(epd) Günther von Lojewski hat den Landesregierungen von Berlin und Brandenburg vorgeworfen, ihre Medienpolitik "bis heute nicht koordiniert" zu haben. Sie laufe "nebeneinander, wenn nicht gegeneinander", so der SFB-Intendant, und wenn sie zielgerichtet sei, dann nur "an Arbeitsplätzen im jeweils eigenen Revier". Diese Kritik äußerte Lojewski in seinem Beitrag für das Buch "Berlin und Brandenburg - ein Land?", daß in dieser Woche erschienen ist. Lojewski verweist zur Begründung auf die Standortkonkurrenz zwischen Babelsberg und Adlershof bei der Ansiedelung von Fernseh-Produktionsfirmen sowie auf den Neubau des ORB-Fernsehzentrums in Babelsberg, während im SFB-Fernsehzentrum "exzellente Studios" leerständen. In Berlin seien innerhalb des Senates eine ganze Legislaturperiode lang die Medienkompetenzen nie restlos geklärt worden, kritisierte der Intendant.
Lojewski forderte Klarheit über die Bedingungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks im Jahr 2000. Dabei hält er neben der Fusion mit dem ORB auch eine Renaissance des "Drei-plus-eins"-Modells für möglich. Dieses Modell hatte Lojewski in der Debatte um die Neuordnung des Ost-Rundfunks vertreten. Es sah eine nordostdeutsche Rundfunkanstalt für die Länder Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Berlin vor. Der Intendant bekräftigte erneut, zum Ende der kommenden Gebührenperiode "von sich aus" aus dem ARD-Finanzausgleich ausscheiden zu wollen. In jedem Fall solle mit dem ORB "so viel gemeinsam wie möglich" gemacht werden. Beide Sender seien entschlossen, "die Kräfte bis an jene Grenze zu bündeln, jenseits derer die Konturen einer Landesrundfunkanstalt verloren zu gehen drohen".
Lojewski will auch im Falle einer Senderfusion an sieben von acht Hörfunkprogrammen von SFB und ORB festhalten. Für die Kulturprogramme SFB 3 und Radio Brandenburg hält er eine Zusammenlegung für möglich. Die "journalistischen Bereiche" von Hörfunk wie Fernsehen sollten in Berlin angesiedelt werden, während die "künstlerischen, nichtaktuellen Produktionen" wie Fernsehspiele, Dokumentationen, Shows und Unterhaltung aus Babelsberg kommen sollten. Diese Aussage ist vor dem Hintergrund der laufenden SFB-Reformen und der "schlanken" ORB-Struktur zu sehen: Der Berliner Sender hat in den letzten Jahren begonnen, große Teile der nicht-aktuellen Fernsehproduktion nach außen zu vergeben (vgl. Kifu 100/95), die Potsdamer Anstalt hält nur wenige eigene Produktionskapazitäten vor. (mr)