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Günter
Bartsch: Die NWO-Bewegung
ISBN
3-87998-481-6; Lütjenburg: Gauke, 1994
III. Der
Rolandbund unter dem Hakenkreuz
Vorspiele
und Geheimgespräche
Versuche,
den Nationalsozialismus mit Gesellschen Ideen zu impfen, setzten schon 1922
ein. (1) Für seinen Wirtschaftstheoretiker Gottfried Feder brächte das Freigeld
permanente Inflation, auch der Freilandgedanke sei "ein gefährliches
Abbiegen vom Weg der Erkenntnis". (2) Dem widersprachen die Freiwirte.
Der
Nationalsozialismus breitete sich zunächst in Österreich und sodann im
Sudetenland der Tschechoslowakei aus, wo ein freiwirtschaftlicher Kreis um
Leopold Quitt in seine Partei eintrat. "Wir Anhänger Gesells gehen
zuversichtlich zu Werke, und wir hoffen, dass das persönliche Mißtrauen, das
man gegen Gesell hegt, bald verscheucht werden wird." (3) Tatsächlich
machte die Partei der sudetendeutschen Nationalsozialisten unter dem Vorsitz
von Rudolf Jung Freiland und Freigeld vorübergehend zu ihrem
Wirtschaftsprogramm, allerdings unter völkischen Gesichtspunkten, die auch von
ihrer freiwirtschaftlichen Fraktion gutgeheißen wurden. Solange es verschiedene
Völker und Rassen gebe - schrieb Quitt- könne die Gesellsche Art von Freiland
nicht gutgeheißen werden. "Es hieße, nur deutschen Boden fremden,
tieferstehenden Völkern auszuliefern, die in ihrer Heimat nicht fortkämen . . .
" (4)
Auch der
NSDAP sind schon in den 20er Jahren Gesellianer beigetreten, so Dr. Rosikat (5)
und Christian Wolter. Mit Rosikat dem Syndikus des schlesischen
Genossenschaftsverbandes, verlor die Freiwirtschaft ihren feurigsten Redner und
einflußreichsten Mann. Vor solchen Übertritten und einer Zusammenarbeit mit den
Nationalsozialisten warnte vor allem Dr. Uhlemayr: das Wirtschaftsprogramm der
NSDAP sei "dilettantenhaft" und lasse das Wirtschaftsfundament
unangerührt. "Vom Standpunkt der freiwirtschaftlichen Erkenntnis aus muß
es aufs das Schärfste bekämpft werden. Ein Pakt mit dem Nationalsozialismus ist
für uns unmöglich." (6)
Dr. Rudolf
Nölle hingegen hatte gegen Hitler nicht viel einzuwenden. Der Egoismus sei
freilich keine jüdische, sondern "eine göttliche Einrichtung". (8)
Arminius forderte eine Währungsdiktatur der Freiwirte (9), die anscheinend
Hitlers Diktatur zuvorkommen sollte.
Gerade das
Wirtschaftsprogramm der NSDAP lockte viele Freiwirte an. Mochte es auch
dilettantisch sein, es konnte ja durch sie selber verbessert werden. Endlich
hatte eine politische Partei die Brechung der Zinsknechtschaft zu ihrer
zentralen Forderung gemacht - konnte man da abseits stehen, statt mitzuhelfen?
Aus solchen Erwägungen sind Hunderte von Freiwirten der NSDAP beigetreten.
Rückwirkend trat der Nationalsozialismus auch in die NWO-Bewegung ein. Das
Wechselspiel ließ sich nicht umgehen und vermeiden. Nur wurden auch die
freiwirtschaftlichen NSDAP-Mitglieder vom Nationalsozialismus infiziert. Schon
seiner Masse wegen wirkte er ansteckend.
Während eine
Gruppe um Paul Diehl öffentliche Versammlungen organisierte, um das deutsche
Volk vor der durch Hitler heraufziehenden Gefahr zu warnen, zogen andere
Freiwirte interne Zusammenkünfte mit führenden Nationalsozialisten vor, die sie
zu impfen gedachten. (10) Göring erteilte allerdings sofort eine Abfuhr. (11)
Zu großen
Hoffnungen schien eine Zusammenkunft mit Dr. Goebbels, Graf Helldorf, Daluege
und 13 anderen Männern aus dem Führungskorps der NSDAP zu berechtigen.
Arrangiert durch den Berliner Bankier Spreng (Pseudonym für Wilhelm Radecke),
begann sie mit einem Essen, dem ein 2-stündiger Vortrag folgte. Graf Helldorf
soll begeistert gewesen sein: "Wenn München nicht will, dann marschieren
wir g e g e n München!" (12) Goebbels habe von dem Redner gefordert, daß
er Hitler ebenso von Gesells Reformvorschlägen überzeuge, "wie Sie mich
überzeugt haben". (13)
Ernst Röhm,
Stabschef der SA, und Heinrich Himmler, Reichsführer der SS, kamen zu einem
Treffen extra nach Zürich. Wilhelm Radecke hatte mit Himmler in einer Schulbank
gesessen. Dieser leitete ein: "Der Stabschef kennt die Grundzüge Ihrer
Währungs- und Geldreform. Sie brauchen nicht weit auszuholen." Radecke
überzeugte Röhm, der eine Besprechung mit Hitler vermitteln wollte.
"Merken Sie sich aber, mehr als 10 Minuten hört er nicht zu. In dieser
Zeit müssen Sie ihn packen. Und Vorsicht: auf den Namen Gesell darf er nicht
kommen . . . " (14)
Umsonst
wartete Radecke auf das ihm versprochene Telegramm aus dem Hauptquartier der
SA. Röhm hatte vergeblich bei Hitler vorgesprochen. Dieser lehnte es ab,
Radecke zu empfangen. Anscheinend mußte man einen anderen Weg beschreiten, um
ihm die Freiwirtschaft nahezubringen.
Organisation
und Sammelruf
Wilhelm
Radecke war Prokurist des großen Berliner Bankhauses Bleichröder & Co.
gewesen und nun Direktor der Reichskredit-Anstalt. Den eigenen Worten nach
stützte er sich in seinem Beruf seit 1928 auf die Erkenntnisse Silvio Gesells.
Fasziniert vom raschen Anwachsen der nationalsozialistischen Bewegung, war er
gleichzeitig besorgt über die "wüste Promenadenmischung aus Kapitalismus
und Marxismus" (15), die dem von Gottfried Feder entworfenem
Parteiprogramm der NSDAP zugrundelag.
Ende 1932
veröffentlichte Wilhelm Radecke im Selbstverlag eine Broschüre "Der Weg
aus der Not", die sich mit Feder und der Arbeitsdienstpflicht des Geldes
befaßte. Die NSDAP beabsichtige keineswegs, der wirren Theorie ihres
Wirtschaftstheoretikers zu folgen. Gefährlicher sei der Pseudosozialist und
Konjunktur-Antisemit Funk, mit dem der Realkapitalismus gegen den
Geldkapitallsmus aufgestanden wäre. "Um dem deutschen Menschen die
Ausführung seiner Experimente zu ersparen, ist es notwendig, die Führung der
NSDAP endlich zu Besinnung zu bringen." (16) Hitler sollten die Wege
gezeigt werden, "auf denen er seine durchaus richtigen Ziele erreichen
kann." Dazu müßten jene Fehler aufgedeckt werden, die Feder in das
NSDAP-Programm eingeschmuggelt habe.
Die NSDAP -
"Partei der großen Hoffnung" von Abermillionen - braucht ein neues
und klares Wegprogramm. Es muß auf der Arbeitsdienstpflicht des Geldes fußen,
für das eine Benutzungsgebühr erhoben werden sollte. "Das Bekleben der
Scheine mit kleinen Zuschlagsmarken ist zu umständlich und nur im Kleinbetrieb
möglich. Der beste Weg scheint mir der zu sein, die Gebühr jeweils in bar zu
erheben. Die Geldscheine bleiben das ganze Jahr hindurch unverändert und nur
die Benutzungsgebühr wird bei jeder Zahlung berechnet." (17)
Hitler, der
kommende Mann, sei noch von Dummköpfen und Bonzen umgeben, die niemand an ihn
heranlassen. Er brauche andere und wirklich sachverständige Berater. Radecke
drohte der NSDAP, das Arbeitsvolk werde ihr seine Gefolgschaft kündigen, falls
sie nicht das Programm von Gottfried Feder durch das von Silvio Gesell ersetze.
Andererseits umwarb er Röhm, Himmler und Goebbels als jene Männer, die den Ring
der falschen Ratgeber des FÜHRERS durchbrechen konnten und ihm den Weg zu
Hitler bahnen sollten. Es sei ja eine Tragik ohnegleichen, daß ausgerechnet
Hitler, der in Deutschland eine nationale Bewegung von gigantischem Ausmaß
geschaffen, bisher nicht in den Besitz des Mittels kommen konnte, durch das
allein seine Ziele realisierbar würden. Den Eigennutz unschädlich zu machen
wäre nur "im Schatten des großen Toten zu erreichen, dessen Lehre den
Eigennutz in den Dienst der Allgemeinheit zwingt". (18)
Adolf Hitler
soll in den Schatten Silvio Gesells treten und sein Vermächtnis erfüllen! Ein
bißchen mehr Charakterkunde hätte Radecke gut getan. Doch stand seine Ansicht
nicht allein.
In seiner
Enttäuschung über das Ausbleiben von Hitlers Telegramm beteiligte er sich im
Januar 1933 an einer öffentlichen Versammlung des Freiwirtschaftsbundes gegen
die NSDAP, wobei er und sein Mitarbeiter Theodor Benn, ein Bruder des
Schriftstellers Gottfried Benn, von gewaltsam eindringenden SA-Leuten leicht
verletzt wurden. Dessen ungeachtet glaubte Radecke weiterhin, die Frage der
geistigen Führung sei in der NSDAP - im Unterschied zur politischen - noch
nicht entschieden.
In einer
zweiten Broschüre vom März 1933, die NSDAP war bereits im Besitz der Macht,
distanzierte sich Radecke von jeglichem Individualismus. Die Zeit des
Liberalismus ist unwiderruflich zu Ende. Liberale Professoren wie Röpke und
Moll können nur noch erreichen, "daß ihre Irrungen über die Natur des
Geldes wieder einmal anderen Völkern den ersten Nutzen aus urdeutschem
Gedankengut zukommen lassen". Nämlich aus dem Gedankengut Silvio Gesells.
Nun bedarf es der Indexwährung. Wenn es um die Wirtschaft schlecht steht, so
nicht deshalb, weil sich der Staat eingemischt hat, "sondern der Staat hat
sich einmischen müssen, weil es der Wirtschaft schlecht geht". Der
Kapitalismus "hat sich selbst aufgefressen". Die Nutznießer des
bisherigen Systems werden mit allen Mitteln versuchen, die Ausbeutung zu
erhalten. "Nur eiserner Fleiß und mutiges Ausharren im Kampf für eine
,Wirtschaft ohne Knechtschaft' kann die blutige Zeit nutzloser Experimente
abkürzen." (20)
Innerhalb
der NSDAP fanden heftige Debatten über Wirtschaft und Währung statt. Um diese
Auseinandersetzungen mit mehr Kraft und Erfolg weitertreiben zu können,
entschlossen sich Radecke und seine Gesinnungsfreunde im April 1933 zur
"organisatorischen Zusammenfassung aller in gleicher Richtung wirkenden
Parteigenossen", also der in die NSDAP übergetretenen Gesellianer. Er
selbst war bereits ein ,angesehenes Mitglied' der Hitler-Partei. Es fanden
mehrere Vorbesprechungen statt, bevor der Rolandbund am 1. Mai 1933 an die
Öffentlichkeit trat. Sein Symbol war das Rolandsschwert in Kombination mit dem
Hakenkreuz. Er wollte die NSDAP von innen in Richtung Freiwirtschaft drängen.
Bis dahin
war der 1. Mai eine Heerschau des internationalistisch eingestellten
Proletariats. Die Nationalsozialisten erklärten ihn zum "Feiertag der
nationalen Arbeit". Daß der Rolandbund gerade unter diesem Markenzeichen
an die Öffentlichkeit ging, verscherzte ihm von vornherein die politisch
bewußte Arbeiterschaft.
Sein
"Sammelruf" wandte sich an alle ,deutschen Volksgenossen' mit der
dringenden Empfehlung, das neue politische System nicht zu stürzen, sondern zu
unterstützen. Der Roland wolle es vollenden. Er sei ein nationaler Bund zur
Sicherung der Markthoheit des Reiches mit dem Ziel einer "nie wieder zu
erschütternden deutschen Wohlstandswirtschaft".
Im Sammelruf
fand sich eine bestechende Zeitanalyse: Der Marxismus ist geschlagen, die
Gefahr des Kommunismus bezwungen. Nun muß die nationale Revolution endgültig
und unwiderruflich gemacht werden. "Unversehrt blieb die internationale
Hochfinanz." Sie spinnt bereits wieder die Fäden der Gegenrevolution,
"während die Soldaten der deutschen Revolution noch mit der Front am
marxistischen Feinde liegen". Die Hochfinanz will das fleißige Arbeitsvolk
weiterhin um den Löwenanteil seines Arbeitsertrags bringen. "Geldgeschäft
und Währungsmachenschaften sind die listigen Mittel zu diesem Zweck." Die
nationale Revolution Adolf Hitlers wird erst dann vollendet sein, wenn der
Staatswille des deutschen Volkes "seine Hoheit über die Mächte der Hochfinanz
voll durchgesetzt hat." Die Inflation war ein Verbrechen, die Deflation
nicht minder, aber es gibt ein Drittes: die noch zu schaffende wahrhaft
deutsche (Index-) Währung.
Dem
politischen Erfolg des Nationalsozialismus muß die wirtschaftliche Sicherung
folgen. Die welthistorische Stunde erfordert "eine nationaldeutsche Lösung
des Problems der wirtschaftlichen Ordnung und der sozialen Frage in
Deutschland." Denn die Weltwirtschaft ist auseinandergebrochen. Daher
bleibt nur eins: Markthoheit des deutschen Arbeitsvolks, Freiheit des Marktes
von Geldmächten, die aus seiner Verriegelung Gewinn schlagen wollen.
Die deutsche
Volkswirtschaft muß zur Verteidigung ihrer Unabhängigkeit gerüstet sein. Daher
das Rolandsschwert. "Goldwährung gefährdet unsere Wehrkraft."
Notwendig sei eine "national geschlossene Bevölkerung" und eine
"selbständige deutsche Reichswirtschaft". Die Regierung dürfe
hinsichtlich der Geldausgabe und Währung nicht von Mächten abhängig sein,
"die der Reichsgewalt entzogen sind." Der Rolandbund sprach von einer
"völkischen Marktgemeinschaft" als "Lebensnerv der Markthoheit
des Reiches". Nach innen sei ihre Währungshoheit solange nicht
gewährleistet, wie Privatpersonen, ohne rechtswidrig zu handeln, "das vom
Reiche zur Verfügung gestellte Geld dem Markte entziehen können".
Verstaatlicht es!
"Versäumt
es das Reich, sich die unbedingte Währungshoheit auch auf dem Markte, die
Herrschaft über jedes Geldstück in der versteckten Lade zu sichern, so gleicht
es in all seiner strotzenden Kraft dem Siegfried, der das Lindenblatt übersah,
das auf seinen Rücken fiel" (als er sich mit dem Drachenblut einrieb).
Hier wurden mögliche Konsequenzen einer Verstaatlichung des Geldes sichtbar,
die Gesell nicht vorausbedacht hatte.
An die
Freiwirte, an die Freunde und Anhänger Gesells wandte sich der
"Sammelruf" ganz besonders. Sie sollten im Rolandbund ihre neue
Formation und Einheitsorganisation erblicken:
"Jetzt
ist eure Stunde gekommen. Nacheinander läßt der Feldherr die verschiedenen
Waffengattungen in die Kampfhandlung eingreifen. Ungeduldig wartet ihr,
Freiwirte, so des Rufes an euch. Jetzt ist die Reihe an euch. Ihr dürft euch
dem Führer des deutschen Befreiungskampfes nicht versagen. Jetzt, wo es die
Behauptung und Befreiung Deutschlands auf der bevorstehenden
Weltwirtschaftskonferenz und bei der Neugestaltung des Währungswesens in der
Welt gilt. . ., müßt ihr als geschulte technische Spezialtruppe heran. Tretet
Mann für Mann hinter den Volkskanzler Adolf Hitler. Heft uns, sein Werk für
Deutschland zu stützen und zu vollenden." (21)
Mit dem
,Feldherrn' konnte nur Adolf Hitler gemeint sein. Die Freiwirte hätten
"abseits gestanden" (22) während eines Kampfes, den die Soldaten der
deutschen Revolution auch für sie durchfochten. Das war deutlich genug,
allerdings keine Identifizierung mit dem Nationalsozialismus. Zu dessen Sturm-
und Schlägertruppen wollte man auf Distanz bleiben, in seinem Wirtschaftssystem
jedoch die geistig führende Rolle spielen.
Der Andrang
zum Rolandbund war derart groß, daß seine Organisationsleitung - wie die der
NSDAP - vorübergehend eine Mitgliedersperre beschloß, um Karrieristen und
Konjunkturritter möglichst fernzuhalten. Er hatte mindestens 1.500 Mitglieder
(wahrscheinlich weit mehr), darunter fast alle Freiwirtschaftler, die der NSDAP
beigetreten waren.
Übrigens
rief er zu einmaligen Geldspenden auf, um seine Organisation im ganzen Reich
ausbauen zu können. Auch Mitgiedsbeiträge sollten vorausgezahlt werden.
Der
Rolandbund richtete ein Bundesorganisationsamt ein, für das geeignete Räume
gemietet wurden. Es befand sich in Berlin-Marienburg, Ullstein-Str. 173.
Oberstvormann des Bundesorganisationsamtes war Theodor Benn, der Vertraute
Wilhelm Radeckes.
Einige
Freiwirts-NSDAP-Mitglieder blieben jedoch dem Rolandbund fern. Ich nenne hier
nur Prof. Karl Polenske. Er hatte sich mit Silvio Gesell wegen Damaschke
überworfen
und Gottfried Feder zugewandt, der ihm zwei Besprechungen unter vier Augen
gewährte. Danach war Polenske überzeugt, daß die NSDAP die Goldwährung abschaffen
und womöglich auch für Freiland sorgen würde, wenn sie an die Macht käme. Er
verließ den FWB und trat in die NSDAP über, worin er sogar zum Amtswalter
aufstieg. (23)
Den
"Sammelruf" des Rolandbundes unterschrieben 16 Männer und keine
einzige Frau. Er trug folgende Unterschriften:
Prof. Dr.
Hans Sveistrup
Dr. Franz
Hochstetter
Wilhelm
Radecke
Dipl.-Ing.
Ernst Goebel
Fritz Mayer
Theodor Benn
K J.
Schuchardt
Hans
Schumann
Dr. med.
Wilhelm Weber
K. H.
Sonnenschmidt
O. Goebbels
Ewald Vogt
Walter E.
Vogel
Friedrich
Schwiers
Dipl.-Ing.
Bruno Heß
Otto
Weißleder
Der
scharfgeschliffene Text des "Sammelrufs" stammte ohne Zweifel von
Wilhelm Radecke. Von Sveistrup hatte man angenommen, er sei Stirnerianer.
Die
"Schule der Freiheit" und der Bund für krisenlose Volkswirtschaft
waren im Rolandbund durch berufene Sprecher vertreten - ersterer durch Dr.
Franz Hochstetter und der zweite durch Otto Weißleder. Hier gab es
Querverbindungen, wenn nicht korporative Mitgliedschaften.
Wilhelm
Radecke hoffte anscheinend weiter auf seinen ,Schulfreund' Himmler, auf Dr.
Goebbels und vor allem auf Ernst Röhm, der womöglich bis Februar 1934 seine
Hand über den Rolandbund hielt, weil er dessen Währungsspezialisten für seine
Zwecke auszunutzen gedachte. Die blutige Niederschlagung der noch in
Vorbereitung befindlichen SA-Revolte und Röhms Erschießung am 30. Juni 1934
bereiteten auch dem Rolandbund ein rasches Ende. Er wurde offenbar zur
Selbstauflösung gezwungen.
Radecke war
gegen eine ,zweite Revolution', wie sie Röhm plante, weil sie die SA und damit
in seinen Augen den braunen Pöbel zum entscheidenden Träger der politischen
Herrschaft machen sollte. Er hat jedoch später angedeutet, Röhm sei auch wegen
seiner Schweizer Gespräche mit Freiwirtschaftlern aus dem Wege geräumt worden.
(24)
So ging der
Rolandbund wenig später als der FWB und fast gleichzeitig mit dem FKB unter,
obwohl er beider Erbe anzutreten gedachte. Er war auf dem Wege, die
nationalsozialistische Variante der Freiwirtschaft zu werden, wie der
Proletarische Block die kommunistische.
Ein
freiwirtschaftlicher Nachruf auf Wilhelm Radecke, der später Präsident der
Freisozialen Union (FSU) war und bis 1978 lebte, gab seiner Broschüre "Der
Weg aus der Not" freundlicherweise den Untertitel: "Warnung vor Adolf
Hitler" (25).
Darauf wäre
der Autor selbst wohl nicht gekommen, setzte er doch bereits 1931/32 auf
Hitler, der auf dem Wege zur wohlverdienten Macht alle Widerstände brechen und
viel Gerümpel aus dem Weg räumen müsse.
Radecke war
jedoch nicht von der biologischen Denkweise Hasses angesteckt. Er dachte
realpolitisch bis zur letzten Konsequenz. Allerdings verrechnete er sich sowohl
mit Himmler und Goebbels als auch mit Röhm. Hitler beurteilte er gerade deshalb
falsch, weil er ihn für einen reinen Pragmatiker hielt. Diesen Fehler machten
freilich auch andere Freiwirtschaftler - und Politiker aller Richtungen.
Arthur Rapp
sprach bezüglich des Rolandbundes, den er in Berlin vor Augen hatte, von einer
"Herrenclique, die allerdings im ganzen Reich tätig" sei. Offenbar
hielt er ihn für den Herrenclub der Freiwirtschaft.
1 Ich will
hier nur auf Will Noebe hinweisen, der Hitler 1922 nach einer öffentlichen
Veranstaltung der NSDAP in München direkt ansprach.
2 Gottfried
Feder in: Deutscher Sozialist 16.4.1921
3 Leopold
Quitt in: Die Freiwirtschaft November 1921
4 ebenda
5 Udo
Kissenkoetter, Gregor Strasser und die NSDAP, Stuttgart 1978, S. 97/98
6 Dr. B.
Uhlemayr in: Die Freiwirtschaft 7/1923
7 Dr. Paul
Diehl, Wohin führt uns der Nationalsozialismus? Bern-Leipzig 1932, S. 31
8 Arminius -
Hitler oder Gesell? Erfurt 1931, S. 16
9 ebenda, S.
42
10 Will
Noebe, Geheime Mächte, Berlin 1965, S. 105
11 ebenda,
S. 109
12 Wilhelm
Radecke, Hintergründe der Affaire Röhm, Solingen 1950, S. 11
13 Will
Noebe, Geheime Mächte, S. 108/9
14 ebenda,
S. 111
15 Wilhelm
Radecke, Der Weg aus der Not (I), S. 5
16 ebenda
17 ebenda S.
19
18 ebenda S.
27
19 Wilhelm
Radecke, der Weg aus der Not (II), Vorwort
20 ebenda,
S. 10
21 Sammelruf
des Rolandbundes
22 ebenda
23 Ich
stütze mich auf Informationen der Tochter Polenskes
24 in:
Hintergründe der Affaire Röhm
25
Zeitschrift mtg Nr. 38, Der Radecke-Nachruf stammte von Prof. Binn.
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Bartsch: Die NWO-Bewegung
ISBN
3-87998-481-6; Lütjenburg: Gauke, 1994
Im Juni 2001 gescannt, korrekturgelesen und ins Netz gestellt von
W. Roehrig