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Am 3. April 2001
zeichnete die Büchergilde Gutenberg
folgenden Essay von Norbert Olah mit einem
Preis von 5000 DM aus.
Hier der Originallink. Der Aufsatz wurde im
Januar 2002 auf diese Site kopiert.
Norbert Olah:
Die soziale
Frage: Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit
Die soziale
Frage kreist um das Streben der Menschen nach individueller Freiheit,
rechtlicher Gleichheit und nach einer gerechten Verteilung der gemeinsam
erzeugten Güter.
Die
politische und wirtschaftliche Befreiung des Individuums war das Hauptanliegen
des Liberalismus. Der mit dem frühen wirtschaftlichen Liberalismus
einhergehende schrankenlose Kapitalismus konnte jedoch keine Gerechtigkeit im
Wirtschaftsleben herbeiführen. Aus dem offenkundigen Versagen des historischen
Liberalismus erwuchs der Sozialismus mit dem Ziel, die mißbrauchten
Freiheitsrechte zugunsten von Gleichheit und Gerechtigkeit einzuschränken. Auch
die sozialistischen Experimente mit Verstaatlichungen und Planwirtschaft sind inzwischen
gescheitert.
Weder der
Liberalismus mit seiner einseitigen Betonung der Freiheit noch der Sozialismus
mit seiner einseitigen Betonung der Gleichheit vermag in seiner historischen
Form die sozialen Probleme nachhaltig zu lösen. Es stellt sich hieraus die
Frage, wie der Gegensatz zwischen Liberalismus und Sozialismus auf einer
höheren Ebene überwunden und eine monopol- und ausbeutungsfreie Wirtschaft ohne
private Vorrechte und staatliche Bevormundung realisiert werden kann.
Ein weiterer
Impuls zur Verwirklichung einer sozialen Gerechtigkeit entwickelte sich aus der
Christdemokratie: Die "soziale Marktwirtschaft" ermöglichte das
"Wirtschaftswunder" und durch die soziale Verpflichtung der
leistungsfähigeren gegenüber den weniger leistungsfähigen Haushalten einen bis
dahin nicht gekannten Wohlstand für breite Bevölkerungsschichten. Der
Sozialstaat übernahm die Aufgabe der Umverteilung, d.h. die Transformation der
sich auf den Märkten bildenden Primärverteilung des Volkseinkommens in eine als
gerechter empfundene Sekundärverteilung durch eine als geeignet erachtete
Steuerpolitik bzw. Ausgabenpolitik. Auch heute herrscht noch fast
ausschließlich die Ansicht vor, für die Lösung der sozialen Frage sei nur
"Vater Staat" zuständig und verantwortlich. Die staatlichen
Umverteilungen haben sich jedoch als unzulänglich für die Lösung der sozialen
Frage erwiesen; die Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich immer schneller
(vgl. Creutz 1997). Die Sozialpartnerschaft der sozialen Marktwirtschaft ist
zerbrochen, der Wohlfahrtsstaat nicht zuletzt wegen der steigenden Zinslasten
nicht mehr finanzierbar. Wir stehen also wieder vor der Aufgabe, Lösungen für
die soziale Frage zu finden, bei denen alle drei Ziele der Französischen
Revolution von 1789 in bestmöglicher Weise verwirklicht sind: Freiheit,
Gleichheit und Gerechtigkeit, oder allgemeiner: Brüderlichkeit bzw.
Geschwisterlichkeit. Bereits bei der allgemeinen Formulierung dieser Ziele
treten jedoch schwerwiegende Probleme in Form von Zielkonflikten auf. So
besteht etwa eine grundsätzliche "Unschärferelation" zwischen
Gleichheit und Freiheit: Die Gleichheit gefährdet die Freiheit und die Freiheit
führt fast zwangsläufig zu Ungleichheiten. Gleichheit gibt es demnach nur auf
Kosten der Freiheit und umgekehrt (vgl. Popper 1943). Eine Lösung für diesen
Zielkonflikt wurde mit dem Postulat der "Dreigliederung des sozialen
Organismus" vorgeschlagen (Steiner 1919). Die Dreigliederungslehre
unterteilt das Gesellschaftssystem in drei Lebensbereiche, von denen jeder zu
einem Ideal der Französischen Revolution korrespondiert: Freiheit soll vor
allem im Geistesleben realisiert werden, welches Wissenschaft, Bildung und
Kultur umfaßt; Gleichheit gehört zum Bereich Rechtsleben, in dem es um alle
Formen von zwischenmenschlichen Vereinbarungen geht; und Brüderlichkeit ist im
Wirtschaftsleben angesagt, wo Produktion, Zirkulation und Konsumtion von
wirtschaftlichen Werten ablaufen. Jedem Ziel wird auf diese Weise eine Domäne
zugeordnet, so daß die Zielkonflikte verschwinden. Im wirtschaftlichen
Subsystem kann es nur eingeschränkte Formen von Freiheit und Gleichheit geben:
Wahlfreiheit des Konsumenten, das freie Unternehmertum sowie die
Chancengleichheit aller Wettbewerber und Marktteilnehmer in einem geeigneten
ordnungspolitischen Rahmen.
Gerechtigkeit
im Wirtschaftsleben schaffen heißt: nach und nach die Quellen der
Ungerechtigkeit zum Versiegen bringen. Die Quelle der Ungerechtigkeit, von der
in diesem Essay die Rede sein wird, sind die leistungslosen Kapitaleinkommen
für Nichtbedürftige, die unser Geldsystem zuläßt. Damit ist bereits
festgestellt, daß hier die Ursachen von Ungerechtigkeiten nicht - wie sonst
allgemein üblich - in der realen Sphäre der Volkswirtschaft gesucht werden,
sondern in der monetären Sphäre, speziell im Geld selbst.
Heinrich
Heine (1842) beschreibt die soziale Ungerechtigkeit seiner Zeit wie folgt:
"Hier in Frankreich herrscht gegenwärtig die größte Ruhe. Ein
abgematteter, schläfriger, gähnender Friede. Es ist alles still, wie in einer
verschneiten Winternacht. Nur ein leiser, monotoner Tropfenfall. Das sind die
Zinsen, die fortlaufend hinabträufeln in die Kapitalien, welche beständig
anschwellen; man hört ordentlich wie sie wachsen, die Reichtümer der Reichen.
Dazwischen das leise Schluchzen der Armut. Manchmal auch klirrt etwas, wie ein
Messer, das gewetzt wird."
Im Verlauf
der folgenden Abhandlung wird gezeigt, daß die Einführung eines sogenannten
neutralen Geldes, das als solches keinen Einfluß mehr auf die realen
Wirtschaftsvorgänge hat (vgl. Hayek 1933), nicht nur zu mehr Gerechtigkeit bei
der Verteilung des gemeinsam erarbeiteten Sozialprodukts führt, sondern auch
aus systemtheoretischen Gründen dringend notwendig ist.
Dieser Essay
wird einen "dritten Weg" aufzeigen, auf dem Freiheit auch ohne
Kapitalismus und soziale Gerechtigkeit auch ohne Marxismus und Gleichmacherei
möglich ist. Zur Verwirklichung einer nachhaltigen sozialen Gerechtigkeit
bedarf es einer Reform der Geldordnung, die mit einer Befreiung der
Markwirtschaft vom Kapitalismus, d.h. von leistungslosen Kapitaleinkommen,
einhergeht. Als erster Schritt zu einer solchen Geldreform wird eine innovative
Finanzdienstleistung vorgestellt, die die Einführung eines neutralen Geldes auf
lokaler Ebene durch Geschäftsbanken ermöglicht.
"Die
Tatsache, daß ein Fünftel der Menschheit immer reicher und vier Fünftel immer
ärmer werden, das liegt natürlich an unserer Wirtschaftsart und ganz speziell
an unserem Geldsystem. Ich glaube, daß an diesem Geldsystem etwas geändert
werden muß, um zu irgendeiner Art von Gleichgewicht in der Welt zu
kommen."
Michael Ende
Die Mystik
der leistungslosen Selbstvermehrung
Die
Volkswirtschaftslehre unterscheidet zwischen Arbeitseinkommen und
Besitzeinkommen (Schumann 1987). Sofern die Besitzeinkommen nicht auf
Leistungen gegründet sind, sondern leistungslos sind, kommen sie in den
Verdacht, eine Quelle der Ungerechtigkeit zu sein. Unter den Besitzeinkommen
fallen besonders die Kapitaleinkommen ins Auge. Kapital kann als zinstragendes
Vermögen definiert werden. Die Einkommen aus Kapitalbesitz werden als Zinsen
bezeichnet.
"Geld
muß arbeiten" heißt es. Für das Zinseinkommen des Anlegers arbeitet jedoch
nicht das Geld, sondern alle Werktätigen. Denn Zinsen zahlen nicht nur die
Kreditnehmer, sondern auch alle Konsumenten und Steuerzahler, auf die am Ende
sämtliche Zinslasten zurollen: Der durchschnittliche Zinsanteil in den Preisen
liegt heute bereits über 30%, der Zinsendienst im Bundeshaushalt bei rund 25%
(Creutz 1997). Nun wäre ja alles halb so schlimm, wenn die Vermögensakkumulation
nicht durch die Zinseszinsformel angetrieben würde, die für sich genommen
bereits das ganze System instabil macht. Wir erleben heute die
Vermögenskonzentration in einem Ausmaß, das sich mit individuellen Leistungen
nicht mehr erklären läßt. Das Geld wird mehr und mehr als parteiisches Macht-
und Spekulationsmittel mißbraucht.
Um ein
tieferes Verständnis für das Zinsproblem zu erlangen, sind im folgenden
zunächst einige systemtheoretische und betriebswirtschaftliche Fakten
festgehalten, die mit dem bestehenden Geldsystem zusammenhängen. Dabei stellt
sich heraus, daß das Zinssystem nicht nur wegen der offenkundigen
Ungerechtigkeit leistungsloser Einkommen für Nichtbedürftige problematisch ist,
sondern auch schon aus rein volkswirtschaftlichen Gründen.
"Was
den Zins des Geldes nicht einbringt, bleibt ungeboren."
Silvio
Gesell
Der
kollektive Selbstbetrug im Zinsmonopoly
1.
Instabilität des Geldsystems: Kein System der Welt ist in der Lage, auf Dauer
Stabilität zu wahren, wenn wichtige Systemvariablen pathologisch über alle
Schranken wachsen. Das exponentielle Wachstum der Vermögen (und damit auch der
Schulden) qua Zinseszinsformel reißt langfristig jede Gesellschaft auseinander.
Jede Währung tendiert durch den Zinseszinseffekt zur Selbstzerstörung. Aus rein
mathematischen Gründen muß es also immer wieder Zusammenbrüche geben. Die
monetäre Zeitbombe tickt.
2.
Rentabilitätsschwelle im Geldkreislauf: Eine Investition wird nach
betriebswirtschaftlichen Kriterien nur dann getätigt, wenn der zu erwartende
Gewinn den Zinsertrag einer möglichen Geldanlage bzw. die Zinskosten einer
Kreditaufnahme übersteigt. Unabhängig davon, ob Eigen- oder Fremdkapital
investiert werden soll, entsteht durch dieses Kalkül eine überhöhte
Rentabilitätsschwelle: Investitionen mit einer Rendite unterhalb des
Kreditzinses am Kapitalmarkt müssen unterbleiben, weil sie den Zins nicht
erwirtschaften können. Der Geldzins ist die Schwelle und Hürde vor jeder
Wirtschaftstätigkeit und damit auch vor jedem Arbeitsplatz.
3.
Rentabilitätskrise bei Nullwachstum: Jedes natürliche und organische Wachstum
muß irgendwann in eine Sättigung übergehen. Sobald aber die Wachstumsraten
unter den Marktzinssatz fallen, kann die Kapitalverzinsung nicht mehr
erwirtschaftet werden und es droht Arbeitslosigkeit. In kapitalistischen
Wirtschaftssystemen sind damit regelmäßige Wirtschaftskrisen vorprogrammiert.
4. Abwertung
der Zukunft: Zukünftig aus einer Investition erwartete Einnahmen müssen nach
betriebswirtschaftlichen Kriterien auf den Investitionszeitpunkt abgezinst
werden. Der daraus berechnete Gegenwartswert (Barwert) dieser Einnahmen wird
durch den Zins künstlich herabgesetzt, wobei die Abwertung um so größer ist, je
weiter die Einnahmen in der Zukunft liegen. Diese betriebswirtschaftlich
durchaus rationale Kalkulation begünstigt Investitionen mit möglichst
kurzfristigen Renditen und damit eine Wegwerf- und Verschleißgesellschaft mit
hohem Material- und Energiedurchsatz. In einer Zinswirtschaft wird der
Zeithorizont künstlich verkürzt und damit die Zukunft des gesamten Planeten
systematisch abgezinst, abdiskontiert, abgewertet (Probst 1998).
5.
Geldabflüsse aus Krisenregionen: Über die globalisierten Kapitalmärkte fließt
Geld und Kredit immer in die jeweils rentabelsten Investitionsmöglichkeiten
hinein. Da die Meßlatte der Rentabilität durch den "shareholder
value" künstlich hochgehalten wird, kommt es immer wieder zu teilweise
massiven Geldabflüssen aus strukturschwachen Regionen, die dadurch nur noch am
Tropf des Sozialstaates überleben können. Statt die lokalen
Wirtschaftskreisläufe zu stärken wird häufig versucht, solche Regionen
"fit für den Weltmarkt" zu machen, wodurch die Abhängigkeiten von den
instabilen Weltmarktgegebenheiten in der Regel noch verstärkt werden.
6. Lautlose
Umverteilung: Die Zinsen für die Kapitaleigner stecken in den Preisen und
Steuern und werden auf diese Weise wieder auf die Verbraucher bzw. Steuerzahler
abgewälzt. Für ca. 90% der Haushalte sind diese unsichtbaren Zinslasten höher
als die Zinseinnahmen (Creutz 1997). Gewinner im Zinsmonopoly sind nur die
wenigen Haushalte, bei denen die jährlichen Kapitaleinkommen größer sind als
etwa ein Drittel ihrer jährlichen Ausgaben. Das herkömmliche Geldsystem
beinhaltet somit einen erstaunlich tabuisierten, kollektiven Selbstbetrug, bei
dem 90% der Haushalte sich ihre Zinsen und Kapitalerträge letztlich selber
zahlen und sogar noch draufzahlen. Der Zinsstrom bewirkt lediglich eine
ständige Umverteilung von der Arbeit zum Besitz. Die Anleger melken den Staat
und der Staat muß dafür seinerseits die Steuerzahler melken.
Alle diese
Umstände scheinen weder in der Wirtschaftswissenschaft noch in der Politik ein
Grund zur Beunruhigung zu sein.
"Geld
hält einen Staat zusammen, oder es sprengt ihn."
Silvio
Gesell
Das
Krisenmenü des Spätkapitalismus
Die
gemeinsame Ursache der eben beschriebenen unerwünschten Nebenwirkungen des
Geldes ist ein ständig positiver Zinssatz auf Geldanlagen aller Art. Ein
ständig positiver Zins wirkt als Verursacher und Verstärker von Krisen (Senf
1996):
1.
Ökonomische Krise: Wenn die Wirtschaft nicht mehr genügend wächst, um die
Zinsen bedienen zu können, geraten immer mehr Unternehmen in eine
Schuldenklemme. Die Wirtschaft unterliegt also einerseits einem permanenten
Wachstumszwang, andererseits aber gleichzeitig der realen Unmöglichkeit, diesem
Wachstumszwang auf Dauer gerecht werden zu können. Das Sozialprodukt wird von
den Zinslasten immer mehr aufgefressen. Die Zinsgewinner kaufen die
Zinsverlierer und forcieren so die Akkumulation von Kapital und Macht.
2.
Ökologische Krise: Der zinsbedingte Wachstumsdruck verstärkt die ökologischen
Krisentendenzen. Jedes (gesunde) organische Wachstum ist begrenzt. Ein
mittelfristig wünschenswertes Nullwachstum ist nur bei einem Zinssatz um Null
erreichbar. Solange der Kapitalmarktzins den Takt in der Wirtschaft vorgibt,
hat die Ökonomie Vorrang vor der Ökologie. Solange die Zinseszinsformel auf
diesem Planeten wütet, hat die Umwelt keine Chance. Die soziale Frage kann
heute nicht mehr ohne die ökologische Frage gelöst werden.
3. Soziale
Krise: Während Zinsen und Kapitalerträge in Zeiten des allgemeinen
Wirtschaftswachstums noch als Belohnung für Kapitalneubildung gedeutet werden
können, wirken sie bei einem Nullwachstum unter den heutigen Umständen als reiner
Umverteiler von der Arbeit zum Besitz. Dadurch sind soziale Spannungen
vorprogrammiert. Um die anwachsenden Guthaben wieder für realwirtschaftliche
Transaktionen verfügbar zu machen, fallen "Geld-Recycling-Kosten" in
Form von Zinsen und Renditen an, die das Problem in einer positiven
Rückkopplungsschleife allerdings nur verschärfen ("monetärer
Teufelskreis"). Die staatliche Um- bzw. Rückverteilung über Steuern und
Transferzahlungen kann diesen Prozeß allenfalls etwas abmildern. Hierzu Senf (1996):
"Der Zins wirkt langfristig wie ein sozialer Sprengsatz!"
4.
Schuldenkrise: Eine Zinswirtschaft muß exponentiell wachsende
Kapitalverwertungsgelegenheiten anbieten und ist deshalb auf der Suche nach
immer neuen Schuldnern. Sinkt die Wachstumsrate unter den Zinssatz, werden
zusätzliche Staatsausgaben erforderlich, um einen Geldstau zu verhindern und
die entstehende Lücke im gesamtwirtschaftlichen Kreislauf zu schließen. Die
entsprechenden Kredite müssen verzinst werden. Als unerwünschte Nebenwirkung
treibt die staatliche Kreditnachfrage den Marktzinssatz in die Höhe und die
Umverteilung wird noch beschleunigt. Bleibt das erhoffte Wirtschaftswachstum
mit den erhofften Steuermehreinnahmen aus, so läuft die Verzinsung der
Staatsschuld trotzdem weiter und der Staat gerät in eine
"Schuldenfalle". Inzwischen ist jede vierte Mark im Bundeshaushalt
eine Zinsmark. Die geldsystembedingte Umverteilung funktioniert auch global:
Die zunehmende Verschuldung und Verarmung der Dritten Welt ist sichtbares
Zeichen dieser Fehlentwicklung. Ein zunehmender Ausverkauf der Dritten Welt an
multinationale Konzerne ist die Folge: "Geld frißt Welt."
Die heutige
Geldordnung läßt also auf lange Sicht nur vier idealtypische Alternativen
offen, die das "Menü des Spätkapitalismus" ausmachen: die ökonomische
Katastrophe in Form von regelmäßigen Krisen und Zusammenbrüchen, die
ökologische Katastrophe durch permanentes Wirtschaftswachstum und Raubbau an
der Natur, die soziale Katastrophe durch ständige Umverteilungen bei
Nullwachstum, oder die finanzielle Katastrophe, entweder durch Staatsbankrott
oder Inflation. In der Realität ist stets eine Mischung aus all diesen Effekten
zu beobachten. Hierzu Schily (1996): "Wir zerstören die Natur und schaffen
Scheinwerte in Geldform."
" Von
allen Fähigkeiten steht in aller Welt die Zahlungsfähigkeit obenan."
Oskar
Blumenthal
Die
Liquiditätsprämie als monetärer Zinsbestandteil
Nachdem die
Defizite unseres Geldsystems aufgezeigt wurden, die ihren Ausdruck vor allem in
einem ständig positiven Marktzinssatz für Geldkapital finden, stellt sich nun
die Aufgabe, Lösungsvorschläge für das Geldproblem anzugeben. Da der Zins keine
einheitliche Größe ist, sondern aus mehreren Anteilen besteht, muß zunächst
herausgearbeitet werden, welcher dieser Zinsbestandteile für die
Ungerechtigkeit und Instabilität unseres Geldsystems verantwortlich zu machen
ist (vgl. Creutz 1997, Thomas 2000).
Zinsen
fallen aus Sicht der Wirtschaftssubjekte im wesentlichen für Geldanleger als
Habenzinsen (Kapitalerträge) und für Kreditnehmer als Sollzinsen (Kreditkosten)
an. Die Differenz zwischen Sollzinsen und Habenzinsen bildet die Bankmarge. Die
Bankmarge ist der Preis für die Finanzdienstleistung einer Geschäftsbank und
kann deshalb nicht für Instabilitäten und Ungerechtigkeiten verantwortlich
gemacht werden. Der Knappheitszuschlag im Zins verschwindet bei
funktionierenden Märkten im langfristigen Marktgleichgewicht. Der
Inflationsausgleich, der ebenfalls im Zins enthalten sein kann, stellt
lediglich eine legitime Wertsicherung dar und führt für sich nicht zu einer
realen Wertvermehrung der Geldanlage. Mit einer Risikoprämie im Habenzins wird
belohnt, wer Risiken übernimmt und richtig einzuschätzen weiß. Eine
Risikoprämie als Bestandteil des Kreditzinses deckt etwaige
Kreditausfallrisiken ab. Insoweit das Kreditrisiko von einer Bank übernommen
wird, ist die Risikoprämie Bestandteil der Bankmarge. Da ein professionelles
Risikomanagement unerläßlich für jede Volkswirtschaft ist, steht auch dieser
Zinsanteil nicht zur Debatte.
Seit Keynes
(1936) ist allerdings noch ein weiterer Zinsanteil bekannt: die
Liquiditätsprämie, die der Anleger mindestens für die Aufgabe seiner
unmittelbaren Zahlungsfähigkeit verlangt. Keynes machte diese "Neigung zur
Liquidität" für die Starrheit des Marktzinses nach unten verantwortlich:
Die Liquiditätsprämie setzt dem Marktzins eine Untergrenze, unter die er nicht
fallen kann, da der Anleger ansonsten gemäß seiner Liquiditätsneigung lieber
liquide bleibt und auf eine Geldanlage verzichtet. Die Liquiditäts(verzichts)prämie
im Zins, die ihre Wurzel in den Eigenschaften des Geldes selbst hat, ist
folglich die entscheidende Ursache für die Instabilität des Geldsystems.
Da sich für
alle anderen Zinsanteile eine ausreichende Legitimation finden ließ, kommt die
Liquiditätsprämie in den Verdacht, auch für die Ungerechtigkeit des bestehenden
Geldsystems verantwortlich zu sein. Die Liquidität des Geldes, d.h. dessen
universelle Tauschbarkeit auf Märkten, entsteht durch die Akzeptanz der
Wirtschaftsteilnehmer und/oder die rechtliche Einrichtung als gesetzliches
Zahlungsmittel. Die "Geldflüssigkeit" (Weitkamp 1993) wird also von
allen erzeugt, die - mit oder ohne explizite Rechtsvereinbarung - das
betreffende Geld annehmen und weitergeben. Sofern der Habenzins auf einem puren
Liquiditätsverzicht beruht, wird die Liquidität, die von allen erzeugt wird,
von einzelnen in eine Einkommensquelle verwandelt. Somit ist die
Liquiditätsprämie auch die entscheidende Quelle der Ungerechtigkeit des
gegenwärtigen Geldsystems (vgl. Suhr 1983).
Die
Starrheit der Löhne auf dem Arbeitsmarkt, d.h. der Arbeitseinkommen, steht
immer wieder in der arbeitsmarktpolitischen Diskussion, die Starrheit des
Marktzinses und damit der Kapitaleinkommen merkwürdigerweise eher selten bis
nie. Nach der obigen Analyse der Zinswirkungen empfiehlt sich als Maßnahme zur
Verringerung der Arbeitslosigkeit eine Senkung der Kapitalkosten anstelle einer
Senkung der Lohnkosten.
Der
Habenzins auf risiko- und inflationsfreie Geldanlagen hat seinen Ursprung in
einer Vermarktung der besonderen Liquiditätseigenschaften des Geldes. Eine
ursachengerechte Lösung muß somit an diesem Punkt ansetzen und die Liquidität
des Geldes neutralisieren, so daß ein "neutrales Geld" entsteht. Die
hier vorgebrachte Zinskritik bezieht sich konsequenterweise nur auf diesen
kritischen, weil rigiden Zinsanteil.
" Wir
haben hier eine ganz verrückte Theorie vor uns. Die Frage ist nur, ob sie
verrückt genug ist, um richtig zu sein."
Niels Bohr
Die
Jokertheorie des Geldes
Eine
Veranschaulichung der Keynesschen Liquiditätstheorie bietet die Jokertheorie
des Geldes, bei der das "Marktspiel" mit einem Kartenspiel verglichen
wird (Suhr 1983). Das Geld verhält sich zu den Gütern wie der Joker zu den
anderen Spielkarten: So wie man den Joker für alle anderen Spielkarten
einsetzen kann, so kann das Geld im Marktspiel ebenfalls für jedes Gut
eingesetzt werden. Der monetäre Joker schafft als "Allroundkarte"
größere Wahl- und Entscheidungsmöglichkeiten und eröffnet neue Dimensionen der
Spielfreiheit. Aus dieser spieltheoretischen Perspektive besteht der Nutzen
monetärer Liquidität in Spielvorteilen. Der mit der Geldhaltung einhergehende
Liquiditätsvorteil ist ein "Jokervorteil" (Suhr & Godschalk
1986).
Der
Jokervorteil des Geldes gegenüber anderen Tauschobjekten hat im Marktspiel
seinen Preis: den Zins. Im Kartenspiel würde dies bedeuten, daß etwa ein
Spieler seinen Mitspielern seine überzähligen Joker anbietet und vermietet,
d.h. sie nur gegen eine Belohnung wieder ins Spiel bringt. Bis hierhin handelt
es sich also lediglich um eine spieltheoretische Umschreibung der Keynesschen
Zinstheorie: Keynes sieht im Zins einen Preis für die zeitweise Aufgabe des
Liquiditätsvorteils des monetären Jokers.
So wie der
Joker beim Kartenspiel durch seine universelle Eintauschbarkeit mehr wert ist
als andere Spielkarten, so ist das Geld den Gütern überlegen. Im Kartenspiel
ist das Problem der Überlegenheit des Jokers durchaus gegenwärtig und wird
mitunter dadurch gelöst, daß der Joker die meisten Minuspunkte bringt, wenn er
zu lange, d.h. bis zum Spielende, auf der Hand gehalten wird (z.B. Rommé oder
Canasta). Der Joker wird so zum Schwarzen Peter und der Jokervorteil wird
zumindest teilweise ausgeglichen. Im realen Wirtschaftsspiel ist ein solches
"Spielende" oft genug eine Inflation, die den Joker entwertet.
Wenn wir nun
die Neutralisierung des Jokervorteils im Kartenspiel zunächst als
Gedankenexperiment auf das Wirtschaftsspiel übertragen, so müssen wir den
Liquiditätsvorteil durch einen entsprechenden Liquiditätsnachteil ausgleichen
(Suhr & Godschalk 1986): Einen solchen Nachteil hätte zu tragen, wer gerade
liquide ist, d.h. wer gerade über den monetären Joker verfügt. In der
einfachsten Realisierung dieser neuen Spielregel bekäme z.B. das Bargeld
einfach ein Ablaufdatum aufgedruckt, nach dessen Ablauf die betreffende
Banknote gebührenpflichtig umgetauscht werden muß; und alle Girokonten würden
je nach Liquidität der Guthaben mit geringen Liquiditätsgebühren belastet.
Durch solche Maßnahmen wird der "monetäre Joker" ebenfalls zum
"Schwarzen Peter", wenn er zu lange auf der Hand gehalten wird. Die
Liquiditätsgebühr fungiert dadurch als Umlaufsicherung des Geldes im Sinne von
Gesell (1920): Keiner will den Schwarzen Peter länger als nötig auf der Hand
behalten, wenn hiermit Kosten verbunden sind. Der Geldstrom kann ungehindert
dem Güterstrom entgegenfließen, um so einen (von Seiten des Geldsystems her)
störungsfreien Ablauf des Wirtschaftsspiels zu ermöglichen.
Im
Kartenspiel hat der Joker die vorrangige Funktion, das Spiel etwas "flüssiger"
zu gestalten, indem man auch mit Karten spielen kann, die nicht 100%ig
zusammenpassen. Das Geld erleichtert entsprechend das Wirtschaftsspiel für den
in einer arbeitsteiligen Gesellschaft natürlich häufigsten Fall, daß die
Tauschinteressen der Marktteilnehmer im einzelnen nicht paarweise
zusammenpassen, sondern vielmehr ein "Ringtausch" von Leistungen und
Gegenleistungen notwendig ist. Für die Volkswirtschaft ist das Geldsystem also
nichts anderes als das Leistungsverrechnungssystem über Raum und Zeit. Das
Bargeld ist lediglich eine "Buchhaltung in Loseblattform"
(Herrmannstorfer 1997).
Im
Kartenspiel wird der Joker durch einen Narren versinnbildlicht. Diesen außer
Rand und Band geratenen Narren gilt es nun von seinem Pferdefuß zu befreien.
" Das
ist es ja, was man begehrt: Der Rost macht erst die Münze wert."
Goethe, Faust II
Alterndes
Geld und rostende Banknoten
Durch die
bisherigen Überlegungen werden wir genötigt anzunehmen, daß ein Strukturfehler
im Kapitalismus eingebaut ist, der seinen Ursprung in der "Schizophrenie
des Geldes" hat (Suhr 1983): Die am Kapitalmarkt angelegte Mark ist mehr
wert als die für Güter und Dienste ausgegebene. Dieser "Mehrwert",
der schon im Geld selbst steckt (Proudhon) und nicht in der Produktion (Marx),
lenkt das Geld nicht in den realen Wirtschaftskreislauf, sondern in die
Geldanlage, die mit Zinsen und Renditen belohnt wird. Geldstau und
Geldkreislaufkollaps sind damit vorprogrammiert. Das wesentliche Problem des
Kapitalismus liegt also nicht in der Produktionssphäre, sondern in der
Zirkulationssphäre. Marx hat zwar Recht, wenn er erklärt, daß der (reale)
"Mehrwert" in der Produktion erzeugt wird, über die Verteilung dieses
Mehrwertes entscheiden aber nicht nur die "Produktionsverhältnisse",
sondern vor allem das Geldsystem, das die Zirkulation aller wirtschaftlichen
Werte regelt. Ganz unabhängig von den Produktionsverhältnissen erzeugt das
überkommene Geld eine permanente Begünstigung der Reichen gegenüber den Armen
(Suhr 1988).
Ansätze für
eine nichtkapitalistische Marktwirtschaft ergeben sich u.a. aus den
bahnbrechenden Arbeiten von Silvio Gesell (1920), der erkannte, daß ein
stetiger und reibungsloser Geldumlauf für die Wirtschaft besonders wichtig ist:
Die Möglichkeit der Hortung von Geld führt zu Krisen mit Kaufkraftschwankungen
und Arbeitslosigkeit. Um dem Geld einen "natürlichen" Umlaufantrieb
mitzugeben, muß es "altern" wie alle anderen Waren auch. So sollte
dem "Freigeld" - wie Gesell seine Reformwährung nannte - in regelmäßigen
Zeitabständen Gebührenmarken aufgeklebt werden, die quasi die
"Lagerhaltungskosten" des Geldes repräsentieren. Gesell hielt etwa 1
Promille des Nennwerts pro Woche für ausreichend, d.h. etwa 0,4% pro Monat oder
5,2% im Jahr. Auf diese Weise soll das Geld dem gleichen Angebotszwang
ausgesetzt werden wie verderbliche Waren, damit es seine Nachfragefunktion
erfüllt: "Die Ware läuft ab, das Geld läuft um."
Gesell
begründete die Überlegenheit des Geldes über die Waren damit, daß das Geld (bei
positivem Realzins) nicht altert, rostet, verdirbt oder aus der Mode kommt.
Altert das Geld hingegen durch eine künstliche Geldnutzungsgebühr, so ist ihm
damit sein Mehrwert gegenüber den Waren genommen und die unangenehmen
Begleiterscheinungen der Zinswirtschaft verschwinden im langfristigen Marktgleichgewicht.
Gesell (1920) spricht von "rostenden Banknoten", Steiner (1919) in
ähnlicher Weise von einem "alternden Geld" mit einem Ablaufdatum.
Beide Sozialpioniere sahen in einem sich abnutzenden Geld einen wichtigen
Beitrag zur Lösung der sozialen Frage. Gerechtes Geld - gerechte Welt ist der
Wahlspruch der freiwirtschaftlichen Bewegung, die auf Silvio Gesell zurückgeht.
Keynes
schrieb 1936 über die Freiwirtschaftsbewegung: "Jene Reformer, die in der
Erzeugung künstlicher Durchhaltekosten des Geldes ein Heilmittel gesucht haben,
z.B. durch das Erfordernis periodischer Abstempelung der gesetzlichen
Zahlungsmittel zu vorgeschriebenen Gebühren, sind somit auf der richtigen Spur
gewesen; und der praktische Wert ihrer Vorschläge verdient diskutiert zu werden."
Eigenartigerweise hat Keynes diesen Gedanken nicht selbst weiter verfolgt,
sondern eine andere Richtung eingeschlagen, die später unter dem Namen
"Keynesianismus" bekannt wurde und vor allem bei der Sozialdemokratie
in Mode kam. Der Versuch, die Konjunkturschwankungen durch Interventionen des
Staates auszugleichen, führte aber den Staat letztlich in die gegenwärtige
Schuldenfalle.
Interessant
ist, daß Gesell aus seiner selbstgestrickten Zinstheorie die richtigen
Schlußfolgerungen zog, während Keynes aus seiner weitaus moderneren
Liquiditätstheorie des Zinses selbst nicht den Weg zu einer Neutralisierung der
Liquidität des Geldes fand. Immerhin konstatiert Keynes (1936): "Ich
glaube, daß die Zukunft mehr vom Geiste Gesells als von jenem von Marx lernen
wird."
"Geld
muß ausgestreut werden wie Mist."
Konfuzius
Die
Blütezeit des Hochmittelalters
Keynes hielt
seinerzeit ein Stempelgeld im Sinne Gesells für "nicht durchführbar".
Dabei gab es durchaus historische Vorbilder für ein nicht hortbares Geld. So
wurde beispielsweise die Blütezeit des Hochmittelalters maßgeblich von den zu
dieser Zeit herrschenden Geldverhältnissen begünstigt, wenn nicht gar
hervorgerufen (Weitkamp 1993). Aus Mangel an Gold und Silber brachten einige
deutsche Fürsten dünne Blechmünzen, "Brakteaten", in Umlauf, die aus
fiskalpolitischen Gründen regelmäßig "verrufen" wurden, wodurch sie
ihre Gültigkeit verloren und gegen eine Umtauschgebühr,
"Schlagschatz", gegen neue Blechmünzen eingetauscht wurden. Es lohnte
sich also nicht, diese Münzen zu horten. Die regelmäßige Münzerneuerung,
"Renovatio", wirkte als Umlaufantrieb des Geldes. "Noli
thesaurare!" lautete das päpstliche Gebot auf den Münzen des
mittelalterlichen Kirchenstaates.
Weitkamp
(1993): "Welch ein Zufall! Von 1271 bis 1292 weilte Marco Polo, der Sohn
Venedigs, in China und berichtet, heimgekehrt, über das Hochmittelalter Chinas,
das unter Kublai Khan dort seine wohl höchste Blüte entfaltet hatte. Und Polo
wird uns der Zeuge dafür, daß diese Kulturblüte ebenfalls ein Geschenk des
wohlgeordneten Geldwesens war und daß dort ein Papiergeld mit Umlaufsteuer die
viele Jahre währende, Jahrhunderte lang blühende Hochkultur veranlaßte. Es ist
wirklich so, als habe ein Frühlingshauch die ganze damalige Welt gleichzeitig
erwärmt und zur nachhaltigen Blüte förmlich gezwungen."
Ab 1350
wurde in Europa nach und nach der "ewige Pfennig", auch
"Dickpfennig" genannt, wieder eingeführt; wahrscheinlich deshalb,
weil es einige Fürsten übertrieben hatten und teilweise viermal im Jahr
eingetauscht wurde, um entsprechend viermal im Jahr Steuern erheben zu können.
Nach dem Hochmittelalter folgte das "finstere" Mittelalter. Die Blüte
war quasi ein Nebeneffekt der "Falschmünzerei" der Fürsten.
"Rumlaufen wie falsches Geld" sagt der Volksmund heute noch.
"Die
Gegenseitigkeit ist die Formel der Gerechtigkeit."
Pierre Joseph Proudhon
Zur
Tradition des Zinsverbots
Die
Zinskritik hat eine lange, vielfach religiös-ethisch begründete Tradition: Das
Zinsverbot zieht sich "wie ein roter Faden durch die
Religionsgeschichte" (Geitmann 1989, 1990 & 1995); einige Beispiele:
Moses (Exodus 22,24): "Wenn du einem Armen aus meinem Volk, der neben dir
wohnt, Geld leihst, so handle an ihm nicht wie ein Wucherer; du sollst ihm
keinen Zins auferlegen." Matthäus (6,24): "Ihr könnt nicht Gott
dienen und dem Mammon." Thomas von Aquin: "Auf Zins ausleihen, ist
Sünde." Karl von Vogelsang 1884: "Der Zins hat die ganze Gesellschaft
vergiftet, die soziale Moral zerstört. An dieser Sünde muß unsere Gesellschaft
zugrunde gehen. Der Zins ist der Angelpunkt der sozialen Frage." Der
Theologe und Sozialpolitiker Friedrich Naumann 1890 für das Soziale Programm
der Evangelischen Kirche: "Wir zweifeln nicht daran, daß eine Zeit kommen
wird, in der sich eine christliche Bewegung gegen den Zins erhebt." Auch
der Islam verbietet an mehreren Stellen im Koran das Zinsnehmen. So heißt es in
der Sure 3,130: "Ihr Gläubigen! Nehmt nicht Zins, indem ihr in mehrfachen
Beträgen wieder nehmt, was ihr ausgeliehen habt." Und Sure 2,275 lautet:
"Diejenigen, die Zins nehmen, werden dereinst nicht anders dastehen als
wie einer, der vom Satan erfaßt und geschlagen ist. Dies wird ihre Strafe dafür
sein, daß sie sagen: 'Kaufgeschäfte und Zinsleihe sind ein und dasselbe'. Aber
Allah hat nun einmal das Kaufgeschäft erlaubt und die Zinsleihe verboten."
Man vergleiche hierzu den Schuldknecht aus Hugo von Hofmannsthals Jedermann:
"Des Satans Fangnetz in der Welt hat keinen andern Nam als Geld."
Ein
Zinsverbot ist natürlich heute keine geeignete Maßnahme mehr, weil das Geld im
Zweifel einfach gehortet und damit dem Geldkreislauf entzogen wird. Es ist aber
trotzdem interessant, jahrtausendealte religiöse Überlieferungen mit moderner
Geldtheorie in Verbindung zu bringen: Leistungslose Einkommen für Nichtbedürftige
werden in allen Hochreligionen als ungerecht geächtet.
"Geld
ist eine Sache, deren Gebrauch nur dadurch möglich ist, daß man sie
veräußert."
Immanuel
Kant
Das Wunder
von Wörgl (1932/33)
Zur Zeit der
großen Weltwirtschaftskrise wurde 1929 in Erfurt nach Gesells Vorstellungen die
Wära-Tauschgesellschaft gegründet als private "Vereinigung zur Bekämpfung
von Absatzstockungen und Arbeitslosigkeit". Innerhalb der deutschen
Wirtschaft entstand so allmählich ein kleiner separater Kreislauf von Ersatzzahlungsmitteln
neben dem von krisenhaften Stockungen gestörten Kreislauf der Reichsmark. Der
Erfolg der Wära erweckte jedoch den Argwohn der Deutschen Reichsbank. Im Zuge
der Brüningschen Notverordnungen wurde die Herstellung, Ausgabe und Benutzung
jeglichen Notgeldes im Oktober 1931 verboten. Auch die Wära war von diesem
Verbot betroffen. (Onken 1983): "Nachdem dieser in kleinem Rahmen bewährte
und durchaus erfolgversprechende Weg aus der Krise versperrt und die damalige
Regierung Brüning mit ihren berüchtigten Notverordnungen der Wirtschaft eine
noch größere Not verordnet hatte, nahm die Arbeitslosigkeit unaufhaltsam
zu." Trotz des Verbots der Wära sprang der Gedanke eines ununterbrochenen
Geldkreislaufs von der kleinen Ortschaft Schwanenkirchen, der "Wära-Insel
im Bayrischen Wald", auf Österreich und andere Länder über.
Die
Marktgemeinde Wörgl in Tirol legte 1932 auf Initiative ihres
sozialdemokratischen Bürgermeisters Michael Unterguggenberger ein kommunales
"Nothilfe-Programm" auf, das von allen Parteien unter-stützt wurde
und den folgenden Inhalt hatte (vgl. Schwarz 1951): "Langsamer Geldumlauf
ist die Hauptursache der bestehenden Wirtschaftslähmung. (...) Jede Geldstauung
bewirkt Warenstauung und Arbeitslosigkeit. (...) Das träge und langsam
umlaufende Geld der Nationalbank muß im Bereich der Gemeinde Wörgl durch ein
Umlaufs-mittel ersetzt werden, welches seiner Bestimmung als Tauschmittel
besser nachkommen wird als das übliche Geld." Das neue Zahlungsmittel
wurde "Bestätigter Arbeitswert" genannt und mit einer
"Notabgabe" von 1% des Nennwerts monatlich belastet, d.h. mit 12% im
Jahr. Als Deckung für das Freigeld wurde normales österreichisches Geld in
entsprechender Höhe bei der örtlichen Bank hinterlegt. Bei Rücktausch in
Schilling wurde eine Umtauschgebühr von 2% erhoben. Infolge der hohen
Umlaufgeschwindigkeit des Freigeldes genügte ein relativ geringer Betrag im
Wert von rund 10.000 Schilling, um eindrucksvolle Wirkungen zu erzielen:
Während überall in Österreich binnen eines Jahres die Zahl der Arbeitslosen um
rund 10% anstieg, konnte sie in Wörgl mit dieser Maßnahme unter dem Motto
"Lindert die Not - gibt Arbeit und Brot" im gleichen Zeitraum um 25%
gesenkt werden! Als sich 170 österreichische Bürgermeister in Wien trafen, die
das "Wunder von Wörgl" nachahmen wollten, drohte der Funke, der von
Deutschland auf Österreich übergesprungen war, zu einem Flächenbrand zu werden.
Weil die Österreichische Nationalbank wie zuvor die Deutsche Reichsbank die
Verdrängung ihrer offiziellen Landeswährung durch das Ersatzgeld fürchten
mußte, wurde 1933 auch dieses Freigeldexperiment mit
"Arbeitsbestätigungsscheinen" nach nur 14 Monaten verboten. Das
Notenmonopol der Nationalbank war der österreichischen Regierung wichtiger als
der Achtungserfolg, den die kleine Marktgemeinde Wörgl mit ihrer kommunalen
Nothilfe-Aktion im Kampf gegen die Wirtschaftskrise errungen hatte. Das Verbot
machte natürlich auch die Pläne der vielen anderen Städte und Gemeinden
zunichte, dem Wörgler Beispiel zu folgen.
Wörgl war
für eine Zeitlang zum "Mekka der Volkswirtschaft" geworden. Der
ehemalige französische Ministerpräsident Eduard Daladier schilderte in einer
Rede vor dem Kongreß der Radikalsozialistischen Partei in London 1934 seine
Eindrücke, die er anläßlich seines Aufenthalts in Wörgl im Sommer 1933 gewonnen
hatte und stellte fest: " Das Geld spielt im Wirtschaftskörper dieselbe
Rolle wie das Blut im Körper des Menschen. Soll der Körper seine verschiedenen
Lebensfunktionen erfüllen, muß der Kreislauf des Blutes ungehemmt vor sich
gehen. So ist es auch notwendig, daß das Geld umläuft, damit die allgemeine
Beschäftigung zur Wirklichkeit werde."
Nach dem 2.
Weltkrieg ließ das deutsche Wirtschaftswunder die vielversprechenden
Schwundgeldexperimente zunächst weitgehend in Vergessenheit geraten, da die
Wachstumsraten hoch genug waren, um den Zinsansprüchen des Kapitals
nachzukommen. Nach 50 Jahren exponentieller Vermögenseskalation ist dies jedoch
nicht mehr möglich (vgl. Creutz 1997). Die freiwirtschaftlichen Reformansätze
aus den 30er Jahren mit ihren "spektakulären Achtungserfolgen" (Onken
1983) wurden inzwischen weiterentwickelt und in eine moderne
liquiditätstheoretische Sprache übersetzt (Winkler 1952, Suhr 1983 & 1994,
Löhr & Jenetzky 1996, Löhr 2000).
Für die
Einführung eines neutralen Geldes, das als solches keinen Einfluß mehr auf die
reale Sphäre hat, sondern nur noch als Leistungsverrechnungssystem über Raum
und Zeit dient, gibt es mehrere Möglichkeiten: Eine staatliche Geldreform
stellt unter den gegenwärtigen Bedingungen keine realistische Alternative dar,
da der Euro nur im Rahmen der EU neutralisiert werden kann. Die neuen
Euro-Banknoten mit einem Ablaufdatum zu versehen, wäre ein erster Schritt in
die richtige Richtung. Lokale Zweitwährungen kommen in Deutschland leicht mit
dem Notenbankmonopol in Konflikt und werden das herkömmliche Geld auf absehbare
Zeit nicht verdrängen können. Immerhin gibt es weltweit schon knapp 2000
Komplementärwährungen, die auf lokaler Ebene dazu beitragen, die Härten der
kapitalistischen Wirtschaftsweise sozial etwas abzufedern (vgl. z.B. Douthwaite
& Diefenbacher 1998, Lietaer 1999). Die Einführung eines neutralen Geldes
ist jedoch nach dem Prinzip der kleinsten Zumutung auch ohne staatliche
Maßnahmen und ohne Konflikt mit der Zentralbank möglich: Durch eine innovative
Finanzdienstleistung kann die optimale Versorgung der Volkswirtschaft mit
Liquidität und Kredit gewährleistet werden (Suhr & Godschalk 1986). Einen
ersten Eindruck von der Finanzinnovation "Oeconomia Augustana"
(ibid.), die ich hier mit dem marketingfähigeren Namen "Liquid"
bezeichnen möchte, vermitteln die nun folgenden beiden Abschnitte.
" The difficulty lies, not in the new ideas, but
in escaping from the old ones."
John Maynard
Keynes Die
Finanzinnovation Liquid
Die
Zentralbank verleiht das von ihr geschöpfte Geld gegen Zinsen an die
Geschäftsbanken, die es in Form von Krediten der Wirtschaft zur Verfügung
stellen. Die Leitzinsen der Zentralbank können bereits als Geldnutzungsgebühr
(durchaus im Sinne von Gesell) aufgefaßt werden. Diese Geldnutzungsgebühren
wandern aber nicht liquiditätstheoretisch korrekt mit dem Geldnutzen von Kasse
zu Kasse bzw. von Konto zu Konto, sondern bleiben bei den Kreditnehmern hängen,
wodurch die oben beschriebene Rentabilitätsschwelle für Investitionen und eine
instabile Verschuldungsdynamik entsteht.
Bei der
Finanzinnovation Liquid wird dagegen die notwendige "Kongruenz von
Liquiditätsnutzen und Liquiditätskosten" hergestellt (Suhr & Godschalk
1986): Der herkömmliche Zins wird zusammen mit dem Geldnutzen als
Geldnutzungsgebühr an die aktuellen Geldhalter durchgereicht. Damit die
Geschäftsbank diese Geldnutzungsgebühren immer auf einfache Weise bei dem
Kunden in Rechnung stellen kann, der das Geld gerade hat, muß die
Finanzinnovation Liquid als Zahlungsnetzwerk realisiert werden, in dem
herkömmliches Buchgeld als ein neutrales Geld umläuft und der Liquiditätsnutzen
des Geldes durch die Geldnutzungsgebühr neutralisiert wird. Beim Eintritt in
das Zahlungsnetzwerk wird also herkömmliche Liquidität in neutrale Liquidität
transformiert und der herkömmliche Zins in neuartige Liquiditätsgeühren
umgewandelt, die den Jokervorteil neutralisieren.
Durch diese
konsequente Durchführung des einfachen ordnungspolitischen Grundprinzips, daß
wer den Nutzen hat, auch die Kosten tragen sollte, werden die Unternehmen und
die öffentliche Hand von einem Großteil ihrer "Kapitalkosten"
entlastet. Der Kreditzins reduziert sich im Netzwerk auf die Bankmarge und ggf.
eine Risikogebühr.
Das
Zahlungsnetzwerk refinanziert sich auf dem Kapitalmarkt oder direkt bei der
Zentralbank, und zwar genau in dem Umfang, in dem neutrales Geld von den Kunden
des Netzwerks nachgefragt wird. Der Refinanzierungszins, der in herkömmlicher
Liquidität zu begleichen ist, wird als Negativzins auf den Girokonten des
Zahlungsnetzwerkes berechnet. Damit gilt folgende Refinanzierungsbedingung: Die
Summe aller Refinanzierungszinsen muß stets gleich der Summe aller
Liquiditätsgebühren sein.
Will ein
Kunde von seinem Girokonto im Zahlungsnetzwerk Bargeld abheben oder auf ein
Konto außerhalb des Zahlungsnetzwerks überweisen, so verliert die Bank die
Möglichkeit, den Weg dieses Geldes zu verfolgen und den Preis für die
Überlassung der Liquidität immer bei demjenigen einzufordern, der über das Geld
gerade verfügt. Sie muß sich daher an den Kunden halten, der das Geld abhebt
bzw. in den nichtneutralen Außenraum überweist, und von ihm eine erhöhte
Überweisungsgebühr verlangen, die die Zinsarbitragemöglichkeiten in etwa
kompensiert.
Die
Liquiditätskosten wirken innerhalb des Zahlungsnetzwerks als Umlaufantrieb im
Sinne Gesells. Wenn eine "kritische Masse" von Netzwerkteilnehmern
überschritten wird und sich innerhalb des Zahlungsnetzwerks genügend
Zahlungskreisläufe gebildet haben, erhöht sich durch den Umlaufantrieb die
Umlaufgeschwindigkeit des neutralisierten Geldes im Vergleich zum
nichtneutralen Außenraum und die Geldnutzung wird optimiert. Ein gegebenes
Sozialprodukt kann mit einer geringeren Geldmenge oder ein größeres
Sozialprodukt mit einer gegebenen Geldmenge umgesetzt werden. Da sich alles
Geld letztlich irgendwohin verzinsen muß, entstehen für das Gesamtsystem
Zinseinsparungen. Eine brüderliche Verteilung dieser Einsparungen erfolgt im
wesentlichen über Lohnerhöhungen für Mitarbeiter, die bereit sind, einen Teil
ihres Einkommens in neutraler Liquidität zu akzeptieren. Diese Lohnerhöhung muß
größer sein als die zu erwartenden Liquiditätskosten, damit sich eine Teilnahme
lohnt. Dies ist das überraschende Versprechen der Oeconomia Augustana:
Gerechtigkeit ist wettbewerbsfähig!
"Das
neutrale Geld erweist sich eben durch seine Kostenträchtigkeit als besonders
kostengünstig."
Dieter Suhr
Optimale
Liquidität: Tauschen, Sparen, Vergleichen
Damit der
Nachfragezwang für das Geld im Netzwerk nicht in einen Konsumzwang für den
Konsumenten ausartet, wird ein zinsfreies Liquid-Sparkonto angeboten. Dieses
Liquid-Sparkonto ist im Sinne einer Geldanlage zu verstehen, wo der Anleger
seine Liquidität für eine gewisse Zeit aufgibt, um z.B. den Liquiditätsgebühren
zu entgehen. Die Motivation für die Aufgabe der Liquidität beim Sparen ist hier
also nicht die Belohnung durch eine Liquiditätsverzichtsprämie, sondern die
Vermeidung der Liquiditätskosten, die für Bestände auf Liquid-Girokonten zu
zahlen sind. Die Ersparnisse auf Liquid-Sparkonten können zwischenzeitlich
(modulo Mindestreserve) wieder als Kredite in die Wirtschaft zurückfließen, so
daß die Effizienz der Geldnutzung noch weiter gesteigert wird. Der Kreditnehmer
schließt lediglich eine Nachfragelücke, die sonst aufgrund der Nichtnachfrage
des Sparers entstanden wäre.
Das
Kontensystem Liquid besteht also aus mindestens zwei Arten von Konten: Das
Liquid-Girokonto korrespondiert mit der Tauschmittelfunktion des Geldes und das
Liquid-Sparkonto mit dessen Wertaufbewahrungsfunktion. Die innovativen
Liquid-Spielregeln im Umgang mit Geld lassen sich somit auf die folgenden
beiden Formeln bringen:
Liquid-Girokonto:
Refinanzierungszins = Liquiditätsgebühr
Liquid-Sparkonto:
Sparen = zinslos Leihen
Wichtig ist
hierbei, daß die Wertaufbewahrung illiquide ist. Damit ist nämlich der
offensichtliche Widerspruch zwischen den beiden Geldfunktionen Tauschen und
Sparen beseitigt. Dieser Widerspruch im herkömmlichen Geldsystem besteht darin,
daß Bargeld beispielsweise nicht gleichzeitig als Tauschmittel in der Zirkulation
und zur Wertaufbewahrung außerhalb der Zirkulation dienen kann. Bei einer
liquiden Wertaufbewahrung schließen sich die Geldfunktionen Tauschen und Sparen
gegenseitig aus (Suhr 1983 & 1988, Behrens 1995, Andres 1996). Bei einer
hinreichend illiquiden Sparmöglichkeit wird dem Kreislauf dagegen keine
Liquidität entzogen und der Geldstrom bleibt erhalten, sofern die Ersparnisse
als Kredit weiterverliehen werden.
Die
Liquiditätskosten, die im Zahlungsnetzwerk an die Stelle der Zinsen treten,
spielen eine wichtige Doppelrolle auf der Mikro- bzw. Makroebene:
betriebswirtschaftlich zur Neutralisierung der Liquidität und
volkswirtschaftlich als Umlaufsicherung der Liquidität. Anhand der sogenannten
Quantitätsgleichung:
Geldmenge × Umlaufgeschwindigkeit = Preisniveau × Sozialprodukt
kann gezeigt
werden, daß ein umlaufgesichertes Geld optimale Möglichkeiten für die
Zentralbank bietet, das Preisniveau konstant und damit die Inflationsrate auf
Null zu halten (Gesell 1920, Winkler 1952, Löhr & Jenetzky 1996). Ein
konstanter Wertmaßstab ist für die Wirtschaft von ähnlich großer Bedeutung wie
zeitlich konstante Maßeinheiten für den Ingenieur.
Durch die
Neutralisierung des Jokervorteils kann das Geld von seinen beiden schlimmsten
Krankheiten befreit werden: Zins und Inflation. Im herkömmlichen Geldsystem
spielen diese beiden Krankheiten, die für sich bereits hinreichende Indizien
für die Nichtneutralität des Geldes sind, die Rolle eines Umlaufantriebs. Eine
neutrale Liquidität hingegen ist eine Liquidität, die auch ohne das
"Zuckerbrot der Zinsen" und die "Peitsche der Inflation"
reibungsfrei umläuft. Geringe Zinssätze und Inflationsraten allein reichen
hierfür nicht aus. In diesem Fall wächst lediglich die Liquiditätsvorliebe und
die Geldhortungen nehmen zu, neu geschöpftes Geld landet fast ausschließlich in
der sogenannten Keynesschen "Liquiditätsfalle" (Keynes 1936, Issing
1998).
Da bei einer
neutralen Liquidität mit verschwindender Inflation alle drei Geldfunktionen
Tauschen, Sparen und Vergleichen in optimaler Weise realisiert sind, kann die
neutrale Liquidität in diesem Fall auch als optimale Liquidität bezeichnet
werden.
"Die
Wirtschaftswissenschaft ist das einzige Fach, in dem jedes Jahr auf dieselben
Fragen andere Antworten richtig sind."
Danny Kaye
Die
Lebenslüge der Volkswirtschaftslehre
Die zumeist
stillschweigende Annahme, das Geld sei neutral, ist die Lebenslüge der
zeitgenössischen Volkswirtschaftslehre. Dieser Umstand wird häufig kaschiert
durch eine Einschränkung des Neutralitätsbegriffs auf den Geldmengenaspekt,
d.h. auf die Frage, ob die Entscheidungen der Wirtschaftssubjekte von der
Geldmenge und deren Veränderungen abhängen oder nicht. Durch diese Reduktion
der Aufmerksamkeit auf die Inflationsfrage wird die Zinsfrage aus der
Diskussion um die Neutralität des Geldes herausgehalten.
Die
allgemeinste Definition der Geldneutralität geht auf Hayek (1933) zurück: Ein
Geld ist dann neutral, wenn die Geldsphäre keinen Einfluß auf die Gütersphäre
hat. Hierfür gibt es mindestens drei Bedingungen:
1.
Quantitative Neutralität: Die Geldmenge hat keinen Einfluß auf die realen
Größen einer Volkswirtschaft.
2.
Zeitneutralität: Das Geld hat keinen Einfluß auf die individuellen
Zeitpräferenzen der Wirtschaftssubjekte.
3.
Verteilungsneutralität: Das Geld selbst hat keinen Einfluß auf die
Primärverteilung des Volkseinkommens.
Ein Geld,
welches einen ständigen Zinsfluß von der Arbeit zum Besitz zuläßt, kann z.B.
kaum verteilungsneutral sein. Aber nicht nur die Primärverteilung des
Volkseinkommens wird durch ein nichtneutrales Geld verfälscht, sondern auch die
Zeitpräferenzen der Wirtschaftsteilnehmer. Die klassische Zinstheorie
behauptet, der Zins resultiere aus einer allgemeinen Gegenwartspräferenz, aus
der heraus gegenwärtige Güter künftigen Gütern vorgezogen werden. Der
Kreditnehmer wird für seinen vorgezogenen Konsum mit Kreditzinsen bestraft, der
enthaltsame Sparer hingegen für seinen Konsumverzicht und seine
Zukunftspräferenz mit Zinserträgen belohnt (Böhm-Bawerk 1924). Diese Theorie mag
zu Zeiten einer durch das Gold festgelegten Geldmenge noch eine gewisse
Berechtigung gehabt haben, da bei einer Golddeckung des umlaufenden Geldes
Investitionen in der Regel tatsächlich nur aus Ersparnissen getätigt werden
konnten. Unter den heutigen Umständen einer variablen Geldmenge ist aber nicht
einzusehen, warum z.B. die Investitionen einer Volkswirtschaft von einem
Konsumverzicht abhängen sollten. Das Märchen vom Konsumverzicht, der einen Zins
verdient, wird auch heute noch gerne erzählt. Der hier interessierende
Zinsbestandteil beruht aber eben gerade nicht auf einem Konsumverzicht
(Böhm-Bawerk 1924), sondern auf einem Liquiditätsverzicht (Keynes 1936). Es ist
eben nicht so, daß die Zeitpräferenzen der Wirtschaftssubjekte einen Zins
erzeugen, sondern genau umgekehrt: Durch die unkompensierte Liquiditätsprämie
im Zins wird den Wirtschaftssubjekten eine künstliche Zukunftspräferenz
aufgezwungen (Suhr 1983). Durch die künstliche Zukunftspräferenz wird die
Zukunft aber gerade verspielt.
Zu diesem
Paradox der Zeitpräferenz gesellt sich das Paradox der Sicherheit: Ausgerechnet
durch das verständliche Bestreben, sich mittels verzinslicher Geldanlagen eine
Zukunft zu sichern, wird auf Dauer eine gesamtwirtschaftliche Unsicherheit
erzeugt, die alle Absicherungsbemühungen der Haushalte am Ende wieder in Frage
stellt. Das Geldsystem erzeugt durch seine exponentielle Dynamik
Unsicherheiten, die wieder mit Geld versichert werden müssen. Ein neutrales
Geld ermöglicht demgegenüber ein stabiles System kollektiver Sicherheit; die
sozialen Systeme werden wieder bezahlbar.
Das heutige
Geld ist also weder verteilungsneutral noch zeitneutral. Es wurde bereits
hinlänglich deutlich, daß die Folgen dieser Nichtneutralität desaströs sind.
Die Mystik der leistungslosen Selbstvermehrung angelegten Geldes geht einher
mit einer Mystik der lautlosen Selbstvermehrung der Armut; Vermögen und
Verschuldung wachsen stets im Gleichschritt. Das Problem ist nicht neu: Die
kulturzerstörende Zinsdynamik funktionierte bereits im antiken Rom (vgl.
Heinsohn & Steiger 1996). Marcus Valerius Martial: "Bist du arm, so
wirst, Aemilian, du immer es bleiben: heutzutage fließt Reichtum den Reichen
nur zu."
"Fortschritt
ist wie Fensterkitt; es geht nur weiter, wenn dein Daumen unvermindert
weiterdrückt."
Irving
Fisher
Soziale
Gerechtigkeit und Wirtschaftspolitik
Eine
Neutralisierung der Liquidität des Geldes ist aus vielerlei Gründen dringend
geboten. Wer sich in den überkommenen Begriffen ausdrücken will, für den kann
dieser "dritte Weg" über eine Geldreform wahlweise als
antimarxistischer Sozialismus, antikapitalistischer Liberalismus oder auch als
nachkapitalistische Marktwirtschaft charakterisiert werden. Der eingangs
erwähnte Widerspruch zwischen Liberalismus und Sozialismus wird aufgehoben und
mit der christlichen Soziallehre und ökologischen Zielen in Einklang gebracht.
Die Reduzierung des überaus hochdimensionalen politischen Raumes auf eine
eindimensionale (!) Rechts-Links-Achse ist allerdings eine intellektuelle
Frechheit, die am Anfang des 21. Jahrhunderts überwunden werden sollte. Neue
Ideen liegen fast zwangsläufig quer zu dieser Achse.
Im Hinblick
auf ihre Wirtschaftspolitik unterscheiden sich Rechte und Linke vor allem durch
ihre Irrtümer: Während Neoklassiker und Neoliberale Marktoptimisten sind, in
ihren Gleichgewichtsmodellen aber die Neutralität des Geldes einfach
voraussetzen, sehen Keynesianer und Postkeynesianer als Marktpessimisten im
Staat einen Reperaturbetrieb des Kapitalismus. Wer jedoch den Zins als Quelle
der Ungerechtigkeit und die Zinseszinsformel als Ursache der Instabilität
ignoriert, hat die Milchmädchenrechnung ohne den Wirt gemacht. Der Kapitalismus
ist schon instabil, wenn sich die Wirtschaftsteilnehmer nur rational im Sinne
ihrer Gewinnmaximierung verhalten. Durch eine Geldneutralisierung wird dagegen
erst derjenige monetäre Zustand geschaffen, "den die neoklassische Theorie
in ihrer Idealwelt als schon gegeben postuliert" (Löhr 2000). Die
Erkenntnis der fundamentalen Ungerechtigkeit einer Zinswirtschaft hatte bereits
Aristoteles: "Das Geld ist für den Tausch entstanden, der Zins weist ihm
aber die Bestimmung an, sich durch sich selbst zu vermehren. Daher
widerstreitet auch diese Erwerbsweise unter allen am weitesten dem
Naturrecht."
"Bist
du reich, so wirst du bald noch viel mehr dazu bekommen. Bist du arm, so wird
dir bald auch das wenige genommen."
Heinrich
Heine
Demystifizierung
des magischen Fünfecks
Die
Gerechtigkeit bei der Verteilung der Ansprüche auf das gemeinsam erarbeitete
Sozialprodukt ist eines von fünf wesentlichen Zielen der Stabilisierungspolitik
(z.B. Kromphard 1987, Pätzold 1993, Issing 1998): Preisniveaustabilität,
Vollbeschäftigung, Wirtschaftswachstum, Verteilungsgerechtigkeit und
außenwirtschaftliches Gleichgewicht bilden nach allgemeiner Auffassung ein
"magisches Fünfeck", weil sich diese Ziele angeblich nicht
gleichzeitig erreichen lassen. Es ist deshalb von großer Bedeutung zu zeigen,
daß das Gerechtigkeitsziel durchaus mit den anderen Zielen vereinbar ist und
daß eine Geldneutralisierung sogar die optimalen Voraussetzungen zur
Beseitigung der bestehenden Zielkonflikte schafft. Das außenwirtschaftliche
Gleichgewicht als fünftes Element des "magischen Fünfecks" läßt sich
im wesentlichen durch Zahlungsbilanzgleichgewicht und Wechselkursstabilität
charakterisieren (vgl. Dieckheuer 1991), so daß die folgenden sechs Ziele mit
Bezug auf die Neutralität des Geldes zu untersuchen sind:
1.
Preisniveaustabilität: Die Geldneutralisierung wirkt wie ein Tiefpaß auf den
Geldstrom und dämpft konjunkturelle Schwankungen der Kassenhaltung. Durch die
Verstetigung des Geldumlaufs werden optimale Bedingungen für eine stabile
Währung geschaffen.
2.
Vollbeschäftigung: Wirft Geld weniger Zinsen ab, so muß auch Realkapital nicht
mehr so viel Rendite abwerfen; und es lohnt sich daher schon früher wieder, das
Realkapital "Arbeitskraft" unternehmerisch einzusetzen (Suhr 1983). Aus
dem Wegfall der Kapitalkosten ergibt sich somit ein Abbau der Arbeitslosigkeit.
Das weitverbreitete Vorurteil, ein Abbau der Arbeitslosigkeit sei nur bei
stetigem Wirtschaftswachstum möglich, erweist sich als Ideologie.
3.
Wirtschaftswachstum: Ein neutrales Geld beseitigt die geldsystembedingte
Rentabilitätsschwelle und ermöglicht damit ein langfristiges
Sättigungsgleichgewicht. Die Wirtschaft darf je nach Bedarf der Konsumenten
wachsen, muß aber nicht.
4.
Verteilungsgerechtigkeit: Ein neutrales Geld läßt leistungslose
Kapitaleinkommen als Belohnung des Kapitals für seine bloße Existenz gar nicht
erst entstehen, so daß der diesbezügliche Bedarf an staatlicher Umverteilung
minimiert wird.
5.
Zahlungsbilanzausgleich: Eine neutrale internationale Liquidität (vgl. Gesell
1920, Keynes 1943, Lietaer 1999) würde die Zahlungsbilanzen von der
gefährlichen selbstverstärkenden Eigendynamik des Zinsendienstes befreien (vgl.
Dieckheuer 1991).
6.
Wechselkursstabilität: Eine neutrale Währung ist für Devisenspekulanten
unattraktiv, weil sie stets mit Liquiditätskosten verbunden ist, die die
kurzfristigen Kursgewinne kompensieren. Spekulationsbedingte Wechselkursschwankungen
werden dadurch gedämpft. Die Geldneutralisierung ist mithin eine wichtige
Vorbedingung für stabile Wechselkurse, die die realen Austauschverhältnisse auf
den Devisenmärkten in angemessener Weise abbilden können.
Eine
Neutralisierung des Geldes dient also nicht nur dem Gerechtigkeitsziel, sondern
auch den anderen wirtschaftspolitischen Zielen. Die Geldneutralisierung schafft
darüber hinaus optimale Voraussetzungen für die gleichzeitige Erreichung dieser
Ziele und damit für die Demystifizierung des magischen Fünfecks.
Für die
Stabilität des inneren und äußeren Wertes einer Währung, d.h. für die
Stabilität des Preisniveaus bzw. der Wechselkurse, ist die Befreiung der
Geldnutzung von der Spekulation von großer Bedeutung. Die staatliche Wirtschaftspolitik
kann sich im Idealfall auf die Gestaltung eines ordnungspolitischen Rahmens für
monopolfreie Märkte beschränken.
"Was
alle angeht, können nur alle lösen."
Friedrich
Dürrenmatt, Die Physiker
Fazit:
Gerechtigkeit ist wettbewerbsfähig!
Die meisten
Menschen scheinen zu glauben, daß soziale Gerechtigkeit etwas ist, was sich nur
durch eine staatliche Umverteilung von Vermögen gegen die Kräfte des Marktes
herstellen läßt. Damit hängt die Gerechtigkeit aber an der Regierung und
folglich von einem kleinen Personenkreis ab. Im Laufe der Erörterungen hat sich
jedoch herausgestellt, daß eine der wesentlichen Ursachen von wirtschaftlicher
Ungerechtigkeit im Geldsystem liegt, nämlich in der Nichtneutralität des
herkömmlichen Geldes.
Gerechtigkeit
kann es deshalb nicht geben, bevor die Geldfrage nicht gelöst ist. Ohne ein
neutrales Geld geht die soziale Gleichung nicht auf. Nur ein neutrales Geld ist
ein gerechtes Geld. Im Gegensatz zum herkömmlichen Geld führt ein neutrales
Geld auf eine "implizite Ethik" (von Foerster 1985), d.h. eine Ethik,
die im Betriebssystem verankert und damit unabhängig von Personen ist. Bei
einem neutralen Geld können leistungslose Einkommen aus Geldbesitz erst gar
nicht auftreten. In dieser Sichtweise ist die Schaffung von sozialer
Gerechtigkeit nicht mehr eine Frage von Sozialneid oder schlechtem Gewissen,
sondern eine Frage der Intelligenz, d.h. der Einsicht in den kollektiven
Selbstbetrug im Zinsmonopoly und in die volkswirtschaftliche und ethische
Notwendigkeit einer Neutralisierung des Geldes. Denn die Geldneutralisierung
bringt nicht nur mehr Gerechtigkeit in das Wirtschaftsleben, sondern auch eine
Befreiung des Marktes von Verzerrungen durch das heutige, nichtneutrale
Geldsystem. So wie die direkte Demokratie durch Volksabstimmung ein Update des
politischen Betriebssystems ist, so bedeutet die Einführung eines neutralen
Geldes ein Update des wirtschaftlichen Betriebssystems. Im Grunde läuft dieses
Update auf einen einfachen Tauschhandel hinaus: das Scheinschlaraffenland leistungsloser
Kapitaleinkommen gegen ein gerechtes und stabiles Geld.
Es wurde
angedeutet, wie eine neutrale Liquidität auch ohne staatliche Geldreform auf
lokaler Ebene als innovative Finanzdienstleistung angeboten werden kann. Das
überraschende Versprechen der Finanzinnovation Liquid oder auch "Oeconomia
Augustana" (Suhr & Godschalk 1986) ist ihre Wettbewerbsfähigkeit, die
allein aus der Tatsache evident wird, daß etwa 90% der Haushalte zu den
Verlierern im Zinsmonopoly zählen. Das Marketingproblem bei der Einführung
einer neutralen Liquidität im Sinne der Finanzinnovation Liquid besteht darin,
allen Wirtschaftssubjekten, die an realwirtschaftlichen (nicht monetären!)
Transaktionen zur Befriedigung ihres Bedarfs interessiert sind, die scheinbare
Paradoxie offenzulegen, daß die auf den ersten Blick auf dem Konto teurere
Liquidität die eigentlich sehr viel kostengünstigere ist. Suhr und Godschalk
(1986) schreiben über ihren Reformvorschlag: "Die Oeconomia Augustana
verhält sich zu dem Glauben an Marktwirtschaft und Wettbewerb nicht ketzerisch,
sondern reformerisch, - so wie sich die Confessio Augustana zur christlichen
Religion im Grunde nicht ketzerisch, sondern reformatorisch verhielt. Und so
wie damals nicht zuletzt das System des Ablasses einen und den vielleicht
letzten Anstoß zum kritischen Nachdenken gab, so ist es heute das monetäre
System jener Zinsabgaben, die alle diejenigen abzuführen haben, die nichts
anderes tun wollen, als miteinander ins Geschäft zu kommen, ohne schon über das
dafür erforderliche sozio-ökonomische Verbindungs- und Vermittlungsmedium zu
verfügen."
Solange der
monetäre Joker das wertvollste ist, was diese Welt zu bieten hat, haben andere
Werte keine Chance. Erst eine Geldneutralisierung befreit den Geldjoker von
seinem magischen Ewigkeitswert, der die Gesellschaft vergiftet und am Ende
auseinanderreißt. Hierzu Dieter Suhr (1983): "Die Entwertung der
Liquidität ist eine Aufwertung der Kultur."
Fazit:
Schluß mit dem Selbstbetrug der leistungslosen Einkommen aus Geldbesitz! Gerechtigkeit
ist wettbewerbsfähig!
(Für ihre
Mitwirkung an diesem Essay möchte ich Patricia Rennecke M.A. und meiner
einzigen Tante, Marita Schmidt, ganz herzlich danken. Norbert Olah)
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