PhiN 48/2009: 61



Markus Messling (Paris)



Bury him? Zum Umgang mit Edward W. Saids theoretischem Erbe



Bury him? About how to deal with Edward W. Said’s theoretical legacy
Thirty years ago, in 1978, Edward W. Said published his most influential magnum opus Orientalism. Western Conceptions of the Orient. The debate about his book is still going on. Recent publications reveal the range of critical suggestions on how to deal with Said’s theoretical und cultural legacy. Thus the francophobe renegade Ibn Warraq claims Orientalism to be a leftist masterpiece which is supposedly in line with a despised French postmodernist tradition he wants buried. Daniel Martin Varisco, on the contrary, affirms the paramount importance of Said’s thesis for Western self-understanding. Meaning to strengthen Said’s central enjeu – the critique of (post)colonial power – he states that Said’s analyses has to be revised regarding the cultural essentialization it produces against its own objectives. Hence Varisco underlines the necessity to rediscover those Western traditions that do not go hand in glove with the eurocentric discourse described by Said. Affirming Varisco’s statement this paper argues for a critical rereading of the history of humanities in the 19th century. This applies in particular to philology as one of the humanities’ most prestigious disciplines up into the second half of the century.





1 Orientalism – eine nicht endende Debatte

Dreißig Jahre ist es jetzt her, seit Edward W. Saids Buch Orientalism. Western Conceptions of the Orient auf dem Buchmarkt erschienen ist.1 Gerade einmal dreißig Jahre, muss man wohl sagen, wenn man bedenkt, welche wissenschaftlichen und politischen Grundsatzdebatten seither stattgefunden und welche Berge an Literatur seither produziert worden sind, die sich mit Saids These(n) auseinandergesetzt haben.2 Bereits 1995, im Nachwort zu einer neuen Auflage im Taschenbuchverlag Penguin Books,3 der das Buch für den weltweiten Vertrieb mitsamt florierenden Übersetzungsrechten inzwischen unter seine Fittiche genommen hatte, kann Said ein Panorama der Diskussionen vornehmen, die sein Buch ausgelöst hatte. Das war nicht nur Teil einer Selbstvermarktungsstrategie, sondern auch dem Versuch geschuldet, das Buch, das sich in zahlreichen Lesarten emanzipiert hatte, zurückzurufen und sein gedankliches Erbe zu ordnen: Was war die vom Autor intendierte Stoßrichtung von Orientalism, in welchen vom Autor nicht voraussehbaren gedanklichen Kontexten ist das Buch rezipiert, diskutiert, attackiert, heilig gesprochen worden?




PhiN 48/2009: 62


Kurzum, kaum ein wissenschaftliches Buch der letzten 30 Jahre hat eine solche Erfolgsgeschichte vorzuweisen, hat derart viele neue Argumente und Wahrnehmungsmodi produziert und evoziert, vielleicht auch so stark den Zeitgeist getroffen. Es muss kaum mehr erwähnt werden, dass Saids Buch heute als eine, wenn nicht als die Begründungsurkunde der postcolonial studies gilt und äußerst wirkmächtig in allen textbasierten kulturwissenschaftlichen Disziplinen gewesen ist. Dementsprechend heftig und grundsätzlich war auch die Kritik an Said.

Heute, 13 Jahre nach Saids Versuch einer Ordnung der Diskurse, hat sich die Lage durchaus nicht beruhigt. Auch wenn es mittlerweile so etwas wie einen "postcolonial mainstream" gibt, in dem Edward Saids Buch unkritisch zur Grundlage der unterschiedlichsten Fachstudien gemacht wird, unterliegt die Deutungshoheit über die Orientalismus-These noch immer heftigen Polemiken, tragen noch immer entzürnte Stimmen ihre Gegenrede vor. Dies galt bisher vor allem für die Orientalistik, die ihr Image stärker beschädigt und ihre fachliche Legitimität stärker in Frage gestellt sah, vielleicht sehen musste, als alle anderen angesprochenen Disziplinen. Ein letztes schillerndes Beispiel hierfür ist die beißende Polemik des großen englischen Orientalisten Robert Irwin gegen die "Feinde" der Orientalistik (gemeint sind alle, die sich in die Saidschen Tradition stellen).4

Dass Saids These noch immer zur grundsätzlichen Positionierung herausfordert und dass die mehr oder weniger sachlichen Diskussionen um Saids Buch und dessen Erbe weitergehen zeigen zwei englischsprachige Publikationen neueren Datums, deren Sinn und Form verschiedener nicht sein könnten: Ibn Warraqs Defending the West: A Critique of Edward Said’s "Orientalism" und Daniel Martin Variscos Reading Orientalism: Said and the Unsaid. Beide Autoren sind dem orientalistischen Betrieb zuzuordnen – Warraq als freier Publizist und Übersetzer aus dem Arabischen; Varisco als Anthropologe mit Fokus auf der arabischen Welt an der Hofstra University in New York. Ihre Bücher sind aufgrund der geistesgeschichtlichen und philosophischen Argumentation von erheblicher Bedeutung für die theoretische Reflexion der Orientalismus-Problematik in den Philologien. Vor allem aber markieren sie grundsätzliche politische Standpunkte in der fortgeführten Debatte.



2 Der Eifer des Falken

"Ibn Warraq" ist ein Pseudonym, das in der arabischen Welt traditionell von kritischen Denkern angenommen wurde. Der Publizist, der unter diesem Namen schreibt, hat es sich aus Angst vor persönlicher Bedrohung zugelegt, nachdem er sein Buch Why I am not a Muslim (1995) veröffentlich hatte.




PhiN 48/2009: 63


Darin vertritt Warraq die wenig charmante These, im Gegensatz zu vielen Muslimen sei der Islam als Religion nicht friedlich und die Unterscheidung zum Islamismus sei daher irreführend. Der Westen und die ihm verbundenen Aufgeklärten müssten daher in einen "Kalten Krieg" gegen den Islam eintreten. Damals war Warraq noch Professor für britische und amerikanische Kultur in Toulouse, heute lebt er in den USA.5

Um es gleich vorweg zu sagen: Die Kern-These von Ibn Warraqs jüngstem Buch ist kaum weniger militant und man versteht sie besser, wenn man diese Vorgeschichte einer latent manichäischen Weltsicht kennt: Nur der Westen habe eine Tradition der Selbstkritik ausgeprägt, die es gegen den Kolonialismus- und Imperialismus-Vorwurf zu verteidigen gelte. Diese Tradition der Selbstkritik sei bei Said völlig ausgespart, was Generationen von jungen, gebildeten Muslimen Argumente für ihren Hass auf den Westen geliefert habe.

Die Auslassung der selbstkritischen, alternativen Positionen in Saids Fokussierung ist in der Tat ein Problem, das theoretischer Natur ist und kulturelle Konsequenzen hat, worauf später noch einzugehen sein wird. Ibn Warraqs Anliegen ist es, diese historischen Gegenpositionen innerhalb des europäischen Orientdiskurses aufzuzeigen, und zwar in einem Parforceritt von der klassischen Antike bis in die europäische Kolonialgeschichte. Im zweiten Teil des Buches, der "The Three Golden Threads and the Misapprehensions of Edward Said" überschrieben ist, liefert er hierzu durchaus interessante Quellen und Überlegungen: So zeigt etwa das Kapitel zur positiven Wahrnehmung der Sanskritstudien und frühen Indologie durch indische Philologen, dass die "Orientalistik" durchaus nicht nur als hegemoniales Unternehmen aufgenommen worden ist, und will damit den Saidschen Blick auf europäische wissenschaftliche Positionen relativieren. Der dritte und letzte Teil "Orientalism in Painting and Sculpture, Music and Literature", in dem Ibn Warraq vor allem eine europäische orientalisierende Kunsttradition verteidigen möchte, bleibt dagegen eher ornamental.

Man merkt jedoch ohnehin schnell, dass dies keine sachliche wissenschaftliche Aufarbeitung von Saids These sein soll. Vor uns liegt vielmehr eine zornige Abrechnung. Auf deren Tonalität wird man bereits bei der Lektüre des Vorworts eingestimmt, in dem Ibn Warraq darauf hinweist, dass er den Ton des ersten Teils zu "Said and the Saidists" in gewisser Weise bedauere, dieser Teil aber auf einem älteren Aufsatz basiere, den er in der Hitze des Gefechts als Antwort auf Orientalism verfasst habe:

The book begins with an extended essay based on another, originally written nearly a decade ago as a polemical attack minutely attentive to the text of Said’s Orientalism. To a certain extent, I regret the tone of that earlier essay, but it still provides, I believe, a useful introduction to the errors and inadequacies of Said’s work. After much hesitation I decided to leave it almost intact, since it had already acquired a life of ist own and had been anthologized more than once. (Ibn Warraq 2007: 11)




PhiN 48/2009: 64


Die Entscheidung gegen die Überarbeitung ist also keine Faulheit, sondern die gedankliche Marschroute, deren Etappen die Unterüberschriften im ersten Teil gut markieren, von denen hier nur einige genannt seien: "From Pretentiousness to Meaninglessness", "Contradictions", "Historical and Other Howlers", "Intellectual Dishonesty and Tendentious Reinterpretations", "Self-pity, Postimperialist Victimhood, and Imperialism", "Said’s Anti-Westernism","Misunderstanding of Western Civilization" und, schließlich, "Orientalists Fight Back". Wenn dieser Teil bereits eine Kampfansage ist, die weit über historisch-philologische Belange hinausgeht, so entpuppt sich die wahre Natur der politischen Attacke in dem methodisch-theoretischen Kapitel über "Edward Said and His Methodology".

In diesem in jeder Hinsicht aufschlussreichen und zentralen Kapitel will Ibn Warraq nun zeigen, dass Edward Saids These schlicht ideologisch sei – "Generally speaking, Said’s thinking can be characterized as 'ideological'" (Ibn Warraq 2007: 246) –, weil sie die Gegenstandpunkte einer europäischen Tradition der wissenschaftlichen und politischen Selbstkritik ignoriere. Dies aber habe fatale politische Folgen für die Selbst-Wahrnehmung der Menschen in Ländern der Dritten Welt gehabt:

In cultures already immune to self-criticism, Said helped Muslims, and particularly Arabs, perfect their already well-developed sense of self-pity. […] The attraction of Said’s thesis for third-world intellectuals is thus easily understandable. (Ibn Warraq 2007: 246)

Der Weg von hier für eine – zumindest ideologische – Haftungszuschreibung für den politischen Islamismus und seine Folgen ist nicht weit und durchaus intendiert. Dass Ibn Warraq genau an dieser politischen Verurteilung interessiert ist und nicht an einer klaren methodischen Argumentationsführung – die vor dem Hintergrund seiner durchaus nicht unberechtigten Annahme über die Saidsche Fokussierung angebracht wäre –, zeigen die bitteren methodischen Mängel, die Ibn Warraqs Analyse dann kennzeichnen. Dieser ist nämlich im Folgenden gar nicht daran interessiert, gegen die Saidsche Hegemonieanalyse die Heterogenität des westlichen Orient-Diskurses argumentativ darzulegen, sondern er beschränkt sich darauf, in zahlreichen Unterkapiteln die Gräuel der arabischen und asiatischen Kulturwelt aufzuzählen: Die mit "White Slavery" (ebd.: 250 f.), "Islamic Racism" (251-253), "Islamic Anti-Semitism" (253-260), "Asian Racism" (260-267) überschriebenen Ausführungen sollen belegen, dass der 'Orient' ja auch böse war. Das ist nicht nur letztlich historischer Revisionismus – "die anderen waren genauso grausam, das relativiert unsere eigenen Verbrechen" –, sondern gerade in dem methodologischen Kapitel ein gedankliches Armutszeugnis. Denn Ibn Warraq schreibt damit fröhlich jene Ontologisierung der Dichotomie 'Orient-Okzident' fort, die von der Forschung längst substantiell kritisiert worden ist. Die Tradition westlicher Selbstkritik, sie rückt hier in unerreichbare Ferne.

Die Argumentation in den einzelnen Unterkapiteln ist dabei zum Teil, mit Verlaub, schlicht zum Haareausraufen. Da wird der ideologische, (pseudo-)wissenschaftlich basierte Rassenwahn des nationalsozialistischen Volksstaats nicht nur mit dem politischen Judenhass des Mufti von Jerusalem, Haj Amin al-Husseini, in eins gesetzt, der Adolf Hitler persönlich um militärische Unterstützung gegen die jüdische Besiedlung Palästinas bat.




PhiN 48/2009: 65


Aus der politischen Ablehnung Israels konstruiert Ibn Warraq gleich eine rassistische Tradition in der islamischen Welt, die zu Yassir Arafat und einem (etwas willkürlich gewählten) Statement einer (wohl eher unbekannten) Fatma Abdallah Mahmoud in der ägyptischen Zeitung Al-Akhbar führen (vgl. Ibn Warraq 2007: 252 f.). Eine solche Tradition lässt sich jedoch wohl kaum aus den mehr oder weniger repräsentativen Aussagen politischer Köpfe konstruieren, sondern wäre anhand des Nachweises verschiedener, politischer, kultureller und nicht zuletzt wissenschaftlicher, Traditionen zu erbringen. Hier fällt Ibn Warraqs Studie methodisch und qualitativ weit hinter die Analyse Saids zurück.

Fragwürdig ist auch die philologisch begründeter daherkommende Konstruktion einer anti-semitischen Tradition im Islam, die schon im Koran selbst angelegt sei (vgl. ebda.: 256-260). Ibn Warraq neigt in diesem Zusammenhang dazu, die Koran-Zitate und Hadithe vollkommen losgelöst von ihrem historischen Kontext der Entstehungszeit der Religionsbegründung in Medina zu interpretieren. Das aber entspricht wohl kaum einer hermeneutisch-entmythologisierten Schriftexegese. Nicht dass Mohammed nicht Gewaltsames gegen Juden geäußert hätte. Bei vielen "Zitaten" aus dem Koran stellt sich aber die Frage nach dem im weiteren Sinne politischen Hintergrund der Aussagen, etwa nach den Auseinandersetzungen der jungen islamischen Gemeinde mit einer einflussreichen jüdischen Schicht in Medina. Deswegen wird aus solchen Aussagen noch kein systematischer "Anti-Semitismus". Und wenn der Autor zurecht einen absoluten Wahrheitsanspruch des Korans und damit verbunden auch ein letztlich anti-jüdisches und anti-christliches Wesensmerkmal der islamischen Kultur ausmacht, so ist dies natürlich kein Charakteristikum des Islam allein, sondern, wie Jan Assmann (Assmann 2003; Assmann 2006) gezeigt hat, der Ausschlusscharakter, der den monotheistischen Religionen gemein ist.

Was die ins Feld geführten Argumente nicht stützen können, müssen sie letztlich aber auch gar nicht tragen, denn die Positionierung des Autors liegt ohnehin jenseits der Methode und Theorie der Philologie. Sie sind nur die Unterparagrafen eines dogmatischen Urteilsspruchs über Said als "intellectual and leftist" (Ibn Warraq 2007: 252). Die drei Probleme, die der Autor mit Said hat, benennt er gleich zu Beginn des Kapitels:

1. Saids Buch sei Ausdruck eines unempirischen Intellektualismus: "Said’s Orientalism displays all the laziness and arrogance of the man of letters who does not have much time for empirical research, or, above all, for making sense of its results" (Ibn Warraq 2007: 245). Diese nicht-empirische Tradition gehe dabei zurück auf Claude Lévi-Strauss' strukturale Anthropologie:

Claude Lévi-Strauss, with just a few years of field work in Brazil, constructed a grand theory about the structures of the human mind. As Edmund Leach put it in his short monograph on Lévi-Strauss, the French anthropologist never bothered to learn the native languages, never spent more than a few weeks in one place; the subsequent model, peppered with Marxist jargon, that he concocted on such meager empirical foundations is "little more than an amalgam" of his "own prejudiced presuppositions". (Ibn Warraq 2007: 245).




PhiN 48/2009: 66


Und wenig weiter: "This tradition was carried on by Michel Foucault, surely one of the great charlatans of modern times" (Ibn Warraq 2007: 245). Hier bahnt sich bereits eine Filiation an.

2. Saids Studie sei Ausdruck postmoderner Methoden-Moden, die, man ahnt es schon, von französischen Intellektuellen erfundene, aber gefährliche Spielereien seien:

His method derives from the work of fashionable French intellectuals und theorists. Existentialists, structuralists, deconstructionists, and postmodernists all postulate grandiose theories, but, unfortunately, these are based on flimsy historical or empirical foundations (Ibn Warraq 2007: 254).

Womit die Schleife natürlich einerseits zu 1. zurückläuft, andererseits aber zum nächsten Paukenschlag führt:

3. Saids Denken sei intellektueller "lefticism", der zwar auf Karl Marx zurückgehe, aber seine einflussreichen Vertreter in der (Post)Moderne mit Jean-Paul Sartre und Michel Foucault – natürlich! – in Frankreich gehabt habe. Damit ist die Trias des Urteilsspruchs nun vollständig: "Said, influenced by Foucault, Marx, and the French intellectual tradition, refuses to acknowledge evidence that does not fit into his already prepared Procrustean bed […]" (Ibn Warraq 2007: 245).

Dieses Argument innerhalb des Kapitels zur Methode entbehrt nicht einer gewissen Lächerlichkeit, da ja ausgerechnet die marxistische Geschichtswissenschaft entschieden Kritik an der durch Gramscis Kulturmarxismus gefärbten Saidschen Theorie geübt hat.6 Aber diese kleinen Nuancen (zwischen einem ökonomistischen Marxismus und Gramscis kulturellem Hegemonie-Modell) spielen eben im großen ideologischen Schachspiel keine Rolle.

Damit hat der Autor vor allem seinen eigenen Standpunkt unumwunden beschrieben. Es ist der eines anti-intellektualistischen, anti-postmodernistischen und anti-linken "Kalten Kriegers". Von dem feinen Ansinnen einer sachlichen Kritik bleibt nicht viel. Doch leider geht der politische Stoß noch weiter, entpuppt sich das Buch allzu klar als das Werk eines neokonservativen amerikanischen Falken, dessen Jagdeifer der des geläuterten Renegaten ist. Denn Anti-Empirismus, Postmoderne und "Lefticism" sind ja in seinen Augen vor allem eines: französisch. "French theory" lautet das Schimpfwort, das alle Abscheu bündelt. Wenn man sich überlegt, in welchen Zeiten das Buch erschien, und dass die verächtliche Rede von den "french fries" kaum vorüber ist, so kann man sich nicht des Eindrucks erwehren, dass dieses Buch eine intellektuelle Mobilmachung für eine unschöne Art US-amerikanischer Politik ist. Hier zeigt der Autor seine ätzendste Seite, wenn er Said nicht nur die Schuld für die Verführung mehrer Generationen junger Muslime zuschreibt, sondern ihm auch noch die moralische Zersetzung der westlichen Wehrhaftigkeit vorwirft. Das Wort geht vom Vaterlandsverrat: "In effect Said played on each of these confidence tricks to create a master fraud that bound American academics and Middle East tyrants in unstated bonds of anti-American complicity" (ebd.: 247).




PhiN 48/2009: 67


Ein Vaterlandsverrat durch Gebrauch der "French theory" also, die, wie wir spätestens seit dem zweiten Irak-Krieg wissen, für die Neocons Ausdruck einer intellektualistischen und effeminierten Haltung ist. So gipfelt dann die Frankophobie und der Chauvinismus Ibn Warraqs in dem Vorwurf, Saids Denken halte einen westlichen Interventionismus für falsch: "[…] nor does Said allow that direct Western engagement in the Middle East is legitimate" (ebd.: 268). Man muss schon eine gewisse Chuzpe haben, um das nach dem Ausgang der desaströsen Irak-Manöver für vaterlandslos zu halten.

Was kann es für Neokonservative Schöneres geben, als eine derart fundamentale Abrechnung mit dem ganzen verhassten ideologie-kritischen Denken einer französisch beeinflussten Postmoderne? Aus dem entsprechenden politischen Milieu hat Ibn Warraq dann auch Akklamationen erhalten, mit denen das Buch zum Verkauf geziert wird. Dazu gehört jene des Journalisten und ehemals liberalen Konvertiten Paul Berman, welcher der gemäßigten Position in der Iraq-Kriegs-Frage eine naive Appeasement-Haltung vorwarf (vgl. Berman 2004), ebenso wie jene des neokonservativen britischen Publizisten Douglas Murray, der triumphiert:

Edward Said died in 2003. This book buries him. With extraordinary learning and insight, Ibn Warraq utterly destroys Said and the Saidists, taking apart one of the most prevalent and destructive "intellectual" movements of recent years. This book is primarily not an attack but a defense, a defense of the West against its opponents and haters. As the war for ideas rages, there have been few books as brilliant as this one, and none more important. (Presseseite in Ibn Warraq 2007, 2. Blatt)

Wie hat es Ibn Warraq so schön selbst formuliert: "An ideologue is immune to argument" (Ibn Warraq 2007: 246). So ist’s.



3 Der ruhige Blick

Jemand, der Saids Erbe nicht begraben möchte, ist Daniel Martin Varisco, dessen Buch Reading Orientalism. Said and the Unsaid zum Glück ebenfalls 2007 erschienen ist. Seine Studie ist eine würdigende Kritik des Saidschen Œuvres, die zugleich kluge Ausblicke auf die Frage erlaubt, welche Aufarbeitung noch zu leisten ist. Es geht ihm – wie sein kleines Wortspiel im Titel schon andeutet – um das Gesagte und das Ungesagte, sowohl in Saids Buch als auch in der Debatte. Tenor und Ton von Variscos Buch kommen dabei in den programmatischen Worten "To the reader" (Varisco 2007: XI-XVI) zum Ausdruck:

More than any other individual scholar in recent history, Edward Said laid bare the discursive ideological undertones that have infested public and academic representation of an idealized "Orient". No one reading his Orientalism can fail to appreciate that much of the previous writing and lecturing about Muslims, Arabs, and stylized "Orientals" reveals more about those doing the writing than about real people in a geographical space East of Europe.




PhiN 48/2009: 68


The "Orient" as framed in Orientalism is indeed an imaginary; but so is the very Occidental (and certainly not accidental) frame that Said reduces to Orientalist discourse. Said’s book stimulated a necessary and valuable debate among scholars who study the Middle East, Islam, and colonial history. […] Edward Said brought us a long way in this process, but the politics of polemics can only go so far, as he himself acknowledged in his later years. I prefer to reproach ongoing injustice across the colonial divide at the expense of verbose post-colonial indignation. (Varisco 2007: XII)

Ausgangspunkt aller Kritik ist also zunächst einmal die Würdigung der grundsätzlichen Bedeutung von Saids Buch für ebenjene Kultur der Selbstkritik des Westens, von der Ibn Warraq so viel redet und die er doch mit Füßen tritt, in Anbetracht des beschriebenen ideologischen Gegenwindes ist damit allein schon diese Positionierung ein politisches Statement. Dabei ist Variscos Buch alles andere als die Lobhudelei eines Jüngers. Kern seiner Studie ist eine klare Kritik an theoretischen Prämissen der Saidschen Analyse. Sie ist zugleich eine beinahe enzyklopädische Darstellung der sich an Orientalism anschließenden Debatte in der anglophonen Welt, die sich dankbarer Weise auch in einer äußerst umfassenden und aktuellen Bibliographie dieser Debatte widergespiegelt findet. Dass diese allerdings in der Tat fast ganz ausschließlich englischsprachige Literatur enthält, ist natürlich seinerseits ein (ungewollter) Kommentar zu Peripherie-Zentrums-Relationen, ein schmerzhaftes Abbild der Nicht-Repräsentation der anderen Wissenskulturen im Kerngebiet der Macht, man könnte auch sagen: einer anglophonen 'Blindheit' – was aber kaum wirklich optimistischer stimmt.

Die Geschichte der Debatte um Said und sein Buch kann hier ob ihres seitenfüllenden Charakters nicht sinnvoll skizziert werden.7 Wie schon bei Ibn Warraq wird es aber auch bei Varisco am spannendsten in der theoretischen Diskussion von Saids Erbe, die sich in dem Kapitel "Defin[ess]ing Orientalism" verbirgt. Varisco weist hier noch einmal auf die in der Kritik immer wieder betonten Auslassungen in dem von Said konstruierten europäischen Diskurs über den Orient hin. Es handelt sich dabei im Wesentlichen um zwei Gruppen von Autoren und Denkern, die Said vernachlässigt: die arabische Tradition der Kolonial-Kritik sowie die europäische Tradition der Selbstkritik. Insbesondere diese letzte interessiert Varisco, und er wirft die Frage auf, warum Said die Position auch von Wissenschaftlern wie Louis Massignon, die er selbst als Abweichler von klassischen arabistischen Positionen der Zeit betrachtet, nicht als solche würdigt: "If Southern and Daniel, as well as Schwab and Massignon, are exceptions, why does Said’s polemicized rhetoric leave no room for such individual positivities?" (Varisco 2007: 46). Anhand des Beispiels von Massignon zeigt Varisco sehr überzeugend, wie Said, der in den theoretischen Vorüberlegungen zu Orientalism eine hermeneutische Position im Sinne Antonio Gramscis gegen Michel Foucaults Entmächtigung des individualistischen Autorkonzepts stark macht, sich in der Analyse selbst dann doch ganz klar gegen die von Gramsci betonte Fülle des Materials und für Foucaults Diskursanalyse entscheidet. Aufgrund der Zentralität dieses Einwandes, sei er ausführlich zitiert:




PhiN 48/2009: 69


So is Massignon a culturally discoursed robot or a thinking author? Said is well aware that Foucault would opt for the former: "Yet unlike Michel Foucault, to whose work I am greatly indebted," Said admits, "I do believe in the determining imprint of individual authors upon the otherwise anonymous collective body of texts constituting a discursive formation like Orientalism." Said proposes, contra Foucault, to "employ close textual readings whose goal is to reveal the dialectic between individual text or writer and the complex collective formation to which his work is a contribution." Yet in the case of Massignon it is not Said’s reading of texts that reveals a dialectic but his underlying assumption about the discursive dominance of Orientalism that conceals agency. James Clifford refers to this un-Foucauldian maneuver as sidetracking "by humanist fables of authenticity", but I think it might also be described as a de-tracting through de-humanizing the individual from his or her ability to negotiate within a cultural context. To blame Massignon for not knowing what we now accept as a better and certainly bitter "truth" should not negate the extent to which this particular Orientalist was able in his time to critique Orientalist stereotypes for their individually determinable "untruth". (Varisco 2007: 45)

Mit anderen Worten: Es gibt für Said am Ende keine Autoren, seien sie Philologen oder Schriftsteller, die bei der Beschreibung "orientalischer" (außereuropäischer) Kulturen aus der epistemologischen Falle Ihrer Zeit, dem Eurozentrismus und Rassismus, entkommen können. Ihre Kritik kann programmatisch noch so deutlich ausfallen, in ihren erkenntnistheoretischen Prämissen können sie dem Orientalismus nicht entgehen. In der Analyse der ideologischen Hegemonie folgt Said damit klar der Idee von Foucaults Machtanalyse, die, da es Said um die Repräsentation der Anderen und ihrer kulturellen Produktionen im 'Westen' geht, eine homogenisierende gesamtkulturelle Dimension erhält: Die westliche Kultur insgesamt wird hegemonial.

Varisco arbeitet im Folgenden klar heraus, wie aus dieser theoretischen Positionierung eine Ontologisierung von 'Orient' und 'Okzident' entsteht, die Said ja eigentlich mit seiner Destruktion westlicher Orient-Repräsentationen zerschlagen will und aufgrund derer Said in einem binären Denken gefangen bleibt, das er eigentlich – sogar unter Verweis auf Jacques Derridas Dekonstruktion (vgl. Said 1978/1995: 129/363) – unterlaufen will. Die Ontologisierung von 'Ost-West' hat dabei äußerst problematische erkenntnistheoretische Konsequenzen: Einerseits verschwinden alle anderen Beschreibungs- und Erklärungskategorien wie Kultur, wissenschaftliche Tradition, Klasse, Geschlecht usw. dahinter; andererseits zählt in einem geradezu obsessiven Verhältnis jeweils nur der Andere, das heißt, die Beschreibung des 'Westens' etwa erfolgt ausschließlich über das Alter Ego 'Orient'. Das gleicht einem Prozess der Essentialisierung, in der jede (Selbst-)Relationalität verloren geht. Das Kapitel schließt mit einer Kritik an Saids Konzepts des "latent Orientalism" (Varisco 2007: 69), in dem Said ein gesamtkulturelles Abbild des "manifest Orientalism" der Spezialisten (Orientalisten, Philologen, Linguisten, Ethnografen usw.) ausmacht und das letztlich nicht die Formierung möglicher Gegenkulturen zulässt (vgl. Varisco 2007: 56-62).

Saids "totalisierender Impetus des präsentierten Arguments" (Castro Varela/Dhawan 2005: 38) lässt also zu wenig Raum für das Denken von Widerständen und Heterogenitäten.




PhiN 48/2009: 70


Die individuellen Momente bleiben in Orientalism letztlich Ornamente, sie sind Varianten und Erweiterungen der Merkmale des orientalistischen Diskurses, insofern Said weit über "die Einstellung einzelner Subjekte zum Fremden […]" hinaus "die Haltung einer gesamten Zivilisation, der modernen europäischen, zu dem, was sie für ihr Gegenteil hält" (Osterhammel 1997: 599) aufdecken will. Das ist in der Forschung auch gesehen worden – allerdings beinahe ausschließlich für einen breiteren kulturellen Imaginationsraum wie ihn vor allem Roman, Lyrik und Reisebericht bieten, deren modifizierende oder gar kritische Funktion gegenüber dem politischen Orientdiskurs betont worden sind (vgl. etwa Clifford 1988, Porter 1993, N. Berman 1997, Weber 2001, Polaschegg 2005, Bender 2007, zuletzt Bogdal 2007 und Goer/Hofmann 2007). Vor allem die Selbstrelationalität der Orientbeschreibung, also der Erkenntniswert von Bildern vom 'Orient' für den 'Westen' selbst, ist dabei hervorgehoben worden. Diese Dimension wird jedoch problematisch, sobald mit der Entstehung der modernen Philologie und Hermeneutik ein wissenschaftlicher Anspruch der Beschreibung von Phänomen der 'Realität' auftritt.8 Wenn Said auch literarische Berichte über den Orient als wesentlich für die Ausprägung einer "textual attitude" (Said 1978/1995: 92) im kollektiven Bewusstsein der Europäer erachtet, die die um 1800 einsetzende 'moderne' Begegnung zunächst strukturiert und auch Napoleons expansiven Blick nach Ägypten richtet (Said 1978/1995: 94 f.), so wird mit der Verwissenschaftlichung der Beschreibung anderer Kulturen im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts die Philologie zentral (Said 1978/1995: 168). Deswegen ist für Said die Napoleonische Ägyptenexpedition mit ihren wissenschaftlichen Abteilungen im Tross des Heeres der Ausgangspunkt eines neuen europäischen Blicks – der zudem von Beginn an das Prinzip der Aneignung in sich trägt und legitimiert (Said 1978/1995: 87).

Im Zentrum einer kritischen Aufarbeitung Saids müsste daher die Frage der wissenschaftlichen, insbesondere philologischen Repräsentation stehen. Said geht es um den Eurozentrismus und Rassismus im Kern einer europäischen Wissenskultur, gewissermaßen um eine "Dialektik der Aufklärung". Während diese Erkenntnis zu breiten Diskussionszusammenhängen in den "orientalistischen" Disziplinen geführt hat, ist das Feld von den Sprach- und Textwissenschaften selbst noch immer völlig unsystematisch und unzureichend bearbeitet. Was fehlt, ist eine kritische Geschichte der Philologie, die hier ansetzt (vgl. Messling 2008). Sie würde Saids Anliegen aufgreifen und zugleich jene Analyse der Resistenzen und Heterogenitäten des wissenschaftlich-philologischen Orientdiskurses vornehmen, die der von Varisco beschriebenen Ontologisierung des 'Westens' zuwiderlaufen.


Bibliographie

Assmann, Jan (2003): Die mosaische Unterscheidung oder der Preis des Monotheismus. München, Wien: Hanser.




PhiN 48/2009: 71


Assmann, Jan (2006): Monotheismus und die Sprache der Gewalt. Wien: Picus.

Bartolovich, Crystal (2002): "Introduction: Marxism, modernity, and postcolonial studies", in: Bartolovich, Crystal u. Lazarus, Neil (Hg.): Marxism, Modernity and Postcolonial Studies. Cambridge: Cambridge University Press, 1-17.

Bender, Niklas (2007): "Pour un autre Orientalisme: Flaubert et Michelet face à l’Histoire", in: Modern Language Notes (French Issue) 122:4, 875-903.

Berman, Nina (1997): Orientalismus, Kolonialismus und Moderne. Zum Bild des Orients in der deutschsprachigen Kultur um 1900. Stuttgart, Weimar: Metzler.

Berman, Paul (2004): "A Friendly Drink in a Time of War", in: Dissent (Winter) [verfügbar unter: http://www.dissentmagazine.org/article/?article=399; zuletzt besucht am 16. März 2009].

Bogdal, Klaus-Michael; Hg. (2007): Orientdiskurse in der deutschen Literatur. Bielefeld: Aisthesis.

Castro Varela, Maria do Mar / Dhawan, Nikita (2005): Postkoloniale Theorie. Eine kritische Einführung. Bielefeld: transcript.

Clifford, James (1988): The Predicament of Culture. 20th-Century Ethnography, Literature, and Art. Cambridge: Harvard University Press.

Goer, Charis / Hofmann, Michael (Hg.) (2007): Der Deutschen Morgenland. Bilder des Orients in der deutschen Literatur und Kultur von 1770 bis 1850. München: Fink.

Hall, Stuart (1992): "The West and the Rest: Discourse and Power", in: Hall, Stuart u. Gieben, Bram (Hg.): Formations of Modernity. Cambridge: Polity Press, 275-320.

Hall, Stuart (1997): "Wann war 'der Postkolonialismus'? Denken an der Grenze", in: Bronfen, Elisabeth (Hg.): Hybride Kulturen: Beiträge zur anglo-amerikanischen Multikulturalismusdebatte. Tübingen: Stauffenburg, 219-246.

Hall, Stuart (2002): "Wann gab es 'das Postkoloniale'? Denken an der Grenze", in: Conrad, Sebastian / Randeria, Shalini (Hg.): Jenseits des Eurozentrismus. Postkoloniale Perspektiven in den Geschichts- und Kulturwissenschaften. Frankfurt am Main, New York: Campus, 275-246.

Hall, Stuart (2004): Ideologie, Identität, Repräsentation (=Ausgewählte Schriften 4). Hamburg: Argument Verlag.

Irwin, Robert (2007): For Lust of Knowing. The Orientalists and their Enemies. London u.a.: Penguin Books [2006].

Macfie, A.L. (Hg.)(2000): Orientalism. A Reader. Cairo: The American University in Cairo Press.




PhiN 48/2009: 72


Messling, Markus (2008): "Disziplinäres (Über-)Lebenswissen. Zum Sinn einer kritischen Geschichte der Philologie", In: Lendemains. Etudes comparées sur la France 33:129, 102-110.

Osterhammel, Jürgen (1997): "Edward W. Said und die 'Orientalismus'-Debatte. Ein Rückblick", in: Asien-Afrika-Lateinamerika 25, 597-607.

Polaschegg, Andrea (2005): Der andere Orientalismus. Regeln deutsch-morgenländischer Imagination im 19. Jahrhundert. Berlin, New York: de Gruyter.

Porter, Dennis (1993): "Orientalism and its Problems", in: Williams, Patrick / Chrisman, Laura (Hg.): Colonial Discourse and Postcolonial Theory. Hemel Hemsted: Harvester Wheatsheaf, 150-161.

Said, Edward W. (1978): Orientalism. Western Conceptions of the Orient. London: Routledge & Kegan Paul.

Said, Edward W. (1995): Orientalism. Western Conceptions of the Orient. 2London u.a.: Penguin.

Varisco, Daniel Martin (2007): Reading Orientalism. Said and the Unsaid. Seattle, London: University of Washington Press.

Warraq, Ibn (1995): Why I Am Not a Muslim. Amherst (NY): Prometheus Books.

Warraq, Ibn (2007): Defending the West. A Critique of Edward Said’s Orientalism. Amherst (NY): Prometheus Books.

Warraq, Ibn (2007): "Dieser Kalte Krieg kann 100 Jahre dauern", Interview mit Henryk M. Broder, in: Spiegel-Online, 12.8.2007. [verfügbar unter: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,499223,00.html; zuletzt besucht: 16. März 2009].

Weber, Mirjam (2001): Der 'wahre Poesie-Orient'. Eine Untersuchung zur Orientalismus-Theorie Edward Saids am Beispiel von Goethes 'West-östlichem Divan' und der Lyrik Heines. Wiesbaden: Harrassowitz.

Werner, Michael (1990): "A propos de la notion de philologie moderne. Problèmes de définition dans l’espace franco-allemand", in: Michel Espagne / Ders. (Hg.): Philologiques I. Contribution à l’histoire des disciplines littéraires en France et en Allemagne au XIXe siècle. Paris: Editions de la Maison des Sciences de l'Homme: 11–21.


Anmerkungen

1 Said, Edward W. (1978): Orientalism. Western Conceptions of the Orient. London: Routledge & Kegan Paul.




PhiN 48/2009: 73


2 Es wäre absurd, die Diskussion hier auch nur ansatzweise bibliographisch abzubilden. Gute Debatten-Überblicke bieten Osterhammel (1997) und Castro Varela / Dhawan (2005) sowie der Reader von Macfie (Hg. 2000), eine umfassende und aktuelle Forschungsbibliographie bietet das – hier noch zu besprechende – Buch von Varisco (2007).

3 Said, Edward W. (1994): "Afterword to the 1995 Printing", in: Ders. (1995): 329-354.

4 Vgl. Irwin (2007). – Das Buch wird dann auch auf seinem Umschlag mit martialischen Stimmen aus der englischen Presse beworben: "Like a petrol-bomb lobbed into the flame of dissent" (Indipendent); "Glows red with polemic" (ebda.); "About nine parts erudite civil charm to one part blazing napalm" (Sunday Times); und, weniger kriegerisch, aber kaum versöhnlich: "This is a refreshing and humane book, which will still be read for pleasure and instruction long after Said’s work." (Sunday Telegraph).

5 Diese Angaben entnehme ich dem Interview mit Ibn Warraq in Spiegel-Online (12.8.2007), das mit "Dieser Kalte Krieg kann 100 Jahre dauern" übertitelt ist.

6 Vgl. hierzu den theoretischen Überblick von Bartolovich (2002). – Eine zwischen 'dem' Marxismus im engeren Sinne und dem kulturalistischen Modell Antonio Gramscis vermittelnde Position hat Stuart Hall in den postcolonial studies einzunehmen gesucht (vgl. Hall 1992, 1997, 2002, 2004).

7 Ihre Darstellung macht das zweite ("The Said and the Unsaid in Said’s Magnum Opus Orientale") sowie das dritte und letzte ("The Seductive Charms of and against Orientalism") Kapitel des Buches aus.

8 Dass die 'moderne' Philologie im 19. Jahrhundert nicht ohne einen allgemeinen hermeneutischen Anspruch auf den Plan treten konnte, hat Michael Werner (1990: 16 f.) erläutert.