Das Inforadio ist nach den Worten des ORB-Hörfunkdirektors Gerhard Hirschfeld »das erste wirklich kooperierte Programm« der beiden Landesrundfunkanstalten. ORB und SFB veranstalten bisher zwar das Jugendradio Fritz und die Welle B Zwei gemeinsam, die Verantwortung liegt jedoch jeweils vollständig bei SFB (B Zwei) oder ORB (Fritz). Beim Inforadio werden sich SFB und ORB die Kosten teilen, die Federführung wird jährlich wechseln, beginnend mit dem ORB. Hirschfeld bezifferte die Investitionssumme für das Projekt auf knapp 6 Millionen Mark für Technik, der Umbau des SFB-Pavillons zum Sendestudio habe rund 1,5 Millionen Mark gekostet. Der künftige Jahresetat der »autonomen Einheit« Inforadio wird zehn Millionen Mark umfassen. Mit dem Sendestart wird B Zwei seine brandenburgischen Frequenzen zugunsten des Inforadios räumen.
Das Inforadio wird das erste vollständig digital produzierte und gesendete 24- Stunden-Programm der beiden Häuser sein. Es wird kein analoges Netz geben. Die herkömmliche Bandmaschine in den Redaktionsräumen diene, so Hirschfeld, vor allem »zur Beruhigung der Mannschaft«. Das geplante Programm mit »1000 oder mehr« Sendeelementen pro Tag sei nur mittels digitaler Technik zu »vertretbaren« Kosten zu bewältigen. Der Hörfunkdirektor beklagte, daß Softwarefirmen zum Teil Produkte hätten verkaufen wollen, »die sie noch gar nicht haben«. Ein erheblicher Teil der Entwicklung habe erst zusammen mit Inforadio stattfinden müssen.
Das Programm des künftigen Senders soll ein striktes, »durchgängiges Format« erhalten, das durch die rund um die Uhr im 20-Minuten-Takt gesendeten Nach richten strukturiert wird. Dies kündigte Inforadio-Chefredakteur Reinhard Holzhey an. Die Details der Programmuhren seien noch nicht fertiggestellt. Morgens und mittags solle das Programm in »Sendeschleifen« von vierzig Minuten Länge wiederholt werden, am Rest des Tages in sechzig Minuten. Auf unvorhersehbare Ereignisse will das Programm »direkt reagieren« und gegebenenfalls groß flächiger werden. Ihm stehen, so Holzhey, die Ressourcen beider Häuser sowie das ARD-Korrespondentennetz zur Verfügung.
Für die 35köpfige Belegschaft strebt Holzhey eine »multifunktionale Tätigkeit« an. Alle Moderatoren seien auch Redakteure, der Umkehrschluß hingegen sei unzulässig. SFB-Hörfunkdirektor Jens Wendland bezeichnete das Programm als »Zweitnutzungsradio«. Es solle kein bestehendes Programm ersetzen, sondern durch »Ausdifferenzierung« auf neue Nutzungsformen der Hörer reagieren. Das Inforadio sei eines der letzten Innovationsprogramme auf dem öffentlich-recht lichen Sektor.
Stellvertretender Chefredakteur wird der 40jährige Werner Voigt, der bislang beim ORB-Radio Fritz für die Digitalisierung zuständig war. Der gebürtige Ost friese ist seit 1987 Hörfunkredakteur, zunächst bei Radio 100, seit 1992 beim ORB. (mr)