Arbeitstitel: SFB-Fernsehen B 1 nach zweieinhalb Jahren »etabliert« - In der Prime-Time auf Platz 2 der 3. Programme - Veränderungen im Programmschema


Das »Berlin-Fernsehen« des Senders Freies Berlin (SFB) B 1 hat sich zweieinhalb Jahre nach Sendestart »im Konzert der regionalen Kanäle etabliert«. Diese Einschätzung gab SFB-Fernsehdirektor Horst Schättle am 3. Juli vor Journalisten in Berlin. In Berlin betrug der Marktanteil nach SFB-Angaben im Mai 1995 über den gesamten Sendetag 5,2 Prozent, gegenüber 3,2 Prozent nach dem Sendestart im Oktober 1992. In der Prime-Time zwischen 19 und 22 Uhr kommt B 1 im bisherigen Jahresdurchschnitt 1995 auf 7,9 Prozent Marktanteil (1992: 3,5 Prozent). Schättle wertete dies auch als einen Erfolg der »Marke Abendschau«. Die SFB-Regionalsendung hatte das dritte Programm nach der »Harmonisierung« des ARD-Vorabendprogramms aus dem Ersten übernommen.

Der kommerzielle Konkurrent IA Fernsehen erreicht nach SFB- Angaben 18 Monate nach dem Sendestart im November 1993 im Jahresdurchschnitt 1,3 Prozent Marktanteil zur Prime-Time. Im Vergleich der dritten ARD-Programme in ihren jeweiligen Sendegebieten lag das SFB- Fernsehen zur Prime-Time im Mai 1995 mit 8,2 Prozent Marktanteil auf Platz 2 hinter dem Mitteldeutschen Rundfunk (MDR), gefolgt von N 3 (7,4 Prozent) und dem Bayerischen Fernsehen (6,8 Prozent). Über den gesamten Sendetag hinweg nimmt B 1 hinter MDR 3, N 3 und dem Bayerischen Fernsehen den vierten Platz ein.

Vor der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus will B 1 ab Mitte September in mehreren »B 1-Spezial«-Sendungen berichten und nach Schättles Worten »etwa vier stark formalisierte« Hearings zu Sachfragen wie Arbeitslosigkeit oder öffentliche Sicherheit veranstalten. »Mit Sicherheit« werde es ein Hearing mit allen zur Wahl antretenden Parteien geben, andere Sendungen mit »eher bilanzierendem Charakter« sollen nur die im Abgeordnetenhaus vertretenen Parteien versammeln. Die Spitzenkandidaten von CDU (Eberhard Diepgen) und SPD (Ingrid Stahmer) sind zu einem Fernsehduell eingeladen worden.

Schättle wies auf Veränderungen im Programmschema hin. Vom 1. September an sollen die Flächen des im Verhältnis 40 zu 60 gemeinsam mit dem MDR gestalteten Tagesprogramms verringert werden. In der zusätzlichen Zeit führt der SFB vormittags eine »tägliche Talkshow-Schiene« ein. Dort plaziert B 1 künftig Wiederholungen von Talksendungen der dritten Programme. Um 16 und 17 Uhr soll es dann zwei- bis dreiminütige »Abendschau-Schlagzeilen« geben. Zu Beginn des Vorabendprogramms wird von Montag bis Donnerstag eine »Service-Schiene« mit Sendungen aus dem Pool der dritten Programme wie Ratgeber, Berufsinformationen oder Reisesendungen eingeführt. Schon seit dem 1. Juli ist der »Abendschau-Expreß« um 18 Uhr von 20 auf 15 Minuten gekürzt und mit einem zweiten Inhaltsschwerpunkt »Brandenburg- Informationen« ausgestattet worden. Es gebe zur Zeit Verhandlungen mit der Deutschen Welle, um ab 1. September einen morgendlichen zweistündigen Informationsblock von sieben bis neun Uhr zu übernehmen, so Schättle.

Den Überlegungen innerhalb der ARD, auf zwei der bislang sechs politischen Magazine am Montag und Donnerstag zu verzichten (Kifu 50/95 und 51/95), erteilte Schättle eine Absage. Zwar hätten die donnerstags plazierten Magazine schwächere Einschaltquoten. Sie seien jedoch »immer noch besser als vieles andere aus dem journalistischen Bereich«. Allenfalls komme es zu einer Verlegung der Anfangszeiten auf generell 20.15 Uhr.

Der B 1-Videotext »Berlin-Text« soll ab August um direkt eingespielte und tagsüber stündlich aktualisierte Berlin-Nachrichten aus der SFB- Hörfunknachrichtenredaktion erweitert werden. Dazu sollen in Form von Dossiers wichtige Fakten zu aktuellen Themen wie »Ostmieten« oder »Reichstagsverhüllung« angeboten werden. Die Geschäftsleitungen von ORB und SFB haben sich darauf verständigt, das Videotext-Angebot künftig gemeinsam herzustellen. Bislang produziert der ORB seinen Videotext gemeinsam mit dem MDR. (mr)


Martin Recke <mr94@zedat.fu-berlin.de>