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FU-N 1-2/2000 Titel Auf dem Weg in die Zukunft Christa Thoben ist neue Wissenschaftssenatorin
Ziel ist eine Freie Universität, die - durch Reduktion in den großen Fächern überschaubarer und persönlicher wird, aber deren breites Fächerspektrum erhalten bleibt, - das Prinzip einer engen Verbindung von Lehre und Forschung pflegt und dabei Ausbildung und Förderung des Nachwuchses als zentrales Anliegen auffasst, - sich in ihren Aktivitäten auf diesen Feldern stärker an Leistung orientiert, - ihre fachliche Exzellenz mit internationaler Offenheit und Attraktivität verbindet, - nach innen und außen Identifikation und Selbstbewusstsein vermittelt.
Zahlen, Daten und Fakten über die Freie Universität entnehmen Sie der Broschüre
Christa Thoben ist Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Eberhard Diepgen, hat Mitte Dezember die ehemalige stellvertretende Landesvorsitzende der CDU in Nordrhein-Westfalen, Christa Thoben, zur neuen Wissenschafts- und Kultursenatorin von Berlin berufen. Die Volkswirtin kennt Berlin in seinen Grundstrukturen. Als beamtete Staatssekretärin im Bundesbauministerium war Christa Thoben, seit 1970 Unions-Mitglied, für den Berlin-Umzug mitverantwortlich. Christa Thoben gilt als kompetente Fachfrau für Finanz- und Wirtschaftspolitik: 1990 wurde sie als erste Frau Hauptgeschäftsführerin der IHK in Münster. Seit 1990 ist sie im Präsidium der CDU in Deutschland. In der Wahl ihrer Staatssekretäre hat die 58-Jährige erste Akzente ihrer künftigen Kulturpolitik gesetzt, indem sie den ehemaligen Direktor der Deutschen Oper in Berlin, Alard von Rohr, und den Generalsekretär der Hochschulrektorenkonferenz, Josef Lange, zu ihren Staatssekretären machte. Bislang arbeitet sich die neue Senatorin noch in ihr neues Arbeitsgebiet ein und führt zahlreiche Gespräche: In der nächsten Ausgabe der FU-Nachrichten auch mit uns. fva |
Strategische Ziele für die Universität VON PETER GAEHTGENS Das Jahr 1999 hat vieles verändert, was die Entwicklung der Freien Universität in den kommenden Jahren nachhaltig beeinflussen wird: Die Teilgrundordnung trat in Kraft, die Neustrukturierung der Fachbereiche und des Bibliothekssystems wurde vollzogen, ein neues Präsidium gewählt, der Strukturplan dem Wissenschaftsrat zur Evaluation vorgelegt, ein Sollstellenplan entwickelt und die erste Runde von Zielvereinbarungsgesprächen mit den Fachbereichen wurde geführt. Ziel dieser Veränderungen ist es, Verkleinerung und Umgestaltung der Freien Universität zu bewältigen und den Leistungsanstieg der letzten Jahre fortzusetzen und auf alle Arbeitsbereiche auszuweiten. Die teilweise erheblichen Einschnitte sind notwendig, damit die FU in Zukunft unter den national wie international führenden Universitäten konkurrenzfähig bleiben kann: Denn der wachsende Wettbewerb um Anerkennung sowie öffentliche und private Mittel wird die Arbeitsbedingungen der Universitäten zunehmend bestimmen. In diesem Sinne sollten wir auch durch finanzielle Restriktionen erzwungenen Veränderungen als Chance zur Neugestaltung nutzen. Die Freie Universität kann dabei eine stetig steigende Leistungsbilanz nachweisen, die zusehends auch in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Allerdings führte der Umbau von Strukturen, der Abbau von Stellen in Verbindung mit finanziellen Einschränkungen hier und da zu Verunsicherung, Verärgerung und sogar Verweigerung. Nicht alles, was angedacht und mit hohem Tempo angelegt war, ließ sich realisieren, nicht alles wurde ausreichend vermittelt und verstanden. Umstrukturierungen brauchen Zeit. Unser Anliegen muss es sein, diese Neugestaltung zügig, gemeinsam und erfolgreich weiter zu verfolgen. Das Präsidium hat auf der Grundlage der mittelfristig durch die Hochschulverträge gesicherten Haushaltsentwicklung einige strategische Entwicklungsziele der FU für das Sommersemester definiert und wird diese mit dem Akademischen Senat und dann mit dem Kuratorium Anfang Mai diskutieren. Dazu gehören die Leitlinien zur Einführung neuer BA/MA-Studiengänge ebenso wie die Campus-Gestaltung des FU-Kerncampus und das US-Headquarter. In den nächsten Jahren wird eine erhebliche Zahl von Professor/innen in den Ruhestand treten. Nicht wenige der freiwerdenden Professuren werden abgebaut werden müssen, um die vorgegebenen Sollzahlen zu erreichen. Die übrigen der etwa 50 Neuberufungen bis Ende 2001 sollen die Chance zur inhaltlichen Weiterentwicklung der Fächer und zur Bildung neuer fachlicher Schwerpunkte eröffnen. Die Fachbereiche werden vor der nicht geringen Aufgabe stehen, ihre Überlegungen zu konkretisieren, die sich an der bisherigen Strukturplanung orientieren, aber auch andere strategische Ziele berücksichtigen. So bietet die bevorstehende "Pensionierungswelle" auch die Möglichkeit zur Neuentwicklung unseres internationalen Profils durch Berufungen von Professor/innen aus dem Ausland. Die Diskussion über eine Verkürzung der Studienzeiten und Internationalisierung der deutschen Hochschulabschlüsse konzentriert sich zunehmend auf die Frage nach der Einführung von BA- und MA-Studiengängen. Diese sollen die vorhandenen, klassischen Ausbildungswege entweder ergänzen oder sie vollständig ersetzen. In der bundesweiten BA-/MA-Diskussion wird versucht, auf diesem Wege Organisation und Struktur universitärer Studiengänge neu zu bestimmen. Die Frage nach der Qualität universitärer Ausbildung wird dabei zunehmend durch formale und administrative Regelungen in den Hintergrund gedrängt. Eine intensive Diskussion der denkbaren Varianten und die daraus resultierenden Konsequenzen wird an der FU noch in diesem Frühjahr zu führen sein, um nicht mit politischen Vorgaben konfrontiert zu werden, die den eigenen Entscheidungsspielraum einengen. Der Mangel an Investitionsmitteln in den vergangenen Jahren hat nicht nur beim allgemeinen Zustand der Gebäude und ihrer Ausstattung, sondern auch bei den modernen Kommunikationseinrichtungen einen Nachholbedarf erzeugt. Eine neue Telefonanlage wird derzeit installiert und Hörsäle und Seminarräume müssen dringlich mit moderner Technologie ausgestattet werden. Alle FU-Mitglieder werden gebeten, dem in den vergangenen Jahren eingerissenen Vandalismus aktiv entgegenzutreten. Gerade in Zeiten einer schwierigen Haushaltslage darf nachlässiger Umgang und Zerstörung von Einrichtungen, achtlose Verbreitung von Müll und Schmierereien nicht geduldet werden. Um den wissenschaftshistorisch bedeutsamen Standort Dahlem in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zurückzurufen, bedarf es einer Kampagne, zu der neben der zuständigen Bezirksverwaltung auch die Max-Planck-Gesellschaft, das Deutsch-Japanische Institut u.a. gewonnen werden sollten. Für die Stärkung der corporate identity in der FU ist es wichtig, die räumliche Zersiedelung soweit möglich abzubauen und die FU weitgehend in einem Kern-Campus zu konzentrieren. Ebenso wie die Sanierung von Rost- und Silberlaube und die dort geplante neue philologische Bibliothek von Norman Foster dient diesem Ziel auch der Versuch, das ehemalige US-Headquarter für die FU zu gewinnen. Derzeit stehen wir in Verhandlungen mit Senat und Bund, um eine finanziell realisierbare Übernahme des US-Headquarters zu erreichen, das dann saniert und gestalterisch in ein Universitätsgelände umgewandelt werden müsste. Die aktive Bearbeitung dieser strategischen Ziele wird wahrscheinlich dadurch behindert, dass die Empfehlungen des Wissenschaftsrates, aus denen sich die Notwendigkeit von Änderungen der Strukturpläne ergeben könnten, wohl erst Ende Mai vorliegen werden. Diese Verspätung beeinträchtigt neben der Entscheidung über die Wiederbesetzung von Professuren auch die Verhandlungen über die Verlängerung der Hochschulverträge. Obwohl eine frühzeitige Klärung der mittelfristigen Finanzspielräume nötig wäre, können die Verhandlungen über die Jahre 2003-2005 vielleicht erst 2001, stattfinden. Die Diskussion der Verwaltungsreform wurde 1999 vehement geführt. Wegen zu hoch geschraubter Erwartungen über Geschwindigkeit und Erfolg der Reorganisation sind Enttäuschungen nicht ausgeblieben: Insbesondere Reorganisation und Personalabbau in der ZUV wurde mit viel "Anteilnahme" diskutiert, wobei berücksichtigt werden muss, dass sich in der Verwaltung der Personalabbau über einen relativ langen Zeitraum erstrecken wird. Um in der Umsetzung von Reformvorhaben als Folge von übereilten Entscheidungen keine kostenträchtigen Überraschungen zu erleben, ist es angemessen, die weitere Planung und Umsetzung mit mehr Ruhe und gründlicher zu gestalten. Daher hat das Präsidium den Handlungsdruck durch Aufhebung des Zieldatums 1. Januar 2001 für die Einführung eines kaufmännischen Rechnungswesens entlastet. Zur künftigen Kosten-Leistungs-Rechnung wurde ein Beratungsprozess von einigen Wochen vorgesehen, an dem mit Unterstützung durch einen Unternehmensberater Personalvertretungen und Frauenbeauftragte teilnehmen und die externen Partner, d.h. zuständige Senatsverwaltungen und Rechnungshof einbezogen werden sollen. Währenddessen vollzieht sich der Vorgang der Personalplanung relativ zügig: Nach Abschluss der Erstellung einer Personalmanagementliste in den Fachbereichen wird nun deren schrittweiser Abbau stattfinden, wobei interne Umsetzungen sowie Um- und Weiterqualifizierungen ein sozialverträgliches Verfahren sicherstellen sollen. Dies erfordert von allen Beteiligten Flexibilität sowie die Bereitschaft, sich auf neue Arbeitssituationen und Anforderungen einzulassen hier sollte den jeweils Betroffenen für ihre Kooperation in einer für sie nicht nur einfachen Lage ausdrücklich gedankt werden. In schwierigen Zeiten ist die Identifikation mit der eigenen Universität wichtig, die das Gemeinschaftsgefühl stärken soll. Das Sommerfest am 7. Juli, der FU-Ball am 24. November, die zentralen Immatrikulationsfeiern am ersten Mittwoch jedes Semesters, der Gründungstag der FU (Ernst-Reuter-Tag) am 4. Dezember, aber auch hochkarätig besetzte Diskussions- und Vortragsveranstaltungen werden im Jahr 2000 wieder vorbereitet. Trotz der bislang manchmal geringen Resonanz sollen diese Unternehmungen das Gemeinschaftsgefühl der ganzen Universität fördern. Im Jahr 2000 werden unter dem Thema "Idee Europa" besondere zentrale und dezentrale Veranstaltungen stattfinden, die sich mit der Frage der Identität und Entwicklung Europas im neuen Jahrhundert beschäftigen werden Höhepunkt ist eine Europäische Studierendenkonferenz Ende November. Die hier aufgelisteten Vorhaben stellen nur einen Ausschnitt der vielen Aufgaben des neuen Jahres dar. Auf der Ebene der Fachbereiche und Institute werden den Alltag Kernaufgaben von Lehre und Forschung dominieren. In der Bewältigung dieser Kernaufgaben konkretisiert sich jedoch erst die wirkliche Leistung der FU, für die die oben beschrieben strategischen Ziele den Rahmen abstecken und die Bedeutung der FU in Zukunft sichern wird. Foto: Ausserhofer |
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