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ÜBER DIE AUTORIN

Was bringt eine Architektin, Stadtplanerin und Ökologin mit einem Doktorgrad in "Öffentlichen und internationalen Angelegenheiten" dazu, ein Buch über Geld zu schreiben?

Um diese Frage zu beantworten, muß ich zu den Jahren 1979 bis 84 zurückgehen, als ich im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) 1987 in West-Berlin den Forschungsbereich Ökologie/Energie leitete. In diesem Zusammenhang war es uns (den ökologischen ExpertInnen und Projekt-Initiatorlnnen) zum ersten Mal möglich, umfangreichere ökologische Projekte im städtischen Raum zu planen und auszufahren. Bei den zahlreichen Einladungen zu Vorträgen im In- und Ausland stießen diese Arbeiten auf großes öffentliches und Fachinteresse, aber auch immer wieder auf Skepsis. Das häufigste Argument war: "Das ist ja alles sehr schön und wichtig, aber unökonomisch, bzw. im Normalfall nicht zu bezahlen." Nun war für mich die Anwendbarkeit unserer Ideen nicht nur von fachlicher Bedeutung, sondern eine Frage des Überlebens.

Schon zwischen 1979 und 80 war uns, die wir die notwendigen Informationen hatten, klar, daß die biologischen Lebensgrundlagen in der Stadt: Luft, Wasser, Boden, Energie, Nahrung im höchsten Maße gefährdet waren. Das hieß, falls wir wirtschaftlich nicht in der Lage sein sollten, diese Grundlagen zu verbessern und zu erhalten, würden wir uns mittel- bis langfristig selbst umbringen.

Die wirtschaftliche Frage aber wurde immer mehr zur eigentlich entscheidenden. Ich fand die Welt voller Menschen mit gutem Willen und guten Ideen. Alle ökologischen Probleme waren technisch lösbar, was fehlte und immer noch fehlt sind die wirtschaftlichen und politischen Voraussetzungen für die Anwendung auf breiter Basis, oder vereinfacht gesagt: das Geld. Mir war klar, daß der Kampf ums Geld für ökologische Maßnahmen und Projekte ein Vielfrontenkampf war: Erstens, befanden wir uns in einer Einführungs- und Umstellungsphase, die immer mit erhöhten Kosten verbunden ist. Zweitens, waren langfristige volkswirtschaftliche Gesichtspunkte noch nicht Grundlage der Finanzierungsrichtlinien oder Baubestimmungen oder Auswahl von Baustoffen und -Techniken. Drittens konnten Luft, - Wasser und Böden noch immer relativ kostenlos belastet werden, obwohl neue gesetzliche Grundlagen für deren Schutz und/oder Besteuerung in Arbeit waren.

Doch eine, vielleicht die wichtigste, Kampffront blieb mir bis 1983 verborgen: die geldschaffende Kraft des Geldes, bzw. die Tatsache, daß sich jede ökologische Maßnahme mit dem Zins, den man für sein Geld auf dem Kapitalmarkt bekommt, messen lassen muß. Als ich dann noch die verschiedenen Wachstumsmuster in der Natur und im Geldwesen, und die Ursachen unseres pathologischen Wirschaftswachstumszwanges verstand, wurde ich ziemlich wütend. Ich fühlte, daß ich gut 40 Jahre meines Lebens eine der grundsätzlichsten Voraussetzungen für mein tägliches Leben nicht durchschaut hatte: die Funktion unseres Geldwesens. So begann ich darüber mehr zu lesen, zu diskutieren und dann auch zu schreiben, weil ich fast überall bei Freunden, Bekannten, Kollegen und Fachleuten auf dasselbe Unverständnis stieß. Die Angst davor, daß wir oder spätestens unsere Kinder, mit diesem zerstörerischen System entweder den schlimmsten ökomomischen oder ökologischen Zusammenbruch in der neueren Geschichte erleben würden, ließ mich nicht los. Was ich bis heute nicht begreife, ist, daß die Ökonomen nicht den Mut haben, uns die Wahrheit über unser Geldsystem zu sagen.

Es vergingen vier Jahre bis ich erkannte, daß Geld, so betrachtet wie in diesem Buch, eher eine "öffenliche und internationale Angelegenheit" ist, als eine rein ökonomische. Da ich in diesem Bereich promoviert hatte, begann ich obwohl Nicht-Ökonomin ein Buch über Ökonomie zu schreiben, welches sich mit der grundlegenden Maßeinheit dieses Berufsstandes, dem Geld, beschäftigt. Mein Ziel war, eine Einführung zu geben, die sowohl spannend wie leicht verständlich sein würde, und die viele Menschen anregen wurde, mehr über die Hintergründe, Probleme und Möglichkeiten der Veränderung erfahren zu wollen. So kam dieses Buch zustande.

Dr. Margrit Kennedy, geb. 1939 in Chemnitz; Abitur 1959 in Kassel; Architekturstudium, Abschluß Dipl. Ing. TH Darmstadt 1966; als Architektin, Stadtplanerin und Ökologin in Deutschland, Nigeria, Schottland und den U.S.A. tätig; 1972 "Master in Urban and Regional Planning" und 1979 PH.D. in "Public and International Affairs", beide an der Universität von Pittsburg U.S.A; ab 1972 Forschungsprojekte für das Schulbau Institut der Länder (Berlin), die OECD und die UNESCO in 15 Ländern Europas und Nord- und Südamerikas; 1979-84 Leitung des Forschungsbereichs Ökologie/Energie und Frauenprojekte im Rahmen der Internationalen Bauausstellung; 1984-85 Gastprofessur für Stadtökologie an der Gesamthochschule Kassel; seit 1985 Planung und Bau eines Permakultur Modellprojekts in Steyerberg und Umbau einer Munitionsfabrikssiedlung aus dem 3. Reich für eine ökologische und spirituelle Gemeinschaft. Zahlreiche Publikationen, Vorträge und Seminare zu den Themen: Schulen als Gemeinschaftszentren, Frauen und Architektur, Stadtökologie, Permakultur, Ökologie und Ökonomie, darunter Ökostadt, Band 1 und 2, Fischer-Alternativ, 1984.


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