Arbeitstitel: Fred Kogel holt Fritz Egner zu Sat 1 - Kogels Ziel: Marktführer 1997


Nach Thomas Gottschalk und Harald Schmidt wird auch Fritz Egner zu Sat 1 wechseln. Egner, dessen Vertrag mit dem ZDF Ende des Jahres ausläuft, werde bereits 1995 bei Sat 1 auftreten, teilte der seit dem 1. Mai amtierende Pro grammgeschäftsführer Fred Kogel am 18. Mai vor Journalisten in Berlin mit. Frühestens im Januar kommenden Jahres werden Kogel zufolge die geplante Samstagabend-Show mit Thomas Gottschalk und die Late-Night-Show von Harald Schmidt beginnen. Gottschalk, für den »zunächst« 40 Shows pro Jahr geplant werden, will weiterhin »Wetten, daß...?« beim ZDF moderieren, die Zahl der Sendungen soll jedoch reduziert werden. Kogel trug Überlegungen vor, ob es sich angesichts der »einbrechenden Quoten« der Samstagabend-Shows noch »rechne«, sich mit solchen Shows zu exponieren. Shows seien »Wegwerfprodukte«, die nur einmal gesendet werden. Das Konzept für den Samstagabend werde deshalb zur Zeit noch einmal grundsätzlich überdacht.

Bis zum Frühjahr 1996 will Kogel das Programmschema des Senders »schrittweise« reformieren. Spätestens im Winter solle der Sendebeginn gene rell auf »Nullzeiten« ausgerichtet werden und das Abendprogramm um 20 Uhr beginnen. Kogel kündigte ein tägliches Boulevardmagazin für den Sendeplatz vor dem »Newsmagazin« um 19 Uhr an. Als »dringendstes Problem« des Senders nannte Kogel die Zersplitterung des Programms (»Sender im Sender«) durch die unterschiedliche visuelle Gestaltung der Sendungen und die verschiedenen Senderstandorte. Sat 1 will bis Ende 1996 alle Programmbereiche im Neubau an der Berliner Jägerstraße versammeln. Ein neues Senderdesign soll bis zur Funkausstellung im August vorliegen. Das bisherige Negativ-Image des Ball- Logos führte Kogel vor allem auf den Werbetrenner zurück.

Sat 1 solle »spätestens« 1997 Marktführer in Deutschland sein, betonte der neue Programmgeschäftsführer. Künftig soll der Sender nach dem Willen Kogels die Zielgruppe der 14- bis 49jährigen verstärkt ansprechen. Der künftige Schwerpunkt im Bereich eigenproduzierter Serien solle bei »jünger orientierten« Produktionen liegen. Die Dreharbeiten für eine »daily soap« hätten gerade begonnen. Nach Angaben des Finanzgeschäftsführers Hans Grimm stehen jährlich insgesamt 1,1 Milliarden Mark für Programminvestitionen zur Verfügung, davon etwa 700 bis 750 Millionen im Schwerpunktbereich Unterhaltung. Für Unterhaltung wären bislang rund 550 Millionen Mark ausgegeben worden. Die Kosten des Neubaus in Berlin betragen Grimm zufolge 170 Millionen Mark, die jährliche Kostenersparnis durch die räumliche Konzentration liege bei etwa 50 Millionen.

Ob der Informationsdirektor Heinz Klaus Mertes, der in Berlin nicht anwesend war, einen neuen Vertrag erhält, muß nach Äußerungen Kogels als fraglich gelten. Auf Fragen von Journalisten sagte Kogel, Mertes habe ihm seine »Loyalität« versichert: »Wir werden es miteinander versuchen. Wir werden ihn auch in den nächsten Monaten haben, wenn wir gut zusammenarbeiten.« Er hätte gern Günther Jauch als Anchorman für die Nachrichtensendung, erklärte Kogel. Es gebe ein Angebot, aber noch keine Zusage. (mr)


Martin Recke <mr94@zedat.fu-berlin.de>