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Paul Gévaudan (Tübingen)



Das kleine Einmaleins der linguistischen Polyphonie



The Basics of Linguistic Polyphony
The present article gives an overview of the fundamental concepts and the terminology of linguistic polyphony. This concept developed by Ducrot (1980, 1984) conceives polyphonic utterances as involving more than one point of view. An utterance like John is reportedly broke expresses two perspectives, since the utterer does not grant for the proposition 'John is broke' and only gives an account of what has been uttered by someone else. According to the concept of polyphony these two points of view have to be attributed to different discursive beings, one corresponding to the empirical speaker, the other to some other real or fictional person. In the following I present the communication model of polyphony and discuss its motivation. Then I show different degrees of explicity of polyphonic utterances and discuss the differentiation between external and internal polyphony on the basis of several german examples. Finally I indicate different application fields of this concept for sentence and text analysis.


1 Einleitung

Der Begriff der Polyphonie wurde von Bachtin (1929b) eingeführt, um zu beschreiben, wie in der Erzählerrede von Romanen (in diesem Fall von Dostojewski) unterschiedliche Standpunkte eingenommen werden. Diese unterschiedlichen Standpunkte konzipiert Bachtin als unterschiedliche Stimmen, die in der Erzählerrede jeweils den Standpunkt des Erzählers selbst oder den seiner Figuren wiedergeben (erlebte Rede, Figurenrede). Mit seinem Konzept der literarischen Polyphonie überträgt Bachtin das Prinzip der Dialogizität, das in seiner Sprachphilosophie (Bachtin 1929a) als zentrales Moment der Sprache und der Rede dargestellt wird, auf die interne Struktur von Äußerungen. Demnach spiegelt sich die Struktur des Dialogs auch innerhalb einzelner Äußerungen, die als internalisierte Dialoge aufgefasst werden, und auf diesem Wege auch in der Grammatik wider. Für die Linguistik hat zunächst Ducrot das Prinzip der Polyphonie nutzbar gemacht, indem er es für die Semantik von Äußerungen eingeführt hat (Ducrot et al. 1980, Anscombre / Ducrot 1983, Ducrot 1984). Seine Positionen wurden von Nølke (2001) weiterentwickelt und noch stärker linguistisch verankert.

Obwohl die Theorie der linguistischen Polyphonie bedeutende Konsequenzen für die Erklärung grammatischer und pragmatischer Phänomene hat, ist sie außerhalb der frankophonen Sprachwissenschaft, insbesondere in der deutsch- und englischsprachigen Literatur, kaum rezipiert worden (eine Ausnahme bildet Waltereit 2006, den ich am Ende dieses Beitrags zitiere). Ich habe mir für den vorliegenden Beitrag daher zum Ziel gesetzt, einige Grundbegriffe dieser Theorie anhand deutscher Beispiele zu erläutern, um eine Vorstellung ihrer Grundlagen und ihrer Tragweite zu vermitteln. Vereinfacht gesagt geht es dabei um den Niederschlag der Kommunikationsstruktur in der Text- und Sprachstruktur bzw. um die sprachliche Kodierung der Kommunikationsstruktur. Da Kommunikationsstrukturen hohe Komplexitätsgrade erreichen können, möchte ich mich hier auf das kleine Einmaleins der linguistischen Polyphonie beschränken und insbesondere den Ausführungen von Nølke (2001: 15–34) Rechnung tragen. Mit diesem Instrumentarium lassen sich alle sprachlich explizierten Formen der Polyphonie auf der Ebene des Satzes analysieren.

Im ersten Abschnitt stelle ich das mit der Grundidee der Polyphonie zusammenhängende Kommunikationsmodell vor und führe in die von Nølke (2001: 18–24) vorgeschlagene Terminologie ein. Die danach zu diskutierende kommunikative Motivation der Polyphonie beruht, wie zu exemplifizieren ist, auf das Prinzip der kommunikativen Verantwortung. In den zwei folgenden ausführlicheren Abschnitten geht es um Explizitheitsgrade und Typen der Polyphonie. Zum Abschluss deute ich einige Anwendungsgebiete des linguistischen Polyphonie-Konzepts im Bereich der Pragmatik und insbesondere der Grammatik an.




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2 Kommunikationsstrukturen der Polyphonie

Um zu verdeutlichen, worum es bei der Polyphonie geht, möchte ich ein erstes Beispiel diskutieren, das verschiedene Standpunkte innerhalb einer einzigen Äußerung aufzeigt. Nehmen wir an, eine Person A äußert gegenüber einer Person B folgende Aussage:

(1) Michael hat mir gesagt, dass Maria krank ist

In dieser Situation scheint die Kommunikationsstruktur klar zu sein. Sprecher A teilt Hörer B eine bestimmte Botschaft mit. Diese Botschaft beinhaltet zwei Informationen:

α) Maria ist krank

β) Michael hat Information α) gegenüber A geäußert

Beide Informationen stehen nicht einfach nur nebeneinander, sondern sind insofern miteinander verschränkt, als Information α) in Information β) enthalten ist. Entscheidend ist dabei der Umstand, dass β) die Darstellung einer Äußerung ist. Die Äußerung, die A an B richtet, beinhaltet die Darstellung einer Äußerung einer Person C (Michael) an A. In seiner Äußerung stellt A also nicht nur seine eigene Perspektive dar (Information β), sondern auch die eines weiteren Subjekts (C äußert Information α). Neben der indirekten Rede gibt es, wie wir sehen werden, noch zahlreiche andere Formen der Verschränkung unterschiedlicher Perspektiven in einer Äußerung. Zunächst stellt sich jedoch die Frage nach der linguistischen Bewertung solcher mehrdeutigen Kommunikationsstrukturen.

Ein wichtiger Aspekt der Analyse ist der Umstand, dass wir die unterschiedlichen Perspektiven, die in unserem Beispiel geäußert werden, und damit dessen Kommunikationsstruktur erkennen können, obwohl uns der Kontext unbekannt ist. Gemäß Benveniste (1974: 79–88) ist dies damit zu erklären, dass jede Äußerung notwendigerweise einen Sprecher und einen Hörer einführt. Er unterscheidet (wie auch Austin 1962) zwischen dem sozialen Akt des Hervorbringens einer Äußerung (énonciation, bei Austin illokutionärer Akt) und dem Geäußerten als Ergebnis dieses Kommunikationsaktes (énoncé, bei Austin lokutionärer Akt). Die Einführung von Sprecher und Hörer geschieht ihm zufolge durch den Äußerungsakt, mit dem eine Kommunikationsstruktur inszeniert wird, die auf der Ebene des Äußerungsinhalt die origo (ego, hic, nunc) bildet, auf die deiktisch (durch Personal- und Demonstrativpronomina sowie durch das Tempus) referiert werden kann. Für Benveniste (1974: 85) wird durch den Äußerungsakt ein figurativer Rahmen gesetzt, der die dialogische Struktur des Geäußerten widerspiegelt und in dem Sprecher und Hörer als Figuren zu Protagonisten des Geäußerten werden. Auf unser Beispiel übertragen bedeutet dies, dass wir dessen Kommunikationsstruktur nicht anhand der empirischen Figuren A und C erkennen, sondern durch die mit dem Äußerungsinhalt implizierten Figuren a (figurativer Sprecher) und c (Michael).

Diese Unterscheidung zwischen empirischem und figurativem Sprecher dient als Grundlage für die von Ducrot (1980, 1984) und Nølke (2001) ausgearbeitete Theorie der linguistischen Polyphonie. Im Folgenden möchte ich die von Nølke (2001: 17) für die Polyphonie eingeführte Terminologie und das damit verbundene Kommunikationsmodell vorstellen. Während die auf Französisch vorgeschlagene Terminologie leicht auf das Spanische, Englische und Lateinische übertragbar ist, ist eine Übersetzung ins Deutsche nicht unproblematisch. Ich habe mich hier dennoch vorläufig für eine latinisierende Übertragung entschieden:

  • Sprecher / Lokutor [sp., engl., lt. locutor, fr. locuteur]
    – der figurative Sprecher/Autor
    Der Lokutor ist, gemäß der Äußerung, der Urheber des Äußerungsaktes. Pronomen der ersten Person verweisen auf den Lokutor.




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  • Hörer / Adressat / Allokutor [sp. alocutor, engl., lt. allocutor, fr. allocutaire]
    – der figurative Hörer/Leser, der Empfänger
    Gemäß der Äußerung ist der Allokutor derjenige, an den sich der Äußerungsakt richtet. Unter anderem wird auf ihn mit Pronomina in der zweiten Person referiert.
  • Enunziator (E) [sp. enunciador, engl., lt. enunciator, fr. énonciateur]
    – der figurative Sprecher (Urheber, Verantworter)
    Nølke (2001: 17) bezeichnet den Enunziator als "diskursives Wesen", das neben dem Lokutor und dem Allokutor als Figur in den Diskurs eingeführt wird. Seine Präsenz im Diskurs kann mehr oder weniger explizit sein.
  • Standpunkt (pv) [sp. punto de vista, engl. point of view, fr. point de vue]
    – die Perspektive des Enunziators
    Semantische Einheiten, die mit einer Proposition und einem Urteil verbunden sind.

Für die folgenden Analysen werde ich den Lokutor oder figurativen Sprecher auch als unmittelbaren Enunziator E0 bezeichnen. Dieser stimmt im Rahmen der hier diskutierten Beispiele in der Regel nicht nur mit dem Lokutor als figurativem Sprecher, sondern auch mit dem empirischen Sprecher überein. Dadurch ergibt sich bei der Analyse des ersten Beispiels das folgende Bild:

(1) Michael hat mir gesagt, dass Maria krank ist
E0 – pv0: Michael hat E0 gesagt, dass pv1
E1 – pv1: Maria ist krank

Innerhalb der Äußerung gibt es einen figurativen Sprecher E0, auf den das Pronomen mir referiert. E0 ist der Urheber des Standpunkts pv0. Des weiteren gibt es einen figurativen Sprecher E1, der Urheber des Standpunkts pv1 ist. E1 stimmt nicht mit dem figurativen Sprecher überein. E0 korreliert nicht nur mit dem figurativen, sondern ebenfalls mit dem empirischen Sprecher. Die Standpunkte pv0 und pv1 stellen nicht unterschiedliche Sachverhalte aus unterschiedlichen Perspektiven dar, sondern zeichnen sich vor allem durch die mit ihnen verbundene kommunikative Verantwortlichkeit aus. So kann E0 nur für die Richtigkeit der Äußerung einstehen, dass E1 (Michael) ihm gesagt hat, dass Maria krank ist (pv0). Er kann jedoch nicht für die Richtigkeit der von Michael übermittelten Information bürgen, wonach Maria krank ist (pv1). Das Übernehmen und Delegieren von Verantwortung ist ein fundamentaler Aspekt der kommunikativen Motivation polyphoner Äußerungen.


3 Kommunikative Motivation der Polyphonie

Das im vorigen Abschnitt vorgestellte Modell der Kommunikationsstruktur von Polyphonie klammert den Äußerungsakt als soziale Handlung aus und beschränkt sich auf den durch den Äußerungsinhalt aufgestellten kommunikativen Rahmen. Für das Verständnis der kommunikativen Motivation der Polyphonie ist es dennoch erhellend, einen Blick auf den empirischen Rahmen des Äußerungsakts zu werfen. Dies lässt sich anhand des Titels und Untertitels des folgenden journalistischen Artikels bewerkstelligen. In der Online-Version der Tageszeitung Süddeutsche Zeitung (www.sueddeutsche.de) vom 13.12.2007 (dpa/sekr) wird unter folgendem Titel und Untertitel über das UN-Kriegsverbrechertribunal für das ehemalige Jugoslawien berichtet:

(2) Del Ponte fordert offenes Ende für Tribunal
Die Chefanklägerin beim Kriegsverbrechertribunal für das ehemalige Jugoslawien, Carla Del Ponte, hat die Vereinten Nationen aufgerufen, die Arbeit dieses Gerichts nicht vorzeitig zu beenden.




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Der empirische Sprecher dieser Äußerung ist der Autor des Artikels. Dieser stimmt mit dem Enunziator des Titels überein, wonach "Del Ponte ein offenes Ende für Tribunal fordert". Für die Forderung selbst, das Tribunal weiterzuführen, zeichnet er jedoch nicht verantwortlich. Diese entspringt nicht seinem Standpunkt pv0 als dem unmittelbaren Enunziator (E0), sondern dem der Person, über deren Forderung berichtet wird, dem Standpunkt pv1 des inneren Enunziators (E1). Auf der Ebene des Äußerungsakts bedeutet das: Nicht der Redakteur trägt die Verantwortung für die Forderung, sondern die Chefanklägerin Carla Del Ponte. In der Sprechakttheorie (vgl. Austin 1962, Searle 1969, 1979, Bach/Harnish 1979, Récanati 1987) hängt die Verantwortung für eine Äußerung mit dem illokutionären Sprechakt zusammen, der dessen soziale, interaktive Komponente darstellt. Der empirische Sprecher übernimmt die kommunikative Regresspflicht für den Teil seiner Äußerung, der seinem eigenen Standpunkt entspricht, d.h. bei dem der Enunziator mit ihm gleichzusetzen ist. Für Teile seiner Äußerung, die einem anderen Enunziator zuzuschreiben sind, ist er nicht verantwortlich. Dies lässt sich daran ersehen, dass der Illokutionstyp der Äußerung des zitierten Titels assertiv ist (also eine Aussage), während die Forderung selbst direktiv (also eine Aufforderung) ist.

Eng mit dem Aspekt der Verantwortung verbunden ist die Antizipation, d.h. die Vorwegnahme einer Aussage oder eines Urteils. Wenn es heißt, Carla Del Ponte habe die UN "aufgerufen, die Arbeit dieses Gerichts nicht vorzeitig zu beenden", so spekuliert sie, dass das Ende des Gerichts verkündet werden könnte und spricht sich dagegen aus. Für Nølke (2001: 16) stellen bestimmte Formen der Negation polyphonische Äußerungen dar, da die negierte Aussage einem anderen Standpunkt als dem des negierenden Enunziators entspricht. In unserem Fall berichtet also der Redakteur (als E0) über Del Pontes (E1) Aufruf (pv1), der sich gegen eine mögliche Verkündung durch die UN (E2) wendet, das Tribunal einzustellen (pv2).


4 Explizitheitsgrade der Polyphonie

Polyphonie kann direkt sprachlich markiert sein, aber auch allein aus dem Kontext der Sprachhandlung ersichtlich werden. Die zwei extremen Pole der Versprachlichung der Polyphonie sind Pole der Explizitheit bzw. Implizitheit der Wiedergabe von Standpunkten. Am explizitesten ist die direkte Rede, die einen anderen Standpunkt als wörtliches Zitat darstellt, wie im folgenden Beispiel:

(3) Hans sagt: "Ich bin pleite"

Ein etwas geringerer Explizitheitsgrad liegt vor, wenn die Äußerung von Hans durch indirekte Rede wiedergegeben wird. Im Deutschen kann die indirekte Rede auf zweierlei Weise versprachlicht werden, durch den Konjunktiv im Hauptverb der zitierten Aussage oder durch die subordinierende Konjunktion dass:

(4) Hans sagt, er sei pleite

(5) Hans sagt, dass er pleite ist

In Beispiel (4) liegt die gleiche syntaktische Struktur wie in Beispiel (3) vor, es gibt jedoch zwei entscheidende Unterschiede, die die indirekte von der direkten Rede unterscheidet: Erstens kann die erste Person der zitierten Aussage in der indirekten Rede nur durch die dritte Person ausgedrückt werden. Zweitens steht das finite Verb der wiedergegebenen Äußerung im Konjunktiv und markiert damit, dass der Enunziator E0 nicht seinen eigenen Standpunkt pv0, sondern den Standpunkt pv1 des Enunziators E1 (Hans) wiedergibt. Wird die indirekte Rede durch die Konjunktion dass markiert, wie in Beispiel (5), verbleibt das finite Verb des wiedergegebenen Satzes dagegen im Indikativ. Die syntaktische Umformung gegenüber der direkten Konstruktion in Beispiel (3) ist ein Anhaltspunkt dafür, dass diese Form der indirekten Rede weniger explizit ist als die in Beispiel (4), bei dem die stärker parataktische Anordnung eine größere Autonomie von pv1 signalisiert.




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Hierzu ist zu bemerken, dass das Französische, Spanische und Italienische keine andere Möglichkeit haben, als die indirekte Rede mit der subordinierenden Konjunktion que bzw. che zu formulieren, wobei auch hier das finite Verb der wiedergegebenen Aussage im Indikativ steht (bei verba dicendi im Matrix-Satz). Im Englischen dagegen kann man auf dieselben zwei syntaktischen Konstruktionen zurückgreifen wie im Deutschen, wobei das finite Verb der zitierten Äußerung in der expliziteren Form im Indikativ steht. Im Deutschen, wo der Konjunktiv geschwächt ist, finden wir genau diese Konstruktion im Mündlichen oder in der Pressesprache:

(6) Hans sagt, er ist pleite

Die indirekte Rede ist ein eingeschränktes Zitat, das durch die Verwendung eines verbum dicendi (Äußerungsverb) im Matrix-Satz ausdrücklich als Redewiedergabe gekennzeichnet ist und zugleich durch eine Verschiebung des deiktischen Systems (der origo) auf den Enunziator E0 eingeschränkt ist. Dies zeigt sich vor allem an der Markierung der Personen, wo in der Regel eine Äußerung in der ersten Person in der dritten wiedergegeben wird (vgl. dazu Benveniste 1974: 79–88). Weitere Modifikationen wie die Verwendung des Konjunktivs im wiedergegebenen Satz und subordinierende Konjunktion unterliegen der einzelsprachlichen Norm. In Sprachen, die die indirekte Rede so konstruieren können, dass nur das deiktische System von der direkten Rede abweicht, kann es Differenzierungsprobleme zur direkten Rede geben, wenn die zitierte Äußerung bereits im Original in der dritten Person steht, wie im folgenden Beispiel:

(7) Hans sagt, die Kasse ist leer (vs. Hans sagt: "Die Kasse ist leer")

Soweit die Fälle, die den traditionellen Kategorien der direkten und indirekten Rede zuzuordnen sind. Ein Grenzfall zwischen indirekter Rede und weniger expliziten Formen der Polyphonie bildet die Wiedergabe von Meinungen, Befürchtungen, Hoffnungen, etc. (kognitive Verben) einer Figur E1 wie im folgenden Beispiel:

(8) Hans glaubt, er sei pleite

(9) Hans glaubt, dass er pleite ist

Wie bei der indirekten Rede wird die Figur E1 im Matrix-Satz explizit erwähnt, während der Standpunkt pv0 unter Umständen (d.h. im Deutschen in der Regel, in den romanischen Sprachen stets) grammatisch transponiert ist (entweder durch den Gebrauch des Konjunktivs oder einer Konjunktion, s.o.). Der Unterschied liegt darin, dass hier nicht Verben des Sagens (dicendi), sondern des Denkens und der Einstellung verwendet werden, womit die Explizitheit des Zitierens geringer ist – wobei zu bedenken ist, dass ein Sprecher das Denken oder die Einstellung einer anderen Person nur dann wiedergeben kann, wenn diese sie ihm mitgeteilt hat. Noch weniger explizit und doch ausdrücklich nicht dem Standpunkt des Sprechers zuzuordnenden sind die folgenden Beispiele:

(10) Es heißt, Hans sei pleite

(11) Ich habe erfahren, dass Hans pleite ist

(12) Ich habe gehört, Hans sei pleite

Im Vergleich zu den bisherigen Beispielen sind sie weniger explizit, weil der Enunziator E1 (bzw. die mit ihm korrelierende empirische Person), dem die zitierte Äußerung zugeschrieben werden kann, in der zitierenden Äußerung nicht explizit genannt wird. Die Frage, ob es bei diesen Beispielen eine interne Abstufung der Explizitheit der Polyphonie gibt und welche, führt hier zu weit, denn sie erfordert eine einzelsprachliche Untersuchung, die auch die Rolle der Matrix-Verben und die spezifischen Verwendungen des Konjunktivs erklärt. Hier geht es lediglich um eine allgemeinere Explizitheitsskala, im Rahmen derer sich diese Beispiele vor allem durch das Verb im Matrix-Satz auszeichnen: Dieses weist eindeutig darauf hin, dass der Sprecher im Nebensatz eine Information weitergibt, die von dritter Seite stammt. Die Vielstimmigkeit der Äußerung wird ikonisch durch die Matrix-Nebensatz-Struktur abgebildet, wobei der Matrix-Satz für den Standpunkt pv0 und der Nebensatz für den Standpunkt pv1 steht. Wenn diese Zuordnung von Standpunkten zu Sätzen nicht mehr möglich ist, werden polyphone Äußerungen um einen Grad impliziter, wie im folgenden Beispiel:




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(13) Hans ist angeblich pleite

Hier drückt das Adverb angeblich eindeutig aus, dass der Enunziator E0 die Aussage 'Hans ist pleite' einem Enunziator E1 und dessen Standpunkt zuschreibt. Im Gegensatz zur vollständig impliziten Polyphonie im folgenden Beispiel wird hier der Standpunkt pv0 explizit ausgedrückt.

Bei der impliziten Polyphonie wird die Pluralität der Standpunkte nicht mit sprachlichen Mitteln ausgedrückt, sondern ergibt sich aus dem Kontext:

(14) Hans ist pleite [Kontext: Antwort auf die Frage Was hat er gesagt?]

Während explizite Polyphonie ein Befund der Satzanalyse ist, wird implizite Polyphonie erst durch Textanalyse ersichtlich, die auch den Äußerungskontext berücksichtigt. Wir haben es hier also nicht mehr mit linguistischer Polyphonie im engen Sinne zu tun.

Bei den in diesem Abschnitt besprochenen Fällen von Polyphonie geht es um Zitate, d.h. um Verweise auf Enunziatoren, die verdeutlichen, dass diese nicht mit dem figurativen Sprecher zusammenhängen. Jenseits der einzelsprachlichen Möglichkeiten lassen sich für diesen Typ der Polyphonie folgende allgemeinen Kriterien der Explizitheit beobachten:

  1. Formulierung des Standpunkts pv1 ist ein wörtliches Zitat
  2. Verbum dicendi mit Enunziator E1 als Subjekt in der Äußerung des Standpunkts pv0
  3. Explizite Referenz auf den Enunziator E1 in der Äußerung des Standpunkts pv0
  4. Äußerung des Standpunkts pv0 im Matrix-Satz
  5. Explizite Äußerung des Standpunkts pv0

Anhand dieser Kriterien lassen sich fünf Stufen der Explizitheit ausmachen. Diese sind in der folgenden Tabelle anhand einiger der zuvor diskutierten Beispiele dargestellt:

Bisher habe ich Polyphonie stets als mehr oder weniger explizites Zitieren fremder Äußerungen exemplifiziert, denn das Konzept der Polyphonie ist in dieser Konstellation am leichtesten verständlich zu machen. Im folgenden Abschnitt wird jedoch gezeigt, dass sich Vielstimmigkeit in diesem Sinne keineswegs nur auf das Verweisen auf andere Äußerungen beschränkt.


5 Externe und interne Polyphonie

Die Diversität von Standpunkten, die in einer Äußerung ausgedrückt werden können, bedingt nicht notwendigerweise eine soziale Diversität der handelnden Personen. Der empirische Sprecher selbst kann unterschiedliche Standpunkte vertreten, wie das folgende Beispiel zeigt:

(15) Hans ist offensichtlich pleite
pv1: Hans ist pleite
pv0: pv1 stützt sich auf bestimmte, nicht explizierte Anhaltspunkte
E0 vertritt Standpunkt pv0 (stimmt mit dem empirischen Sprecher überein)
E1 vertritt Standpunkt pv1 (stimmt m.d. empir. Sprecher überein, nicht aber m. E0)




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Im Gegensatz zu den im vorigen Abschnitt diskutierten Fällen, in denen der figurative Sprecher E1 jeweils nicht mit E0 bzw. mit dem empirischen Sprecher identifiziert werden konnte, verbindet sich der Standpunkt pv1 des Enunziators E1 zwar nicht mit dem Enunziator E0, sehr wohl jedoch mit dem empirischen Sprecher. Um diese Fälle zu unterscheiden führt Nølke (2001: 18–24) die Kategorien der externen und der internen Polyphonie ein, die er folgendermaßen definiert:

  • Externe Polyphonie
    Die Äußerung vermittelt einen Standpunkt (etwa in Beispiel (13) pv1), der mit jemand anderem als dem empirischen Sprecher verbunden ist.

  • Interne Polyphonie
    Die Äußerung vermittelt einen Standpunkt (in Beispiel (15) pv1), der mit dem empirischen Sprecher, nicht aber mit dem unmittelbaren Enunziator (in Beispiel (15) E0) verbunden ist.

Interne Polyphonie liegt also dann vor, wenn E0 und E1 jeweils mit dem empirischen Sprecher übereinstimmen. Neben der Unterscheidung zwischen interner und externer Polyphonie differenziert Nølke (2001: 18–24) danach, ob diese Typen der Polyphonie jeweils strikt sind oder nicht. Bei der externen Polyphonie geht es dabei um die Frage, ob sich der Sprecher den externen Standpunkt zu Eigen machen kann oder nicht. Dies illustriert das folgende Beispiel, bei dem der Sprecher einen externen Standpunkt als Präsupposition akzeptiert:

(16) Hans ist zwar pleite, aber er kommt bald wieder auf die Beine
pv0: E0 konzediert pv1 (durch zwar)
pv1: Hans ist Pleite (E1 korreliert nicht mit dem empirischen Sprecher)

Hier konzediert der Sprecher die Richtigkeit der zuvor geäußerten Proposition 'Hans ist pleite' und übernimmt damit den externen Standpunkt pv1. Im Gegensatz dazu kann sich der empirische Sprecher auch vom externen Standpunkt pv1 abgrenzen, wie im folgenden Beispiel:

(17) Hans ist angeblich pleite, aber er hat nur vorübergehende Zahlungsschwierigkeiten

In diesem Fall spricht Nølke (2001: 19) von strikt externer Polyphonie. Diese definiert er wie folgt:

  • Strikt externe Polyphonie
    Die Äußerung vermittelt einen Standpunkt, aus dem der empirische Sprecher ausgeschlossen ist.

Eine analoge Differenzierung lässt sich auch für die interne Polyphonie vornehmen. Hier ist es möglich, dass sich weitere Personen dem vom empirischen Sprecher unterstützten Standpunkt pv1 anschließen, wie etwa oben in Beispiel (15), wo die durch das Adverb offensichtlich angedeuteten Gründe für den Standpunkt pv1 eventuell auch von anderen nachvollzogen werden können. Andererseits kann der Standpunkt pv1 auch ausschließlich vom empirischen Sprecher vertreten werden, wie im folgenden Beispiel:

(18) Meines Erachtens ist Hans pleite

Bei dieser Äußerung stellt der Sprecher sich ausdrücklich als alleiniger Vertreter des dargestellten Standpunkts pv1 dar. Nølke (2001: 23) spricht in solchen Fällen von strikt interner Polyphonie. Diese definiert er wie folgt:

  • Strikt interne Polyphonie
    Die Äußerung vermittelt einen Standpunkt, mit dem ausschließlich der Sprecher als Enunziator verbunden ist.




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Ebenso wie die strikt externe Polyphonie als Spezialfall der externen Polyphonie angesehen werden kann, stellt die strikt interne Polyphonie einen Spezialfall der internen Polyphonie dar. Abgrenzungsprobleme zwischen externer und interner Polyphonie können sich bei mehrdeutigen Ausdrucksformen ergeben, wie im folgenden Beispiel:

(19) Hans ist offenbar pleite

Hier kann das Adverb offenbar entweder so verstanden werden, dass der Sprecher Gründe für die Annahme des Standpunkts pv1 hat (interne Polyphonie), oder als Verweis auf eine externe Äußerung (externe Polyphonie). Diese Ambiguität ist jedoch allein auf das sprachliche Mittel zurückzuführen und nicht auf eine Ungenauigkeit der kategoriellen Differenzierung von externer und interner Polyphonie.

Analog zur externen Polyphonie, d.h. anhand derselben Kriterien, kann man auch bei der internen Polyphonie fünf allgemeine Stufen der Explizitheit beobachten, wie die folgenden Beispiele zeigen:

(20) Ich sagte, Hans ist pleite

(21) Ich sagte, dass Hans pleite ist

(22) Ich vermute, dass Hans pleite ist

(23) Es sieht so aus, als sei Hans pleite

(24) Hans ist vermutlich pleite

Während Beispiel (20) ein wörtliches Selbstzitat in direkter Rede ist, stellt Beispiel (21) ein Selbstzitat in indirekter Rede dar – diese zeichnet sich durch ein verbum dicendi im Matrix-Satz aus. Dies ist zwar im Beispiel (22) nicht der Fall, aber wie in den expliziteren Beispielen wird darin die mit dem Enunziator E1 korrelierende Person im Matrix-Satz explizit genannt. In Beispiel (23) dagegen wird lediglich der Standpunkt pv0 im Matrixsatz geäußert, während es in Beispiel (24) gar keinen Matrix-Satz gibt, sondern pv0 als Adverbial versprachlicht ist. Wiederum lassen sich diese Beispiele wie in der folgenden Tabelle zu den fünf Kriterien der Explizitheit auf folgende Weise zuordnen:

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass wir zwischen interner und externer Polyphonie unterscheiden können. Bei externer Polyphonie korreliert E0 mit dem empirischen Sprecher, E1 dagegen nicht, bei interner Polyphonie korrelieren jedoch sowohl E0 als auch E1 korrelieren mit ihm. Für beide Typen gibt es eine strikte und eine weniger strikte Variante. Dazu kommt, dass unterschiedliche Grade der Explizitheit beschrieben werden können. Die fünf von mir beschriebenen Stufen der Explizitheit sind übereinzelsprachlicher Natur. Im Rahmen einzelsprachlicher Grammatiken lassen sich teilweise differenziertere Abstufungen beschreiben.


6 Ausblick: Polyphonie zwischen Grammatik und Pragmatik

In diesem Beitrag ging es darum, die Grundbegriffe der linguistischen Polyphonie vorzustellen und anhand von Beispielen zu diskutieren. Zu diesem Zweck habe ich das dem Konzept der Polyphonie zugrunde liegende Kommunikationsmodell erörtert und die damit zusammenhängende Terminologie, bei der ich mich überwiegend an die Darstellung von Nølke (2001: 15–34) angelehnt habe. Die Beschreibung der Polyphonie erfordert eine Unterscheidung zwischen dem empirischen und dem figurativen Sprecher sowie weiteren Enunziatoren (E), deren Standpunkte (pv) innerhalb eines Sprechakts geäußert werden können. In einem weiteren Schritt habe ich dargelegt, dass die kommunikative Motivation der Polyphonie eng mit der Verantwortung zusammenhängt, die ein Sprecher grundsätzlich für die Inhalte einer Äußerung übernehmen muss. Vor diesem Hintergrund habe ich anhand diverser Beispiele unterschiedliche Explizitheitsgrade der Polyphonie diskutiert und Nølkes (2001: 18–24) Unterscheidung zwischen interner und externer Polyphonie vorgestellt. Bei dieser Diskussion konnte ich nicht die ganze Bandbreite und Komplexität polyphoner Phänomene in der Sprache vorstellen. Ich möchte deshalb zu Abschluss auf einige Anwendungsgebiete in der Grammatik hinweisen, bei denen das Konzept der Polyphonie einen interessanten Beitrag leisten kann.




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Zunächst sei darauf hingewiesen, dass ich mich hier nicht nur auf sprachliche Formen der Polyphonie beschränkt habe, sondern darüber hinaus – im Sinne eines kleinen Einmaleins – allein die Ebene des Satzes berücksichtigt habe. In diesem Sinne würde sich ein großes Einmaleins der Polyphonie zusätzlich auf zahlreiche Phänomene beziehen, deren sprachliche Explizierung erst in einem satzübergreifenden Kontext analysierbar sind, Phänomene also, die in gewisser Weise zwischen Grammatik und Pragmatik angesiedelt werden müssen bzw. Gegenstand der Textlinguistik sind. Hierzu gehören verschiedene Phänomene auf der Ebene der Informationsstruktur, wie z.B. Topikalisierung, Fokalisierung und thematische Kohäsion. Hierher gehören auch die indirekten Sprechakte (z.B. Höflichkeit), Argumentation und Inferenz (vgl. Grice 1975, 1989, Anscombre / Ducrot 1983, Sperber / Wilson 1985). Die textlinguistische Analyse der Polyphonie erfordert teils auch ein differenzierteres Kommunikationsmodell als das hier diskutierte, z.B. bei der Analyse von Ironie (vgl. Ducrot 1984: 210–224), bei der ein parodierter Sprecher nicht mit dem empirischen Sprecher übereinstimmt und dennoch die Position E0 einnimmt.

Auf der Satzebene lassen sich diverse Themen, die traditionell Gegenstand der Grammatikforschung sind, in Bezug auf Polyphonie in neuem Licht betrachten. In den hier besprochenen Beispielen haben wir zahlreiche Fälle von Nebensatzkonstruktionen gesehen, die eine polyphone Struktur aufweisen. In diesem Zusammenhang stellt sich beispielsweise die Frage, ob Polyphonie nicht das prototypische Kommunikationsmuster solcher subordinierender Konstruktionen darstellt. Eng damit verbunden sind auch Fragen über den Gebrauch des Konjunktivs oder anderer Formen der Modalität, die Einschränkungen in Bezug auf die kommunikative Verantwortung ausdrücken. Ein weiteres interessantes Gebiet ist in dieser Hinsicht auch die (polemische) Negation, die Nølke (2001: 16) als eindeutigen Fall von Polyphonie darstellt. Schließlich sei noch auf das Gebiet der Satzadverbiale verwiesen, die häufig als Versprachlichungsformen von Polyphonie zu analysieren sind. Insbesondere im Bereich der Diskursmarker und Modalpartikel scheint mir die Anwendung des Polyphonie-Konzepts vielversprechend. Beispielsweise präsentiert Waltereit (2006: 69) die folgende polyphone Analyse der deutschen Modalpartikel ja (die Analyse und die Terminologie sind wörtlich zitiert):

(25) Die Malerei war ja immer sein Hobby
Enonciateur 1: Die Malerei war immer sein Hobby.
Enonciateur 2: Ich weiß, dass die Malerei immer sein Hobby war.
Locuteur / Author = énonciateur 1.
Der Hörer der Äußerung wird mit énonciateur 2 identifiziert.

Mit etwas unterschiedlicher Terminologie analysiert Waltereit dieses Beispiel analog zum hier diskutierten Verfahren. Diese Arbeit stellt nicht nur eine der wenigen bisher vorliegenden Umsetzungen des Polyphonie-Ansatzes in der nicht-frankophonen Linguistik dar, sondern demonstriert am Beispiel der Abtönung, wie lohnend die konkrete Anwendung dieses Konzepts auf linguistische Probleme sein kann.


Bibliographie

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