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H. Creutz: Das Geldsyndrom; Ullstein 1994; Seite 31

Warum ist Geld der Arbeit und den Gütern überlegen?

Stellen wir uns einmal drei Wanderer vor, die abends müde und hungrig in ein Dorf kommen und sich auf ein gutes Essen freuen. Der erste der drei hat noch einen 20-Mark-Schein in der Tasche, der zweite einen Korb frischer Pilze, die mindestens 20 Mark wert sind, und der dritte rühmt sich seiner Fähigkeit, in einer Stunde für mehr als 20 Mark Holz schlagen zu können.

Derjenige mit dem Geldschein wird im nächsten Gasthaus seinen Hunger problemlos stillen können. Der Pilzsammler wird nur dazu kommen, wenn er einen Abnehmer für seine Ware findet. Noch schwerer hat es der dritte im Bunde, denn ob am Abend noch jemand eine Arbeitskraft zum Holzhacken sucht, ist zweifelhaft.

Noch plastischer ist vielleicht ein anderer Vergleich: Man stelle sich vor, daß die Türen eines Panzerschrankes mit 10000 Mark für 14 Tage geschlossen werden, ferner die Türen einer Markthalle mit Waren im Wert von 10000Mark und die Türen eines Zimmers, in dem sich fünf Menschen aufhalten, die in 14 Tagen normalerweise 10000 Mark verdienen.

Öffnet man die Türen nach 14Tagen, dann sind die fünf Insassen des Zimmers wahrscheinlich tot, die Waren in der Markthalle zum größten Teil verdorben, die Geldscheine im Tresor aber so frisch wie eh und je.

Geld ist also - im Gegensatz zu der Auffassung von Marx und anderen Ökonomen - keinesfalls ein »Äquivalent« für Waren und Arbeit, sondern diesen weit überlegen. Der Verfassungsrechtler Dieter Suhr hat Geld darum als »Joker« im Wirtschaftsgeschehen bezeichnet, als die überlegene Spielkarte, die alle anderen aussticht und die jedermann solange wie möglich zurückhält, weil sie durch diese Verknappung nur noch wertvoller wird.


Dieser Text wurde ins Netz gebracht von: W. Roehrig. Weiterverbreitung ausdrücklich erwünscht.
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