Drei Blicke und ein Opal
Auf dem Protestantischen Friedhof von Rom,
untot im Abendland, vogelmüde.
Eine Wolke Mücken in den Bäumen.
Pinien. Schiefe Räume.
Cestiuspyramide.
Grabmalfotos Touribeute.
Gläsern wurde meine Braue.
Alles, alles für das blaue
wirklich wahre Heute.
Hampstead dagegen, in Orwell's Room,
Zimmerefeu, Staub auf den Blättern,
Kerzen chamois
im Zug flackernd auf dem Jahre kalten
Kaminsims.
Ein Schattenpferd nickte, als hielte ein
Reiter sein Tier
zu schnellem Trab an, so lang dort ein
Licht war.
Vielleicht Constable, mit strichdünner
Fessel. Keats,
dessen Vater vom Pferd fiel und starb
vor den Toren
der Stadt. London, das seitdem näherkam,
steinern,
auf dem hohen Roß, mit PS durchs
Sekundengeäst.
Dagegen im alten Teil von Marseille,
am Hafen die Fähre: Nach Chateau
d'If.
Das Wasser verdreckt. Die Fähre wenig
verläßlich.
Kommen Sie Asche auftürmen. Seien
Sie häßlich.
Im Wasser, am Bug, schwamm ein Brief.
Wer sollte das lesen? - Selten war ich
so fremd
wie in Marseille. Am Quai des Belges,
Quai Belgique,
haben die Männer mich angesehen,
als wäre Krieg
und ich aus Bordeaux, mit bordeauxrotem
Hemd.
Oder mein Blick in einen Opal auf St. Pauli,
ein Schweißer schweißte einen
Schirm
aus Stahlrohren im strömenden Regen
über dem Schulhof vorm Biologieflügel
und hinter den fliegenden Funken stand
am Fenster ein Demonstrationsskelett.
Ort und Zeit waren dasselbe, so
wie Blick und Moment.
Für Joachim Helfer |