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Rolf Lohse (Göttingen)


Klaus-Dieter Ertler (2000): Kleine Geschichte des frankokanadischen Romans. Tübingen: Gunter Narr. (= Narr Studienbücher)

In seiner Kleinen Geschichte des frankokanadischen Romans stellt Ertler die Entwicklung des Romans von seinen Anfängen in der französischsprachigen Provinz Bas-Canada bis in die unmittelbare Gegenwart in sieben Kapiteln dar. Er informiert verläßlich über Lebensdaten von Autoren, die Inhalte der besprochenen Texte und bettet die literarischen Daten in einen sozialgeschichtlich ausgerichteten Rahmen ein, der allerdings einiges an historischen Angaben enthält, die – so interessant sie auch sein mögen – nur von mäßiger Relevanz für die Geschichte des frankokanadischen Romans sind, etwa über die Besiedlungsprojekte im 17. Jahrhundert (25–28). Im ersten Kapitel "Die Ursprünge der frankokanadischen Erzählung" befaßt sich Ertler mit Prosatexten, die in der 1534 gegründeten Kolonie "Nouvelle France" von Entdeckern und Missionaren verfaßt wurden – also lange vor dem ersten frankokanadischen Roman. Das zweite Kapitel "Das große Vakuum im 18. Jahrhundert" konstatiert das Fehlen von solchen Texten im 18. Jahrhundert und beschränkt sich auf eine allgemein gehaltene Einleitung in die gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Lage der Provinz im genannten Zeitraum. Solche Einleitungen stehen am Anfang jedes der sieben Kapitel und dienen dazu, den sozialgeschichtlichen Hintergrund der referierten literarischen Epoche präsent zu halten. Erst mit dem dritten Kapitel "Die Frankokanadianität im 19. Jahrhundert" (61–105) beginnt die eigentliche Geschichte des frankokanadischen Romans, die Ertler als eine Reihe von zumeist literatursoziologisch ausgerichteten Einzelinterpretationen von kanonischen Romanen gestaltet. In diesem Kapitel stellt er den ersten frankokanadischen Roman L'influence d'un livre (1837) von Gaspé fils, die Romane Les Anciens Canadiens von Gaspé père, Une de perdue, deux de trouvées von Boucher de Boucherville, Angéline de Montbrun von Laure Conan sowie die frühen Landromane La terre paternelle von Patrice Lacombe, Charles Guérin von Chauveau und Jean Rivard von Antoine Gérin-Lajoie vor. Umfaßt das dritte Kapitel gut 60 Jahre, so verkürzt sich der Berichtszeitraum im vierten Kapitel auf die ersten vier Dekaden des 20. Jahrhunderts. Die folgenden Kapitel nähern sich in Zwei-Dekaden-Schritten der Gegenwart. Im vierten Kapitel "Aufschwung und Krise: 1900–1939" dominiert eine Überblicksdarstellung über die wichtigste eigenständige Gattung der frankokanadischen Literatur, den "roman de la terre". Ertler referiert hier die Entwicklung dieser Gattung von Lacombes Roman La terre paternelle (1846) bis zu Ringuets Trente arpents (1938). Daß es dabei zu Überschneidungen mit der schon genannten Darstellung des Landromans des 19. Jahrhunderts sowie mit folgenden Teilen des vierten Kapitels kommt und zu punktuellen Wiederholungen, ist sicherlich bezweckt und erscheint auch sinnvoll, da so der durch die Kapitelgliederung unterbrochene Zusammenhang der Gattungsentwicklung im Blick bleibt.



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Mit dem herausragenden Landroman Maria Chapdelaine von Louis Hémon wird der repräsentative Text dieser Gattung in Frankokanada besprochen, des weiteren mit La Scouine von Albert Laberge der "naturalistische Gegenentwurf", der aufgrund kirchlicher Zensur bis in die siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts so gut wie unbekannt geblieben ist, und drei Texte, die der Spätphase des Landromans zugerechnet werden können: Grignons Un homme et son péché, Savards Menaud, maîre-draveur und Ringuets Trente arpents.

Den zuletzt genannten Text nutzt Ertler als Überleitung zum Stadtroman, der mit Gabrielle Roys Roman Bonheur d'occasion in den vierziger Jahren einen Höhepunkt erreicht und einen Epochenwechsel in der frankokanadischen Literatur markiert. Dieser Roman steht an prominenter Stelle des kurzen fünften Kapitels "Der Zweite Weltkrieg und 'La grande noirceur' – Die vierziger und fünfziger Jahre", das unter der Rubrik "Restbestände des Landromans" Germaine Guèvremonts Roman Le survenant aufführt und ein Unterkapitel über André Langevins Roman Poussière sur la ville enthält.

Im sechsten Kapitel "La Revolution [sic] tranquille: Die sechziger und siebziger Jahre" bewältigt der Autor die enorme Fülle der sich in dieser Umbruchsepoche entfaltenden und ausdifferenzierenden literarischen Produktion nicht ungeschickt dadurch, daß er auf die obligaten "historischen Grundlagen" ein Überblickskapitel folgen läßt, in dem er "literarhistorische Anhaltspunkte" gibt und in kürzester Form die bedeutendsten Autoren und deren wichtigstes Werk vorstellt – hier in erfrischend zupackender, kluger und weitgehend unverklauselter Darbietung. Gemäß des Prinzips "l'homme et l'œuvre" werden auf prägnante Weise Jean Basile, Monique Bosco, Naïm Kattan, Yves Thériault, Jean-Yves Soucy, Jacques Godbout, Claire Martins, Nicole Brossard, Victor-Lévy Beaulieu und Jacques Ferron genannt. Die Romane Une saison dans la vie d'Emmanuel von Marie-Claire Blais, Prochaine épsiode von Hubert Aquin, L'Avalée des avalés von Réjéan Ducharme, Kamouraska von Anne Hébert, La grosse femme d'à côté est enceinte von Michel Tremblay und Pélagie-la-Charette von Antonine Maillet werden in separaten Unterkapiteln besprochen.

Im abschließenden Kapitel "Postmoderne und 'écritures migrantes' – Die achtziger und neunziger Jahre" thematisiert Ertler den Begriff der Migrantenliteratur. Als deren herausragende Vertreter nennt er die in Québec lebenden und französisch schreibenden Autoren Naïm Kattan, Régine Robin, Dany Laferrière, Émile Ollivier, Ying Chen, Marco Micone, die in Frankreich lebende Nancy Huston sowie den amerindischen Autor Robert Lalonde (geb. in Oka), wobei man sich fragen mag, wie dieser aus Québec stammende Autor in die Rubrik Migrantenliteratur geraten ist. In die Rubrik "Frauenliteratur" fallen Nicole Brossard, Louky Bersianik, Madeleine Gagnon, Yolande Villemaire, Monique LaRue, Suzanne Jacob, Suzanne Paradis, Francine D'Amour und Francine Noël. In einem weiteren Unterkapitel werden die erfolgreichen Schriftsteller Jacques Godbout, Yves Beauchemin sowie Gaétan Soucy genannt. Als exemplarisch für die jüngsten Tendenzen der Literatur Québecs stellt Ertler in den zwei abschließenden Unterkapiteln die Romane Volkswagen Blues von Jacques Poulin und Le pavillon des miroirs von Sergio Kokis dar.



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Es schließt sich eine Bibliographie an, die wichtige Nachschlagewerke und Handbücher nachweist, sowie unter der Überschrift "Die frankokanadischen Erzähltexte im Überblick" knapp dreißig nicht-fiktionale Texte aus der frühen Kolonialzeit sowie ca. 450 Romantitel, die die Zahl der knapp zwei Dutzend in Einzelinterpretationen besprochenen Romane und die der weiterhin genannten Romane bei weitem übersteigt. Allerdings bildet diese Liste das Romanschaffen in Frankokanada auch nicht annähernd vollständig ab, wie ein Blick in das Dictionnaire des œuvres littéraires au Québec verrät. Eine Erläuterung der Kriterien, die der Auswahl dieser Liste und auch der besprochenen Texte zugrunde liegen, fehlt.


Reisebericht und Roman

Ertler folgt eng dem gängigen Kanon der anerkannten Romane und legt seiner Darstellung eine schmale Auswahl zugrunde. Nur in der unmittelbaren Gegenwart erlaubt er sich eine breitere Auswahl, die sich mit Blick auf die Zahl der vorhandenen Texte allerdings immer noch recht begrenzt ausnimmt. Ausweitungen dieser eher schmalen Textbasis werden wohl in dem Werkverzeichnis, selten aber in der literarhistoriographischen Darstellung angedeutet.

Angesichts der geringen Zahl an behandelten Romanen überrascht es, daß Reiseberichte und andere Texte der Kolonialliteratur in einer "kurzen Geschichte des Romans" relativ breit dargestellt werden. Ihre Einbeziehung führt dazu, daß nur 170 von 230 Textseiten dem im Titel angekündigten Anliegen dienen. Damit ist mehr als ein Viertel des Texts der Vorgeschichte der frankokanadischen Literatur und nicht dem Roman gewidmet.1 Es läßt sich bezweifeln, ob Reiseberichte aus der Zeit der französischen Kolonialisierung "mittelbar dem Roman zuzuschreiben" (7) sind, zudem sprechen die Befunde für eine Einordnung in die Literatur der Kolonialmacht und nicht in die der ehemaligen Kolonie.

Es ist mehr als fraglich, ob mit dem Argument, die Reiseberichte seien narrativ und damit dem Bereich der Narrativik, d.h. dem Roman zuzuschlagen, ausreichend begründet werden kann, diese – so interessant sie auch sind – in eine Geschichte des Romans zu integrieren. Es wird wohl nicht ausreichen, zu behaupten, daß "genuin historische Texte wie Chronistenberichte als literarische Schriften gelesen werden können" (10). Die Hinweise auf Jean-François Lyotards Konzept des métarécit und Hayden Whites Konzept der metahistory werden wohl nicht ausreichen, die klassische aristotelische Trennung von dichterischem und historischem Text auszuhebeln, da es Reiseberichten, so narrativ sie auch sein mögen, nicht um die Frage geht, was sein könnte, sondern vor allem um die Mitteilung von Beobachtungen, die sich auf die Wirklichkeit beziehen.

Auch die eigentümliche Vereinnahmung von Gedanken Stephen Greenblatts erscheint problematisch. Durch den suggestiven Eingangssatz werden Greenblatts Überlegungen zu den in literarischen Texten enthaltenen Simulationen von Wirklichkeit und deren "Intensität", die er als "soziale Energie" bezeichnet, flugs umgedeutet in einen Versuch, die Grenze zwischen Literatur und Geschichtsdarstellung "einzuebnen" (11). Dabei interessiert sich Greenblatt nicht für eine solche Einebnung der Grenze zwischen Geschichtsdarstellung und literarischem Artefakt, wie übrigens auch Hayden White nicht, sondern er situiert sein Forschungsanliegen ausschließlich auf Seiten einer soziologisch und psychologisch orientierten Literaturwissenschaft. White hingegen ortet in der Geschichtswissenschaft typisch literarische Verfahren, versteigt sich aber – meines Wissens – nicht zu der Behauptung, literarische Fiktion und historiographischer Gebrauch von literarischen Vertextungsverfahren seien ein und dasselbe.



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Ertler hingegen suggeriert, dies sei Stand der Forschung. Folglich werden hier – zwar zunächst fragend – historische Texte mit Erzählungen gleichgesetzt, wobei der Terminus "historische Texte" völlig undefiniert in die Gleichung hereingenommen wird. Das Verhältnis narrativer historischer Quellentexte, zu denen Reiseberichte durchaus zählen, zu narrativen fiktionalen Texten bleibt bei der Behauptung ihrer Ähnlichkeit ungeklärt, müßte aber diskutiert werden. Vielleicht hat der u.a. hinsichtlich dieser Frage einschlägige Aufsatz von Dietrich Harth (1990) nicht ausreichend Beachtung gefunden, der schon vor geraumer Zeit die Auflösung der Grenze zwischen Geschichtsschreibung und Roman zurückgewiesen hat. Genau dies tut Ertler aber in Kapitel 1 und 2. Die hinter dieser Integration der Chronisten- und Reiseberichte liegende These lautet, daß diese Texte eine Voraussetzung darstellten für die später einsetzende Romanpraxis: "Reiseberichte, Geschichtswerke und stark referentialisierte Texte lieferten den Ausgangspunkt für die Entwicklung des frankophonen Romans in Kanada und können von der Romanproduktion im engeren Sinne nicht weggedacht werden." (7) Doch diese These müßte belegt werden. Mit Ausnahme von vagen Hinweisen auf "Kostumbrismus" (etwa 65, 87, 89) wird an keiner Stelle aufgezeigt, wie diese Reiseberichte, die als "Basis für die Ausdifferenzierung eines spezifischen literarischen Systems und [...] bedeutende und richtungweisende Paradigmen für eine zögerlich einsetzende nationale Erzählliteratur" (11) gelten sollen, auf die Entwicklung des Romans einwirken. Ertler bleibt den Nachweis auch nur eines Romans schuldig, der sich dieser Basis bediente.

Bei dem einzigen genannten Roman, der explizit Bezug nimmt auf das französische Eroberungsprojekt und die Besiedlung Nordamerikas, bei Volkswagen Blues von Jacques Poulin, den Ertler in Kapitel 7 bespricht, wird gerade dieser Bezug nicht fruchtbar gemacht. Die Darlegungen zum Roman dementieren die zur Rechtfertigung der Einbeziehung der Reiseberichte behauptete Relevanz von Entdeckertexten sowie die Hypothese ihres grundlegenden Charakters für die Romanentwicklung. In Aussicht gestellte Zusammenhänge werden nicht eingelöst – interessanterweise auch dort nicht, wo sie sich geradezu aufdrängen.

Daß hier mit wenig zufriedenstellendem Resultat der angekündigten Romangeschichte eine weiter in die Geschichte reichende Dimension zugeschrieben werden soll, die jedoch nichts mit dem angekündigten Anliegen zu tun hat und auf literarhistoriographische Abwege führt, wird in Kapitel 2 evident: Welche für den Roman relevante Rolle spielt das vermeintliche "große Vakuum", mit dem dieses Kapitel überschrieben ist? Ein solches entsteht doch nur in der Perspektive, die der Autor wählt, und ist irrelevant für die literarische Gattung Roman, die – das sagt Ertler selbst in Kapitel 3 – im Jahr 1837 einsetzt. Es ist in diesem Zusammenhang nicht überraschend, daß das Interesse an historischen Darstellungen und Reiseberichten aus und über Kanada beim Verfasser rapide nachläßt, sobald er sich dem eigentlichen Thema, dem Roman, zuwendet.



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Frankokanadische Traditionslinien und andere Nationalliteraturen

Auch die reihende Darstellung und Interpretation von sieben Texten aus der Kolonialberichterstattung und dreiundzwanzig ausführliche Einzelinterpretationen von Romanen läßt weitgehend Verbindungslinien vermissen – eine Lücke, die durch die sozialgeschichtlichen Einleitungen in die einzelnen Kapitel geschlossen werden soll. Wenn ausnahmsweise solche Linien aufgezeigt werden, so handelt es sich meist um unzureichende Vergleiche mit anderen Nationalliteraturen. So wird der "besonderes deutliche" Einfluß von Cervantes auf den Roman L'influence d'un livre von Aubert de Gaspé junior festgestellt (65), vier Seiten später spielt dieser Bezug zur spanischen Literatur offenbar keine Rolle mehr, wenn von diesem Roman die Rede ist, "der sich vor allem französischen und englischen Vorbildern zuwandte" (69). Es stellt sich die Frage, ob es überhaupt sinnvoll ist, frankokanadische Autoren zu Nachfolgern oder sogar Vorläufern herausragender französischer Autoren zu erklären. Chauveau wird zu "einem frankokanadischen Balzac" (79), Aubert de Gaspé habe sogar einen Trend "gewissermaßen vorweggenommen" (66), dem auch Flaubert bei der Gestaltung des Romans Madame Bovary gefolgt sei. Parallelsetzungen dieser Art sind wenig brauchbar, wenn es gilt, die Besonderheiten einer literarischen Entwicklung nachzuzeichnen, die unter Bedingungen verlief, die nicht unmittelbar vergleichbar sind mit denen in Europa. Es kann gar nicht darum gehen, die frühen literarischen Eigenleistungen in Vergleiche zu bringen, die den Blick auf sie verstellen. Auch wenn Ertler darauf beharrt, daß es sich etwa bei Charles Guérin um ein "genuin kanadisches Produkt" (81) handelt, so dominieren doch die Hinweise auf Balzac und den französischen Realismus.

Einige durchaus sinnvolle frankokanadische Verbindungslinien zeigt Ertler auf: etwa zwischen Héberts Roman Kamouraska und Langevins Poussière sur la ville (195) sowie Tremblays La grosse femme d'à côté est enceinte und Roys Bonheur d'occasion, hier allerdings wäre eine Bezugnahme auf die Romane Au pied de la pente douce (1944) und Les Plouffe (1948) von Roger Lemelin angebrachter. Der Verweis von Ying Chen auf Montesquieu läßt eine ähnliche Tendenz erkennen. Geht es Montesquieu in den Lettres persanes um die Gestaltung des Blickes von Fremden auf die eigene Gesellschaft, an deren Verhältnissen Kritik geübt wird, so schildert Chen die Erfahrungen von Isolation und Depression eines integrationswilligen chinesischen Zuwanderers nach Kanada, der sich der Heimat bald vollständig entfremdet. Die Texte sind hinsichtlich ihres Inhalts und Anspruchs – hier Gesellschaftskritik, dort Schilderung einer Integrationserfahrungen – so unterschiedlich, daß sich die von Ertler aufgezeigten Verbindungen zwischen den Texten als kaum tragfähig erweisen. Sie sind nicht auf einen inneren Zusammenhang gestützt, sondern nutzen oberflächliche Ähnlichkeiten. Und was ist im Zusammenhang mit Georges Boucher de Bouchervilles Feuilletonroman Une de perdue, deux de trouvées (1864/65) mit einem Verweis "auf die Unterhaltungsfunktion des québecischen Romans der heutigen Zeit" (99) anzufangen?



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Es stellt sich die Frage, ob der Anspruch, eine "ausgewogene Darstellung der gesamten Romanentwicklung" (7) vorzulegen, angesichts der kritisierten Integration der "französischen Gründertexte" und der schmalen Textbasis erfüllt wird. Diesem Anspruch widerspricht schon, daß bei insgesamt 23 ausführlichen Einzelinterpretationen von Romanen keine umfassende Entwicklung des Romans gelingen kann; allzuviel wird ausgelassen, vieles nur nebenbei angerissen: etwa der für die Romanentwicklung wichtige Feuilletonroman im 19. Jahrhundert, die Herausbildung der städtischen Thematik in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, der große Reichtum der écriture migrante, auf die Ertler zurecht hinweist.


Terminologische Unsicherheiten

Hinsichtlich der Erzähltheorie stellt sich der Autor unbedarft: So "nimmt die Erzählinstanz oft mehrere Formen an" (177), wobei offen bleibt, was hier unter Form verstanden wird. Tatsächlich treten in dem Text Prochain épisode von Aquin zwei Erzählinstanzen auf, die sich erst nach einer Weile klar unterscheiden und sich überraschend am Ende des Textes beide der Hauptfigur zuordnen lassen. Bei der Deutung von Aquins Prochaine épisode sei zudem bezweifelt, ob die Gegenüberstellung der Kategorien Fiktion und Wirklichkeit (177) geeignet ist, in der Interpretation eines Texts Ordnung zu stiften, der zwei fiktive Welten entwirft, die zunächst unabhängig voneinander bestehen. Die eine ist die des Protagonisten, der sie autobiographisch darstellt, die andere ist die eines Thrillers, den der Protagonist schreibt. Die Thrillerhandlung entpuppt sich jedoch im Verlauf des Romans als möglicher Rückblick in einen Lebensabschnitt des Protagonisten. Daher mag der Eindruck der "Verschmelzung" von "Fiktion und Wirklichkeit" (177) entstehen, jedoch ist eine solche Beschreibung unzutreffend, da es sich um zwei verschachtelte fiktive Welten handelt. Dieser äußerst kunstvoll gebaute Roman wird gedeutet als Beispiel für "'engagiertes' Schreiben" (179, Anführungsstriche von Ertler), doch wie sich dieses Engagement mit dem vor allem ich-zentrierten und strukturell bedeutsamen Schreibprojekt verträgt, darüber erfährt man nicht viel. Immerhin erfahren wir, daß "die Ingredienzen seiner [Aquins] bewegten Existenz [...] in einer nicht immer leicht nachvollziehbaren Form zu einer Ganzheit drängen." (177)

Der Begriff der "Geschichte zweiter Ordnung" (181) zu der die vom Protagonisten zur Thrillerhandlung stilisierte Vorgeschichte wird, ist klärungsbedürftig. Diese an den systemtheoretischen Begriff "Beobachtung zweiter Ordnung" angelehnte Neuprägung scheint dann sinnvoll zu sein, wenn sie eine Potenzierung beschreibt, die das in der Systemtheorie bezeichnete Beobachtungsverhältnis entfaltet. Die Beobachtung von Beobachtungen setzt ein kritisches und korrektives Potential frei, das dem von einem Protagonisten geschriebenen Text möglicherweise gar nicht zugänglich ist. Hier liegt ein Problem vor, auf das uns Ertler hinweist und das Anlaß zu einer fruchtbaren Diskussion geben könnte.



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Ertler erfindet weiterhin die "Erzählung im eigentlichen Sinne" (214). Was immer er darunter versteht, bleibt nebulös. Ungeniert weicht er seinen Analysen durch unklare Begriffe auf. Dabei läßt er immer wieder feinsinnige Gattungsbetrachtungen erkennen, wie im Fall der Interpretation des Romans Menaud, maître-draveur, den er in ein produktives Spannungsverhältnis zum Landroman stellt (120). Was darf man sich unter einer "romantischen Struktur des Romans" (90) vorstellen?

Die punktuelle Verwendung von Bachtins Theorie des Karnevalistischen für die Deutung einer Szene im Roman Maria Chapdelaine überrascht insofern, als sie argumentativ sofort wieder zurückgenommen wird, weil "die Extrapolationskraft des Erzählers nicht aus[reiche]", und sie somit seltsam funktionslos im Verlauf der Interpretation steht (116–17).

Literaturgeschichtliche Begriffe werden nicht klar voneinander abgegrenzt. So werden etwa Begriffe wie Naturalismus und Realismus undifferenziert gebraucht. Ertler spricht in Hinblick auf Gabrielle Roys Roman, daß er "in einem realistischen Ton mit naturalistischer Themenstellung" (150) verfaßt sei. Eine zitierte Situationsbeschreibung, wird als "realistisch" bezeichnet, dieses scheint offenbar dennoch fraglich zu sein, denn "die Einführung des Lesers [...] erinnert in seiner [sic!] stilistischen Aufbereitung an den französischen Realismus" (79). Diese Aussage zieht die vor dem Zitat getroffene Feststellung wieder in Zweifel.

Die Vermischung von aktueller Terminologie und der Darstellung der zeitgenössischen Kritik führt zu problematischen Aussagen: "War Grignons Text für die Kritik seiner Epoche der Inbegriff des frankokanadischen Realismus, so wurde Trente arpents wegen seiner diskursiven und systemischen Distanz zu Recht dem Naturalismus zugerechnet" (138). Man würde einen derartigen Nachweis der Verwendung dieser Terminologie gerne einmal sehen. Die notwendige Trennung von Referat der Gegenstände und ihrer Interpretation wird bei Ertler nicht immer durchgehalten.


Pauschalisierungen

Ertler verwendet ungeprüft literarhistorische Gemeinplätze: So vertritt er unbeirrt die These von der Verspätung hinsichtlich der Übernahme romantischen Gedankenguts (88), aber auch inhaltlicher Elemente, etwa des Urbanen (148). Die Verspätungsthese ist ebenso bequem wie irreleitend, weil literarische Entwicklungen in außereuropäischen Ländern in Bezug zu Periodisierungen der europäischen Literaturen gebracht werden, ein Bezug, dessen Ertrag jedoch als eher gering einzuschätzen ist, da er dazu ermuntert, den Blick von den internen Entwicklungen des betrachteten Landes abzuwenden, die eben nicht dem europäischen historischen Muster folgen. Zudem überspielen solche groben Zugriffe, daß die Strukturen der jeweiligen kulturellen Sphäre ganz unterschiedlich ausgebildet sind. Es besteht die Gefahr, bei solchen Pauschalbeurteilungen Denkklischees aufzusitzen. So auch hinsichtlich des Stadtromans: Indem Ertler auf Trente arpents (1938) und Les demi-civilisés (1934) verweist, weicht er zwar die These geschickt auf, der frankokanadische Stadtroman beginne erst mit dem Roman Bonheur d'occasion (1945) von Gabrielle Roy. Dennoch ist er gezwungen, zugunsten der überholten Verspätungsthese den Stadtroman des 19. Jahrhunderts, beispielsweise Les mystères de Montréal von Hector Berthelot, und des beginnenden 20. Jahrhunderts, etwa Le débutant von Arsène Bessette, auszublenden.



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Die Darstellung leidet passagenweise unter literaturgeschichtlichen Pauschalbehauptungen: "Im Jahre 1938 löste sich die Gattung [des roman de la terre] mit einemmal auf" (111). Es ist einigermaßen verwunderlich, die Auflösung einer Gattung so genau zu datieren; und schon im Folgekapitel wird in Hinblick auf den Roman Le Survenant (1945) von Germaine Guèvremont von "Restbeständen des Landromans" gesprochen (153). Es wäre weit sinnvoller, auf das Weiterwirken der ländlichen Thematik hinzuweisen, das in anderen Zusammenhängen ganz neu belebt wird. So etwa in Marie-Claire Blais' Roman Une saison dans la vie d'Emmanuel. Nach einem kontextstiftenden Hinweis auf diesen ebenfalls von Ertler besprochenen Roman (170 ff.) sucht man vergebens, obwohl er deutliche Merkmale des Landromans trägt. Im übrigen greifen schon Marie Calumet von Girard (1904) und La Scouine von Laberge (1918) die Gattung Landroman subversiv auf. Von daher gesehen löst sich die Gattung nicht ganz so unvorbereitet auf, wie es in der vorliegenden Darstellung behauptet wird.

Auch bei den historischen Bezügen nimmt sich der Autor Freiheiten: Der sachlich stimmige Hinweis auf Rabelais bei der Besprechung des Romans Pélagie-la-Charrette von Antonie Maillet wird unterlaufen dadurch, daß Rabelais für "mittelalterliche Gestaltungen der Erlebniswelt" (206) steht. Dabei steht die Reise ins Innere des Riesen bei Rabelais zwar noch in mittelalterlicher Tradition, verarbeitet aber die Erfahrung der gerade entdeckten Neuen Welt und rückt von daher weit ab von einer mittelalterlichen Gestaltung. Es ist auch der Hinweis auf Brecht zu kritisieren, den Ertler aufgrund der oberflächlichen Ähnlichkeit zwischen der Heimreise der Akadier auf einem Ochsenkarren und den Handelsaktivitäten der Marketenderin Courage bringt (202). Der Roman erinnert aber keineswegs "in der Thematik an Mutter Courage und ihre Kinder". Der Hinweis auf Brecht stimmt schon im Ansatz nicht, denn Courage ist nicht auf dem Weg nach Hause, sondern fährt einem Heer nach, mit dem sie sich gute Geschäfte erhofft. Daher ist er schlichtweg unergiebig. Die zufällige Ähnlichkeit des Fortbewegungsmittels und die Tatsache, daß beide Besatzungen der Karren zusammengewürfelt erscheinen und auf der Reise Verluste zu verzeichnen sind, verführt Ertler zu der Annahme, hier sei ein wertvoller Bezug zwischen den beiden Texten zu sehen. Dagegen ist der Verweis auf das Versepos Evangeline von Longfellow in themengeschichtlicher Weise gut, wenn auch für die Gattung Roman wenig ertragreich (203).

Das fehlerhaft numerierte 3. Unterkapitel des 3. Kapitels (69) enthält einige Aussagen zum roman de la terre (69), die korrekturbedürftig sind. Es ist richtig, daß der Roman La terre paternelle (1846) das Muster bildet für eine große Zahl von späteren Landromanen, die Behauptung aber, daß der Landroman "etwa ein Jahrhundert lang systemisch als bestimmende Gattung fungieren sollte" (69), ist jedoch mit Hinblick auf den umfaßten Zeitraum wohl kaum zu halten, da erst frühestens seit den 60er, sicher aber seit den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts diese sich herausbildende Gattung zum Vehikel einer konservativen, katholischen und nationalen Ideologie wurde, die ihrerseits dem Landroman zu seinem überwältigenden Erfolg verhalf. Zu dem fraglichen Zeitpunkt 1846 läßt sich die Steuerung der fiktionalen Literatur durch eine solche Ideologie, die um die Jahrhundertwende zu einem zentralen Glaubenssatz nationaler Eigenständigkeitsbestrebung werden sollte, nur schwerlich nachweisen.



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Daß der Landroman in ideologischer Hinsicht durchaus unterschiedliche Funktionen erfüllen konnte, deutet Ertler im vierten Kapitel selbst an, allerdings ist der Hinweis auf französische Vorbildtexte im Zusammenhang mit dem Landroman nur halb gelungen. Ertler wiederholt die von Abt Dandurand im Jahre 1937 vertretene Ansicht, daß die französischen Autoren René Bazin und Paul Bourget mit thesenhaften Texten vorbildhaft gewirkt hätten (110), verschweigt aber nicht nur den Urheber dieser Ansicht, sondern übersieht auch, daß Dandurand sich keinesfalls nur auf den Landroman bezieht und hier nur im partiell passenden Zusammenhang wiedergegeben wird. Dies erklärt, daß bei Ertler L'Étape von Bourget – ein Stadtroman, der die spirituellen Infragestellungen eines Heranwachsenden in Paris zum Inhalt hat – im Zusammenhang des roman de la terre zitiert wird.


Zu den Interpretationen

Bei den Interpretationen fällt die theoretische Engführung auf: Sie sind entweder soziologisch-systemtheoretisch oder existentialistisch ausgerichtet. Hinsichtlich mancher Textinterpretationen würde man sich Ergänzungen und Ausweitungen wünschen, insbesondere dort, wo die verengende Interpretationen zu Fehldeutungen führt.

So findet der frankokanadische Leser in den "Klassikern der europäischen Literaturgeschichte" (86) keineswegs "eine authentische Darstellung der Wirklichkeit" (86), sondern "le vrai, le juste et l'honnête" (86), wie es das vorangehende Zitat aus Jean Rivard besagt, auf das Bezug genommen wird. Diese Begriffe sind keineswegs mit den Implikaten eines Realismusbegriffs aus dem 19. Jahrhundert zu verwechseln. Es geht Gérin-Lajoie vor allem um eine erbauliche und "angemessene" Darstellung. Insofern ist es ein Fehlschluß, davon auszugehen, der Autor lege dem Leser eine "wirtschaftssoziologische Erzählung" (86) vor. Gérin-Lajoie beschreibt eine Utopie, in der die Synthese zwischen agrarisch-katholischer Frankokanadianität und dem Liberalismus gelingt: unter Führung des aktiven Frankokanadiers Rivard, der sich auf diesem Weg weder seiner Religion noch seiner Ethnie entfremdet. In diesem Roman wird bei der Interpretation zudem weitgehend die Kontrastgestalt Gustave Charmenil ausgeblendet, der in mehreren Briefen die Situation in der Stadt schildert und durch die Beschreibung negativer Erfahrungen in der Stadt Rivards Lebensweg glorifiziert.



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Auch an weiteren Interpretationen ist Kritik anzumelden: So wird der Roman Un homme et son péché von Grignon aufgrund der Darstellung des Wuchers und des Geizes der Hauptfigur als "signifikantes Beispiel für die literarische Verarbeitung des Übergriffs liberalistischer Gesellschaftssystemik auf die alteuropäische Ordnung am Sankt-Lorenz-Strom" (129) interpretiert. Dabei wird – was gerade mit Hinblick auf die angesprochene "alteuropäische Ordnung" verwundert – die traditionelle Geiz- und Wucherkritik ausgeblendet, die doch gerade einen Teil eben dieses europäischen Erbes ausmacht. Eine Interpretation, die diese Tradition mitdenkt, stützt die These von der Darstellung einer liberalistischen Praxis nicht unbedingt. Der Grund für die Verengung der Interpretationen, die nur Textausschnitte betreffen und leider auf diese Weise allzuviele Bestandteile der Texte unberücksichtigt lassen, mag darin liegen, daß die vorliegende Kleine Geschichte im Umfeld von Ertlers Habilitation entstanden ist, in der es gerade um die differenzierende Herausarbeitung von Indizien für verschiedene ideologische Diskurse der 30er Jahre ging. Was zudem auffällt, ist, daß Ertler mit nur minimalen Abänderungen mindestens 10 Seiten (darunter auch die Kernstellen der monierten Interpretation von Grignons Roman) aus seiner Habilitationsarbeit entnimmt und ohne Angabe des Publikationsorts und -datums in diese Romangeschichte einkopiert. Das verwendete "copy and paste"-Verfahren führt dazu, daß Textteile unterschiedlicher theoretischer Ausrichtung und Argumentationsstrategie aufeinandertreffen und daß Interpretationen aus ihrem Zusammenhang gerissen werden.2 Es wäre wissenschaftlich redlicher – und für die Argumentation allemal günstiger gewesen, diese Parallelargumentation zu signalisieren, zumal es auch eine Gelegenheit gewesen wäre, auf die im selben Jahr erschienene Habilitationsschrift hinzuweisen, die eine Reihe von wissenschaftlichen Konzepten vorstellt, die in diesem Buch kommentarlos vorausgesetzt werden.

Die Interpretation des Romans Poussière sur la ville von Langevin ist rein existentialistisch ausgerichtet. Dabei fällt auf, daß schon der Titel sehr frei im Sinne Sartres interpretiert wird. Es wird behauptet, daß der Titel "implizit auf die Geworfenheit des Menschen im urbanen Bereich verweist" (159), ein Argument für diese Behauptung sucht man jedoch vergebens. In erster Linie deutet der Titel auf den Staub, der die Bergwerksstadt Macklin über und über bedeckt. Auch die Behauptung, der Roman erinnere "an die griechische Tragödie schlechthin" (160), ist für die Romaninterpretation wenig relevant. Ob "die naturalistische Beschreibung der Bergwerksstadt im Kontext des Romans eine betont existentialistische Note" (162) bekommt, sei dahingestellt, schließt doch der Naturalismus gerade die Freiheit des Individuums aus, um die es dem Existentialismus geht.



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Der Versuch, den komplexen Text L'Avalée des avalés von Réjéan Ducharme mit dem Mittel der Systemtheorie zu beschreiben, führt nicht allzu weit, da gemäß der gewählten Prämisse im Text Beobachtungspositionen geortet werden, für die es in der Narratologie keine Entsprechung gibt – hier gibt es Erzählinstanzen, die bisweilen explizit beobachten, die aber vor allem erzählen und darstellen. Dieselbe Kritik gilt für die Interpretation des Romans Le pavillon des miroirs von Sergio Kokis, die mit geringem Ertrag die traditionelle Unterscheidung von erzählendem und erlebendem Ich in Beobachtungsverhältnisse umdeutet. Die mit hohem begrifflichen Aufwand betriebene Interpretation des Romans von Réjean Ducharme übersieht, daß die verspielten gegenseitigen Einschlüsse von Leben und Bewußtsein, von innen und außen, durch eine surrealistische Ästhetik und eine auf weitgehende Durchlässigkeit von Grenzen gegründete Ich- und Weltkonzeption bestimmt sind. Aus diesem Grund erscheint auch eine existentialistische Interpretation (187) als nicht angemessen. Die lautmalerische Sondersprache der Protagonistin Bérénice, die Ertler als "lockeren und kreativen Umgang mit der französischen Sprache" (189) beschreibt, ließe sich in die Tradition der écriture automatique stellen und damit einer Interpretation zuführen, die auf Prämissen des Surrealismus aufbaut.

Hinsichtlich der Interpretation des Romans Kamouraska von Anne Hébert ist anzumerken, daß die Protagonistin ihren zweiten Mann nicht "beinahe achtzehn Jahre nach ihren schlimmen Jugenderfahrungen" (190) heiratet, sondern unmittelbar nach diesen Ereignissen, und zum Erzählzeitpunkt – 18 Jahre nach der Mordtat, zu der Élisabeth ihren Liebhaber angestiftet hat – am Sterbebett dieses zweiten Mannes wacht. Die Inhaltsangabe des Romans ist eine Nacherzählung, in der der krude Euphemismus "Absenz" (191) für Tötung auffällt. Es ist nicht nachzuvollziehen, inwiefern "man sich" angesichts der "ästhetisch hochstehenden Texte" von den Ambitionen und Forderungen der zeitgenössischen ‚Révolution tranquille' weit entfernt sieht" (193). Es ist doch gerade ein Kennzeichen dieser Révolution tranquille, daß sich Autoren – darunter Anne Hébert – auf die Suche nach innovativen Formen und Themen gemacht haben und damit innerhalb kürzester Zeit den Anschluß an die internationale Literatur gefunden haben, der der frankokanadischen Literatur bis auf wenige Ausnahmen lange versperrt war.

Die Arbeit wirkt angesichts zahlreicher unbelegter Behauptungen, kurioser inhaltlicher Bezüge und Übertreibungen seltsam unfertig. Die Behauptung, "gängige Literaturdarstellungen" böten "eine bloße Bestandsaufnahme der zeitgenössischen Produktionen" (7) wird durch keinen Literaturbeleg gestützt. Dem Autor unterlaufen Unaufmerksamkeiten: So spricht Ertler von fünf Kindern, es folgen aber sechs Namen (113). "Der frankokanadische Landroman Un homme et son péché [...] kann wegen seiner medialen Vielgestaltigkeit zu den Klassikern des literarischen Systems der Provinz gezählt werden" (126). Dem Roman wird zugeschrieben, was erst in der Sphäre medialer Verwertung stattgefunden hat: die Verfilmung. Es darf bezweifelt werden, daß der Roman "medial vielgestaltig" ist. Es erstaunt, wenn behauptet wird, der Roman L'influence d'un livre sei "durch den Rettungsversuch des Abtes Casgrain gleich von Beginn an seiner explizit literarischen Reflexionskraft verlustig" (69) gegangen. Sicher, die Veränderung des Titels führt zu einer Veränderung der Rezeption, ob damit aber die radikalen Konsequenzen einhergingen, die Ertler suggeriert, sei dahingestellt. Wie hat man es sich weiterhin vorstellen, daß sich die Textbedeutung auf die Rezeption verlagert? "Die Bedeutung der Texte verlagerte sich von der Produktion auf die Rezeption in Québec" (10). Leider beläßt es der Autor allzu häufig bei solchen ungenauen Formulierungen.



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Sprachliche Besonderheiten

Bei den Zusammenfassungen der Romane fällt auf, daß die unsystematische Tempuswahl Inhaltsreferate gelegentlich zu Nacherzählungen verformt (86). Kurioserweise greift der Autor auch in darlegenden Textpassagen zum Präteritum (192–193). Hinsichtlich des Umgangs mit Zitaten überrascht in einem französischen Zitat ein deutsches Einsprengsel (30), zudem stellt sich die Frage, weshalb bis Seite 50 den Zitaten deutsche Übersetzungen beigegeben sind, danach jedoch nicht mehr.

Der Text enthält kuriose Vergleiche: Der Protagonist Jean Rivard schlage "einen Mittelweg zwischen der orthodoxen, ultramontanen Ideologie [...] und einem fortschrittlichen, wirtschaftlichen Unternehmen" (85–86) ein. Kann eine "Lebensform" "den Kolonisierungsbestrebungen der Provinzregierung" "entsprechen" (113)? Schiefe Bilder begegnen häufig: Der Tod eines Protagonisten erfolgt im Frühling "wodurch die saisonale Zirkularität letztendlich geschlossen wird" (128), oder "als axiologischer Gegenentwurf der Erzählung fungiert der Protagonist Séraphin" (128).

Ertler verwendet teils überzogene Formulierungen: "Als Gegenbewegung zum ersten Roman der Provinz [...] kristallisierte sich um die Mitte des Jahrhunderts ein Werk heraus [...]" (69). Es erscheint übertrieben von Gegenbewegung zu sprechen, wenn zwei Romane zur Diskussion stehen. Die verbale Emphase ist angesichts des kargen Bestands an Texten unangebracht. Ertler bemüht triviale Formulierungen, wie "die Spannung [eilt] ihrem Höhepunkt zu" (194), oder , "die Suche nach den riesigen Weiten des amerikanischen Kontinents" (112), behauptet die Existenz eines "Geist[es] des heilen Landlebens, über den sich die frankokanadische Gesellschaft zu definieren suchte" (120).

Häufig entgleitet die Verwendung theoretischer Begriffe in Jargon, und zwar dort, wo die Darlegungen (mit Blick auf das Zielpublikum) größte Klarheit benötigten. So besteht die Gefahr, daß Problematisches hinter komplizierten Formulierungen verborgen wird, anstatt es zu klären: So finden Protagonisten "polyfokale Zugänge zu ihrer Umwelt" (221), was immer das sei. So "[...] wurde durch die Nullstelle im fiktiven oder fiktionalisierten Bereich als Stützfunktion rückwirkend eine Gattung herangezogen, aus der sich die anlaufende Literatur autoreferentiell konstituieren ließ" (11). Der gemeinte Rückbezug auf die Chronisten und Missionsberichte durch spätere Autoren wird allerdings nur behauptet und nicht nachgewiesen (s.o.). Der Modebegriff "einschreiben" findet reichlich Verwendung und treibt so manche Stilblüte: "Seine Frau hat sich durch ihre außerehelichen Liebesabenteuer und die damit verbundene Körperlichkeit [...] in die Serie der lieblosen Objekte eingeschrieben" (161). Geradezu inflationär schreibt sich alles mögliche in anderes ein: Romane in Situationen (64); Zeichen in die Geschichte (115); narrative Instanzen in den orthodox-nationalistischen Diskurszusammenhang (138); ein Roman in ein Argumentationsmuster (149), in eine Strömung (177) oder in ein Diskurssystem (182), ein Text "in die Grundstrukturen der ‚écriture migrante'" (227).



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Weitere häufig undifferenziert gebrauchte Termini sind "dekonstruieren" (29, 30, 35, 38, 45, ...), "Diskurs", der in verschiedensten Kontexten und Zusammensetzungen erscheint, wie "diskursives Design" (87, weitere: 83, 85, 115, 118, 133, 136, ...), der aber auch in concreto genutzt wird. So ist die Rede vom "alltäglichen Diskurs der Bauersfrauen" (141). Eine enge und präzise Verwendung solcher Begriffe erscheint angebracht, um theoretische Aussagen möglichst transparent zu halten. Ein weiteres Modewort, das eine möglicherweise genau kalkulierte Ungenauigkeit in den Text bringt, liegt auch mit "zirkulieren" vor. Neben "einer zirkulär fungierenden Dynamik" (173) begegnet "einer der vielen im Text zirkulierenden Kastrationsprozesse" (172). Manche Begriffe bleiben nicht nur unklar, sondern vernebeln möglicherweise treffende Aussagen, so die von Ertler wiederholt angesprochene "Universalität" (138, 141) eines Romans. Ein solcher Terminus sollte angesichts seiner Dehnbarkeit nicht undefiniert eingesetzt werden. Rästelhaft bleibt auch die Rede von "microrécits", die "in strukturfunktionalistischer Weise sämtlichen Reiseberichten zugrunde" liegen (16). Problematisch ist die Verwendung von "ethnischen Säuberung" (202). Ohne hier den Standpunkt übertriebener political correctness einnehmen zu wollen, sei dafür plädiert, solche Begriffe angesichts der katastrophalen Dimension, die die gemeinten Tatsachen in den letzten Jahren angenommen haben, äußerst vorsichtig zu verwenden, selbst wenn vom Zusammenhang her – gemeint ist hier die Vertreibung der Akadier – eine solche Bezeichnung naheliegen mag.

Ästhetische Effekte oder Abstrakta werden ohne wirklichen Gewinn als aktive Wesen behandelt: "Die Fiktionalisierung baut sich über zwei erwachsenen Internatsschüler [...] auf" (88). Des weiteren: ein Text "dringt" in das "frankokanadische Selbsterklärungssystem" (15) ein und "eine [...] Diskursivität" greift "die nationalistisch gehaltenen Inskriptionen im Text" (115) auf.

Ertler schlägt eine eigene "bedeutungsnähere" (8) Schreibung der Bezeichnung für Land, Leute und Zugehörigkeit vor: Québec, "Québecer" und "québécisch" (8) und führt als sprachpolitischen Grund an, daß so die Verwechslung mit der englischen Schreibung zu vermeiden sei. Allerdings ist diese Bezeichnungsweise nicht logisch, da das Adjektiv québécisch zwar dem französischen québécois angeglichen wird – die deutsche Schreibung wäre wohl quebecisch –, nicht aber die Bezeichnung für den Bewohner. Die hybride Bildung Québecer (französischer Ländernamen und deutsches Suffix) für Québécois leuchtet nicht ein. Diese Bezeichnungen werden vom Autor selbst nicht durchgehalten, denn er greift selbstverständlich auf Bezeichnungen wie québécois, und Québécois (166, 177, 189) zurück.

Gelegentlich verrennt sich der Autor in seinen überkomplexen Sätzen, und behauptet das Gegenteil dessen, was er hatte sagen wollen: "Aber auch er [Champlain] vermag der Versuchung nicht zu widerstehen, neben der interesselosen Beobachtung auf die ihm notwendig erscheinende Bekehrungsarbeit zu verzichten." (31) Statt verzichten müßte es heißen: "zu leisten". Die Versuchung liegt ja für Champlain bei allem Primat der Beobachtung nicht im Verzicht auf die Bekehrung der Ureinwohner, sondern darin, trotz der Wahl der quasi objektiven Beobachterposition auf die religiöse Orientierung der Beobachteten einzuwirken.



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Der Klarheit dienen auch saloppe Formulierungen nicht, oder solche, in denen die Bezüge gestört sind: Hier geht es "um die Relativsetzung der ästhetischen Wertung, wie sie Montaigne in seinen Essays aufrollte" (45), dort "schwappt die Aufbruchstimung [...] über" (63), es wird "in die Kerbe geschlagen" (105, 108), "mit einem Schlage eine internationale Dimension erreicht" (149), oder "rücksichtslos [in ein kommunikatives Netz] katapultiert" (174). Hier wird "an die Macht gehievt" (110), Vorwörter sind "markant" (65), es begegnet eine "ideologische Umpolung" (108), hier "entsteht über das Symbol des Kreuzes eine erste Form von Globalisierung" (19), dort begegnet eine "liberalistische Werbetrommel" (109).

Probleme mit den Bezügen zeigen folgende Sätze: "Aus der diskursiven Konstellation leitet sich die Spannung ab, mit der die Argumente der einen wie der anderen vom eurozentrischen Erzähler angeführt werden" (22). Im Zusammenhang geht es um einen argumentativen Wettstreit zwischen Ureinwohnern und Kolonisatoren um den rechten Glauben. Daher müßte es wohl heißen "Spannung zwischen konträren Standpunkten und Argumenten". Falsche Bezüge finden sich zuhauf: So "beobachtet" eine "erzählte Darstellung erlebter Wirklichkeit [...] die Lebensbedingungen in der borealen Neuen Welt" (24–25); "mittels [einer] erzählerischen Vororientierung bleibt den französischen Kolonisatoren der Weg in den Süden versperrt" (33). "Seine [Gaspés] eigenwillige poetische Nonchalance erinnert an die romantische Hybridität der Genera" (87), es kommt zu einer "Konfrontation der wenig einladenden natürlichen Grundlagen des Landes mit dessen warmherzigen, verklärten Menschen" (116). Die Bezüge purzeln aufgrund von Satzbauproblemen bisweilen munter durcheinander: "[...] die rege Entwicklung der Reise- und Missionsliteratur in Neu-Frankreich [kam] zum Erliegen und kündigte eine Periode an, die weniger nennenswerte Erzählungen hervorbringen sollte" (28). Krude wird es bei der Rede von "Konstruktionstheorien, deren Weisheit letzter Schluß auf seiten des Beobachters bzw. der sekundären Beobachtung gelegt wird" (39) oder von Schulen, "in denen die zukünftigen Missionare zweisprachig [...] gelehrt würden" (40). Bemerkenswert auch: "Diese Relativierung der Werte [...] gilt als Vorläufer für das Jahrhundert der Aufklärung." (54) Im folgenden irritiert der Subjektwechsel mitten im Satz: "Die Reformen in Mussolinis Italien, Salazars Portugal und Dollfuß' Österreich wurden von den einschlägigen Zeitschriften aufmerksam verfolgt [...], um früher oder später für den laurentinischen Staat vergleichbare Gesellschaftsstrukturen entwickeln zu können." (110)

Unklar und schief ist bisweilen auch die Artikeldeixis. Bezieht sich die Rede von "dieser Welt" (44) nun auf die der Ureinwohner oder der Kolonisatoren?



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Die Darlegungen Ertlers enthalten unnötig gespreizte Formulierungen: Statt von der Biographie des Autors spricht er von "biographischer Darstellung der Ereignisse um Hubert Aquin" (177) und von der "novellesken Seite im Leben des Autors" (177). Irritierend ist die Verwendung der aktuellen Wortform "ZeitgenossInnen" (169) und "SchriftstellerkollegInnen" (189), die exklusiv bei der Nennung der Autorinnen Nicole Brossard und Anne Hébert eingesetzt werden. Ob der Autor diese Schrifstellerinnen besonders würdigen, sich über sie oder diese Begriffe lustig machen möchte, muß wohl der Leser für sich entscheiden. Humor jedenfalls beweist der Autor mit dem schalkhaften Wortspiel "hündischer Erzfeind" (197): Gemeint ist damit der Hund Godbout, der aus der Perspektive des Katers Duplessis in Tremblays Roman La grosse femme d'à coté est enceinte wahrgenommen wird. Sicher will der Autor Humor beweisen, wenn er vorschlägt, die "Bedeutung von Tieren, insbesondere von Katzen, im neuen frankokanadischen Roman als Zeichen von Amerikanität zu werten" (201).

Begriffliche Glissements unterwandern immer wieder die Argumentation: Die "erzählten Eigenheiten der einzelnen Kulturen" dienen "zur exemplarischen Aufarbeitung von volkstümlichen Elementen" und verwandeln sich unter der Hand in "Bilder" (89). Sodann ist von der "Kommunikationsstruktur der Provinz" (99) die Rede.

Ertler reiht – teils mit Numerusproblemen – Dinge, die auf unterschiedlichen Ebenen stehen, und kommt zu überraschenden Formulierungen wie: "Das idyllische Bild des heilen Lebens auf dem Land und der zentripetalen Funktion des herrschaftlichen Gutshofes läßt noch nichts von der bevorstehenden Katastrophe ahnen" (89). Oder: "Die Kirche und deren Vorplatz wirken somit als Katalysator für die [...] Gehöfte und spendet deren Bewohnern [...] die Lebenskraft" (116). "Seit seiner Amtsenthebung [...] lebte Vater Gaspé zurückgezogen [...], gab sich der Lektüre hin und betrachtete die kanadischen Legenden als integrativen Bestandteil einer [...] neu zu erweckenden Kultur" (87). "In diesem naturalistisch gehaltenen Abschnitt drängt das 19. Jahrhundert und die damit verbundene Ästhetik der Eisenbahn mit aller Vehemenz in den Vordergrund." (152) Ungeschickt ist die Formulierung, daß etwas "dem Werk [...] einen thematischen Riß bringt" (98).

Ertler verwendet unpassende Begriffe: Es erscheint nicht überzeugend, die Begriffsverschiebung in der Darstellung der Welt aus der Sicht der Ureinwohner als "metaphorisch" (45) zu bezeichnen, da sie die Dinge gemäß des in diesem Zusammenhang angesprochenen Rasters und wohl auch ohne weiteren Bedeutungstransfer bezeichnen. Hier sei auch ein Übersetzungsfehler angemerkt: Der Ureinwohner deutet den Zwieback nicht als "Holz" sondern als "Knochen" (45). Die Rede von "tauschwertorientiertem Mehrwert" (84) ist tautologisch, da dieser – nach Marx – überhaupt erst durch den Tauschwert entsteht. Was ist an dem Ereignis der Herstellung von Ahornsirup "emblematisch" (80), also sinnbildlich? Was ist unter "diskursivem Beharren" (85) zu verstehen? Problematische Begriffe werden unkritisch übernommen, so etwa der Begriff "Textspur" (11), der möglicherweise auf den Greenblatt-Übersetzer Robin Cackett zurückgeht und der zunächst einmal zu definieren wäre: Denn wer oder was hinterläßt wo welche Art von Spur?



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Die eilige Montage des Textes aus vorgefertigten Stücken führt zu verpatzten Satzanschlüssen: Ist in dem vorangehenden Absatz davon die Rede, daß der Text "als thesenhafter Vorläufer der Kolonisierungsbestrebungen" gelten kann, setzt der folgende Absatz ein mit: "In diesem Sinne nimmt sich auch die realistische Situationsbeschreibung im ersten Kapitel aus" (79). Es bleibt kryptisch, wie dieser Anschluß gemeint ist. Er suggeriert eine argumentative Kohärenz, die jedoch gar nicht vorhanden ist. Ebenso überraschend leer läuft die Aussage "Georges Boucher de Boucherville [...] kam dieser Entwicklung nach" (93). Im vorangehenden Absatz ist etwas über die Entstehung und die Verbreitung des Feuilletons zu erfahren.

Stilblüten durch Ausdrucksfehler erschweren immer wieder die Lektüre: "Laurent Mailhot kann Champlains Berichten allerdings weniger Ursprünglichkeit abgewinnen als den Relations Cartiers" (29). Hier würde man gerne wissen, wie er das anfängt, ebenso wie "sich der Erzähler aus der einen Gruppe konstituiert" (30–31). Was sind "subterrane Strömungen unter den Einheimischen" (31)?

Sprachliche Ungereimtheiten, Mankos hinsichtlich von Theorie und Argumentation, Selbstdementis und nicht immer stichhaltige Interpretationen stellen den Gewinn in Frage, den man aus der Darstellung zieht. Positiv zu vermerken ist, daß nur wenige Rechtschreibfehler ("Vordergund" (70), "Autorenbewußtsein" (130), Ouelette" (199)) begegnen. Hinsichtlich seines Anspruchs als wissenschaftsnahes Lehr- und Studienbuch und auch mit Hinblick auf das Zielpublikum hätte man sich gewünscht, wenn interpretatorisch solider und sprachlich pfleglicher verfahren worden und der wenig sachdienliche Schlenker zu der angeblichen Vorgeschichte des frankokanadischen Romans unterblieben wäre. Dieses Buch stellt trotz dieser Mängel sicherlich einen ersten wichtigen Schritt dar auf dem Weg zu einer deutschsprachigen Geschichte der frankokanadischen Literatur.


Bibliographie

Harth, Dietrich (1990): "Historik und Poetik. Plädoyer für ein gespanntes Verhältnis", in: Helmut Eggert, Ulrich Profitlich, Klaus R. Scherpe (Hg.), Geschichte als Literatur. Formen und Grenzen der Repräsentation von Vergangenheit, Stuttgart: Metzler, 12–28.

Lohse, Rolf (2002), Rez. zu: Ertler (2000): Der frankokanadische Roman der Dreißiger Jahre. Eine ideologieanalytische Darstellung. Tübingen: Niemeyer. (= Canadiana Romanica 14), in: PhiN. Philologie im Netz 21, 73-78.

Sulte, Benjanim (1918): "Nos ancêtres étaient-ils ignorants?", in: Proceedings and Transactions of the Royal Society of Canada, Section 1, Ser. 3, Vol. 12.



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Anmerkungen

1 In der frankokanadischen Selbstwahrnehmung setzt die eigene Literatur nicht vor 1800 ein. Es lassen sich unschwer zahlreiche Hinweise auf eine solche Datierung finden. So äußerte sich Benjamin Sulte (1918: 207) in einem Vortrag vor der Société Royal du Canada: "Ainsi [...], il y a cent ans, a débuté notre littérature [...]."

2 Die folgende Synopsis stellt die betroffenen Seiten aus der Romangeschichte den Seiten aus der Habilitationsarbeit gegenüber: 126–28 = 260–62, 129–30 = 269–70, 139–40 = 285–96, 140–42 = 287–290, 142–43 = 302 u. 303–304. Vgl. auch Lohse (2002).

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