Kapitel aus Silvio Gesell: Die Natürliche Wirtschaftsordnung
Rudolf Zitzmann Verlag; Lauf bei Nürnberg; 9. Auflage August 1949;
Herausgeber: Karl Walker

Inhaltsübersicht


4.7.17. Der Bankmann

Immer wieder werde ich gefragt, wie es denn nun eigentlich mit dem Außenhandel
wird, wenn wir zur Papierwährung übergehen. Es ist erstaunlich, in welch tiefer Un-
wissenheit das Volk in dieser Beziehung geblieben ist. Dabei handelt es sich doch um
einfache, übersichtliche Vorgänge.

Sehen Sie dort die Zitronen im Laden der Grünkramhändlerin? Sie kommen aus
Malaga. Und die Kisten, die dort dem Bahnhof zugerollt werden, kommen von der
Finsterburger Sonnenschirm-A.-G. und gehen nach Sevilla. Können nun diese beiden
Geschäfte mit Papiergeld; deutschem und spanischem Papiergeld, unter Ausschluß von
Gold abgewickelt werden?

Wäre der Händler, der die Zitronen aus Spanien einführt, zugleich derjenige, der
auch die Sonnenschirme nach Spanien ausführt, so würde jedermann sofort einsehen,
daß die Abwicklung der beiden Geschäfte durch das Papiergeld nicht gestört wird. Der
Mann würde in Sevilla die Sonnenschirme gegen spanisches Papiergeld verkaufen und
mit demselben Papiergeld in Malaga Zitronen kaufen und bezahlen. Dann würde er die
Zitronen nach Hamburg schicken, sie dort gegen deutsches Papiergeld verkaufen und mit
dem Erlös die Sonnenschirme bezahlen. Er würde also die Zitronen mit Sonnenschirmen
bezahlen. Und dieses Geschäft würde er unendlich oft wiederholen, ohne daß ihm der
Umstand, daß das spanische Papiergeld in Deutschland nicht gilt, bei seinen Geschäften
irgendwelche Verlegenheit bereiten könnte. Das spanische Papiergeld, das er für die
Sonnenschirme bekommt, gibt er in Spanien für Zitronen aus, und das deutsche Papier-
geld, das er für die Zitronen erhält, benutzt er zum Ankauf der Sonnenschirme. Sein
Kapital wechselt ständig; heute besteht es aus Zitronen, morgen aus Mark d. R.-W.,
dann wieder aus Sonnenschirmen und aus Pesetas spanischer Währung. Dem Kauf-
mann kommt es ganz allein auf den Gewinn an, auf das, was der ständige Stoffwechsel
des Kapitals an Überschuß abwirft. Und dafür, daß ein Gewinn aller Regel nach übrig-
bleibt, sorgt nicht die Währung, sondern sorgen die Gesetze des Wettbewerbs.

Aber Einfuhr und Ausfuhr sind nur ausnahmsweise in einer Hand vereint. In der
Regel herrscht auch hier die Arbeitsteilung, und diese erfordert für die Abwicklung der
Zahlung eine besondere Handlung. Aber auch dann steht das Papiergeld den Kauf-
leuten nicht im Wege. Die Dinge wickeln sich dann wie folgt ab: die am gleichen Orte
wohnenden Einfuhr- und Ausfuhrhändler treffen sich auf der Börse. Dort verkauft der
Sonnenschirmausfuhrhändler dem Zitroneneinfuhrhaus die Forderung, die er in Gestalt
eines Wechsels auf Sevilla hat, gegen deutsches Geld. Zu welchem Preise das geschieht
(Wechselkurs, Valutaschwankungen), werden wir gleich sehen. Diesen in Pesetas spa-
nischer Währung ausgestellten Wechsel schickt das Zitroneneinfuhrhaus nach Malaga
in Zahlung für die erhaltenen Zitronen.

Dieser Wechsel lautet:

30 Tage nach Sicht zahlen Sie an die Order der Hamburger Zitronen-Zentrale die
Summe von 1000 Pesetas, Wert unserer Sonnenschirmrechnung vom 1. August.

Finsterburger Sonnenschirm A.-G.

An Herrn
Manuel Sanchez in Sevilla.

Der Verkauf des Wechsels durch das Sonnenschirmausfuhrhaus an die Zitronen-
Zentrale ist durch die Ausstellung an Order der Zitronen-Zentrale im Text dea Wechsels
bereits beglaubigt. Der weitere Verkauf des Wechsels an das Zitronenausfuhrhaus in
Malaga wird auf der Rückseite des Wechsels vermerkt. Dort steht: Fiir uns an die Order
der Herren Cervantes y Saavedra in Malaga. Hamburger Zitronen-Zentrale.

Von Malaga wird der Wechsel durch ein Bankhaus nach Sevilla geschickt und dort
vom Sonnenschirmhändler Manuel Sanchez eingelöst.

Damit ist das Sonnenschirm- und Zitronengeschäft nach allen vier Seiten erledigt.
Das Sonnenschirmausfuhrhaus in Hamburg und das Zitronenausfuhrhaus in Malaga
haben ihr Geld erhalten, das Zitroneneinfuhrhaus in Hamburg und das Sonnenschirm-
einfuhrhaus in Sevilla haben ihre Rechnungen bezahlt. Und es war dabei doch nur
deutsches und spanisches Papiergeld beteiligt. Trotzdem an dieser Ein- und Ausfuhr
vier Personen beteiligt waren, wurde Ware mit Ware, deutsche Ware mit spanischer
Ware bezahlt.

Ähnlich verlaufen die Dinge übrigens auch, wenn die Wechsel, statt im unmittelbaren
Verkehr zwischen den Einfuhr- und Ausfuhrhäusern zu bleiben, den Banken übergeben
werden, was in der Regel dann geschieht, wenn die Ein- und Ausfuhrhändler verschiedene
Orte bewohnen. Doch würde es zu weit führen, diese Geschäftsabwicklung hier eben-
falls zu erklären. Wesentliche Unterschiede bestehen nicht.

Aber eine wichtige Frage ist hier noch zu beantworten: wie kommt der Kurs der
Peseta-Wechsel in Hamburg zustande, d. h. welchen Preis zahlte das Zitroneneinfuhr-
haus in Hamburg in deutschem Gelde für den auf eine fremde Währung lautenden
Wechsel?

Auch diese Frage wollen wir beantworten. Der Preis der Wechsel wird, wie der Preis
der Zitronen und Kartoffeln, ausnahmslos durch Nachfrage und Angebot bestimmt.
Viele Kartoffeln, viele Wechsel = billige Preise für Kartoffeln und Wechsel. Viele spa-
nische Pesetawechsel werden aber in Deutschland angeboten, wenn viele deutsche Waren
nach Spanien ausgeführt werden, während anderseits die Nachfrage nach Pesetawechseln
in Hamburg gering ist, wenn aus Spanien wenig Waren eingeführt- werden. Dann
fällt der Preis (Kurs) der Peseta, wie er auch wieder steigt, wenn das Umgekehrte
eintritt.

Solange in der Ein- und Ausfuhr sich nichts ändert, halten sich auch Nachfrage und
Angebot von Wechseln die Wage. Die Änderung tritt aber sofort ein, sobald aus irgend
einem Grunde die Preise in Spanien (um bei dem Beispiel zu bleiben) oder in Deutsch-
land ihren allgemeinen Stand verlassen. Steigen z. B. in Spanien die Warenpreise, weil
man dort verhältnismäßig mehr Papiergeld ausgegeben hat als in Deutschland, so werden
durch dieselben hohen Preise ausländische Waren mehr als gewöhnlich angelockt, während
zugleich die Ausfuhr spanischer Ware wegen derselben hohen Preise sich als weniger
oder überhaupt nicht lohnend erweist. Dann wächst die Einfuhr in Spanien, und die
Ausfuhr geht zurück. Dann wird das Angebot von Pesetawechseln in Hamburg groß,
und die Nachfrage nach Pesetawechseln wird klein. Und Angebot und Nachfrage be-
stimmen den Marktpreis der Peseta. Dann bezahlt man für die Peseta in Hamburg statt
0,80 nur 0,75, 0,70 und weniger. Dann erhält das Sonnenschirmausfuhrhaus für den
auf Sevilla gezogenen Wechsel in deutschem Papiergeld nicht mehr dieselbe Summe
wie früher, sondern weniger, und was es dann an den hohen Preisen, die es in Sevilla
für die Sonnenschirme erzielte, mehr als gewöhnlich verdient zu haben glaubte, das
setzt es am sinkenden Pesetakurs beim Verkauf des Wechsels wieder zu. Umgekehrt wird
die Zitronenzentrale das, was sie in Malaga an den hohen Preisen für Zitronen mehr
bezahlt hatte, jetzt beim Kauf der Pesetawechsel in Hamburg wieder zurückgewinnen.

Dieses Spiel währt so lange, bis die durch die spanische Papiergeldpolitik hochge-
triebenen Warenpreise durch einen entsprechenden Rückgang der Pesetakurse ausge-
glichen sind und damit ihren Anreiz zu erhöhter Einfuhr und verminderter Ausfuhr
wieder verlieren. Das Gleichgewicht zwischen Ein- und Ausfuhr stellt sich also durch die
Schwankungen des Wechselkurses selbsttätig her, und dies bedeutet, daß besondere Rücklagen
zum Ausgleich einer Unterbilanz bei doppelseitiger Papierwährung nicht nötig sind, weil es
zu solchen Unterbilanzen nicht kommen kann.

Es erübrigt sich, zu sagen, daß, wenn in Deutschland die Preise hochgetrieben werden,
während sie in Spanien auf gleicher Höhe bleiben, die Dinge genau umgekehrt verlaufen.
Dann lohnt sich die Ausfuhr von Sonnenschirmen nicht, dagegen aber lohnt sich um
so mehr die Einfuhr nach Deutschland aus all den Ländem, mit denen Deutschland
sonst auf dem Weltmarkt in Wettbewerb steht. Dann werden in Deutschland wenig
Auslandswechsel angeboten, aber viele gesucht; dann muß man für ausländische Wechsel
erhöhte Preise (in Mark deutscher Papierwährung) zahlen. Dann stellt der erhöhte
Preis (Kurs) dieser Wechsel das Gleichgewicht in Ein- und Ausfuhr auch selbsttätig
wieder her.

Es ist zweifellos, daß die hier (also unter der doppelseitigen Papierwährung) möglichen
Schwankungen des Wechselkurses jede beliebige Höhe erreichen können, daß solche
Schwankungen die Kaufleute sehr ungleich begünstigen oder schädigen und dadurch
die Verlustgefahr des Handels erhöhen. Aber liegt nicht in der Möglichkeit, mittels der
Geldpolitik willkürlich unbegrenzt große Schwankungen des Wechselkurses herbeizu-
führen, auch schon die Anerkennung ausgedrückt, daß man mit der Papiergeldpolitik
auch ebenso willkürlich die Wechselkurse fest auf einem Punkt erhalten kann? Kann
man das Gleichgewicht in Ein- und Ausfuhr durch die Geldpolitik stören, so muß es
doch auch möglich sein, durch dieselbe Geldpolitik sogar die aus natürlichen Gründen
(z. B. gute und schlechte Ernten) entstehenden Schwankungen in der Ein- und Ausfuhr
auszugleichen. Es ist dazu ja weiter nichts nötig, als daß die einzelnen Länder eine in
allen Dingen übereinstimmende Geldpolitik, Papiergeldpolitik betreiben. Wenn wir in
Deutschland, und ebenso die Spanier in ihrem Lande, das Gleichgewicht der Waren-
preise durch eine entsprechende Geldpolitik aufrecht erhalten, dann bleibt auch das
Verhältnis der Einfuhr zur Ausfuhr bestehen, dann bleibt auch das Verhältnis der Nach-
frage zum Angebot von Wechseln unverändert, dann bleibt der Wechselkurs fest. Zur
Lösung dieser Aufgabe genügt also eine Verständigung zwischen den einzelnen Ländern
und eine entsprechende Tat.

Das, was wir von der hier erwähnten Verwaltung des Geldes erwarten, stellte sich
früher mit der internationalen Goldwährung bis zu einem gewissen Grade selbsttätig
ein. War in einem Lande der Geldumlauf (Gold und Banknoten) groß, und stiegen als
Folge davon die Warenpreise über ihren natürlichen Weltverkehrsstand, so geschah
genau dasselbe, was jetzt in einem Lande mit Papiergeld geschieht, wenn der Geld-
umlauf erhöht wird (s. oben).

Die Wechsel, die auf das Land, in dem die Preise gestiegen waren, gezogen wurden,
fielen im Kurs. War es z. B. Spanien, so ging der Pesetakurs in Hamburg von 80 auf 79
oder 78 zurück und fiel schließlich so weit, daß der Verkäufer solcher Goldpesetawechsel
(das wäre, um bei dem Beispiel zu bleiben, der Sonnenschirmausfuhrhändler) seinem
Geschäftsfreund in Sevilla schreiben mußte: "Ich stoße beim Verkauf des für die ge-
lieferten Sonnenschirme auf Sie gezogenen Wechsels auf Schwierigkeiten. Man bietet
mir statt 80 nur 78 Pfennig für diePeseta an. Ich ziehe darum den Wechsel zurück und
bitte Sie, mir den Betrag meiner Rechnung in dortigen Goldmünzen hierher zu schicken."
Unser Sonnenschirmausfuhrhändler hat nun allerdings die Kosten dieser Goldversendung
zu zahlen. Diesen Ausweg wird er deshalb immer nur dann wählen, wenn der Kurs-
verlust am Wechselverkauf die Kosten der Goldverfrachtung übersteigt. Die spanischen
Goldmünzen bringt das Sonnenschirmausfuhrhaus auf die Reichsbank, die sie ihm
kostenlos in Reichsmünzen umprägen läßt oder gegen Banknoten zum festen Preise von
2790 Mark das Kilo Feingold umtauscht.

Was geschieht nun hier und in Spanien als Folge dieses Geschäftsbrauches? In Spa-
nien hatte der Geldumlauf um den Betrag der Sevillaner Goldsendung abgenommen.
War das Gold dem spanischen Zentralnotenamt entzogen worden, so mußte dieses
nach dem Dritteldeckungsverfahren das Dreifache der Goldsendung an Banknoten dem
Verkehr entziehen. In Deutschland hatte umgekehrt der Geldumlauf um das Dreifache
der spanischen Goldsendung zugenommen. Die Wirkung war, daß die Warenpreise in
Spanien sanken und in Deutschland stiegen. Das dauerte so lange, bis dasGleichgewicht
wieder hergestellt war.

Wäre die allgemeine Preiserhöhung, die den Anstoß zu diesen Verschiebungen ge-
geben hatte, statt von Spanien von Deutschland ausgegangcn, so würde der Zitronen-
einfuhrhändler in Hamburg (statt des Sonnenschirmausfuhrhändlers in ähnlicher Weise
nach Malaga geschrieben haben, daß der hohe Pesetakurs in Hamburg ihn voranlasse,
als Zahlung für die erhaltenen Zitronen diesmal an Stelle des üblichen Wechsels auf
Sevilla deutsche Gloldmünzen einzusenden, die man sich in spanisches Geld umprägen
lassen möge.

Weil solche Goldsendungen nun tatsächlich oft vorkamen, glaubte man allgemein,
daß gewisse Goldrücklagen für diesen Zweck nötig seien. Das war eine falsche Ansicht. Das
Gleichgewicht hätte sich auch ohne diese Goldsendungen selbsttätig wieder hergestellt,
und zwar als Folge der Hemmung (bzw. Förderung), die die Einfuhr (bzw. Ausfuhr)
von Waren durch die Wechselkursschwankungen erfuhr. Die Bedeutung der Gold-
sendungen und der diese speisenden Goldrücklagen lag auch gar nicht in der Gold-
sendung an sich, sondern in dem Einfluß, den diese Goldsendungen auf die Waren-
preise ausübten. Diese, nicht die Goldsendungen, stellten das Gleichgewicht her. Hätte man
überall dort, wo der Wechselkurs aufs Ausland stieg (wenn man also für Pesetawechsel erhöhte
Markpreise zahlen mußte), den Preisstand durch Einziehen von Banknoten gedrückt, so
wäre auch sofort das Gleichgewicht in der Ausfuhr und Einfuhr wiederhergestellt worden,
der Wechselkurs wäre auf den Gleichstand (pari) zurückgegangen. Eine ganz einfache
Handlung, bestehend in der Wechseldiskontverweigerung von seiten des Zentralnotenamts,
hätte Goldsendungen und die dafür bestimmten Goldrücklagen vollkommen überflüssig gemacht.

Eine Tat an Stelle eines toten Goldklumpens, wie denn überhaupt die
Währung nicht als Eigenschaft eines Stoffes, sondern nur als Tat, als Wirkung
von Verwaltungsmaßregeln begriffen werden kann.

Aber das hatte man nie begriffen (1), und wahrscheinlich begreift man es sogar heute
noch nicht ganz.

Unter der Goldwährung konnten die Wechselkursschwankungen nie größer werden,
als die Kosten der Goldverfrachtung waren. Für einen Kulturzustand, unter dem
man vom Staate überhaupt nichts Gutes, keine verständige Arbeit erwarten kann, hat
ein solcher selbsttätiger Währungsausgleich Vorteile. Für unsere heutigen Staaten wäre
aber das Beibehalten der Goldwährung aus solchem Grunde geradezu als Beleidigung
der Staatsbeamten zu betrachten.

Bei Maschinen zieht man wohl der Menschenhand einen selbsttätigen Regulator vor.
Aber in Währungsangelegenheiten wäre der Vergleich mit einem Maschinenbetrieb nicht
angebracht. Außerdem geschieht die Währungsregulierung unter der Goldwährung nur
in sehr beschränktem Sinne selbsttätig. Die Goldversendungen vollziehen sich nicht
von selbst. Das Gold muß gezählt, verpackt, verschickt, versichert, umgeprägt werden.
Das Einziehen einer entsprechenden Summe Geldes als Verwaltungsmaßregel der
Notenbank würde ebenso wirken, dabei weniger Arbeit und gar keine Kosten verur-
sachen.

Auch ist zu beachten, daß die Wechselkursschwankungen zwischen weit entfernten
Ländern bei durchschnittlichem Zinsfuß bis zu 4% und darüber betragen können.

Die Kosten einer Goldsendung von Europa nach Australien betragen z. B. reichlich
2 %. Sie setzen sich zusammen aus Zinsverlust während der Reise, Fracht, Versicherung
gegen Seegefahr und Diebstahl, Verpackung und Vermittlungsgebühren. Um diese 2 %
kann also der Wechselkurs zwischen Enropa und Australien über den Gleichstand (pari)
steigen und darunter fallen, so daß hier die Spannung 4 % übersteigen kann! Das alles
nennt sich aber Währung, Goldwährung!

Der Goldwährungsautomat beugt nicht vor, er tritt immer nur dann in Tätigkeit,
wenn die Schwankungen das Höchstmaß, den sogenannten Goldpunkt (das sind obige
Kosten) erreicht haben, d. h. mit dem Beginn der Goldausfuhr und -einfuhr. Wenn der
ganze Schaden, den die Wechselkursschwankungen überhaupt anrichten können, bereits
vorliegt, dann erst setzt das Heilverfahren ein. Mit der Papierwährung dagegen, wenn
alle Wachen und Horchposten der Geldverwaltung ihren Dienst gewissenhaft versehen,
beginnen die vorbeugenden Maßregeln, sobald die ersten Zeichen einer Gleichgewichts-
störung beobachtet werden, so daß die Kursschwankungen auf diese Zeichen beschränkt
bleiben. Freilich könnte man bei der Goldwährung auch vorbeugen, und die Reichs-
bank behauptet sogar von sich, daß sie kein bloßer Automat sei; aber wo bleibt dann
das selbsttätig Wirksame der Goldwährung, wenn man ihr durch Taten nachhelfen muß?

Das, was ich hier sagte, bezog sich auf das gemeine, herkömmliche Papiergeld. Für
das Freigeld, bei dem alle Maßnahmen der Geldverwaltung, entsprechend ihrer Zwangs-
läufigkeit; unmittelbar wirksam sind, hat meine Behauptung, daß zur Erhaltung fester Wechsel-
oder Valutakurse Rücklagen irgendwelcher Art überflüssig sind, unbeschränkte Geltung.


(1) Näheres in "Aktive Währungspolitik".

Dieser Text wurde im Juli 1997 ins Netz gebracht von: W. Roehrig. Weiterverbreitung ausdrücklich erwünscht.
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