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Ernst Dorfner, 2.Jänner 2006 / korr. 08.01.06 / 11.01.06

Mit dem Erscheinen des Heftes 147 der Zeitschrift für Sozialökonomie ist neuerdings ein heftiger Diskurs über die Fähigkeit der Geldschöpfung der Geschäftsbanken losgetreten worden. Während Christopher Mensching diese Fähigkeit bejaht und generell die These der Entstehung des Geldes aus Krediten vertritt, bestreitet Helmut Creutz dies nach wie vor heftigst. Die Fähigkeit der Geldschöpfung hätte demnach nur die Bundesbank, und die Bereitstellung von Buchgeld setze den Einsatz von Bargeld voraus. Zudem sieht er keine Notwendigkeit, zusätzliches Geld zu schöpfen, denn die Einlagen des Bankenpublikums (Nicht-Banken) bei den Geschäftsbanken wäre stets höher als  die von den Geschäfstbanken vergebenen Kredite. Die von ihm geführte Beweise bauen dabei auf Ziffern aus dem Monatsberichten der .Deutschen Bundesbank auf, wo er aus Übersicht IV einen Überschuss der Einlagen bei den Banken über den von ihnen vergebenen Krediten „herausliest“.

 

Was nun aber aus dem Gesamtzusammenhang( ohne „Herauslesen“)  herausgelesen werden kann, wird im Weiteren versucht darzustellen.

 

 

Die Geldwirklichkeit existiert allein in  den Büchern

oder

Was wir aus dem Monatsbericht herauslesen können

 

Grundlage unserer Betrachtungen ist der Monatsbericht der Deutschen Bundesbank (hier für Dezember 2005), und dort die

 

1.     Übersicht II, Bankstatistische Gesamtrechnung in der Europäischen Währungsunion, 2.  Konsolidierte Bilanz der Monetären Finanzinstitutionen (MFIs), wobei hier lt. Fußnote * dazuzählen: die Banken einschließlich Bausparkassen, Geldmarktfonds sowie die Europäische Zentralbank und Zentralnotenbanken.

Übersicht II entsteht aus der Konsolidierung von Übersicht III und IV, somit des gesamten Bankensystem einschl. Bundesbank

Wir betrachten hier nur die Ziffern für den Deutschen Beitrag, da wir nur diese mit den Ziffern von Übersicht IV vergleichen können.

 

2.     Übersicht III, Konsolidierter Ausweis des Eurosystems

Übersicht III zeigt  die Ziffern der  Bundesbank allein

 

3.     Übersicht IV, Banken, 1. Aktiva und Passiva der Monetären Finanzinstitutionen (ohne Deutsche Bundesbank) in Deutschland.
Übersicht IV zeigt die Ziffern der Geschäftsbanken allein  dabei sowohl die Ziffern für die Beziehungen der Banken untereinander, als auch die zwischen Banken und Nicht-Banken.

 

Wir sehen im:

Tabellenkopf von Übersicht II, Aktiva: Dort finden wir zusammengefasst:

 

Tabellenkopf von Übersicht II, Passiva: Dort finden wir zusammengefasst:

(Teil „Nachrichtlich“ gehört nicht mehr dazu)

 

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Tabellenkopf von Übersicht III, Aktiva: Dort finden wir zusammengefasst:

 

Tabellenkopf von Übersicht III, Passiva: Dort finden wir zusammengefasst:

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Tabellenkopf von Übersicht IV, Aktiva: Dort finden wir zusammengefasst:

 

Tabellenkopf von Übersicht IV, Passiva: Dort finden wir zusammengefasst:

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Halten wir vorweg fest: Wir beschäftigen uns hier mit

Der Begriff „Einlagen“ ist irreführend. Es sind  damit  nicht Spareinlagen oder ähnliches zu sehen.  Auch die Bundesbank verbucht Einlagen, obwohl sie keine Spargelder entgegennimmt und – nehmen darf.  

 

Was uns hier  vorliegt, sind jedoch nicht mit der Verbuchungen  von Eingängen und Ausgängen von Geld in/aus den Kassen der Banken, so wie es die herkömmliche Vorstellung  des Kredites als Verleihen von Geld vermitteln will.

 

***

Wenn es nun um um Bargeld (Zentralbankgeld) in der Analyse unseres Geldsystems geht, so sehen wir, dass Bargeld in den drei Übersichten nur drei Mal vorkommt:

 

Dabei fällt entscheidend auf:

Bargeldumlauf  12/04: 125,9 Mrd. Euro

 

Banknotenumlauf 12/04: 136,3 Mrd. Euro

 

Kassenbestand 12/04: 15,1 Mrd. Euro

 

 

Die Differenz zwischen der Summe von 125,9 + 15,1 = 141,0 Mrd. Euro und dem Banknotenumlauf von 136,3 Mrd. Euro =  4,7 Mrd. Euro ist im Umlauf von Münzgeld (3,3%) zu suchen.

 

die nahezu zur Gänze aus Einlagen auf Girokonten der Bundesbank (einschl, Mindestreserveguthaben) bestehen. Es sind jene Zentralbankgeld-Guthaben, die zur Abwicklung der Buchgeldüberweisungen zwischen den einzelnen Banken erforderlich sind.  Sie sind nach Außen hin nicht von Belang.

***

Nach Übersicht II betragen die gesamten Aktiva = gesamte Passiva  4511,9 Mrd. Euro (12/ 04), 

der Bargeldumlauf mit 125,9 Mrd. Euro  beträgt daran  2,8 Prozent.

 

Übersicht II kommt durch Konsolidierung von Übericht III und IV zustande.

 

Die Integration der Bundesbank in das Gesamtsystem nach Übersicht II ist von entscheidender Bedeutung für die Interpretation dieser Bilanz

 

Halten wir daher vorweg fest:
 
·       Die Bundesbank steht offensichtlich nicht über den Geschäftsbanken und bestimmt so–  entgegen einer weitverbreiteten Meinung -- ,
nicht was insgesamt an Geldmenge vorhanden ist, während sich
·       die Geschäftsbanken beschäftigen sich nicht  nur  mit einem Teil dieser Geldmenge, nämlich jenen Teil, der nicht direkt von den jeweiligen Geldbesitzern zu Käufen verwendet wird.

 

Der Bargeldumlauf ist so wie das Buchgeld auf der Passivseite verbucht und somit wie letzteres eine Verbindlichkeit des Gesamtsystems, wobei das Bargeld der Bundesbank zugeordnet ist. Bis auf die geringe Kassenhaltung der Banken (s. Übersicht IV)  ist  das ganze Notenbankgeld (Bargeld) hier enthalten.

 

Bargeld wie Buchgeld sind Schulden des Bankensystems

 

Damit aber wird  deutlich, dass Bargeld und Buchgeld (täglich fällige Guthaben) hier gleichwertig nebeneinander stehen.

 

***

 

Übersicht II ist eine ohne Betrachtung innerer Gläubiger/Schuldnerverhältnisse zwischen den einzelnen Geschäftsbanken und dieser mit der Bundesbank.

 

Übersicht II zeigt  somit die nach Außen wirkenden Beziehungen der Banken (MFIs) einschließlich Bundesbank gegenüber den Nichtbanken (Nicht-MFIs), also das, was die Nichtbanken an Geldvermögen und Geldschulden haben. 

 

Übersicht II ist somit keine mehr oder weniger gute Abbildung der Wirklichkeit,

sondern die Wirklichkeit selbst, die als Ganzes nur in den Büchern  existiert.

 

Verkürzt gesagt:

Es gibt nur das Geld, welches in Übersicht II enthalten ist.

 

Außerhalb des Systems, welches Übersicht II zeigt, gibt es somit kein Geld. 

Es gibt kein Outside-money

Alles Geld ist Inside-money

 

Übersicht II ist die entscheidende Übersicht, mit Übersicht III und IV wird das Zutreffen der aus Übersicht II gewonnenen  Erkenntnisse nur  bestätigt

 

***

Das Vorhandensein von Outside money würde sich daran zeigen, dass die Bilanz der Bundesbank  und die konsolidierte Bilanz der Geschäftsbanken  nicht konsolidiert werden können, weil die Bilanz der Bundesbank bereits das ganze Geld – Bargeld und Buchgeld der Bundesbank – auf der Passivseite zeigen würde. Diesen müssten dann dem entsprechende Direkt-Kredite an Nicht-Banken auf der Aktivseite gegenüberstehen. Die Bundesbank müsste also etwas machen, was ihr streng untersagt ist.  Dann – und nur dann – könnten die Geschäftsbanken – so wie Creutz meint-  auch nur so viel an Krediten vergeben, wie sie „von Außen“ an Spareinlagen („erübrigtes Geld“) erhalten.  Wobei die Kreditsumme kleiner bzw. gleich  sein muss als die Einlagensumme.  Die Aktivseite der Bilanz der Geschäftsbanken müsste somit  stets einen mehr oder minder großen Überschuss an Bargeld und Buchgeld der Bundesbank aufweisen, welcher die Kredite auf der Aktivseite mit den Spareinlagen auf der Aktivseite ausgleicht.

 

Tatsächlich findet sich nun in Übersicht IV  ein Kassenbestand an Bargeld in Höhe von  bis zu 15,1 Mrd. Euro. Bei einer Bilanzsumme von  etwa 6.600 Mrd. Euro sind das längerfristig immmer um die 0,2  Prozent der Gesamtaktiva. In Höhe von 6.600 Mrd. Euro.

Den Kassenbestand als den obgenannten Differenzbetrag zwischen Einlagen und vergebenen Krediten zu deuten, scheint m. M. nach schon zahlenmäßig nicht angebracht.

Dieser Kassenbestand  muss ja allein schon als Puffer für die täglichen Auszahlungen an Bargeld vorhanden sein, da dieses nur von der Bundesbank bereitgestellt werden kann. .   

 

Auch für eine vermeintlich erforderliche Hinterlegung mit der Buchgeldmenge (täglich fällige Guthaben 12/04 : 646,2 + 8,8 = 655,0 Mrd. Euro) mit Bargeld – wie etwa in der sgn. „multiplen Geldschöpfung“ -  ist offensichtlich  dieser Kassenbestand mit 2,3 Prozent kaum ausreichend.

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Den Bargeld-Puffer möglichst klein zu halten sind die Geschäftsbanken bemüht, weil er ja mit den Zinskosten in Höhe des Diskontsatzes der Bundesbank  belastet ist.

 

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Da 

 

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Geldvermögen der Nichtbanken = Bargeldumlauf + täglich fällige Guthaben (Buchgeld) + gebundene Guthaben = Kredite =  Geldschulden der Nichtbanken.

 

Damit können wir  festhalten:

Ohne Kredite kein  Geldvermögen.

Oder anders herum gesagt:

Es gibt nur so viel Geldvermögen, wie es Kredite gibt.

                                                                         

Damit aber kommen wir zu einer wichtigen Erkenntnis:

 

Wenn gilt.

Bargeld + Buchgeld + gebundene Guthaben („Spargeld“) = Geldvermögen = Kredite,

 

dann bedingt ohne Veränderung der rechten Seite  (der Höhe der Kredite):

 

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Aus Obigen ergibt sich auch: Durch das Einzahlen von Spargeld auf Sparkonten ändert sich  - - entgegen einer weitverbreiteten Meinung .- nichts am Geldvermögen der Nicht-Banken.

Sparen vermehrt nicht das Geldvermögen

 

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Den Geschäftsbanken ist die Schöpfung und Vernichtung von Bargeld nicht möglich. Dies ist der Bundesbank vorbehalten. Da aber die oben beschriebenen Vorgänge alle im Bereich der Geschäftsbanken vor sich gehen – Bargeld also von den Geschäftsbanken nur durchgereicht wird - ,  müssen die Geschäftsbanken einen Puffervorrat an Bargeld halten. Dieser beträgt für Dezember 2004  15,1 Mrd. Euro oder 2,3% der Buchgeldmenge.

 

Diesen Puffer finden  wir in Übersicht IV  auf der Aktivseite als Vermögen der Banken.

 

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In Übersicht II als auch in IV erkennt man, wie langfristig die gesamte Geldmenge wächst, wiewohl sie auch zwischenzeitlich fallen kann. Es geht also sowohl um die Schöpfung wie auch um die Vernichtung von Geld.

 

Damit kommen wir zur Frage – salopp formuliert --, woher das Geld kommt, das für die Erhöhung der gesamten Geldmenge erforderlich ist, bzw. wohin es verschwindet.

 

Richtiger ist es allerdings zu fragen, wie denn Geld entsteht und wie es vergeht, also wie es geschöpft und wie es vernichtet wird.

 

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Übersicht II zeigt:

Geld als Teil des Geldvermögens ist eine Verbindlichkeit  des Bankensystem, welcher  Forderungen des Bankensystems  in Form von Krediten gegenüberstehen.

 

Rückzahlung eines Kredites mit Geld  bedeutet damit, dass eine an das Bankensystem übereignete Verbindlichkeit  einer eigenen Forderung  gegenübersteht.  Sie heben sich gegenseitig auf.

Kredit wie Geld verschwinden durch Kreditrückzahlung.

 

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Wenn wir  zudem uns der Erkenntnis erinnern, der gemäß es nur

so viel Geldvermögen geben kann, wie es Kredite gibt,

die ganze Geldwirklichkeit sich (nur) in den Büchern des Bankensystems findet, somit die

Übersicht II alles Geld beinhaltet, das es zu einem bestimmten Zeitpunkt gibt,

demnach nichts von Außen zufließen oder nach Außen wegfließen kann

dann führt 

Kreditrückzahlung bedeutet Geldvernichtung

Kreditaufnahme bedeutet Geldschöpfung

 

Geldschöpfung und Geldvernichtung sind somit endogene Vorgänge, unser Geld daher endogenes Geld (inside-money)

 

Erfolgt die Kreditrückzahlung bzw. Kreditaufnahme in Bargeld, so muss damit wieder der oben beschriebene Bargeld-Puffer in die innere Betrachtung einbezogen werden.

Geld entsteht durch Verschuldung und verschwindet durch Entschuldung

 

Damit ist das Geheimnis gelüftet, wie denn Geld entsteht und vergeht. Die Frage ist einfach zu beantworten , vielleicht zu einfach, aber gerade deshalb so schwer zu erkennen. Sie wird auch dadurch erschwert, dass wir uns so schwer von der Vorstellung von Geld als einem Ding lösen können.

 

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Übersicht IV zeigt die MFIs ohne Bundesbank, also allein die Geschäftsbanken sowohl in ihren Außenbeziehungen als auch in ihren Innenbeziehungen. Der Kassenbestand lässt sich nur in Übersicht IV als Vermögen der Geschäftsbanken ausweisen, weil nun zur  Bundesbank eine Außenbeziehung besteht.

Dieser Kassenbestand steht als Aktiva an der Stelle  von an die Notenbank abgetretenen Wertpapieren. Die Bundesbank verbucht den Kassenbestand als Passiva, denen die hereingenommenen Wertpapiere als Aktiva gegenüberstehen.  Werden Bundesbank und Geschäftsbanken zusammen betrachtet, also konsolidiert, dann heben sich  Aktiva bei der Geschäftsbank und als Passiva bei der Bundesbank gegenseitig auf, der Kassenbestand fällt heraus. Übrig bleiben die abgetretenen Wertpapiere als Aktiva des Gesamtsystems.

 

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Ernst Dorfner, 2.Jänner 2006 / korr. 08.01.06 / 11.01.06