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Gaestebuch

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Altvaters Text

 


 

 

(Durch Werner Onken überarbeitete Version vom 31.12.2004)

 

Für eine andere Welt mit einem anderen Geld

 

Sind die Geldreformer wirklich Antisemiten ?

 

 

Beitrag zur Attac-Sommerakademie am 1. 8. 2004 in Dresden

 

Werner Onken

 

 

 

Übersicht

1           Attac unter Antisemitismus-Verdacht

2           Gesell als der eigentliche Antisemit?

2.1        Gesells “Privatangelegenheit”  -  seine Lebensabschnitte

in der Eden-Genossenschaft

2.2        Ablehnung von Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus

2.3        Die Anhängerschaft während des NS-Zeit

2.4        Darwins Einfluss  - ein noch kaum aufgearbeiteter

              wunder Punkt in der “Natürlichen Wirtschaftsordnung”

2.5        Weder Verbot noch Abschaffung des Zinses

2.6        Gesamtzusammenhang von Geld- und Realsphäre

3           Für einen konstruktiv-kritischen Dialog zwischen

         Attac und der Bodenrechts- und Geldreform

 

 

1     Attac unter Antisemitismus-Verdacht

 

   Nach der Jahrhunderte langen Leidensgeschichte der Juden und besonders nach dem Holocaust kann es nur das Anliegen historisch informierter und politisch wacher Menschen sein, sich einer erneuten Ausbreitung antisemitischer Vorurteile entgegen zu stellen. Wer die Mitverantwortung für die deutsche Geschichte annimmt und sich sodann für Menschenrechte, Demokratie und Völkerverständigung engagiert, kann es allerdings nur als ein schmerzliches Unrecht empfinden, selbst in den Verdacht des Antisemitismus zu geraten. Dieser Vorwurf, mit dem Denken des verbrecherischen NS-Regimes auf einer Stufe zu stehen, ist der Attac-Bewegung gemacht worden. Nicht nur die ‚linke’ Zeitschrift „Konkret“, sondern auch bürgerliche Medien wie die Wochenzeitung “Die Zeit” verbreiteten den Eindruck, dass Attac oder zumindest Teile davon sich bei ihrer Kritik an der Funktionsweise der internationalen Finanzmärkte von antisemitisch-verschwörungstheoretischen Denkmustern leiten lassen.[1]

   Von diesem Verdacht fühlte sich die Attac-Bewegung sehr getroffen: „Einem emanzipatorischen Projekt ist kaum ein schlimmerer Vorwurf zu machen, als antisemitisch zu sein, Antisemitismus in seinen Reihen zu dulden oder auch nur eine Nähe zum Antisemitismus aufzuweisen.“[2] Er weckte ein Gefühl der Verunsicherung, der Ohnmacht und der Sorge, in der Öffentlichkeit in Misskredit zu geraten. Verständlich war der Wunsch, diesen schweren Vorwurf so bald wie möglich durch eine offene Diskussion über den Antisemitismus zu entkräften und die angezweifelte Glaubwürdigkeit zurück zu gewinnen. Der diese Diskussion dokumentierende Attac-Reader “Globalisierungskritik und Antisemitismus” enthält allerdings einen Beitrag von Professor Elmar Altvater, worin der Antisemitismus-Verdacht wie ein Schwarzer Peter an die Geldreformbewegung weitergegeben wird, die ihn nur als ebenso schmerzhaft und ungerecht empfinden kann.

   Dieses Vorgehen Altvaters hat mich auch deshalb überrascht und enttäuscht, weil seine Analysen des globalen Kapitalismus mancherlei Parallelen zur Sichtweise der Geldreform aufweisen. Als eine gedankliche Annäherung wirkte zuletzt seine Kritik an der Tabuisierung der Zinszahlungen an die Halter von Staatsanleihen  -  während Löhne und Gehälter ungeniert belastet und Sozialausgaben gekürzt werden. Die Umverteilung durch den Zins bezeichnete Altvater als eine “Gespensterwelt”. Angemessen ist auch sein Vergleich zwischen den Strukturanpassungsprogrammen des IWF im Süden und der Agenda 2010 bei uns.[3]

   Zwischen Altvater und der Geldreform schien nur noch eine hauchdünne Membran zu sein. Und manchmal keimten Hoffnungen auf, dass ein so kluger Kopf wie er auch den Denkansatz der Geldreform in sein Denken integrieren könnte. Das könnte dazu beitragen, ihr oft noch unausgereiftes Erscheinungsbild zu wandeln und mitzuhelfen, dass die Kritik an den Machtstrukturen des Geldes in der Öffentlichkeit endlich ernster genommen würde.

   Stattdessen steht nun diese unerwartete Abwehrhaltung von Attac gegenüber der Geldreform im Raum: ‚Ihr seid “unwillkommene Trittbrettfahrer” und sollt nicht im Zug der Globalisierungskritik mitfahren, denn’  -  so lautet der Vorwurf  -   ‚denn ihr seid zwar nicht offene, aber strukturelle Antisemiten!’[4]  Diese Zurückweisung hat mich auch deshalb sehr getroffen, weil ich mich viele Jahre lang darum bemüht habe, die größtenteils lange verschütteten historischen Quellentexte von Silvio Gesell wieder zugänglich zu machen, die Primär- und Sekundärliteratur zu den Geld- und Bodenreformtheorien zusammen zu tragen und sie zusammen mit den Mitarbeiter/innen der “Zeitschrift für Sozialökonomie” wieder ins Gespräch zu bringen, historisch-kritisch zu rezipieren und zu aktualisieren. Angesichts der Verschärfung sozialer Konflikte zwischen Nord und Süd sowie auch innerhalb des Nordens und des zunehmenden Unfriedens in der Welt erschien es mir sinnvoll, die von den großen Orthodoxien der Klassik/Neoklassik und des Marxismus in den Schatten gestellten Denkansätze einer “Marktwirtschaft ohne Kapitalismus”  wieder ins Gespräch zu bringen  -  gerade weil ich nach dem Niedergang des Sowjetimperiums nicht glaubte, dass nun der westliche Kapitalismus die beste aller Welten darstelle und dass es dazu keine Alternative mehr gäbe. Vielleicht könnte sich Altvaters Eindruck von der Geld- und Bodenreformbewegung und den anderen Strömungen eines liberalen Sozialismus aus der Zeit vor 1933 ändern, wenn er von diesen Bestrebungen und Literaturquellen noch mehr als bisher zur Kenntnis nehmen würde.

 

2     Gesell als der eigentliche Antisemit?

 

   Unabhängig davon finde ich Altvaters Abgrenzung gegenüber antisemitischen Ressentiments und seine Sorge, dass diese in die Attac-Bewegung einsickern könnten, berechtigt und teile sie auch aus der Sicht der Geldreform.[5] Die Kritik an den Machtstrukturen des Geldes und des Zinses sowie an Handel und Spekulation mit Boden geht zwar auf alte jüdisch-christlich-muslimische Wurzeln zurück.[6]  Dennoch war diese Kritik im Laufe der Jahrhunderte häufig vom Antisemitismus wie von einem dunklen Schatten begleitet. Unzureichendes Verständnis der mit Geld und Zins verbundenen strukturellen Macht hat immer wieder zu dem Fehler geführt, das Problem der Geldstruktur zu personalisieren und die Juden zu Sündenböcken zu machen. Insofern ist bei der Kritik an Geld und Zins immer eine erhöhte Wachsamkeit geboten, um mit der notwendigen Kritik an den Machtstrukturen nicht zugleich einer neuen Judenfeindschaft Vorschub zu leisten.

   Diesen Fehler hat Silvio Gesell bei seiner Kritik an der herrschenden Geld- und Zinswirtschaft jedoch nicht gemacht. Dennoch möchte ich den von Elmar Altvater gegen die Geldreformbewegung erhobenen Antisemitismus-Verdacht nicht einfach zurückgeben, sondern ich möchte  -  wie es Peter Wahl für Attac vorgeschlagen hat  -  versuchen, diesen Vorwurf „im besten Sinne aufklärerisch zu bearbeiten“.[7] So lässt sich das Knäuel von Verdächtigungen  -  trotz der gegenwärtig emotional aufgeladenen Atmosphäre  -  hoffentlich so entwirren, dass eine Grundlage für ein sachliches Gespräch über wirtschaftspolitische Wege in eine andere Welt entstehen kann.

 

2.1    Gesells “Privatangelegenheit”  -  seine Lebensabschnitte in der Eden-Genossenschaft

 

   Altvater erwähnt aus der Biografie Gesells eine “Privatangelegenheit”, die ein ungünstiges Licht auf seine Person und sein Werk werfen könnte  -  er habe nämlich zeitweise in der lebensreformerischen Obstbausiedlung Eden bei Oranienburg gelebt.[8]

   Gesell stammte aus dem Kreis Eupen/Malmedy und wanderte nach mehreren Stationen in Deutschland und Spanien 1887 nach Argentinien aus, wo er in Buenos Aires als Kaufmann tätig war. Dort erschienen auch seine ersten Veröffentlichungen über seine Geldreformideen (teilweise auch in spanischer Sprache). 1899 kehrte Gesell zurück und siedelte sich in der Schweiz an. Nach einem weiteren längeren Aufenthalt in Argentinien lebte er von 1913 bis 1916 in der Eden-Genossenschaft in Oranienburg. Weil die Kriegszensur seine Schriften verbot, zog Gesell wieder in die Schweiz. 1919 folgte er der Aufforderung, als Volksbeauftragter für das Finanzwesen in der ersten Münchner Räteregierung mitzuwirken. Als ‚Revolutionär’ durfte er nicht mehr in die Schweiz zurückkehren und siedelte sich daraufhin bei Potsdam an. Nach einem letzten Aufenthalt in Argentinien verbrachte Gesell seine letzten Lebensjahre von 1927 bis 1930 nochmals in der Eden-Genossenschaft.

   Die Eden-Genossenschaft gab es seit 1893 als ein bodenreformerisches Siedlungsprojekt, das aus der damaligen Lebensreformbewegung hervorging. An der Formulierung der Gründungsdokumente war der jüdische Arzt und spätere Soziologe Franz Oppenheimer beteiligt, der auch einen maßgeblichen Einfluss auf die zionistische Siedlungsbewegung in Palästina entfaltete. Gemeinsame Ziele der Edener Siedler waren die private Nutzung des genossenschaftlichen Bodeneigentums sowie die genossenschaftliche Produktion und Verarbeitung von naturgemäß angebautem Obst und Gemüse (Eden-Säfte usw.). Gemäß ihrer Satzung war die Genossenschaft offen für Menschen aus unterschiedlichen religiösen und politischen Richtungen. Dementsprechend breit war das politische Spektrum der Siedler von ganz links bis ganz rechts. Ein völkischer Antisemit war Gustav Simons, der das bekannte Simons-Lieken-Brot entwickelt hat.

   Es trifft leider zu, dass es völkisch eingestellten Edenern unter den Eindrücken des ersten Weltkriegs 1917 gelang, “deutsches Ariertum” als Kriterium für die Aufnahme neuer Siedler in die Satzung aufzunehmen. Zu dieser Zeit hatte Gesell die Eden-Genossenschaft jedoch schon wieder verlassen. Nach dem ersten Weltkrieg wurde die Edener Satzung wieder geändert.[9] 

   Entgegen der Annahme von Altvater, die sich auf eine ‚antifaschistische’ Quelle stützt[10], ist Gesell auch niemals Mitglied eines “Deutschen Erneuerungsbundes” gewesen. Stattdessen unterhielt er 1916 bis zu seiner Übersiedlung in die Schweiz Kontakt zur “Zentralstelle Völkerrecht”, die eine wichtige Rolle in der damaligen Friedensbewegung spielte.[11]

 

2.2    Ablehnung von Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus

 

   In Silvio Gesells Werken[12] lässt sich viel Theoretisches und zeitgeschichtlich Interessantes finden, was auch für die Gegenwart noch von Bedeutung sein könnte. Natürlich hat Gesell auch vieles als Kind seiner Zeit geschrieben, was inzwischen längst veraltet ist, was nur noch schwer verständlich ist oder auch Unbehagen bereitet. Bei allen Licht- und Schattenseiten erschien es mir jedoch sinnvoll, alle diese Quellentexte für eine historisch-kritische Forschung aufzubereiten, denn Gesells alternativökonomischer Denkansatz einer Bodenrechts- und Geldreform beruht alles in allem auf der Anerkennung des unteilbaren Rechts aller Menschen auf eine gleichberechtigte Teilhabe an den Gemeinschaftsgütern Boden einschließlich der Ressourcen und Geld.[13] Gesell war nachweislich weder ein Nationalist noch ein Rassist noch ein Antisemit. Die nachfolgende Auswahl von Zitaten möge seine weltbürgerliche Denkweise und seine Nähe zur damaligen Friedensbewegung andeuten:

   Universale Menschenrechte

   Gesells Vorstellungen von einer Reform des Bodenrechts weisen entgegen der Vermutung Altvaters keine “Offenheit für Blut- und Boden-Interpretationen”[14] auf. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall. In seinem Hauptwerk heißt es dazu: “Der Erde gegenüber sollen alle Menschen gleichberechtigt sein  -  ohne Unterschied der Rasse, der Religion, der Bildung oder der körperlichen Verfassung. Jeder soll dorthin ziehen können, wohin ihn sein Wille, sein Herz oder seine Gesundheit treibt. Kein Einzelmensch, kein Staat, keine Gesellschaft soll ein Sonderrecht haben. Wir sind alle Altangesessene der Erde.”[15] Dementsprechend sollten die öffentlichen Einnahmen aus der Verpachtung des gemeineigenen Bodens als Gehalt für Erziehungsarbeit an die Mütter ausgezahlt werden: “Keine Mutter, einerlei woher sie kommt, kann von diesen Bezügen ausgeschlossen werden.”[16]  Zwar hatte Gesell bei dem Gedanken einer “Mütterrente” noch traditionelle Geschlechterrollen vor Augen und noch nicht deren wünschenswerte Flexibilisierung, aber seine Haltung schloss jegliche Diskriminierung von Ausländerinnen gegenüber ‚deutschen Müttern’ aus und zielte insgesamt darauf ab, Mütter aus der ökonomischen Abhängigkeit von den Vätern ihrer Kinder zu befreien und die Geschlechter ökonomisch gleichzustellen.

   Über die Reform des Bodenrechts innerhalb einzelner Länder hinausgehend hatte Gesell bereits in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts die (damals leider nicht näher ausgeführte) Idee einer internationalen Institution, welche die private Nutzung der globalen Ressourcen regeln sollte. Die Nutzungsgebühren, d.h. die globalen Rohstoffrenten, sollten für ökologische Investitionen verwendet werden. Leitbild für den Umgang mit den globalen Ressourcen war die Überzeugung, dass “die Erde allen ohne Ausnahme ungeteilt gehört  -  den Schwarzen, den Roten, den Gelben und den Weißen. Jeder Mensch, gleichgültig welchem Staate er angehört, hat das gleiche Recht auf die ‚englische Kohle’, das ‚amerikanische Erdöl’ und das ‚deutsche Kali’.”[17]

   Parallel zur Herstellung eines gleichen Zugangs zu den nationalen Bodenoberflächen und den internationalen Ressourcen stellte sich Gesell eine Reform des Geldes innerhalb einzelner Länder sowie deren freiwillige Assoziation zu einer internationalen Währungsordnung vor. Die unmittelbar nach dem ersten Weltkrieg konzipierte “Internationale Valuta-Assoziation” sollte für alle Länder der Erde offen sein  -  auch für die von der Kolonialherrschaft zu befreienden Länder Afrikas, Asiens und Lateinamerikas. Sowohl innerhalb der einzelnen Länder als auch weltweit sollte ein reformiertes Geld einen gerechten Austausch von Leistungen und Gegenleistungen ermöglichen.[18]

   Nationalismus

   An den nach dem ersten Weltkrieg weit verbreiteten nationalistischen Reaktionen auf den Versailler Vertrag hat sich Gesell in keiner Weise beteiligt. Vielmehr hat er sich vom “finsteren Nationalismus” und “vom nationalistischen Wahn” distanziert und mehrfach den “gefährlichen Gedanken eines durch koloniale Eroberungen erweiterten nationalen Wirtschaftsgebietes” kritisiert.[19]  1923  -  auf dem Höhepunkt der großen Inflation  -  warnte Gesell vor einem erneuten Auftreten der “sogenannten Patrioten, die die allgemeine Zerfahrenheit benutzen werden, um den Mangel an Nationalgefühl für die Zustände verantwortlich zu machen. Dann wird man zur Hebung solchen Nationalgefühls zu dem bewährten Mittel greifen, die Völker zu verhetzen und an die niedrigsten Instinkte wird man appellieren. Alles, was das Ausland Gutes schafft, wird entweder verschwiegen oder herabgesetzt, während das Ungünstige breit getreten wird. Dann ist die Stimmung bald wieder reif für einen Krieg. Der Krieg aber wird selbstverständlich das Übel nur verschlimmern.”[20]

   Rassismus

   Altvater stellt selbst fest, dass “Gesell keine explizite Rassentheorie vertrat” und dass er sich auch gegen “jede völkische Einvernahme” verwahrte. Dennoch erweckt Altvater den Eindruck eines implizit vorhandenen Rassismus und kommt zu dem Schluss, Gesells Konzept sei “anschlussfähig an rassistische Positionen”.[21] Das kommt mir vor wie ein unfairer Strafprozess, bei dem der Angeklagte verurteilt wird, obwohl Beweise für seine Unschuld vorliegen.

   Gesell hat sich nämlich vielfach von “rassezüchterischen Irrlehren” distanziert und sich eindeutig zur Gleichwertigkeit und Gleichberechtigung aller menschlichen Rassen bekannt. In einem Kommentar zur Monroe-Doktrin, mit der die USA die Einwanderung von Menschen aus Asien wegen deren Rassenmerkmalen beendeten, schrieb er um die Mitte der 1920er Jahre: “Wer aber weiß, was es bedeutet, wenn man einen Menschen in seinen Rasseeigenschaften beanstandet, der hat eine Ahnung von dem, was in der Seele der Mongolen vorgeht, wie tief diese Menschen sich verletzt fühlen müssen. Diese Verletzung schmerzt mehr als eine individuelle Verletzung. Wer das weiß, der sieht am blutroten Horizont die Konturen des entsetzlichsten Dramas aufsteigen, das sich auf dem Erdball abgespielt hat, den Zusammenprall der weißen und gelben Rassen.” Was Gesell als “fürchterlichsten, unbarmherzigsten Rassenkrieg” und “Ausrottungskrieg” zwischen Nordamerika und Asien befürchtete[22], wurde im Vernichtungskrieg Nazi-Deutschlands gegen die Juden, Slawen, Sinti und Roma zur grauenhaften Wirklichkeit, die mit Gesells Gedankenwelt unvereinbar war.

   Antisemitismus

   Nirgendwo gibt es bei Gesell die antisemitische Unterscheidung zwischen schaffendem (arischem) und raffendem (jüdischem) Kapital. Der Charakter des herkömmlichen Geldes als zinstragendes Kapital wurzelte für ihn allein in der Eigenschaft seiner Hortbarkeit und in seinem Liquiditätsvorteil  -  also in Strukturmerkmalen des Geldes, die es zum Joker im wirtschaftlichen ‚Spiel’ (Suhr) machen  -  und nicht etwa in der Religionszugehörigkeit oder anderen Merkmalen von Menschen. Entgegen Altvaters Eindruck stellte Gesell nicht das “Geld- bzw. Finanzkapital” und den “Rest der Gesellschaft” (einschließlich das Realkapital) einander gegenüber.[23] Ihm zufolge verläuft im bestehenden kapitalistischen Geldsystem die Grenze zwischen Ausbeutern und Ausgebeuteten nicht zwischen eindeutig abgrenzbaren Rassen oder Klassen von Menschen. Vielmehr sind alle Menschen als Empfänger und Zahler von unterschiedlich hohen leistungslosen Zinseinkünften sowohl als Täter wie auch als Opfer in die ungerechten Ausbeutungsstrukturen eingebunden. Die ‚Rassen- bzw. Klassengrenze’ verläuft also mitten durch jede/n Einzelne/n hindurch. Es bleibt rätselhaft, weshalb diese Haltung dennoch “anschlussfähig an antisemitische Positionen” sein soll.[24]

  Im Gegensatz zu rassistisch-antisemitischen Strategien, einzelne Personenkreise zu diskriminieren oder gar umzubringen, ging es Gesell um die Überwindung ungerechter Strukturen, in denen alle Menschen gefangen sind. Die “Judenhetzerei” betrachtete er deshalb schon in seinen Frühschriften als eine “kolossale Ungerechtigkeit”. Und dem antisemitisch eingestellten Industriellen Henry Ford hielt er später entgegen: “Es sind gerade die Christen, die das ursprünglich anders orientierte Volk der Juden zum Geldhandel gezwungen haben. Die Missetaten der Hochfinanz gliedern sich nicht in christliche und jüdische; es ist unterschiedslos der Sieg des Mammonismus über die Menschenseele. Nicht die Juden sind zu bekämpfen, sondern die Machtmittel, die in jüdischen und christlichen Händen seit Jahrtausenden namenloses Unglück anrichten.”[25] Die Geldreform richtet sich also nicht speziell gegen das angeblich ‚jüdische’ Geldkapital, sondern gegen die gesamte Konzentration von Geld- und Realkapital  -  unabhängig von den Personen, in deren Händen sich die Kapitalien befinden. Und anstelle einer Verstaatlichung der Produktionsmittel erstrebt sie eine Dezentralisierung des Geld- und Realkapitals in einer Vielfalt von privaten und anderen Rechtsformen. Neben der Privatwirtschaft sollte es ungehinderte Entfaltungsmöglichkeiten “für Genossenschaften, für kommunistische, anarchistische und sozialdemokratische Kolonien sowie für kirchliche Gemeinden”[26] geben.

   In einem Kommentar zum großen Börsenkrach an der New Yorker Wallstreet vom Oktober 1929 betonte Gesell ausdrücklich, dass ihn „nicht weiter interessierte, wer die handelnden Personen gewesen sind.“[27]  Dementsprechend sind seine Werke frei von jeglichen verschwörungstheoretischen Spekulationen.

 

2.3   Die Anhängerschaft während der NS-Zeit

 

   Im April 1919 -  während der Zeit der Münchner Räterepublik  -  sind sich Gesell und der NS-Wirtschaftsprogrammatiker Gottfried Feder einmal zufällig in München begegnet. In einem kurzen Gespräch stellte sich heraus, dass die Denkweisen der beiden nicht zueinander passten. Gesell und Feder gingen auseinander, ohne jemals wieder in Verbindung zu treten. Die später durch Carl Amery verbreitete und in letzter Zeit von Robert Kurz wiederholte Behauptung, Gesell sei gleichsam der Ideenlieferant für Feders “Brechung der Zinsknechtschaft” gewesen, entspricht nicht der Wahrheit. Im übrigen hat sich auch Feder in seinen Veröffentlichungen mehrfach ablehnend über Gesell geäußert.[28]

   Altvater verweist darauf, dass viele Anhänger Gesells “mit den Nazis paktiert und ihre Nähe gesucht haben”.[29]  Diese Tatsache lässt sich leider nicht bestreiten; im historischen Kontext erscheint sie jedoch in einem differenzierteren Licht. Während der Weimarer Zeit haben Anhänger Gesells den Politikern der demokratischen Parteien und Gewerkschaften immer wieder ihre Vorschläge zur Stabilisierung der wirtschaftlichen Konjunktur unterbreitet  -  sowohl während der Inflationsjahre nach dem ersten Weltkrieg als auch während der großen Weltwirtschaftskrise ab 1929. Sie wurden jedoch von allen Seiten beharrlich ignoriert und auch ein “Letzter Appell” an die Sozialdemokratie blieb 1932 ohne die erhoffte Resonanz.

   Auf die Übernahme der politischen Macht durch die NSDAP reagierte ein Teil von Gesells Anhängern ablehnend und in einigen Fällen auch widerständig. Ein anderer Teil hielt die Zeit für gekommen, an die NS-Programmpunkte “Bodenreform” und “Brechung der Zinsknechtschaft” anzuknüpfen und zu versuchen, die NSDAP durch Kontaktaufnahme mit einigen Schaltstellen in ihrem Sinne zu beeinflussen. Die Strategie, die NSDAP gleichsam zu unterwandern und im Sinne der Geld- und Bodenreform zu instrumentalisieren, war eine sehr heikle Gratwanderung, die weitreichende Zugeständnisse an die NS-Ideologie erforderte. Hierzu waren vornehmlich Kräfte vom rechten Flügel der Anhängerschaft bereit, die schon vor 1930/33 gegen den Widerspruch von Gesell begonnen hatten, die Geld- und Bodenreform ideologisch zu verbiegen. Hierzu gehörten der von Altvater erwähnte Bankier Wilhelm Radecke und auch der Kaufmann Theodor Benn, ein Bruder des bekannten Dichters Gottfried Benn.[30] Deren Verhalten gehört zu den dunklen Seiten der Geschichte der Geld- und Bodenreform, bei deren Bewertung freilich auch mitzubedenken ist, dass solche  Illusionen auch bei anderen politischen Richtungen und selbst in den Kreisen des Widerstands gegen Hitler anzutreffen waren.[31]

 

2.4         Darwins Einfluss  -  ein noch kaum aufgearbeiteter wunder Punkt in der “Natürlichen Wirtschaftsordnung”

 

   Sowohl bei den an Marx orientierten Organisationen der Arbeiterschaft als auch bei den Kirchen stießen Gesell und seine Anhänger immer wieder auf verschlossene Türen. Die schon in seinen Frühschriften geäußerte Hoffnung, “die Aufmerksamkeit der Sozialisten auf das Geldwesen zu lenken”[32], erfüllte sich nicht und die Liebe zur Sozialdemokratie blieb stets platonisch. So suchte Gesell Widerhall bei den Anhängern des Stirnerschen Individualanarchismus und öffnete sich auch für Darwins Evolutionslehre, was im übrigen damals nichts Ungewöhnliches oder gar Anstößiges war. Die Evolutionslehre war damals en vogue  -  auch in der Arbeiterbewegung  -  und galt als modern, vor allem auch im Kontrast zu den Dogmen der Kirchen.

   Der Begriff “Natürliche Wirtschaftsordnung” im Titel des Hauptwerks von Gesell stellte zum einen eine gedankliche Anknüpfung an die französischen Physiokraten um Francois Quesnay dar. Zum anderen zeigt er aber auch, wie groß der Einfluss von Darwin auf ihn war. Am deutlichsten sind die Spuren dieses Einflusses im Vorwort zur 1919 erschienenen 3. Auflage des Buches. Begriffe wie die dort geforderte “Hochzucht des Menschengeschlechts” und das „große Zuchtwahlrecht der Frauen“ wecken tatsächlich erschreckende Assoziationen an die Ideologie und die Politik des Nationalsozialismus. Die Vorstellung einer Übertragung der “natürlichen Auslese” auf das wirtschaftliche Zusammenleben der Menschen hat mich auch immer wieder erschreckt  -  ebenso wie Gesells Hoffnung auf eine “Erlösung von all dem Minderwertigen, mit dem die seit Jahrtausenden von Geld und Vorrecht geleitete Fehlzucht die Menschheit belastet hat.”[33]

   Bei näherem Hinsehen zeigen sich allerdings auch kleine, aber wichtige Unterschiede zwischen Darwinismus und Sozialdarwinismus. Es ging Gesell um die Menschheit als Ganze und nicht etwa um die Herrschaft eines Volkes oder einer Rasse auf Kosten von anderen. Im Gegensatz zum damals weit verbreiteten Sozialdarwinismus wollte er auch keineswegs soziale Hierarchien biologistisch aus der natürlichen Ungleichheit der Menschen ableiten. Statt einen Verdrängungswettbewerb mit einem Überleben der Starken auf Kosten der Schwachen zu rechtfertigen, wollte er mit einer gerechten Rahmenordnung des Wirtschaftens Vorraussetzungen für eine gerechte Verteilung der Einkommen und Vermögen  schaffen. Eine solche Verteilungsgerechtigkeit würde mehr Menschen als bisher in die Lage versetzen, sich gegenseitig zu helfen: „Gemeinsinn und Opferfreudigkeit gedeihen dort am besten, wo mit Erfolg gearbeitet wird. Opferfreudigkeit ist eine Nebenerscheinung persönlichen Kraft- und Sicherheitsgefühls. Auch darf der Eigennutz nicht mit Selbstsucht verwechselt werden. Der Kurzsichtige ist selbstsüchtig; aber der Weitsichtige wird in der Regel bald einsehen, dass im Gedeihen des Ganzen der eigene Nutzen am besten verankert ist.“[34] Auf dieser Grundlage einer allgemeinen Chancengleichheit sollten sich alle Menschen im Laufe der Zeit “ohne irgendwelchen Kunstgriff irrender Behörden” vornehmlich durch Selbsterziehung von den körperlichen, seelischen und geistigen Beschädigungen erholen können, die ihnen der Kapitalismus über lange Zeiträume zugefügt hat.[35]  Altvater behauptet in diesem Zusammenhang, dass Gesell “medizinische Eingriffe zur Rettung fehlerhaft geborener Menschen abgelehnt“ hätte.[36] Das trifft jedoch nicht zu. Gesells Vorstellung von ‚natürlicher Auslese’ war sehr wohl “mit der christlichen Schonung des Schwachen” vereinbar.[37] Dagegen war die damalige ‚Rassenhygiene’ mit seinen Denkweisen genauso unvereinbar wie die gegenwärtige Manipulation der Gene.

   Trotz der Notwendigkeit solcher Differenzierungen stellt der Einfluss von Darwin auf Gesell nach meiner Ansicht tatsächlich einen wunden Punkt der Bodenrechts- und Geldreformbewegung dar. Sie hätte den Einfluss Darwins auf Gesell längst selbstkritisch aufarbeiten müssen statt nur darauf zu setzen, dass sich dieses verdrängte Problem irgendwann von selbst löst. Freilich gesteht auch Altvater ihr zu, dass “die zeitgebundenen sozialdarwinistischen Ideologeme keine zentrale Rolle mehr spielen.”[38]  In der Tat kenne ich in der Anhängerschaft Gesells niemanden, der dieses (sozial)darwinistisch beeinflusste Menschenbild noch vertreten würde. Gleichwohl wurde es noch nicht wirklich verarbeitet und überwunden. Von den bloß geldtheoretisch interessierten Anhängern Gesells wurden diese naturalistischen Ideologeme lange Zeit ignoriert oder nicht für wichtig genommen. Die 1980 gegründete „Initiative für Natürliche Wirtschaftsordnung“ (INWO) übernahm zunächst den Naturbegriff aus Gründen der historischen Kontinuität in ihren Namen. Diskutiert wurde in den letzten Jahren auch, ob sich der Naturbegriff mehr ökologisch als darwinistisch interpretieren ließe, was folgerichtig zur Umbenennung in “Initiative für Nachhaltige Wirtschaftsordnung” führen könnte. Die Diskussion ist noch nicht abgeschlossen, weil in letzter Zeit vor allem von jüngeren Mitgliedern der Begriff „Fairconomy“ favorisiert wird. Bei den sich als weltanschaulich neutral verstehenden Geldtheoretikern in der “Sozialwissenschaftlichen Gesellschaft” (SG) gab es bislang nur wenige  Versuche einer Annäherung an das Problem des Einflusses von Darwin auf Gesell. Um diese Problematik im Blick zu behalten, erschien im Sommer 2004 in der “Zeitschrift für Sozialökonomie” ein Beitrag von Roland Wirth, der die Geld- und Bodenreform von den Spuren des Darwinismus befreien und sie mit dem an der Uni St. Gallen entwickelten Konzept der “Integrativen Wirtschaftsethik” verbinden möchte.[39] Daneben gibt es schon seit längerer Zeit die Vereinigung “Christen für gerechte Wirtschaftsordnung” (CGW), welche im bewussten Gegensatz zum Einfluss Darwins auf Gesell die Geschwisterlichkeit im Wirtschaftsleben hervorhebt.

  

2.5          Weder Verbot noch Abschaffung des Zinses

 

   Im Gegensatz zu der von Marx im 1. Band des „Kapital“ vertretenen Mehrwerttheorie hat Gesell die Ursachen der wirtschaftlichen Ausbeutung nicht im Privateigentum an den Produktionsmitteln, sondern in der strukturellen Macht des herkömmlichen Geldes gesehen. Das Geldkapital stellte für ihn das primäre Kapital dar, während der Kapitalcharakter der in wenigen privaten Händen konzentrierten Produktionsmittel vom Kapitalcharakter des Geldes abgeleitet und insofern ein sekundäres Phänomen war.[40]  Altvater kritisiert, dass Gesells Blick auf das zinstragende Kapital verengt gewesen sei. Dabei übersieht er jedoch, dass sich Gesell mit der Annahme eines Vorrangs des Geldkapitals vor dem industriellen Realkapital in voller Übereinstimmung mit dem  -  politisch leider nicht wirksam gewordenen  -  Band 3 von Marx’ „Kapital“ befand. Darin war die Priorität des Geld- gegenüber dem Realkapital schon ausführlich begründet: „Der Zins fließt dem Geldkapitalisten zu, dem Leiher, der bloßer Eigentümer des Kapitals ist, der also das bloße Kapitaleigentum vertritt vor dem Produktionsprozess und außerhalb des Produktionsprozesses. ... Es wird so ganz Eigenschaft des Geldes, Zins abzuwerfen. Hier ist die Fetischgestalt des Kapitals fertig. In G – G’ haben wir die Verkehrung und Versachlichung der Produktionsverhältnisse in der höchsten Potenz: zinstragende Gestalt  -  die Kapitalmystifikation in der grellsten Form.“[41] Dementsprechend wird auch der Unternehmergewinn im Band 3 des „Kapital“ nicht mehr pauschal als Profit verurteilt. Stattdessen unterschieden Marx und Engels dort zwischen dem Zins als „bloßer Frucht des Kapitaleigentums“ und dem  Unternehmerlohn als Entgelt für die „produktive Arbeit“ des Unternehmers, „die verrichtet werden muss in jeder kombinierten Produktionsweise“.[42]

   Altvater hat den Eindruck, dass die auf Gesells Geld- und Zinstheorie fußenden “Geldheiler” den Zins und den Zinseszins (den er auch selbst durchaus problematisch findet[43])  “abschaffen” bzw “verbieten” wollen.[44]  Das ist jedoch nicht der Fall. Vielmehr soll mit Hilfe der „rostenden Banknoten“ (Gesell) bzw. der “künstlichen Durchhaltekosten des Geldes” (Keynes) erreicht werden, dass das durchschnittliche Zinsniveau absinkt und sich bei einem neuen Gleichgewicht einpendelt, das nur noch um die Risikoprämie und die Bankmarge von Null abweicht. Um diese bei etwa 1 bis 1,5 % liegende neue Gleichgewichtslage sollen dann die Zinssätze je nach der Fristigkeit der Geldausleihungen schwanken. Indem die Liquiditätsprämie und der Inflationsausgleich als problematische Zinsbestandteile wegfallen und indem die Schwankungen des Restzinses sich auf längere Sicht ausgleichen, soll das Geld  verteilungs-, produktions- und wachstumsneutral werden. Es soll dann in bedarfsgerechte Investitionen fließen können  -  vor allem auch in soziale, kulturelle und ökologische Investitionen, die sich bislang aufgrund mangelnder Rentabilität ‚nicht rechneten’.[45]

 

2.6         Gesamtzusammenhang von Geld- und Realsphäre

 

   In einem anderen Kritikpunkt möchte ich Elmar Altvater jedoch entgegenkommen und ihm zustimmen, dass Gesell und seine Anhängerschaft oftmals den „gesellschaftlichen Kontext“ vernachlässigt und eine “Geldtheorie ohne Gesellschaftstheorie” betrieben haben.[46]  Ansatzweise wurde der Produktionsprozess im 5. Kapitel seines Hauptwerks und an anderen Stellen durchaus mitbedacht; aber es wurde versäumt, die Geldkritik auch systematisch zu einer Theorie der Wettbewerbsbeschränkungen und zu einer Konzentrations- und Monopoltheorie auszubauen. Bislang haben nur Fritz Andres und Eckhard Behrens vom “Seminar für freiheitliche Ordnung” Themen aus der Arbeitswelt sowie die Unternehmensverfassung in ihre Überlegungen einbezogen und Möglichkeiten einer Überwindung des Lohnarbeitsverhältnisses angedeutet.[47]  An diesem Punkt hat die Geld- und Bodenreformbewegung noch einen beträchtlichen theoretischen Nachholbedarf, vor allem im Hinblick auf die Dezentralisierung der Produktionsmittel und einen Wandel in der Arbeitswelt.

   Mit ihrem Ziel einer “Marktwirtschaft ohne Kapitalismus” ist die Bodenrechts- und Geldreformbewegung gegenüber dem wirtschaftlichen Wettbewerb nicht so skeptisch eingestellt wie Altvater, der offenbar auch eine von der strukturellen Macht des Geldes befreite Marktwirtschaft noch als “eine brutale Wettbewerbsordnung der darwinistischen Auslese” ansieht.[48]  Schon mit der Betrachtung von Boden, Ressourcen und Geld als Gemeinschaftsgütern unterscheidet sich die Bodenrechts- und Geldreform grundsätzlich von der ‚neoliberalen’ Totalprivatisierung und Auflösung sozialer Bezüge. Andererseits sollte Altvaters Warnung vor einer “Vergötzung des Wettbewerbs”[49] ernst genommen werden, denn neben der privaten Wettbewerbswirtschaft ist bislang die Notwendigkeit von gemeinwirtschaftlichen Bereichen, gegenseitiger Hilfe und Solidarität nur von den CGW deutlicher hervorgehoben worden. Das Neben- und Miteinander von nachkapitalistischem Markt und außermarktlichen Bereichen ist bislang ebenso unzureichend mitbedacht worden wie die Ergänzung der wirtschaftlichen Selbststeuerung durch  Marktpreise durch die gesellschaftliche Steuerung durch Kammern, Verbände und Assoziationen.

 

3               Für einen konstruktiv-kritischen Dialog zwischen Attac und der Bodenrechts- und Geldreform

 

   Alles in allem sehe ich keinen Anlass zu der Befürchtung, dass sich Attac durch eine Berührung mit der Bodenrechts- und Geldreformbewegung nationalistisch, rassistisch oder antisemitisch infizieren und ihre eigene Globalisierungskritik dadurch ins gesellschaftliche Abseits manövrieren könnte. Es ist deshalb sowohl unfair als auch sachlich verfehlt, die Bodenrechts- und Geldreform als „unwillkommene Trittbrettfahrer“[50] aus der globalisierungskritischen Bewegung auszugrenzen. Ohne sie würden der Globalisierungskritik wesentliche Aspekte fehlen. Im übrigen ist die Bodenrechts- und Geldreform kein fertiges Gedankengebäude, sondern gleichsam eine Gedankenbaustelle mit Stärken und Schwächen, die der kontroversen Diskussion sowohl über ihre ökonomischen Theorieansätze als auch über ihr Menschen- und Gesellschaftsbild bedarf. Auch wenn mir Altvaters Kritik als zu pauschal erscheint und sich entkräften lässt, so hoffe ich dennoch, dass ihr berechtigter Teil -  nämlich die Kritik am Naturbegriff in der “Natürlichen Wirtschaftsordnung”  -  ernst genommen wird. Sie könnte sich nämlich als ein zwar schmerzlicher, aber letztlich doch hilfreicher Impuls zur Klärung des eigenen Selbstverständnisses erweisen.

   Am Ende dieser Auseinandersetzung mit Altvaters Kritik an Gesell möchte ich meine Hoffnung zum Ausdruck bringen, dass wir uns innerhalb der globalisierungskritischen Bewegungen nicht gegenseitig bekämpfen wie vor 1933 die Sozialdemokraten und die Kommunisten  -  wovon tragischerweise die Nationalsozialisten profitiert haben. Vielmehr hoffe ich, dass wir in Zukunft zu einem fairen Dialog zwischen Attac und der Bodenrechts- und Geldreformbewegung finden. Aus beider Sichtweisen ergeben sich große Bedenken gegen die ‚neoliberale’ Globalisierung und die “atemberaubende Selbstgewissheit des ökonomischen Mainstream” (Altvater[51]), weshalb eine beiderseitige Verständigung über unsere Gemeinsamkeiten, unterschiedliche Schwerpunkte und Kooperationsmöglichkeiten sinnvoll wäre.

   Da die Bodenrechtsreform im weiteren Sinne neben den Ressourcen auch die Luft und das Wasser umfasst[52], gibt es Berührungspunkte mit dem Anliegen von Attac, sich einer ‚neoliberalen’ Privatisierung der globalen Wasservorräte entgegen zu stellen. Wäre es nicht auch für Attac naheliegend, über die Wasserproblematik hinaus die Privatisierung des Bodens und der übrigen Ressourcen in Frage zu stellen? Nicht nur wegen des Unrechts der Landlosigkeit in vielen Ländern des Südens wäre diese Blickerweiterung geboten, sondern auch wegen des ungerecht geregelten Zugangs zum Boden in den Ländern des Nordens. Auch im Hinblick auf die weitere Entwicklung einer Theorie der Globalen öffentlichen Güter könnte sich ein Dialog zwischen Attac und der Bodenrechtsreformbewegung als sehr sinnvoll erweisen.

   Verständlich finde ich es, wenn Attac  -  ähnlich wie das ökumenische Netzwerk “Kairos Europa”  -  sich bei seiner Kritik an den Strukturen der internationalen Finanzmärkte zunächst auf die Forderung nach einer Tobinsteuer auf kurzfristig spekulierendes Kapital konzentriert. Da die Geldreformbewegung die Tobinsteuer ohnehin als Schritt in die richtige Richtung befürwortet und da erfahrungsgemäß schon kleinere Schritte schwer durchsetzbar sind, ist die Konzentration von Attac auf die Tobinsteuer auch im Sinne einer realpolitisch-pragmatischen Strategie ein richtiger Schritt in die Richtung einer großen Strukturreform des Geldes und der Finanzmärkte  -  ebenso wie andere Schritte in Form des Bemühens um eine Entschuldung der Drittweltländer oder um die Schaffung eines Insolvenzrechts für Staaten.

   Darüber hinaus stellt sich aber auch die von Altvater im Titel seiner Kritik gestellte, allerdings offen gelassene Frage, “mit welchem Geld” denn letztlich der Weg in eine andere Welt bereitet werden könnte. “Zinsen kann man nicht abschaffen, ohne die kapitalistische Gesellschaftsformation zu überwinden. Dafür müssen Konzepte ausgearbeitet werden”, heißt es am Ende von Altvaters Kritik an Gesell, in der an anderer Stelle  -  allerdings ohne nähere Einzelheiten zu nennen  -  noch auf eine “komplexe gesellschaftliche Regulierung” als Ausweg aus der kapitalistischen Globalisierung verwiesen wird.[53]

   Ein anderes Geld dürfte unerlässlich sein, um eine andere Welt der Gerechtigkeit, des Friedens und der Völkerverständigung möglich zu machen. Seine konzeptionelle Entwicklung muss mit einer Offenlegung der vom ‚Neoliberalismus’ tabuisierten Machtstrukturen des Geldes beginnen  -  im vollen Bewusstsein der Tatsache, dass dieses Gelände noch immer mit der historisch bedingten Gefahr des Antisemitismus vermint ist. Ähnlich wie bei der Räumung von Landminen brauchen wir also auch beim Betreten des geldpolitischen Terrains einen behutsamen Minenräumdienst, der die Minen des Antisemitismus entschärft, indem die Macht des Geldes anstelle personalisierender Verdächtigungen allein als ein strukturelles Problem untersucht und gelöst wird.

   Falsch wäre es auf jeden Fall, dieses geldpolitische Terrain aus Angst vor den Gefahren des Antisemitismus ganz zu meiden. Wer nämlich die kritische Beschäftigung mit dem Bereich des Geldes und der Finanzen von vornherein für antisemitisch hält, der “fordert praktisch”  -  wie Thomas Sablowski in seinem Beitrag zum Attac-Reader Antisemitismus  richtig feststellt  -  “die Kritik am heutigen Kapitalismus zu unterbinden.”[54]  Und nicht nur das. Wenn die in Menschenrechten und Demokratie verwurzelten globalisierungskritischen Kräfte dieses verminte Gelände meiden, schaffen sie erst recht ein geistiges Vakuum, das sich bei einer zu befürchtenden Verschärfung der wirtschaftlichen Krisenentwicklungen wieder wie vor 1933 mit rechtsradikalen Ideologien füllen könnte. Dieser Gefahr lässt sich am besten vorbeugen, wenn Attac, Kairos Europa und andere globalisierungskritische Organisationen gemeinsam mit der Bodenrechts- und Geldreformbewegung dieses hochsensible Terrain der Geldkritik besetzen und sich um eine gewaltfreie Überwindung der strukturellen Macht des Geldes über Mensch und Natur bemühen.

   Eine solche Verbindung von Tobinsteuer und Geldreform hat im übrigen schon John Maynard Keynes im Anschluss an Gesell und lange vor Tobin vorausgedacht.[55] Außerdem hat er für eine gerechte Neuordnung der internationalen Wirtschaftsbeziehungen einen “Bancor-Plan” entwickelt, den Attac und andere Globalisierungskritiker unbedingt aufgreifen und weiterentwickeln sollten. Dem Bewusstsein der gedanklichen Zusammengehörigkeit von Tobinsteuer, Geldreform und internationaler Währungsordnung entspräche das Bemühen um einen von gegenseitiger Achtung geprägten Dialog zwischen der Attac- und der Geld- und Bodenrechtsreformbewegung. Dadurch können der gegenüber Attac erhobene Antisemitismus-Verdacht und seine Weiterleitung an die Bodenrechts- und Geldreform im nachhinein einen Sinn bekommen. Dann nämlich können sie sich als zwar schmerzliche und mühsame, aber auch als Klärung und Kooperation bewirkende Zwischenschritte auf dem Weg in einer andere Welt erweisen.

 

 

 



[1]    Toralf Staud, Blondes Ächzen    Wenn Globalisierungskritiker gegen ‚Profithaie’ wettern, ist der Antisemitismus nicht weit, in: Die Zeit Nr. 44 vom 23. 10. 2003. – Anlass für diesen Artikel in der “Zeit” waren offenbar eine antisemitische Assoziationen weckende Karikatur auf einer Attac-Demonstration sowie israelkritische Äußerungen und das Auftreten von Skinheads. – Vgl. hierzu Peter Wahl, Zur Antisemitismusdiskussion in und um Attac, in: Wissenschaftlicher Beirat von Attac-Deutschland (Hg.), Globalisierungskritik und Antisemitismus  -  Zur Antisemitismusdiskussion in Attac (Reader Nr. 3), Frankfurt 2004, S. 5 – 10.

[2]    Peter Wahl, Zur Antisemitismusdiskussion in und um Attac (wie Anm. 1), S. 5.

[3]    Elmar Altvater, Die Gläubiger entmachten, auf der Website www.attac.de/rundbriefe

[4]    Elmar Altvater, Eine andere Welt mit welchem Geld?, in: Wissenschaftlicher Beirat von Attac-Deutschland (Hg.), Globalisierungskritik und Antisemitismus  -  Zur Antisemitismusdiskussion in Attac (Reader Nr. 3), Frankfurt 2004, S. 24 mittlere Spalte.

[5]    Zur Abgrenzung der Geld- und Bodenrechtsreformbewegung gegenüber rechtsextremen Ideologien vgl. Werner Onken, Silvio Gesells kritische Distanz zum Rechtsextremismus in der Weimarer Republik, in: Zeitschrift für Sozialökonomie 106. Folge / 1995, S. 3 – 17. -  Gerhard Senft, Antikapitalismus von Rechts? – Eine Abrechnung mit Gottfried Feders „Brechung der Zinsknechtschaft“, in: Zeitschrift für Sozialökonomie 106. Folge / 1995, S. 18 – 32. -  Roland Geitmann, Natürliche Wirtschaftsordnung und Judentum, in: Zeitschrift für Sozialökonomie 106. Folge / 1995, S. 33 – 40.

[6]    Roland Geitmann, Bibel, Kirchen, Zinswirtschaft, in: Zeitschrift für Sozialökonomie 80. Folge (1989), S. 17 - 27. – Ders., Bibel, Kirchen, Bodeneigentum, in: Zeitschrift für Sozialökonomie 112. Folge / 1997, S. 11 – 21. – Vgl. außerdem Christen für gerechte Wirtschaftsordnung CGW (Hg.), Damit Geld dient und nicht regiert. Berlin 1998. (www.cgw.de)

[7]    Peter Wahl, Zur Antisemitismusdiskussion in und um Attac (wie Anm. 1), S. 6 mittlere Spalte.

[8]    Elmar Altvater, Eine andere Welt mit welchem Geld? (wie Anm. 4), S. 29 mittlere Spalte.

[9]     Werner Onken, Modellversuche mit sozialpflichtigem Boden und Geld, Lütjenburg 1997.

[10]    Monika Kirschner, Lexikon gegen Rechtsextremismus, im Internet: http://lexikon.idgr.de

[11]    Vgl. Helmut Donat und Karl Holl (Hg.) Die Friedensbewegung  -  Organisierter Pazifismus in Deutschland, Österreich und in der Schweiz, Düsseldorf 1983, S. 425 – 427. -  Gesell, Gesammelte Werke Band 18, S. 120, 124 – 125, 195 und 227.

[12]    Gesammelte Werke in 18 Bänden und einem Registerband, Lütjenburg 1988 – 2000.

[13]    Zahlreiche Anregungen für eine solche Forschung enthalten die Vorworte zu den insgesamt 18 Bänden, die auch zu einem separaten Buch zusammen gestellt sind: Werner Onken, Silvio Gesell und die Natürliche Wirtschaftsordnung, Lütjenburg 1999.

[14]    Elmar Altvater, Eine andere Welt mit welchem Geld? (wie Anm. 4), S. 32 rechte Spalte.

[15]    Gesammelte Werke Band 11, S. 72.

[16]    Gesammelte Werke Band 11, S. 72.

[17]    Gesammelte Werke Band 4, S. 78 – 79, sowie Band 11, S. 72 und  99.

[18]    Näheres dazu bei Werner Onken, Die Geld- und Bodenrechtsreform in europäischer und globaler Perspektive, in: Zeitschrift für Sozialökonomie (erscheint in der 142. oder 143. Folge / 2004. Informationen hierzu auf der Website: www.sozialoekonomie.info).

[19]    Gesammelte Werke Band 10, S. 254 – 255; Band 12, S. 61 und 303 – 305; Band 13, S. 79, 160 und 204 – 205; Band 14, S. 73 – 74.

[20]    Gesammelte Werke Band 14, S. 205 – 206.

[21]    Elmar Altvater, Eine andere Welt mit welchem Geld? (wie Anm. 4), S. 29 mittlere Spalte und S. 31 rechte Spalte.

[22]    Gesammelte Werke Band 7, S. 125 – 126; Band 8, S. 298; Band 11, S. 64; Band 14, S. 208 und 334 – 336; Band 15, S. 109 und S. 198 – 202 über die Monroe-Doktrin.

[23]    Elmar Altvater, Eine andere Welt mit welchem Geld? (wie Anm. 4), S. 32 mittlere Spalte.

[24]    Elmar Altvater, Eine andere Welt mit welchem Geld? (wie Anm. 4), S. 29 mittlere Spalte.

[25]    Gesammelte Werke Band 1, S. 140 – 141, und Band 14, S. 400.

[26]    Gesammelte Werke Band 11, S. 72.

[27]    Gesammelte Werke Band 17, S. 212.

[28]    Werner Onken, Natürliche Wirtschaftsordnung unter dem Hakenkreuz, Lütjenburg 1996. – Zu Carl Amerys Behauptung einer Nähe zwischen Gesell und Feder vgl. Carl Amery, Die philosophischen Grundlagen und Konsequenzen der Alternativbewegung, in: Lüdke und Dinné (Hg.), Die Grünen, Stuttgart 1980, S. 9 – 21. -  Inzwischen ist Amery hiervon wieder abgerückt und bringt Gesell durchaus eigene Sympathien entgegen; vgl. hierzu sein Buch “Global Exit  -  Die Kirchen und der Totale Markt”, München 2002, S. 214 und 219 – 220. -  Vgl. auch Robert Kurz, Politische Ökonomie des Antisemitismus  -  Die Verbürgerlichung der Postmoderne und die Wiederkehr der Geldutopie von Silvio Gesell, in: Sklaven Nr. 16 – 18 / 1995. Kurz bezeichnet das vom NS-Ideologen Gottfried Feder angestrebte Geld zu Unrecht als „quasi-gesellianische Geldutopie“ und widerspricht sich selbst mit der Feststellung, dass „die NS-Geldpolitik faktisch auf das genaue Gegenteil (von Gesells Freigeld) hinauslief“. (Nr. 17, S. 33  -  auch veröffentlicht in der Zeitschrift „Krisis“)

[29]    Elmar Altvater, Eine andere Welt mit welchem Geld? (wie Anm. 4), S. 29 mittlere Spalte und S. 32 rechte Spalte.

[30]    Zu näheren Einzelheiten vgl. Werner Onken, Natürliche Wirtschaftsordnung unter dem Hakenkreuz, Lütjenburg 1996.

[31]    Vgl. dazu Werner Onken, Natürliche Wirtschaftsordnung  unter dem Hakenkreuz (wie Anm. 27). – Zur kritischen Aufarbeitung vgl. außerdem Gerhard Senft, Antikapitalismus von Rechts?  -  Eine Abrechnung mit Gottfried Feders „Brechung der Zinsknechtschaft“, in: Zeitschrift für Sozialökonomie 106. Folge / 1995, S. 18 – 32. -  Roland Geitmann, Natürliche Wirtschaftsordnung und Judentum, in: Zeitschrift für Sozialökonomie 106. Folge / 1995, S. 33 – 40. -  Vgl. außerdem Daniela Rüther, Der Widerstand des 20. Juli auf dem Weg in die Soziale Marktwirtschaft, Paderborn 2002.

[32]    Gesammelte Werke Band 1, S. 152.

[33]    Gesammelte Werke Band 11, S. XV.

[34]    Gesammelte Werke Band 11, S. XVII.

[35]    Gesammelte Werke Band 12, S. 35 – 36; außerdem Band 7, S. 219 – 220; Band 15, S. 328.

[36]    Elmar Altvater, Eine andere Welt mit welchem Geld? (wie Anm. 4), S. 29 mittlere Spalte.

[37]    Gesammelte Werke Band 7, S. 204, und Band 11, S. XXI.

[38]    Elmar Altvater (wie Anm. 4), S. 33 linke Spalte.

[39]    Vgl. hierzu Johannes Heinrichs, Was ist das natürliche an der Natürlichen Wirtschaftsordnung?, in: Zeitschrift für Sozialökonomie 107. Folge / 1995, S. 18 – 24. -  Andreas Paul, Sozialdarwinismus  -  Phantom oder reale Bedrohung?, in: Zeitschrift für Sozialökonomie 130. Folge / 2001, S. 25 – 33. -  Roland Wirth, Eine Neubewertung der Freiwirtschaftslehre aus wirtschaftsethischer Sicht, in: Zeitschrift für Sozialökonomie 141. Folge / 2004, S. 16 – 24. -  Vgl. auch die Kritik von Bernd Senf  an der „Blindheit der Freiwirtschaftslehre gegenüber der Natur“, in: ders., Die blinden Flecken der Ökonomie, München 2001, S. 195 – 197.

[40]    Vgl. hierzu seine zweite Denkschrift an die Gewerkschaften:  Die Ausbeutung, ihre Ursachen und ihre Bekämpfung  Eine Gegenüberstellung meiner Kapitaltheorie und derjenigen von Karl Marx, in: Gesammelte Werke Band 13, S. 351 – 398. – Zur Priorität des Geldkapitals gegenüber dem Realkapital vgl. Band 11, S. 319 – 380.

[41]    Karl Marx und Friedrich Engels, Das Kapital Band 3, in: Marx-Engels-Werke Band 25, Ostberlin 1973, S. 387 - 397. – Vgl. auch Wladimir I. Lenin, Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, Ostberlin 1970, S. 64: „Das Übergewicht des Finanzkapitals über alle übrigen Formen des Kapitals bedeutet die Vorherrschaft der Finanzoligarchie.“ – Zu Altvaters Bezugnahme auf den Band 3 des „Kapital“ vgl. Altvater  (wie Anm. 4), S. 27 rechte Spalte und S. 28 linke Spalte.

[42]    Karl Marx und Friedrich Engels, Das Kapital Band 3  (wie Anm. 41), S. 387.

[43]    Elmar Altvater (wie Anm. 4), S. 33 mittlere Spalte.

[44]    Elmar Altvater (wie Anm. 4), S. 28 mittlere Spalte und S. 29 rechte Spalte.

[45]    Zur Unterscheidung berechtigter und nicht berechtigter Anteile des Zinses vgl. Werner Onken, Der Zins als Angelpunkt von Wirtschaft und Moral  -  Gedanken zu Otmar Issings Einwänden gegen eine zinslose Wirtschaft, in: Fragen der Freiheit Nr. 226 / 1994, S. 42 – 51.

[46]    Elmar Altvater (wie Anm. 4), S. 27 mittlere Spalte und S. 31 linke Spalte.

[47]    Vgl. Fritz Andres, Zukunft der Unternehmensverfassung, in: Fragen der Freiheit Nr. 250 / 1999, S. 17 – 47,  sowie die dort aufgeführten Veröffentlichungen von Andres und Eckhard Behrens.

[48]    Elmar Altvater, Eine andere Welt mit welchem Geld? (wie Anm. 4), S. 29 mittlere Spalte.

[49]    Elmar Altvater, Eine andere Welt mit welchem Geld? (wie Anm. 4), S. 29 mittlere Spalte.

[50]    Vgl. die Anm. 4.

[51]    Elmar Altvater, Eine andere Welt mit welchem Geld? (wie Anm. 4), S. 25 linke Spalte.

[52]    Fritz Andres, Wie viel Erde braucht der Mensch?, in: Fragen der Freiheit Nr. 257 / 2001, S. 22 – 67. – Ders., Klimapolitik als Ordnungspolitik, in: Fragen der Freiheit Nr. 258 / 2001, S. 33 – 65. – Ders., Zum Interessenhintergrund des Rohstoff- und Klimaproblems, in: Fragen der Freiheit Nr. 261 / 2002, S. 14 – 47. – Fritz Andres, Der Beitrag der Bodenreform zur Nachhaltigkeitsdiskussion, in: Zeitschrift für Sozialökonomie 137. Folge / 2003, S. 29 – 37. – Ders., Der Boden als Privileg und Kapitalgut, in: Zeitschrift für Sozialökonomie 140. Folge / 2004, S. 3 – 11.

[53]    Elmar Altvater, Eine andere Welt mit welchem Geld? (wie Anm. 4), S. 34 linke Spalte und S. 33 mittlere Spalte.

[54]    Thomas Sablowski, Fallstricke der Globalisierungskritik?, in: Wissenschaftlicher Beirat von Attac-Deutschland (Hg.), Globalisierungskritik und Antisemitismus  -  Zur Antisemitismus-Diskussion in Attac (Reader Nr. 3), Frankfurt 2004, S. 19.

[55]    John Maynard Keynes, Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes (1935), Berlin 1974, S. 134 – 135 und S. 185, 196 und 317. – Zum Bancor-Plan vgl. Thomas Betz, Was der Euro soll und was eine internationale Währung wirklich sollte, in: Zeitschrift für Sozialökonomie 117. Folge / 1998, S. 35 – 43. – Werner Onken, Die Geld- und Bodenrechtsreform in europäischer und globaler Perspektive, in: Zeitschrift für Sozialökonomie 143. Folge / 2004, S. 15 – 25 (www.sozialoekonomie.info).