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Fragen
der Freiheit
Heft
195, Dezember 1988
Seite
43 – 44
Eduard Daladier,
geb. 1884, Vorsitzender der Radikalsozialistischen Partei in Frankreich,
von 1933 bis 1934 Ministerpräsident.
Auszüge aus seiner Rede auf der
Londoner Konferenz 1933 (*)
Es dürfte im Zusammenhang mit
dem vorstehenden Beitrag höchst interessant sein, einmal die Rede nachzulesen,
die der Vorsitzende der Radikalsozialistischen Partei Frankreichs, der
französische Ministerpräsident Eduard
Daladier auf der Internationalen Wirtschaftskonferenz vom 2. Juni bis 27.
Juli 1933 ‑ die übrigens vor
allem am Widerstand des amerikanischen Präsidenten Roosevelt gescheitert ist ‑ gehalten hat und in der er
bereits den Gedanken einer Überwindung der Geldhortung recht nachdrücklich zum
Ausdruck gebracht hat. Daladier sagte damals u. a.:
»Die Wirtschaftskrise ist
besonders eine Umsatzkrise. Man kann nicht sagen, daß wir es mit einer durch
Überproduktion verursachten Krise zu tun haben, denn den Mengen von Waren . . .
stehen Millionen Menschen gegenüber, die Hungers sterben!
Es handelt sich um eine
Umsatzkrise, die wir in dem Maße überwinden werden, als wir die Kaufkräfte des
Volkes wieder herstellen und zur Entfaltung bringen werden. Damit ist nicht
gesagt, daß wir darauf verzichten, die Ordnung der Staatsfinanzen wieder
herzustellen, damit ist im Gegenteil gesagt, daß die Wiederherstellung des Umsatzes
von Gütern und Kapitalien die ureigentliche Bedingung für die Wiederherstellung
der Ordnung in den öffentlichen Finanzen darstellt.
Ein nationales Arbeitsprogramm
soll auch der Geldhortung ein Ende bereiten. Das Geld spielt im
Wirtschaftskörper dieselbe Rolle wie das Blut im Körper des Menschen. Soll der
Körper seine verschiedenen Lebensfunktionen erfüllen, muß der Kreislauf des
Blutes ungehemmt vor sich gehen. So ist es auch notwendig, daß das Geld
umläuft, damit die allgemeine Beschäftigung zur Wirklichkeit werde.
Wir sollen alle Mittel zur
Wiederherstellung des Wirtschaftslebens bedenken, wir sollen allen
Möglichkeiten nachspüren, um der auf Wunder hoffenden Trägheit, die uns der
Katastrophe zutreibt, eine Ende zu setzen.
Es ist von Nutzen, alle Vorschläge
zu sammeln und zu überprüfen, denn das ist sicher, daß die gegenwärtige
Wirtschaftspolitik wie nicht bald eine geeignet ist, das Land in den Abgrund zu
treiben. Schrecken Sie also nicht vor dem Abgehen vom Herkömmlichen . . .
zurück, denn die wirtschaftliche Starrgläubigkeit hat Schiffbruch erlitten. Um
was ich Sie bitte, das ist um ein freiwilliges und ehrliches Bemühen nach
Verständnis.
Ich
sage: Die Wirtschaft ist gestört, und der schwere Fehler besteht darin, daß wir
den Menschen zum erstenmal . . . den Dingen untergeordnet haben, daß wir ihn
der Geldwirtschaft ausgeliefert haben, statt umgekehrt das Geld und die Dinge
überhaupt in den Dienst des Menschen zu stellen.
Wenn
man zu Änderungen kommen will, dann ist es notwendig, dem Geld den ihm zukommenden
Platz anzuweisen. Ich mische mich nicht unter die Theoretiker, die über die
Ursachen der Wirtschaftskrise streiten. Aber ich lege der Wirrnis im Geldwesen
eine außerordentliche Wichtigkeit bei und behaupte, daß man, so lange man das
Geldwesen nicht in der Hand hat, man auch der Krise nicht Herr werden kann.«
Zur
Inflation:
»Ich
betrachte sowohl die Inflation als auch die Deflation, besonders wenn sie
maßlos betrieben werden, als einen Betrug, und es ist die eine und die andere
nichts wert. Es muß also ein gesundes Geld geschaffen werden. Denn nur durch
die Anpassung des Geldumlaufs an das Warenangebot wird man der Umsatzkrise
abhelfen und dadurch dem Kleingewerbe, dem Kleinhandel Hilfe bringen, deren
Zusammenbruch durch die Krisenbestrebungen des Großkapitals verursacht sind.«
(* ) Zusammengestellt 2/88 aus Eduard Daladier über Wirtschaftsreform und Freigeld, Verlag
Pestalozzi-Fellenberg-Haus Bern, o. J.