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"Von jeher haben gesunde Staaten den größten Wert
auf ein Geld gelegt, dessen
innerer Wert und dessen Wertbeständigkeit von niemand angezweifelt
wird:" (Ebenda,
S. 46.)
"Gold und Silber erfreuten sich allgemeiner Wertschätzung,
man sammelte sie dem-
nach, um sich Kaufkraft zu sichern, sie dienten also als Wertbewahrer.
Bald waren die
Münzen nicht mehr bloß Tauschwerkzeug, man gewöhnte
sich vielmehr die Werte aller
Erzeugnisse gegen den Geldwert abzuschätzen. Das Geld wurde
Wertmesser. Wir
schätzen alle Werte in Geld ab. Alle Wertveränderungen
nehmen wir als Änderungen
gegen den Geldwert wahr. Der Geldwert scheint die feste Elle zu
sein, die alles gleich-
mäßig mißt:" (Otto Arendt : Leitfaden der
Währungsfrage.)
In oben genannten Streitschriften zweier Vertreter der Gold-
und Doppelwährungs-
theorien wird also dem sogenannten Wert gleichmäßig
grundsätzliche Bedeutung zuer-
kannt. Man streitet nicht um die Frage: "Was ist der Wert?"
auch nicht um die kritische
Gottl'sche Wertfrage: "Deckt das Sprachzeichen Wert ein Singularobjekt,
eine Kraft,
einen Stoff?" Für beide Gegner steht das Dasein einer
Wirklichkeit, die man Wert nennt,
ganz außer Frage. In dieser Sache von grundsätzlicher
Bedeutung haben beide Gegner
nicht die geringste Meinungsverschiedenheit. Beide gebrauchen
das Wort "Wert" und
seine verschiedenen Verbindungen vollständig unbefangen,
als ob beide überhaupt nie-
mals von einer "Wertfrage", von einer "Wertforschung",
von einer "Wertlehre" gehört
hätten. Für beide sind die Ausdrücke "Wertstoff,
Stoffwert, innerer Wert, Wertbestän-
digkeit, Wertmaß, Wertbewahrer, Wertkonserve, Wertpetrefakt,
Wertspeicher, Wert-
transportmittel" eindeutig. (l) Beide setzen stillschweigend
voraus, daß auch die große
Masse den Sinn dieser Worte so scharf verstehen wird, wie es bei
der grundsätzlichen
Rolle, die sie (dem Anscheine nach) zu spielen haben, für
das Verständnis der Schriften
erforderlich erscheint.
Wie sieht es nun aber in der Wissenschaft aus in bezug auf diesen Ausdruck?
Wer darüber sich Klarheit verschaffen will, der lese Gottls
Schrift: "Der Wert-
gedanke, ein verhülltes Dogma der Nationalökonomie!
(2) Hier sagt es zwar der Professor
aus Höflichkeit gegen seine Kollegen nicht geradezu, aber
seine Ausführungen zeigen
es klar: Ein Hirngespinst ist der sogenannte Wert, ein jeder Wirklichkeit
bares Erzeugnis
der Einbildung.
Übrigens sagt es ja auch Marx, dessen Betrachtung der Volkswirtschaft
von einer
Werttheorie ausgeht: "der Wert ist ein Gespenst". -
Was ihn aber nicht von dem
Versuch abhält, das Gespenst in drei dicken Büchern
zu bannen. "Man abstrahiere",
so sagt Marx, "von den bearbeiteten Substanzen (3) alle körperlichen
Eigenschaften, dann
bleibt nur noch eine Eigenschaft, nämlich der Wert."
Wer diese Worte, die gleich zu Anfang des "Kapitals"
zu lesen sind, hat durchgehen
lassen und nichts Verdächtiges in ihnen entdeckt hat, darf
ruhig weiterlesen. Er kann
nicht mehr verdorben werden. Wer sich aber die Frage vorlegt:
"Was ist eine Eigen-
schaft, getrennt von der Materie?" - wer also diesen grundlegenden
Satz im "Kapital"
zu begreifen, materialistisch aufzufassen versucht, der wird entweder
irre, oder er wird
den Satz für Wahnsinn, seinen Ausgangspunkt für ein
Gespenst erklären.
Wie will ein aus Stoff bestehendes Gehirn eine solche absolute
Abstraktion in sich
aufnehmen, verzeichnen, einordnen und verarbeiten? Wo wären
denn noch die zum
Begriffe nötigen Anhaltspunkte, Verwandtschaften, Übergänge?
Etwas begreifen heißt,
sich irgendwo am Stofflichen festhalten (begreifen = greifen),
heißt in unserem Gehirn
vorrätige Vergleichsgegenstände gefunden haben, an die
sich der neue Begriff anlehnen
kann, - aber eine von jedem Stoff und jeder Kraft befreite Begriffsbildung
ist ebenso
unfaßbar, wie der Apfel für den Tantalus ungreifbar
ist.
Die Abstraktion Marx' ist in keinem Schmelztiegel darstellbar.
Wie sie sich völlig
von unserem Verstande loslöst, so auch von allem Stofflichen.
Seltsamerweise hat aber
diese vollkommene Abstraktion doch noch eine "Eigenschaft",
und zwar ihre Herkunft,
ihre Herkunft von der menschlichen Arbeit. (4) Allerdings eine
seltsame "Eigenschaft",
die geeignet ist, die deutsche Sprache in Kauderwelsch zu verwandeln.
Demnach hätte
auch das deutsche Geld andere Eigenschaften, je nachdem sein Stoff
vom Hunnenschatz,
von den bluttriefenden Milliarden oder von den ehrlichen Fäusten
der Goldgräber her-
rührt. Die Herkunft der Waren gehört zur Geschichte,
nicht zu den Eigenschaften der Waren;
sonst wäre ja auch die Behauptung (die man oft zu hören
bekommt), die Seltenheit des
Goldes gehöre zu den Eigenschaften des Goldes, richtig. Und
das ist doch barer Unsinn.
Ist es aber so, verwechselte Marx die Herkunft und Geschichte
der Waren mit deren
Eigenschaften, so dürfen wir uns nicht wundern, wenn er inder
weiteren Behandlung
seines Stoffes so Wundersames erblickte und vor dem "Gespenst"
erschrak.
Ich nenne Marx, aber bei den anderen Wertforschern steht es um
kein Haar besser.
Keinem von ihnen ist es gelungen, den "Wertstoff" abzusondern,
die "Werteigenschaft"
an irgendeinen Stoff zu binden und vor Augen zu führen; immer
schwebt der Wert
über dem Stoff, unfaßbar, unnahbar, wie Erlkönig
zwischen den Weiden.
Alle Forscher sind darin einig, daß, wie Knies sich ausdrückt,
"die Lehre vom Wert
für die nationalökonomische Wissenschaft von grundlegender
Bedeutung" sei. Wenn
aber diese Lehre schon für die Wissenschaft der Nationalökonomie
so wichtig ist, so
muß sie es für das wirkliche Leben erst recht sein.
Wie kommt es aber nun, daß sowohl
der Staatswirtschaft wie der Privatwirtschaft diese "Wertlehre"
vollkommen unbekannt
ist? Müßte, wenn diese Lehre wirklich von so, fundamentaler"
Bedeutung ist, nicht
in jedem Hauptbuch gleich auf der ersten Seite hinter den Worten
"Mit Gott " auch
die "Werttheorie" angegeben sein, zu der der Unternehmer
schwört, und die die Richtung
für die Geschäftsführung angeben soll?
Und müßte man da nicht annehmen, daß jedes gescheiterte
Unternehmen seinen Sturz einer
schlechten Grundlage, d. h. einer unvollständigen oder gar
falschen Werttheorie verdankt?
Aber das ist ja gerade das Erstaunliche an der Behauptung, die
Wertlehre wäre die
Grundlage der nationalökonomischen Wissenschaft, daß
dem Handel das Dasein dieses
sogenannten Wertes vollkommen unbekannt ist. Sonst gehen heute
auf allen Gebieten
der menschlichen Tätigkeit Wissenschaft und Leben Hand in
Hand; nur im Handel
weiß man nichts von der Haupttheorie seiner Wissenschaft.
Im täglichen Handelsverkehr
gibt es nur Preise, durch Nachfrage und Angebot bestimmte Preise,
und der Kaufmann,
der vom Wert einer Sache spricht, denkt dabei an den Preis, den
der Besitzer unter den
obwaltenden zeitlichen und örtlichen Verhältnissen wahrscheinlich
würde erhandeln können.
Der Wert ist also eine Schätzung, die durch den Abschluß
des Handels in eine genau ab-
gemessene Menge Tauschgüter, in den "Preis" übergeht.
Den Preis kann man haarscharf
messen, den Wert kann man nur schätzen. Das ist der ganze
Unterschied, und die Er-
klärung vom Wesen des Preises muß demnach sowohl auf
den Preis wie auf den Wert an-
wendbar sein. Eine besondere Theorie des "Wertes" ist
überflüssig.
Die von unseren beiden Währungsschriftstellern ohne weitere
Erläuterung gebrauch-
ten, zu Anfang erwähnten Ausdrücke enthalten, dem Sprachgebrauch
entsprechend,
ungefähr folgenden Sinn: das Gold hat eine "Eigenschaft",
den sogenannten Wert, die,
wie das Gewicht des Goldes, mit dem Stoff des Goldes verwachsen
ist, und die wir Wert
nennen (Stoffwert). Diese "Eigenschaft" ist, wie das
Gewicht und die chemischen Ver-
wandtschaften des Goldes, untrennbar vom Gold (innerer Wert),
unveränderlich und
unzerstörbar (Wertbeständigkeit). Wie man sich das Gold
nicht ohne Gewicht, so kann
man es sich auch nicht ohne Wert denken; Gewicht und Wert sind
einfach Merkmale
des Stoffes. Ein Kilo Gold ist gleich ein Kilo Wert: Stoffwert
= Wertstoff. Das Vor-
handensein des Wertes wird auf der Waage festgestellt: vollwertig.
Ob es noch andere
Verfahren gibt, den Wert festzustellen, ist noch nicht sicher.
Lackmuspapier bleibt
dem Wert gegenüber unempfindlich. Die Magnetnadel wird durch
den Wert nicht
abgelenkt, er widersteht auch den höchsten bekannten Hitzegraden,
und überhaupt sind
unsere Kenntnisse vom Wertstoff noch etwas kümmerlich. Wir
wissen nur, daß er vor-
handen ist, was bei der "fundamentalen Bedeutung", die
der Wert für Wissenschaft
und Leben hat, eigentlich recht zu bedauern ist. Neue Ausblicke
in die Natur des Wertes
eröffnet die von Dr. Helfferich entdeckte Eigentümlichkeit,
daß bei einigen Wertstoffen
der Wert nicht immer im Verhältnis zum Stoff steht. Wertstoff
> oder < Stoffwert.
Er hat entdeckt, daß der Wert des Silbergeldes doppelt so
groß ist wie der des Geld-
silbers, d. h. daß das Silbergeld den Wert in doppelter
Verdichtung besitzt - also schon
ein Wertextrakt ist! Diese wichtige Entdeckung eröffnet uns
ganz neue Ausblicke in
die Natur des Wertes, denn ist es gelungen, den Wert auszuziehen,
zu verdichten und ihn
sozusagen vom Stoff zu trennen, so steht zu hoffen, daß
es der Wertwissenschaft noch
einmal gelingen wird, den Wert chemisch rein darzustellen, was
allerdings wieder ein
Widerspruch mit der Theorie ist, - denn so kämen wir ja auf
großen Umwegen zur
Theorie der Papierwährung, die nur Preise kennt und die Wertlehre
unbeachtet läßt.
Der Wert ist also ein reines Hirngespinst. (5) Das gibt auch
die Erklärung dafür, was
Zuckerkandl sagt: "In der Lehre vom Wert ist noch "beinahe"
alles streitig, von den
Benennungen angefangen". (6) Und auch dafür, was v.
Boehm-Bawerk wie folgt ausdrückt:
"Trotz unzähliger Bestrebungen war und bleibt die Lehre
vom Werte eine der un-
klarsten, verworrensten und streitigsten Partien unserer Wissenschaft."
Hirngespinste sind billig. Auf sich selbst gestellt, können
sie ein geschlossenes, wider-
spruchsloses Ganzes bilden und sich uns so als etwas durchaus
mit unserem Verstand
Verträgliches vorstellen. Sie stehen, wie das Wunder, über
der Natur, sie leben, wachsen
und gedeihen fröhlich im Hirn des Menschen, - doch hart im
Raume stoßen sich die
Sachen. In der Wirklichkeitswelt haben Hirngespinste keinen Raum;
sie müssen sich
in nichts wieder auflösen. Und es gibt nichts Wirklicheres
als die wirtschaftliche Be-
tätigung, die des Einzelnen sowohl wie die des Staates, sie
ist Stoff und Kraft. Was sich
hiervon entfernt, kann nicht mehr sein als ein billiges Erzeugnis
der Einbildungskraft.
Und das ist der Wert. Die auf dem Wertgespenst aufgebaute Wissenschaft
kann nur
Gespenster zeitigen und ist zur Unfruchtbarkeit verurteilt. Während
sonst überall die
Wissenschaft das tägliche Leben befruchtet und ihm als Leitstern
dient, muß sich bis
heute die Volkswirtschaft mit der eigenen Erfahrung behelfen.
Ihre Wissenschaft hat
es noch nicht einmal bis zu einer Sprache gebracht, da "von
den Benennungen ange-
fangen, ja noch alles streitig ist". Die auf der Wertlehre
aufgebaute Wissenschaft besitzt
bis heute noch keine Zinstheorie, keine Lohntheorie, keine Rententheorie,
keine Krisen-
theorie und keine Geldtheorie, wenngleich es nicht an Versuchen
fehlt. Die auf dem
Wertgespenst fußende Wissenschaft vermag bis heute nicht
zu den einfachsten tag-
täglichen Ereignissen die wissenschaftliche Erklärung
zu geben, sie kann kein wirtschaft-
liches Ereignis voraussehen, die Wirkung keiner gesetzlichen Maßnahme
im voraus
bestimmen (Abwälzbarkeit der Kornzölle, der Grundsteuer
z. B.).
Kein Kaufmann, Börsenspieler (Spekulant), Unternehmer, Bankmann,
Zeitungs-
mann, Abgeordneter oder Politiker vermag diese Wissenschaft als
Waffe oder Schild
zu benutzen; kein einziges deutsches kaufmännisches Unternehmen,
selbst die Reichs-
bank nicht, wird von wissenschaftlichen Erwägungen geleitet.
In den Volksvertretungen
wird die Wissenschaft, die den Wert zum Fundament genommen, einfach
unbeachtet
gelassen; keine einzige Theorie dieser Wissenschaft darf sich
rühmen, bis zur Gesetz-
gebung sich Bahn gebrochen zu haben. Keine einzige! Vollkommene
Unfruchtbarkeit ist
das Zeichen dieser Wissenschaft.
Wenn nun diese Unfruchtbarkeit der einzige Übelstand an
der Sache wäre, so könnte
man sich leicht darüber beruhigen. Haben nicht Tausende und
aber Tausende unserer
besten Köpfe ihre kostbare Zeit mit theologischen Grübeleien
verloren? Wenn dazu nun
noch einige Dutzend Mann kommen, die über Wertgrübeleien
nicht hinausgelangen,
so ist das vielleicht zu beklagen, aber für ein Volk von
Millionen nicht allzu verhängnis-
voll. Aber der Wertglaube kostet uns mehr als die fruchtbare Mitarbeit
dieser Männer.
Ist die Wertlehre auch völlig unfruchtbar, so erhofft doch
noch mancher etwas von ihr,
der sonst fruchtbareren Äckern sein Streben zugewandt hätte,
und so schadet diese Lehre
einfach durch ihr Dasein.
Wir haben im Deutschen Reich Dutzende von klugen, verständigen
Kaufleuten,
geistig regsamen Männern, die Bedürfnis nach gründlicher
Aufklärung in allen Wissens-
zweigen besitzen, die aber gerade jeder wissenschaftlichen Erörterung
von Berufsfragen
(als welche doch für den Kaufmann die volkswirtschaftlichen
Fragen zu bezeichnen sind)
ängstlich aus dem Wege gehen. Diese Männer, die alle
gesetzlichen Mißgriffe immer in
erster Linie verspüren und deren Folgen bezahlen (oder die
Kosten dafür wenigstens
vorschießen), die als die eigentlichen Puffer zwischen Volkswirtschaft
und Gesetzgebung
zu betrachten sind, die immer der Gefahr ausgesetzt sind, von
irgendeiner Krise zer-
malmt zu werden - lehnen es ängstlich ab, sich an der Erörterung
wissenschaftlicher
Fragen ihres Faches zu beteiligen. Warum? Einfach, weil sie einerseits,
in guter deutscher
Zucht aufgewachsen, den Autoritätsglauben nicht haben abschütteln
können und der
Ansicht sind, daß die Wissenschaft in den Händen unserer
Hochschullehrer gut auf-
gehoben sei (7); anderseits, weil sie mit ihrem klaren, nüchternen
Verstande die von den
Professoren vorgetragene Wertlehre nicht verstehen, ja den Gegenstand
dieser Lehre
überhaupt nicht erfassen und sich nun schämen, diesen
geistigen Mangel öffentlich ein-
zugestehen. Diese Männer mit den zweifelsüchtigen Blicken,
darunter so mancher
jüdische Börsenjobber mit dem scharfen Verstande seiner
Rasse, lassen sich mit leeren
Redensarten, denen der Wahnsinn fast aus den Augen stiert, abspeisen.
Die Furcht,
sich lächerlich zu machen, hindert sie daran, es öffentlich
einzugestehen; daß sie "das
Hemd des Königs nicht sehen", daß der Gegenstand
der Wertlehre für sie unsichtbar sei.
Und dies ist die einzige tatsächliche Leistung der Wertlehre.
Unberechenbar ist der
Schaden, den dieses Wahngebilde der Volkswirtschaft und ihrer
Wissenschaft bereitet
hat. Die auf einem Hirngespinst aufgebaute Wissenschaft hat schließlich
das ganze Volk
an seinem Verstande zweifeln lassen, hat das ganze Volk davon
abgehalten, die Ergrün-
dung der Gesetze der Volkswirtschaft zur Volkswissenschaft zu
machen.
Eine Geldverwaltung, die von einer (irgendeiner) Werttheorie
ausgeht, ist zur Un-
fruchtbarkeit und Untätigkeit verurteilt. Was könnte
man denn am "inneren Wert" des
Goldes verwalten? Die Wahnvorstellung des Wertes macht von vornherein
jeden Fort-
schritt im Geldwesen unmöglich. Und so bedarf es auch weiter
keiner Erklärung, warum
wir noch heute genau das gleiche Geldwesen haben wie vor 4000
Jahren. Theoretisch
wenigstens; praktisch ist man zur Papierwährung (Zellstoffwährung)
übergegangen.
Allerdings still und heimlich. Es darf es niemand wissen; denn
erführen das unsere
Professoren, so könnte ihr Alarmruf ganz gewaltigen Schaden
anrichten. Papiergeld, Geld
ohne "inneren Wert", ist ja nach ihrer Auffassung an
sich unmöglich, und Unmögliches
muß stürzen.
(2) Jena, Fischer.
(3) "Arbeitsprodukten" sagt Marx, doch führt dieser
Ausdruck irre. Was nach solcher
Abstraktion noch übrig bleibt, das ist keine Eigenschaft,
sondern einfach die Geschichte
des Gegenstandes, die Kenntnis, daß an jenem Körper
ein Mensch gearbeitet hatte.
(4) Marx, Kapital, Bd. 1, S. 4. "Sieht man vom Gebrauchswert
der Warenkörper ab,
so bleibt ihnen nur noch eine Eigenschaft, die von Arbeitsprodukten."
(5) Im Handel bedeutet "Wert" eine Schätzung des
für eine Ware erzielbaren Preises.
Der nach Lage des Marktes voraussichtlich erzielbare Preis, das
ist der Wert einer Ware.
Die Bestandsaufnahme der Kaufleute z. B. baut sich ganz auf dem
so verstandenen "Wert"
auf. Ob die Schätzung richtig war, sagt später der Verkaufspreis.
(6) Es wäre bei der "fundamentalen Bedeutung der Sache"
wohl der Mühe wert gewesen,
wenn uns Zuckerkandl gesagt hatte, was er eigentlich durch das
Wort "beinahe" aus-
schließen will. Oder bezieht sich das "beinahe"
auf das ABC, womit die Wertlehre nieder-
geschrieben ist?
(7) Wie gut sie in Wirklichkeit hier aufgehoben ist, mag der Leser
aus nachstehend an-
geführten Stellen ersehen:
Bund der Landwirte 7. 8. 1915: In Ruhland wirkte sich von Anfang
an der Gedanke
aus, theoretisch das wissenschaftliche Rüstzeug zu liefern,
mit dem eine praktische Wirt-
schaftspolitik die dauernde Grundlage für eine gesunde Agrar-,
Industrie- und Handels-
entwicklung schaffen könne. Deshalb verwarf er von vornherein
die Deutung Roschers
über die Aufgaben der Volkswirtschaftslehre, die da sagt:
"Die Volkswirtschaftslehre be-
schäftigt sich mit dem, was ist und gewesen ist, aber nicht
mit dem, was sein soll." Ebenso
sagt Schmoller: "Die Wissenschaft hat nicht die Aufgabe,
unmittelbar auf die Entscheidung
des Tages einzuwirken. Das ist Sache des Staatsmannes."
Schmoller und Roscher hatten eben ganz richtig erkannt, daß
wir ja überhaupt noch
keine Volkswirtschaft, sondern nur eine Klassenstaatswirtschaft
haben, und daß das Er-
forschen des Innenbaues dieses Staates nicht Sache der Schule
sein kann. Leider haben
sie sich gesträubt, die letzten Folgerungen aus ihrer Erkenntnis
zu ziehen; sie hätten
sagen müssen, die Lehre der Klassenstaatswirtschaft habe
überhaupt nichts auf unseren
Hochschulen zu suchen. Heraus aus der Schule mit einem Wissensstoff,
der uns seinen
Inhalt nicht enthüllen darf! Welch gefährlicher Verderbnispilz
die Volkswirtschaftslehre
für die Universitäten ist, sagt Professor Lujo Brentano:
"In der Volkswirtschaftslehre
gelangt eine richtige Lehre erst dann zur Anerkennung, wenn sie
den Interessen einer
mächtigen Partei entspricht, und nur so lange, als diese
mächtig ist; wird eine andere
mächtiger, so gelangen auch die irrigsten Lehren wieder zu
Ansehen, sobald sie den In-
teressen der Mächtigen zu dienen geeignet scheinen."
(Der Unternehmer. S. 6.)
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