Homepage: www.geldreform.de | Gäste- / Notizbuch: www.geldreform.de |
2 Hosen machen Hosen
Nur ungestört und gleichmäßig umlaufendes Geld schafft
Arbeit und Gerechtigkeit für alle. Stockender Geldumlauf und Verteilungsungerechtigkeit
verursachen Arbeitslosigkeit. Anhaltende Verteilungsungerechtigkeit läßt
Langzeit- und Massenarbeitslosigkeit entstehen, wie wir sie heute in ganz
Europa haben. Aber bleiben wir zunächst in Deutschland. Ist es denn
wirklich so schlimm - hier bei uns - mit der ungerechten Verteilung des
Geldes? Schlimm ist doch überhaupt kein Ausdruck! Oder ist es etwa
akzeptabel, wenn 10% der Bevölkerung inzwischen die Hälfte aller
Geldvermögen an sich gerafft haben? Die restlichen 90% dürfen
sich die andere Hälfte teilen!
Eine Gesellschaft, die das möglich macht und auf Dauer auch zuläßt,
ist entweder hilflos oder kriminell. Ich schlage vor, wir einigen uns zunächst
auf hilflos. Wenn - wie in der Bildzeitung stand - eine Tochter der Familie
Quandt jeden Morgen beim Aufwachen schon wieder um 650000,- DM reicher
geworden ist, Tag für Tag wohlgemerkt, dann sollte das dem Bundeskanzler
doch zu denken geben, der sich von sechs oder sieben Wirtschaftsprofessoren
zum Thema Wachstum und Arbeitslosigkeit beraten läßt. Die hochbezahlten
Kanzlerberater sind aber offenbar ihr Geld nicht wert, denn alles, was
der Bundeskanzler den Arbeitslosen nach der Beratung im Fernsehen zu bieten
hat, ist ein besonders treuherziger Augenaufschlag. Wer schiebt dieser
jungen Frau jeden Morgen weitere 650 000,- DM auf die ohnehin schon hohe
Kante, und woher kommt das viele Geld eigentlich? Bankdirektoren und Wirtschaftswissenschaftler
können diesen erstaunlichen Vorgang mit einem Wort erklären:
Zins!
Folgerichtig behauptete eine Bank vor Jahren in ganzseitigen Anzeigen:
"Geld macht Geld". Wohlgemerkt, es stand dort nicht etwa "Bügeleisen
machen Bügeleisen" oder "Hosen machen Hosen ; nein, dort
stand dick und deutlich: "Geld macht Geld" ! Dem Freiwirt Hans
Kühn war das neu (und mir übrigens auch); was also lag näher,
als diese Behauptung der Banken in einem streng wissenschaftlichen Versuch
zu überprüfen. Dazu legte ich einen neuen Hundertmarkschein mit
der bildhübschen Clara Schumann so in ein Federbett, daß sie
direkt unter einem gut erhaltenen Fünfzigmarkschein mit dem noch zeugungsfähigen
Balthasar Neumann zu liegen kam. Haben die beiden Scheine jetzt Junge gekriegt?
Nein, es ist nichts dabei herausgekommen! Eine Anzeige der Deutschen Bank,
in der sie Kunden mit der Behauptung lockte, sie könne das Geld sogar
wachsen lassen, machte einen weiteren Versuch notwendig, für den ich
als gelernter Gärtner geradezu prädestiniert zu sein schien:
Verschiedene Geldscheine wurden mit guter holländischer Blumenerde
in Tontöpfe eingetopft und bei 24 Grad Celsius in ein Gewächshaus
gestellt. Jeden Tag gegossen, einmal in der Woche gedüngt. Nach acht
Wochen stellte sich heraus: Es stimmt gar nicht, was die Deutsche Bank
da behauptet, Geld kann überhaupt nicht wachsen, nicht einen einzigen
Millimeter!
Wenn aber Geld weder arbeiten oder wachsen noch sich vermehren kann und
trotzdem die Konten der Reichen auch ohne deren Arbeit ständig wachsen
läßt, dann stimmt da doch etwas nicht. Doch, es hat alles seine
Ordnung. Die märchenhafte Geldvermehrung kommt dadurch zustande, daß
durch eine Umverteilung der Einkommen das Geld der Bedürftigen völlig
legal in die Tresore der Wohlhabenden geschaufelt wird. Die Gewerkschaften
haben das mal eine Umverteilung von unten nach oben genannt und damit den
Nagel auf den Kopf getroffen. Aber damit war für sie der Fall auch
erledigt, denn erstens kann eine Gewerkschaft nicht ständig mit der
gleichen Schlagzeile hausieren, und zweitens haben die Gewerkschaften in
dieser Beziehung selber etwas Kacke am Bein: Auch die Streikkassen der
Gewerkschaften schwellen durch diese unsoziale Umverteilung von unten nach
oben mächtig an. Hochbezahlte Gewerkschaftsbosse, die sich auf Betriebsversammlungen
so gern als Bollwerk gegen die Ausbeutung der Arbeitnehmerschaft verkaufen,
sind also selbst ein Teil dieser geradezu unglaublichen Ausbeutung, die
sich wie selbstverständlich im Rahmen demokratischer Spielregeln und
im Namen einer "sozialen Marktwirtschaft" rechtlich scheinbar
völlig einwandfrei abspielt.
Erinnern wir uns: Nur ein gleichmäßig umlaufendes Geld schafft
Arbeit und Verteilungsgerechtigkeit. Nicht genug damit, daß Gewerkschaften
dem Problem Arbeitslosigkeit traditionell hilflos gegenüberstehen,
sie fördern auch noch nach Kräften ein System, das die Arbeitslosigkeit
mit einer - wie wir noch sehen werden - naturgesetzlichen Gewißheit
in einen Dauerzustand verwandelt. Mag sein, daß Gewerkschaften in
Zeiten der Hochkonjunktur und Vollbeschäftigung nötig und erfolgreich
sind; in Zeiten der Rezession stehen sie mit unbrauchbaren Waffen den Kapitalbesitzern
gegenüber. Um hier nicht mißverstanden zu werden: Nicht die
Gewerkschaften sind das Übel, sondern ein Geld- und Wirtschaftssystem,
das den Gewerkschaften gerade dann die Krallen und die Zähne zieht,
wenn wir sie bitter nötig hätten. Ersetzen wir nun das Wort Umverteilung
durch das Wort Ausplünderung, kommen wir der Sache schon etwas näher.
Ausplünderung, auch Ausbeutung genannt, kommt auf leisen Sohlen daher,
wird also als solche zunächst gar nicht wahrgenommen. Man hat sich
das also nicht wie einen Überfall von Wegelagerern auf eine Postkutsche
vorzustellen, deren Insassen hinterher nur noch im Hemd dastehen. Das Opfer
wird auch keineswegs vom Ausbeuter auf oder heimgesucht; es ist eher umgekehrt:
Das Opfer geht zu seiner Hausbank und verschuldet sich beispielsweise mit
DM 10 000,-, indem es einen Überziehungskredit in Anspruch nimmt,
den die Banken heute ohne Formalitäten und peinliche Fragen sofort
auszahlen. Da die Zinsen erst viel später fällig werden, schrecken
die zwischen 13 und 17% schwankenden Zinsen nicht sonderlich ab und sind
nach zwei, drei Tagen vergessen. Nehmen wir mal an, daß es dem Bankkunden
erst nach fünf Jahren gelingt, das Konto wieder auszugleichen. Er
ist in der Zwischenzeit übrigens nicht ein einziges Mal von der Bank
gemahnt worden. Die Bank verhält sich mucksmäuschenstill. Was
könnte die Ursache für dieses "kundenfreundliche" Verhalten
der Bank gewesen sein? Das dicke Ende! Das junge, in Bankgeschäften
noch ganz unbedarfte Opfer, wird jetzt nämlich nach fünf Jahren
mit DM 10.000,- zur Kasse gebeten, obwohl ihm im Laufe der letzten 5 Jahre
bereits über DM 8 500,- an Zinsen abgezwackt worden sind. So ähnlich
ergeht es den Häuslebauern. Wer nach Jahren und Jahrzehnten das Haus
endlich bezahlt hat, stellt bei sorgfältiger Überprüfung
aller Belege fest, daß er nicht ein Haus, sondern zwei oder gar drei
Häuser bezahlt hat. Haben die Banken also doch recht? Kann sich Geld
tatsächlich vermehren und die Tresore der Kreditgeber zum Platzen
bringen? Ja, aber erst muß es denen genommen werden, die so arm sind,
daß sie es nötig haben, sich das Geld "vorübergehend"
zu leihen.
Wer ohnehin schon viel Geld hat, braucht sich natürlich auch kein
Geld zu leihen. Im Gegenteil, er verleiht einen Teil seines Überflusses
an Leute, die es echt nötig haben, also schon arm dran sind und nun
auch noch das sauer verdiente Geld in Form von Zinsen und möglicherweise
auch noch Zinseszinsen den reichen Kreditgebern zuschieben müssen.
Das ist Kapitalismus in seiner "schönsten" Form. Arme Menschen
sind damit aber noch lange nicht aus dem Schneider, denn sie zahlen ja
nicht etwa nur die eigenen Schuldzinsen, was schon schlimm genug ist, sondern
werden darüber hinaus dazu gezwungen, sich an den Zinszahlungen anderer
Leute zu beteiligen. Wenn mir früher jemand mit einer solchen Behauptung
gekommen wäre, ich hätte ihn für verrückt gehalten.
Inzwischen bin ich kleinlaut zu der Erkenntnis gekommen, daß wir
tatsächlich Tag für Tag für die Schulden anderer Leute geradestehen
müssen - ob wir es wollen oder nicht. Das also ist die "soziale"
Marktwirtschaft!
So gut wie alle Firmen finanzieren ihren Fuhrpark, die Gebäude und
Maschinen mit Krediten, die natürlich "bedient" werden müssen.
Die enormen Zinskosten sind für den Unternehmer in der Regel aber
kein Problem, da er sie auf die Preise seiner Waren einfach abwälzen
kann. Ein Kühlschrank, der eigentlich für DM 700,- angeboten
werden könnte, kostet dann "einschließlich Zinsen"
DM 950,-. Da die Zinskosten im Preis versteckt sind und mit keinem Wort
erwähnt werden , auch nicht im Kleingedruckten, fällt dem Käufer
überhaupt nicht auf, wie sehr er die unsichtbaren Kreditgeber mästet
und bei Laune hält. Mit anderen Worten: Bei jedem Einkauf zahlen wir
im Preis versteckte Zinsen auf das Konto der reichen Kreditgeber, die sich
natürlich eins ins Fäustchen lachen. Von der breiten Bevölkerung
wird diese Ausbeutung durch den Zins klaglos hingenommen, weil man sie
einfach nicht für möglich hält und weder in der Schule noch
in der Presse daraufhingewiesen wird. Besonders ungeniert kann den Mietern
in die Tasche gegriffen werden. Bei der Miete belaufen sich die Kosten
für Zinsen auf sage und schreibe 70%. Wer also heute mit einer Wohnungsmiete
von DM 1600,- gequält wird, könnte dort inWirklichkeit für
DM 480,- im Monat leben, wenn diese schamlose Ausplünderung unmöglich
gemacht würde. Hinzu kommen als dritte Ausbeutungskomponente Steuern
und Abgaben, die wesentlich geringer ausfallen könnten, wenn sich
der Staat bei den Reichen nicht so stark verschuldet haben würde.
Weit über hundert Milliarden DM zahlt der Staat (d.h. der Steuerzahler!)
den reichen Familien jedes Jahr pünktlich und korrekt auf das Konto.
Schuldendienst nennt man das. Was viele nicht wissen oder wahrhaben wollen:
Die Zinszahlungen über die drei genannten Wege sind so bedeutend,
daß etwa 90% der Bevölkerung viel mehr Zinsen zahlen, als sie
über Sparkonten, Bundesschatzbriefe und andere Anlageformen an Zinsen
einnehmen. Nun wird natürlich auch verständlich, wie es dazu
kommen konnte, daß die Hälfte aller Geldvermögen bei nur
10% der Bevölkerung angekommen sind. Wenn sich die restlichen 90%
der Bevölkerung auch weiterhin widerstandslos ausplündern lassen,
ist eine noch extremere Kapitalkonzentration nur noch eine Frage der Zeit.
Überhaupt die Zeit; sie spielt neben Zinssatz und Schuldenhöhe
eine von vielen Menschen nicht geahnte Hauptrolle. Dazu ein Beispiel: Hätte
Jesus seinerzeit einen einzigen Pfennig auf die Bank gebracht, um mit dieser
Geldanlage die Menschen späterer Jahrhunderte aller Geldsorgen zu
entheben, er wäre damals wie heute ausgelacht worden. Wir können
von Glück reden, daß Jesus der Menschheit diese vorausschauende
Geldanlage erspart hat, denn bei nur 5% Zinsen hätte sich dieser eine
Pfennig durch den Zinseszinseffekt derart vermehrt, daß die Summe
in Geld schon nicht mehr vorstellbar ist. Nehmen wir daher das Gold zu
Hilfe und versuchen uns vorzustellen, der ganze Planet Erde bestünde
aus purem Gold. Damit ist der heutige Wert dieser 1-Pfennig-Geldanlage
aber bei weitem noch nicht erreicht, denn dieser eine Pfennig wäre
bis 1995 auf 46 Milliarden Erdkugeln aus purem Gold angewachsen! Nun wird
man sicher einwenden, daß bei den heutigen Kreditgeschäften
des Staates und der Wirtschaft viel kürzere Laufzeiten als 2000 Jahre
zur Diskussion stehen, und das ist zweifellos richtig - aber keineswegs
beruhigend, denn dem Jesuspfennig von damals stehen heute Schulden der
öffentlichen Hand in Höhe von 2000 Milliarden DM gegenüber,
die vom Steuerzahler mit 130 Milliarden DM pro Jahr "bedient"
werden müssen. Kein Wunder also, daß sich die Empfänger
dieser gewaltigen Zinsgeschenke weinend und fassungslos vor Glück
in den Armen liegen. Die Armen liegen derweil dem Steuerzahler auf der
Tasche. Armut liegt im Trend, weil die soziale Marktwirtschaft einer brutalen
Zinswirtschaft gewichen ist.
Aus dem Gesagten wird nun auch deutlich, daß die durch Zinsausbeutung
angehäuften Vermögen nicht linear, sondern exponentiell wachsen
und weiterwachsen. Die "arme" Frau Quandt, die schon vor Jahren
täglich um 650000,- DM reicher wurde, wird also inzwischen tüchtig
zugelegt haben, obwohl ihre Leistung nur darin besteht, sich die Kontoauszüge
vorlegen oder vorlesen zu lassen. Was machen die Reichen und Superreichen
mit dem vielen Geld? Otto Normalverbraucher und Lieschen Müller liegen
übrigens völlig richtig, wenn sie annehmen, daß die sich
jeden Wunsch erfüllen und zunächst einmal so richtig einkaufen
gehen; es handelt sich schließlich um ganz normale Menschen. Eine
goldene Uhr, zwei goldene Uhren, eine dritte mit Brillanten besetzt, dann
reicht es erstmal. Ein Haus, zwei Häuser, drei Häuser, ein kleines
Schloß ein paar Urlaubsdomizile mit Segelyacht, Auto und Personal;
das - und vieles mehr - ist im Laufe eines Lebens spielend zu schaffen.
Doch eines Tages macht das keinen Spaß mehr. Vom Luxus überfressen
werden diese Menschen auf einmal weise, leben "ein ganz normales Leben",
spielen sich als Wohltäter auf und vermeiden aus Sicherheitsgründen
das protzige Zurschaustellen ihres ohne Arbeit erlangten Reichtums. So
lange sie das Geld mit beiden Händen ausgeben, tragen sie zweifellos
mit dazu bei, daß Arbeitsplätze gesichert werden. Neureiche
gehören zu dieser Kategorie. Multimillionäre und Milliardäre
sind dagegen nicht mehr in der Lage, das der armen Bevölkerung durch
Zinsen entzogene Geld sinnvoll auszugeben. Sie legen es mit Hilfe von Fachleuten
an, selbstverständlich nur, wenn eine hohe Rendite dabei herausspringt.
Wie das Beispiel aus dem Hochmittelalter zeigt, ist ein Zustand der Vollbeschäftigung
und das Fehlen von Armut ein ganz normaler Dauerzustand, wenn - und jetzt
kommt der Haken - die vorhandene Geldmenge eines Staates an eine Umlaufsicherung
gekoppelt wird, die das Geld der (zinsschaffenden!) Hortbarkeit entzieht
und statt dessen ohne Unterbrechung von Hand zu Hand gehen läßt.
Da die Bundesregierung diesen Zusammenhang nicht zu kennen scheint und
die sie beratenden Wissenschafter sich nicht schämen, diese Zusammenhänge
zu ignorieren, können und müssen die unausbleiblichen Folgen
der monetren Verteilungsungerechtigkeit bzw Geldanhäufung voll zum
Tragen kommen: Armut und Massenarbeitslosigkeit in einem beschämenden
Ausmaße.
Man tut in Regierungs- und Wirtschaftskreisen so, als wäre der auch
von ihnen beklagte Zustand unserer Gesellschaft nur ein vorübergehender
und redet sich gegenseitig ein, daß mit Wirtschaftswachstum, Lohnverzicht,
Modernisierung und Gentechnik "der Standort Deutschland" wieder
attraktiv gemacht werden könnte. Attraktiv für wen? Vorsorglich
wird aber schon mal daraufhingewiesen, daß ein relativ hoher Sockel
Arbeitslosigkeit noch auf Jahre hinzunehmen ist. Sehenden Auges gehen diese
Ignoranten einer absehbaren Katastrophe entgegen und tun so, als wüßten
sie nicht, woran die Weimarer Republik zugrunde gegangen ist. Sechs Millionen
Arbeitslose haben 1933 Adolf Hitler an die Macht gebracht. Die 55 Millionen
Opfer des zweiten Weltkrieges haben also dafür büßen müssen,
daß in den zwanziger und dreißiger Jahren der größte
Wirtschafts- und Geldreformer dieses Jahrhunderts wie Dreck behandelt worden
ist: Silvio Gesell.
Oder auch nicht
Bänke und Banken sind kalt; oder auch nicht.
Er hat die Hypothekenzinsen nicht mehr aufbringen können.
Sogenanter Beratungsfehler der Bank; oder auch nicht.
Hat dann eine passende Wohnung gesucht und Gott sei Dank auch eine bezahlbare
gefunden; oder auch nicht.
Wurde dann auch noch arbeitslos. Wird schon wieder was finden; oder auch
nicht.
Dann kam die Scheidung dazu. Wäre zu verhindern gewesen, schon wegen
der Kinder; oder auch nicht.
Zählt jetzt zu den Nichtseßhaften, die auf den Ämtern immer
so freundlich begrüßt werden; oder auch nicht.
Über seinen Fall sitzten Experten zu Rate, die aus eigener Erfahrung
wissen, wie ausgekühlt und steif der Körper morgens ist; oder
auch nicht.
Aber er versteht es, seine Interessen wahrzunehmen; oder auch nicht.
Wenigstens ernährt er sich immer noch vernünfig; oder auch nicht.
Dem Alkohol hat er bisher jedenfalls widerstehen können; oder auch
nicht.
Immerhin ist ihm die Gesundheit geblieben; oder auch nicht.
Morgens stehen ihm sanitäre Einrichtungen zur Verfügung; oder
auch nicht.
Hunger und Durst halten sich in Grenzen; oder auch nicht.
Auf dem Marktplatz steht ein Plakat, an dem er achtlos vorübergeht;
oder auch nicht.
Da wirdein Vortrag über Silvio Gesell angekündigt; oder auch
nicht.
Der Name Gesell kommt ihm bekannt vor; oder auch nicht.
Er geht da abends einfach mal hin; oder auch nicht.
Die spezielle Begrüßung der Arbeitslosen findet er lächerlich;
oder auch nicht.
Argert sich hinterher, einen ganzen Abend seines Lebens geopfert zu haben;
oder auch nicht!
Friedlich in die Katastrophe
Frieden ist ein Zustand, den nur zufriedene Menschen herbeiführen
und auf Dauer zu sichern vermögen. Um diese Zufriedenheit und den
Frieden in Unzufriedenheit und Krieg verwandeln zu können, muß
zunächst das Vermögen der großen Vermögen, sich ohne
Arbeit etwa alle zehn Jahre verdoppeln zu können, auf eine gesetzliche
Grundlage gestellt werden. Unser Grundgesetz bietet den Reichen in der
Zinswirtschaft diese unfaßbare "Vermögensbildung"
und führt damit - ungewollt - früher oder später in die
Katastrophe.