Arbeitstitel: Fusion von ORB und SFB »nicht vor 1999« - Schättle: Fusion
auch ohne Länderehe
Eine Fusion des Ostdeutschen Rundfunks Brandenburg (ORB) mit dem Sender
Freies Berlin (SFB) wird nicht vor dem Jahr 1999 zu realisieren sein. Dies
erklärte der Vorsitzende des ORB-Rundfunkrats Lutz Borgmann am 4. Juli in
Potsdam. Borgmann zeigte sich erfreut über den Beschluß des SFB-
Rundfunkrats zugunsten einer Fusion beider Anstalten (Kifu 49/95). Gleichwohl
sei bis zu einer Fusion weiterhin das Profil des ORB zu schärfen, so Borgmann.
ORB-Intendant Hansjürgen Rosenbauer sprach sich vor dem Gremium gegen
»fusionsbedingte Kündigungen« aus. Der ORB sei von vornherein als schlanke
Anstalt konzipiert worden und habe keinen Personalüberhang, der abgebaut
werden könnte. SFB-Intendant Günther von Lojewski hatte im Zusammenhang
mit dem Rundfunkratsbeschluß ebenfalls fusionsbedingte Kündigungen beim
SFB ausgeschlossen.
SFB-Fernsehdirektor Horst Schättle rechnet auch im Falle eines Scheiterns der
Länderfusion Berlin-Brandenburg mit einem Zusammenschluß von SFB und
ORB. Möglicherweise dauere der Prozeß über breite Kooperation beider
Anstalten hin zur Fusion dann etwas länger, erklärte Schättle am 3. Juli vor
Journalisten. Die Verhandlungen über eine Intensivierung der Zusammenarbeit
beider Anstalten liefen demnächst an, so Schättle.
Der Fernsehdirektor verteidigte die Pläne von SFB und ORB, die beiden dritten
Programme auch über einen Zusammenschluß hinaus zu erhalten. Im Zeitalter
der Digitalisierung mit 100 oder 150 Kanälen entfalle die Frequenzfrage. Statt
dessen müsse das Prinzip der »Optimierung« der Zuschauerzahlen gelten. Die
gleiche »Software« könne zu unterschiedlichen Tageszeiten an
unterschiedlichen Wochentagen gezeigt werden. »Wiederholungstrategien«
seien angesichts der Vielzahl der Kanäle »legitimer denn je«. (mr)
Martin Recke <mr94@zedat.fu-berlin.de>