Arbeitstitel: Ufa verläßt den Kreis der Talk-Radio- Gesellschafter


Die Ufa wird sich nicht am geplanten News-Talk-Radio in Berlin beteiligen. Dies erklärte Geschäftsführer Hans-Roland Fäßler in einem Schreiben an die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) mit Datum vom 10. Februar, das epd vorliegt. Fäßler begründet die Entscheidung darin mit »den unternehmerischen und den programmlich-inhaltlichen Risiken«, denen die Ufa nicht wirksam begegnen könne, solange sie nur zu 10 Prozent beteiligt sei. Eine höhere, gesellschaftsrechtlich relevante Beteiligung hätten die übrigen Gesellschafter der Ufa nicht einräumen wollen.

RTL Radio Deutschland hält 40 Prozent am News-Talk-Projekt. Der Verlag Norman Rentrop ist mit 30 Prozent beteiligt, jeweils 10 Prozent liegen bei Frank Otto (Viva) und Verleger Paul Dierichs (Hessisch-Niedersächsische Allgemeine/Kassel). Der Geschäftsführer von RTL Radio Deutschland Bernt von zur Mühlen bot Ufa gegenüber der Nachrichtenagentur dpa an, zu den gleichen Konditionen wieder einzusteigen. Andernfalls würden die Anteile entweder unter den übrigen Gesellschaftern aufgeteilt oder einem anderen Interessenten angeboten.

Die Ufa hatte sich ursprünglich gemeinsam mit I.S.T.-Radio (Claudio Funke) um einen News-Kanal beworben. Ein RTL- Konsortium, zu dem auch RTL Television Deutschland gehörte, bewarb sich für einen Talk-Sender. Der Medienrat der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) hatte die Info-Radio- Frequenz an SFB und ORB vergeben und ein konkurrierendes kommerzielles News-Talk-Format in Zusammenarbeit der Bewerbergruppen um I.S.T. und RTL angepeilt (Kifu 72/94).

Beim News-Format, erklärte Ufa-Geschäftsführer Fäßler gegenüber epd, hätte er keine Probleme mit einer nur zehnprozentigen Beteiligung gehabt. Doch beim in Deutschland nicht erprobten News-Talk-Radio sei es »höchst fragwürdig« erschienen, ob die UFA ihrem publizistischen Anspruch gerecht werden könne. Zudem sei das in den USA entwickelte Format im Berliner Radiomarkt »nicht 1:1 umsetzbar«. Die dortigen Erfahrungen hätten gezeigt, daß Quoten nur mit hochkontroversen Debatten zu erzielen sein. Auf Berliner Verhältnisse übertragen würde dies Fäßler zufolge heißen, sowohl den rechtsextremen Republikanern als auch Linksradikalen ein Forum zu bieten. Zwar unterstelle er den Mitgesellschaftern solche Programmpläne nicht, es genüge ihm aber nicht, was bisher »zur Verhinderung getan« wurde.

Das News-Talk-Format habe sich in den USA »nicht nur populistischen, politikfeindlichen und illiberalen bis erzreaktionären Strömungen geöffnet, sondern diese auch konsequent verstärkt«, schrieb Fäßler an die MABB. Von einer »Integration« der Rufa-Dienste, so Fäßler, sei seit dem Ausstieg der Ufa keine Rede mehr. RTL-Radio-Chef von zur Mühlen wies gegenüber dpa auf die Unternehmenstochter NSR hin, die achtzehn angeschlossene Radiosender mit Nachrichten versorge.

MABB-Justitiarin Ingeborg Ludwig zufolge gibt es keine Anhaltspunkte für einen Mißbrauch des geplanten Talk-Radios. »Alles, was uns vorliegt, geht in Richtung Ausgewogenheit«, erklärte sie gegenüber epd. Der Medienrat, der News-Talk bereits in Aussicht genommen hat, tagt das nächste Mal am 28. Februar und 1. März. (mr)


Martin Recke <mr94@zedat.fu-berlin.de>