(epd) Auch nach dem Scheitern eines gemeinsamen Bundeslandes Berlin-Brandenburg wollen die beiden öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten enger zusammenarbeiten. ORB-Intendant Hansjürgen Rosenbauer schlug vor dem Rundfunkrat seines Senders am 8. Mai eine "Konföderation" mit dem SFB vor, sein SFB-Kollege Günther von Lojewski plädierte in Presseartikeln dafür, "so schnell wie möglich" Gespräche aufzunehmen, um die Kooperation beider Anstalten weiterzuentwickeln. Er könne sich eine gemeinsame "Kultur- und E-Musik-Welle" für Berlin-Brandenburg vorstellen, so Lojewski, der dem ORB anbot, 0,25 oder 0,5 Prozent der SFB-Quote am ARD-Gemeinschaftsprogramm zu übernehmen. Der Rundfunkrat des ORB sprach sich dafür aus, weiterhin eine gemeinsame Rundfunkanstalt für Berlin und Brandenburg anzustreben. Dessen Vorsitzender Lutz Borgmann erklärte, eine Fusion könne es allerdings nicht vor dem Jahr 2001 geben.
Das Gremium begrüßte die Rosenbauer-Überlegungen, einen "regionalen Senderverbund" vorzuschlagen. Rosenbauer hatte sich vor dem Rundfunkrat dafür ausgesprochen, daß SFB und ORB in der ARD künftig "mit einer Stimme sprechen, dabei aber über zwei Stimmen verfügen" sollten. Diese "regionale Arbeitsgemeinschaft" solle zum "gegenseitigen Vorteil" der beiden Anstalten sein. Durch das Votum vom 5. Mai sei die Zukunft nicht verbaut. Rosenbauer verwies auf die bereits beschlossene Verstärkung der beiderseitigen Kooperation: ORB und SFB hätten am 1. April einen gemeinsamen Antrag bei der MABB für eine dauerhafte Zuteilung der Frequenzen für das gemeinsame Inforadio gestellt. Ein Konzept für gemeinsamen Videotext beider Anstalten vom nächsten Jahr an sei ausgehandelt und müsse nur noch von Intendanten und Gremien bestätigt werden. Die Fernsehdirektoren von SFB und ORB, Horst Schättle und Michael Albrecht, hätten den Auftrag bekommen, ein Sendeschema für ein gemeinsames Satellitenprogramm aus B1 und ORB-Fernsehen vorzubereiten. Die beiden Anstalten haben sich um einen der ab 1997 für die ARD bereitstehenden digitalen Satellitenkanäle beworben.
Eine Konföderation gebe Sender und Gremien die Zeit, "in Ruhe über die Zukunft" nachzudenken. Auch der SFB bekomme so die Chance, "ohne Druck und ohne scheele Blicke" sein Ziel zu erreichen, mit dem Ende der kommenden Gebührenperiode im Jahr 2001 von Zahlungen aus dem ARD-Finanzausgleich unabhängig zu werden. Der ORB sei ökonomisch gesund, könne aber bei "vorhersehbar knapper werdenden Gebührenerhöhungen" auf Dauer den programmlichen status quo "nur schwer" aufrechterhalten.
SFB-Chef Lojewski, der bislang für einen größeren Verbund in der Region plädiert hatte, erklärte unterdessen, er wolle sich nun "zunächst darauf konzentrieren, was wir hier in Berlin und Brandenburg gemeinsam machen können." Nach seiner Ansicht sei die Politik der Ministerpräsidenten darauf angelegt, den ARD-Finanzausgleich mit Ende des Jahres 2000 abzuschaffen. Lojewski zeigte sich inzwischen auch dem ORB-Angebot gegenüber aufgeschlossen, beim SFB-Magazin "Kontraste" mitzuarbeiten. Vorgespräche hat es nach Angaben von Kontraste-Chef Jürgen Engert bereits gegeben. Lojewski regte an, auf bestimmten Gebieten die Zusammenarbeit zu konzentrieren. So biete es sich an, den "Kinderfilm in Babelsberg" und die "Hauptstadtberichterstattung in Berlin" anzusiedeln. (mr)