och etwas kann diese Freuden verkümmern lassen und dein Herz mit heftiger und heißer Sorge erfüllen: Ermiß selbst, was es für jemanden, den schon schmerzt, seine Kinder weinen zu sehen, wenn sie vielleicht gefallen sind und sich an den Händen wehgetan haben, für ein schrecklicher Gedanke sein muß, daß gerade kleine Kinder in diesem Alter mehr als in jedem anderen sterben. Bedenke seine Bitternis, von Stunde zu Stunde den Verlust einer solchen Freude befürchten zu müssen.
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Sollte es Gott jedoch gefallen, daß für deine Kinder irgendwann der Lauf ihrer Tage beendet ist, dann ist es meiner Meinung nach Pflicht der Väter, sich eher dankbar der vielen Freuden zu erinnern, die ihre Kinder ihnen bereitet haben, als zu trauern, weil der, der sie dir geliehen hat, sie zu ihrer Zeit zurückgefordert hat. Man rühmt die Antwort eines Alten, des Anaxagoras (Valerius Maximus, Dicta V, 10,6), der als ein erfahrener und weiser Mann auf die Nachricht vom Tod seines Sohnes hin gefaßt und vernünftig, wie es sich geziemt, sagte: er wisse, daß er einen sterblichen Menschen gezeugt habe und es erschiene ihm nicht unerträglich, daß einer der geboren wurde, um zu sterben, nun gestorben sei. Doch findet man keinen so unerfahrenen und ungebildeten Menschen, der nicht wüßte, daß nichts tot heißen könne, was nicht zuvor lebendig gewesen wäre, und ebenso nichts am Leben sein könne, dem nicht der Tod bestimmt wäre. Möglicherweise könnte man sogar sagen, daß es einem Vater vielleicht nicht gerade lieb sein würde, ihm gewiß jedoch weit geringeren Kummer verursachen müßte, wenn er seine Kinder verliert, bevor sie schlimme Fehler angenommen oder erfahren haben, wieviel Leid in diesem Menschenleben ist.





Leon Battista Alberti, Über das Hauswesen, 1432/34, zitiert nach Arnold, S. 149f.

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