freunde und Familien-
angehörigen abhängig. Eine soziale Sicherstellung durch
die gesamte Gesellschaft oder -
vielleicht besser noch - durch eine freiwillige Versicherung (im
Sinne der Stirnerschen "Ver-
einigung") könnte hingegen das einzelne Individuum von
dieser naturwüchsigen (physiokra-
tischen) Abhängigkeit von Freunden und Familienangehörigen
(Stirner: von den "Exempla-
ren" einer "Gemeinschaft") befreien.
252 Im Vorwort zur 3. Auflage der NWO, S. 12, heißt es:
"Die Wirtschaftsordnung, von
der hier die Rede ist, kann nur insofern eine natürliche
genannt werden, als sie der Natur des
Menschen angepaßt ist. Es handelt sich also nicht um eine
Ordnung, die sich etwa von selbst,
als Naturprodukt einstellt. Eine solche Ordnung gibt es überhaupt
nicht, denn immer ist
die Ordnung, die wir uns geben, eine Tat, und zwar eine bewußte
und gewollte Tat."
253 NWO, S. 12
254 "Ich weiss nicht, ob diese Utopie in der Praxis genauso
reibungslos wie in der Theo-
rie funktionieren würde, aber meine Bewunderung für
Gesell hat einen anderen Grund. Er
setzt auch voraus, dass die Regierung interne Kolonien oder utopische
Gemeinschaften zu-
lassen und unterstützen sollte, wo Menschen mit rivalisierenden
wirtschaftlichen Vorstellun-
gen sich zusammenschliessen könnten, um die Tragfähigkeit
ihrer eigenen Idealvorstellungen
zu beweisen. - Er sagt sogar, dass wenn eine dieser Kolonien sich
als besonders erfolgreich
herausstellen sollte, deren Ideen anstelle seiner eigenen eingesetzt
werden sollten" (R. A.
Willson, Ist Gott eine Droge oder haben wir sie nur falsch verstanden?,
Spinx Verlag, Basel
1984, u. rororo 5854, S. 158f.).
255 Der Physiokrat als linker Flügelmann der politischen
Pateien, in: Der Physiokrat 1/
Mai 1913. S. a. Diogenes (Hoffmann), Das Wesen des Urkommunismus,
in: Die Freiwirt-
schaft 7/1925, S. 137 -146.
256 "das geselligste aller Tiere" (Anteil der Arbeit
bei der Menschwerdung, in Dialektik
der Natur, MEW 20, S. 446)
257 Stirners drei Egoismen, S. 22, Tabelle
258 Eine Interpretation von Gesells Position zu Stirner und zum
Kommunismus (und
zur Abschaffung des Geldes) bringt Rolf Engert in der Broschüre
Die Freiwirtschaft - Ein
praktischer Ausdruck der Stirnerschen Philosophie, Freiland-Freigeld-Verlag,
Bern 1921, S.
18ff., einschl. Fußn.!
258a Der Spiegel 12/1988, S. 171, Sp.1
259 Wolfgang Kaden über Winfried Wolfs Buch Eisenbahn und
Autowahn, in: Der Spie-
gel 28/1987, S. 72 u. 74
259a S. dazu den ausgezeichneten Artikel über eine umweltgerechte
Steuerpolitik in:
Natur 4/April 1988, S. 16ff.
260 Lawrence R. Klein, The Keynesian Revolution, S.152
261 Neben Gesell, Proudhon, Suhr (Anm. 67, 92, 169, u. 222),
Johannsen (Anm. 59),
Dahlberg (Anm. 59), Douglas (Anm. 77), Otani (Anm. 112) und anderen
bereits genannten
Außenseitern der Geld- und Kredittheorie wären vielleicht
noch die folgenden zu erwäh-
nen: Waddill Catchings und William Frutant Forster, Mony, Bosten/New
York 1924; Charles
F. Roos (u. Chatchings), Money, men, and machines, New York 1953;
Ludwig Gall, Was
könnte helfen?, referiert u. kommentiert von Karl Georg Zinn
in dem Manuskript Zur Früh-
geschichte des "theoretischen Interventionismus", Rheinisch-Westfälische
Technische Hoch-
schule Aachen; der linksliberale Unterkonsumtionstheoretiker und
Antiimperialist John At-
kinson Hobson, Der Imperialismus (1902), Kiepenhauer & Witsch,
Köln/Berlin 1968; Edgar
Milhaud, ref. u. komm. v. Ulrich von Beckerath in Die Durchführung
der Vorschläge von
Milhaud, Berlin 1934, und Frederick Soddy, Wealth, virtuel wealth
and debet, Alleri & Mer-
win, London 1926. - Die Bodenreformer Damaschke, George u. den
von Gesell emp-
fohlenen Frankfurth, Anm. 110, Otani u. a., Anm. 111. Nicht vergessen
werden sollte auch
Franz Oppenheimer, der die Freilandlehre mit der Genossenschaftsidee
verknüpfte. -
Ein vollständiger Katalog der Freiwirtschaftsliteratur (mit
Leseproben und Abbildungen) ist
bei Werner Onken, Freiwirtschaftliche Bibliothek, Friedrich-Wegener-Str.
11, 293 Varel 1
zu haben. (Im Gauke-Verlag erscheint eine Gesell-Gesamtausgabe.)
262 Wahrscheinlich war sein Nachname Martin.
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