Gernot Brehm April 1999
Expose zum Forschungsprojekt
Mediengesellschaft, virtuelle Vergesellschaftung und transklassisches Weltbild - eine geschichtsphilosophische Sicht zu kulturellen Transformationsprozessen
Unter besonderer Brücksichtigung der bislang unveröffentlichten Nachlaßmanuskripte von Gotthard Günther (1900-1984), BerlinerStaatsbibliothek, Handschriftenabteilung, NL 196:
Apokalypse Amerika (Kasten 25, Mappe A-D)
Metaphysik der Institution (Kasten 28, Mappe 250)
Dieser Substanzverlust ... (Kasten 25, Mappe 240)
Der Tod des Idealismus und die letzte Mythologie (Kasten 30, Mappe 268 A-B)
1. In der beabsichtigten Forschungssarbeit soll Gotthard Günther`s geschichtsphilosophische Sicht und transklassische Perspektive einer dritten weltgeschichtlichen Epoche, eine "universale, planetarische Kultur", die er vor allem in seinen noch unveröffentlichten, umfangreichen Nachlaß-manuskripten (und Science-fiction-Kommentaren) entwickelt hat, nachgezeichnet und methodisch auf kulturelle Übergangsaspekte der Gegenwart hin befragt werden. In die Aufarbeitung werden aktuelle Fragestellungen des Weltbildwandels (moderne Naturwissenschaften) und der - besonders durch neue medientechnologische Handlungsbedingungen und Globalisierungsprozesse bedingte - Subjektivitätsveränderungen sowie sozial-kulturelle Konfliktdynamiken hineinvermittelt. Auf diese Weise wird versucht, die unterschwellige Aktualität einer weiteren ("kosmischen") Geschichtsepoche, eine "Weltgeschichte des Nichts" materiell auszuweisen. Dabei wird es sich als notwendig erweisen, Günther`s methodisch und fachwissenschaftlich breitgefächerte Geschichts-philosophie um zwei thematische Strukturbereiche zu erweitern: die Transformation der Metaphysik der östlichen "regionalen Hochkultur" (Spengler) in "technische Existenzprobleme" (statt nur der westlichen Metaphysik) und die "Institutionalisierung der Dauerreflexion" sozialer (und nicht nur technischer) Art, resp. tiefgreifender Umstrukturierungsprozesse des "kollektiven Unbewußten". In diesem Zusammenhang sollen auch neuere Erkenntnisse der Geophysik sowie der Molekularbiologie in die Kulturwissenschaft bzw. in einen Diskurs zu kulturellen Transformationsprozessen ("Achsenzeit") eingebracht werden.
2. Die Geschichtsphilosophie Günther`s, die über das Konzept der "regionalen Hochkulturen" (Spengler) hinaus positiv eine weitere "spirituelle Großepoche" i.S. einer „Ausdehnung des Menschen in den kosmischen Raum“ antizipiert, bewegt sich im systematischen Schnittpunkt von Naturwissenschaft/ Technik und Logik sowie Philosophie und Weltanschauung (Religion), eine paradigmatische Reflexionsebene, die quer zu hiesigen Fachwissenschaften verläuft. Sie kann thematisch (und als weltgeschichtliche Perspektive) darin zusammengefaßt werden, daß neben dem traditionellen Thema "Sein des Seienden" ein zweites, entscheidendes Thema des "Nichts" ("jenseits der Selbstverneinung des Seins") expliziert wird und hierüber die "Metaphysik der bisherigen Geschichte" in "technische Existenzprobleme" transformiert werden soll. In diesen Zusammenhängen werden von Günther verschiedene (Ab-)Brüche mit der "Tradition" aufgezeigt. Das schließt erstens ein, daß die - die Kultur bislang tragenden - meta-physischen Kategorien wie Raum, Zeit, Materie, Seele, Bewußtsein u.a. rein "empirisch" und als "empirische Intelligenzien" begriffen werden bzw. einem rationalen Verständnis zugänglich sind (transklassisches Weltbild). Zweitens beinhaltet es - einen neuen "historischen Willen" vorausgesetzt - die transklassische Aufgabe (nicht nur eine der "nachabendländischen Naturwissenschaft"), den "Raum" und die "Zeit" als Raum und Zeit selbst physisch zu manipulieren (Techniken der dritten Art). Für ein neues Subjektivitätszentrum einer weiteren Geschichtsepoche wird somit deutlich: der Ausdruck "Herrren über Raum und Zeit" ist nicht nur für Science-fiction-Berichte oder -Filme - sowie neuerdings auch für die theoretische Physik - reserviert, sondern erhält nach Günther eine eminent geschichtsphilosophische Bedeutung (irdischer "Demiurg" in Co-Evolution mit dem "trans-klassischen Es", universellen Intelligenzfeldern), - und zwar für eine Geschichtsphilosophie, die nicht auf die "Zufälligkeiten der nächsten 50 Jahre" schielt, sondern die "Notwendigkeiten der nächsten Jahrhunderte" kategorial-verbindlich zu erfassen sucht. (In der Konzeption des "Quantenmenschen" (M.Murphy) werden rein psychologische (nicht ontologische) Aspekte historischer Kreativitäts- und Handlungspotentiale bzw. "metanormaler Fähigkeiten" des Menschen vorgestellt).
Das damit verbundene Wirklichkeitsverständnis geht einmal von einer "Polykontexturalität" aus (Säkularisierung der alten Jenseits/Diesseits-Grenze als Grenze und dessen unendliche Potenzierung im "Diesseits"; die Menschheit als Teil des gesamten Universums). Weiter nimmt es (mindestens) zwei primordiale Wurzeln an, Materie und "Information" ("ein technischer Ausdruck für einen Chiffreraum, der sich der prinzipiellen Sichtbarkeit entzieht"). Anders formuliert: es wird auf "Jenseits-(Abgrenzungs-)Konzeptionen" verzichtet. Stattdessen werden "passive Tiefen-dimensionen" der Realität zugrundegelegt, die über "Handlungen" zu gestalten wären und in die Sichtbarkeit gehoben werden müssen. Erst in diesem Tätigkeitsprozeß entsteht das, was klasssisch unter "Seele" verstanden wurde. Hieraus geht dann die neue weltgeschichtliche Herausforderung hervor, die Welt (resp. die Materie) "transzendental zu verwandeln" und nicht - wie es für die bisherige Geschichtsepoche charakteristisch war - sie zu "verbessern" (Utopie).
3. Heutzutage wird eine Geschichtsphilosophie die "Energie- und Ökologiefrage" nicht mehr ausblenden können. Der gegenwärtige Stand des Maschinenantriebes beruht weitgehend auf einem primitiven technischen Niveau (fossile Energiequellen) und zudem operiert die aktuelle Ökologiebewegung fast durchgängig mit einem klassischen Materiebegriff und verbleibt somit "seinsthematisch". Demgegenüber soll in der beabsichtigten Untersuchung dem transklassischen Verständnis Günther`s von "Raum" gefolgt und die Energiegewinnung in "subatomaren Regionen" verortet werden, sozusagen "Energie aus dem Nichts" (Freie-Energie-Maschinen, Antigravitationskraft oder Nullpunktenergie; J.Manning). Hierfür steht paradigmatisch der kroatische Erfinder Nikola Tesla (1856-1943). Er hat als erster die Transformation der indischen Philosophie (Veden) in mögliche (elektro-)technische Errungenschaften der Menschheit vorausschauend antizipiert und ansatzweise experimentiell umgesetzt.
In diesem Zusammenhang soll auch auf die Konzeption einer "kosmischen Zivilisation" (Kardaschew) eingegangen werden, die rein technisch entsprechend den Gesetzen der Thermodynamik und Energie als notwendige Entwicklungsphase der menschlichen Kultur ausgewiesen wird. Die von Kardaschew antizipierte, erste kosmische Zivilisation (Typ-I) gewinnt z.B ihre Energie aus der Atmosphäre bzw. dem Erdinneren und den Meeren, kann das Wettergeschehen manipulieren, beherrscht Erdbeben und kolonisiert andere Planeten.
In einer systematischen Kritik wäre herauszuarbeiten, daß in technischen "Zukunftsvisionen" (M.Kaku) die Frage der Kulturentwicklung (Sozialität, Gesellschaft) von bisherigen zeitlich und räumlich begrenzten Kulturen zu einer weltumfassenden, "planetarischen Kultur" durchgängig ignoriert bzw. lediglich als eine rein technische Problemstellung begriffen wird. Ebenso wird die Frage der Bewußtseins-entwicklung als eine der Technik nachgeordnete oder als eine durch Technik aufzulösende Thematik angesehen. Epochale wissenschaftlich-technologische Entwicklungsschübe setzen jedoch Entwicklungssprünge in der Kultur und der Bewußtseinsstruktur voraus bzw. beide bedingen sich gegenseitig. Ohne kulturelle und seelisch-subjektive Reifungsprozesse wird es auch keine technologischen Durchbrüche größeren Ausmaßes geben können. So soll allgemein auf die tiefgreifende Meta-morphose zwischen dem bisherigen "terrestischen" und einem zukünftigen "solaren bzw. stellaren" Subjektivitätsverständnis (Günther) aufmerksam gemacht werden.
4. Zum aktuellen Mediendiskurs wäre herauszuarbeiten, daß in der technologischen Perspektive der Geschichtsphilosophie Günther`s die "Neuen Medien" (Digitalität, Internet, Cyberspace u.a) eine "Mittelstellung" zwischen einem "klassischen" und "transklassischen" Mechanismus (Maschine) einnehmen. Sie sind nicht mehr klassisch, aber auch (noch) nicht transklassisch: sie "ignorieren" den "Raum" statt ihn zu "manipulieren". Es wird weiter aufgezeigt, daß die "Neuen Medien" sowohl unter- wie auch überschätzt werden. Sie werden in der Radikalität unterschätzt, in der sie die bisherige regionale Kulturtradition (v.a. in ihrem "historischen Lebensapriori") unhintergehbar "auflösen" bzw. "beenden". Gleichzeitig werden die "Neuen Medien" in ihren positiv-gestaltenden, kulturellen Möglichkeiten überschätzt. Aus ihnen können keine geschichtlich neuen Antizipationen gewonnen werden.
Zur Darlegung dieser Doppelbedeutung - Auflösungsdynamik ohne Gestaltungspotenz - wird die Kategorie "virtuelle Vergesellschaftung" gesellschaftshistorisch und institutionstheoretisch eingeführt und eben nicht - wie es im Mediendiskurs vorherrrscht - technologisch begründet. Der Reflexionsbegriff "virtuelle Vergesellschaftung" löst die neuzeitlichen "ideellen" und "materiellen" Ver-gesellschaftungsformen ab, die einer "irreflexiven Seelenkonzeption" folgen und entweder "geistig" oder "materiell" fundiert werden. Entscheidend wird dann die weitere Differenzierung in eine "virtuelle Vergesellschaftung erster und zweiter Ordnung". In der virtuellen Vergesellschaftung erster Ordnung wird strukturell die "zweiwertige Bewußtseinsform" nicht verlassen, sondern es werden neue "Metaebenen" (technisch: "Hyperraum") eingeführt (auf sich selbst bezogener Subjekt-Objekt-Dualismus, infinite Iterierbarkeit, Verschwinden auf Metaebenen). D.h. es gibt "unendliche (zweiwertige) Sinnerlebnisse", jedoch in einem "geschlossenen System" (Günther; vergl. auch Gedanken der Historischen Anthropologie). Und hier haben die "Neuen Medien" kulturgeschichtlich ihre eigentliche Bedeutung: sie perfektionieren diesen auf sich selbst bezogenen "zweiwertigen Reflexionsmechanismus" maschinell auf abstrakteste Weise - mit erheblichen Folgen, z.B. der Implosion des geometrischen bzw. euklidischen Raum-(Zeit-)Wahrnehmungsgefüges oder der Auflösung bisheriger Identitäts- und Subjektivitätsvorstellungen, Prozesse, die über den (Welt)Markt verlaufen. Ebenso unterliegen die politischen und historischen Institutionen rein pragmatischen Nützlichkeitserwartungen ("Wahrscheinlichkeitskoeffizienten"). - Eine virtuelle Vergesellschaftung zweiter Ordnung würde einen echten "dritten Wert" in die Kultur einführen. Der heute sich herausbildende, entscheidende Kulturkonflikt bewegt sich dann nicht (wie er in öffentlichen Diskursen vorherrschend artikuliert wird) in der Differenz zwischen "Traditon" und virtueller Vergesellschaftung (erster Ordnung) - letztere stellt geschichtsphilosophisch eine Zwischenphase dar -, sondern innerhalb der virtuellen Vergesellschaftung zwischen den Typen erster und zweiter Ordnung (ein "Ausbruch aus einem (verselbständigten) Klassisch-Kosmischen überhaupt in ein Transkosmisches ..., ... aus dem Bannkreis aller überhaupt erfahrbaren menschlichen Rationalität ... (in ein) "Rationales", das ... außer-menschlich im klassischen Sinne ist").
5. Die "Institutionalisierung der Dauerreflexion" sozialer Art soll als eine Institutionalisierung eines "dritten (seelische Funktionen indizierenden) Wertes" entwickelt werden, wobei auf formale Begriffe der Institutionslehre A.Gehlen`s (z.B. "ideatives Bewußtsein") zurückgegriffen wird, ohne dabei deren "Seinsthematik" mitzuübernehmen. Der dritte Wert stellt dabei einen "Platzhalter für unendlich viele Bewußtseins-Übergänge" zwischen "Welt" (erster Wert) und "Gegenwelt" (zweiter Wert; Hegel`s "Nichts") dar - "astrophysikalisch" formuliert: "Einstein-Rosen-Brücke", "Wurmlöcher", "Raum-Zeit-Tunnel", technisch: "Schnittstelle, "Interface". (Die klassische Mystik operiert hier mit einem "Umtauschverhältnis" in einer hierarchischen Ordnungsrelation von "Welt" und "Gegenwelt" und führt so letztlich zu einer Alltagsferne und Gesellschaftsabgeschiedenheit. Demgegenüber könnte aufgezeigt werden, daß z.B. das Konzept einer "autopoietischen Mystik" (G.Gerken) eine mentale Technik darstellt, die einen dritten Wert als "Brücke" methodisch auszuweisen versucht).
Nun ist insbesondere bei epochalen Transformationsprozessen zu berücksichtigen, daß Kulturen, hier konkret die bisherige Geschichtsepoche der "regionalen Hochkulturen", ihre metaphysischen und kulturellen Grundlagen auch im "kollektiven Unbewußten" (Jung) verankern, das selbst nicht willkürlich manipuliert werden kann, sondern eigenen Reifungsprozessen unterliegt. Nach Jung befinden sich im kollektiven Unbewußten "archetypische Urbilder der Seele" (Mythen, Allegorien, archaische Helden-, Sagen- und Tiergestalten u.a.). Zudem steht das archetypische Symbol für eine "ganzheitliche Welt", in der die Trennung zwischen innerer und äußerer Erfahrung aufgehoben ist. In der beabsichtigten Forschungssarbeit wäre es einmal eine Aufgabe aufzuzeigen, daß die "seelischen Urbilder" historisch zu relativieren sind: es sind nicht ewig-zeitlose Symbole, sondern jene sind in ihrer Struktur kulturgeschichtlich abhängig und formulieren in der Regel den Übergang von einer "einwertigen" zu einer "zweiwertigen Bewußtseinsstruktur" bzw. Konstitutionsprozesse der letzteren. Erich Neumann`s "Ursprungsgeschichte des Bewußtseins" wäre i.d.S. genauer als eine des "zweiwertigen Bewußtseins" zu lesen (s. auch J.Jaynes und J.Gebser).
Eine zweite Aufgabe würde darin bestehen, aktuelle Prozesse der Transzendierung von (zweiwertigen) Archetypen und ihrer inhärenten Gebote/Verbote (Tabus) aufzuspüren. (Entwick-lungen und Konzeptionen wie die "geopolitische Ästhetik" oder "cognitive mapping" (F.Jameson, H-J.Krysmanski) - neue Mythen und Allegorien zur Verhaltenssicherheit in tieferen Schichten - zielen allerdings mehr auf eine virtuelle Vergesellschaftung erster Ordnung). Auf einen der auch heute noch mächtigsten Archetypen der Tradition - die "Vertreibung aus dem Paradies" und die daraus folgende "metaphysische Differentation des Bodens" (Günther) mit der Unterscheidung in Geschichtsträger ersten (Zivilisierte) und zweiten (Barbaren) Ranges - soll genauer eingegangen werden (s. politische Theologie, ethnisch-religiöse Konfliktdynamik oder Erkenntnis- und Verhaltensmodelle z.B. in der Immunologie). Dynamiken mehrwertiger Strukturen des "Unbewußten" können in den Arbeiten von D. Kamper "Unmögliche Gegenwart" und "Abgang vom Kreuz" herausgelesen werden.
Schließlich sollen in einer dritten Aufgabe Konturen einer "dreiwertigen" Bewußtseinsform dargelegt werden. Hierzu wird der Ausdruck "ideatives Bewußtsein" (Gehlen) neu interpretiert und als Sammelbegriff für unterschiedliche Ausprägungen und Zugänge zu mehrwertigen Bewußtseinsstrukturen ausgewiesen. Dessen allgemeine Form zeichnet sich durch ein grundsätzliches Paradoxum aus: die Gleichzeitigkeit von wacher Ich-Rationalität (Zweiwertigkeit) und Zugang zu raum-zeitlosen Informationsfeldern/Intuition bzw. von willkürlichem Denken und unwillkürlichen Körperprozessen ("KörperDenken"; "Klartraum").
Bei der Frage einer gesellschaftshistorischen Transformation des zweiwertigen Bewußtseins zu einer komplexeren Form wäre u.a. auf zwei, durchaus dramatisch sich verändernde erdphysikalische Parameter hinzuweisen (vergl. F.Bludorf/G.Fosar). Meßtechnisch konnte festgestellt werden, daß 1. die Erdresonanzfrequenz - die (Eigen-)Frequenz zwischen Erde und Ionosphäre, die mit einem Wert von 7,83 Hertz auch mit dem menschlichen Gehirn (Traumschlaf) wechselwirkt - nicht nur ihre Intensität ändert, sondern auch sich selbst in eine höhere Frequenz wandelt. D.h. es gibt seit kurzem Anzeichen dafür, daß die physische Natur sich selbst transformiert und darauf das menschliche Gehirn - durch Prozesse der Neuorganisation - reagiert. 2. hat das Erdmagnetfeld heute nur noch 60% der Feldstärke wie jenes vor 2000 Jahren, wobei die Abnahme nicht linear, sondern aktuell beschleunigt erfolgt. Beide erdphysikalischen Prozesse begünstigen eine paradoxe Struktur des Gehirns und Bewußtseins.
In der Molekularbiologie haben russische Forscher auf der Ebene der Körperzellen festgestellt, daß die DNA Kommunikationskanäle bzw. "Kanäle für Hyper-kommunikation" bildet, durch die raum-zeitübergreifend Informationen fließen können. D.h. das DNA-Molekül wäre ein supraleitender Informationsspeicher, das über die materiell-genetische Information hinaus Daten zu speichern und auszusenden in der Lage ist (zit. n. F.Bludorf/G.Fosar). - In diesem Kontext fordern Bludorf/Fosar zurecht ein neues Forschungsgebiet zum Zusammenhang von "Gravitation, Genetik und Gruppen-bewußtsein" (eine neue Intelligenzform "Network Intelligence"). Fach-wissenschaftlich könnten so die Gegensätze von Soziologie und Psychologie, Durkheim`s rein sozial konstituierte "spirituelle Hyperkommunikation des Sozialen" (R.König) und Jung`s biologisch fundierte Seelensymbolik, in einer neuen Qualität interpretiert werden: das "Kollektivbewußtsein sui generis" bedarf als Resonanzfaktor einer Naturbasis, dem "transklassischen Es", und seelische Archteypen sind geistig und sozialkulturell konstituiert und lagern sich dann erst über molekulare Prozesse in die menschliche Biologie ab. Ebenso sollten historische Trennungen/Gegensätze wie "irreflexive" (Naturwissenschaft) und "reflexive" Erlebnisformen (Religion, Schöpfungsprozesse) oder personale und impersonale Auffassungen vom "Absoluten" (Osten/Westen) integrierend reflektiert werden. -
Letztlich wäre "Gesellschaft" dann als ein "universelles Netzwerk von Vermittlungen" (Günther) zu begreifen, in dem Individuen "aufeinander nicht rückführbare Einzelwelten" ("Universalkontexturen") bilden und einen "isolierten - keinem anderen zugänglichen - Platz der Wirklichkeit" besetzen. Dieser Ausblick setzt nicht nur eine Metamorphose des historischen "Menschseins" in einen "transklassischen Menschentyp" voraus, sondern auch neue technologisch fundierte Netzwerke.
Kurzbeschreibung:
Die Absicht der Forschungsprojektes besteht zusammengefaßt darin, die von Gotthard Günther entwickelte mehrwertige Reflexionsebene im Schnittpunkt von Naturwissenschaft/Logik und Philosophie auf aktuelle weltanschauliche und soziale Konfliktdynamiken zu beziehen und weiterzuentwickeln mit dem Ziel, eine produktive Distanz zu der fast übermächtigen "unendlichen Immanenz" des "gesellschaftlichen Imaginären" zu ermöglichen. In einer "neutralen Wahrnehmung" soll weiter aufgezeigt werden, was genauer unter "Tradition" (Günther) zu verstehen ist, und daß in gegenwärtigen, tiefgreifenden und langfristig wirkenden Prozessen jenseits der Tradition neue weltgeschichtliche Horizonte und ungeahnte Entwicklungschancen zu entdecken sind. Diese bedürfen allerdings einen neuen "historischen Willen" bzw. neue Willensabsichten.