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8 Die Zinseszinsler
Nun steht es also fest: Der Zins ist die Hauptursache des Wachstumszwangs!
Hätten wir ein Geld ohne Zinsen, würde die Wirtschaft auch ohne
Wachstumszwang florieren. Ohne Wachstum auch kaum noch Umweltzerstörung.
Doch damit nicht genug: Zinsen - und nur die Zinsen - sind für die
maßlose Umverteilung der Geldvermögen von unten nach oben verantwortlich.
Wir erinnern uns: Die Hälfte aller Geldvermögen ist in den Taschen
und Tresoren der Reichen und Superreichen gelandet, die gerade mal 10%
der Bevölkerung ausmachen.
Die damit einhergehende Ungerechtigkeit schreit nicht nur zum Himmel, sie
ist weltweit ein Nährboden für Aufruhr, Terror und Krieg, während
der gerechte Wohlstand für alle, wie ihn das zinsbefreite Geld schaffen
würde, die sicherste Basis für Frieden und Freiheit wäre.
Prof. Dr. Otmar Issing, Chefvolkswirt der Deutschen Bundesbank und als
solcher ein Anhänger des herrschenden Geldes, hat in einem großen
Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) am 20. 11. 1993 die
verheerende Rolle des Zinses zu verharmlosen versucht, aber allein schon
die Tatsache, daß ein Bundesbankdirektor diese Vorwärtsverteidigung
zum Schutze des Zinses glaubte inszenieren zu müssen, spricht für
die Aussicht, den Zins recht bald von der Aura des Gottgewollten befreien
zu können. Herr Issing hat es aber möglicherweise schon bereut,
denn 17 namhafte Autoren der Freiwirtschaft haben diesem "Zinseszinsler"
die entsprechende Antwort gegeben und damit einen Stein ins Rollen gebracht.
Ein Sonderdruck der Zeitschrift "Der Dritte Weg" macht diesen
bedeutsamen Schlagabtausch jetzt der Wissenschaft und der interessierten
Öffentlichkeit zugänglich.
Prof. Issing, der nicht damit rechnen konnte, daß seine Zinsverniedlichung
wissenschaftlich zerpflückt und entlarvt werden würde, tut in
seinem Artikel so, als gäbe es zum Zins, der das Geld hervorlockt,
keine Alternative. Es ist die übliche Masche: Man bedient sich der
großen Namen, z.B. des englischen Wirtschaftswissenschaftlers John
Maynard Keynes, und verschweigt dann ausgerechnet jene Passagen in dessen
Hauptwerk, die Silvio Gesell betreffen. Das ist so, als würde sich
jemand wissenschaftlich mit dem Kindbettfieber befassen und dabei "versehentlich"
den Namen Semmelweis verschweigen.
So gesehen ist der Zinsartikel von Prof. Issing eine Meisterleistung, denn
für das breite Publikum wird überhaupt nicht erkennbar, daß
da etwas ganz Entscheidendes fehlt. Er ist sich der Nichtinformiertheit
seiner Leser in der FAZ (!) so sicher, daß er glaubt, sich an der
einzigartigen Zinszertrümmerung Silvio Gesells vorbeistehlen zu können.
Nun ist aber die halbe Wahrheit auch eine Lüge, und zwar eine Lüge,
gegen die sich die Getäuschten nicht wehren können.
Selbst wenn man einmal unterstellt, daß die Leser der FAZ zu einem
Großteil selbst Nutznießer der Zinswirtschaft sind, also zu
den Krisengewinnlern gehören, bleibt die Tatsache beachtlich, daß
die Angst vor Silvio Gesell bei der Deutschen Bundesbank auch 65 Jahre
nach seinem Tod eine offene Diskussion über das zinsbefreite Geld
noch immer nicht zuläßt. Die Gründe dafür liegen auf
der Hand: Silvio Gesell konnte bisher wissenschaftlich nicht widerlegt
werden! Ließe man es darauf ankommen, wäre die Zinsknechtschaft
in kurzer Zeit beendet. Das wissen auch die Direktoren der Deutschen Bundesbank,
die ja nicht etwa das Wohl des ganzen Volkes im Auge haben, sondern die
Zinsprivilegien einer kleinen Minderheit. Wäre es anders, würden
sie sich anders verhalten oder ihren Hut nehmen. Aus dem eben Gesagten
geht hervor, daß ein Verschweigen die bequemste und erfolgreichste
aller Methoden des unauffälligen Widerstandes ist. Absichtlich unwissend
gehaltene Menschen sind für die herrschenden Kreise ganz einfach pflegeleichter
als aufgeklärte. Das wird sich aber ändern, wenn z.B. den zwanzig
Millionen Arbeitslosen in Europa klargemacht werden kann, daß mit
der Zinsabschaffung auch die Arbeitslosigkeit abgeschafft werden kann.
Ob sich die Arbeitslosen - darüber endlich einmal aufgeklärt
- dann immer noch mit einem treuherzigen Augenaufschlag des Kanzlers zufriedengeben
werden? Das darf wohl bezweifelt werden. Wer dem Geld durch die Umlaufsicherung
Beine machen möchte, muß natürlich zunächst einmal
die dem Zins verhafteten Politiker dem Winterschlaf entreißen. Diese
wären gut beraten, dem Schrillen des Weckers zuvorzukommen; meinetwegen
unter dem Gorbatschow- Motto: wer zu spät kommt, den bestraft das
Leben.
Freigeld würde sich schlagartig bemerkbar machen und das Land mit
einer nie zuvor gekannten Welle der Hoffnung und Zuversicht erfüllen.
Wie kommen wir eigentlich dazu, arbeitslosen Jugendlichen statt dessen
das genaue Gegenteil zu bieten? Wer könnte daran zweifeln, daß
die Menschen diese Reform mit Begeisterung begrüßen werden?
Innerhalb von wenigen Monaten könnte Vollbeschäftigung erreicht
und die Massenarbeitslosigkeit für immer beendet werden. Wie realistisch
ist eine solche Annahme? Gegenfrage: Wer hat vor wenigen Jahren geglaubt,
400 Millionen Menschen ließen sich in kurzer Zeit aus kommunistischer
Gewaltherrschaft befreien? Zusatzfrage: Lassen sich unterdrückte Menschenmassen
durch Menschenmassen unblutig befreien? Michael Gorbatschow hat diese letzte
Frage mit einem klaren Nein beantwortet. Dieses wohl schönste Beispiel
in der Geschichte der ganzen Menschheit hat vor allem eins an den Tag gebracht:
Wenn die Zeit reif ist, genügt eine einzige Person oder ein kleiner
mutiger Personenkreis, um den angeblich so festgepackten Schnee in eine
Lawine zu verwandeln, die nicht mehr aufzuhalten ist. Das sei denen gesagt,
die meinen, man müsse erst 51% der Bevölkerung hinter sich bringen
um die brutale Zinsknechtschaft zu brechen.
In der Demokratie entscheidet die Mehrheit. Das mag bitter sein, ist aber
akzeptabel. Nun haben wir es aber mit einem Land zu tun, das DER SPIEGEL
eine gekaufte Republik und eine Bananenrepublik nennen konnte, und von
dem ich sage, daß die unsichtbaren Drahtzieher des großen Kapitals
die Medien beherrschen (auch den SPIEGEL), die der gutgläubige Zeitungsleser
morgens und der Fernsehzuschauer abends für unabhängig und vertrauenswürdig
hält! In einer gekauften Republik führen demnach vom Kapital
abhängige Redakteure, gekaufte "Sachverständige" und
geschmierte Politiker die Wähler an der Nase herum und verfälschen
so die "demokratischen" Wahlresultate. Aus dem bejubelten Untergang
des Sozialismus (den auch Gesell vorhergesagt hat) wird dann beispielsweise
der dümmliche Schluß gezogen, der Kapitalismus sei aus diesem
Kampf als strahlender Sieger hervorgegangen. Daß er lediglich übriggeblieben
ist, noch dazu stark renovierungsbedürftig und wegen schwer behebbarer
Konstruktionsfehler eher ein Auslaufmodell als ein Objekt der Verherrlichung
und Begierde, das steht in den Gazetten noch nicht einmal zwischen den
Zeilen. Es beginnt ja schon bei der Auswahl der Nachrichten, die weltweit
gesammelt und mit Hilfe sogenannter Nachrichtenagenturen vorgefiltert werden,
bevor sie über den Ticker gehen und den Redaktionen vorformuliert
aus dem Faxgerät quellen. Schon wegen der gewaltigen Nachrichtenfülle
müssen die meisten Meldungen aussortiert werden, zum Teil aus einem
simplen Grund: Tag und Nacht haben nur 24 Stunden und die Kapazität
der Nachrichtenübermittlungssysteme ist begrenzt. Die Nachrichtenagenturen
befinden sich nun nicht erwa in der Hand von Heiligen oder unabhängigen
Gremien, sondern - wie könnte es anders sein - fast ausnahmslos in
der Hand des großen Kapitals. Damit die Redakteure auch noch etwas
abzulehnen haben, bekommen sie grundsätzlich etwas mehr auf den Teller
gelegt, als unbedingt nötig. So fällt es weniger auf, daß
brisante Berichte dem Nachrichtentopf vorher stillschweigend entnommen
wurden bzw. dort gar nicht erst hineingekommen sind.
In den Redaktionskonferenzen, in denen das Kapital offen oder verdeckt
mit am Tisch sitzt, wird an der bereits vorgefilterten Auswahl eine weitere
Auslese vorgenommen, die dann endgültig darüber entscheidet,
was der Zeitungsleser am nächsten Morgen und der Fernsehzuschauer
am Abend zu glauben und zu bestaunen hat. Gab es früher gravierende
inhaltliche Unterschiede, ähneln sich die Tageszeitungen in Hamburg
und München heutzutage wie ein Ei dem andern; die elektronische Datenübermittlung
macht es möglich. Um die inhaltliche, oft geradezu peinliche Übereinstimmung
zwischen den Tageszeitungen zu vertuschen, werden die äußerlichen
Unterschiede um so stärker hervorgehoben. Es hat natürlich immer
wieder Versuche gegeben, diese festgefügte Meinungsmafia zu durchbrechen,
und man sollte doch eigentlich annehmen können, daß so etwas
in einem demokratischen Staat auch möglich sein müßte,
aber sobald eine völlig unabhängige Zeitung auch nur eine Spur
von der Meinungsherrschaft des Kapitals abweicht, bleiben die Anzeigen
aus, ohne die eine Zeitung heutzutage nicht existenzfähig ist, jedenfalls
nicht zu einer überregionalen Verbreitung und Bedeutung heranwachsen
kann. Über das Ethos der demokratischen Presse hat sich der frühere
Herausgeber der New York Times, John Swainton, vor Redakteuren einmal wie
folgt geäußert: "Eine freie Presse gibt es nicht. Sie,
liebe Freunde, wissen das, und ich weiß es gleichfalls. Nicht ein
einziger unter Ihnen würde es wagen, seine Meinung ehrlich und offen
zu sagen. Das Gewerbe eines Publizisten ist es vielmehr, die Wahrheit zu
zerstören, geradezu zu lügen, zu verdrehen, zu verleumden, zu
Füßen des Mammons zu kuschen und sich selbst und sein Land und
seine Rasse um des täglichen Brotes willen wieder und wieder zu verkaufen.
Wir sind Werkzeuge und Hörige der Finanzgewaltigen hinter den Kulissen.
Wir sind die Marionetten, die hüpfen und tanzen, wenn sie am Draht
ziehen. Unser Können, unsere Fähigkeiten und selbst unser Leben
gehören diesen Männern. Wir sind nichts als intellektuelle Prostituierte."
(H.Scholl)
Wohlgemerkt, ich habe hier nicht etwa den Chefredakteur der Bildzeitung
zitiert, sondern den Herausgeber der New York Times, die - wie könnte
es anders sein - unter dem Einfluß der Rockefeller- Gruppe steht.
Daß bei der täglichen Nachrichtenunterdrückung auch deutsche
Politiker mitspielen, gehört zu den erstaunlichsten und bedrohlichsten
Auswüchsen unserer jungen Demokratie. Oder besteht etwa keine Gefahr,
wenn sich wirtschaftlich und politisch ohnehin einflußreiche Persönlichkeiten
international organisieren und in Geheimkonferenzen ohne Legitimation der
Wähler Beschlüsse fassen, die sich möglicherweise auf das
Leben der ganzen Menschheit auswirken? Heinz Scholl schreibt dazu in seinem
Buch "Bilderberg": "Unter lichtscheuem Gesindel werden Personengruppen
verstanden, die sich, weil sie etwas zu verbergen haben, der Beobachtung
und Kontrolle durch die Öffentlichkeit zu entziehen trachten; diese
Gruppen wünschen nicht, daß die Öffentlichkeit ihre Absichten
erfährt und Einblick in ihre Tätigkeit erhält. Zur Idee
einer freiheitlich verfaßten Gesellschaft, die Transparenz für
alle Vorgänge im öffentlichen Interesse fordert, steht das Gebahren
von Gruppen und Organisationen, die das Licht der Öffentlichkeit scheuen,
in schroffem Gegensatz. Die Bürger empfinden deshalb Vereinigungen
mit geheimbündlerischem Charakter als unvereinbar mit den demokratischen
Prinzipien."
Aufgefallen ist diese einmal jährlich stattfindende Geheimkonferenz
erst durch einen Machtkampf innerhalb dieser Clique, in dessen Verlauf
gegen Prinz Bernhard der Niederlande Bestechungsvorwürfe erhoben wurden.
In Deutschland ist dieser Skandal noch unter der Bezeichnung "Lockheed-Affäre"
in bester Erinnerung. Unter der "Schirmherrschaft" des Starfighter-Beschaffers
Franz-Joseph Strauß wurden seinerzeit zahlreiche deutsche Fliegerfrauen
in den vorzeitigen Witwenstand befördert: über 200 Flugzeugabstürze
innerhalb von wenigen Jahren! Zum Glück konnten sich viele Piloten
mit dem Fallschirm retten; Franz-Josef Strauß übrigens auch,
allerdings ohne Fallschirm.
Offiziell gilt Prinz Bernhard der Niederlande als Initiator der Geheimkonferenz,
die erstmalig 1954 im Hotel Bilderberg bei Arnheim (Holland) stattfand
und seitdem unter der Bezeichnung "Bilderberg-Konferenz" an verschiedenen
Orten der ganzen Welt, doch stets in der totalen Abgeschiedenheit luxuriöser
Hotels "Das Konzil der Plutokraten und Bonzen" geworden ist.
Drahtzieher dieser immens kostspieligen Konferenzen sind - nach den Recherchen
von Heinz Scholl - die Brüder und Multimilliardäre David und
Nelson Rockefeller, die in enger Absprache mit den Multimilliardären
Guy de Rothschild (Paris) und Marcus Wallenberg (Stockholm) denTeilnehmerkreis
auf Personen beschränken, die in den jeweiligen Ländern über
Einfluß und Macht verfügen. Die wegen der Geheimhaltung nur
sehr bruchstückhaften Erkenntnisse belegen, daß zahlreiche deutsche
Politiker, Unternehmer und Banker diesen Einladungen gefolgt sind. Um hier
nur einige zu nennen, die Heinz Scholl beim Namen nennen konnte und zumindest
deutschen Lesern bekannt sein dürften: Hermann Abs, Egon Bahr, Rainer
Barzel, Berthold Beitz, Fritz Berg, Kurt Birrenbach, Otmar Emminger, Ludwig
Erhard, Herbert Gross, Kurt-Georg Kiesinger, Richard Löwenthal, Jürgen
Ponto, Karl Schiller, Helmut Schmidt Hans-Günther Sohl, Axel Springer,
Franz-Joseph Strauß usw. "Die Bilderberger", schreibt Heinz
Scholl, "versuchen, die Bedeutung ihrer Zusammenkünfte herunterzuspielen.
Wenn man ihrer Argumentation folgt, handelt es sich bei ihren Treffen um
harmlose Zusammenkünfte, auf denen unverbindlich über wirtschaftliche
und politische Tagesfragen diskutiert wird." Das möchte man gerne
glauben, doch wozu dann diese Geheimhaltung, an der sich eigenartigerweise
auch die deutsche Presse geradezu sklavisch beteiligt? Daß eben doch
etwas dabei herausspringt, belegt eine Aussage von Willis Carto, dem Sprecher
der "Liberty Lobby": "Nach der Bilderberg-Konferenz im Jahr
1971 in Woodstock (USA), begannen Bankiers in Amerika und multinationale
Konzerne damit, Milliarden von Dollars nach Westdeutschland zu schicken.
Schon sechs Wochen danach wertete Präsident Nixon den Dollar zum ersten
Male seit 32 Jahren ab, und die Spekulanten verdienten Milliarden."
Wer damals seine Dollars beim Kurs von ca. 1:4 noch rechtzeitig in DM umtauschte,
hatte sein Vermögen sechs Wochen später nahezu verdoppelt!
Zu denen, die wiederholt an Bilderberg-Konferenzen teilgenommen haben sollen,
dort also besonders willkommen gewesen sein dürften, gehörten
u.a. Franz-Joseph Strauß, Walter Hallstein, Kurt Birrenbach und Helmut
Schmidt (Quelle: Congressional Record, 15.9. 1971). Die Geheimhaltung der
Bilderberg-Konferenzen ist mit den Jahren noch perfekter geworden; darum
stehen mir z.Z. auch keine aktuelleren Daten zur Verfügung. Mir kam
es darauf an, mit Beispielen zu belegen, wie gehorsam sich Presse und Politiker
bis auf den heutigen Tag vom großen Kapital an die Leine legen lassen,
wenn es darum geht, die Bevölkerung hinters Licht zu führen oder
außen vor zu lassen. Lediglich die Zeitschrift "Quick"
hat ein einziges Mal das Schweigen gebrochen und die Bilderberger in ihrer
Ausgabe vom 19.02 1971 als Club der Superreichen mit großem politischen
Einfluß bezeichnet. Es dürfte sich um eine Redaktionspanne gehandelt
haben, denn dieser unerhörte Vorgang hat sich meines Wissens nie wiederholt.
Unsere Spitzenpolitiker sonnen sich heute nicht mehr so ungeniert im Schatten
der Superreichen; die Flickaffäre hat sie vorsichtiger werden lassen,
doch im Geheimen - das belegen die Amigo- Affären der letzten Jahre
- haben sie immer noch viel Freude daran. Hohes Ansehen genießen
Politiker, die es schaffen, ihre eigene Inkompetenz in Wirtschafts- und
Finanzangelegenheiten durch die kumpelhafte Nähe zu einem abgehalfterten
Bundesbankpräsidenten vergessen zu machen. Wer ein hohes politisches
Amt anstrebt, muß also nicht länger selbst kompetent sein; es
reicht heute, den Wählern vorzugaukeln, daß ein pensionierter
Bundesbankdirektor die Kastanien schon irgendwie aus dem Feuer holen wird.
Damit rücken ausgerechnet die Zinseszinsler problemlos an die Schalthebel
der Macht. Ohne in demokratischen Wahlen auch nur einen Finger gekrümmt
zu haben, gelingt diesen Stellvertretern des herrschenden Geldes der Durchmarsch
bis zur Spitze. War Odysseus noch gezwungen, die Festung Troja mit einem
hölzernen Pferd listig zu knacken, reiten die Krisenverursacher und
Krisengewinnler erhobenen Hauptes durch das offene Tor. Die Menschen jubeln
ihnen zu, denn sie wissen nicht was sie tun: Nur die dümmsten Kälber
wählen ihren Metzger selber!
Was ist die Frage?
Die Schattenseite des Lebens findet ihren Trost in der Gewißheit,
daß ihr eine Sonnenseite gegenüber steht, auf der es sich leben
läßt. Die Wohlhabenden erzählen ihren Kindern das schöne
Märchen, wie man durch Tüchtigkeit und Fleiß in Anstand
zu Wohlstand kommen kann. "Die anderen" seien größtenteils
selber Schuld an ihrem Schicksal.
Mit dieser Lebenslüge könnte man leben, wenn wenigsten die Armen
dazu übergehen würden, ihren Kindern eine wahre Geschichte zu
erzählen. Einfach ist das nicht, denn sie wurden ja als reine Analphabeten
des Geldes aus der Schule entlassen und sind sich der Ausplünderung
durch den Zins nur bei hohen Bankschulden bewußt, nicht jedoch beim
Kauf von Waren des täglichen Bedarfs. Ob die Kinder der Armen wohl
auch in Zukunft (nach erfolgter Aufklärung) einen Zinsanteil im Preis
der Milch von ca. 35 % und einen Zinsanteil von über 70 % bei der
Miete hinnehmen werden, um damit das Lebensglück der Kinder auf der
Sonnenseite absichern zu helfen?
Das ist die Frage?