Abbildung 2: Von "Gemeinschaft" zu "Gesellschaft"
Aufgrund der quasi permanent vorhandenen existentiellen Bedrohungen durch "Pestilenzen, Hunger, Krieg" waren unsere Vorfahren gezwungen, in Gemeinschaften zusammenzuleben: in Familien, Haushalten, Kloster-, Militär-, Zunftgemeinschaften usw. Das Zentrum der Stabilität bildete dabei der Hof, das Kloster, die militärische Einheit, nicht jedoch ein einzelnes EGO. Diese Zwangseinbindung gewährte dem Individuum zumindest einen gewissen Schutz. Das Resultat sah allerdings immer noch so aus, wie wir es kennen und wie es die alte Redewendung "Mitten wir im Leben / sind vom Tod umgeben" trefflich umschrieb.Inzwischen ist das auf Ferdinand Tönnies (1885-1936) zurückgehende Konzept "Von Gemeinschaft zu Gesellschaft" (1887) Realität geworden. Jedes über dem baren Existenzminimum lebende EGO kann sich heute ohne Gemeinschaftseinbindung mit ihren inhärenten langfristigen gegenseitigen Verpflichtungen allein ins Zentrum stellen. Die Überlebenschancen verringern sich dadurch nicht. Was der abendländische Mensch zumindest seit der Renaissance anstrebte - wir können es realisieren: die "Selbstverwirklichung". Was wunder, dass mehr und mehr Männer wie Frauen diese erstmalige Chance nun auch wahrnehmen und als Singles durchs Leben gehen. Quelle: CD-ROM Historische Demographie I, 1995, Abb. 72b. |