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Aus dem

CGW-Rundbrief Ausgabe 04/1 – März 2004, Seite 20 – 21

(CGW = Christen für gerechte Wirtschaftsordnung)

 

 

Finanzberatung

 

Noch nie hat jemand so eine Frage an mich gerichtet

 

"Guten Tag, Herr B., was kann ich für Sie tun?" "Guten Tag Herr Schmidt! Vor einigen Wochen erhielt ich ein Schreiben der Sparkasse mit dem Hinweis auf günstige Bedingungen für einen Bausparvertrag noch bis Ende 2003: das Formblatt für einen Antrag war beigefügt. Nun hätte ich gern dazu ein Beratungsgespräch." - Herr Schmidt führte mich zu seinem Schreibtisch, bot mir einen Stuhl an, nahm ein weißes Blatt und begann Zahlen darauf zu schreiben, nachdem ich auf seine Frage hin ihm erklärt hatte, dass ich verheiratet sei und monatlich 86 EURO anlegen könne. Herr Schmidt erklärte mir:

 

Antragstellung noch in diesem Jahr. Laufzeit des Vertrages bis 31.12.2009, danach freie Verfügung über die angesparte Summe einschließlich staatlicher Prämien, Zinsen und Bonus. Bei monatlich 86 EURO Sparbeitrag (für das Jahr 2003 müsste ich allerdings die gesamte Jahressumme von 1032 EURO einzahlen) hätte ich ab 1.1.2010 die Summe von 8150 EURO zur Verfügung.

 

Das klingt gar nicht schlecht, dachte ich. Doch dann rechnete ich: 1032 EURO mal 7 Jahre ergibt eine Summe von 7224 EURO. "Wo kommen die 1726 EURO her, die ich nicht einzahle?" Das wollte ich nun wissen. Zunächst wich mein Gegenüber aus: "Weshalb fragen Sie danach?" "Ich möchte das eben genau verstehen und deshalb bin ich ja bei Ihnen." Herr Schmidt ging auf mich ein. "Sie erhalten 10 % Wohnungsbauprämie auf ihre Einzahlungen, insgesamt ca. 717 EURO, dazu von der Bank 1009 EURO Zinsen (einschließlich Bonus, weil sie noch in diesem Jahr den Vertrag abschließen)." Ich zögerte einen Augenblick und fragte dann: "Die 717 EURO sind doch Steuergelder?" Herr Schmidt stutzte: „Ja so ist es." Ich wollte aber noch mehr wissen: "Und die Zinsen mit Bonus, wo kommen die her?" "Die kommen von der Bank, so wie jeder Sparer für seine Einlagen Zinsgutschriften erhält." Da fehlte mir aber noch ein gutes Stück Klarheit. "Woher bekommt die Bank die Möglichkeit, mir und anderen Sparern Zinsen für Einlagen gutzuschreiben?" Mit nachdenklichem Gesicht saß mir Herr Schmidt gegenüber. "Weshalb fragen Sie danach? Ich bin schon über 20 Jahre im Bankgeschäft und noch nie hat jemand so eine Frage an mich gerichtet." Nun war ich erstaunt, dass mein Gegenüber so menschlich persönlich reagierte. Meine Antwort: "Ich stelle mir eben folgende Frage: Wenn ich 1726 EURO erhalte, ohne dafür eine Arbeit geleistet zu haben, so ist das ja ein Geschenk. Bei wem kann ich mich da bedanken? Bei wem muss ich mich bedanken?" Ich dachte laut so vor mich hin: Von Steuerzahlern weiß ich, dass sie nicht aus freien Stücken, sondern unter Pflicht und Zwang diese Zahlungen leisten und noch viel unliebsamer ist den Leuten die Zinszahlung, die sie an Banken für Kredite zahlen müssen gerade dann, wenn sie in Not sind. Und die gewaltige Zinslast der Kredite, die von einem Teil der Wirtschaftsunternehmen getragen wird, muss letztendlich dann doch vom Endverbraucher bezahlt werden. –

 

Nun hatte ich Herrn Schmidt wohl ganz und gar verunsichert.

 

Das steigerte sich noch dadurch, dass ich ihm eine Tabelle aus einer Veröffentlichung der Deutschen Bundesbank vorlegte, eine Übersicht der Gesamtwirtschaft unseres Landes für die Jahre von 1991 bis 2001. Aus ihr ist abzulesen, dass 1991 die Haushaltsbereiche a) Privat, b) Unternehmen (bzw. Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften), c) Staat zusammengerechnet etwas über 3 Billionen EURO Geldvermögen aufweisen und Jahr für Jahr in Summen zwischen 200 Milliarden und 400 Milliarden Euro angestiegen sind (vorwiegend bei "a“ und "b") bis auf über 6 Billionen EURO Ende 2001.

 

Herr Schmidt äußerte Erstaunen über die gewaltigen Summen und meinte, so was habe er noch nie gesehen. Auch meine Frage, weshalb er denn nicht die Veröffentlichungen der Deutschen Bundesbank verfolge, beantwortete er mit der Feststellung: „Wir arbeiten nicht mit der Deutschen Bundesbank zusammen, das ist ein anderer Geschäftsbereich.“ Und dann meinte er noch so mehr für sich: „Ich verstehe gar nicht, warum die so etwas veröffentlichen.“ –

 

Wir unterhielten uns nun auf einer freundschaftlichen, persönlichen Ebene und ich äußerte meine Sorge und Kritik an der zu erwartenden zukünftigen Entwicklung in unserem Land, weil ich feststelle, wie einerseits in eben diesen zehn Jahren die Geldvermögen sich verdoppelt haben, andererseits die Schuldverpflichtungen ebenfalls und die Kassen der öffentlichen Haushalte geplündert, die Renten- und Gesundheitskassen in Gefahr geraten sind. Da kam es nachdenklich und langsam von meinem Gesprächspartner an mein Ohr: „Da können Sie eigentlich gar nicht so einen Sparvertrag abschließen. Sie würden ja diesen Trend, den Sie kritisieren, mit fördern.“

 

 

H. B.