Reichswährungsamt,
dem die Aufgabe zufällt, die tägliche Nachfrage nach Geld zu befriedigen.
Das Reichswährungsamt betreibt keine Bankgeschäfte.
Es kauft oder verkauft keine
Wechsel, es ordnet die Geschäftshäuser nicht in solche
1., 2. und 3. Güte. Es tritt in
keinerlei Beziehungen zu Einzelpersonen.
Das Reichswährungsamt gibt Geld aus, wenn solches im Lande
fehlt, und es zieht
Geld ein, wenn im Lande sich ein Überschuß zeigt. Das
ist alles.
Um das Freigeld in Umlauf zu setzen, werden alle Staatskassen
angewiesen, das bis-
herige Metallgeld und die Reichskassenscheine zum freiwilligen
Umtausch anzunehmen, `
und zwar zum Nennwert; für eine Mark in Gold eine Mark in
Freigeld.
Wer in diesen Tausch nicht einwilligt, mag das Gold behalten.
Niemand drängt ihn
zum Tausch. Irgendein gesetzlicher Druck wird nicht auf ihn geübt.
Keinerlei Gewalt
wird da gebraucht. Es wird nur jedem gesagt, daß nach Ablauf
einer bestimmten Frist
(1 - 2 oder 3 Monate) das Metallgeld nur mehr Metall, aber kein
Geld mehr sein wird.
Wer dann noch Metallgeld hat, kann es dann nur noch beim Goldschmied
gegen Frei-
geld verkaufen und da um den Preis handeln. Der Staat anerkennt
dann nur noch Frei-
geld als Geld an allen seinen Kassen. Das Gold ist dann dem Staate
gegenüber nur noch
Ware, so wie Holz, Kupfer, Silber, Papier, Tran usw. Und wie man
heute die Steuern
nicht mit Holz, Silber oder Stroh bezahlen kann, so wird man auch
nach Verlauf der
Umtauschfrist kein Gold mehr zu diesem Zwecke verwenden können.
Der Staat weiß, daß es fortan nur staatliches Geld
geben kann und daß es von seiner
Seite keiner besonderen Anstrengung bedarf, um dieses Geld in
Verkehr zu bringen;
das besorgt allein die Unentbehrlichkeit des Geldes und seine
Beherrschung durch den
Staat. Wenn es also jemand einfallen sollte, eine Privatmünzstätte
zu errichten, um
Münzen von beliebigem Feingehalt und Gewicht zu prägen,
so kann der Staat solchem
Treiben ruhig zusehen. Denn für den Staat gibt es jetzt keine
Münzen, folglich auch
keine Falschmünzer mehr. Der Staat entzieht allen Münzen,
auch den früher von ihm
geprägten, die Gewähr für Gewicht und Feingehalt.
Er verkauft seine Münzmaschinen
meistbietend. Mehr tut der Staat nicht, um das Gold umlaufsunfähig
zu machen; es
genügt.
Wenn also jemand dem Freigeld feindlich gesinnt sein sollte und
es als Zahlung für
seine Waren zurückweist, so läßt man ihn gewähren.
Er kann ja fernerhin Gold für seine
Erzeugnisse verlangen. Aber dieses Gold muß er dann auf
die Wage legen und den
Feingehalt mit Säuren und Prüfstein feststellen, und
zwar Münze für Münze. Dann
muß er sich erkundigen, ob ihm jemand das Gold auch wieder
abnehmen wird und zu
welchem Preis, und er muß hierbei auf große Überraschungen
gefaßt sein. Findet er
dann, daß das alles kostspielig und langweilig ist, so kann
er ja als reuiger Sünder in
den Schoß des alleinseligmachenden Freigeldes zurückkehren
- ähnlich wie seinerzeit
die grimmigen Feinde der Goldwährung, die Agrarier, dem Staatsgeld
(Gold) wider-
strebten und es dann doch annahmen.
Was der Staat mit dem in Umtausch für das Freigeld erhaltenen
Gold machen wird?
Der Staat schmelzt es ein, läßt es zu Ketten, Armbändern,
Uhrgehäusen verarbeiten
und schenkt diese allen Bräuten im Deutschen Reich bei ihrer
Verheiratung. Was könnte
der Staat Vernünftigeres mit dem Gold, mit dem Hunnenschatz,
machen?
Der Staat benötigt für seine Zwecke kein Gold, und
wenn er das in Umtausch gegen
Freigeld eingehende Gold an den Meistbietenden verkaufen wollte,
so würde er den
Preis drücken und damit anderen Völkern, die noch an
der Goldwährung festhalten,
Verlegenheiten bereiten, wie Deutschland das schon seinerzeit
mit den unüberlegten
Silberverkäufen tat. Wenn der Staat damals die eingezogenen
Taler dazu benutzt hätte,
um vor jedem Pfandhaus und jeder Darlehnsbank den Vorkämpfern
der Goldwährung ein
gewichtiges, silbernes Standbild in Riesengröße zu
errichten - es wäre für die allge-
meine Volks- und Weltwirtschaft und auch für die Staatskasse
besser gewesen. Diese
elenden Millionen, wahre "Miseräbelchen" vom Standpunkt
der deutschen Volks-
wirtschaft aus betrachtet, die der Staat aus jenen Talerverkäufen
löste, haben nicht
wenig dazu beigetragen, den Silberpreis zu drücken; und die
Schwierigkeiten, die den
deutschen Grundrentnern durch die billigen Getreidepreise erwuchsen,
waren zum Teil
auf diese Silberverkäufe zurückzuführen (1). Wahrlich,
wenn man damals nach obigem
Vorschlag gehandelt, die Silbertaler zu Tafelgeschirr eingeschmolzen
und zu Hochzeits-
geschenken von Staats wegen verwendet hätte, - das, was der
Staat hier verlor, hätte
er an der größeren Steuerkraft der Bürger zehnfach
gewonnen.