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Nun fragt es sich, wie hoch der Preis des Papiergeldes über
den Preis des Geldpapieres
getrieben, wie das Tauschverhältnis zwischen Geld und Waren
gestaltet werden soll.
Dies ist in der Tat eine sehr wichtige Frage, überhaupt
die einzige Frage, die die Waren-
erzeuger erregt. Mag den Warenerzeugern der Geldstoff gleichgültig,
auf alle Fälle nur
Ballast sein, bei der Frage: wieviel Geld verlangst du für
deine Kuh, oder was bietest
du mir für meine Werkzeuge - ist die Aufmerksamkeit aller
auf das höchste gespannt.
Hängt doch von der Antwort auf diese Frage der Erfolg des
ganzen, langen Erzeugungs-
vorganges ab.
Ändert sich das Tauschverhältnis zwischen Waren und
Geld, so erhält jeder beim
Verkauf seiner Erzeugnisse mehr oder weniger an Geld, und beim
Verkauf des Geldes
entsprechend mehr oder weniger an Ware. Von diesem Standpunkt
aus betrachtet, wäre
eine Preisänderung des Geldes eine ziemlich gleichgültige
Sache.
Aber nicht alle geben das Geld, das sie eingenommen haben, gleich
wieder für Waren
aus. Und für diese ist es durchaus nicht gleichgültig,
ob sich die Preise in der Zeit zwischen
Verkauf und Kauf verändert haben. Und noch weniger gleichgültig
sind die Preise für
alle Schuldner und Gläubiger; ja, für diese ist die
Frage: wieviel werde ich von meinen
Erzeugnissen für die Auftreibung von Zins und Tilgungsbeträgen
meiner Schulden
verkaufen müssen (bzw. wieviel Ware erhalte ich für
die eingehenden Zinsen und Tilgungs-
summen meiner Guthaben), eine Lebensfrage. Auch werden wir später
sehen, daß die
Frage nach den Preisen, vom rein kaufmännischen Standpunkt
betrachtet, die Entschei-
dung über Leben und Tod des Warenaustausches und demzufolge
auch der Arbeits-
teilung, der Grundlage unserer Wirtschaft, enthält.
Hier wollen wir aber zur Beleuchtung der Wichtigkeit der Preise
nur die Verhältnisse
zwischen Gläubiger und Schuldner betrachten.
Das "Haben" der Schuldner (Pfandbriefschuldner, Obligationenschuldner,
Wechsel-
schuldner, Pächter, Mieter, Inhaber von Lebensversicherungsurkunden,
Steuerzahler
usw. usw.) besteht in der Regel aus Waren, Maschinen, Grundstücken,
Vieh, während
das "Soll" ausnahmslos in einer bestimmten Summe Geldes
besteht. Und das Geld
für dieses "Soll" kann der Schuldner nur dadurch
auftreiben, daß er Teile seines Habens
in der Regel seine Arbeitserzeugnisse, gegen Geld verkauft.
Verschiebt sich nun das Tauschverhältnis der Waren zum Geld,
so verschiebt sich
auch das Verhältnis vom Soll zum Haben. Braucht ein Gutsbesitzer
z. B. bei einem
Preis von 250 Mark für 1000 kg Weizen (Preis nach Einführung
der Getreidezölle) den
vierten Teil seiner Ernte für Zins und Tilgungsbeträge
der Bodenschuld (bzw. für Pacht),
für seine Steuern, Versicherungsbeträge usw., so wird
er diesem Zwecke ein Drittel seiner
Ernte opfern müssen, falls die Zölle abgeschafft würden,
und dieses Mehr kann unter
Umständen den gesamten Betriebsüberschuß verschlingen,
den Zusammenbruch des
Schuldners herbeiführen.
Und umgekehrt natürlich, falls die Preise steigen. Umgekehrt
auch verhalten sich die
Sachen für den Gläubiger. Dieser gewinnt unvermittelt
alles, was der Schuldner verliert;
er verliert, was sein Schuldner durch Preisänderungen gewinnt.
Bei der gewaltigen Entwicklung des heutigen Leihwesens (es handelt
sich in Deutsch-
land vielleicht um 3-400 Milliarden Mark, deren Zins- und Tilgungsbeträge
regelmäßig
nur durch den Verkauf von Arbeitserzeugnissen aufgebracht werden),
genügt eine nur
geringe Änderung der Preise, um eine Volksklasse zugunsten
der anderen um Milliarden
und Abermilliarden zu belasten.
Ein Rückgang der Warenpreise von durchschnittlich 1 %, also
ein Pfifferling für unsere
gepriesene Goldwährung, bedeutet für die deutschen Schuldner
mehr, als was die fünf
Milliarden Kriegsentschädigung von 1871 für die französischen
Bürger bedeuteten.
Muß der Steuerzahler für die Verzinsung und Tilgung
der Reichs-, Staats- und Ge-
meindeschulden 100 Mark jährlich an direkten und indirekten
Steuern aufbringen, so
hängt es ganz davon ab, wie sich das Tauschverhältnis
zwischen Geld und Arbeits-
erzeugnis gestaltet, ob er diesen Schulden jährlich 10-20
oder 50 Tage opfern muß.
Sollen wir nun darauf hinwirken, daß die Preise steigen,
um die Gläubiger zugunsten
der Schuldner zu plündern, oder sollen wir die Preise berabsetzen,
um die Rentner zu
bereichern? Kurz, sollen wir den Gläubigern oder Schuldnern
diese Frage zur Ent-
scheidung vorlegen, soll das Geld von Spitzbuben verwaltet werden?
Antwort: wir wollen
niemand betrügen, und das, was nur dem Einzelnen nützt,
darf in der Verwaltung des
Geldes nicht berücksichtigt werden. Das Geld soll volkswirtschaftlich,
nicht privat-
wirtschaftlich verwaltet werden.
Das Geld soll über Ort und Zeit hinweg ewig denselben Preis
erzielen, den es heute
hat. Was man in Waren dafür bezahlt hat, das hat jeder für
das Geld morgen, in einem
oder zehn Jahren, zu fordern. So zahlt der Schuldner zurück,
was er erhalten, und der
Gläubiger erhält, was er gegeben: keinen Pfennig mehr
noch weniger.
Auch dieses versteht sich von selbst, braucht nicht begründet
zu werden.
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