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Isabelle Mensel (Bonn)



Johannes Kabatek und Claus Pusch (2009): Spanische Sprachwissenschaft. Eine Einführung. Tübingen: Gunter Narr.



Durch die Veröffentlichung der Spanischen Sprachwissenschaft von Kabatek/Pusch wurde die mittlerweile ansehnliche Sammlung von Einführungen in die spanische Sprachwissenschaft um ein weiteres Werk bereichert. Was dieses von seinen Konkurrenten abhebt, ist vor allem Eines: die Fülle der durchweg profund behandelten Themen. Die 'Klassiker' wie Phonetik/Phonologie, Morphologie/Wortbildung, Semantik/Lexikologie, Syntax und Sprachgeschichte sind dabei ebenso vertreten wie neuere, noch in Expansion befindliche Gebiete wie die Textlinguistik, Varietätenlinguistik, Korpuslinguistik oder die Pragmatik. Besonders hervorzuheben sind schließlich noch die in den wenigsten Einführungswerken thematisierten Bereiche des Sprachkontaktes und der kontrastiven Linguistik sowie die Frage nach Konvergenz und Divergenz im Gegenwartsspanischen, welche sinnvollerweise das breite Panorama beschließt.

Die Abfolge der Themen ist klassisch. Dem weitgehend außersprachlichen Informationen gewidmeten 1. Kapitel zur Stellung des Spanischen innerhalb der romanischen Sprachen und in der Welt folgt die Behandlung grundlegender linguistischer Termini im 2. Kapitel, welches die Basis für die weiteren legt. Die Themen der sich daran anschließenden Kapitel folgen den kleinsten Elementen der Sprache, den lautlichen Elementen, bis hin zu den größten, den Texten und Diskursen. Eine chronologische Bearbeitung der Kapitel ist sinnvoll, aber nicht zwingend. Daher kann auch der bereits mit den Grundlagen vertraute Studierende Gewinn aus der Lektüre einzelner Kapitel des Buches ziehen, wenn er sie etwa als Einstieg in ein Thema nutzen möchte. Die sehr leserfreundliche Gestaltung mit zahlreichen Abbildungen, Kurztabellen, Diagrammen, Karten, Merkkästchen und zentralen Begriffen am Rand erlaubt eine rasche Orientierung.

Eine Vertiefung – etwa für Referate und Hausarbeiten im Proseminar – lässt sich problemlos über die Lektüre der am Ende eines jeden Kapitels aufgeführten Werke erreichen, wobei auf die grundlegenden Titel mit einem Piktogramm in Form eines aufgeschlagenen Buches hingewiesen wird. Ein weiterer Pluspunkt ist die vollständige Literaturangabe, auf die viele Einführungswerke zugunsten eines für Anfänger ungeeigneten unstrukturierten Literaturverzeichnisses am Ende verzichten.




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Kurzum: Der interessierte Studierende wird im Literaturdschungel nicht allein gelassen, sondern an die Hand genommen und systematisch angeleitet.

Wer seine erworbenen Kenntnisse überprüfen und vertiefen möchte, findet am Ende eines jeden Kapitels sinnvolle Übungsaufgaben, die sich auch hervorragend als Arbeitsgrundlage in Einführungskursen eignen. Eine Bearbeitung im Selbststudium ist durch die via Verlagshomepage bereitgestellten Lösungen ohne Weiteres möglich. Diese bietet aber noch mehr: zusätzliches Material in Form von Aufnahmen gesprochener Sprache etwa, Videos wie beispielsweise das mit Aussagen des Padre Pablo Cáceres zur Verteidigung des Guaraní oder Ausschnitte aus einer Internetdiskussion zum Verhältnis der Begriffe castellano und español.

Diese kluge Nutzung des Mediums Internet erleichtert insbesondere Dozenten die Arbeit, können sie doch auf sorgfältig erstellte Dokumente als Unterrichtsgrundlage zurückgreifen. Das Werk beweist: Höchste wissenschaftliche Standards und eine umsichtige didaktische Aufbereitung schließen sich keinesfalls aus. Der Klappentext hält in jeder Hinsicht, was er verspricht: "Die übersichtliche Aufbereitung des fachlichen Grundwissens und die klare Gliederung erleichtern die Erarbeitung des Stoffes. [...] So wird das Buch zu einem Begleiter durch das gesamte Bachelor- oder Lehramtsstudium Spanisch".

Ein zweisprachiges, sehr detailliertes Sachregister vervollständigt das rundum ansprechende Angebot.

Es ist zu erwarten – und zu hoffen –, dass sich die Spanische Sprachwissenschaft durch zahlreiche Folgeauflagen zu einem ähnlichen Standardwerk wie seinerzeit die Einführung in die spanische Sprachwissenschaft von Dietrich/Geckeler entwickeln wird.