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Mammons
Sturz !
Der Götze Mammon sitzt seit alten Tagen
In seines Tempels labyrinth'schem Raum;
Für ihn allein muß sich die Menschheit plagen,
Um ihn bewegt sich ihres Glückes Traum.
Wer seine Gunst im Leben hat errungen,
Dem ist der Weg zu Macht und Ehren frei,
Dem wird des Lebens hohes Lied gesungen,
Den drückt nicht mehr des Alltags Tyrannei.
Es dienen ihm die Mächtigen der Erde,
Es frohnet ihm der Arbeit bleiche Schar,
Es opfert ihm die Menschheit - die betörte
Ihr Heiligstes auf seinem Hochaltar.
Es blähet sich der Götze mit Behagen,
Er wächst - er schwillt - er dehnt sich
schlangengleich
Stets größer wird sein nimmersatter Magen,
Er frisst das Volk - den Staat - das ganze
Reich.
Und was dem Vaterland der Krieger glaubt zu
schulden
Und was der Denker für den Fortschritt schafft
Und was die Liebe muss um Liebe dulden -
Ach alles, alles stärkt nur seine Kraft!
Es saugt das Kind an welken Mutterbrüsten,
Es darbt die Arbeit stets, - bei allem Fleiß;
Der Mammonsgünstling lebt nur seinen Lüsten,
Für ihn fließt Blut, - für ihn des Volkes
Schweiß.
Wohl fühlt das Volk mit dumpfen Zornesbeben
Des Götzen Macht, - die magische Gewalt;
In seine Klauen fühlt es sich gegeben,
Fühlt, wie sein Griff sich fest und fester
krallt.
Doch seht! Der Mammonspriester falsche Lehren
Beschwichtigen des Volkes Argwohn fein:
"Wir woll'n für Euch des Mammons Macht ja
wehren;
Doch - das versteh'n nur wir allein." -
"Dringt ja nicht in des Labyrinthes Gänge -
Nicht in das "Heiligtum" mit dem
Verstande ein,
Denn wisst: Gott Mammon straft mit ganzer
Strenge
Die "Unberufenen", die ihn entweih'n."
So scheuchen mit verlog'ner Wissens-Tücke
Das Volk sie von des Götzen Tempel fort,
Wo still das Scheusal lenkt der Welt Geschicke
Und mästet sich von Unheil, Raub und Mord.
Jedoch, es naht auch ihm die letzte Stunde,
Der Menschheit Genius ist in uns erwacht,
Er schlägt dem Mammon einst die Todeswunde
Trotz Lug und Trug, - trotz seiner Priester
Macht:
Schon dringt das Licht durch seines Tempels
Schranken,
Schon brennt die Glut auf seines Goldes Schein;
Es flammt der Blitz befreiender Gedanken
Zerschmetternd in des Mammons Reich hinein.
Ist klein auch heute noch die Schar der Krieger:
Es wächst des Volkes Zorn - es steigt die Glut
Und eines Tag's sind wir die Sieger
Dann - Mammonspfaffen - seid auf eurer Hut!
von Georg Blumenthal, zuerst
veröffentlicht in: Der Physiokrat Nr. 1/1912