Schriftsatz
Deutscher Schriftsatz des 20. Jahrhunderts
Der Gedankenstrich ist ein Halbgeviertstrich, der auf beiden Seiten von einem Leerraum von je 4/15 Geviert umgeben ist.
- Der Gedankenstrich
- Ich meine – und das sage ich hier in aller Deutlichkeit – gar nichts!
Der Bereichsstrich ist ein Halbgeviertstrich ohne weiteren Leerraum.
- Der Bereichsstrich
- Alexander Pope (1688–1744)
Vor den hohen Satzzeichen „:“, „;“, „!“ und „?“ wird nur dann, wenn sie nicht schon eine erhöhte Vorbreite besitzen, ein Ausschluß von etwa 10 Geviertprozent gesetzt. Dieser Ausschluß beträgt also ungefähr einen Punkt und wird im Englischen wohl auch manchmal „Hair Space “ genannt.
Mit einem Punkt beendete Abkürzungen werden voneinander durch einen Leerraum getrennt, der keinen Zeilenumbruch erlauben sollte und in etwa ein halbes Leerzeichen breit ist. Wir verwenden hierzu einen Dünnraum (3/18 Geviert).
- Der Dünnraum in einer Abkürzung
- z. B.
(Im englischen Schriftsatz werden Abkürzungen wie in “e.g. ” direkt hintereinander geschrieben.)
Diktengleiche Schriften
Bei Verwendung dicktengleicher Schriften, etwa auf einer Schreibmaschine, gelten besondere Regeln.
Vor den Satzzeichen „:“, „;“, „!“ und „?“ wird dann kein Leerraum eingefügt.
Mit einem Punkt beendete Abkürzungen sollen nach verschiedenen Quellen voneinander durch ein geschütztes Leerzeichen getrennt werden (»u. s. w.«), aber in der Praxis werden sie oft direkt hintereinandergeschrieben (»u.s.w.«).
Deutscher Schriftsatz des 19. Jahrhunderts
Die Informationen dieses Abschnitts beruhen auf der Sichtung weniger Bücher aus dem 19. Jahrhundert.
Das Absonderungszeichen ist ein Geviertstrich, der von Leerzeichen umgeben ist.
- Das Absonderungszeichen
- Ich meine — und das sage ich hier in aller Deutlichkeit — gar nichts!
Vor den Satzzeichen „:“, „;“, „!“ und „?“ wurde manchmal ein mehr oder weniger kleiner Leerraum (vielleicht ein halber Leerraum oder ein Achtelgeviert) gesetzt.
Mathematische Spationierung
Im mathematischen Schriftsatz werden verschiedene Leerräume eingesetzt.
In manchen Quellen werden für die Leerräume Breiten genannt, die von den im folgenden genannten etwas abweichen.
Um Irritationen durch Kursivkorrekturen zu verhindern, wird in den folgenden Beispielen auf die Verwendung von Kursivschrift verzichtet, auch wenn sie sonst in manchen Fällen angezeigt wäre.
Kein Leerraum
- Nach Vorzeichen
- −2
- Auf der Innenseite von Klammern (mit weiter unten genannten Ausnahmen)
- (2)
- (2, 3)
- {2, 3, 4}
- Bei Operatorzeichen als Index (auch bei Grad, Bogenminuten und Ähnlichem)
- a⁺
- Vor Satzzeichen
- 2,
- Um den Schrägstrich zur Division
- 2/3
- In operatorlosen Produkten
- 2x
- xy
Der Haarraum (1/8 Geviert)
- Nach manchen Quellen wird oder wurde vor einige (hohen?) Satzzeichen ein Achtelgeviert gesetzt, hier näherungsweise zunächst durch einen Haarraum und dann durch einen Dünnraum dargestellt (und vor beidem: ohne Leerraum).
- Nichts!
- Nichts !
- Nichts !
Im Französischen wird von hohen Interpunktionszeichen und in Anführungszeichen ein Dünnraum oder ein halbes Leerzeichen gesetzt.
Der Dünnraum (3/18 Geviert)
- Zur Trennung von Differentialbasen
- x dx
- dx dy
- Zur Trennung von Einheiten
- 2 cm
- Zur Trennung von Fakultäten
- 12! 5!
- Zur Trennung operatorloser Anwendungen
- sin x
- Zur Trennung von Namensteilen
- lim sup
- Nach einem Komma in Tupeln
- (x, y)
- Vor und nach einem Summenzeichen
- x Σ y
- Zwischen Grad und Minuten
- 2˚ 15′
Der Mittelraum (4/18 Geviert)
- Um als „Operator“ empfundene Zeichen (außer schrägen Bruchstrichen)
- x + y
- A ∪ B
- a | b
Einige Autoren empfehlen hier einen kleineren Leerraum bei kleinen Ausdrücken oder schrägen Bruchstrichen und verwenden den Mittelraum nur zur Strukturierung in größeren Ausdrücken. Dieser Text richtet sich hinsichtlich des schrägen Bruchstrichs nach einer Quelle, die gar keinen Leerraum um schräge Bruchstriche vorschreibt.
Der Dickraum (5/18 Geviert)
- Um als „Relation“ empfundene Zeichen
- A → B
- x → ∞
- x ↦ x
- x ≔ a
- x = y
- x ∈ Y
- f : A → B
Bei "f : A → B" ist ein Dickraum nach dem Doppelpunkt aber nicht davor, sowie vor und nach dem Pfeil. Es ist nicht ganz klar, was für ein Leerraum vor dem Doppelpunkt zu schreiben ist, hier wurde ein Dünnraum verwendet.
Das Halbgeviert (9/18 Geviert)
- Vor der runden Klammer auf zu Angaben zur Restklassenarithmetik in Textabsätzen
- x² = a (mod p)
Das Geviert (18/18 Geviert)
- Vor der runden Klammer auf zu Angaben zur Restklassenarithmetik in freistehenden Absätzen
- x² = a (mod p)
- Zur Trennung von Text (nur in freistehenden Absätzen?)
- f(x) → C für x → ∞
- a = b oder a = p / 2
Das Doppelgeviert (36/18 Geviert)
- Zwischen Formel und ohne Text angeführter Bedingung
- ax + bx = z x + y = c
- aⁿ + bⁿ = zⁿ (n > 2)
Mathematische Schriftwahl
Global vereinbarte Namen (Konstanten wie oft beispielsweise "sin", "e" oder "d") werden nichtkursiv geschrieben. Sie können auch mehrere Buchstaben haben.
Lokal vereinbarte Namen (wie oft beispielsweise "f " oder "x ") werden kursiv geschrieben. Sie bestehen meistens nur aus einem Buchstaben, da sie sonst mit einem Produkt verwechselt werden könnten.
Mathematische Anwendungen
- Bei der Verwendung von Quantoren werden keine weiteren Leerräume eingefügt
- ∀u, v.∀x.B
- Das Lambda in Lambda-Termen wird wie ein Quantor gesetzt
- (λf.(λz.fz ))(λx.x × x )
- λ(x, y ).B
- λx.λy.B
- Abbildungsdefinitionen
- f : A → B, x ↦ x
- Mengenangaben mit Aufzählungen
- {1, 2, 3}
- Bei Mengenangaben mit Beschreibungen werden Dünnräume in die Klammern gesetzt und der senkrechte Strich wird großzügig (hier mit Dickräumen) abgetrennt.
- { x | x > 2 }
Gliederung von Zahlen
Die internationale Generalkonferenz für Maß und Gewicht (« ») bekräftigt in ihrer Sitzung 2003, daß das Komma und der Punkt in Zeilenhöhe als Dezimaltrennzeichen verwendet werden und nicht zur Gliederung von Ziffernfolgen verwendet werden dürfen.
Im deutschen Schriftsatz ist es das klassische Verfahren, das Komma als Dezimaltrennzeichen zu verwenden und den Punkt zur Gliederung von Dreiergruppen vor dem Komma. Dieses Verfahren ist aber beim internationalen Austausch von Daten, die keine bestimmte natürliche Sprache haben, mißverständlich. Wenn die Daten maschinenlesbar sein sollen, dann wird auf Dreiergruppen verzichtet, sonst können sie durch kleine Leerräume gebildet werden.
Anführungszeichen
Wenn in einem Text der Sprache A ein Zitat der Sprache B verwendet wird, dann werden dabei normalerweise die Anführungszeichen der umgebenden Sprache A verwendet.
(Davon abweichend wäre eine Regelung denkbar, in der die Anführungszeichen der zitierten Sprache verwendet werden, um diese erkennbar zu machen.)
Italienische Anführungszeichen
Die italienische Wikipädie nennt 2009 1–2 Punkte Leerraum im Inneren von « virgolette caporali » (wie hier, direkt vor diesem eingeklammerten Text, zu sehen). Diesem entspricht bei einer Schrift von 10 Punkte wohl ein “thin space”, da ein Leerraum in einer Schrift von 10 Punkten eine Breite von 2 bis 3,3 Punkt (2 bis 3,3 Zehntel em) hat und ein “thinspace” (Unicode 8201) ungefähr halb so breit wie ein normaler Leerraum ist. Allerdings kann auch die Meinung vertreten werden, daß hier ein “hair space” verwendet werden sollte, dieser kann aber dann zur Unterscheidung bei Sprachen eingesetzt werden, die einen Leerraum von eher einem Punkt verwendet.
Anhang Die Leerräume
Die Leerräume werden meist einer Basiseinheit von 1/18 Geviert angegeben, dabei hat ein Dünnraum 3/18 Geviert, ein Mittelraum 4/18 Geviert und ein Dickraum 5/18 Geviert.
Ein Mittelraum ist somit um 33 % größer als ein Dünnraum und ein Dickraum um 25 % größer als ein Mittelraum. Diese Unterschiede sich schon etwas subtil, wenn man daran denkt, daß die unterschiedlichen Zeichenformen ja unterschiedliche Abstände zum Kegelrand haben können, deren Unterschiede größer sein können als die Unterschiede dieser Leerräume und, daß Abstände auch noch durch die Kursivstellung und Kursivkorrektur beeinflußt werden.
- Veranschaulichung der verwendeten Leerräume
Haarraum |--|
Duennraum |---|
Mittelraum |----|
Dickraum |-----|
Halbgeviert |---------|
Geviert |------------------|
Doppelgeviert |------------------------------------|- Trennung zweier Linien:
- ── ohne Leerraum
─ ─ Haarraum
─ ─ Dünnraum
─ ─ Mittelraum
─ ─ mathemtischer Mittelraum
─ ─ Leerzeichen
─ ─ Dickraum
─ ─ Halbgeviert
─ ─ Geviert
─ ─ Doppelgeviert
Anhang Leerräume in Unicode
In Unicode gibt es keine Leerräume auf der Basis von 1/18-Gevierten. In der folgende Tabelle wird daher für den Dünnraum, Mittelraum und Dickraum jeweils ein Unicode -Zeichen angegeben, das dem Dünnraum, Mittelraum und Dickraum nahekommt. In der dritten Spalte steht die Unicode -Bezeichnung und in der vierten Spalte stehen eventuelle Kommentare.
Inzwischen gibt es in Unicode auch ein Zeichen »MEDIUM MATHEMATICAL SPACE«, das aber auf dieser Seite noch kaum verwendet wird, weil es von vielen Anzeigesystemen noch nicht richtig dargestellt wird.
- Unicode
< < [8202] [] [HAIR SPACE] [0,06 bis 0,1 em] >
< [8201] [] [THIN SPACE] [ungefähr ein halber Leerraum, 0,2 em] >
< [8198] [Duennraum] [SIX-PER-EM SPACE] [Sechstelgeviert] >
< [8197] [Mittelraum] [FOUR-PER-EM SPACE] [Viertelgeviert] >
< [8287] [Mittelraum] [MEDIUM MATHEMATICAL SPACE] >
< [8196] [Dickraum] [THREE-PER-EM SPACE] [Drittelgeviert] >
< [8194] [Halbgeviert] [EN SPACE] >
< [8195] [Geviert] [EM SPACE] >
< [8211] [Halbgeviertstrich] [EN DASH] >
< [8212] [Geviertstrich] [EM DASH] >
>
Anhang Schriftzeichen in Unicode
Es folgt eine Auswahl von Schriftzeichen, die in mathematischen Termen oder Formeln vorkommen können.
- Unicode
< < [697] [Strich] [MODIFIER LETTER PRIME] [Hochstrich, wie in ›ƒʹ‹] >
>
Anhang Plain-TeX -Mathematikmodus
- plain TeX
< < [\,] [Duennraum] >
< [\>] [Mittelraum] >
< [\;] [Dickraum] >>
Im Mathematikmodus setzt Plain-TeX in vielen Fällen schon selber die richtigen Leerräume.
Anhang Plain-TeX -Textmodus
- plain TeX
< < [\thinspace] [Dickraum] >
< [\enskip] [Halbgeviert] >
< [\quad] [Geviert] >
< [\qquad] [Doppelgeviert] >>
Siehe auch: "\smallskip", "\medskip" und "\bigskip".
Anhang Quellen
- Matematiska skrivregler
- Robert Nyqvist
- 2005-06-20T12:41:51
- http://w3.msi.vxu.se/~rnyqvist/latex/filer/mskrivregler.pdf
- http://w3.msi.vxu.se/users/rnyqvist/latex/filer/mskrivregler.pdf
- slr@2005-08-07T18:08:50+02:00
- The TeXbook
- Donald E. Knuth
- Addison Wesley
- 1984
- slr@2005-08-25T15:53:14+02:00