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Die Erzeugnisse der Arbeitsteilung sind keine Gebrauchsgüter,
Dinge, die der Er-
zeuger unmittelbar gebrauchen kann, sondern Waren, Dinge, die
ihrem Erzeuger nur als
Tauschmittel von Nutzen sind. Der Schuster, der Tischler, der
Heerführer, der Lehrer,
der Tagelöhner - keiner kann sein unmittelbares Arbeitserzeugnis
gebrauchen; selbst
der Bauer kann es nur in beschränktem Maße. Alle müssen
das, was sie erzeugen, ver-
kaufen. Der Schuster, der Schreiner verkaufen ihre Erzeugnisse
an die Kundschaft, der
Truppenführer, der Lehrer verkauft sie (seine Leistungen)
an den Staat, der Tagelöhner
an den Unternehmer.
Für den weitaus größten Teil der Arbeitserzeugnisse
ist der Verkaufszwang bedingungs-
los; für die gewerblichen Erzeugnisse ist dieser Zwang sogar
ausnahmslose Regel. Darum
stockt ja auch sofort die Arbeit, sowie der Absatz der Erzeugnisse
gestört wird. Welcher
Schneider wird denn Kleider nähen, die er nicht absetzen
kann?
Und den Absatz, den gegenseitigen Austausch der Arbeitserzeugnisse,
vermittelt das Geld.
Ohne das Dazwischentreten des Geldes gelangt keine Ware mehr bis
zum Verbraucher.
Es ist zwar nicht ganz unmöglich, die Erzeugnisse der Arbeitsteilung
auf dem Wege
des Tauschhandels an den Mann zu bringen, aber der Tauschhandel
ist derart umständ-
lich und setzt so viele Einrichtungen voraus, die nicht im Handumdrehen
geschaffen
werden können, daß man allgemein auf diesen Ausweg
verzichtet und lieber die Arbeit
einstellt.
Proudhons Warenbank ist ein Versuch, den Tauschhandel wieder
einzuführen. Eben-
sogut wie solche Banken würden die heutigen Kaufhäuser
diesen Zweck erreichen, denn
für den Tauschhandel ist es nur nötig, jemand zu finden,
der das, was ich erzeuge, kaufen
und zugleich mich mit dem bezahlen kann, was ich wieder brauche.
Im Kaufhaus, wo
alles zu haben ist, wird natürlich alles gekauft. Die einzige
Vorbedingung für den Tausch-
handel wäre also hier gegeben, und darum würden im Geschäftsbetrieb
eines Kauf-
hauses eigene Marken (1) das Geld ganz gut ersetzen, vorausgesetzt,
daß alle Käufer auch
Lieferer des Kaufhauses wären und umgekehrt.
Die Ware muß also gegen Geld verkauft werden, d. h., es
besteht eine Zwangsnachfrage
nach Geld, die genau ebenso groß ist, wie der Vorrat an
Waren, und der Gebrauch des
Geldes ist darum für alle genau ebenso unentbehrlich, wie
die Arbeitsteilung für alle
vorteilhaft ist. Je vorteilhafter die Arbeitsteilung, um so unentbehrlicher
das Geld. Mit
Ausnahme des Kleinbauers, der fast alles, was er erzeugt, selber
verzehrt, unterliegen
alle Bürger bedingungslos dem wirtschaftlichen Zwang, ihre
Erzeugnisse gegen Geld zu
verkaufen: Das Geld ist Voraussetzung der Arbeitsteilung, sobald
der Umfang, den sie
angenommen, den Tauschhandel ausschließt.
Worauf bezieht sich nun dieser Zwang? Muß jeder, der sich
an der Arbeitsteilung
beteiligen will, seine Erzeugnisse gegen Gold (Silber usw.) oder
gegen Geld verkaufen?
Früher war das Geld aus Silber gemacht, und alle Waren mußten
gegen Taler verkauft
werden. Dann schied man das Geldwesen vom Silber, und die Arbeitsteilung
bestand
weiter, der Tausch der Erzeugnisse vollzog sich weiter. Es war
also nicht Silber, was
die Arbeitsteilung brauchte. Die von den Waren erzeugte Nachfrage
nach Tauschmitteln
bezog sich nicht auf das Stoffliche des Tauschmittels, auf das
Silber. Das Geld brauchte
nicht notwendigerweise aus Silber gemacht zu sein. Das steht nun
einmal erfahrungs-
gemäß fest.
Muß nun aber das Tauschmittel aus Gold hergestellt sein?
Braucht der Bauer, der
Kohl gebaut hat und diesen verkaufen will, um mit dem Erlös
den Zahnarzt zu bezahlen,
Gold? Ist es ihm im Gegenteil für die kurze Weile, während
der er in der Regel das
Geld behält, nicht vollkommen einerlei, woraus das Geld besteht?
Hat er in der Regel
überhaupt Zeit, sich das Geld anzusehen? Und kann man diesen
Umstand nicht dazu
benutzen, Geld aus Zellstoff, aus Papier zu machen? Würde
der Zwang, die Erzeugnisse
der Arbeitsteilung, also die Waren gegen Geld zum Verkauf anzubieten,
nicht fort-
bestehen, wenn wir das Gold durch Zellstoff bei der Geldherstellung
ersetzen? Würde
durch einen solchen Übergang die Arbeitsteilung in die Brüche
gehen, d. h. würden die
Bürger lieber verhungern, als Zellstoffgeld als Tauschmittel
anzuerkennen?
Die Goldwährungstheorie behauptet, daß das Geld, um
als Tauschmittel dienen zu
können, "inneren Wert" haben müsse, indem
das Geld immer nur soviel "Wert" ein-
tauschen könne, als es selbst in sich birgt, etwa wie man
Gewichte nur mit Gewichten
heben kann. Da nun Zellstoffgeld keinen "inneren Wert"
hat, also leer ist, so sei es
ausgeschlossen, daß es Waren eintauschen könne, die
Wert besitzen. Null kann nicht
mit 1 verglichen werden. Es fehle dem Zellstoffgeld jede Beziehung
zur Ware, es fehle
ihm der "Wert" - darum sei es unmöglich.
Und bei diesen Worten sind die Goldwährungs-Erklärer
geblieben, während sich
gleichzeitig das Zellstoffgeld in aller Stille die Welt erobert.
Freilich leugnet man noch
diese Tatsache, indem man noch von "übertragenen Kräften"
spricht. Man sagt, das
heutige Papiergeld, das in keinem Lande mehr fehlt, lebe nur darum,
weil es seine Wurzeln
im Golde stecken habe. Wäre nirgendwo in der Welt Metallgeld
vorhanden, so würde
das Zellstoffgeld überall in sich zusammenstürzen, wie
ein Spatzennest einstürzt, wenn
die Burg abgebrochen wird. Dem Inhaber des Papiergeldes würde
Gold versprochen,
und dieses Versprechen flöße dem Papier die Seele ein.
Der "Wert" des Goldes werde
durch die Tatsache oder Hoffnung einer Einlösung in Gold
auf das Papier übertragen.
Das Papiergeld sei eigentlich wie ein Frachtbrief zu betrachten,
den man ja auch ver-
kaufen kann. Nimmt man aber die Ladung weg, so ist der Frachtbrief
leer; nimmt man
das Gold oder das Einlösungsversprechen fort, so wird alles
Papiergeld zu Makulatur.
Es sei also nur "übertragener Wert", der das Papiergeld
stützt.
Dies ist ungefähr alles, was man gegen die Möglichkeit
des Zellstoffgeldes zu sagen
hat. Und man hält wohl allgemein das Gesagte für so
entscheidend, daß jeder, der
sich für urteilsfähig ansieht, die Frage, ob Zellstoffgeld
möglich sei, ohne weiteres
verneint.
(Die Frage, ob das Zellstoffgeld im täglichen Verkehr dem
Metallgeld gegenüber Vor-
oder Nachteile hat, gehört vorläufig nicht hierher.
Zuerst soll die Frage beantwortet
werden, ob man aus Zellstoff Geld machen kann, das, ohne sich
an irgend eine bestimmte
Ware, namentlich an Gold und Silber, anzulehnen, leben, d. h.
die Aufgaben eines
Tauschmittels übernehmen kann.)
Das Geld soll also immer nur den Wert einlösen oder eintauschen
können, den es
selbst besitzt!
Aber was ist dieser sogenannte Wert, der dem Zellstoffgeld den
Weg zu unserem
Begriff verlegt, der das Papiergeld als Hirngespinst erklärt?
Das Papiergeld besteht doch;
es ist in vielen Ländern, es ist in manchen Ländern
auch ohne Anlehnung an das Metall-
geld, und überall, wo es ist, bringt es den Beweis seines
Daseins in Form von Millionen,
die es dem Staate einträgt. Ist das Papiergeld nun ein Hirngespinst,
vom Standpunkt
der Wertlehre aus betrachtet, so sind, von demselben Standpunkt
aus betrachtet, auch
die Erzeugnisse jenes Hirngespinstes als solche zu betrachten.
Sind also die Millionen,
die das Reich aus der Notenausgabe zieht, sowie die 7 % Dividende
der Reichsbank-
aktionäre Hirngespinste? Oder sind vielleicht die Rollen
vertauscht worden? Ist die
Wertlehre vielleicht das Hirngespinst?
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