Heft 3, 2005   

 

Pressemitteilung

Local Power. Mehr Bürgerangagement durch Governance?.

Forschungsjournal Neue Soziale Bewegungen, Heft 3/2005

Angesichts überstrapazierter Haushalte wird der Ruf der Kommunen nach engagierter Bürgerschaft immer lauter: Wenn freiwillige Leistungen nicht dem Rotstift zum Opfer fallen sollen, müsse die Zivilgesellschaft vor Ort zunehmend Verantwortung für die lokale Daseinsfürsorge übernehmen. Parallel hierzu hat die Frage eines verstärkten Einbezugs der Bürgerinnen und Bürger in Entscheidungsprozesse inzwischen auch die Rathäuser erreicht: Kern der ‚Governance’-Debatte ist die Einsicht, dass nur durch Kooperation von Kommune, Wirtschaft und Gesellschaft die Probleme gelöst werden können, die aus aktuellen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen erwachsen. Beide Zugänge zu lokalpolitischen Gestaltungsprozessen verknüpft das vorliegende Themenheft.

Annette Zimmer unterscheidet das traditionelle Ehrenamt von den (Selbst-)Organisationsformen bürgerschaftlichen Engagements. Die Einbeziehung zivilgesellschaftlicher Akteure ist vor allem dann Erfolg versprechend – so Brigitte Geißel –, wenn die Akteure der Zivilgesellschaft von Staat und Kommunen ernst genommen werden, ausreichend Infrastruktur bereitgestellt wird, ein hohes Niveau an lokalen Vertrauensbeziehungen (Sozialkapital) besteht und ein überschaubares, alle Akteure betreffendes Problem angegangen wird. Auf strukturpolitische Erfordernisse der Einbindung des Dritten Sektors verweist Sandra Kotlenga. Am Beispiel von Kindertagesstätten unterstreicht Adalbert Evers, wie wichtig die Kooperation mit Initiativen ‚von unten’ ist, um die Qualität sozialer Dienstleistungen zu sichern. Formen der Einbeziehung privater Akteure in die lokale Kulturfinanzierung im Rahmen von ‚Public Private Partnerships’ untersucht Lilian Schwalb.

Eher desillusionierend bilanziert Margit Mayer die Anstrengungen des ‚aktivierenden Staates’: Die neueren arbeitsmarkt- und sozialpolitischen Reformen verkörpern eine einseitige Lesart des Prinzips ‚fördern und fordern’. Sie beeinflussen Arbeitsbedingungen und Handlungsperspektiven freier Träger ungünstig: Die Konkurrenz zwischen ihnen nimmt zu, die Förderbedingungen werden restriktiver.

Wolfgang Vortkamp macht auf Besonderheiten der Vereinslandschaft in Ostdeutschland aufmerksam.

Den Schwerpunkt ergänzen ein Beitrag zu lokalen Sozialforen in Deutschland von Christoph Haug, Simon Teune und Mundo Yang sowie Rezensionen zum Thema.