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Univ.-Doz. Mag. Dipl.-Ing.   SBL - Stadtbetriebe Linz GesmbH

Dr. Erhard Glötzl     Gruberstraße 40-42

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Welche Probleme können

Komplementärwährungen lösen?

 

 

 

Diskussionsgrundlage für das Expertengespräch zum Thema

„Für einen neuen Geldpluralismus“

15.-18.06.2000 in Steyerberg/Hannover

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Linz, im Mai 2000


 

1.    Geld

 

Die Voraussetzung für materiellen Wohlstand ist eine arbeitsteilige Wirtschaft. Eine Arbeitsteilung ist aber nur dann effizient, wenn Leistung und Gegenleistung zu verschiedenen Zeiten (und an verschiedenen Orten) stattfinden können[1], was gleichbedeutend mit der Möglichkeit zur Begründung von Schuldverhältnissen ist. Diese sind aber nur dann möglich, wenn der Leistungserbringer darauf vertrauen darf, daß er für seine Leistung auch eine entsprechende Gegenleistung erhält[2].

 

Dieses Vertrauen kann gestärkt werden durch

-        soziale Bindungen im allgemeinen oder

-   ein Kreditwesen im besonderen.

 

Ein Kreditwesen ist dadurch charakterisiert, daß Leistungen und Gegenleistungen in Maßsystemen gemessen werden können. Die einfachsten Systeme beruhen auf dem Messen von Warenmengen (zB Anzahl von Schafen, Kilogramm Weizen, Stunden Arbeitsleistung usw.).

 

Ein Kreditwesen ist dann besonders effizient, wenn es mit einem einzigen Meßsystem auskommt, das geringe Transaktionskosten hat und in dem alle Leistungen gemessen werden können. Ein solches Tauschmittel nennt man Geld.

 

 

2.    Die Unterlegenheit der Schuldner in einer „Geld“-Wirtschaft

 

Das wesentlichste Kriterium, durch das die verschiedenen arbeitsteiligen Wirtschaftsformen charakterisiert sind, ist daher die Art, wie Schulden gemessen werden und damit die Art, in der Schulden zurückgezahlt werden können und müssen:

 

-        soziale Schulden

-        Warenschulden

-        Geldschulden (bzw. Tauschmittelschulden)

 

        Dabei ist zu beachten, daß die Guthaben als Gegenstück zu den Schulden immer gleichzeitig mit den Schulden und immer in gleicher Höhe wie die Schulden entstehen (1. Hauptsatz der Volkswirtschaftslehre).

 

        In einer „Sozial“-Wirtschaft entstehen durch soziale Leistungen (zB Nachbarschaftshilfe) soziale Guthaben und soziale Schulden (die in der Regel nicht gemessen sondern nur beschrieben werden können). Es steht in der Macht des Schuldners, seine sozialen Schulden durch soziale Leistungen zu tilgen.

 

        In einer „Waren“-Wirtschaft entstehen durch Warenleistungen Warenguthaben und Warenschulden. Die Warenguthaben werden dabei in der Form von Warengutscheinen gemessen und stellen Ansprüche bzw. Forderungen auf Waren dar. Es steht in der Macht des Schuldners (durch Fleiß), diese Waren zu erzeugen und die Schulden damit zu tilgen.

 

        Im Gegensatz zu „Sozial“-Wirtschaft und „Waren“-Wirtschaft ist die Situation in einer „Geld“-Wirtschaft um eine Stufe komplexer, woraus sich schwerwiegende Konsequenzen ableiten. Volkswirtschaftliche Leistungen werden in Geld gemessen. Geld stellt einen Anspruch auf entsprechende volkswirtschaftliche Gegenleistungen dar. In der zweiten wesentlicheren Stufe wird Geld verliehen. Dabei entstehen Geldguthaben und Geldschulden; Geldguthaben stellen Ansprüche bzw. Forderungen auf Geld dar. Im Gegensatz zur „Sozial“-Wirtschaft und „Waren“-Wirtschaft, in denen der Schuldner allein durch seinen Fleiß die Schulden tilgen kann, weil die Einheit, in der die Schulden gemessen werden, unmittelbare volkswirtschaftliche Leistungen sind, steht es in der „Geld“-Wirtschaft nicht allein in der Macht des Schuldners, seine Geldschulden durch Erbringung von volkswirtschaftlichen Leistungen zu tilgen, weil die Einheit, in der die Schulden gemessen und daher auch bezahlt werden müsen, Geld ist.

 

        Der Schuldner muß nämlich zuerst einen Abnehmer finden, der bereit ist, für seine Leistungen Geld zu bezahlen. Diese Tatsache bezeichnen wir als die Unterlegenheit der Schuldner. Die herkömmliche Ökonomie geht aber von dem Dogma aus, daß es ausschließlich eine Frage des Preises ist, daß er einen Abnehmer für seine Leistungen findet. Diese Annahme ist vielleicht noch in einer jungen, von Mangel geprägten Volkswirtschaft zulässig, in der die Kapitalvermögen noch niedrig sind, oder in einer Volkswirtschaft ohne zinsbedingte Kapitaleinkommen. Unter den heutigen Umständen ist dieses Dogma aber keinesfalls richtig bzw. zulässig.

 

 

3.  Zinsen

 

        Der Hauptgrund, warum eine Diskussion über Zinsen im Rahmen der traditionellen Volkswirtschaft sehr schwierig zu führen ist, liegt darin, weil herömmlicherweise

 

-   nicht konsequent zwischen Habenzinsen und Sollzinsen unterschieden wird

 

-   nicht konsequent zwischen erwünschten Funktionen und unerwünschten Auswirkungen von Zinsen unterschieden wird und

 

-   die Möglichkeit der Entkopplung von Habenzinsen und Sollzinsen nicht in Betracht gezogen wird (Kreditgebühr!)

 

        Die erwünschte und notwendige Funktion der Habenzinsen ist die Aufrechterhaltung des Geldkreislaufes. Der Habenzins ist der Anreiz dafür, daß Geld, wenn es nicht durch Kaufvorgänge weitergegeben wird, durch Verleihen weitergegeben wird und somit nicht durch Hortung ("Halten von Realkassa") dem Geldkreislauf entzogen wird.

 

        Eine zweite wesentliche positive Eigenschaft von Habenzinsen besteht darin, daß sie in einer Marktwirtschaft die Voraussetzung sind, daß Arbeitsteilung in hohem Umfang und langfristig möglich ist. Denn diese setzt die Möglichkeit der Bildung von hohen und langfristigen Schulden voraus, was ohne Habenzinsen kaum möglich ist.

 

        Die unerwünschte Auswirkung positiver Habenzinsen ist, daß sie zu positiven Rückkopplungen, exponentiellem Wachstum und damit langfristig zwingend zu Destabilisierung von Ökonomie, Politik, Ökologie und Sozialbereich führen.

 

        Die erwünschte und notwendige Funktion der Sollzinsen ist es, einen sparsamen Umgang mit knappen Ressourcen zu erzielen. Würden die Sollzinsen nämlich Null werden, würde sich jedermann beliebig viel Geld ausleihen oder es müßte die Kreditverteilung unter Ausschaltung eines Marktes rationiert werden. Dieser wichtigen Funktion der Sollzinsen wird meines Erachtens in der klassischen Freiwirtschaftslehre zu wenig Beachtung geschenkt. Dies ist einer der Gründe, warum die Freiwirtschaft von der traditionellen Volkswirtschaftslehre weitgehend abgelehnt wird.

 

        Die unerwünschten Auswirkungen der Sollzinsen liegen wegen der Abzinsung künftiger Geldflüsse  in einer systematischen Abwertung der Zukunft, mit sich daraus ergebenden Problemen für die Ökologie und für den schonenden Umgang mit Ressourcen, was am ehesten mit einer Besteuerung der Ressourcen bzw. einer ökologischen Steuerreform beherrscht werden könnte.

 

 

4.    Die Ohnmacht der Schuldner

 

        Da Zinsen zu einem automatischen Anwachsen der Schulden führen, ergibt sich aus den Zinsen für den Schuldner der Zwang, seine Schulden zurückzuzahlen. Dieser zinsbedingte Zwang zur Schuldentilgung führt im Zusammenhang mit der für eine Geldwirtschaft charakteristischen Unterlegenheit der Schuldner zur sogenannten Ohnmacht der Schuldner. Die Ohnmacht der Schuldner ist die Ursache für Wachstumszwang, Wettbewerb und Konkurrenz in einer „Geld“-Wirtschaft mit Soll- und Habenzinsen.

 

        Wenn die Kapitalgeber (Geldvermögensbesitzer) nicht bereit sind, Waren oder Dienstleistungen im Ausmaß ihrer Zinseinkommen zu kaufen, dh. ihr Kapitaleinkommen zu verkonsumieren oder zu verinvestieren, müssen die Geldvermögen systemnotwendigerweise rascher wachsen als das Bruttosozialprodukt (siehe auch beiliegende Grafik).

 

Dies hat eine einfache mathematische und damit systemnotwendige Ursache. Das BSP ist eine Flußgröße, von dem jährlich ein bestimmter Anteil immer zur Erhöhung des Kapitalstockes bzw. der Geldvermögen herangezogen wird. Dies hat zur Folge, daß die Geldvermögen als akkumulierende (integrale) Größe immer um eine Potenz rascher wachsen müssen als das BSP. Dh. wäre das BSP konstant, würden die Geldvermögen linear wachsen bzw. wächst das BSP linear müssen die Geldvermögen quadratisch wachsen (ò x dx = x²)[3]. In der klassischen Ökonomie geht man fälschlicherweise von dem Dogma exponentiellen Wachstums aus, was gleichbedeutend mit der Annahme konstanter Wachstumsraten ist. Nur unter dieser Voraussetzung könnten BSP und Geldvermögen gleich schnell wachsen, denn nur für die Exponentialfunktion gilt, daß das Integral gleich der ursprünglichen Funktion ist ((ò ex dx = ex).

 

Da mit den Geldvermögen auch die Kapitaleinkommen rascher wachsen als das BSP und damit auch schneller als das Volkseinkommen, muß dies zwangsweise ab einem gewissen Zeitpunkt zu einem Sinken der Arbeitseinkommen führen. Dies führt notwendigerweise zu der im folgenden Kapitel näher ausgeführten kapitalismusbedingten Arbeitslosigkeit, welche das eigentliche aber bisher zu wenig diskutierte Problem von alternden Volkswirtschaften darstellt.

 

Da die Kapitalvermögen und damit die Kapitaleinkommen sehr ungleich verteilt sind, führt dies mit zunehmendem Alter einer Volkswirtschaft zu einer immer größeren Umverteilung der Einkommen zugunsten der Kapitaleinkommensbezieher.

 

Je größer die Guthaben und Schulden geworden sind, ohne daß die Zinsen im gleichen Ausmaß gesunken sind, was durch den Liquiditätsvorteil von Geld und der Möglichkeit, Geld in die Finanzmärkte zu transferieren, verhindert wird, desto schwieriger wird es, die Zinsen durch Wirtschaftswachstum zu bedienen, denn einerseits sinkt wegen der wachsenden Umverteilung und der Möglichkeit, Geld in die Finanzgütermärkte zu transferieren, die Nachfrage nach Realgütern und andererseits ist exponentielles reales Wirtschaftswachstum grundsätzlich nicht möglich.

 

Die Höhe der Guthaben und Schulden stößt dann an eine Grenze, wenn Zinsen wegen mangelnder Wachstumsmöglichkeiten nicht mehr gezahlt werden können oder Sicherstellungen für die Schulden im Zuge einer Rezession oder Deflation abgewertet werden müssen und daher die Schulden fällig gestellt werden. Schuldner können von sich aus aber wegen der Ohnmacht der Schuldner nur Schulden durch Senkungen von Ausgaben (zB Lohnkosten) begleichen, was letztlich zu einem entsprechenden Nachfrageausfall und damit einer Rezession führen muß. Da die Schulden dabei in der Folge noch schwerer zurückgezahlt werden können, schaukelt sich diese Situation bis zum Zusammenbruch immer weiter auf.

 

Ein Neubeginn ist erst möglich, wenn durch Crash‑Ereignisse wie Krieg, Rezession, Hyperinflation oder Währungsreform die Guthaben und Schulden soweit vernichtet worden sind, daß sie wieder eine für die Volkswirtschaft verkraftbare Größe erreicht haben. Was dem heutigen System also fehlt, ist eine systemverträgliche Methode, Guthaben und Schulden ohne Crash-Ereignisse abzubauen. Eine entsprechende umfassende Kapitalbestgeuerung ist aus meiner Sicht die einzige dazu geeignete Methode (siehe Kapitel 7).

 

 

5.  Arbeitslosigkeit

 

Das gesamte Volkseinkommen setzt sich genauso wie das Einkommen jedes Einzelnen aus Kapitaleinkommen (Zinsen + Gewinne) und Arbeitseinkommen (selbständige + unselbständige Arbeit) zusammen. Zu unfreiwilliger Arbeitslosigkeit kommt es genau dann, wenn die Arbeitseinkommen insgesamt sinken, ohne daß gleichzeitig die Löhne sinken.

 

        Sinkende Arbeitseinkommen bei allen oder Teilen der Bevölkerung können unfreiwilligerweise dann und nur dann entstehen, wenn entweder

 

1)    das gesamte Volkseinkommen konjunkturbedingt sinkt, oder

2)    Arbeitseinkommen zu Kapitaleinkommen hin umverteilt werden, oder

3)     es innerhalb der Arbeitseinkommen strukturbedingt zu Umverteilungen kommt, oder

4)    bei Mängeln in der Organisaiton der Arbeitsteilung.

 

Da unfreiwillige Arbeitslosigkeit also immer durch unfreiwillig sinkende Arbeitseinkommen in Verbindung mit unflexiblen Löhnen ausgelöst wird, hat Arbeitslosigkeit letztlich genau die gleichen Ursachen wie niedrige Arbeitseinkommen und kann daher in die gleichen Typen eingeteilt werden:

 

1)    Konjunkturbedingte Arbeitslosigkeit

2)    kapitalismusbedingte Arbeitslosigkeit

3)    strukturellbedingte Arbeitslosigkeit

4)    organisationsbedingte Arbeitslosigkeit

 

Alle heutigen Maßnahmen richten sich ausschließlich gegen konjunktur-, strukturell- und organisationsbedingte Arbeitslosigkeit. In alternden Volkswirtschaften stellt allerdings die kapitalismusbedingte Arbeitslosigkeit ein systemimmanentes Problem dar, das notwendigerweise in einer Geldwirtschaft mit Zinsen durch das dadurch ausgelöste, raschere Wachstum von Geldguthaben und Kapitaleinkommen verursacht wird.

 

 

6.    2. Hauptsatz der Volkswirtschaftslehre

 

        Die oben dargestellten Konsequenzen lassen sich als 2. Hauptsatz der Volkswirtschaftslehre zusammenfassen.

 

2. Hauptsatz der Volkswirtschaftslehre

        Die Gesamtheit der Guthaben und die Gesamtheit der Schulden nehmen in einem geschlossenen Geld‑ und Wirtschaftssystem der bestehenden Art stets zu. Sie können nur durch unerwünschte Ausnahmezustände wie Depression, Krieg, Hyperinflation oder Währungsreform abgebaut werden.

 

 

7.  Therapie

 

Eine langfristig wirksame und nachhaltige Therapie kann nur in Maßnahmen liegen, die verhindern, daß Guthaben und Kapitaleinkommen rascher wachsen als das BSP. Das kann sein:

 

-        eine Besteuerung der Kapitalvermögen

-        eine Besteuerung von Kapitalerträgen

-        eine Besteuerung liquider Mittel

-        Steuern in der Art der Tobin‑Steuer

-        eine Förderung von Pensionsfonds (allerdings mit gewissen Einschränkungen).

 

 

8.  Komplementärwährungen

 

        Komplementärwährungen im Sinne von Lietaer unterscheiden sich nur in einem wesentlichen Punkt von herkömmlichen Geld: es gibt keine Zinsen.

 

        Zinsen stellen im herkömmlichen Geldsystem einen Anreiz dar, um Geld zu verleihen und damit eine arbeitsteilige Wirtschaft zu ermöglichen. Der Anreiz besteht in der Schaffung von leistungslosem Einkommen durch Zinsen. Bei Komplementärwährungen entsteht der Anreiz zum Geldverleihen dadurch, daß dabei soziale Bindungen geknüpft werden, die für die Menschen als soziale Wesen ein gewisses Grundbedürfnis darstellen und entsprechende Vorteile schaffen.

 

        Entstehen beim Geldverleihen in herkömmlichen Geldsystemen beim Geldverleihen Geldschulden und Zinsschulden, so entstehen auch bei Komplementärwährungen Geldschulden in gleichem Maße. Allerdings treten anstelle der Zinsschulden soziale Schulden.

 

        Der wesentliche Nachteil bei Komplementärwährungen liegt darin, daß dabei die Bildung von hohen und langfristigen Schulden nicht möglich ist und damit eine hochgradige und langfristige Arbeitsteilung nicht möglich ist.

 

        Ein hoher materieller Wohlstand ist daher nur im Rahmen des bestehenden Geldsystems möglich. Komplementärwährungen können daher nur als positive Ergänzung, niemals aber als Ersatz für ein herkömmliches Geldsystem gesehen werden.

 

        Da ein herkömmliches Geldsystem - wie ausgeführt - jedoch immer zum Zusammenbruch führen muß (2. Hauptsatz!), geht kein Weg an einer wesentlichen Änderung des bestehenden Systems vorbei.

 

        Die unmittelbare Ursache für den Zusammenbruch liegt darin, daß die Geldvermögen schneller als das BSP wachsen müssen. Ohne Verlust der anderen positiven Eigenschaften des bestehenden Geldsystems kann dies nur durch eine Besteuerung von Kapitalvermögen, Kapitaleinkommen, Kapitaltransaktionen und liquiden Mitteln verhindert werden.

 

Die Art und Weise, wie Geld geschöpft wird, ist dabei von untergeordneter Bedeutung. Auch wenn „Fiat“-Geld über zinsbehaftete Kredite (Diskontzins usw.) geschöpft wird, ist die Höhe der dadurch ausgelösten Zinsströme unbedeutend gegenüber den durch Geldverleih ausgelösten Zinsströmen (höchstens im Verhältnis 1:10). Da der überwiegende Teil dieser Zinseinnahmen auch bei Notenbanken mit privaten Eigentümern von der Notenbank an den Staat abgeliefert werden muß, haben diese Zinszahlungen fast ausschließlich den Charakter einer Steuer.

 

Zusammenfassend läßt sich daher festhalten:

Komplementärwährungen tragen bei zur

-    Lösung sozialer Probleme, weil sie soziale Bindungen fördern und zur

-    Bekämpfung organisationsbedingter Arbeitslosigkeit, weil sie die Arbeitsteilung im kleinen Rahmen fördern;

Komplementärwährungen bringen keinen wesentlichen Beitrag zur Verhinderung von

-    konjunkturbedingter, kapitalismusbedingter und strukturellbedingter Arbeitslosigkeit

-    Umweltzerstörung und

-    Währungskrisen,

weil sie herkömmliches Geld nicht ersetzen sondern nur ergänzen können, die genannten Problerme aber durch herkömmliches Geld verursacht werden.

 

Wenngleich eine durch Güter gedeckte Währung und eine Währung mit einer Liquiditätssteuer (Nutzungsgebühr) Vorteile gegenüber einer herkömmlichen Währung haben, können diese beiden Maßnahmen allein ohne Kapitalbesteuerung die anstehenden Probleme nicht lösen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Teilweise ausführlichere Darstellungen in:

 

[1]     Erhard Glötzl: „Über die (In-)Stabilität unseres Geld- und Wirtschaftssystems aus der Sicht eines Technikers“; erweiterte Fassung eines Vortrages, gehalten am 13.11.1995 vor dem KdF – Kreis der Führungskräfte der Voest

 

[2]     Erhard Glötzl: „Arbeitslosigkeit – Über die kapitalismusbedingte Arbeitslosigkeit in alternden Volkswirtschaften und warum Keynes recht hatte und doch irrte“; erweiterte Fassung eines Vortrages, gehalten am 11.10.1997, Workshop „Zur Entkoppelung von Güter- und Finanzmärkten im Prozeß der Globalisierung“ im Rahmen eines Projektes des Institutes für Internationales Management der Universität Graz

 

[3]     Erhard Glötzl: „Das Wechselfieber der Volkswirtschaften – Anamnese, Diagnose, Therapie“; Diskussionsbeitrag für die Arbeitsgruppe Finanzwirtschaft des Föhrenbergkreises



[1] Eine reine Tauschwirtschaft ist daher aus diesem Grunde nicht effizient.

 

[2] Diese Gegenleistung muß nicht immer materiell sein. Sie kann auch in einem guten Gewissen oder einem Leben nach dem Tode liegen.

 

[3] Da Eigenkapitalrenditen (inkl. Wertzuwachs) immer höher sein müssen als Kapitalmarktzinsraten, gilt dasselbe auch für Einkommen aus Eigenkapital (siehe auch 3. Hauptsatz der Volkswirtschaftslehre in <3>).