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Gaestebuch geldreform.de


Geldanarchie
von
Urjo Rey

1931

Effizienz-Verlag / Leipzig O 27

Inhalt

I.  Elend und Ausbeutung. Not und Überfluß. Freiheitssucher. Ohnmächtiger Kampf.
II.  Liegt das Uebel in der freien Produktion oder im staatsgeregelten Austausch?Wirtschaftsteilung in Produktion und Austausch. Die freie Produktion. Der monopolisierte Austausch. Der Irrtum über die Privatinitiative. Französische Revolution. Die Reaktion. Neue Freiheitszeichen.
III.  Monopolgeld oder Freies-Geld. Monopole - Staatsschutz. Anarchie. Anarchisten und Geld. Gesells Freigeld. Reichswährungsamt. Das akratische Freigeld in Gesells „Abgebautem Staat“. Proudhon und Mackay.
IV.  Geld gleich Ware. Jedem sein eigenes Geld - armer Staatsgläubiger! Der freie Wettbewerb. Wer gewinnt? Metall oder Papier? Geldform. Käufer und Verkäufer. Leihen und Sparen. Das Greshamgesetz verkehrt. Das neue richtige Geldgesetz.
V.  Ausbeutung durch Konjunkturen und Krisen beim heutigen Monopolgeld. Das Mengenverhältnis. Lebens- und Großhandelsindex. Spekulation á la Hausse und á la Baisse. Profit und Elend.
VI.  Stabilität des „Anarcho“-Freigeldes. Deflation.
VII.  Betrüger und Fälscher. Faule Tomaten. Gesell gegen Fälscher.
IIX.  Außenhandel. Goldpunkt. Devisenkurs. Gesteigerter Auslandsverkehr in der Geldanarchie.
IX.  Ergebnis. Alles Übel im Staats- und Monopolzwang! Freiheit der Produktion - Freiheit dem Austausch! Fünf- bis sechsfacher Arbeitslohn in der Anarchie.
X.  Das Bodenmonopol - Freiland. Grundrente. Die erste Staatsursache. Freiheit des Bodens. Der Mutterbund.
XI.  Staatsmacht. Leibeigenschaft und schlimmere Versklavung. Zwietracht der Kapitalisten. Totale Anarchie.
XII.  Durch Tat zur Freiheit. Ohnmacht der Gewalt. Revolution der Geister. Arbeitsstreik. Steuerstreik. Geldstreik. „Wära“. Das Sklavensystem todesverwundbar.

I.  Elend und Ausbeutung.

Warum ist in der Welt so viel Elend? Warum so viel Leid und Not? Warum mußten wir in den Krieg, morden und bluten? Warum verloren in der Inflation die Armen und Alten ihr letztes Gespartes? Warum. die Millionen Arbeitslosigkeit? Warum müssen wir hungern und darben? Nur einige wenige fahren in schönen Autos, in Seide und Putz. Meist haben sie fette Bäuche und schwelgen in Kaviar und Sekt. Sie sehen nicht die hungrigen Augen des Volkes. Um die Arbeitsämter, in den Elendsvierteln, stehen hoffnungslos die ausgehungerten Gestalten. Willenlos ergeben sie sich ihrem Schicksal. Sie können nicht begreifen, warum das Elend ist. Zu groß ist die Not und der Hunger und die Verzweiflung, um klar nachdenken zu können. Zu viel Lügen und Irrlehren sind dem Volke eingehämmert.

Selten nur trifft man einen, der sich zur klaren Erkenntnis durchgerungen hat, der gelernt hat hinter die Dinge zu sehen. Bitterkeit ist meist in seinem Gesicht, denn die Erkenntnis, daß all dies Elend, Krieg und Mord, Inflation und jetzt die Deflation, mit der Millionenarbeitslosigkeit, der Aushungerung der Massen, nur der Gier und dem Machtwahnsinn einiger weniger dient, ist schwer zu tragen. Nur manchmal kann ein helles Leuchten über diese Menschen kommen, - wenn die Hoffnung sie beherrscht, daß einst dieser Verelendung ein Ende bereitet werden und ein jetzt kaum vorstellbarer Wohlstand und Glück über Menschen kommen wird.

Wird dies wirklich kommen? Wann wird es sein?

Ja, es wird kommen, so bald genügend Menschen diese grausame Ausbeutung, in der sich die arbeitenden Menschen durch eine Schar von brutalsten Blutsaugern befinden, durchschaut haben. Was nützt es, wenn auch das verzweifelte Volk den Schutzwall der Polizei überrennt und die Ausbeuter und die Prasser verjagt, wenn es nicht weiß, was es dann zu tun hat. Rettungslos kommt der alte Zustand wieder, wenn nicht das System der Ausbeutung, der Kapitalismus selbst, beseitigt wird. So waren bisher die vielen Kräfte und Opfer der Revolutionen alle vergeudet. Meist wurde nur die Staatsform geändert, und nach nicht langer Zeit trat der Zustand der Volksunterjochung erneut wieder ein.

II. Liegt das Übel in der freien Produktion oder im staatsgeregelten Austausch?

Wollen wir die Ausbeutung beseitigen, so müssen wir das System, das sie ermöglicht, und seine Machtmittel erkennen. Dazu müssen wir zuerst unseren Wirtschaftsaufbau untersuchen. Das heutige Wirtschaftsleben ist eingeteilt in zwei große Gebiete:

  1. die Produktion, im wesentlichen der Privatinitiative und der freien Konkurrenz überlassen.

  2. der Austausch der Produkte, geregelt durch den Staat und das staatliche Geldwesen (in der offiziellen Wissenschaft der Nationalökonomie meist „Verkehr“, sonst auch Zirkulation, Verteilung genannt.)

Gemäß der Marxistischen Lehre fordern die meisten Arbeiter heute die Vergesellschaftung oder die staatliche Regelung der Produktion, weil sie die Ursachen der Ausbeutung und Verelendung in ihr begründet glauben. Stimmt dies? Ist wirklich die heutige Produktion unter dem Prinzip des freien Wettbewerbes in der Lage der Menschheit genügend Waren und Produkte zu liefern? Betrachten wir doch einmal die Tatsachen! Gerade durch die freie Konkurrenz sind die Produktionsmethoden ständig verbessert worden. Ungeahnte technische Erfindungen, stets wachsende Ausnutzung der Naturkräfte sowie maschineller Hilfsmittel haben die Leistungsfähigkeit und den Umfang der Produktion auf allen Gebieten gesteigert. Auf Grund dieser gewaltigen Entwicklung möchte man glauben, daß alle Menschen nur noch wenige Stunden am Tage arbeiten zu brauchen, um in Wohlstand und Überfluß leben zu können. Was sehen wir statt dessen? Überfüllte Warenlager, Einschränkungen in der Produktion wegen Absatzmangel. Bauern verbrennen ihr Getreide, Kaffee, Baumwolle werden als unabsetzbar ins Meer geschüttet, während Millionen Menschen hungern und frieren. Überproduktion nennt man diese Erscheinung. Rohstoffe und Industriestätten sind genug vorhanden. Arbeitslose Land-, Textil- und Metallarbeiter, Maurer, Kohlenkumpel und aus allen anderen Berufen möchten arbeiten. Sie alle hungern, frieren und wohnen in menschenunwürdigen Behausungen. Warum können sie nicht arbeiten und ihre Produkte untereinander austauschen? Warum ist das nicht möglich? Woran liegt es? Liegt es an der mangelnden Leistungsfähigkeit der „freien“ Produktion? Offensichtlich nicht, denn es herrscht Überproduktion. Wenn aber trotz Not und Warenhunger der Ertrag der Produktion nicht zum Absatz, nicht zum Konsum gelangen kann, muß das Übel doch wohl in dem anderen Gebiete unseres Wirtschaftslebens, dem Austausch der Produkte, gesucht werden.

Am Anfang des Tauschverkehrs, als man noch Ware gegen Ware tauschte, gab es derlei Schwierigkeiten nicht, auch nicht als die Arbeitsteilung und damit der Tauschverkehr größer wurden, und man einige bestimmte Waren wie Vieh, Schmuck und Metallbarren als Tauschmittel verwandte. Erst als der Staat das Tauschmittel, ganz offensichtlich um dadurch Einnahmen zu erzielen, zu seinem Monopol erklärte, und er Prägung und Druck als sein alleiniges Recht übernahm oder vergab, da erhielt das Tauschmittel seine verhängnisvollen Eigenschaften des Unvergänglichen und Knappen. Während jede andere Ware rostet, fault oder Lagerspesen bereitet und sich deshalb zum Verkauf anbieten muß, kann das staatliche Monopolgeld unbeschadet liegen bleiben und vermittelt den Tausch von Arbeitsprodukten- oder Leistungen nur, wenn seinem Besitzer davon ein Gewinn zukommt. Aufgebaut auf dem knappen Vorhandensein früher von Silber, seit dies zu viel gefunden wurde, nur auf dem noch rarerem Golde, erpreßt es überall seinen Profit, seinen Zins. Überall wo heute gearbeitet werden soll, ist Geld dazu nötig; jedesmal muß die Arbeit ewiger Sklave des Geldes werden. Das staatliche Geldmonopol gestattet den Geldbesitzern die Ausbeutung, wodurch der Segen der in der freien Konkurrenz entwickelten Produktion nur einigen wenigen zu gute kommen kann, und die große Mehrheit des Volkes in tiefstem Elend darben muß.

Es ist ein verhängnisvoller Irrtum der marxistischen Arbeiter, den Fluch der Verelendung in dem Teil der Wirtschaft zu suchen, wo Freiheit herrscht, statt die wahre Ursache in dem Staatszwang des durch das Monopolgeld mit seineu erpresserischen Eigenschaften behinderten Austausches zu erkennen.

Dieser Irrtum konnte im vorigen Jahrhundert entstehen, als gleichzeitig mit der aufblühenden, freien Privatproduktion und Technik eine gewaltige Ausbeutung und Not entstand. Wie ist diese Tatsache zu erklären?

Die Amerikanische Befreiung und die große Französische Revolution hatten eine Freiheitswelle über ganz Europa zur Folge. Während die souveränen Herrscher um ihre Positionen zitterten, verbreitete sich überall die Idee der Freiheit und Gleichheit. Die Erkenntnisse über die Wirtschaftsfreiheit, von den Physiokraten, wie Quesnay, Turgot u.a., vertreten, von Adam Smith und den Liberalisten aufgegriffen, konnten Verwirklichung finden und brachten eine gewaltige Entwicklung der Wirtschaft und des allgemeinen Lebensstandardes der Bevölkerung. „Im Laufe eines einzigen Menschenalters hatte die Wissenschaft auf allen Gebieten größere Fortschritte gemacht als in hunderttausenden von Jahren.“ „Nach langer Unterdrückung und Verfolgung hatte der Physiker endlich Handlungsfreiheit gewonnen“1. Alle großen Erfindungen der Technik haben in dieser Zeit ihren Ursprung. Im Freiheits-„Sturm und Drang“ blühten Kultur und Kunst auf. Es schien als sei das Volk aus Jahrtausendlanger Knechtschaft erwacht und als sei durch den Freiheitswillen eine neue große Kulturepoche angebrochen.

Was aber geschah? Ein Revolutionsführer, Napoleon Bonaparte, vergaß seinen geistigen Vater, den Jakobinerklub, vergaß Verteidiger der Unterdrückten, der Freiheit zu sein und wurde der erste aller Bedrücker und überzog Europa mit Krieg. Nach seinem Sturze aber triumphierten die alten Souveränen. Schlimmer denn je regierte die Reaktion. Was noch an Freiheitsgeist die Napoleonkriege überstanden, wurde ausgerottet. Nur die großen Leistungen und Werte, die die Wirtschaftsfreiheit geschaffen, reizte die Raffgier der Reaktionäre. Deshalb ließ man der Produktion etwas Freiheit. Mit dem absoluten Staats-, mit dem Merkantilsystem, mit dem staatlichen Geldmonopol, mit Zinsen, Steuern und Zöllen hatte man die Produktion trotz ihrer Freiheit genug in der Hand. 12, ja 14 Stunden- und Kinderarbeit zu Hungerlöhnen war die Folge. Strenge Gesetze verboten den Arbeitern jede Auflehnung. Ungeheuer steigerte sich die Herrschaft des Monopolgeldes, Maschinen waren erfunden, ohne sie konnte der Handwerker, der Zimmermann, der Weber plötzlich nicht mehr konkurrieren. Maschinen aber kosteten Geld, und die Arbeiter hatten keins. Rettungslos waren sie den Geldbesitzern ausgeliefert. Wäre genügend viel Geld dagewesen, dann hätten sie sich auch Maschinen und Werkstätten bauen können; dann hätte viel produziert werden und die Arbeiter hätten viel Produkte gegenseitig austauschen können. Wenn aber soviel Maschinen und Werkstätten gebaut werden, reichen schließlich die Arbeiter nicht mehr aus, und dann steigen die Löhne. Bei der großen Konkurrenz können nun die Preise nicht erhöht werden, dann aber nehmen die höheren Löhne dem Unternehmer seinen Profit, so lange bis er auch nur seine Arbeit bezahlt bekommt. Das aber wollten die Geldbesitzer nicht, deshalb unternahmen oder liehen sie einem Unternehmer nichts, wenn es sich für sie nicht rentierte, wenn sie nicht ihren Profit, ihren Zins dabei erhielten. Deshalb wurde, was eben bei einem Monopol möglich ist, nie so viel Geld in die Wirtschaft gegeben, daß genug Maschinen usw. gebaut werden konnten, und ein Teil der Arbeiter siechte arbeitslos und der andere mußte 14 Stunden für Hungerlohn schuften.

Statt nun, wie in der Französischen Revolution, wieder Freiheit zu fordern, Freiheit überall, auch im Austausch und Geldwesen, verfielen die Arbeiterführer in den zwar verständlichen, aber um so unglückseligeren Trugschluß, ihr Elend sei begründet in dem letzten bischen, von der Reaktion belassenen Freiheit in der Produktion. In den Revolten von 1848 flackerte der Freiheitskampf noch einmal auf. Dann aber verrannte sich der Arbeiterkampf endgültig in den Irrtum, die Freiheit weiter beschränken zu wollen. Generationen hindurch kämpfen nun die Arbeiter gegen die Freiheit - und sind immer noch geknechtet.

Erst in letzter Zeit beginnt wieder der Freiheitsgeist aus seinem Dämmerungsschlaf zu erwachen. Jugendbewegung, Neue Kunst, Freiheitsforderungen für den Körper sind hoffnungsvolle Zeichen. In der Politik und Wirtschaft sind es jedoch erst wenige, die es klar sehen und erkennen.

Überall da, wo der Staat sich ein Monopol nimmt oder an seine Hintermänner vergibt, herrscht Ausbeutung und Mißwirtschaft. Da, wo dem Erfindergeist, der Arbeitsinitiative, dem Streben der Menschen Freiheit gewährt wurde, ist alle Kultur und Fortschritt entstanden. Da aber, wo der Staat seine starre Form aufzwängt, schützt er nur Ungerechtigkeiten und Vorrechte einzelner. In der Freiheit entwickelt und entfaltet sich der Mensch und steigert seinee Fähigkeiten. In der Staatsatmosphäre wird die Persönlichkeit unterdrückt und die dumpfe Mittelmäßigkeit gezüchtet, die die Menschen gefügig macht zur Ausbeutung. Diese besteht vor allem darin, daß die Beherrscher des Austausches, die geldbesitzenden Kapitalisten, sich die in der Freiheit entwickelte Produktion und damit die Arbeit versklavt haben. Die Möglichkeit hierzu haben die Geldbesitzer nur durch den vom Staate geschaffenen Monopolcharakter des Geldes.

III.  Monopolgeld oder Freies-Geld?

Wollen wir also der Ausbeutung und Verelendung ein Ende bereiten, so müssen wir die Monopole beseitigen. Wollen wir die Monopole, vor allem das Geldmonopol beseitigen, so müssen wir ihren Schutzherrn, den Staat mit allen seinen Einrichtungen beseitigen.

Wie ist ein Leben der Menschen dann möglich im staatenlosen Zustand, in der „Anarchie“? Der kapitalistischen Presse ist es gelungen, den Sinn des Wortes Anarchie zu entstellen. Man hat ihm eine Bedeutung wie Unordnung, Wirrnis unterschoben. In Wirklichkeit heißt es gemäß seiner Übersetzung aus dem Griechischen: frei von jeder Herrschaft, frei von Zwang und Gewalt. Nur in diesem wahren Sinne soll es in dieser Schrift gebraucht werden. Wenn etwas frei ist von Beherrschtsein und Gewalt, so ist es noch lange nicht in Unordnung, sondern trägt im Gegenteil die natürliche Ordnung alles Lebens in sich. Das Leben der Menschen in der Freiheit, in der Anarchie, wo niemand gezwungen werden kann für Herrscher oder für die Allgemeinheit zu leben und zu arbeiten, wird eine natürliche und zweckmäßige Ordnung finden, in dem jeder in völliger Freiheit nach seinem Können und Wollen seine von ihm gewählte Arbeit tut, und dafür im freien Wettbewerb nach Angebot und Nachfrage seinen Verdienst erhält. In einem staatenlosen Zustande muß jeder gemäß seiner Kraft, seiner Intelligenz und gemäß seinem Fleiß verdienen und leben. So wurde es schon lange, besonders von Proudhon, Stirner, Mackay und Gesell erkannt und vertreten.

Wie löst sich nun das Geldproblem in der Anarchie? Das Geld, das heißt ein Tauschmittel, das die einzelnen Arbeitsprodukte zum Austausch bringt, ist auch in der Anarchie nötig. Auf das Geld verzichten zu wollen, weil es heute von den Kapitalisten zur Ausbeutung verwandt wird, hieße folgerichtig auch auf den elektrischen Strom verzichten, bloß weil ein kapitalistischer Staat Sacco und Vanzetti auf dem Elektrischen Stuhl ermordete. Schon Proudhon erkennt, daß in der durch die Technik entwickelten Arbeitsteilung die Arbeitsprodukte ausgetauscht werden müssen. Er forderte deshalb Warentauschbanken mit eigenen Gutscheinen und versuchte sie einzuführen. Während Mackay einfach die Beseitigung des Noten- und Geldmonopols fordert, bringt Silvio Gesell wirtschaftlich neue, besondere Vorschläge. Leider war Gesell zunächst nur Liberaler. Aber wie jeder konsequente, zu Ende gedachte Liberalismus zum Anarchismus führt, so entwickelte sich auch Gesell zum Anarchisten. Sein Hauptwerk hat er jedoch als Liberaler geschrieben. Und so kommt es, daß die meisten Anhänger Gesells, „Freiwirte und Fysiokraten“ (FFF Bewegung) keine konsequenten Anarchisten sind. Dies wäre an sich nicht schlimm, denn sie können immer noch genau wie Gesell selbst radikaler und bis zum letzten konsequent werden. Von größerem Schaden ist, daß wirkliche Freiheitskämpfer, reine Anarchisten, durch die ersten Schriften Gesells, sowie durch die Gesellanhänger leicht abgehalten werden, die Wirtschaftserkenntnisse Gesells als anarchistische Lösung zu erkennen und als Waffe zu gebrauchen.

Auf dem Gebiete des Geldwesens nun bringt Gesell die Lösung des natürlichen Geldes, das er „Freigeld“ nennt. Am ausführlichsten baut Gesell in seiner „Natürlichen Wirtschaftsordnung“ diese Theorie aus. Zwei Eigenarten unterscheidet dieses Geld von dem heutigen.

  1. Es unterliegt einem regelmäßigen Schwund, der durch Aufkleben von Aufwertungsmarken an bestimmten Stichtagen von dem jeweiligen Besitzer ausgeglichen werden muß oder sich automatisch entwertet. Hierdurch wird dem Gelde seine den Waren überlegene Form genommen und es wird verhindert, daß dieses Geld dem Verkehr entzogen und zurückgehalten werden kann, damit also Monopol wird und seine Besitzer in die Lage versetzt, es nur gegen Zins wieder herauszugeben.

  2. Es hat eine Indexwährung, das heißt, es soll der Wirtschaft immer gerade so viel und so wenig Geld zugeführt werden, daß die Preise im Durchschnitt stabil bleiben. Steigt der Index, so wird Geld aus der Wirtschaft gezogen; fällt der Index, so wird Geld in die Wirtschaft hineingegeben. Hierdurch wird eine dauernde Konjunktur erzielt. Krisen, Arbeitslosigkeit werden unmöglich. Die Herrschaft der Goldbesitzer sowie Spekulationsmöglichkeiten werden unterbunden.

Diese Wirkung des Freigeldes soll zunächst noch nicht untersucht, sondern erst einmal folgende Tatsache festgestellt werden. Die Herausgabe und Verwaltung des Freigeldes muß nach der „Natürlichen Wirtschaftsordnung“ einheitlich geschehen und soll einem Reichswährungsamt übergeben werden. Dies bedeutet aber, der Staat muß bestehen bleiben (wenn er auch in allen anderen Punkten abgebaut werden soll). Denn was soll z.B. dann geschehen, wenn das Geldmonopol des Reichswährungsamtes in der Mengenregulierung dadurch gestört wird, daß von einer oder von mehreren anderen Seiten ebenfalls Geld in Umlauf gesetzt wird? Muß das Reichswährungsamt dann laut dem dadurch steigenden Index sein Geld aus dem Verkehr ziehen? Oder soll es das Volk auffordern, die anderen Geldherausgeber (vielleicht große Gruppen) zu bekämpfen (bis zum Bürgerkrieg), oder soll es sein Monopol mit Polizeigewalt schützen? Was passiert ferner, wenn ein Nachbarland zuviel Geld herausgibt und dieses herüberkommt? Wenn nun gar eine profitlüsterne Interessengruppe die Macht im Reichswährungsamt bekommt, so wird diese sich unter dem Vorwand ihr Monopol „im Interesse der Allgemeinheit“ schützen zu müssen, Polizei schaffen und unter deren Schutz lustig ausbeuten.

Gesell nun selbst hat diese Unzulänglichkeit seiner Theorie erkannt und nach der rein anarchistischen Lösung gesucht. In seinem letzten Buch „Der Abgebaute Staat“ (A. Burmeister Verlag, Berlin-Friedenau), einem Zukunftsroman schreibt er im Vorwort: „In meinem ersten Versuch (Der Abbau des Staates, Berlin 1919) mußte ich noch einen Rest oder Schatten eines Staates bestehen lassen weil ich für die akratische2 Lösung des Geldproblems noch keine befriedigende Form gefunden hatte. Ich mußte die Währung einem Währungsamt übergeben. Das brachte mir manchen Tadel aus den Kreisen der Anarchisten ein und beeinträchtigte die Werbekraft meiner Ausführungen. Diesen Mangel (eigentlich war es nur ein Schönheitsfehler), glaube ich jetzt in einer Weise behoben zu haben, die jeden Akraten befriedigen muß.“ Im Verlauf dieser Schilderung des „Lebens und Treibens in einem gesetz- und sittenlosen, hochstrebendem Kulturvolk“ deutet Gesell jedoch die anarchistische Lösung nur unvollkommen an. Gesell hatte die Absicht gehabt, den „Abgebauten Staat“ zum letzten Teil der Neuauflage seiner „Natürlichen Wirtschaftsordnung“ zu machen und diese vorher zu überarbeiten. Die logische Folge hiervon ist, daß Gesell nicht am Ende seines Werkes das rein akratische Freigeld bringen und in den vorhergehenden theoretischen Begründungen aber das Reichswährungsamt bestehen lassen konnte. Leider ist nun Gesell vor der Neuüberarbeitung der NWO gestorben. Der „Abgebaute Staat“ aber ist wenig verbreitet geblieben. Die führenden Anhänger bedauern, daß Gesell noch dieses Buch geschrieben hat, das die Anerkennung seiner Lehre in „ernsten Kreisen“ nur erschweren kann. Auch in den sich konsequent nennenden FFF Zeitschriften begeht man die Unehrlichkeit alle Schriften Gesells zu empfehlen, aber den „Abgebauten Staat“ fast ganz zu unterschlagen. Ja, mit der Behauptung, wohl auch der eigenen Überzeugung, der beste Kenner der freiwirtschaftlichen Theorie zu sein, geht man sogar so weit, die einheitliche Monopolgeld-Herausgabe als das Wesentlichste von Gesells Erkenntnis zu bezeichnen. So etwas kann durch einen „Schönheitsfehler“ kommen. Auch die radikalere der zwei FFF Vereinigungen, der Fysiokratische Kampfbund, hat in seinem unabänderlichen Programm die Forderung des Reichswährungsamtes belassen. Man erklärt die radikalanarchistische Geldlösung als ein Phantasiegebilde oder als einen Irrtum Gesells.

Hiergegen soll in folgendem der Beweis der Richtigkeit und der Durchführbarkeit der reinen Anarchie auch im Geldwesen, also der Geldanarchie gebracht werden. Damit wird die Forderung Proudhons und Mackays vertreten, daß es genügt, ja hauptsächlich darauf ankommt, dem Gelde seinen Staatsmonopolcharakter zu nehmen.

IV.  Geld gleich Ware.

Beseitigung des Monopols heißt auf dem Gebiete des Geldwesens praktisch, daß jeder Geld für sich und andere herstellen und in Umlauf setzen kann. Hier wendet sich der Staatsgläubige mit Grausen - für die anderen soll untersucht werden, was dann geschieht.

Überall wo dem Wettbewerb freier Lauf gelassen wird, entstehen durchaus keine chaotischen Zustände, sondern alles ordnet sich durch Interesse und Initiative der Privatarbeit in den Gang der Wirtschaft ein, und immer neue Fortschritte und Leistungen setzen sich durch, wie man es in der Produktion und Technik sehen kann. Warum soll Freiheit nicht auch auf dem Gebiet des Austausches und Geldwesens möglich und vorteilhaft sein?

Wir wollen annehmen in irgendeinem Lande sei das Geldmonopol gefallen. Die verschiedensten Banken, Unternehmer und Privatleute werfen sich auf diesen neuen, freigewordenen Wirtschaftszweig. Alle möglichen Geld- und Herausgabearten werden versucht. Welche Geldart oder welche Geldarten werden sich durchsetzen und die anderen aus dem Felde schlagen?

Geld aus Metall herstellen wird sicher niemand mehr. Man würde es nur für den Preis des enthaltenen Metalls nehmen. Hierbei wird aber keine Möglichkeit gegeben die Prägekosten irgendwie herauszubekommen. Also wird sich niemand damit befassen. Das Tauschen mit ungeprägten Goldbarren ist durch Wiegen und Prüfen der Vollwertigkeit zu umständlich. Wenn die Monopolstellung des Geldes beseitigt ist, wird es eine Ware wie jede andere, die man natürlich gegenseitig austauschen kann. Nur ist es, wie gesagt, zu unpraktisch, und wird nicht üblich werden, sobald ein reines Tauschmittel, ein Papiergeld im Umlauf ist. Was für Papiergeld wird sich nun durchsetzen? Entscheidend hierfür ist:

  1. die Form und Beschaffenheit des Geldes und

  2. die Herausgabeart und Gewährleistung der Stabilität.

Zunächst die äußere Form des Geldes. Es kann Dauergeld oder Schwundgeld (wie Gesells Vorschlag) sein. Welches Geld wird das andere im Verkehr verdrängen? Ein Dauergeld wird jeder, soweit es ihm möglich ist, zurückhalten, als Sparmittel benutzen. Das Schwundgeld aber wird zum Kaufen und Zahlen verwandt werden; regelmäßige Zahlungen aus Verträgen, Löhne, Gehälter werden mit ihm geleistet werden. Wer Geld herausgibt, will dadurch selbstverständlich verdienen, auch müssen Druck- und Verwaltungskosten herauskommen. Bei dem Verleihen ihres Geldes können die Geldherausgeber keine Zinsen mehr fordern, denn der Zins ist nur eine Folge unseres heutigen Geldmonopols. Bei der Herausgabe von Dauergeld fällt, wie beim Metallgeld, die Möglichkeit, Herstellungskosten sowie einen Verdienst zu erhalten, fort. Deshalb schon wird man auf das Schwundgeld kommen3. Der Schwund bringt eine Einnahme. Er kann erhoben werden durch regelmäßige Abstriche an der Nennhöhe jedes Geldscheines (sog. Tabellengeld) oder durch Aufkleben von Marken, was wohl praktischer, weil übersichtlicher, und damit dann erfolgreicher ist. Der Verkauf dieser Aufwertungsmarken wäre dann der Verdienst des „Geldgewerbes“. Es wird nun natürlich jeder Geldhersteller den Schwund an seinem Gelde möglichst hoch bemessen wollen. Wir haben gesehen, daß das Schwundgeld das Dauergeld auch verdrängt, weil jeder bestrebt ist das Geld an den Aufwertungstagen nicht mehr zu besitzen, sondern es vorher weiterzugeben.4 Wird nun deshalb das Geld mit dem höchsten Schwund die weniger Schwindenden verdrängen, oder hat das eine Grenze und wo ist diese Grenze?

Dem Interesse des Geldbesitzers das am meisten schwindende zuerst weiterzugeben steht das Interesse des Waren- oder Leistungsbesitzenden Verkäufers entgegen, möglichst dauerndes Geld zu erhalten. Er würde am liebsten das Schwundgeld gar nicht nehmen; aber dann gehen die Besitzer des Schwundgeldes vielleicht zur Konkurrenz, und er bleibt auf seinen Waren sitzen. Diese bereiten ihm aber auch Verlust, Schwund. Er wird sich also ausrechnen, welcher Verlust größer ist. Schwindet das Geld weniger als seine Waren, so nimmt er es, schwindet es mehr, so wird er es höchstens mit einem entsprechenden Aufschlag nehmen. Den Durchschnitt des Warenschwundes hat man auf 5-6% pro Jahr berechnet, (Die Unterschiede im Schwund der einzelnen Waren werden durch entsprechende Verlust- oder Risikoaufschläge ausgeglichen). Es wird also in der freien Konkurrenz den Besitzern von Geldern mit verschiedenem Schwund nur möglich sein, ein Geld mit einem Schwund von ebenfalls 5-6% ohne Aufschlag loszuwerden. In der zweiten Aufgabe des Geldes, Sparmittel zu sein, ist es dann genau so. Jemand der sparen will, wird ein Geld bis zu 6% Schwund noch verleihen können. Allerdings wird er in der Geldanarchie keine Zinsen dafür erhalten, aber braucht auch den Schwund nicht zu erleiden. Bei einem Geld mit höherem Schwund wird der, der sich es leihen will, aber denselben Aufschlag verlangen, wie die Warenbesitzer, wenn sie von ihm solches Geld in Zahlung nehmen. So wird es den Geldherausgebern auch nicht möglich sein, Kreditnehmer zu finden, die von ihnen Geld mit einem Schwund von mehr als 5-6% leihen, denn diese müßten, wenn sie dafür kaufen wollen, ja Aufgeld zahlen. Also leihen sie sich nur Geld mit einem Schwund von 5 höchstens 6%.

Diese Untersuchung zeigt, daß das sogenannte Greshamgesetz, das besagt, daß das schlechtere Geld das bessere verdrängt, nur für monopolistisches Stoffgeld richtig ist. In der freien Konkurrenz ist es im Gegenteil so, daß das Geld zur Ware wird, und daß das Geld mit dem besten Warencharakter, das das beste Tauschmittel und doch auch noch Sparmittel ist, jede andere Geldart aus dem Wettbewerb verdrängt.

V.  Ausbeutung durch Konjunkturen und Krisen beim heutigen Monopolgeld.

In der Wirtschaft steht die gesamte Menge der zum Verkauf angebotenen Waren dem zum Kaufen zur Verfügung stehenden Gelde gegenüber. Durch dieses Angebot und Nachfrage von Waren und Geld bilden sich die Preise. Erscheinen z.B. auf einem Markt oder auf einer Börse Verkäufer mit Waren, die sie zusammen für eine Million verkaufen wollen, so hängt die Preisgestaltung davon ab, über wie viel Geld die zum Kauf Bereiten verfügen. Besitzen diese weniger als eine Million, so werden die Preise, für die tatsächlich gekauft wird, fallen. Halten jedoch die Kauflustigen mit mehr Geld Nachfrage, so steigen die Preise. Immer der Teil, der mehr vorhanden ist, sinkt, der knapp ist steigt im Preise. Alle Märkte und Börsen stehen nun in dauernder enger (telefonischer) Verbindung und gleichen ihre Preise aus, so daß das Ganze wie ein Markt aufzufassen ist. Infolgedessen bestimmen sich die Preise in einem Wirtschaftsgebiet nach dem Gesamtangebot von Ware und dem gesamten Nachfrage haltenden Geld. Ist mehr Ware als Geld da, fallen die Warenpreise, ist mehr Geld als Ware da, so steigen die Preise, bis alle vorhandenen Waren sich mit allem vorhandenen Geld austauschen können.

Dies ist ersichtlich aus dem Index. Man kennt hauptsächlich zwei Indexarten im Handel.

  1. Den Lebenshaltungsindex, der in den einzelnen Städten an Hand der Ladenpreise nach einem angenommenen Lebensstandard geführt wird.

  2. Den Großhandelsindex, dieser ist der Durchschnitt aller an einer Börse gehandelten Waren im Verhältnis ihres Umsatzes, heute geführt auf der Grundlage der Preise von 1913.

Der Großhandelsindex zeigt Preisänderungen am schnellsten an; aus ihm ist eine Veränderung des Mengenverhältnisses von Ware und Geld am schnellsten ersichtlich. Er kann auch, wie die Preise jeder einzelnen Ware, von jedem kontrolliert werden. Bei dem heutigen dauerhaften monopolistischen Gelde kann willkürlich und je nach der Menge des in der Notenbank vorhandenen Goldes mehr oder weniger Geld herausgegeben, dann auch zurückgehalten oder zu schnellerem Umlauf gebracht, das heißt Deflation und Krisen oder Inflation und Konjunktur hervorgerufen werden. Man spekuliert á la Baisse oder á la Hausse unter Duldung, ja Mithilfe von Regierungen und Notenbanken. Halten es die Bankgewaltigen für angebracht, so lassen sie viel Geld in die Wirtschaft. Dann kann viel gekauft, viel verkauft, viel produziert werden und die Arbeitslosigkeit wird verringert, unter Umständen ganz aufgehoben. Aber durch das große Geldangebot steigen die Preise. Die Löhne hinken (nach langen Lohnkämpfen) nur langsam nach. Deshalb haben die Lohnarbeiter auch in der Konjunktur kaum einen Vorteil. Die Geldvermehrung kann bis zur völligen Entwertung des Geldes getrieben werden. Je weiter die Entwertung geht, desto werden alle Sparer um ihre Habe betrogen. Die Bankgewaltigen und Großkapitalisten haben selbstverständlich rechtzeitig á la Hausse, also auf steigende Preise spekuliert, sie haben Gelder aufgenommen und lange Termingeschäfte abgeschlossen.

Das Gegenteil ist die Spekulation á la Baisse, also auf sinkende Preise. Der Notenbank wird die Gold- und Devisendeckung entzogen und dadurch der Geldumlauf verringert, außerdem Geld zurückgehalten. Jetzt ist im Gegenteil zu wenig Geld in der Wirtschaft. Es kann nicht genug gekauft, verkauft, produziert werden. Die Preise fallen, die Arbeitslosigkeit und das Elend steigen. Es steigt der Wert, die Kaufkraft des Geldes. Die Geldgewaltigen können alle Wirtschaftsobjekte billig kaufen. Der Zins steigt. Die Macht der Geldbesitzer und die Ausbeutung ist in der Deflationszeit am stärksten. Deshalb wird dieser Zustand am längsten gehalten; nur von Zeit zu Zeit ändert man mal die Taktik, läßt mehr Geld in die Wirtschaft und läßt in einer kurzen guten Konjunktur neue Werte entstehen, um sie sich in der darauf herbeigeführten Deflation wieder anzueignen und zu verprassen. Diese Tatsache ist an vielen Beispielen der Vergangenheit immer wieder zu erkennen, nicht zuletzt in der Gegenwart zu verfolgen. Das statistische Material über Geldumlauf, Preishöhe (Index) und Arbeitslosigkeit gibt den klarsten Beweis5

Bei inflationistischer Tendenz gewinnt die Hochfinanz besonders durch Haussespekulation aber auch der Unternehmer durch flotten Absatz und nachhinkende Löhne. In der Deflation profitiert die Geldwelt neben Baissespekulation durch die Wertsteigerung des Geldes, Hochhalten des Zinses und Abdrosseln von Wirtschaftsunternehmen und immer größerer Verschuldung und Enteignung der Unternehmer, besonders der kleineren. Mit der Deflationspolitik ist das Mittel gegeben, wodurch man Existenzen vernichtet, womit man die Arbeit immer wieder auf den Hungerlohn setzt. Die schärfste und gewinnbringendste, die vernichtendste und brutalste Waffe der Ausbeuter.

VI.  Stabilität des „Anarcho“-Freigeldes.

Wir können diese Waffe der Ausbeuter brechen durch Beseitigung des Geldmonopols. Wir haben gesehen, daß in der freien Konkurrenz sich das für die Wirtschaft beste Geld durchsetzt. Nämlich das, das nicht durch Dauerhaftigkeit den Waren und der Arbeit übergeordnet ist, sondern genau wie diese sich durch eine regelmäßige Entwertung, die der Durchschnittsentwertung der Waren entspricht, anbieten muß. Da dieses Geld nicht gehamstert werden kann, oder jedenfalls gewaltigen, bei großen Summen untragbaren Verlust bereiten würde, wird es also keiner an Spekulation interessierten Macht gelingen so viel Geld aus dem Verkehr zu ziehen, daß Geldmangel, das heißt, sinkende Preise, Deflation, entstehen. Außerdem ist jeder Geldherausgeber daran interessiert, möglichst viel seines Geldes in den Verkehr zu bringen, da er ja dann mehr Einnahmen durch Verkauf von Aufwertungsmarken hat. Nach Beseitigung des Geldmonopols ist also eine Deflation, heute noch die große Ursache des Elends ganz unmöglich.

Und wie ist es dann mit der Inflation? Wenn zahlreiche Geldhersteller ihr Geld in den Verkehr zu bringen versuchen, würde bald eine Inflation entstehen, wenn die Herausgabe des Geldes nicht in einer solchen Art geschieht, daß die Stabilität des Geldes gewährleistet wird. Wie ist das zu erreichen?

Ein Geld hinter dem nichts steht, kommt natürlich im freien Wettbewerb nicht in Frage, niemand würde es annehmen. Ein mit Gold oder mit irgend einem anderen statischen „Wert“ gedecktes Geld bietet auch keine Sicherheit gegen eine Inflation. Auf Grund aller vorhandenen Werte kann man eine so große Menge Geld herausgeben, daß eine heillose Inflation entsteht. Sogar nur auf Grund des vorhandenen, in einem Lande angehäuften Goldes waren Inflationen möglich (Spanien, als nach der Entdeckung Amerikas große Mengen Gold importiert wurden, USA, als nach dem Weltkriege sich dort das Gold angesammelt hatte). Dies hat seine Ursache darin, daß die Goldwährung nur den einen festen Punkt, das Gold kennt. Es ist heute immer l RM = 1/2790 kg Gold oder lg Gold = 2,79 RM. Alle anderen Preise schwanken. Wie die großen Schwankungen des Handelsindexes zeigen, kann man einmal für sein Geld soviel, dann wieder weniger kaufen. Durch diese Schwankungen der Kaufkraft des Goldgeldes werden alle Kredit- und Zahlungsverträge dauernd gefälscht. Nach einer inflationistischen Veränderung hat ein Schuldner weniger zurückzuzahlen, und der Gläubiger ist betrogen. Nach einer Deflation erhöhen sich die Verpflichtungen der Schuldner, und die Gläubiger erhalten zu Unrecht mehr. Diese „Währung“, wo nur das Geld aber nicht Handelspreise und Wirtschaft währen, ermöglicht die Spekulationen und die künstliche und zufällige Erzeugung von Konjunktur und Krise. Und diese Gaunerei wird heute geschützt durch das Gesetz, das nur dieses Goldgeld kennt, und das nur Verträge, Hypotheken, Wechsel usw. auf Reichsgeld oder Gold sanktioniert.

Fällt Staat und Gesetz, wird jeder seine vertraglichen Forderungen vor Inflation schützen wollen, genau wie jeder Schuldner vor einer Erhöhung seiner Verpflichtungen durch Deflation sicher ist. Dies kann erreicht werden indem alle Kredit- und Zahlungsverträge, wie Schulden, Bankguthaben, Versicherungen, Termingeschäfte. Löhne, Abzahlungskäufe und laufende Warenlieferungen auf dem Index, also mit Ausgleich etwaiger Indexveränderungen, abgeschlossen werden. Hiermit wird vollkommen gewährleistet, daß die Forderungen indexbeständig, stabil bleiben. Wie dies in allen Kreditverträgen, so ist es auch mit den umlaufenden Zahlungsmitteln möglich. Papiergeld ist Kreditgeld. Bei dem heutigen Papiergeld liegt der Kredit in der Garantie, daß man für den Geldschein Gold einlösen kann, was aber, wie gezeigt, keine Sicherheit vor Kaufkraftminderung bietet. Das Geld, das vor einer Inflation sicher ist, muß eine indexbeständige, realisier- und einlösbare Warenforderung (Wechsel) oder durch solche gesichert sein. Wie kann nun in der freien Konkurrenz eine Geldherausgabe auf diese gesicherte Art gehandhabt werden?

Die Geldherausgabe wird genau wie heute als Kreditgewährung durch Diskontieren von Wechseln geschehen, nur daß diese Wechsel nicht auf Goldgeld, sondern auf eine Leistung stabil nach dem Warenindex lauten. Die zur Stabilität erforderliche Indexbeständigkeit muß jeder Geldherausgeber außerdem selbst dadurch erhalten, daß er sein Geld immer zu ein und demselben Kurs nach dem Index herausgibt und verleiht. Gibt also einer sein Geld stabil nach dem Großhandelsindex heraus, und der Index steigt, was also bedeutet, daß eine inflationistische Tendenz durch größeres Geld- als Warenangebot in der Wirtschaft eingetreten ist, und sein Geld an Kaufkraft verloren hat, so darf er sein Geld weiter nur gegen eine Warenforderung in alter indexbeständiger Höhe verleihen. Anderenfalls treibt er sein Geld selbst zur inflationistischen Entwertung und scheidet damit sehr schnell aus dem freien Wettbewerb aus und muß das Feld den stabil erhaltenen Geldern überlassen. Da dies aber kein Geldherausgeber will, wird er sein Geld selbst nur stabil herausgeben und verleihen. Wenn aber nach gestiegenem Index die Geldherausgeber ihr Geld nur zu ihrem alten, stabilen Kurs verleihen, hat jemand, der sich bei gestiegenem Index Geld von ihnen leiht, eine größere Rückzahlungsverpflichtung nach dem Warenindex zu übernehmen, als er zu dieser Zeit für sein Geld erhält. Er wird also mit der Kreditaufnahme warten, bis der Index wieder auf den alten Stand gesunken ist, oder er wird versuchen sich das benötigte Geld bei denen, die sparen wollen, zu günstigeren Bedingungen zu leihen. Dies hat aber zur Wirkung, daß ein weiteres Steigen des Indexes durch vermehrte Geldherausgabe unterbunden wird. Im Gegenteil werden jetzt Geldbesitzer, die Waren kaufen wollen, diese Waren nicht zu den gestiegenen Preisen an der Börse kaufen, sondern sie werden bei den Geldherausgebern ihr Geld gegen indexbeständige Warenforderungen eintauschen. Hierdurch wird wieder Geld aus dem Verkehr gebracht, wodurch der Index wieder bis zum alten Stand fällt. Also wird automatisch stets eine Stabilität des Warenindexes und der Kaufkraft des Geldes erreicht.

Die indexbeständige Warenwechselforderung, gegen die die Geldherausgeber ihr Geld verleihen, kann von vornherein ein Sichtwechsel oder erst nach einer bestimmten Zeit fällig nach Sicht sein und kann lauten auf eine bei Erfüllung zur Wahl freie, im Index geführte Ware aber auch auf eine von vornherein bestimmte Ware. Vor Fälligkeit und bei Sichtwechseln solange der Geldherausgeber den Wechsel noch verfügbar hat, kann der Kreditnehmer (Wechselschuldner) seinen Wechsel natürlich auch selbst mit Geld einlösen. Wird Warenlieferung beansprucht, hat sie zu erfolgen:

  1. zum Indexstand auf dem das Geld aufgebaut ist,

  2. unter Ausgleichung einer etwa inzwischen entstandenen Preisveränderung der zu liefernden Ware im Verhältnis zum Gesamtindex.

Ein Beispiel soll dies erläutern: Der Pächter eines Landgutes leiht sich bei einem Geldherausgeber, der praktisch nachher meist ein Bankinstitut sein wird, 1000 Geldeinheiten und gibt dagegen einen Warenwechsel, der drei Tage nach Sicht, frühestens nach drei Monaten fällig und bei dem Lieferung in Roggen vereinbart ist. Die geliehene Geldeinheit ist stabilisiert nach dem Großhandelsindex der Berliner Börsenvereinigung zum Indexstand 100. Wenn der Roggen im Index gleich 100 ist. soll der Roggenpreis z.B. 200 Geldeinheiten pro Tonne sein. Dann kann man also für 1000 Geldeinheiten 5 Tonnen Roggen kaufen. Wieviel Roggen hat nun der Pächter bei jedmöglichem Handels- und Roggenindexstand als Rückzahlung zu liefern?

  1. Der Handelsindex ist stabil geblieben, und der Roggen steht ebenfalls auf 100 im Index. - Der Pächter muß 5 Tonnen Roggen liefern.

  2. Der Handelsindex ist stabil geblieben und der Roggenpreis ist auf 90 im Index gesunken. Der Roggen ist also im Verhältnis zu dem Warendurchschnitt wertloser geworden. Dies muß durch Mehrlieferung ausgeglichen werden. Eine Tonne Roggen kostet jetzt 180 Geldeinheiten. - Der Pächter muß also 1000 : 180 = 5,555 Tonnen Roggen liefern.

  3. Der Handelsindex ist stabil geblieben und der Roggenpreis ist auf 110 im Index gestiegen. Der Roggen ist also im Verhältnis zum Warendurchschnitt wertvoller geworden. Dies muß durch Wenigerlieferung ausgeglichen werden. Eine Tonne Roggen kostet jetzt 220 Geldeinheiten. - Der Pächter muß also 1000 : 220 = 4,545 Tonnen Roggen liefern.

  4. Der Handelsindex ist auf 102 und der Roggenindex ebenfalls auf 102 gestiegen. Der Roggenpreis ist also im gleichen Verhältnis zum Warendurchschnittspreis geblieben. Der Pächter hat lediglich die stabile Forderung zu erfüllen. - Er muß also 5 Tonnen Roggen liefern.

  5. Der Handelsindex ist auf 102 gestiegen und der Roggenpreis auf 92 gefallen. Der Roggenpreis ist also im Verhältnis zum Warendurchschnittspreis gefallen. Der Pächter muß mehr Roggen liefern. Die Tonne Roggen kostet jetzt 184 Geldeinheiten. Die Geldeinheit ist auf der Börse um 2% im Preis gesunken. - Also muß der Pächter 1000 + 2% von 1000 = 1020 : 184 = 5,54 Tonnen Roggen liefern.

  6. Der Handelsindex ist auf 102 und der Roggenpreis auf 112 im Index gestiegen. Der Roggen ist also im Verhältnis zum Warendurchschnittspreis gestiegen. Die Tonne Roggen kostet jetzt 224 Geldeinheiten. Die Geldeinheit hat um 2% an Kaufkraft verloren. - Also muß der Pächter 1000 + 2% von 1000 oder 1020:224 = 4,597 Tonnen Roggen liefern.

Eine andere Möglichkeit als diese sechs an Hand eines Beispieles durchgeführten gibt es nicht, denn eine Deflation ist in der Geldanarchie nicht möglich. Werten wir nun dieses Beispiel aus, so sehen wir, daß der Schuldner der indexbeständigen Warenforderung (Pächter) in jedem Falle an Kaufkraft genau soviel zurückzuzahlen, wie er sich geliehen hat, falls er nicht, wie oben gezeigt, während eines über 100 stehenden Handelsindexes den Kredit genommen hat. Der Betreffende jedoch, der sich für sein Geld diese Warenforderung gekauft hat (man kann auch sagen eingelöst), macht in den Möglichkeiten 4, 5 und 6, also bei inflationistischer Tendenz, einen Gewinn, denn er kauft die Ware (Roggen) billiger als auf der Börse. Diesen Gewinn werden natürlich viele Händler und Käufer gern machen wollen. Wenn also der Großhandelsindex auch nur um einen Prozent steigt, werden sie sich von den Geldverleihern die indexbeständigen Forderungen einlösen. Das Recht hierzu werden die Geldverleiher, die ihr Geld erfolgreich einführen wollen. auch auf der Inschrift ihrer Geldscheine garantieren. Zweckmäßigerweise werden die Geldverleiher die verfügbaren Sieht und die in den nächsten Tagen fälligen Warenwechsel öffentlich bekanntgeben. Auch werden die Schuldner, die noch Warenwechsel einzulösen haben, in dem Moment, wenn die Preise anziehen alle ihre Waren zu dem höheren Preis sofort zu verkaufen suchen, um dann mit dem erhaltenen Gelde ihre eigenen Warenwechsel selbst einzulösen und damit ihre Verpflichtungen mit einem Gewinn zu erfüllen. Durch dieses Interesse sowohl der Geldbesitzer als auch der Warenwechselschuldner, wird schon beim leisesten Zeichen einer inflationistischen Tendenz dieser von. zwei Seiten jedesmal entgegengewirkt; erstens wird Geld durch Kauf (oder Rückkauf) der Warenwechsel aus dem Verkehr gezogen, zweitens wird das Warenangebot durch Erfüllen der Warenwechselforderung erhöht. Dies kann auch nicht zu weit, zur Deflation führen, denn sofort würde umgekehrt, sich Geld zu leihen und Waren zu kaufen, gewinnbringend werden. Dies bedeutet also, daß praktisch Geldpreis und Handelsindex quasi im labilen Gleichgewicht stets stabil bleiben.

Beim Verleihen werden die Geldherausgeber natürlich darauf achten, daß sie stets bald fällige Wechsel zur Verfügung haben müssen. Sie werden deshalb vorwiegend kurzfristige Kredite gewähren, wie sie die Wirtschaft im Warenhandel und -verkehr benötigt, während langfristige Kredite Aufgabe von Sparbanken, Versicherungsgesellschaften und dgl. sein wird. Dies entspricht ja auch der Währungsstabilität, die nur auf den auf dem Markte, befindlichen Waren und Gütern im Verhältnis zum dort nachfragehaltendem Gelde beruht. Das Geld, auf das jederzeit Eintausch gegen Warenwechsel, die in kürzester Zeit fällig sind, garantiert wird, wird die Gelder der Herausgeber benachteiligen, die dies auf Grund ihrer Kreditpolitik nicht können. Je realisierbarer die indexbeständige. Warenwechselforderung ist, desto lieber wird das Geld genommen und demzufolge auch geliehen. Wenn der Index steigt, wird schnell realisierbares Geld in der Kaufkraft vielleicht stabil bleiben, während anderes entwertet. Dann werden die Gelder einiger Geldinstitute einen anderen Kurs als die stabilen erhalten, den man ähnlich, wie heute die Aktienkurse, führen kann. Da dies aber umständlich, im Verkehr und beim Leihen mit Verlust verbunden ist, werden diese Geldsorten benachteiligt und verdrängt werden. Überhaupt wird jeder, der sein Geld einführen und in Umlauf halten will, alles tun, um seine Liquidität und Kreditsicherheit zu beweisen. Deshalb werden die Geldinstitute auch ihre als Deckung dienenden Warenwechsel öffentlich führen. Wer sein Geld mangelhaft mit Wechseln unsicherer Kunden deckt, wird das Schicksal der Kaufkraftverminderung und Ausschaltung seines Geldes auch erleiden. Je regelmäßiger das Geldverleihgeschäft ist, desto kürzer und an Warensorten vielseitiger kann die Einlösungspflicht natürlich jederzeit garantiert werden. Deshalb wird die Geldherstellung zum eigenen Bedarf auch zu Gunsten der gewerblichen Tauschmittelproduktion zurücktreten.

Bei der Kreditgewährung muß (genau wie heute beim Kreditgeben) der Geldherausgeber und -verleiher selbstverständlich alle Vorsicht walten lassen, will er sich vor Schaden schützen. Kennt er den Kreditsuchenden nicht so gut, daß er ihm einen Personalkredit (gegen Indexwechsel) einräumen kann, so kann er sich sichern durch Sachübereignung, Verpfändung oder durch Bürgschaften. Auch das an sich wegfalllende Lombardieren kann als Sicherung und Ergänzung zum Diskontieren hinzutreten. Einen etwaigen Verlust durch Zahlungs- bzw. Leistungsunfähigkeit eines Schuldners muß der Geldherausgeber und -verleiher, ebenso wie seine Unkosten ausgleichen können durch Einnahmen aus den Schwundgewinnen, genau wie heute die Banken aus dem Zinsunterschied der geliehenen und verliehenen Gelder. Sind allerdings mit Beseitigung des Geldmonopols die Krisen und allgemeinen Konjunkturschwankungen und damit die Spekulationsmöglichkeiten beseitigt, so bleiben nur noch die Bankerotte übrig, die in falschen Dispositionen oder Untüchtigkeit ihre Ursache haben. Die Kreditwürdigkeit wird nach dem Fallen der Geldvormachtstellung nicht mehr so sehr nach dem Vermögen eines Menschen, sondern vielmehr nach der Persönlichkeit, seiner bisherigen Ehrlichkeit und seinen Leistungen bemessen werden.

VII.  Betrüger und Fälscher.

Betrugsabsichten und Wechselreiterei wird man schneller als heute durchschauen können. Durch den automatischen Geldrückfluß, durch das Interesse der Geldbesitzer durch Geldeinlösen eventuell einen Gewinn zu machen, wird es keiner Macht gelingen die stabil gehaltenen Gelder zur Inflation zu bringen. Ein solcher Versuch würde höchstens verlustbringend für sie sein. Genau so bedeutet ein Versuch den Warenindex durch Warenverschleudern oder Warenpreisüberbieten zu beeinflussen nur Verlust. Scheingeschäfte bleiben ohne Wirkung, und fallen, da alles andere stabil bleibt und kein Mensch sonst seine Waren billiger weggeben oder für mehr Geld kaufen will, nur auf, und diskreditieren die armen Rückständler, die noch glauben Spekulation betreiben zu können.

Ein Geldherausgeber, der Warenindexforderungen garantiert, in Wirklichkeit aber, was an sich schon durch die öffentliche Führung der Deckungswarenwechsel verhindert wird, mit Betrugsabsichten ein Geld ohne diese Grundlage herausgibt, und sich bei Einlösungsansprüchen durch Neuherausgabe und Warenkauf hilft, scheitert in dem Moment, wenn vielleicht gerade hierdurch der Handelesindex steigt, und er bei jedem Geldumsatz den Prozentsatz der Indexsteigerung als Verlust erleidet. Dies muß in wenigen Tagen, ja Stunden dadurch zur Katastrophe führen, daß die Geldbesitzer je höher der Index steigt, um so schneller wieder bei ihm zur Einlösung sind. Durch den Umsatz seines Geldes wird man ihn bald als die Ursache der Indexsteigerung erkannt haben und sein Geld nicht mehr in Zahlung nehmen, was seinen Untergang besiegelt. Ihm wird es ergehen, wie dem Gemüsehändler, der seinen Kunden faule Tomaten einpackt und dem Zigarrenhändler, der seine Zigarrenkisten voll Stroh verkauft. Er wird in der anarchistischen, freien Konkurrenz schnell aus dem Geschäftsleben ausgeschaltet und sehnt sich vielleicht nach der Zeit, wo es noch einen Staat gab, der ihn in polizeiliche Schutzhaft vor den durch ihn Geschädigten nahm. Wird mit der Beseitigung der kapitalistischen Monopolwirtschaft jedem die Möglichkeit gegeben durch ehrliche Arbeit einen menschenwürdigen Lebensunterhalt und mehr zu verdienen, werden auch Betrüger immer seltener zu finden sein. Die Frage der Fälschung der verschiedenen Geldscheine beantwortet Gesell in seinem „Abgebauten Staat“ sehr originell und zufriedenstellend, indem er in diesem Zukunftsroman schildert, daß der Herausgeber der Geldart „Muwa“ dadurch einen Vorteil vor anderen Währungen erzielte, daß jeder, der das erste Exemplar einer neuen Falschemission zu seiner Kasse bringt, dort den zehnfachen Betrag ausbezahlt bekommt. Da hierbei auch angegeben werden muß, woher der Betreffende das Falschgeld erhalten hat, wird der Geldherausgeber natürlich sehr schnell auf die Spur der Fälscher kommen. Hierdurch wird unechtes Geld stets sofort ausgeschieden, und die Sicherheit, daß nur echte Scheine umlaufen, lassen ein so gesichertes Geld gern nehmen.

IIX.  Außenhandel.

Wenn ein Land heute allein das Geldmonopol beseitigt, und die freie Konkurrenz im Geldwesen, also die Geldanarchie, einführt, so wird dadurch in keiner Weise der Handel und Verkehr mit dem Auslande gestört. Der Austausch von Waren und Leistungen, zwischen den einzelnen Ländern wird schon jetzt international verrechnet. Auch heute bezahlt der deutsche Kaufmann, wenn er Bananen aus den Vereinigten Staaten bezieht, diese ebensowenig in bar mit RM, wie der amerikanische Importeur etwa von ihm gekaufte Chemikalien nach Deutschland mit baren Dollars bezahlt. Beide bedienen sich der Zahlungsanweisung. Diese werden dann international ausgetauscht. Hat aber ein Land mehr Waren eingeführt als ausgeführt, so sind durch den größeren Import mehr Zahlungsanweisungen dieses Landes auf andere Länder vorhanden, als Zahlungsanweisungen der anderen Länder auf dieses Land. Infolgedessen werden Zahlungsanweisungen auf dieses Land mehr nachgefragt und steigen dadurch im Kurs, dem sogenannten Wechsel-oder Devisenkurs. Hierdurch nun wird der Export angeregt, da durch den höheren Wecheslkurs die Waren dieses Landes im Auslande billiger werden. Ist eine Währung aber mit Gold gedeckt, dann hat diese Veränderung des Wechselkurses seine baldige Grenze am sogenannten Goldpunkt. Dieser ist erreicht, wenn die Kursveränderung so groß geworden ist, daß es lohnt sich Geld dieses Landes zahlen zu lassen und dafür Gold an der Notenbank einzulösen und es in das Gläubigerland zu transportieren. Dadurch wird natürlich dem Lande mit dem augenblicklichen Exportminus Golddeckung, die Grundlage seines Geldes, entzogen, insbesondere da bei der Dritteldeckung jedesmal der Geldumlauf in der Wirtschaft um das Dreifache der Goldabwanderung verknappt werden muß. Ist dann zu wenig Geld im Umlauf, treten die Deflations- und Krisenerscheinungen, wie oben gezeigt, ein, aber die Spekulanten á la Baisse haben Profite gemacht. So arbeitet heute die Hochfinanz international, indem sie einmal diesem, dann wieder jenem Land das Gold entzieht. Anders, wenn die Geldmonopolwährung beseitigt ist. Hier gleicht der Wechselkurs einen etwa größeren Import als Export völlig durch sich dadurch lohnende Warenlieferungen aus. Ohne Goldwährung wird die Höhe des Wechselkurses von den Warenpreisen bestimmt. Bleibt der Handelsindex stabil, so wird auch der Wechselkurs gehalten, und nur wenn die Handelsbilanz aktiv oder passiv ist, gleicht der Wechselkurs diese aus. Wenn heute ein Land die Geldanarchie einführte, würde durch das Verschwinden des Zinses und der Staatslasten allerdings eine verhältnismäßige Verbilligung der Waren dieses Landes eintreten, wodurch der Export den Import so gewaltig übersteigen würde, daß durch die Wechselkursveränderung eine Kapitalsanlage im Ausland gewinnbringend und dadurch ein Ausgleich geschaffen wird. Dies würde dann auch in den anderen Ländern den Zins allmählich herabdrücken.

IX.  Ergebnis.

Fassen wir nun noch einmal die Untersuchungen zusammen, so kommen wir zu folgenden Ergebnissen: Auch in der Anarchie ist zum Austausch der Produkte der arbeitsgeteilten Produktion ein Tauschmittel, Geld, nötig. In der freien Konkurrenz verliert es aber seine ihm heute durch das Staatsmonopol anhaftenden Eigenschaften. Wie im freien Wettbewerb die beste Ware die andere verdrängt, so verdrängt die beste Geldform alle anderen. Die Folge ist kein der Ware und der Arbeit mehr überlegenes Geld, sondern das Geld bekommt durch eine dem Warenschwund entsprechende Entwertung selbst Warencharakter. Das Interesse der Geldherausgeber ihr Geld in Umlauf zu halten, läßt sie es nur gegen realisierbare, indexbeständige Warenforderungen herausgeben, so daß es keine Inflation erleiden kann. Deflation und Zinsnehmen werden unmöglich. Das Geld erhält seine Kaufkrafthöhe durch die gleichbleibende Warenmenge, die man jederzeit, wenn nicht auf dem Markt dann bei den Geldherausgebern dafür kaufen kann. Wenn ihr Schutzherr, der Staat, fällt, werden Betrüger im Geldhandel ebenso schnell ausgeschaltet wie im Handel mit jeder Ware. Silvio Gesell erkannte den Wahnsinn und das Verbrechen unseres heutigen Dauergeldes. Er erkannte auch die richtige, natürliche, das heißt die zweckmäßigste Form des Tauschmittels, nämlich mit Schwund wie jede Ware und mit Stabilität zum Warendurchschnittspreis (Index). Aber er glaubte zunächst noch, es nur durch den Staat, zumindest durch ein Reichswährungsamt, einführen zu können. Erst in seiner letzten Schrift erkannte Gesell, daß das natürliche, beste Tauschmittel in der freien Konkurrenz, in der Anarchie, wenn kein Staat seine heutige, starre Form mehr schützt, sich von allein seinen Weg bahnt. Damit sind die Forderungen Gesells identisch mit den Forderungen Stirners, Mackays und aller konsequenten Anarchisten.

Es wurde gezeigt, daß die Ausbeutung und Verelendung der Arbeitermassen nicht beruhen in der Freiheit der Produktion, sondern in den staatsgeschützten Monopolen, die in erster Linie auf dem Gebiete des Austausches und der Verteilung der Produkte, am stärksten und verheerendsten im Tauschmittel, dem Gelde selbst zu suchen sind. Eine einfache Überlegung zeigt, was wir erreichen, wenn wir durch Einführung der Geldanarchie den Kapitalismus in seinem Ursprung und Wesen radikal beseitigen. Dieses Wesen des Kapitalismus ist der Kapitalzins. (Marx nennt es von der anderen Seite begründet: Mehrwert.) In der Geldanarchie wird der Kapitalzins mit dem Geldzins unmöglich. Denn wer würde dann noch einem „Kapitalisten“ für das Überlassen einer Werkstätte einen Kapitalzins zahlen, wenn er sich für den Bau einer neuen Werkstätte zinsfrei Geld leihen kann. Welche Arbeiter würden von ihrem Arbeitsertrag dem Fabrikbesitzer etwas (Marxens Mehrwert) abgeben, wenn sie sich mit zinsfreiem Gelde selbst jederzeit eine Fabrik errichten können?

Das Wort Überproduktion wird, mit Ausnahme einzelner überdisponierter Produktionszweige, die stets schnell ihren Ausgleich finden, in der Anarchie erst dann wieder gebraucht werden, wenn alle Menschen genug zu essen, zu kleiden und alle Wünsche erfüllt haben. Die Arbeit und die Leistung ist in der Anarchie allein gültig. Freiheit jedes Menschen herrscht, nicht Knechtschaft und Frondienst dem Kapitalismus. Wie gewaltig die Versklavung heute ist, zeigt die Tatsache, daß bei den augenblicklichen Zinssätzen die Arbeiter Deutschlands mehr als 35 Milliarden Goldmark Kapitalzins, der den Kapitalisten als arbeitsloses Einkommen in den Schoß fällt, erarbeiten müssen. Bedenken wir ferner, was zum Schutz dieses Raubes der gewaltig aufgebaute Staatsapparat, mit Polizei, Heer und Beamten, mit Parlamenten und Kirchen, was die auch letzten Endes dem Arbeiter abgepreßten Spekulationsgewinne, sowie die Ernährung, oder bezeichnender das „Nicht-ganz-verhungern-lassen“ des Arbeitslosenheeres für Unsummen verschlingen, die einzig und allein von den produktiv Arbeitenden aufgebracht werden müssen und ihnen abgegaunert werden, so kommen wir zu dem Ergebnis, daß in der Anarchie, wo alles dieses wegfällt, die Arbeit mindestens fünf bis sechs mal so hoch entlohnt werden wird. Wahrlich Grund genug für alle Arbeiter, die Ziele der Anarchie zu prüfen und zu durchdenken.

X.  Das Bodenmonopol - Freiland.

Mit der Beseitigung der Monopole auf dem Gebiete des Austausches können auch die Produktionszweige, die heute ebenfalls noch unter Monopolwirtschaft stehen, dem freien Wettbewerb übergeben werden. Dies ist überall ohne Schwierigkeiten möglich. Nur eine Ausnahme gibt es: das sind die Monopoleigenschaften des Grund und Bodens. Gutes, bewohn- und bearbeitungsfähiges Land, sowie abbaufähige Kohlen- und Erzlager sind begrenzt vorhanden. Die Produkte des an Beschaffenheit und Lage besten Bodens reichen zur Ernährung der Menschen nicht mehr aus. Je stärker die Bevölkerung wächst, um so mehr Boden schlechterer Qualität und Lage muß zur Bearbeitung herangezogen werden. Dieser bereitet mehr Kosten und Arbeit als der gute. Die Produkte des guten Bodens bringen jedoch genau dieselben Preise ein, wie die des schlechten. Die Preise sind immer so hoch, wie der nächst beste zur Verfügung stehende, unbebaute Boden an Kosten und Arbeitsaufwand zur Herstellung der Produkte braucht. Dies trifft auf Bodenschätze und auf die Lage des bebauten Grundes genauso zu wie auf die landwirtschaftlichen Produkte. Hierdurch erhalten die Bodeneigentümer ein um so höheres arbeitsloses Einkommen je besseren Boden bezw. günstigere Lage von Stadtgrundstücken oder leichtere Abbaufähigkeit von Bodenschätzen sie innehaben. Dieses Einkommen, das der Boden über den Arbeitsertrag abwirft, nennt man Grundrente. Schon lange bevor sich die Arbeitsteilung und damit der Austausch entwickelt hatte, eroberten sich Einzelne den besten Boden zu ihrem Besitz und schufen sich damit das erste arbeitslose Einkommen auf Kosten ihrer Mitmenschen, indem sie von ihnen für die Möglichkeit auch auf dem Boden wohnen und arbeiten zu dürfen, ein Entgelt verlangten. Zum Schutze dieses ersten Raubes schufen sie sich einen Staat, der diese Ausbeutung sanktionierte. Wenn auch mit der Beseitigung des Zinses bedeutende Verbesserungen an Beschaffenheit und Ausnutzung des Bodens ermöglicht werden können, so bleibt der Monopolcharakter und die Möglichkeit ein Einkommen zu erzielen, das größer als die aufgewandte Arbeit ist, bestehen. Und die Grundbesitzer werden immer wieder bestrebt sein, sich hierfür eine Schutzorganisation, einen Staat zu errichten.

Wie die Luft so braucht der Mensch den Boden unter den Füßen zum leben. Schließt man einen Menschen von der Mutter Erde aus, so nimmt man ihm seine Freiheit. In der Anarchie, dem völligen Freisein von Herrschaft und Gewalt, hat die Freiheit jedes Einzelnen aber seine Grenze in der Freiheit des Mitmenschen. Deshalb kann man niemanden vom Boden ausschließen, Privateigentum am Boden kann es nicht geben. Der Boden gehört allen. Wer und was aber soll entscheiden, wer auf dem guten Boden, wer auf dem schlechten lebt und arbeitet? Wer soll die Gebiete an den Flüssen, wer die Ausnutzung der Bodenschätze, wer die hohen Mieten einbringenden Grundstücke in den Stadtzentren erhalten? Wer den Grund und Boden ausnutzen will, der soll das, was der Boden mehr als den Arbeitsverdienst abwirft, der Allgemeinheit zukommen lassen. Dies ist nur möglich, indem der Grund und Boden allen gehört und im Meistbietungsverfahren zur privaten Bewirtschaftung verpachtet wird. Jeder wird für sein Stück Boden gerade und nur soviel als Pachtsumme zu bieten bereit sein, wie der Boden mehr als den reinen Arbeitsertrag einbringt, also gerade die Grundrente. Werden der gesamte Grund und Boden und die Bodenschätze dadurch allen zugänglich gemacht, daß sie im Meistbietungsverfahren gepachtet werden können, so wird ihre Bearbeitung in demselben Maße entlohnt, wie jede andere Arbeitstätigkeit. Aber die Grundrente, die heute den Bodenmonopolisten ein arbeitsloses Einkommen bringt, fließt dann durch die Pachtsumme der Allgemeinheit zu, und der Grund und Boden ist freies Land, „Freiland“.

Wer aber soll in einem abgebauten Staat die Verpachtung des Bodens und die Verteilung der Pachtsumme übernehmen? Hier kenne ich keine gerechtere und edlere Lösung, als den Vorschlag Gesells, der besagt: die Höhe der Grundrente ist abhängig von der Dichte der Bevölkerung. Die Bevölkerungsdichte ist abhängig von dem Bevölkerungszuwachs, von der Zahl der heranwachsenden Kinder. Werden viele Kinder geboren, so steigt die Grundrente. Also, sagt Gesell, laßt die Grundrente den Kindern! Und die Mütter sollen durch einen Mutterbund die Versteigerung des Grund und Bodens und die Verteilung der Pacht an alle Mütter nach der Zahl ihrer Kinder unter 16 Jahren übernehmen. Dann schützt die Liebe der Mütter zu ihren Kindern uns davor, daß erneut Mutter Erde von Einzelnen zu ihrem Privateigentum geraubt und zum Schutze dieses Raubes wieder ein Staat errichtet wird.6

Die Geldsorten, die der Mutterbund dann als Zahlungen der Pachtsummen vereinbart und annimmt, werden dadurch im Verkehr stärker als die anderen durchdringen. Wenn auch der Mutterbund sich durch die Indexklausel in seinen Verträgen völlig vor Kursschwankungen sichern kann, wird er vielleicht die von ihm gewählten Geldsorten (eventuell auch nur eine Geldart) in der Deckung gut kontrollieren und sich einen großen Teil der Schwundgewinne der von ihm geförderten Gelder zusichern und zur Erhöhung der Mutterrente verwerten.

XI.  Staatsmacht.

Nach dem Steigen der Bevölkerungszahl und der im 18. Jahrhundert stark entwickelten Staatsmacht war schon im vorigen Jahrhundert zur Ausnutzung durch das Bodenmonopol die durch das Privateigentum am Boden hervorgerufene Leibeigenschaft nicht mehr nötig und konnte nach langen Kämpfen beseitigt werden. Der Schutz der privaten Ausnutzung der Grundrente wurde durch den immer mächtiger werdenden Staat gewährleistet und brauchte nicht mehr durch die direkte Versklavung zu geschehen. Mit der Monopolisierung des Austausches war eine weitere, noch viel schwerere Ausbeutung geschaffen. Hierdurch wurde die Macht des Staates und die Versklavung und Verelendung auf das heute so gewaltige Maß gesteigert.

Die Interessen der Nutznießer des Bodenmonopols und des Geldmonopols sind durchaus nicht immer gleichgerichtet. Die Geldgewaltigen haben besonders Interesse an hohen Zinsen und langen Deflationen, die Bodeneigentümer an niedrigem Zinssatz und an häufigen Inflationen (zu ihrer Entschuldung). Einig sind sich beide in der staatserhaltenden Gesinnung. Die Bodennutznießer treiben, da sie auch an hohen Zöllen und Kriegen Vorteil haben, besonders Propaganda für den Nationalismus. Die Geldnutznießer haben an der immer weiteren Verstaatlichung der Wirtschaft Interesse. Ihr Ausbeuten ist am sichersten, wenn das Volk unter Herrschaft und Zucht von Beamten arbeitet, und überall ihr Geld „mitarbeitet“, ihnen den Hauptverdienst zusichert und den Arbeitern nur Hungerlöhne läßt.

Die Gegensätze dieser beiden Monopolgruppen führten zu einer gefährlichen Feindschaft und oft zu heftiger gegenseitiger Bekämpfung. Da auf der Geldseite die Juden und Freimaurer, auf der anderen Seite vorwiegend Adel und besonders auch katholische Kirche und Jesuiten stark vertreten sind, sieht es so aus als sei es ein Rassenkampf. Und es ist es auch, wenn man Rasse gleich Ideengemeinschaft setzt. Die Lebensidee, die Religion, der Charakter, der Beruf formt auch den Körper und alle Rasse- und Erbeigenschaften der Menschen, genau wie dies umgekehrt der Fall ist.

In diesem Kampf um die Wirtschafts- und Staatsmacht sind die Geldmonopolisten, besonders seit der Verschärfung des Geldmonopols durch die Abkehr von der Silber zur alleinigen Goldwährung, immer siegreicher. Der Gewinn des Bodenmonopols ist weitgehendst durch die Verschuldung der Landwirtschaft an die Geldgewaltigen übertragen. Etwas Stützung hat das Bodenkapital noch durch die katholische Kirche und die Jesuiten, die nicht nur über unverschuldeten Grundbesitz, sonden auch über ungeheuere Goldschätze und Geld- und Bankmacht verfügen, und sich so nach beiden Seiten koalieren können und dadurch oft in den Regierungen auschlaggebend sind.

In Deutschland, einer noch leidlichen Stütze des Bodenmonopols, tobt der Kampf, natürlich zum Schaden und Leid des Volkes, besonders heftig. Der Angriff der Grundrentner durch den Nationalsozialismus wurde beantwortet indem man die dem Boden günstig gesinnten Banken und Industriebetriebe, die auch die Nazipropaganda finanziert haben, zum Wanken und Krachen brachte. So wird sicher die Macht der Geld-, Raff- und Gewinnwirtschaft weiter zunehmen, wenn nicht der Bogen einmal überspannt wird und Katastrophen eintreten. Wie läßt sich beides vermeiden? Nicht indem man die einzelnen beteiligten Rassen und Gruppen persönlich bekämpft, sondern indem man das System beseitigt, bringt man alle Machenschaften zum Verschwinden.

Nur die Aufhebung des Bodenmonopols, das die erste Ausbeutung und Ursache zur Staatenbildung war, und die Beseitigung des Geldmonopols, der heute weitaus schlimmsten Ausbeutung, kann den Menschen Freiheit und Frieden bringen. Damit können auch alle anderen Monopole und Staatseinrichtungen fallen. Wer glaubt, daß es dann in der Anarchie, in der Gewalt- und Herrschaftslosigkeit keine Ordnung mehr gebe, der prüfe, ob es nicht in jedem Gebiet, wo heute Staats- und Monopolherrschaft ist, eine andere natürlichere, bessere, zweckmäßigere Ordnung gibt. Heute noch findet man Gegenden, wo es keine Polizei und keine Richter gibt. „Seltsamerweise“ sind diese von Dieben und Räubern verschont. Die Angst vor den Fäusten und Revolvern der Einwohner schreckt sie zurück. Es gibt Länder, die haben kein Heer - und haben doch, ja gerade deshalb Frieden. Es gibt kein staatliches Wirtschaftsunternehmen, von dem nicht in irgendeinem Lande der Beweis erbracht ist, daß es auch, meist: besser, als Privatunternehmen funktioniert. Genau so ist es mit den sogenannten Kulturstätten. Hier die Staatsherrschaft zu beseitigen ist sogar eins der dringendsten Erfordernisse. Die Aufrechterhaltung des Staates beruht weniger in Polizei und Heer als vielmehr in den kapitalistischen und staatlichen Schulen und Zeitungen, in Kirchen und Radiosendern. Alle diese Einrichtungen hat sich der Staat geschaffen oder unterordnet, um unter dem Deckmantel des Allgemeinwohls das Volk von Jugend an zu verdummen, um die Notwendigkeit des Staates, des Goldgeldes und der Monopole Kindern und Erwachsenen immer wieder einzureden, bis sie es kritiklos hinnehmen und überall den Grund des Elendes suchen, nur hier nicht. Wehrlose Kinder werden in die Schulen gezwungen, wo neben dem Lehren von einigem Nützlichen und Unnützem die Hauptaufgabe darin besteht, freiheitliche, aufsässige Geister zu knechten oder zu vernichten. Wer dennoch seine Freiheitsgesinnung bewahrt, wird später bald aus den Arbeitsstätten verjagt und durch die Arbeitslosigkeit zermürbt. Erst wenn alles nichts hilft, braucht man offen Gewalt mit Polizei und Gefängnis.

Dies ist die wahre Aufgabe der Polizei, nicht der Kampf gegen das Verbrechertum. Verbrechen sind nur eine Folge der wirtschaftlichen Not, der generations-langen Unterdrückung, des sich über diesen Elendszustand Hinwegtäuschen-wollens durch Betäubung der klaren Sinne mit Alkohol und Tabak und der Degeneration. Dies aber fällt nach der Befreiung und mit dem durch die in Freiheit immer mehr aufblühenden Wissenschaften, Technik und Kultur erhöhten Lebensstandard weg.

In der totalen Anarchie wird kein so „schrecklicher Kampf aller gegen alle“ unter den Menschen entstehen, genau nicht wie bei allen in Freiheit lebenden Tierarten. Gewiß wird jeder versuchen die eigene Persönlichkeit zu entwickeln und womöglich mehr zu leisten und zu erreichen als die anderen. Dieses individuelle Streben wird aber die Leistung und die Freiheit anderer anerkennen. Heute schon ist es zu beobachten, daß da, wo kein freier Wettbewerb gilt, in den Staats- und autoritären Betrieben, Mißgunst, Neid und Intrigen herrschen. Dagegen aber achtet man in Sportwettkämpfen, in der freien Kaufmannschaft und Wissenschaft allgemein die Leistungen der Konkurrenten in fairer Weise.

In der Freiheit wird der geachtet, der achtet, der in Frieden gelassen, der die Freiheit anderer berücksichtigt. Mit dem Fallen der staatlichen Gesetze und des starren Rechtes wird das Lebens- und Naturgesetz auch viel offenbarer werden, daß jedem Menschen stets genau das, meist in verstärktem Maße widerfährt, was er von sich gegeben, wie er gehandelt und gedacht hat. Ein engstirniger Egoismus auf Kosten anderer ist ebenso widernatürlich wie ein Altruismus auf Kosten der eigenen Person. Ein Gegensatz zwischen Egoismus und Altruismus gibt es eben so wenig wie den zwischen Gut und Böse. Alles hat eine Ursache und ist eine Wirkung und wieder eine Ursache. Das Leben jedes Menschen ist in der Freiheit in seine Hand gegeben.

XII.  Durch Tat zur Freiheit.

Wie nun ist es möglich aus der kapitalistischen Monopol- und Staatsherrschaft zur gewalt- und ausbeutungsfreien Anarchie, aus Elend und Knechtschaft hin zu Glück und Freiheit zu kommen? Nützt es die Massen zur Revolution aufzurufen, daß sie Gewalt gegen Gewalt gebrauchen? Der Aufruf zum Kampf gegen die Kapitalisten, gegen die Unternehmer, gegen die Adligen, gegen die Juden klingt stets revolutionär. Aber was hilft er? Der Einzelne, der durch Knechten und Ausbeuten lebt oder für das Schützen des Systems seinen Sold bekommt, ist sich dieser Tatsache meist gar nicht bewußt. Die Verdummungsmaschine hat auch sie erfaßt. Viele von ihnen, besonders die, deren Arbeitseinkommen das arbeitslose übersteigt, manch arbeitender Unternehmer, Lehrer, Geschäfts- und Gewerbetreibende würden die Anarchie mit einem fünf bis sechs mal so hohen Arbeitslohn, dauernder Konjunktur und allgemeiner Freiheit bei weitem dem heutigen Zustand vorziehen, ja sie würden dafür kämpfen, wenn sie nicht in dem kapitalistischen Staatssystem so befangen wären und den heutigen Zustand durchschauen und die Anarchie erkennen könnten. Die aber, die als große Spekulanten und Monopolisten die Unterjochung und Verelendung bewußt ihres Profites willen betreiben, sind nur wenige. Und an die ist kaum heranzukommen. Zu groß ist ihr Schutzwall des Geldes und der Polizei, der Dummheit, der Gläubigkeit und Irreführung bis tief hinein in die Reihen des versklavten Volkes. Deshalb wird das Mittel der offenen Gewalt nur bei seltenen Gelegenheiten und Augenblicken Aussicht auf Erfolg und tatsächlich, bleibende Änderung haben.

Wichtiger ist die Revolution, die die geknechtete Arbeitermasse an und in sich entfacht. Es ist die Auflehnung gegen das gemeinste und wirkungsvollste Mittel des Staates, gegen die Verdummung. Es ist die innere Befreiung der Arbeitermasse, und jedes einzelnen bei sich selbst; es ist das vorurteilslose Untersuchen, warum Not und Ausbeutung heute herrscht, und das Ringen um Freiheit. Hier gegenseitig Klarheit zu schaffen, hier aufzuklären und anzuregen ist die wichtigste Aufgabe vor der Tat.

Erst wenn genügend Unterdrückte erkannt haben, daß die Ausbeutung in den kapitalistischen Monopolen, in Zins und Staat begründet ist, kann zur Selbsthilfe geschritten werden. Welche Wege der Selbsthilfe stehen uns offen?

Das heute üblichste Kampfmittel der Arbeiter ist der Arbeitsstreik. Er ist aufgebaut auf der Theorie, daß die Ausbeutung und der Kapitalismus ihren Kern in der freien Produktion haben. Da dies aber irrtümlich ist, trifft ein Arbeitsstreik nie den Kapitalismus an sich, sondern höchstens einzelne Unternehmer. Erreicht wird meist nur nur der Form nach etwas, und der Streik kommt besonders in Zeiten der Deflation, der Krise und Arbeitslosigkeit den Arbeitern unnütz teuer zu stehen. Sinn hat höchstens ein radikal allgemeiner Generalstreik im Endkampf der Befreiung oder auch um den Ausbruch eines Krieges u.ä. zu verhindern. Es gibt aber wirksamere Befreiungsmethoden.

John Henry Mackay, der herrliche Verfechter der Anarchie, schlägt den Steuerstreik vor. Diese Möglichkeit ist jedoch den Arbeitern leider verschlossen, weil ihnen die Steuern gleich vom Lohn abgezogen werden müssen. So bleibt er nur für die selbständig Arbeitenden. Würden genügend Mutige diesen Weg gehen, so würde ihr Beispiel, besonders in Krisenzeiten schnell ansteckend wirken. Es wäre dann nur eine Frage der Zeit, daß durch wachsende passive Resistenz der Steuerverweigerung der Staat in der Grundfeste seiner Existenz erschüttert würde. Aber der Staat kennt diese seine schwache Stelle. Dringend braucht er die Steuern, diesen frechen, offenen Raub. Denn was sind die Steuern anderes, als daß das Volk den Schutzherrn seiner Unterjochung selbst erhalten muß? Bei der Steuererhebung ist dem Staat jedes Mittel recht; er fragt nicht nach ob Existenzen vernichtet werden, er treibt seinen Zehrpfennig erbarmungslos ein. Bei einer um sich greifenden Verweigerung dieser Tribute, würde er ohne Zögern zu den schärfsten Machtmitteln bis zur Abschreckung durch Ermordung zahlreicher Steuerverweigerer schreiten. Deshalb müssen wir sehen, ob es nicht noch einen leichteren und doch erfolgsicheren Weg gibt.

In seinem „Freiheitssucher“ (2. Ausg. S. 103) schreibt Mackay über den Staat: „So ist es, das Geld, sein erstes und hauptsächlichstes Monopol - das, welches ihm seine größte Macht verleiht und auf dem im Grunde seine ganze Existenz beruht“. Auch Proudhon erkennt die Machtwurzel des Staates und der Ausbeutung im Austausch mit dem staatlichen Monopolgeld. Deshalb begann er seinen Kampf mit der Gründung seiner Tauschbank. Eine Verbesserung dieser Kampfmethode brachte der Mitarbeiter Gesells. Georg Blumenthal, durch seinen Vorschlag des Geldstreikes. Weil nicht nur die Ausbeutung, sondern auch die Macht des Staates in seinem Gelde liegt, kann sich das unterdrückte Volk erfolgreich wehren, indem es sich unabhängig macht von diesem staatlichen Gelde, indem es dies zum Austausch seiner Leistungen und Produkte nicht mehr verwendet und sich ein eigenes Tauschmittel schafft. Dieses Tauschmittel, dieses Volksgeld, hat dann natürlich nicht die ausbeuterischen Eigenschaften des Staatsgeldes mehr an sich, sondern muß ein den Waren und Arbeitsleistungen gleichgeordnetes Schwundgeld sein, wie es sich in der freien Konkurrenz als beste Geldform durchsetzen wird, und wie es auch im Kampf mit dem Staatsgeld siegen muß. Diese Kampfweise des Geldstreikes hat den großen Vorteil, daß das Volkstauschmittel sofort mehr Absatz, mehr Arbeit schafft. Je größer die Zahl der Arbeiter ist, die ihren Lohn in dieses Geld regelmäßig umtauscht oder ihn gleich damit ausgezahlt bekommt, desto mehr wird das Tauschmittel zum allgemeinen Zahlungsmittel (hier wäre eine wichtige und vielleicht die erste wirklich antikapitalistische Aufgabe der Konsumvereine), desto mehr wird die Arbeitslosigkeit und die Not beseitigt und desto mehr schwindet der Kapitalismus, die Ausbeut ungsmöglichkeit und die Staatsmacht. Mit diesem Mittel werden nicht einzelne, sondern das System getroffen. Hier ist ein Weg gegeben, der unmittelbar und unfehlbar auf der Not zu Freiheit führt, und es ist für Kapitalisten und Staat schwer zu hindern, daß die Arbeiterschaft ihn geht. Sobald die Zahl der Werktätigen, die den Geldstreik als Todeswaffe erkannt hat, groß genug ist, führt er unweigerlich zum Ziel. Unmöglich können alle Arbeiter und Gewerbetreibenden durch die Polizei untersucht werden, ob sie etwa Privattauschmittel statt Staatsgeld bei sich haben. Die passive Resistenz des Geldstreikes befreit besser als gegen die Gewalt anrennen. Durch eigene Schöpfungen sich selbst helfen, um damit zu zeigen und praktisch zu beweisen, wie in der Wirtschaft besseres als unter Staatsleitung geleistet werden kann, wird den Fortschritt zur Freiheit bringen.

Wiederholt schon sind Versuche zur Einführung eines privaten Schwundtauschmittels gemacht, wodurch wichtige Erfahrungen gesammelt wurden. Seit einiger Zeit nun setzen die Mitglieder des FKB wieder ein Schwundgeld „Wära“ in Umlauf. In verschiedenen Gegenden ist die Wära erfolgreich eingeführt und hat ihre Wirkung der Absatz- und Arbeitsschaffung bewiesen. Die Wära wird von einer Tauschgesellschaft herausgegeben. Da die Wäraausgabe auch noch nach der Theorie der Notwendigkeit eines Reichswährungsamtes und der einheitlichen Mengenregulierung geschieht, ist die Wära nicht zwangsläufig in sich selbst stabil, sondern kann „so lange man die monopolistische Staatsmacht noch nicht hat“ nur nach Indexschwankungen der RM durch Mehrheitsbeschluß in der Tauschgesellschaft als Kursänderung von der RM stabil diktiert werden. Dadurch können natürlich nicht die Sicherheiten der Kaufkraftbeständigkeit. geboten werden, als würde das Tauschmittel durch indexbeständige, realisierbare Warenforderungen, wie es in dieser Schrift gezeigt ist, daß es sich in der freien, Konkurrenz durchsetzen muß, gesichert.

Ein so herausgegebenes Privattauschmittel würde auch, wenn die RM eine Inflation erleidet, von sich aus an Kaufkraft stabil bleiben und würde dann starkes Aufsehen erregen. Bei einer Deflation wird dann, statt es durch Zinsnehmen noch zu erschweren, wie es die Tauschgesellschaft heute macht, gerade einen Ansporn zur Kreditnahme dadurch gegeben, daß genau wie in der Geldanarchie ein Kursgewinn erzielt werden kann. Demzufolge werden viele sich gegen Warenwechsel (um sicher zu gehen, können noch hypothekarische und sonstige Sicherheiten hinzutreten) Kredite in Privattauschmittel nehmen und dieses in Umlauf setzen. Dann ist ein Umtauschen gegen RM auch kaum mehr nötig, da man ja bald Warenforderungen der verschiedensten Art für jedweden Bedarf zur Verfügung hat. So kann man eine Deflation der RM, mit allem dadurch hervorgerufenen Elend, schnell beseitigen.

Zweifellos ist im Kampf gegen den Staat eine einheitliche Herausgabe von privatem Schwundgeld taktisch von Vorteil. Aber schon die imaginäre Monopolstellung kann die oder den Führer leicht zu Bonzentum und Intrigen, zum Hemmen des Fortschrittes und der Weiterentwicklung führen.

Jedenfalls ist die Wära als erstes praktisch bedeutendes Experiment zum Geldstreik ein erfolgversprechender Anfang. Wenn auch die Herausgabe nach den Erkenntnissen dieser Schrift nach den Gesichtspunkten der Geldanarchie, noch nicht vollkommen ist, so hat gerade die aktive Mitarbeit an der Wäraeinführung, das Sehen ihrer Mängel und der Gedanke, daß man auch ohne Monopolstellung im Kampf gegen den Staat eine zwangsläufige Indexstabilität erreichen können muß, ihren Teil Anregung zu der in dieser Schrift gebrachten Lösung der Geldanarchie gegeben.

Eine Verbesserung der Wära zum Anarcho-Freigeld wäre, ohne seine zweifellos gut gewählte, juristisch unantastbare Form zu ändern, durchaus noch einzurichten, wodurch eine bedeutende Steigerung des Wäraumlaufes ermöglicht würde.

Der Geldstreik ist wirklich erfolgversprechender, revolutionärer Kampf. Da er zugleich der kapitalistischen Ausbeutung entgegenarbeitet, Elend und Not beseitigt, ist er wie nichts anderes dazu angetan, den unterdrückten und staatsbefangenen Menschen die Augen zu öffnen. Wer nicht ganz verdummt, wer noch etwas Freiheitsliebe in sich hat, muß den Geldstreik billigen und unterstützen.

Die Hauptmacht und Wurzel des Kapitalismus und des Betrügers und Ausbeuters Staat ist, heute mehr als das Bodenmonopol, das monopolistische, dauerhafte, zinsheischende Staatsgeld. Wir können uns davon freimachen, indem wir zur Selbsthilfe schreiten, indem wir den Staat und das Ausbeutungssystem an der einzigen Stelle, wo man ausrotten kann, eben an der Wurzel radikal angreifen, indem wir die Geldanarchie einfach einführen. Wenn hierdurch der Staat gebrochen, kann auch die Befreiung des Bodens erfolgen.

Noch nie war das Maß der Unterjochung und Ausbeutung so groß wie heute!

Noch nie war ein Sklavensystem so todesverwundbar wie heute!!

Noch nie war das Ende alles Herrschens und Knechtens, noch nie die Befreiung so nah!!!

Durch Geldanarchie zur Anarcho-Fysiokratie! Auf zur Tat, - zur Freiheit!

* * *


Fußnoten:

1Aus Hendrik van Loon „Geschichte der Menschheit“.

2Akratie (akratisch) gebraucht Gesell gleichbedeutend mit Anarchie (anarchistisch). So verlockend es auch ist den Entstellungen der Bedeutung des Wortes Anarchie auszuweichen, mag ich Gesell hier doch nicht folgen. Denn die Worte haben ursprünglich etwas verschiedene Bedeutung. Das griechische arcein (archein) heißt herrschen, beherrschen (a, an (a, an) bedeutet un... , nicht), cratein (kratein) aber heißt Kraft haben, herrschen. Physiokratie = Naturkraft!

3Siehe Anmerkung.

4Als im frühen Mittelalter noch fast eine Art Geldanarchie herrschte, indem jeder kleine Fürst sein eigen Geld prägte, kam man tatsächlich auf das Schwundgeld. Die Fürsten erklärten ihre Münzen regelmäßig nach einem Jahre, oder auch schon nach einem halben, außer Kurs und tauschten sie unter Abzug eines Präge- und Abnutzungssatzes von 5 bis 10% gegen neue um. So lange dies der Fall war herrschte eine wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit. Nach Änderung entstand das „finstere Mittelalter“.

5Das Internationale Arbeitsamt veröffentlicht seine Untersuchungen über die Gründe der Arbeitslosigkeit nach statistischem Material der ganzen Welt (Das Problem der Arbeitslosigkeit in internationaler Betrachtung, 1929) und kommt dabei zu dem Ergebnis, daß die Arbeitslosigkeit zur Hauptsache im Geldwesen begründet ist. Während daraufhin im Ausland, besonders in England die Arbeiterschaft das Goldproblem zu untersuchen beginnt, schweigen Arbeiterführer und Presse in Deutschland hierüber weiter still, weil nach ihrem Dogma „das Übel eben in der freien Produktion liegt“. Nur einige mutige Oppositionelle versuchen den Arbeiterkampf endlich af tatsächlichen und nicht nur Scheinerfolg zu leiten. So besonders Hans Schumann (Schmölln i. Th.) mit Buch und Zeitschrift „Arbeiterklasse und Geldpolitik“.

6Das Bodenmonopol ist in dieser Schrift als notwendige Ergänzung nur kurz behandelt. Weitere Untersuchungen über die Grundrente, über Mutterbund oder andere anarchistische Lösungen bleiben einer späteren Arbeit vorbehalten


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On 06 Apr 2003.