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Günter Bartsch: Die NWO-Bewegung

ISBN 3-87998-481-6; Lütjenburg: Gauke, 1994

 

 

 

 

 

 

III. Institutionen für Forschung und Bildung

 

In den Mißerfolg verliebt? - Die Sozialwissenschaftliche Gesellschaft (SG)

 

Am 23. Juni 1950 wurde in das Vereinsregister beim Amtsgericht Hamburg eine Sozialwissenschaftliche Gesellschaft 1950 eingetragen. § 2 ihrer Satzung sagte über den Zweck des bald als gemeinnützig anerkannten Vereins:

 

"Die SG erforscht wissenschaftlich soziale und soziologische Probleme, verbreitet die Ergebnisse ihrer Forschung durch Wort und Schrift und unterstützt gleichgerichtete Bestrebungen. Der Verein ist in seinen Entschlüssen frei und an keine Weisungen gebunden."

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Die Ungebundenheit an Weisungen gehört zu den Grundbedingungen schöpferischer wissenschaftlicher Arbeit. Sie zu betonen war um so wichtiger, als es nach außen hin scheinen konnte, die SG sei ein Bildungs- und Schulungsforum der Freisozialen Union. An der Gründungsversammlung, die am 7.4.1950 stattgefunden, hatte nämlich auch Johannes Schumann teilgenommen. Überhaupt war die Sozialwissenschaftliche Gesellschaft von FSU-Mitgliedern gegründet worden. Es lag anscheinend in ihrer Absicht, der Öffentlichkeit die Freiwirtschaftslehre "in einer Aufmachung zu bringen, daß ein Zulauf zur FSU daraus werden könnte"(Karl Walker). Ebenso ernsthaft war jedoch das Bestreben, solche Menschen, die sich parteipolitisch nicht binden wollten, über die wirtschaftliche Theorie zu informieren.

 

Der Gründerkreis bestand aus lediglich acht Personen: Kurt Seidler, August Ventker, Carl Gerdts, Wilfried Staubert Maximilian Rohe, Karl Tuschwitz, Karl-Heinz Beuershausen und Johannes Schumann. Davon wurden die folgenden fünf in den Vorstand der SG gewählt:

 

1. Vorsitzender Dipl. Ing. Kurt Seidler

2. Vorsitzender Dr. phil. August Ventker

1. Schriftführer Johannes Schumann

2. Schriftführer Dr. med. Wilfried Staubert

Kassierer Dr. phil. Carl Gerdts

 

Die Versammelten beschlossen einstimmig eine vorgefertigte Satzung. Sie legten ein Eintrittsgeld von 10 DM und einen Jahresbeitrag von 24 DM fest.

 

Laut §2 ihrer Satzung konstituierte sich die Sozialwissenschaftliche Gesellschaft als Forschungsgemeinschaft; sie wurde aber zu einer Organisation.

 

Noch nach 10 Jahren,1960, hatte sie kaum mehr als 40 Mitglieder, davon die meisten im Rhein-Ruhr-Zweig. Eigentlich wollte die SG in allen Ländern der Bundesrepublik Zweige ins Leben rufen, das gelang jedoch nur in einigen. Ihrer Aufgabe als Forschungsgemeinschaft wurde die SG nicht gerecht. Karl Walker hegte den Verdacht", daß den Gründern die Parteipolitik an sich wichtiger war als die wissenschaftliche Klärung der Probleme, um deren Bewältigung es doch geht" (1)

 

Er leitete den Rhein-Ruhr-Zweig, der in den 60er Jahren gegen den Vorstand rebellierte und Bewegung in die SG brachte; sie hielt jedoch nicht lange an.

 

Der Vorstand wurde umbesetzt. Johannes Schumann schied aus. Er legte auch seine Mitgliedschaft nieder. Als er das nach einigen Jahren bereute und einen Antrag auf Wiederaufnahme stellte, wurde dieser mehrheitlich abgelehnt. Damit hatte sich die SG von der FSU emanzipiert. Nun schien der Weg zur Klärung der Schlange stehenden wissenschaftlichen Probleme frei zu sein. Doch wieder gab es Hindernisse, die das blockierten.

 

So war die SG auch nie ein wissenschaftliches Institut. Das hätte ja einer kontinuierlichen, geplanten Arbeit bedurft, zu der Freiwirtschaftler in der Regel nicht fähig sind. Der schnelle Erfolg wird gesucht und damit bereits der potentielle Bankrott. Psychoanalytisch gesprochen, sind Freiwirtschaftler in den Mißerfolg verliebt. So gibt es immer wieder Aufbrüche, scheinbare Durchbrüche und sichtbare Aufbrüche. Wähnt man gerade, eine kleine Gruppe Aktiver um sich geschart zu haben, um eine Konzeption zu verfolgen, schon läuft wieder alles auseinander, weil irgendwo ein Hoffnungsstern aufleuchtet, der nun den sichtbaren Erfolg verspricht. Ihm liegt alles zu Füßen, und alle finanziellen Mittel flißen dahin." (2)

 

So Ekkehard Lindner, langjähriges Vorstandsmitglied und nun Vorsitzender der Sozialwissenschaftlichen Gesellschaft. Er muß es ja wissen.

 

Zwar bestand seit 1964 in Bottrop die Akademie für Freie und Soziale Ordnung als Institut der Sozialwissenschaftlichen Gesellschaft. Ihre Tätigkeit beschränkte sich aber auf jährlich einwöchige Seminare, die auch nur möglich waren, weil die Bundeszentrale für politische Bildung einen beträchtlichen Zuschuß gewährte. Die Referenten verzichteten auf ihr Honorar und spendeten es der Akademie, welche damit ab 1964 die Vierteljahreszeitschrift "mensch technik gesellschaft" herauszugeben vermochte.

 

Die Ahademie für Freie und Soziale Ordnung wurde getragen von einem kleinen Kreis, der vor allem aus Bernd Hasecke, Albert Möllers und Karlheinz Jetzke bestand. Bernd Hasecke war der Zünder. Im Mittelpunkt des kleinen Kreises, dem noch Elimar Rosenbohm und einige andere Freiwirte angehörten, stand Karl Walker, der überall und nirgends war. Seine Vorträge und Diskussionsbeiträge nahmen den ersten Platz ein. In einem dieser Diskussionsbeiträge, die als Broschüren veröffentlicht wurden, definierte Walker den Kapitalismus etwas anders als Gesell als ein "Wirtschaftssystem, das primär auf die Erzielung von Kapitalertrag ausgerichtet ist". (3) Seine Überwindung setze die Befreiung (auch der Wirtschaft) vom Rentabilitätsprinzip voraus. Das war Walkers Leitgedanke, dem er seit 1936 kontinuierlich folgte und den er nach allen Seiten auszubauen versuchte.

 

1948 hatte er zusammen mit Carl Rist eine FFF-Seminar ins Leben gerufen, das als Vorläufer der Sozialwissenschaftlichen Gesellschaft betrachtet werden kann. Es stellte anscheinend zu hohe Ansprüche: "Wohl waren viele Anhänger der Freiwirtschaftslehre und auch andere an der Lösung der sozialen Frage Interessierte bereit, mitzumachen, auf die Dauer war aber die Seminararbeit den meisten zu beschwerlich". (4)

 

Die SG bot ein neues Forum für Seminararbeit. Sie blieb jedoch 10 Jahre lang passiv. Nach Rist ist sie von Walker 1960 neugegründet worden, mit dem ausdrücklichen Zusatz: ,Rhein-Main-Zweig', um sie von der mißglückten 1950er Form abzusetzen.

 

 

 

 

 

 

 

Individualität und Sozialprinzip –
Das Seminar für freiheitliche Ordnung

 

Die Arbeitsgemeinschaft für Soziale Marktwirtschaft hatte ein Nachspiel. Als Otto Lautenbach gestorben war, wurde auf Anregung Diether Vogels der Beschluß gefaßt, dessen Initiative "in einer neuen Form weiterzuführen" (5) Er fiel in einem Kreis, der sich aus Freiwirtschaftlern dreier Länder zusammensetzte:

 

Fritz Schwarz, Werner Schmid, Friedrich Salzmann und Hans Hoffmann aus der Schweiz

Alois Dorfner aus Österreich, Vorsitzender der dortigen Freiwirtschaftsbewegung Prof. Paul Diehl, Dr. Ernst Winkler und Diether Vogel aus der Bundesrepublik.

 

Dieser Kreis vereinbarte im Juni 1954 die Gründung eines Seminars für freiheitliche Ordnung in Kultur, Staat und Wirtschaft, und zwar während des Kongresses der Internationalen Freiwirtschaftlichen Union (IFU) in Interlaken.

 

Auf einer Tagung in Heidenheim/Brenz wurde beschlossen, als erste gemeinsame Arbeit den Sammelband "Beiträge zur Situation der menschlichen Gesellschaft" herauszubringen. Die Redaktion übernahm Friedrich Salzmann. Der Band erschien im Jahre 1956. Zu den Mitautoren gehörten alle drei Brüder Vogel, außer Diether auch Lothar und Heinz-Hartmut. Sie bildeten eine Dreigliederung für sich. Nach weiteren Tagungen im In- und Ausland stieß Diether Vogel 1957 auf eine Gruppe ehemaliger Waldorfschüler, die im August 1958 das 1. öffentliche Seminar zustandebrachten. Es fand in einer Stuttgarter Waldorfschule statt. Sein Thema lautete: "Die funktionsfähige Gesamtordnung der menschlichen Gesellschaft".

 

Zur Gruppe der Waldorfschüler, auf die Diether Vogel gestoßen war, gehörten Eckhard Behrens und Irene Lauer. Ständiger Mitarbeiter wurde auch Fritz Penserot.

 

Das Seminar für freiheitliche Ordnung bestand seit 1956 zunächst einmal provisorisch als wissenschaftliche Gesellschaft. Die offizielle Gründung und vereinsrechtliche Gestaltung erfolgte erst 1961 unter der Rechtsberatung des Berliner Freiwirts Hans-Peter Neumann, dem schon lange an einer Querverbindung von freiwirtschaftlichen und sozialwissenschaftlichen Arbeitskreisen lag. Die Gründungsmitglieder waren:

 

Prof. Paul Diehl

Diether Vogel

Alois Dorfner

Heinz-Hartmut Vogel

Hans Hoffmann

Dr. Lothar Vogel

Dr. Hermann Hummel

Helene Vogel-Klingert

Heinz-Peter Neumann

Dr. Ernst Winkler.

Fritz Penserot

 

Das Seminar für freiheitliche Ordnung setzte sich zum Ziel, mit einem offenen Kreis unabhängiger Persönlichkeiten die Grundlagen einer zeitgemäßen Gesellschaftsordnung zu erarbeiten. Es betätigte sich von Anbeginn auf überparteilicher und überkonfessioneller Grundlage als unabhängige freie Bildungseinrichtung. Seine Schwerpunkte - Freiheitliche und sozialgerechte Wirtschaftspolitik, Fragen der demokratischen Willensbildung und freiheitliche Kulturpolitik - entsprachen der Sozialen Dreigliederung Rudolf Steiners. Alle Einzelfragen ergaben sich aus dieser Gesamtordnungsidee. Als besonders zu einer Lösung hindrängende Probleme wurden angesehen:

 

" - die Öffnung des bisher vom Staat okkupierten Bildungswesens für den einzelnen sich selbst bestimmenden Menschen;

- die Überwindung der Wirtschaftskrisen - Inflation und Deflation, Geldentwertung und Vermögensverluste einerseits und Arbeitslosigkeit andererseits;

- die Überwindung der Bodenspekulation;

- die Begrenzung der Staatsaufgaben auf die rechtliche Rahmenordnung des gesellschaftlichen Ganzen". (6)

 

Zwei Jahre lang traf sich in Bad Boll auf Initiative von Dr. Karl Buchleitner ein besonderer Arbeitskreis für Sozialwissenschaft, dem u. a. Friedrich Salzmann, Fritz Andres, Jobst von Heynitz und Gerhardus Lang angehörten. Er traf sich zur Beratung und Überarbeitung der sozialen Themen des Seminars, das eine immer breiter gefächerte geistige Aktivität entfaltete. Hier die Seminarthemen des Jahres 1961:

 

Situation der freiheitlichen Bewegung. Bodenrentensteuer (Diether Vogel) Wirtschaftsordnung und Menschenrechte (D. Vogel)

Die Unteilbarkeit der Freiheit (F. Penserot)

Geldfunktion und Interdependenz von Lohn, Preis und Rente (W. Dielhenn)

Geldrecht - Bodenrecht (Peter Meister)

Funktionsfähige Wirtschaft (W. Dielhenn)

Die Erkenntnisgrundlagen des sozialen Lebens (Irene Lauer)

 

Die öffentlichen Tagungen fanden anfangs überwiegend in Waldorfschulen statt. Das Seminar für freiheitliche Ordnung war zunächst eine wandernde Universität. Gänzlich auf Spenden und ehrenamtliche Mitarbeiter angewiesen, fand es provisorische Domizile in Bad Kreuznach und Meisenheim. Es knüpfte beim Menschenbild des deutschen Idealismus und der abendländisch-christlichen Geistestradition an. In wirtschaftlicher Hinsicht spielte neben der Freiwirtschaftslehre auch der Einfluß des Ordoliberalismus Euckens eine Rolle. Ausgegangen wurde von der "Freiheitsnatur" des Menschen, für den die Freiheit weniger ein Recht als eine ihm immanente Eigenschaft ist. Daraus folgte die Verkündung der Persönlichkeitsautonomie als neues Sozialprinzip. Skeptisch gegenüber dem aggressiven Konkurrenzkampf der politischen Systeme, wurde eine Alternative zu beiden gesucht.

 

Während der Semesterferien veranstaltete das Seminar ab 1962 alljährlich meist zweiwöchige große Sommertagungen in Herrsching/Ammersee. Sie fanden unter reger Beteiligung von Studenten statt. Schon bei der ersten Sommertagung stieß Jobst von Heynitz, ein Münchner Freiwirt, zum Kern des Seminars, in dem er von da an als Referent und Autor ständig mitarbeitete.

 

Ab 1957 erschien die Schriftenreihe "Fragen der Freiheit". Sie publizierte die auf den Arbeitstagungen und Colloquien des Seminars gehaltenen Referate, aber auch andere Beiträge zu Grundsatzthemen. Je nach Thematik wurde sie kostenlos den damit befaßten Stellen und Behörden, wissenschaftlichen Instituten und Einzelpersönlichkeit zur Verfügung gestellt. Das Ergebnis war eine ständig wachsende Korrespondenz, auch eine rasche Zunahme der Abonnenten.

 

Der Schriftenreihe voraus ging 1961 eine anonyme Broschüre über die Situation der freiheitlichen Bewegung und ihre Chance. Ihre Autoren hakten ein beim Dilemma der Demokratie. Deren liberale Wesensseite wurde auf die englische Magna Charta von 1215, ihre totale Wesensseite auf Rousseaus Begriff des Allgemeinen Willens zurückgeführt. Wünschte erstere die Begrenzung der Staatskompetenzen, so die zweite ihre Ausweitung. Diese beiden Strömungen der Demokratie, theoretisch absolut verschiedene Entwicklungstendenzen, hätten sich in der politischen Wirklichkeit seit jeher miteinander vermischt. Daher stünde die freiheitliche Bewegung, deren geistige Keime in der altgriechischen Kultur aufzufinden wären, wiederum vor folgenden Problemen, verschärft durch den Ost-West-Konflikt:

 

a) Die individualistisch-freiheitliche Lebensform wird offenbar nur von einem kleinen Teil der Menschheit erstrebt und hat sich ihrer Idee gemäß noch nie realisieren können.

 

b) Immer war in der Vergangenheit vorwiegend eine kollektivistische Lebensform gefragt und prägend für die soziale Struktur der menschlichen Gemeinschaftsformen.

 

c) Dies trotz einer "dem Menschen von Urbeginn eingepflanzten, mit der Kraft eines mächtigen Triebes wirkenden Tendenz zur Selbst-Bestimmung und Selbst-Gestaltung, kurz zur Freiheit der Persönlichkeit". (7)

 

Die jetzige Demokratie, auch in der Bundesrepublik, trage den Todeskeim des Totalitarismus in sich, der die politische Erscheinungsform des tierhaften Kollektivprinzips sei. Eigentlich menschlich ist nur die individualistisch-freiheitliche Lebensform, der jedoch das Prinzip der Mehrheitsentscheidungen entgegensteht. Im Hinblick auf den Kommunismus hieß es: "Gerade in unseren Tagen hat das Kollektivprinzip sich wieder militant organisiert, mit der Absicht, die in allerersten Anfängen entwickelte freiheitliche Ordnung der Welt durch ein riesenhaftes Aufgebot an Macht zu überwalzen". Die westliche Demokratie trage ein Janushaupt, da sich die Persönlichkeit zur Wahrung ihrer Freiheitsrechte des absolut inadäquaten Mittels des Mehrheitsentscheides bedienen muß, wobei sie sich selbst paralysiert. In der Regel entscheidet die Mehrheit falsch.

 

Andererseits wohnt dem sozialen Organismus die Tendenz inne, jede Störung des Gleichgewichts durch seine Reglerkreise zu überwinden. Seit Aristoteles haben Tausende von schöpferischen Persönlichkeiten im Rahmen der freiheitlichen Bewegung die verschiedenen Elemente zur Lösung jener drei Probleme zusammengetragen. Heute gilt es, diese Bausteine zu einem funktionsfähigen Ganzen zusammenzufügen. Eine auf dem Individualitätsprinzip fußende Gesellschafts- und Staatsordnung wird nicht durch die Aktivität einer neuen Partei, überhaupt nicht auf dem aussichtslosen parlamentarischen Wege vorbereitet, sondern durch intensive Erkenntnis- und Aufklärungsarbeit, welche zu ihrer Ergänzung freilich auch der praktischen Politik bedarf.

 

Die individualistisch-freiheitliche Lebensform sei dreigegliedert in eine Kultur-, Wirtschafts- und Rechtssphäre. Das Strukturprinzip der Kultur ist die Freiheit, das der Wirtschaft die Gegenseitigkeit, das des Rechts die Gleichheit. Hinsichtlich der Dreigliederung wurde auf Rudolf Steiner, hinsichtlich des wirtschaftlichen Strukturprinzips auf Pierre Proudhon zurückgegangen. (Steiner hatte bezüglich der Wirtschaft von Sozialismus gesprochen, ein Begriff, den die Autoren der Broschüre peinlich vermieden.)

 

Die Funktionsfähigkeit der Wirtschaft im Sinne der Realisierung des Gegenseitigkeitsprinzips von Geben und Nehmen setze "die Abwesenheit jeglicher Monopole voraus", sowohl unternehmerischer als auch gewerkschaftlicher. Monopole wurden als wirtschaftliche Machtpositionen definiert, die es ihren Inhabern ermöglichen, "beim Tausch der Güter und Leistungen weniger zu geben, als sie bekommen haben". Die bezögen arbeitslose Einkommens, Grundrente, Kapitalrente oder eine Monopolrente, die durch Verknappung des Angebots oder der Nachfrage auf den einzelnen Märkten ermöglicht und durch Kartelle, Gewerkschaften usw. abgeschöpft wird. So wurde eine dritte Ausbeutungsart festgestellt.

 

Um diese drei Formen des arbeitlosen Einkommens auszuschalten, brauche man eigentlich nur Artikel 1 des Grundgesetzes der Bundesrepublik realisieren, wonach die Würde des Menschen unantastbar ist. Die im Grundgesetz verankerte Soziale Marktwirtschaft wolle "im umfassenden Sinne als unbedingt monopolfreie Wirtschaft verstanden sein".

 

Es zeichne sich ein auf dem Naturrecht basierender neuer politischer Weg ab, der durch eine Reihe von Verfassungsgerichtsprozessen markiert sei. "Im Grunde hat also die Ära dieser Art freiheitlicher Politik schon begonnen". Der freiheitlichen Bewegung obliegt es, diese Möglichkeit unserer Zeit voll bewußt zu machen und ihr die interessenpolitischen Hindernisse aus dem Wege zu räumen.

 

Sie brauche keineswegs am gegenwärtigen Dilemma der herkömmlichen Demokratie scheitern. Bei genügender wissenschaftlicher Fundierung und gründlicher publizistischer Vorbereitung werde der Verfassungsgerichtshof im Sinne der Menschenwürde entscheiden. Es dürfte z.B. möglich sein, die Störung des Gegenseitigkeitsprinzips durch die staatliche Währungspolitik und die heutige Bodenordnung zu entlarven. Erst die Monopolfreiheit der Wirtschaft gewährleiste die Startgleichheit aller Marktpartner im wirtschaftlichen Wettbewerb.

 

Der neue Weg freiheitlicher Politik bedürfe solcher Forscher, die ihre Ergebnisse in einer verbindlichen, nicht emotionsgeladenen Form weiterzugeben vermöchten. Durch sorgfältige Interpretation der Grundrechte sei das Fundament einer freien und zugleich sozialen Gesamtordnung zu schaffen. "Für die Freiheitsfreunde, die immer eine Minderheit sein werden, liegt die größte Chance heute auf der verfassungsrechtlichen Ebene." Um sie zu nutzen, ist sinngemäße Organisation und eine kluge Taktik vonnöten. In Schulfragen müsse man mit den Schulrechtlern, in Kartellfragen mit den Kartellgegnern, in der Bodenfrage mit den Bodenreformern zusammenarbeiten. "Der erste Schritt ist die Bildung eines Forschungs-Teams, das die Möglichkeiten der freiheitlichen Politik bis in die Einzelheiten klärt."

 

Dies war eine Art Programm des Seminars für freiheitliche Ordnung, einer "Initiative freier Menschen, die aus sozialem Gewissen heraus sich für den Fortgang der Geschichte verantwortlich fühlen" So charakterisierte sich das Seminar selbst.

 

 

 

 

 

 

1 Karl Walker, Rundbrief vom 3.1.1974

2 Ekkehard Lindner am 12.1.1992 an den Autor

3 Karl Walker, Die Überwindung des Kapitalismus unter Beibehaltung des marktwirtschaftlichen Wettbewerbs, Lauf 1954, S. 5

4 Dokumentation, Fragen der Freiheit 185, S. 14

5 ebenda, S. 28

6 Neue Wege freiheitlicher Politik, S. 2

7 ebenda, S. 12

 

 

 

 

 

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Günter Bartsch: Die NWO-Bewegung

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Im Juni 2001 gescannt, korrekturgelesen und ins Netz gestellt von W. Roehrig